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Anekdoten und Sprüche aus dem

Schach
Inhaltsverzeichnis

Die Geschichte des Schachspiels.................................................. 5

Anekdoten ................................................................................... 8
Sie sind noch zu jung! .............................................................. 8
Schriftsteller und Schach.......................................................... 8
"So ein kurzer Zug!".................................................................. 8
Lasker ..................................................................................... 9
Sportberichterstattung .............................................................. 9
Tartakowa.............................................................................. 10
Carl Carls .............................................................................. 10
Sämisch in Zeitnot 1............................................................... 10
Sämisch in Zeitnot 2............................................................... 11
Sämisch und das Geld............................................................ 11
Das Verhalten der Verlierer..................................................... 12
eben deswegen...................................................................... 12
Wer gewinnt?......................................................................... 13
Remis?.................................................................................. 14
en passant ............................................................................. 15
Richard Wagner ..................................................................... 15
ein unerwarteter Erfolg ........................................................... 16
Schachspieler als Beruf .......................................................... 17
Selbstbewußtsein ................................................................... 18
der Verzweiflungszug ............................................................. 18
Der Schlaf des Gerechten ....................................................... 19
Er bedrohte ihn mit Rauchen................................................... 20
Nimzowitsch .......................................................................... 20
Tal ........................................................................................ 20
Fischer .................................................................................. 21
Rellstab ................................................................................. 21
Doppelbauer .......................................................................... 21
Bogoljubow............................................................................ 22
Marco.................................................................................... 22
Hübner .................................................................................. 22
Liebe zum Schachspiel ........................................................... 22
Tartakower ............................................................................ 23
Simultan mit Aljechin .............................................................. 23
Matt in vier ............................................................................. 23
Simultanrekord....................................................................... 23
Schach und Spiritismus .......................................................... 23
Klarer Kopf ............................................................................ 24
Babygeschrei ......................................................................... 24
Niemals gewonnen ................................................................. 24
Noch etwas lernen.................................................................. 25
Tarrasch................................................................................ 25
Rubinstein ............................................................................. 25
Matt in drei............................................................................. 25
Flohr...................................................................................... 26
J'adoube................................................................................ 26
Fernschach............................................................................ 26
Reshewsky ............................................................................ 26
Remis.................................................................................... 27
Zeitüberschreitung.................................................................. 27
Bei der ersten Weltmeisterschaft ............................................. 28
Mein System.......................................................................... 28
Spielen Sie noch Schach ........................................................ 29
Das kürzeste Schachspiel....................................................... 29
Die Zigarren des Weltmeisters ................................................ 30
Aljechin an der Himmelspforte................................................. 31
Achte auf deine Dame! ........................................................... 31
Salve!.................................................................................... 31
Konkurrenzlos ........................................................................ 32
Paris bei Nacht....................................................................... 32
Um keine Ausrede verlegen.................................................... 33
Schach, ja - Skat, nein............................................................ 33
Gefährliche Leidenschaft ........................................................ 33
Zu viel Entgegenkommen ....................................................... 34
Der Gedächtniskünstler .......................................................... 34
Ein Gedenkstein für Johannes Hermann Zukertort.................... 35
Unfair! ................................................................................... 35
Die Seitenspringer.................................................................. 35
Die Zerstreutheit der Schachspieler ......................................... 36

Sprüche..................................................................................... 37

Bobby Fischer - Eine Auswahl seiner besten Sprüche .................. 42

Vom Aufgeben ........................................................................... 44

Wußten Sie schon, daß .............................................................. 44

Murphys Gesetz für den Schachspieler........................................ 47


Weil Schach das edelste Spiel ist und im Vergleich zu anderen
Spielen die größte Meisterschaft erfordert, wollen wir vor allem vom
Schach erzählen.

König Alfons der Weiße Sevilla anno 1283

Die Geschichte des Schachspiels

Wann entstand eigentlich das Schachspiel?

Lange Zeit wurde die Ansicht vertreten, daß dies gegen Ende des 5.
oder zu Beginn des 6. Jahrhunderts n. Chr. der Fall war. Jedoch hat
eine Expedition in Usbekistan, bei der zwei Elfenbeinfigürchen
gefunden wurden, Zweifel an dieser Theorie aufkommen lassen,
denn einige Fachleute sind der Meinung, daß es sich hier um
Schachfiguren handelt, die sich der Periode des kuschanischen
Kaisers Huwischke (2.Jh. n.Chr.) zuordnen lassen.

Populär wurde das Schachspiel Mitte des 6. Jahrhunderts in Indien,


das sich durch zahlreiche Legenden der alten indischen Literatur
belegen läßt, von denen eine hier wiedergegeben wird.

Der König und der Weise

Ein habgieriger und grausamer König, der viele Länder erobert und
an sich gerissen hatte, dünkte sich als der mächtigste Eroberer.
Deshalb geriet er in Zorn, als ihm die Worte eines armen Weisen zu
Ohren kamen, daß ein König ohne sein Volk nicht einen Sieg
erringen könnte. Der König befahl den Weisen in seinen Palast und
verkündete ihm: "Wenn Du Deine Worte nicht beweisen kannst,
wirst Du hingerichtet. Eine Nacht sei Dir zum Überlegen gegönnt."

Der Beweis für seine Behauptung gereichte dem Weisen zur Ehre:
Er überbrachte dem König ein originelles Spiel, das Schachspiel,
dessen Regeln überzeugend darlegen, daß ein König ohne Hilfe
seiner Figuren (das Volk) keine Partie zu gewinnen vermag.

Dem König gefiel das Schachspiel so, daß er dem Erfinder


vorschlug, sich eine Belohnung zu wünschen. Wie verwundert war
er allerdings, als der Weise weder Gold noch Edelsteine haben
wollte, sondern lediglich Weizenkörner ! Genauer gesagt, der Weise
verlangte ein Weizenkorn auf das erste Schlachtfeld, zwei auf das
zweite, vier auf das dritte, acht auf das vierte und so fortlaufend
immer das Doppelte an Weizenkörnern.

Der König glaubte, einige Säcke Weizen würden reichen und befahl
seinen Dienern, die geforderte Weizenmenge auszurechnen. Es
stellte sich jedoch heraus, daß eine solche Menge nicht vorhanden
war, selbst wenn die Ernte der ganzen Welt zur Verfügung stünde.
So war, wie die Legende schließt, der hochmütige Herrscher
wiederum beschämt.

• Bald verkündete aber der Vorsteher seiner Kornkammer, daß es


soviele Weizenkörner nicht gebe - 18.446.744.073.709.551.615
Körner ( 18 Trillionen, 446 Billiarden, 744 Billionen, 73
Milliarden, 709 Millionen, 551 Tausend, 615).

• Um solch eine Menge überhaupt transportieren zu können,


benötigt man soviele Transporter, daß diese - hintereinander
aufgestellt - 231.666 mal um die Erde reichen.

• Jene Körnermenge reichen auch - nach Berechnungen des


englischen Mathematikers Lodge, um damit ganz England bis zu
einer Höhe von zehn Metern zu bedecken.

• Folgendes beeindruckendes Beispiel beschrieb W. Haas in der


Zeitschrift “Rochade” im August 1982:

“Ein Güterzug mit allen Körner, der mit 80 km/h d. h. mit 2


Waggons pro Sekunde an uns vorbeiführe, jeder einzelne mit 20
Tonnen Weizen beladen, bräuchte dazu 730 Jahre!”

Zuerst trug das Schachspiel in Indien den Namen Tschaturanga und


hatte mit dem heutigen Schach wenig zu tun. Die Spielidee bestand
nicht im Mattsetzen des Königs, sondern in der Vernichtung der
Streitkräfte der Gegner. Dabei wurde ein Würfel eingesetzt und die
Züge entsprechend der Anzahl der geworfenen Augen ausgeführt.
Das Tschaturanga drang in der Folgezeit nach Mittelasien und in
den Iran vor.

Zu Beginn des 7. Jahrhunderts entwickelte sich aus dem


Tschaturanga das Schatrandsch. Nun gab es ein Spiel für zwei
Personen, das äußerlich dem heutigen Schach sehr ähnlich war,
jedoch andere Regeln zugrunde legte. Der Spielausgang wurde jetzt
nicht mehr vom Zufall des Würfels bestimmt, sondern von der Logik
und der Erfindungsgabe des Spielers.

Mit der Eroberung des Irans durch die Araber sowie mit dem Aufbau
eines starken arabischen Kalifates, war die Weiterentwicklung des
Schatrandsch auch in anderen Ländern gegeben.

Das Schachspiel kam wahrscheinlich im 9. Jh. nach Europa,


nachdem die Araber in Südspanien das Kalifat von Cordoba errichtet
hatten. Nach Rußland kam das Spiel unmittelbar vom Osten her im
8.-9. Jh.

Ab dem 13. Jh. wurde durch neue Regeln versucht, das Schachspiel
schneller und dynamischer zu gestalten, so durften z.B. die Bauern
von ihrer Ausgangsreihe aus nun auch einen Doppelschritt
vornehmen. Die fast endgültige heutige Form erhielt das
Schachspiel im 16. Jh., als man begann, die Rochade anzuwenden.

Die ersten historischen Dokumente, die für das moderne


Schachspiel von Bedeutung waren, sind zwei Handschriften aus
dem 15.Jh. und das Buch von Lucena, das gegen Ende des 15.Jh.
in Salamanca in Spanien entstand. Das erste Werk, in dem den
Eröffnungen große Beachtung geschenkt wird, ist "Das Buch von
der Erfindungsgabe und der Spielkunst im Schach", das vom
spanischen Pater Ruy Lopez 1561 verfaßt wurde. In den folgenden
Jahrhunderten wurde die stufenweise Erörterung der strategischen
und taktischen Probleme im Schach immer weitreichender. In
zahlreichen Sprachen erschienen immer mehr Bücher, die sich
damit auseinandersetzten.

Von großer Bedeutung für die Entwicklung des Schachspiels war


das Werk des berühmten französischen Schachspielers Francois
André Philidor (1726-1795) "Die Analyse des Schachspiels". Philidor
ging die Schachtheorie auf neuen Wegen an, er betrachtete die
Bauern als die Seele des Spiels. Nur sie lassen Angriff und
Verteidigung entstehen, ihre Position entscheidet das Schicksal des
Spiels.
Der erste Weltmeister im Schach war Wilhelm Steinitz. 1886 wurde
er in einem großen Match mit Johann Zukertort zum Weltmeister
erklärt. Im Jahre 1894 gewann Emanuel Lasker den
Weltmeisterschaftskampf gegen Steinitz und wurde damit der zweite
Schachweltmeister. Diesen Titel behielt er über 27 Jahre ehe er ihn
1921 an Jose Raul Capablanca weiterreichen mußte.

Inzwischen gibt es 13 Schachweltmeister und es läßt sich sagen,


daß jeder Titelträger aufgrund seines individuellen Spielstils
triumphiert hat. Wer die Partien dieser Spieler einmal gesehen hat,
kann das leicht feststellen.

