62 Tage unter den Yankees: oder Das Land der freien Ellenbogen
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About this ebook
In besonders humorvoller Weise beschreibt er in seinen Reiseerlebnissen sehr treffend und scharfsinnig Land und Leute, seine Richtertätigkeit und diverse Jagdabenteuer.
Ein großer Bildband, der über viele Jahrzehnte in einem unbenutzten Zimmer des Schlosses der Familie vergessen schlummerte, wurde vor einigen Monaten wiederentdeckt. In dem Fotoalbum befinden sich zahlreiche Bilder, die die Reise in die Vereinigten Staaten im Jahr 1893 beschreiben.
So entstand die Idee, das Ursprungsbuch zusammenzufassen und den Text um diese Fotos anzureichern. Das nun vorliegende Büchlein soll den Leser jedoch nicht davon abhalten, das Original zu lesen. Dort findet sich noch eine Fülle interessanter Informationen und amüsanter Erzählungen.
Nikolaus Graf Adelmann
Nikolaus Graf Adelmann, Jahrgang 1949, ist studierter Betriebswirt und pensionierter Bundeswehrangehöriger. Mit seiner Familie lebt er im Schloss der Familie am Rande der Schwäbischen Alb. Findet man ihn einmal nicht bei der Pflege seiner Rosen im barocken Heckengarten, so schreibt er gerade über familien- oder ortsgeschichtliche Themen.
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Book preview
62 Tage unter den Yankees - Nikolaus Graf Adelmann
„62 Tage unter den Yankees¹ hat mein Urgroßvater Heinrich Graf Adelmann von Adelmannsfelden seine Reiseerlebnisse überschrieben – typisch für ihn, dass er keinen trockenen Titel wie beispielsweise „Meine Erfahrungen als Preisrichter in der landwirtschaftlichen Juryabteilung bei der Weltausstellung in Chicago 1893
gewählt hatte. Heinrich war nicht nur ein vielseitig gebildeter und musisch talentierter Mann, sondern auch eine sehr humorvolle Persönlichkeit. Zur Verdeutlichung zwei kleine Geschichten²:
Unter einer Decke
(Vor der Hochzeit des Königs von Portugal mit der Prinzessin von Hohenzollern)
Heinrich war als Hofkammerpräsident des Fürsten von Hohenzollern der Königin Amalie von Portugal zugeteilt. Im Wagen der Königin wollte er sich gegenüber setzen, doch sie bat ihn neben sich und deckte ihn auch mit ihrer Decke zu, worauf er sagte: „Es ist das erste Mal, dass ich mit einer Königin unter einer Decke stecke."
Schwäbischer Unsinn
(Als Centrums Abgeordneter des Reichstages)
Als Centrums Redner hatte Heinrich eine große Anhängerschaft. Einer seiner Leitsätze war „wenn ich gescheit rede, habe ich keinen Erfolg, schwätze ich schwäbischen Unsinn, dann steht alles hinter mir".
Das ursprüngliche Werk „62 Tage unter den Yankees gibt es immer noch im antiquarischen Handel. Das Büchlein, das Sie jetzt in Händen halten, ist eine Kurzbeschreibung des Originals, ergänzt um Fotos eines großen Bildbandes „Amerika 1893
und des Internets. Zitate habe ich als solche gekennzeichnet; allerdings habe ich den Text, wo möglich, an die heutigen Sprachregeln angepasst.
Hohenstadt, im Juli 2016.
¹ Heinrich Graf Adelmann: „62 Tage unter den Yankees", Verlag von Strecker und Moser, Stuttgart 1894.
² Josef Anselm Graf Adelmann, Freiherr v. Hake: „Erzähltes zum Weitererzählen", Stuttgart im Dezember 1997.
Mein Urgroßvater Heinrich Graf Adelmann war im Auftrag des Deutschen Reichs Preisrichter für Landwirtschaft bei der Weltausstellung 1893 in Chicago. Über seine Erlebnisse schrieb er das Büchlein „62 Tage unter den Yankees". Es ist sehr amüsant zu lesen. Wir haben noch einige Exemplare auf dem Speicher liegen.
