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Freunde zu fragen. Er wollte den freundlichen Mann nicht dachte an seine alten Freunde.

Waren das Freunde,


mit seinen Problemen belästigen. wenn sie ihn so schnell verließen?
Er stand in der Warteschlange beim Pausenbä- Als er den Schulgong hörte fuhr er zusammen, Mit Freunden geht man durch Dick und Dünn,
cker. Irgendwie fühlte er sich unwohl. Hinter und schnappte sich die Butterbrezel und rannte zum dachte er und versuchte die Tränen, die ihm ka-
vor ihm hörte er aufgeregtes Getuschel. Schulgebäude. Er hörte auch nicht, als der Bäcker men, zu unterdrücken. Er schluckte schwer. Ein
Reden die über mich, fragte er sich. Mit gesenk- ihm hinterher rief: „Hee, Kleiner! Dein Wechsel- Kloß saß in seinem Hals. Er verfolgte den Unter-
tem Blick stand er da und merkte auch nicht, wie geld!“ Der Bäcker schüttelte den Kopf. „Irgendet- richt wie durch einen Schleier. Er hörte der Lehre-
sich andere an ihm vorbei drängten. Er wagte einen was stimmt mit dem Kind nicht. Es kam mir früher rin zwar zu, konnte aber nicht registrieren was ge-
Augenblick aufzuschauen. Schon sah er grinsende viel fröhlicher vor. Aber das ist ja nicht meine Sa- sprochen wurde.
Gesichter um sich herum, die, als er sich umschau- che. Sollen doch die Lehrer mit ihren Rackern fertig Nach dem Unterricht stand er langsam auf. Ihm
te, wieder zu flüstern begannen. werden.“, brummelte er in seinen Bart. kam es so vor, als würde der Kloß im Hals immer
Ich weiß gar nicht was die haben, dachte er. Er Außer Atem kam er vor seinem Klassenzimmer dicker werden. Noch bevor er sich versah war er al-
verstand die Welt nicht mehr. an, hielt kurz inne und öffnete dann bedächtig die leine im Klassenzimmer. Zögernd packte er seine
Sogar seine besten Freunde, oder die, die es ein- Klassenzimmertür. Die Klasse verstummte, als er in Sachen zusammen und machte sich auf den Nach-
mal waren, mieden ihn seit Anfang der letzten Wo- der Tür stand. Ohne dass er auf sah, spürte er die hauseweg. Tränen rollten ihm über die Wangen, als
che. Wenn er sie ansprach, taten sie, als wäre er gar Blicke der anderen, als er durch die Tischreihen zu er sah, dass er alleine gehen musste.
nicht da. Es war ihnen unangenehm, wenn er mit seinem Platz in der vorletzten Reihe ging. Er schob Wer wartet schon auf mich? Es mag mich keiner
ihnen reden wollte, das spürte er genau. Und so sich auf seinen Stuhl und blickte nach vorn. Die mehr, dachte er unglücklich und ging bedrückt den
wollte er sie nicht in Verlegenheit bringen und ließ Lehrerin war noch nicht da. Eine Zeit lang schaute Weg entlang.
seine ehemals besten Freunde in Ruhe. er sich ängstlich um. Gequält von den Gedanken kam er schließlich an
Er schaute auf. Er stand alleine auf dem Pausen- Die haben bestimmt über mich geredet, vorhin seiner Straße an. Plötzlich legte sich ein Schatten
hof vor dem Bäckerstand. Alle anderen waren als ich zur Tür rein kam. Sonst wären sie nicht über sein Gesicht. Er schaute auf und erkannte
schon in das Schulgebäude gegangen. Erschrocken gleich still geworden, dachte er. Neben ihm stand einen seiner alten Freunde.
schaute er auf die Armbanduhr. ein leerer Stuhl. Er saß seit kurzem alleine am „Mensch, du weinst ja!“, hörte er.
Noch fünf Minuten bis zum Gong, dachte er. Tisch. Die anderen mieden ihn. „Wollen wir wieder Freunde sein? Dann kann ich
Sein Blick blieb an der Armbanduhr hängen. Es war Er seufzte leise, als er den leeren Stuhl sah, dir auch erzählen, was man dir vorgeworfen hat.
ein Geschenk von seinen besten Freunden. Damals beugte sich dann zu seiner Tasche und legte die Aber es hat ja nicht gestimmt.“ Glücklich schaute er
hatten sie alle Geld zusammengelegt um ihm zum Schulhefte fein säuberlich auf den Tisch. in das fröhliche Gesicht vor ihm und sagte dann:
Geburtstag diese Uhr, die er sich schon so lange ge- Als die Stunde begann, versuchte er dem Unter- „Gerne!“
wünscht hatte, kaufen zu können. Er seufzte. richtsverlauf zu folgen. Aber er konnte sich nicht Doch bei sich dachte er: Freunde? Wegen einem
„Na, Kleiner? Möchtest du Wurzeln schlagen, recht konzentrieren, weil er ständig mit den Gedan- Gerücht lässt man doch keine Freunde im Stich!
oder doch noch etwas kaufen?“ ken abschweifte. Er fragte sich andauernd, was er Sind wir wirklich Freunde? Oder werden wir wirk-
Erschrocken sah er nach oben. Er schaute in das getan haben mochte, dass alle ihm auswichen. lich Freunde? Er zweifelte an der Bedeutung des
Gesicht des freundlichen Bäckers. Erleichtert, dass Mit seinen Eltern hatte er noch nicht geredet. Wortes ‚Freund’. Doch zum Hinterfragen war er zu
es niemand anderes war, sagte er schüchtern: „Eine Die würden sowieso nur sagen, dass es größere Pro- erschöpft.
Butterbrezel, bitte.“ bleme gäbe als seines. Er müsse damit selber fertig
Er zahlte und bekam seine Butterbrezel. Einen Au- werden. Andere hätten das auch geschafft. Er solle
genblick zögerte er. Sollte er vielleicht den Bäcker nur immer gute Noten nach Hause bringen. Das
fragen, was hier los war? Er müsste es doch wissen, hatte er bisher auch gemacht.
wenn die anderen vor dem Bäckerstand davon Aber wie sollte man sich auf den Unterricht kon-
sprachen. zentrieren, wenn man sich plötzlich so alleine fühlt,
„Na? Doch noch einen Wunsch?“ Er schüttelte den als wäre kein anderer Mensch mehr auf der Welt,
Kopf und entschied sich dem Bäcker nicht danach außer man selbst, fragte er sich in Gedanken. Er
hing wieder seinen traurigen Gedanken nach. Er

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