Das Schachspiel hat in den letzten Jahren sehr stark an Popularität


gewonnen. Über Weltmeisterschaften, Olympiaden und große
Turniere wird in den Medien mehr denn je berichtet, wobei das
Internet als das modernste Instrument seine Anwendung findet.
Auch die Wettkämpfe zwischen dem Computer Deep Blue und dem
Menschen Kasparow standen ganz oben im Interesse des
Publikums.

Anekdoten

Sie sind noch zu jung!

Beim internationalen Turnier 1914 in Petersburg gewann der 72


jährige Großmeister James Harry Blackburne gegen den
sechzigjährigen Isidor Gunsberg. "Sie sind noch zu jung um mit mir
zu spielen." sagte Blackburne darauf scherzhaft zu seinem Partner.

Schriftsteller und Schach

"Was soll ich Ihnen zu Ehren spielen?" wurde Georg Bernhard Shaw
einmal von einem Orchesterdirigenten im Restaurant gefragt. " Es
wäre mir am liebsten, wenn Sie mit mir eine Partie Schach spielen
würden." antwortete der Spötter Shaw.

"So ein kurzer Zug!"

Wilfried Paulsen (1828-1901), der Bruder des berühmten


Schachmeisters Louis Paulsen war von Beruf Landwirt und ein
bekannter Kartoffelzüchter. Doch auch vom königlichen Spiel
verstand er so einiges und stand seinem Bruder im Können wohl nur
um weniges nach. Beim Turnier in Aachen 1868 spielte er auch
gegen Zukertort. In der Art eines bedächtigen Landmannes
überlegte er in Ruhe seine Züge, während sich der
temperamentvolle Gegner unters Publikum mischte und angeregt
mit einer reizenden jungen Dame unterhielt. Paulsen aber saß
regungslos, wie aus Stein gemeißelt am Brett. Endlich, nach 70
Minuten, "erwachte" er und führte zögernd den Zug Dd1-e2 aus.
Worauf besagte Dame spontan rief: "Mein Gott ist das ein närrisches
Spiel! Erst überlegen Sie wer weiß wie lange, dann machen Sie so
einen kurzen Zug."

Lasker

Im Frühjahr 1895 hielt Emanuel Lasker in London Vorlesungen über


das Schachspiel. Einmal wurde er von einem jungen Zuhörer
gebeten, ihm doch ein paar Tips zum Zweispringerspiel zu geben.
Lasker zeigte ihm rasch einige aktuelle Varianten. Sein Partner hörte
ihm geduldig zu. Als Lasker zum Schluß gekommen war und ihn
fragte, ob er sich nun einigermaßen auskenne mit dem
Zweispringerspiel im Nachzuge, schüttelte der andere betrübt den
Kopf und erwiderte: "Sie meinen ein ganz anderes Zweispringerspiel
als ich. Meister Blackburne spielt hin und wieder gegen mich. Dabei
gibt er mir seine beiden Springer vor, und ich komme einfach nicht
an, gegen seine verflixte Eröffnung!"

Sportberichterstattung

Der Hamburger Meisterspieler Paul Krüger (1871-1939) nahm in den


zwanziger Jahren an einem kleinen Lokalturnier teil und wurde vom
Reporter des Kreisblattes interviewt. Es stellte sich heraus, daß der
Mann von der schreibenden Zunft nicht die leiseste Ahnung von
Schach besaß, und Krüger ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen,
ihn kräftig zu veräppeln. Am nächsten Tag lasen die erstaunten
Abonnenten des Blättchens: "Die spannendste Partie der gestrigen
Runde wurde zwischen dem Hamburger Meister Krüger und
unserem Spitzenspieler M. ausgetragen. M. eröffnete als
Anziehender diesmal mit den schwarzen Steinen. Der Gast parierte
mit der gefürchteten Königstigervariante des Damenspiels, und es
gelang ihm, den König frühzeitig ins Spiel zu bringen. In einer Serie
kraftvoller Züge griff der weiße König die schwarze Dame an, jagte
sie über das Schachbrett und lockte sie schließlich in eine tödliche
Falle!"

Tartakowa

Savielly Tartakower (1887-1956), promovierter Jurist von Beruf,


Schachmeister aus Berufung, gab einst in Wien eine
Simultanvorstellung. Dabei passierte es, daß er einen simplen
Figurenverlust übersah. Als er das Malheur überdachte, trat der
Kellner heran und servierte seinem Gegner einen Kaffee, den der
geistesabwesende Großmeister im Handumdrehen austrank. Sein
Kontrahent ärgerte sich so sehr darüber, daß er seinerseits einen
Offizier einbüßte. Zum Verlauf dieser Partie befragt, erklärte
Tartakower: "Zuerst stellte ich eine Figur ein, dann mein Gegner
einen Kaffee, und dieses Handicap war für ihn zu groß!'

Carl Carls

Der starke Bremer Meister Carl Carls (1880-1958) eröffnete mit den
weißen Steinen stets mit 1.c4. Das war so sicher wie das Amen in
der Kirche und in Deutschland hieß die Eröffnung mit 1.c4 deshalb
auch lange Zeit Bremer Eröffnung. Eines Tages setzte er sich zu
einem Mannschaftskampf ans Brett, griff mit Schwung nach dem c-
Bauer und mit einem Ruck flog die Spielplane in die Luft und die
darauf befindlichen Figuren quer durch den Turniersaal - mit
Ausnahme des c-Bauern. Seine Mannschaftskollegen hatten in der
Nacht diesen am Brett von Carls mit starkem Klebstoff festgeklebt.

Sämisch in Zeitnot 1

Fritz Sämisch (1896-1975), der respektable Großmeister, der fast in


jeder Turnierpartie in Zeitnot zu geraten pflegte, sollte in einer
norddeutschen Kleinstadt eine Simultanvorstellung geben. Als er
schließlich mit einiger Verspätung im Spielsaal eintraf, war seine
Kleidung ziemlich derangiert und sein Gesicht wies frische
Hautabschürfungen auf. "Um Gottes willen, was ist denn passiert?"
wurde er von seinen Schachfreunden gefragt, die ihn sofort
umringten. "Ach", meinte Sämisch, "ich war etwas spät dran und lief
in Eile über die Straße, da hat mich ein Motorradfahrer erwischt!' Da
kam eine vorwitzige Stimme aus der Runde: "Also wieder die leidige
Zeitnot!"
Sämisch in Zeitnot 2

Bei einem Turnier spielte Tröger gegen Sämisch, Sämisch


überschritt die Zeit, merkte es nicht und brütete weiter über der
Stellung. Tröger bat den Schiedsrichter "aus journalistischem
Interesse", Sämisch nicht zu stören. Er wollte herausfinden, wie
lange es dauern würde, bis er seine Zeitüberschreitung bemerkte.
Es dauerte. Endlich, nach nicht weniger als 40 Minuten blickte
Sämisch hoch, schaute auf die Uhr und reichte die Hand zur
Gratulation.

Sämisch und das Geld

Nach dem Krieg hatte Sämisch, ein Lebenskünstler ohnegleichen,


was nichts anders meint, als daß er auch mit weniger als nichts
seinen Lebensunterhalt zu bestreiten wusste oder musste, ein
bescheidenes Auskommen als Schachprofi, indem er Partien in
einem Mannschaftswettbewerb gegen Geld bestritt. Bezahlt wurde
er pro Zug und sofort. Das heißt: Nach jedem Zug bekam er eine
Mark. Der Manschaftsführer saß neben ihm und legte tatsächlich
nach jedem von Sämisch gemachten Zug eine Münze auf den Tisch.
Irgendwann ging dem Zahlmeister das Münzgeld aus. Und Sämisch
zog nicht mehr. Eiligst konnte ein Schein gewechselt, der letzte Zug
abgegolten werden. Und als die Münze den kleinen Stapel
vergrößerte, erwachte der Meister und machte seinen nächsten Zug.
Das Verhalten der Verlierer

"Da haben wir, was vielen zur Leitschnur dienen mag, den Bericht
von dem Zweikampf des gefürchteten Kaffehausspelers Burletzki
überliefert bekommen, der, es soll im Jahre 1908 gewesen sein,
aber die Erinnerung daran will nicht verblassen, mit dem
süddeutschen Meister Köhnlein einen Wettkampf auf 6
Gewinnpartien ausmachte. Er ging mit starkem Selbstvertrauen und
Ichgefühl (das -ch- sprach er mit lautem Gaumenlaut aus) in den
Kampf, aber die erste Partie gewann Köhnlein.

Burletzki: Ich habe einen dummen Fehler gemacht.

Die zweite Partie gewann Köhnlein.

Burletzki: Alle Partien kann man nicht gewinnen.

Die dritte Partie gewann Köhnlein.

Burletzki: Ich bin heute nicht in guter Form.

Die vierte Partie gewann Köhnlein.

Burletzki: Er spielt nicht schlecht.

Die fünfte Partie gewann Köhnlein.

Burletzki: Ich habe ihn unterschätzt.

Die sechste Partie gewann Köhnlein.

Burletzki: Ich glaube, er ist mir ebenbürtig."

(Beheim-Schwarzbach: Lobrede auf die Besiegten, in Knaurs


Schachbuch)

eben deswegen

Als der damalige Weltmeister Aljechin bei einem Spaziergang in


Paris ein kleines Café betrat, um dort eine Erfrischung
einzunehmen, bemerkte er, daß im selben Raum Schach gespielt
wurde. Nach einer Weile wurde er von einem Herrn gebeten, mit ihm
doch eine Partie Schach zu spielen. Der Weltmeister willigte ein, die
Gegner setzten sich daraufhin an einen Tisch und stellten die
Figuren auf.

“Ich gebe Ihnen einen Turm vor”, sagte der Weltmeister.

Leicht entrüstet erwiderte sein Kontrahent: “Aber wieso denn? Sie


kennen mich doch überhaupt nicht.”

“Eben deswegen!” antwortet Aljechin.

Die selbe Geschichte gibt es auch in einer anderen Form:

Nachdem Aljechin den WM-Titel von Capablance gewonnen hatte,


verbrachte Capa einiges seiner Zeit damit in einem besonderen
Café in Paris herumzuhängen. Freunde, Bekannte und andere
kamen vorbei um mit dem charismatischen Exweltmeister zu trinken
und zu spielen. Eines Tages als Capa gerade einen Kaffee trank
und die Zeitung las, blieb ein fremder an seinem Tisch stehen,
deutete auf das Schachbrett und gab ihm zu verstehen, daß er
spielen möchte. Capa war auch in Stimmung. Sein Gesicht leuchtete
auf, er legte die Zeitung zur Seite griff nach dem Brett und steckte
seine Dame in die Hosentasche. Sein Gegner (der offenbar keine
Idee hatte wer Capablanca war) reagierte leicht verärgert: "Hey! Sie
kennen mich doch gar nicht! Ich könnte sie schlagen!". Worauf Capa
sanft lächelnd antwortete: "Mein Herr, wenn Sie mich schlagen
könnten, würde ich Sie kennen."

Also wer war's nun Aljechin oder Capablanca?

Wer gewinnt?

Bei einem englischen Turnier geriet der damalige Weltmeister


Aljechin durch ein zu riskantes Spiel gegen seinen Gegner in eine
äußerst fatale Lage.