Am 2. Juli 1893 verließ er Sigmaringen in Richtung Amerika, in der Tasche einen württembergischen Ministerialpass, einen Kreditbrief auf die Union National Bank of Chicago und eine mit Dollar gefüllte Brieftasche. Sein Problem waren die englische Sprache und die unzureichenden Kenntnisse über die Vereinigten Staaten. Er bereitet sich auf die Reise umfangreich vor und schreibt unter anderem im Mai einen Brief an einen Franz König nach New York mit einem ganzen Bündel an Fragen zu Sprachkenntnissen, Unterkunft, Bezahlung, Lebenshaltungskosten und ähnlichem. Dieser antwortet ihm am 25. Juni sehr ausführlich. Allerdings hat Heinrich diesen Brief erst nach seiner Rückkehr nach Deutschland erhalten.
Heinrich Graf Adelmann v. Adelmannsfelden 1893.
Auszug aus dem 14-seitigen Brief von Franz König an Heinrich Graf Adelmann.
Zu Beginn seiner Reiseerlebnisse schreibt Heinrich:
„Als unverfälschter ehemaliger deutscher Gymnasiast konnte ich natürlich kein Wort Englisch. Meinen geschichtlich geographischen Kenntnissen über die Neue Welt, welche sich im Wesentlichen auf die Lektüre von Coopers ‚Lederstrumpf‘ zurückführen ließen, half ich während der Fahrt nach Bremen durch fleißiges Studium in dem soeben zum ersten Mal erschienenen ‚Baedecker‘…eilends nach…"
In Bremerhaven beginnt die Reise am 4. Juli 1893 mit dem Schnelldampfer „Spree".
Kapitän Wilhelm Willigerod des Norddeutschen Lloyd fährt
zum 200. Mal nach New York. 595 Passagiere sind an Bord der „Spree".
Die Atlantiküberquerung erfolgte mit dem Schnelldampfer „Spree".
Weserzeitung vom 3. Juli 1893.
In der Weserzeitung vom 3. Juli 1893 werden die deutschen Juroren und Reichskommissare der Weltausstellung in Chicago aufgezählt. Auf der nachstehenden Fotografie fehlen allerdings vier Personen: Prof. Hermann Fischer, Hannover; Bergwerksdirektor E. Gelhorn, Laurahütte; Prof. Dr. Imelmann, Berlin; Dr. Wilhelm Körner, Professor an der königlichen Kriegsakademie Groß-Liechterfelde, Berlin.
So sah die Passage der „Spree" nach New York aus.
Die Spree – Huronen³.
Vordere Reihe v.l.n.r.: Prof. Dr. J. Rein, Bonn; Geh. Hofrat Prof. Dr. Engler, Karlsruhe; Geheimer Baurat Johann Fülscher, Kiel, Erbauer des Ostseekanals; Prof. Freiherr H. v. Schmidt, München; Direktor A. Haarmann, Osnabrück, Heinrichs Kajüten-Genosse.
Hintere Reihe v.l.n.r.: Baurat Dr. R. Ulbricht, Dresden; Ingenieur B. Pensky, Berlin; Prof. Dr. F. Gieseler, Poppelsdorf; Fürstl. Hohenz. Hofkammerpräsident Heinrich Graf Adelmann von Adelmannsfelden, Sigmaringen; Prof. R. Stribeck, Dresden, geborener Stuttgarter; Wasserbauinspektor Nicolaus Scholer, Königsförde bei Kiel; Dr. A. Westphal Berlin; Prof. Carl Busley, Kiel, aus Schottland stammend.
„Mein Kajütengenosse Direktor A. Haarmann erzählte massenhaft Geschichten. Die Juroren auf der ‚Spree‘ sind meist Professoren und gelehrte Herren; ich komme mir darunter vor wie ein weißer Rabe…Wir gingen bis 10 Uhr (22 Uhr, Anm.d.V.) spazieren und dann beschloss vorzüglicher Teepunsch, ein ebenso gutes als wirksames, friesisches Nationalgetränk, vom Geh. Baurat J. Fülscher von Kiel, dem Erbauer des Ostseekanals, gebraut, diesen ersten, wahrhaft herrlichen Tag."
Aus den Aufzeichnungen und Fotografien des Bildbandes „Amerika 1893 geht im Übrigen auch hervor, dass sich unter den Schiffspassagieren Herzog Karl von Urach befand, allerdings verzeichnet mit seinem Alias-Namen „Neuffen
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