Aljechin gelang es dennoch mit viel Glück, sich bis zum Abbruch zu
retten.
Voller Stolz zeigte sein Gegner dann in der Mittagspause die
Abbruchstellung einem Dr. Tartakower und fragte diesem dann nach
einigen Erläuterungen: “Nun, was denken Sie, wer gewinnt die
Partie?”

Darauf Dr. Tartakower trocken: “Aljechin.” “Aber wieso denn? Ich


habe doch die viel bessere Stellung!”, rief Aljechins Gegner erstaunt.

Dr. T. antwortete: “Ja, aber Sie haben mich ja nicht gefragt, wer die
bessere Stellung hat, sondern wer die Partie gewinnt” und
verschwand daraufhin.

Tatsächlich konnte Aljechin die Partie letztendlich für sich


entscheiden.

Remis?

1953 sollte zwischen Najdorf und Boleslawski während ihrer


Turnierpartie in Zürich folgende Unterhaltung stattgefunden haben.

Najdorf: “Remis?”

Boleslawski: “Nein!”

Najdorf nach einiger Zeit nachdenklich: “Spielen Sie auf Gewinn?”

Boleslawski: “Nein!”

Najdorf sofort: “Also doch Remis?”

Boleslawski: “Nein!”

Najdorf: ”Spielen Sie auf Verlust?”

Boleslawski: “Nein!”

Najdorf: “Ja was wollen Sie denn?”

Boleslawski: ”Spielen!”
en passant

Zum wiederholten Mal fand ein Wettkampf zwischen der Mannschaft


eines Schachvereins und der eines Irrenhauses mit Ärzten und
Insassen statt, wobei nicht immer der Schachverein siegte!

Während des Spiels schlug ein Mitglied des Schachvereins einen


Bauern seines Gegners “en passant”.

Jener stutzte und fragte, was dies bedeuten solle.

Sein Kontrahent erklärte ihm, daß ein ganz regulärer Zug


stattgefunden habe.

Doch er ließ sich davon nicht überzeugen und sagte: ”En passant!
En passant! Nee, nee! Es mag sein, daß wir alle hier verrückt sind,
aber sooo verrückt sind wir nun doch nicht. Stellen Sie nun den
Bauern wieder hin!”.

Richard Wagner

Wilhelm Steinitz war ein absoluter Verehrer des Komponisten


Richard Wagner.

Eines Tages spielte Steinitz im Wiener Schachclub einige Partien


mit einem Unbekannten.

Als sich dieser zu später Stunde mit der Bemerkung, er reise am


nächsten Morgen nach Bayreuth, um dort als Cellist im
Festspielorchester mitzuwirken, verabschiedete, rief Steinitz: ”Dann
sehen Sie ja Richard Wagner. Richten Sie den Meister bitte aus,
daß ich, der Weltschachchampion, ihn höher schätze als Mozart und
Beethoven - ja, daß ich seine Musik als den Gipfel der Kunst
ansehe!”
Wie es der Zufall wollte, trafen sich die beiden Herren einige
Wochen später erneut im Schachclub.

“Haben Sie Wagner meine Worte übermittelt?” erkundigte sich


Steinitz umgehend.

Der Cellist gab nickend zurück: ”Ja, und Wagner meinte zu mir: ”Ihr
Steinitz versteht von Musik wahrscheinlich soviel wie vom Schach!”

ein unerwarteter Erfolg

Um seine finanzielle Lage zu verbessern, spielte der Weltmeister


Steinitz regelmäßig in einem Londoner Caféhaus Schach-
Schnellpartien um Geld.

Die Beträge waren nicht so klein wie früher in Wien, meist handelte
es sich um ein englisches Pfund.

Einer seiner besten Dauerkunden war ein englischer


Geschäftsmann, der jedoch sehr schwach spielte, daher immer
verlor.

Nachdem sich dieser Spielverlauf wochenlang wiederholt hatte,


überlegte ein Freund Steinitzs, ob es nicht ratsamer sei, seinen
wohlhabenden Partner auch einmal gewinnen zu lassen, bevor jener
das Interesse am Schachspielen mit dem Weltmeister verliere und
Steinitz somit seinen besten Kunden.

Diese Überlegung erschien auch Steinitz sinnvoll und er beschloß


daraufhin, die nächste Partie zu verlieren.

So stellte er im anschließendem Spiel seine Dame ungedeckt


seinem Gegner entgegen.

Als jener dies schließlich nach sechs weiteren Zügen bemerkte und
die Dame schlug, gab Steinitz sofort auf.
Er schob die Schachfiguren zusammen und begann, sie für die
nächste Partie aufzustellen.

Davon wollte sein Gegner allerdings nichts mehr wissen.

Er schrie: ”Ich habe den Weltmeister besiegt! Ich habe den


Weltmeister besiegt!”, stürmte aus dem Caféhaus und wurde dort
nie mehr gesehen.

Schachspieler als Beruf

Während einer Zugfahrt nach London kam der Weltmeister Steinitz


mit einem - wohlhabend aussehenden - Geschäftsmann ins
Gespräch.

Im Laufe der Unterhaltung wurde Steinitz gefragt, welchen Beruf er


denn ausübe.

“Ich bin Schachspieler, mein Herr!”, lautete seine Antwort.

“Gut, aber ich wollte gern wissen, was Ihr Beruf ist”, entgegnete der
Geschäftsmann.

Daraufhin Steinitz: ”Ich spaße nicht - Schachspieler ist wirklich mein


Beruf.”

Der Gentleman, der von seiner achtjährigen Tochter begleitet wurde,


schaute äußerst ungläubig.

Doch plötzlich mischte sich die Tochter, in das Gespräch ein:


”Spielen Sie immer noch Schach?”

Steinitz lächelte und meinte: ”Freilich - und warum auch nicht?”

“Ich habe mit den Figuren gespielt”, entgegnete daraufhin die


Achtjährige, “als ich noch ganz klein war - aber jetzt spiele ich schon
lange nicht mehr damit.”
Selbstbewußtsein

Während eines Wettkampfes wurde Steinitz einmal gefragt, wie er


denn seine Chance sehe, dieses Turnier zu gewinnen.

Gesagt haben soll er: ”Ich habe die besten Aussichten, den ersten
Preis zu gewinnen - denn jeder muß gegen Steinitz spielen, nur ich
nicht!”

der Verzweiflungszug

Bei einem anstehenden Vereinswettkampf fehlte einer der beiden


Mannschaften ein Spieler.

Folglich hatte der Kapitän dieser Mannschaft für einen Ersatzspieler


zu sorgen.

Zur Verfügung stand ausgerechnet einer der schlechtesten - als


Angeber bekannter - Schachspieler.

Allerdings erschien es in jener Notsituation besser, diesen als gar


keinen Spieler einzusetzen.

Nach ungefähr einer halben Stunden des Wettkampfes betrachtete


der Kapitän die Schachstellungen seiner Vereinsmitglieder und
bemerkte - keinesfalls überrascht - daß sein ausgewählter Spieler
schon vollständig auf Verlust stand.

Im Geiste sah er diese Partie schon als verloren an.

Jedoch nach kurzer Zeit wurde ihm von seinem ausgewählten


Spieler mitgeteilt, daß er die Partie gewonnen habe.

“Aber wie war denn das nur möglich? - Sie standen doch total auf
Verlust!”, rief der Mannschaftsführer.

“Ja, natürlich”, antwortete der Spieler.

“Das habe ich auch gemerkt und so entschloß ich mich zu einem
alten Trick. Ich zog meine Dame auf den Königsflügel, setzte sie mit
Getöse auf und schrie Schach, starrte dabei auf seinen König und
griff aber gleichzeitig seine ungedeckte Dame an. Mein Gegner zog,
ohne zu überlegen, seinen König aus dem Schach und ich nahm die
Dame.”

“Und was hätten Sie gemacht, wenn Ihr Gegner die Dame getauscht
hätte?”, erkundigte sich der Kapitän.

“Aber das war ja gerade der Trick, meine Dame war nämlich auch
ungedeckt!”

Der Schlaf des Gerechten

In Bukarest fand 1949 in einem kleinen Theatersaal ein


internationales Schachturnier statt. Auf der Bühne saßen die
Schachmeister an ihren Tischen, im Hintergrund der Szene wurden
die Partien auf großen Demonstrationsbrettern nachgezogen. Die
besten Aussichten auf den ersten Preis hatten Ludek Pachmann und
Pal Benkö. Der junge damals noch für Ungarn spielende Meister war
den heiteren Seiten des Lebens nicht minder zugeneigt. Zusammen
mit Freunden hatte er die ganze Nacht in Tanzlokalen verbracht.
Wenn man bloß am nächsten Tag nicht Schach spielen müßte.

Bleich und übernächtigt saß der schwarzgelockte Ungar dem


polnischen Meister Tarnowski gegenüber. Viereinhalb Stunden
schien alles gut zu laufen. Benkö führte seine Partie durch alle
Fährnisse. Nur noch wenige Züge hatte er zu machen; seine
Bedenkzeit betrug noch genau zehn Minuten. Er stand auf Gewinn.
Doch es sollte nicht sein. Benkö rührte keine Figur mehr an. Neben
dem Schachbrett hatte er sein müdes Haupt gebettet und schlief.
Um so wacher war sein Gegner. Schweigend, mit blitzenden Augen
hielt er jeden fern, der sich dem Tisch nähern wollte. Die Vorschrift
gab ihm recht; niemand, auch der Schiedsrichter nicht, darf einen
Spieler zum Ziehen oder betätigen der Schachuhr auffordern.
Meister Löwenton leitete das Turnier als Schiedsrichter. Er tat seine
Pflicht mit Eifer und Leidenschaft. Mit beschwörenden Gesten
umkreiste er auf leisen Sohlen den Schachtisch, wo Benkö noch
immer schlief, während die Uhr tickte und der Zeiger sich hurtig und
bedrohlich dem Fähnchen näherte, dessen Fall das Ende der
Bedenkzeit anzeigt. Als Löwenton behutsam, den Blick auf den
schlafenden Benkö gerichtet, einige Schritte zurücktrat, geschah ein
Wunder, das lähmendes Entsetzten auslöste. Löwenton verschwand
wie durch Zauberei von der Bühne.

Die Zuschauer, die Spieler hielten den Atem an. Da wurde plötzlich
eine Brille sichtbar, eine Hand hob sie in die Höhe, dann tauchte das
erstaunte Gesicht des Schiedsrichters auf, der mit einiger Mühe aus
dem Souffleurkasten kroch, in den er hineingefallen war. Auch jetzt
erwachte Benkö nicht. Er verlor die Partie durch Zeitüberschreitung.

Er bedrohte ihn mit Rauchen

Großmeister A. Nimzowitsch hatte eine empfindsame und explosive


Natur. Er war in Meisterkreisen bekannt, daß er als Nichtraucher
besonders anfällig dafür war, wenn ihn ein Gegner mit
Zigarrenqualm einzunebeln versuchte. Beim Kandidatenturnier 1927
in New York hatte Nimzowitsch seinem Gegner Dr. Vidmar vor ihrer
Partie gebeten, nicht zu rauchen. Der jugoslawische Großmeister
war einverstanden, allerdings nur mit der Einschränkung, daß er nur
dann eine Zigarre nehmen würde, wenn er in eine sehr schlechte
Stellung kommen würde. Das Treffen verlief nikotinfrei- Dr. Vidmar
gewann! Der verärgerte Nimzowitsch beschwerte sich daraufhin
beim ungarischen Turnierleiter G. Maroczy, über das verdammte
Rauchen. Erstaunt erwiderte der Turnierleiter: "Aber ihr Gegner hat
doch gar nicht geraucht!" "So nicht geraucht sagen sie? Schlimmer
als das er hat mich mit Rauchen bedroht! Ständig lag die Zigarre
neben dem Schachbrett, so daß ich mir sagte machst du jetzt einen
starken Zug greift er zur Zigarre. Wie kann ich dabei die Partie
gewinnen? Und sie als Turnierleiter wissen selbst, daß die Drohung
stärker als die Ausführung ist.

Nimzowitsch

Eines Tages besuchte Nimzowitsch Israel und ging anonnym in den


ortsansässigen Lasker-Schach-Club. Natürlich fegte er jeden vom
Brett als ihm einer der älteren Kibitze sagte: "Sie sind ein sehr guter
Spieler, Ihr Stil erinnert mich ein wenig an Nimzowitsch ... ".

Tal

Während der 24.UdSSR-Schachmeisterschaft in Moskau versuchte


Aivar Gipslis, das phänomenale Gedächtnis seines lettischen
Landsmann Michail Tal zu testen, indem er ihm eine Fangfrage
stellte: "Mischa, kannst du dich vielleicht erinnern, welche Variante
des Damengambits Keres als Weißer gegen Boleslawski in der
dritten Runde beim 20. Championat gespielt hat?" Tal runzelte die
Stirn. "Willst du mich auf den Arm nehmen? Diese Partie wurde nicht
in der dritten s ondern erst in der letzten Runde ausgetragen.
Außerdem hatte Boleslawski Weiß und nicht Keres. Und schließlich:
Es wurde kein Damengambit gespielt, sondern ein geschlossener
Spanier!"

Fischer

Das klitzekleine Monaco wollte 1967 ein gewaltiges Meisterturnier


organisieren. Die Veranstalter bemühten sich um eine erstklassige
Besetzung. Sie kabelten an den USA-Verband: "Laden zwei
Großmeister ein, einer davon Fischer!" Was sich dann während des
Turniers so alles zutrug, drang nicht an die breite Öffentlichkeit. Die
höflichen Herren vom Komitee wollte offenbar ihre olympische
Wäsche nicht vor Augen der Sterblichen waschen. Doch im Jahr
darauf lautete ihr Einladungsschreiben an die Amerikaner: "Laden
zwei Großmeister ein, keiner davon Fischer!"

Rellstab

Ludwig Rellstab wurde nicht zu Unrecht von seinen Meisterkollegen


"Schachprofessor" genannt. Einmal hatte er in einem Berliner
Turnier eine wichtige Partie gewonnen und eilte in den Nebenraum,
wo seine Frau auf ihn wartete. Der vom Spiel und Erfolg doppelt
erhitzte Rellstab setzte sich brilleputzend an den Tisch zu einer
Dame, eröffnete ihr, daß er durch ein glänzendes Opfer gewonnen
habe und begann, zu Details überzugehen. Erst als er seine Brille
gesäubert und auf die Nase gesetzt hatte, wurde er seines Irrtums
gewahr und zog sich unter tiefen Bücklingen von der entgeistert
blickenden Fremden zurück!

Doppelbauer

Dr. Ossip Bernstein und Jefim Bogoljubow, die einstigen Landsleute,


hatten sich lange nicht gesehen. Nun kreuzten sich beim Berner
Turnier 1932 endlich wieder einmal ihre Wege. Wohlgefällig ruhten
Bernsteins Augen auf der ziemlich füllig gewordenen Gestalt des
Freundes. "Gut siehst du aus", rief er endlich, "der reinste
Doppelbauer!'

Bogoljubow

Als Richard Reti 1920 in Göteborg ein stark besetztes Turnier


gewonnen hatte, klopfte ihm Bogoljubow kameradschaftlich auf die
Schulter und meinte: "Trotzdem wirst du niemals Weltmeister, du
bist dafür viel zu dick!" "Aber du bist ja selbst viel dicker als ich",
entgegnete Reti erstaunt. "Ja, aber ich bin Bogoljubow", kam es
bescheiden zurück.

Marco

Was die Leibesfülle bei Schachmeistern betrifft, so gebührte damals


sicher Georg Marco, dem langjährigen Herausgeber der "Wiener
Schachzeitung", die Krone! Er selbst apostrophierte sich gern als
"Groß- und Dickmeister". Noch drastischer formulierte es ein
befreundeter Meisterkollege, indem er erklärte: "Der einzige echte
Großmeister ist und bleibt Georg Marco! Sein Corpus besitzt derartig
kolossale Ausmaße, daß man daraus getrost einen Schlechter und
zwei Walbrodte formen könnte, und es bliebe noch genügend
Material für einige Kleinmeister übrig!"

Hübner

Einmal bot ein Spieler Hübner remis an. Hübner: "Zu früh." Nach
einer Reihe von Zügen gab es ein erneutes Angebot, Hübner: "Zu
spät!"

Liebe zum Schachspiel

Bogoljubow und Tartakower sollten einmal in einem Gästebuch ihre


Liebe zum Schachspiel begründen. Bogoljubow schrieb: "Ich liebe
das Schachspiel, weil es so logisch ist." Tartakower las dies und
konnte natürlich der Verlockung nicht widerstehen: "Ich liebe das
Schachspiel, weil es so unlogisch ist."
Tartakower

In einem einfachen Turmendspiel wurde Tartakower einmal von


einem Kibietz gefragt, ob er auf Gewinn spiele. "Die Figuren tun es!",
antwortetet er.

Simultan mit Aljechin

1930 gab Aljechin eine Simultanvorstellung in der bosnischen Stadt


Banja Luka. Unter seinen Gegnern befand sich ein ortsansässiger
Lehrer, dessen Partie ständig von einigen seiner Schüler belagert
wurde. Aljechin zog seine Kreise. Als er an das Brett des Lehrers
trat, blickte er diesen zornig an und wischte die Figuren vom Brett.
Der verdutzte Pädagoge bat um eine Erklärung. Aljechin bereits der
nächsten Partie zugewandt, warf ihm über die Schulter zu: "Sie
haben mir einen Turm gestohlen." Erst nach Ende der Seance stellte
sich folgendes heraus: Einer der am Brett herumlümmelnden
Schüler hatte heimlich einen weltmeisterlichen Turm stibitzt, weil er
herausfinden wollte, ob der vielbeschäftigte Meister dies überhaupt
bemerke. Sechs Jahre später trat Aljechin erneut bei einer
Veranstaltung in Banja Luka an. Plötzlich entdeckte er den Lehrer.
"Probieren Sie nicht mehr die Masche mit dem Turm," meinte
Aljechin drohend und zog energisch e4

Matt in vier

Bogoljubow: "Matt in vier Zügen!"

Tartakower: "Ich verbitte mir jede Belästigung!"

Simultanrekord

Einen Rekord besonderer Art stellte der Wiener Schachmeister


Josef Krejcik im Jahre 1910 auf. Er gab in Linz eine
Simultanvorstellung an 25 Brettern. Er verlor alle 25 Partien.
Schach und Spiritismus

Der Tscheche Oldrich Duras geriet während eines Turniers in eine


spiritistische Sitzung. Duras interessierte nur eine Sache, deshalb
fragte er auch gleich das Medium, wer das Schachturnier gewinnen
werde. Nach einer Weile konnte die Botschaft aus dem Jenseits
entziffert werden, doch dann stand fest Rudolf Spielmann würde der
Sieger sein. Das überraschte die Anwesenden nicht führte
Spielmann doch klar mit 10 Punkten aus 11 Partien. Als dann die
Frage nach dem zweiten gestellt wurde, und die Antwort des Geistes
Duras lautete, wurden Zweifel am Okkultismus allgemein und an der
Qualifikation des Mediums im besonderen laut. Duras lag weit
abgeschlagen im hinteren Drittel der Tabelle. Am darauf folgenden
Tag besiegte Duras den Spitzenreiter Spielmann und gewann auch
gegen sieben weitere Gegner, was ihm den zweiten Platz
einbrachte. "Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde für die es
keine Erklärung gibt." meinte mit selbstzufriedenem Lächeln eine
Dame aus dem spiritistischen Zirkel. "Doch," entgegnete Duras
trocken, "die Erklärung ist, dass das Medium außer mir und
Spielmann keinen weiteren Spieler mit Namen kannte."

Klarer Kopf

Nachdem Tigran Petrosjan seinen Weltmeistertitel 1966 gegen Boris


Spassky verteidigt hatte, trank er bei der Siegesfeier einen Cognac.
Als man ihm das leere Glas nachfüllen wollte, winkte er ab und ließ
sich einen Obstsaft bringen. "Ich muss einen klaren Kopf behalten,"
erklärte er, "für den nächsten Titelkampf." Dieser fand 1969 statt.

Babygeschrei

Dr. Siegbert Tarrasch lehnte Sekundanten ab. Als man ihm nach
einer schwierigen Hängepartie zum Sieg gratulieren wollte, bekannte
er freimütig: "Ich habe nur durch fremde Hilfe gewonnen. Als ich
über der Partie brütete, schrie nebenan im Hotelzimmer ein Baby
ständig "Aaaa!" Ich folgte dem Rat und entdeckte den Gewinn auf
der A Linie."

Niemals gewonnen

Beim traditionellen Schachturnier in dem britischen Badeort Hastings


gewann der junge Engländer Parker durch eine Reihe brillanter
Kombinationen und gewagter Figurenopfer eine Partie, die man
allgemein als verloren angesehen hatte. Nach dem Sieg wurde
Parker von allen Seiten beglückwünscht. Lediglich Weltmeister
Aljechin runzelte missbilligend die Stirn. "Eines muss ich ihnen
sagen, mein junger Freund." meinte er in vorwurfsvollen Ton zu
Parker. "wenn sie richtig gespielt hätten, dann hätten sie diese
Partie niemals gewonnen.

Noch etwas lernen

Während einer Simultanveranstaltung fragte Dr. Tartakower einen


seiner vielen Gegner, warum er nur mit den Bauern gezogen habe.
Verlegen antwortet schließlich der Schachfreund: "Ja wissen Sie, ich
bewundere Sie und wollte doch so gerne gegen Sie spielen, ich
kann aber kein Schach spielen, da ließ ich mir von meinem Freund
wenigstens die Bauernzüge zeigen. Ich muss halt noch etwas
lernen."

Tarrasch

Als Siegbert Tarrasch sechs Jahre alt war, zeigte er seinem Lehrer
eine beschrieben Schiefertafel um zu beweisen, dass er schon
schreiben könne. "Ausgezeichnet." lobte ihn der Lehrer. "aber was
steht denn darauf?" " Die erste Variante der spanischen Partie aus
dem Lehrbuch." antwortete der Junge.

Rubinstein

In einem Turnier brauchte Rubinstein bloß ein Unentschieden um


den ersten Platz zu erreichen. Nachdem ein paar Züge gespielt
waren, bot ihm sein Gegner ein Remis an. Rubinstein lehnte ab! Ein
paar Züge später als Rubinstein einen deutlichen Vorteil hatte, bot er
das Remis an, und sein Gegner nahm es glücklich an. Dann sagte
er: "ICH entscheide welches Ergebnis ich gegen einen Spieler
IHRES Kalibers mache".

Matt in drei

In einer der vielen Simultanveranstaltungen Alexander Aljechins in


Argentinien rief irgendein temperamentvoller Partner des
Weltmeisters freudig aus: "Großmeister sie sind in drei Zügen matt."
"Regen sie sich nicht auf Senior," antwortete Aljechin trocken, "
vorher werde ich sie in zwei Zügen matt setzen."
Flohr

Salo Flohr, der kleine große Meister der Partie und Feder,
wetteiferte in jungen Jahren mit den führenden Spielern seiner Zeit,
doch mit zunehmenden Alter wurde er immer friedfertiger und gab
sich mit Punkteteilungen zufrieden. Bei einem Moskauer Turnier,
das dem phänomenalen Angriffsspieler Alexander Aljechin gewidmet
war, verfolgte er das Geschehen vom Pressezimmer aus. Bis zur
vierten Runde hatten sich die konkurrierenden Teilnehmer kaum
weh getan, fast alle Partien waren remis ausgegangen. Als sich
Michail Tal zu den Journalisten gesellte, rief Flohr ihm hitzig zu:
"Was denkt ihr euch eigentlich bei dieser Klötzchenschieberei?
Schließlich ist das hier ein Aljechin- und kein Flohr-Gedenktumier!"

J'adoube

Dem peruanischen Meister Esteban Canal passierte einst in einer


vollbesetzten Straßenbahn das Missgeschick, eine neben ihm
stehende Dame anzurempeln. In Gedanken weilte er wohl noch bei
seiner letzten Schachpartie, denn unbewusst entfuhr ihm ein
entschuldigendes "J'adoube". Er war bass erstaunt, als er zu hören
bekam: "Ah, sie sind Schachspieler! Dann sollten sie wissen, dass
man J' adoube vorher sagen muss!"

Fernschach

Der ungarische Fernschachmeister Monostori hatte sich Schachbrett


und Figuren mit ins Thermalbad genommen und grübelte am Rande
des Bassins über einen komplizierten Zug. Ein neugieriger Badegast
plätscherte heran und erkundigte sich: "Ist es nicht langweilig, allein
Schach zu spielen?" Monostori, verärgert über die Störung, gab
einen missmutigen Brummton von sich. "Ach so, sie spielen gar
nicht allein?" setzte der andere nach, "aber wo ist ihr Partner?" Der
Fernschachmeister knurrte: "In Argentinien". Da entfernte sich der
Störenfried mit hastigen Schwimmstößen.

Reshewsky

Das berühmteste Schachwunderkind war der Amerikaner Samuel


Reshewsky, geboren am 26.11.1911 in Ozorków (Polen), gestorben
am 4.4.1992 in Spring Valley (USA). Bereits als Sechsjähriger
spielte er gegen die Mitglieder des Wiener Schachclubs simultan.
Sein erstes internationales Meisterturnier bestritt er mit elf Jahren
1922 in New York, wo er auf gestandene Meister wie Eduard Lasker,
Ossip Bernstein und David Janowski traf. Besonders Janowski hatte
Schwierigkeiten, den Jungen ernst zu nehmen. "Das Jüngelchen
versteht vom Schach nicht mehr als ich vom Seiltanzen!", raunte er
nach 12 Zügen zu Eduard Lasker. "Schauen Sie auf seine Position!
Bald hat er keinen Zug mehr. Völlige Paralyse." Doch klein Sammy
zeigte sich unbeeindruckt und verteidigte sich hartnäckig. Nach 40
Zügen hatte Janowski seine überlegene Stellung immer noch nicht
gewonnen. Die Partie wurde abgebrochen und in der Pause
korrigierte Janowski sein vorheriges Urteil: "Sie hatten recht. Der
Junge ist ein Wunder. Ich fühle, dass ich verlieren werde." So kam
es, der Junge sprang auf und fiel seinem Vater um den Hals: "Ich
habe den großen Meister besiegt."

Remis

Über Louis Paulsen, einen bekanntermaßen langsamen Spieler,


berichtete George MacDonnell in der Deutschen Schachzeitung
1895 folgendes: In klarer Remisstellung brütete Paulsen über dem
Brett, ohne einen Zug zu machen. Seine Bedenkzeit lief dabei ab.
Sein Gegner, der das bemerkte, fragte Paulsen, worüber er denn
nachdächte, die Partie sei doch Remis. Paulsen antwortete: "
Worüber ich nachdenke? Wenn wir das Spiel jetzt remis geben,
dann habe ich in der nächsten Partie Weiß. Und ich überlege nun,
welche Eröffnung ich wählen soll." Paulsen verlor durch
Zeitüberschreitung.

Zeitüberschreitung

Das neunjährige englische Wunderkind spielte eine seiner ersten


Turnierpartien. Der Gegner hatte viel Zeit verbraucht und schließlich
fiel an seiner Uhr das Kontrollblättchen. "Was bedeutet das?" fragte
der Junge seinen Gegner und zeigte auf die Uhr. "Oh", antwortete
der Mann, "das heißt nur, daß meine Zeit abgelaufen ist. Das hat
aber nichts zu sagen, man spielt einfach weiter." Die Partie endete
remis. Später erklärte Short's Vater dem Jungen den Sinn des
Zeitkontrollblättchens und machte ihm klar, dass er die Partie schon
gewonnen hatte, wenn er nur die Zeitüberschreitung reklamiert
hätte. Short war tief erschüttert, wie schlecht Menschen sein
können.

Bei der ersten Weltmeisterschaft

Der beste Spieler Frankreichs und der beste Spieler Englands


trugen mehrere Wettkämpfe aus, um herauszufinden, wer der beste
Spieler der Welt sei. Die Partien fanden im Jahr 1834 im Londoner
Westminster Chess Club statt. Im Grunde war es die erste, wenn
auch inoffizielle Weltmeisterschaft, denn den Titel gab es noch nicht.
Zu der Zeit gab es auch noch keine Bedenkzeitregelung, denn auch
die Schachuhr war noch nicht erfunden. Jeder konnte über seinen
Zug nachdenken so lange er wollte. Auch das Verhalten der
Zuschauer war völlig anders als die Meister von heute es gewohnt
sind - mehr so wie beim Fußball.

Die beiden Meister saßen an einem Tischchen und die Zuschauer


saßen oder standen unmittelbar und durch keine Vorrichtung
abgetrennt darum herum. Es herrschte ein ohrenbetäubender Lärm
durch das allgemeine Palaver. De LaBourdonnais war das von
seinem sonstigen Betätigungsfeld, dem Café de la Régence
durchaus gewohnt und ließ sich nicht stören, während es seinen
Gegner reichlich nervös machte. Der Augenzeuge Walker berichtet:
"Ich habe miterlebt, wie einer meiner Landsleute den Clubraum
betrat, während die beiden Spieler über einer sehr kniffligen Stellung
brüteten. Unser Freund schüttelt als Erstes jedem der beiden Spieler
die Hand; dann schob er sich zwischen sie und betrachtet e
gemächlich die Stellung, wobei er sich mit beiden Händen mitten
zwischen die Figuren auf das Brett stützte. Schließlich, nach einem
halben Dutzend Fragen wie: "Ist das Ihre erste Partie
heute?"..."Dieser Turm scheint ja in einer teuflischen Klemme zu
stecken."..."Wer ist am Zug", ließ er es doch zu, dass die beiden
Spieler Ihre Partie fortsetzten.

Mein System

Aaron Nimzowitsch (1886-1935), der tiefgründige Stratege, gab


grundsätzlich nur dann ein Autogramm, wenn der Bewerber
gleichzeitig eines seiner Bücher kaufte. In diesem Falle trug er dann
eine Widmung ein. Nun geschah es anlässlich eines Turniers, dass
sich ein junger Mann an ihn heranpirschte und um den Namenszug
des Meisters bat. "Gehen sie zunächst zur Kasse und erwerben sie
dort mein neuestes Werk 'Mein System', dann erfülle ich ihren
Wunsch", schnaubte Nimzowitsch. Doch besagter junger Mann war
ein armer Teufel und wie er ohne Obulus in den Turniersaal gelangt
war, wollen wir lieber schweigend übergehen. An den Buchkauf
konnte er nicht denken. Doch er entdeckte unter den Zuschauern
eine Dame seiner Bekanntschaft. An diese wandte er sich und bat
um Unterstützung. Und o Wunder! Die "Kombination" ging voll auf!
Mit honigsüßem Lächeln warf Nimzowitsch seinen Namenszug auf
eine Karte und überreichte diese galant der Bittstellerin. Wer
beschreibt seine Verblüffung, als er mit ansehen musste, wie die
Karte sogleich dem dreisten Burschen von vorhin zugesteckt wurde.
Dieser nahm die Beute in sichere Verwahrung und sagte zu dem
verdutzten Maestro:" Sehen sie, verehrter Großmeister, das ist mein
System!"

Spielen Sie noch Schach

Als Alexander Aljechin nach seinem Wettkampfsieg über


Capablanca in die Alte Welt zurückkehrte, sprach ihn im Salon des
Überseedampfers ein älterer Herr an und gab sich als guter
Bekannter aus dem St. Petersburg der Vorkriegsjahre zu erkennen.
Die Freude über das Wiedersehen stand ihm deutlich im Gesicht,
und lebhaft redete er auf Aljechin ein. Der frischgebackene
Weltmeister reagierte verlegen: Er konnte sich nicht daran erinnern
seinem Gegenüber jemals begegnet zu sein. Dieser zeigte sich
untröstlich, nannte Stätten ihres Zusammenseins, die Namen
gemeinsamer Bekannter, umsonst: Aljechin zuckte nach wie vor die
Achseln. Der andere wurde immer hitziger: "Aber sie müssen sich
doch jenes Neujahrsabends entsinnen, es war wohl 1910 oder 1911,
als wir beide mutterseelenallein im Cafe 'NEWA' hockten? Ich ließ
durch den Kellner ein Schachspiel und Figuren holen und brachte
ihnen die Spielregeln bei! A propos: Spielen sie überhaupt noch
Schach?"

Das kürzeste Schachspiel

In einem Jugendteammeisterschaftstournier nachdem Hübner scohn


ein sehr sehr langes Spiel hinter sich hatte, war es soweit, daß
Deutschland gegen die USA in der nächsten Runde antreten sollte.
Hübner wollte sich aber statt dessen lieber ausrasten. Der
Teamkapitän allerdings verwies darauf, daß seine Stärke unbedingt
notwendig sei. Hübner stimmte zu, aber nur wenn ihm gestattet sei
ein Remis zu erreichen.

Der Teamkapitän stimmte zu, da damit Hübner am ersten Brett


spielen würde und damit auf allen anderen Brettern die stärkeren
nachrückten. Hübner, ein Mann von Prinzipien, hatte gar nicht im
Sinn tatsächlich zu spielen, also bot er Rogoff (ein sehr starker
Spieler, aber doch schwächer als Hübner) ein Remis an, ehe noch
der erste Zug gespielt war. Also:

1. Remis

Den Schiedsrichtern gefiel das aber nicht und sie ließen das Spiel
nicht gelten. Also füllten Hübner und Rogoff ein Scoresheet aus das
in etwa so aussah:

1.b3 g6 2.Sa3 Lg7 3.Tb1 La1 4.Lb2 Sh6 5.Lg7 Tg8 6.Lh8 Lg7 und
so weiter ... Remis

Die Schiedsrichter waren wiederum nicht einverstanden und


bestanden darauf, daß die beiden wirklich spielten. Rogoff stimmte
zu, Hübner nicht.

Hübner 0-1 Rogoff - das kürzeste Spiel der Welt.

Die Zigarren des Weltmeisters

Die ersten Weltmeister der Schachgeschichte, Wilhelm Steinitz und


Emanuel Lasker, waren als passionierte Zigarrenraucher wiederholt
in kleine Geschichten ob dieses Genusses verwickelt. Während
ihres Weltmeisterschaftskampfes im Jahre 1894 hatte Lasker von
einem ihn verehrenden Anhänger ein Kistchen feinster Zigarren
geschenkt bekommen. Nachdem Lasker das Match siegreich
beendet hatte, gratulierte ihm dieser Fan und brachte sich
gleichzeitig in Erinnerung, indem er den neuen Weltmeister fragte,
ob ihm die besagten Zigarren auch ein wenig geholfen hätten, den
Kampf zu gewinnen. "Selbstverständlich haben sie dazu
beigetragen", antwortete Lasker, "Sie hatten eine wirklich prachtvolle
Idee." "So gut sind sie also gewesen?" ließ der Fan nicht locker. Das
weiß ich nicht", präzisierte der Weltmeister, "ich habe sie nach und
nach Steinitz angeboten. Ich selbst habe andere geraucht."

Aljechin an der Himmelspforte

Nach seinem Matchsieg gegen Jefim Bogoljubow im Jahre 1929 gab


Weltmeister Alexander Aljechin dem stets überoptimistischen
Gegner auf dem Abschlußbankett eine kleine Lektion mit auf den
Weg: "Mir träumte, ich sei gestorben. Ich komme zur Himmelspforte,
wo mich der Heilige Petrus empflängt und fragt, was ich auf Erden
gewesen sei. Wenn etwa ein Schachmaestro, so könne er mich
nicht ins Himmelreich aufnehmen. Enttäuscht wollte ich mich bereits
auf den Rückweg machen, als ich plötzlich noch hinter einer
himmlischen Wolke Bogoljubow entdeckte, der gerade mit seinem
Taschenschach etwas analysierte. Ich fragte Petrus, wieso
Bogoljubow dann aber in den Himmel gekommen sei, wo er doch
auch ein Schachmaestro auf Erden war. "Nein, lieber Aljechin",
antwortete mir der Himmelswächter, das denkt er nur.

Achte auf deine Dame!

In Großmeisterpartien ist der Verlust der Dame sehr selten, weil man
für gewöhnlich mit dieser Figur auf dem Brett sehr sorgsam umgeht.
Dennoch kommt auch das ab und an in der Welt des Schachs vor
und macht dann als Kuriosität die Runde um den Globus. Im
Kandidatenturnier 1956 hatte der sonst beinahe unfehlbare Tigran
Petrosjan gegen seinen Landsmann David Bronstein die Dame
stehen lassen. Für dieses überraschende "Geschenk" bedankte sich
Bronstein beim Abschlußbankett auf seine unverwechselbar immer
das Konventionelle meidende Art, indem er von einer Riesentorte,
die den Teilnehmern überreicht wurde, seinen Anteil - eine weiße
Dame - dem unglücklichen Petrosjan als Geschenk überreichte.

Salve!

Im Jahre 1906 nahm der starke polnische Meister G. S. Salwe an


dem berühmten Turnier von Ostende teil. Auf der zum Spiellokal des
Hotels führenden Steintreppe stand mit farbigen Intarsien in Latein
"Salve!" (Sei gegrüßt!) Der Maestro verstand jedoch kein Latein und
nahm an, daß ihm zu Ehren die Inschrift gemacht worden sei. Den
erstaunten Hotelbesitzer ließ er wissen, daß er seinen Namen lieber
ohne Fehler geschrieben sähe!

Konkurrenzlos

Mit dem recht mittelmäßigen, einfältigen Spieler namens Malcolm


Mally, der in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts jede freie
Minute an den Brettern des Manhattan-Schachclubs von New York
verbrachte, trieben seine spielstarken Kollegen folgenden Scherz:
Sie hatten beschlossen, ein Turnier zu veranstalten, Mally
einzuladen und gegen ihn sämtliche Partien zu verlieren. Mally hielt
seinen Erfolg für bare Münze und geriet aus dem Häuschen. Danach
nahm man den Naiven noch zweimal auf die gleiche Weise "auf die
Schippe". Sein dritter Turniersieg versetzte M. M. in derartige
Begeisterung, daß er Herausforderungen an den amtierenden
Weltmeister Dr. Alexander Alexandrowitsch Aljechin und die
Exweltmeister Josè Raoul Capablanca sowie Dr. Emanuel Lasker
richtete. Da Mally keine Antworten zugingen, zog er sich mit der
Begründung vom Schach zurück, daß er keine würdigen Gegner
finde.

Paris bei Nacht

Weltmeister Dr. Emanuel Lasker verbrauchte am Schachbrett


offenbar so viel Konzentrationskraft, daß . ihm außerhalb seiner
Profession zuweilen erstaunliche Fehler unterliefen. Als er einmal
von London nach Paris gekommen war, stellte er sein Gepäck im
Hotel ab und begab sich sofort in das berühmte "Cafe' de la
Regence" (wie es sich für einen Schachspieler gehörte, wenn er in
Paris war!). Gegen Abend, als es an der Zeit war, wieder zu gehen,
konnte er sich allerdings nicht mehr an die Adresse seines Hotels
erinnern. Da konnte nur ein Blitztelegram an seinen Freund nach
London helfen, um die Hoteladresse in Erfahrung zu bringen.
Jedoch vergaß der zerstreute Doktor diesmal, die Adresse des
Pariser Postamtes anzugeben. So wartete er und wartete,
schlenderte in Erwartung einer Rückantwort viele Stunden durch die
nächtlichen Straßen von Paris, bis er gegen Morgen zufällig an sein
Hotel gelangte. Hier erwartete ihn ein Telegramm: "Dr. Lasker.
Paris. Rue de Latour 12. Du wohnst in Paris, Rue de Latour 12".
Um keine Ausrede verlegen

In einer Partie war der argentinische Großmeister Miguel Najdorf,


der sich nicht nur auf dem Schachbrett als äußerst erfinderisch
erwies, sondern auch in schwierigen Lebenssituationen durch
unversiegbaren Humor, Optimismus und sprühenden Geist den Kopf
oben behielt, in eine wenig erbauliche Stellung geraten. "Maestro,
sie haben doch eine Figur verloren! Wie konnte das nur
geschehen?" fragte ein enttäuschter Fan den Großmeister, als der
zu einer kurzen Verschnaufpause von seinem Spieltisch
aufgestanden war. "Ach, das ist weiter kein Unglück", erwiderte
Naidorf, "wenn ich die Partie verliere, dann war es eben ein
offensichtliches Versehen, sollte ich aber noch gewinnen, führe ich
das auf eine weitberechnete Kombination zurück."

Schach, ja - Skat, nein

Laut einer Stadtverordnung von 1861 waren den Baseler


Feuerwehrleuten während des Bereitschaftsdienstes sämtliche
Spiele mit Ausnahme des Schachs streng untersagt. Die rühmliche
Ausnahme wurde damit begründet, weil "das Schachspiel im
Gegensatz zur schwächenden Wirkung anderer Spiele zur Stärkung
des Willens und Charakters, wiewohl zur Entwicklung von
Scharfsinn und Erfindergeist beiträgt. Das sind Eigenschaften, die
für die Belange unserer Feuerwehr mehr als nützlich sein können."

Gefährliche Leidenschaft

Der ehemalige Auswahlspieler der BRD-Fußballelf, F. Magath, ist


ein großer Schachfan. Da er unter seinen Mannschaftskameraden
keine ebenbürtigen Gegner findet, schaffte er sich einen
sprechenden Schachcomputer an, der ihn überallhin begleitet.
Während der Fußballweltmeisterschaft 1982 in Spanien lenkte der
Mittelfeldspieler an einem spielfreien Abend seine Schritte in einen
Schachklub von Gijon, kehrte aber erst so spät nachts zurück, daß
er den Pförtner nicht mehr wecken wollte und durch ein offenes
Fenster des Hotels in sein Zimmer zu gelangen suchte. Im Garten
verschanzte Sicherheitsposten eröffneten aber ohne viel Federlesen
das Feuer auf den nächtlichen Eindringling. Wenn Magath dank
seiner körperlichen Gewandtheit mit einem Schrecken davonkam, so
hätte ihm doch seine Schachleidenschaft zum Verhängnis werden
können.

Zu viel Entgegenkommen

Gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts begannen die Damen


ihre ersten Turniere zu veranstalten. Zuweilen nahmen aber auch
spielstarke Vertreterinnen des "schwachen Geschlechts" an
Männerturnieren teil und starteten in solchen Wettbewerben, in
denen sich Männer und Frauen in ausgewogener Zahl befanden,
oder sie traten sogar in Matches gegen berühmte Gegner an. Als
Emanuel Lasker 1894 - im Jahr seines Weltmeisterschaftssieges
gegen Wilhelm Steinitz - in New York einen Wettkampf gegen die
Frau des international erfahrenen amerikanischen Meisters J. W.
Showalter Ann Showalter - bestritt, gab er seiner Kontrahentin
"standesgemäß" einen Springer vor, verlor das Match jedoch mit
2:5. Danach bemerkte ein Reporter: "Lasker ist Lasker, aber ein
Springer bleibt ein Springer!"

Der Gedächtniskünstler

Harry Nelson Pillsbury konnte in seiner nur zwölf Jahre währenden


Schachkarriere um die Jahrhundertwende auf einmalige Leistungen
zurückblicken. Neben beeindruckenden Turnier- und Matcherfolgen
ragten seine phänomenalen Gedächtnisleistungen heraus: Während
eines Ruhetages im internationalen Turnier von Hannover (1902)
gab er eine Blindsimultanvorstellung gegen 21 Spieler von
Meisterstärke, die sich zudem noch beraten und auf dem Brett
analysieren durften. Unter diesen Bedingungen hatte bis dahin kein
Schachmeister gewagt, ein Reihenspiel zu geben! Nach fast
12stündigem Kampf mit sich und den Gegnern hatte Pillsbury mit +3
-7 =11 seine Prüfung hervorragend bestanden. In einer weiteren
"Seance" spielte er gleichzeitig zwölf Schach- und sechs
Damepartien sowie eine Whistrunde. Als diese Vorstellung zwei
Stunden lief, forderte er seine Gegner auf, je 30 beliebige, aber
schwierige Wörter aufzuschreiben, die er während der Vorstellung
"en passant" auswendig lernte und am Ende wunschgemäß vor-
oder rückwärts aufsagte.
Ein Gedenkstein für Johannes Hermann Zukertort

An universeller Begabung dürfte Zukertort zumindest unter den


Schachmeistern nicht so schnell übertroffen werden. In seinem nur
46jährigen Leben bestritt er im Jahre 1886 mit Wilhelm Steinitz den
ersten Weltmeisterschaftskampf in der Schachgeschichte und trug
von 1878 bis 1883 in herausragenden Turnieren den Sieg davon.
Vielleicht wäre Zukertort an sein Ziel - den Weltmeistertitel - gelangt,
wenn er sich wie sein Gegner ganz dem Schach verschrieben hätte!
Neben seiner Hauptleidenschaft studierte Zukertort in Heidelberg
Chemie, in Berlin Physiologie und er langte in Breslau den
akademischen Grad eines Dr. med. In drei Kriegen Preußens wurde
er als Militärarzt mehrfach schwer verwundet und erhielt hohe
Orden. Später betätigte sich der hervorragende Pianist als
Musikkritiker und gab vorübergehend eine eigene Zeitung heraus.
Als enger Berater Bismarcks vertrat er später aber dessen "Blut-
und-Eisen-Politik" nicht mehr und übersiedelte nach England.
Zukertort beherrschte neun Sprachen perfekt und konnte in
mindestens weiteren sieben das Gedruckte verstehend lesen.
Zukertort war auch einer der stärksten Fechter seiner Zeit, galt als
kaum zu schlagender Pistolenschütze und beherrschte mehrere
Kampfsportarten so, daß ihm Widersacher lieber aus dem Wege
gingen.

Unfair!

Nachdem eine Partie vertagt worden war, rief ein Spieler seinen
Kontrahenten telefonisch an, um ihm zu "eröffnen", daß er die Partie
aufgibt. Diesen Entschluß übermittelte er aber nicht der
Turnierleitung, sondern erschien zum Termin der Wiederaufnahme
der Partie und bestand auf Gewinn, da der Gegner "dank" dieser
gerissenen Methode nicht zum Spiel angetreten war.

Die Seitenspringer

Als Weltmeister J R. Capablanca 1922 in Monte Carlo zu einer


Sirnultanvorstellung weilte, wohnte zur gleichen Zeit im selben Hotel
der als Berufsspieler auftretende Billardweltmeister Erich
Hagenlocher. Was lag für den schach- und billardbegeisterten
Hotelbesitzer näher, als die beiden Koryphäen zu einem
kostspieligen Bankett einzuladen, das der geschäftstüchtige Hotelier
selbstverständlich zu Reklamezwecken nutzte. Es ergab sich, daß
die beiden Weltmeister gegen ein Match mit der EIfenbeinkugel und
den Schachfiguren keine Einwände hatten. Die Bedingungen waren
schnell ausgehandelt: Hagenlocher gewährte seinem sportlichen
Gegner bei einem Limit von 100 Punkten 75 Punkte als Vorgabe,
während der Schachkönig seinen Damenturm vom Brett nahm. Der
Wettkampf rief in der monegassischen Hauptstadt riesiges Interesse
hervor; das Hotel avancierte für einen Tag zum
Hauptanziehungspunkt des kleinen Fürstentums am Mittelmeer. Die
erste Runde gestaltete Erich Hagenlocher trotz der gewaltigen
Vorgabe mit 100:94 Punkten siegreich, während der kubanische
Weltmeister seine Runde überzeugend gewann.

Die Zerstreutheit der Schachspieler

Ebenfalls zur Legende geworden ist die Zerstreutheit der


Schachspieler: Ein kanadischer Meister gab bei der
Schacholympiade in München 1958 eine Brille, die auf seinem Tisch
lag, als Fundgegenstand ab, um kurz darauf festzustellen, daß es
seine eigene war.

Im gleichen Turnier soll ein dänischer Meister seinen Kaffee


gedankenversunken mit einem Läufer umgerührt haben.

In einer Partie Ahues-Prezepiorka kam es zu einem


Schlagabtausch, in dem der Tscheche im Eifer des Gefechts seinen
eigenen Turm schlug. Der schlagfertige Berliner spielte ungerührt
weiter. Nach Beendigung des Schlagabtausches rief der Tscheche
erschreckt aus: „Was ist los? Ich habe keine Figur mehr!“.

Ähnliches passierte in einer Partie Cholmow-Lutikow . Cholmow


bedrohte einen Läufer seines Gegners und war völlig sicher, daß
dieser ihn gegen einen Springer tauschen würde. Als sein Gegner
ihn ganz gegen jede schachliche Vernunft wegzog , schlug Cholmow
in einer Reflexhandlung seinen eigenen Springer. (In beiden Fällen
wurde der Irrtum nach Absprache mit der Turnierleitung revidiert.)

Bei der Olympiade in Nizza 1974 erhob sich Najdorf von seinem
Brett, um eine Tasse Tee zu holen. Bei seiner Rückkehr setzte er
sich versehentlich an einen falschen Tisch. Als er sich einem ihm
unbekannten Spieler gegenübersah, meinte er in väterlichen Ton:
„Ich glaube, Sie haben sich in Ihrem Platz geirrt!“.

Sprüche

Schach ist ein Probierstein des Gehirns

Nur in dessen Seele ein Hauch von Kunst ist, der kann Schach
spielen. Die anderen spielen nur mit Holzfiguren.

Für Schach ist nun wie für die Liebe ein Partner unentbehrlich...

...Schach ist ein Denken, das zu nichts führt, eine Mathematik, die
nichts errechnet, eine Kunst ohne Werke, eine Architektur ohne
Substanz und nichtsdestotrotz erwiesenermaßen dauerhafter in
seinem Sein und daseinals alle Bücher und Werke, das einzige
Spiel, das allen Völkern und allen Zeiten zugehört und von dem
niemand weiß welcher Gott es auf die Erde gebracht hat, um die
Langeweile zu töten, die Sinne zu schärfen, die Seele zu spannen.
Wo ist bei ihm Anfang und Ende? Jedes Kind kann seine ersten
Regeln erlernen, jeder Stümper sich an ihm versuchen, und doch
vermag es innerhalb dieses unveränderbar engen Quadrats eine
wunderbare Spezies von Meistern zu erzeugen, unvergleichbar allen
anderen....

Schach ist die geistreichste Form der Zeitverschwendung.

Schach ist ein Kampf, aber hauptsächlich gegen die eigenen Fehler.

Schach ist ein Reich, wo sich die menschliche Phantasie frei


entfalten kann.

Im Schach gewinnt jeder. Hat man Freude am Spiel - und das ist die
Hauptsache - ist auch der Verlust einer Partie kein Unglück
David Bronstein

In zehn Mordfällen gibt es nicht so viele Geheimnisse wie in einer


Partie Schach.
Arthur Conan Doyle
Die Schachfiguren sind wie Drucklettern, die Gedanken in eine Form
bringen; und obwohl diese Gedanken einen visuellen Eindruck auf
dem Schachbrett hinterlassen, äußert sich ihre Schönheit abstrakt,
wie in einem Gedicht.
Marcel Duchamp

Das Schachspiel ist nicht bloß eine müßige Unterhaltung.


Verschiedene schätzbare und im Laufe des menschlichen Lebens
nützliche Eigenschaften des Geistes können dadurch erworben oder
gekräftigt werden, so daß sie Gewohnheiten werden, die uns nie im
Stich lassen.
Benjamin Franklin

Die Natur hat uns das Schachbrett gegeben, aus dem wir nicht
hinauswirken können, noch wollen, sie hat uns die Steine geschnitzt,
deren Wert, Bewegung und Vermögen nach und nach bekannt
werden; nun ist es an uns, Züge zu tun, von denen wir uns Gewinn
versprechen.
Johann Wolfgang Goethe

Außer der Philosophie weiß ich kein so gutes Treibmittel des


Gehirns, als höchstens Schach und Kaffee.
Jean Paul

Auf dem Schachbrett der Meister gilt Lüge und Heuchelei nicht
lange. Sie werden vom Wetterstrahl der schöpferischen Kombination
getroffen, irgendwann einmal, und können die Tatsache nicht
wegdeuteln, wenigstens nicht für lange, und die Sonne der
Gerechtigkeit leuchtet hell in den Kämpfen der Schachmeister.
Im Leben werden Partien nie so unstrittig gewonnen wie im Spiel;
das Spiel gibt uns Genugtuungen, die das Leben versagt.
Jean Paul
Die erstaunliche Logik und die mathematische Exaktheit stellen das
Schachspiel auf eine Stufe mit jeder exakten Wissenschaft, während
Schönheit und Bildhaftigkeit seiner Ausdrucksform im Verein mit
künstlerischer Phantasie es in eine Reihe mit allen anderen Künsten
rücken läßt.
Gottfried Wilhelm Leibniz

Schach ist, wie die Liebe, ein Konflikt zwischen Reflexen und
Reflexionen.
D. J. Morgan

Im Schachspiel offenbart sich durchaus, ob jemand Phantasie und


Initiative hat oder nicht.
Christian Morgenstern

Man hat vom Schach gesagt, daß das Leben nicht lang genug dazu
ist, - aber das ist ein Fehler des Lebens, nicht des Schachs.
Christian Morgenstern

Im Schachspiel denken wir, weil es uns Freude macht, unsere


Denkfähigkeit zu üben, und nicht, um durch das Denken einen
außerhalb des Spiels liegenden Zweck zu erreichen. Hier ist das
Denken Selbstzweck geworden, weil es einen lustbetonten
Charakter angenommen hat.
L. Neymeyer

Was uns beim Schach Freude macht, das ist im Grunde bei uns
allen, bei dem Laien, der in der Opferkombination das Höchste sieht,
und beim Kenner, der am meisten die tiefe Partieanlage bewundert,
dasselbe, nämlich der Sieg des tiefen, genialen Gedankens über die
Nüchternheit, der Sieg der Persönlichkeit über das Triviale.
Richard Reti
Das Schachspiel hat einen hohen selbsterzieherischen Wert, denn
wie kein anderes Spiel erweckt es einen starken Ehrgeiz. Dieser
aber regt die Selbstbeobachtung an und vermittelt Selbsterkenntnis,
welche die Grundlage aller Selbsterziehung bildet.
Paul Schellenberg

Das Schachspiel verlangt dreierlei: Kenntnis der Möglichkeiten,


Ahnung der Wahrscheinlichkeiten, Resignation für die Gewißheiten.
Carl Schleich

Das Schachspiel übertrifft alle anderen Spiele so weit wie der


Chimborasso einen Misthaufen.
Es ist im Leben wie im Schachspiel. Wir entwerfen einen Plan;
dieser bleibt jedoch bedingt durch das, was im Schachspiel dem
Gegner, im Leben dem Schicksal zu tun belieben wird.
Arthur Schopenhauer

Das Schachspiel ist das weitaus schönste und vernünftigste aller


Spiele, und Glück und Zufall haben darin keinen Einfluß. Ich
versichere, daß es für mich durchaus beschämend und demütigend
wäre, wenn es mir nicht gelänge, darin wenigstens mittelmäßige
Erfolge zu erringen
Mme. de Sevigne

Der eigentliche, feinste Reiz des Schachspiels liegt darin, daß man
dabei geistig produktiv tätig ist. Und das geistige Produzieren gehört
zu den größten Genüssen des menschlichen Lebens
Siegbert Tarrasch

Ich bedauere jeden, der das Schachspiel nicht kennt. Bringt es


schon dem Lernenden Freude, so führt es den Kenner zu hohem
Genuß.
Lew Tolstoi

Ich bin überzeugt, daß das Schach vermöge seiner Tiefe und
Unerschöpflichkeit einer fortwährenden Entwicklung fähig ist, daß
hier Gesetze walten, die noch nicht erkannt sind, daß es hier Wege
gibt, deren Verästelungen wir bloß ahnen und daß hier
Möglichkeiten vorliegen, deren Ergründung uns noch sehr viel zu
schaffen geben wird.
L. Wekerle

Schach ist so abstrakt wie die Wissenschaft,


so komplex wie die moderne Technik
und so unendlich tief wie der Weltraum.
N.N.

Schach ist ein See, in dem eine Mücke baden und ein Elefant
ertrinken kann.
Indisches Sprichwort

Die Fehler sind da, sie brauchen nur noch gemacht zu werden!
Tartakower

Es ist stets besser, die Figuren des Gegners zu opfern.


Tartakower

"Es ist nicht genug, ein guter Spieler zu sein, man muss auch gut
spielen.
Tarrasch

Ein Isolani verdüstert die Stimmung auf dem ganzen Schachbrett!


Tartakower

Ich spiele jetzt 50 Jahre Schach, habe aber noch nie gegen einen
gesunden Gegner gewonnen.
Blackburne

Ein Schachspiel ist wie ein See, in dem eine Mücke baden und ein
Elefant ertrinken kann.
Indisches Sprichwort
"No matter who you play, where you play, or how you play, nothing
is better for your chess than continual practice"
Nigel Short, englischer Großmeister

Ich halte jeden gegen den ich spiele für einen Meister, bis er mir das
Gegenteil bewiesen hat.
Wassili Pannw

"Wie gelingt es Ihnen, Ihre Gegner so schnell zu schlagen?", wurde


Alexander Aljechin gefragt. "Ich lasse sie selbständig denken",
lautete die Antwort.

Fritz Sämisch lehnte 1946 in Hamburg ein Remisangebot von Dr.


Törber mit den Worten ab: "Wie kann ich Remis annehmen? Ich
weiß ja gar nicht, wie ich stehe!"

Der Berliner Gumprich antwortete einmal so: "Haben Sie


gewonnen?" - "Nein!" - "Haben Sie denn Remis gemacht?" - "Nein,
mein Gegner hat Remis gemacht; ick spiele grundsätzlich nicht uff
Remis!"

Bobby Fischer - Eine Auswahl seiner besten Sprüche

"Es gibt nur zwei wahre Schachgenies - das andere war Wilhelm
Steinitz, der Weltmeister von 1872 bis 1894."

"Computer sind einzigen Gegner, die nicht immer eine Ausrede auf
Lager haben, wenn sie gegen mich verlieren."

"Wenn ich Weiß habe, gewinne ich, weil ich Weiß habe, wenn ich
Schwarz habe, gewinne ich, weil ich Fischer bin!"

"Am wohlsten fühle ich mich, wenn ich sehe, wie sich mein Gegner
im Todeskampf windet."

"Wie ich Weltmeister wurde" - Unter diesem Titel wollte Fischer


bereits 1963 ein Buch herausgeben. Er war felsenfest davon
überzeugt, besser als der damals amtierende Weltmeister Botwinnik
zu sein.
"Ich rechne überhaupt nicht voraus. Ich gewinne auch so."

Auf der Schacholympiade 1962 in Varna kam es in der Partie


zwischen Fischer und Uhlmann nach 19 Zügen zu folgendem
Dialog: Fischer: "Remis!" Uhlmann: "Es muss doch dreimal
Zugwiederholung sein!" Fischer: "Sie nehmen das Remis an, wie ich
es sage, sonst spiele ich weiter und werde Sie dann schlagen." -
Uhlmann nahm´s nicht tragisch und akzeptierte das Remis.

Bobby schreitet mit einem sehr nachdenklichen Gesicht durch den


Turniersaal. "Was ist passiert?", fragt Lombardy. "Ich stehe
schlecht", antwortet Bobby. Lombardy: "Biete doch einfach Remis
an." Bobby: "So schlecht stehe ich nun auch wieder nicht!"

Bei der Mannschaftsweltmeisterschaft 1962 in Warna wandte sich


eine Autogrammsammlerin zuerst an Fischer.. Mit seiner Unterschrift
beschrieb er die ganze Seite. Als Robert Fischer gefragt wurde, wo
denn noch Platz für die anderen Namen sei, antwortete er: "Die
anderen sind Quatsch."
Vom Aufgeben

Wenn man eine Partie aufgeben muß, hat man viele Möglichkeiten
es zu tun, je nach Geschmack und Temperament. Eine
Zusammenstellung gaben die Meister Kmoch und Reinfeld in
Engelhardts Schach-Taschenjahrbuch 1958. Der Leser kann sich
unter folgenden historischen Beispielen ein Vorbild suchen.

Sir George Thomas: Fast glücklich zu nennendes Lächeln,


herzliches Händeschütteln mit dem Gewinner.

Dr. M. Euwe: Gleichbleibende Freundlichkeit.

Nimzowitsch: "Ausgerechnet gegen diesen Idioten muß ich verlieren


!"

D. Janowski: Bezeichnete den Gegner als größten Patzer der


Schachgeschichte, machte dem Turnierkomitee heftige Vorwürfe,
Leute zum Turnier eingeladen zu haben, "deren klägliches Spiel
einen wirklichen Meister krank machen muß".

J. R. Capablanca: Nahm den Ausdruck eines Millionärs an, der


einem Bettler ein Geldstück reicht.

E. Grünfeld: Stellte die Uhr ab und verließ den Kampfplatz, ohne den
Gegner auch nur eines Blickes zu würdigen.

Dr. A. Aljechin: Stellte bei Wiederaufnahme der abgebrochenen


Partie fest, daß der Gegner den Gewinnzug abgegeben hat, ergriff
seinen König und warf ihn quer durch den Turniersaal.

Dr. S. Tartakower: Pflegte überhaupt nicht aufzugeben, sondern sich


lieber mattsetzen zu lassen, denn er war der Urheber des
beherzigenswerten Wortes "Durch Aufgeben hat noch niemand eine
Partie gewonnen !"

Wußten Sie schon, daß

... in den mittelalterlichen Tischlerwerkstätten Deutschlands, Italiens


und Frankreichs die Herstellung eines Schachbrettes Bestandteil der
Gesellenprüfung war und das nach den neuesten
Forschungsergebnissen das erste offizielle Schachturnier im Jahre
1467 an der Heidelberger Universität stattfand? In den Einladungen
sicherte die "Heidelberger Gesellschaft des Schachbrettspiels" den
Teilnehmern freies Geleit, kostenlose Unterkunft und Verpflegung
zu. Der Sieger erhielt einen Geldpreis und wurde zum Ehrenbürger
Heidelbergs ernannt. Die Veranstalter verlangten jedoch von jedem
Starter einen Gulden Reuegeld, um dem (offenbar schon damals
berüchtigten) vorzeitigen Ausstieg bei schlechtem Turnierstand
vorzubeugen.

.. . das erste internationale Damenturnier 1897 in London stattfand


und von der englischen Meisterin Mary Rudge gewonnen wurde?
Später nahm Miss Rudge auch erfolgreich an Männerturnieren teil,
machte jedoch die traurige Erfahrung, daß die Herren nach einer
Niederlage oft die Selbstbeherrschung verlieren und sich überaus
taktlos aufführen". Sie berichtete von einem Fall, wo "ein gewisser
Gentleman, den sie matt gesetzt hatte, sämtliche Figuren mit einem
Faustschlag vom Brett fegte und sie überdies noch mit blöde Kuh'
titulierte". Wer wollte es Miss Rudge verdenken, wenn sie fortan
Männerturniere ignorierte?

... die Schachspieler in unserer Zeit laut Statistik in 99 von 100


Partien vom Recht der Rochade Gebrauch machen? Dagegen
berichtete 1784 ein in Stockholm erschienenes Schachwerk: "Starke
Spieler rochieren nie." Aber schon 22 Jahre später hieß es in einer
anderen Auflage des Buches weniger kategorisch: "Starke Spieler
bedienen sich der Rochade recht selten."

... Ihnen als Schachspieler nach den Forschungsergebnissen eines


deutschen Soziologen und Militärhistorikers aus dem Jahre 1901 ein
relativ kurzes Leben beschieden ist? Durch statistische Erhebungen
gelangte er zu dem Ergebnis, daß die Tätigkeit eines
Schachprofessionals auf gehobenem Niveau größeren physischen
und psychischen Kraftaufwand verlangt als die Arbeit eines
Schauspielers, Schriftstellers, Gelehrten oder hohen Militärs. Seinen
Ermittlungen nach dürften Schachspieler mit 56,8, Schauspieler mit
60,8, Schriftsteller mit 65,5, Gelehrte mit 67,2 und hohe Militärs mit
70 Lebensjahren rechnen.

... in den Turnieren von Paris (1867) und Nürnberg (1906)


zusätzliche Bedenkzeit für bares Geld gekauft werden konnte? Der
Erfinder dieser Neuerung - der deutsche Großmeister Siegbert
Tarrasch - wurde allerdings sein eigenes Opfer, indem er sich allein
die Partie gegen G. Salwe 60 Mark kosten ließ und ... trotzdem
verlor! Außerdem verausgabten sich einige Turnierteilnehmer
finanziell derart, daß sie nicht mehr mitspielen konnten, und die
Tumierordnung somit nicht eingehalten wurde.
Murphys Gesetz für den Schachspieler

• Man zieht immer den falschen Turm auf die offene Linie.

• Anmerkung: Haette man den richtigen Turm genommen, haette


der Gegner eine andere Variante gespielt und es waere wieder
der falsche Turm.

• Folgerung: Es gibt keine falschen Tuerme, nur falsche


Varianten.

• Du hast immer den schlechten Laeufer.

• Hast du mal den guten Laeufer, stellst du fest, dass er deine


Bauern nicht decken kann.

• Das, was du an Material zum Remis zu wenig hast, hast du


nachher zum Patt zuviel.

• Deine "Neuerung" kannte der Gegner schon.

• 27 Fluchtfelder fuer die Dame können ganz schön wenig sein.

• Insbesondere, wenn du sie freiwillig einstellst.

• Dein Blaettchen faellt bevorzugt NACH deinem 39.Zug oder


kurz BEVOR der Gegner matt ist.

• Oder kurz bevor DU matt bist, aber das ist eh egal.

• Dein Opfer ist ein Einsteller.

• Der Einsteller des Gegners ist ein Opfer.

• Wenn du alle Springer getauscht hast, rennst du in einen


Spiess.

• Dein König auf e5 hat zwar rein theoretisch 8 Fluchtfelder...aber


auf g1 stände er trotzdem sicherer.

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