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Die Semantik/Syntax:
(a)eine Trennung: verlassen, verkaufen
(b)intensiviert: ändern-->verändern, decken--->verdecken , mischen--->vermischen
bluten--->verbluten, festigen--->verfestigen, meiden--->vermeiden ,
gehen--->vergehen
(c)ändert die Stammsemantik:fahren--verfahren, heißen--verheißen,
stehen--verstehen, antworten--verantworten
nehmen--vernehmen, wechseln--verwechseln
(d)Konklusiva (der allmähliche Abschluß eines Vorgangs):
verklingen, verlöschen, verblühen, verhallen
(e)die Veränderung, die Transformation
(e1)adjektivische Derivationsbasis
(e1.1.)Inchoativa:"SO WERDEN" (ohne Akkusativergänzung)
verarmen, verstummen, veraltern, verblassen, verelenden
Struktur:ver+Adj.Positiv/Komparativ+(e)n
Solche Verben drücken das allmähliche Beginnen eines neuen Vorgangs aus . Diese de-
adjekti-vischen Bildunge " sagen , in welcher Richtung der Prozeß der Veränderung
verläuft und zu welchem Zustand er hinführt" (Brinkmann 1962:237)
Diese Verben,die aus Substantiven abgeleitet sind,sind terminativ (der Prozeß wird auf
ein Ziel gelenkt ) , aber sie können auch einen Werdeprozeß ausdrücken ( inchoativ ) .
Die Akkusativergänzung ist obligatorisch, da das Subjekt den verbalen Prozeß an
einem Akkusativobjekt aktualisieren soll.
(e2.2). ornative Bedeutung (=mit etwas überziehen) (+Akkusativergänzung)
vergolden,verchromen,versilbern,verglasen,verschneien
Struktur:ver+Substantiv+(e)n
Die Akkusativergänzung ist auch obligatorisch ( da das Subjekt das Verbalgeschehen an
einem Objekt aktualisieren soll ) .
(g)weg vom rechten Weg, falsch, verkehrt, das verfehlte Ziel
vertippen
verhören +A obligatorisch: Ich habe den Satz vertippt.
verlesen
verrechnen
Ohne Akkusativergänzung werden diese Verben reflexiv gebraucht:
Ich habe mich vertippt/verrechnet
(h)seine Zeit,sein Leben durch den Simplexprozeß verbringen:
sein Leben vertrinken/vergeigen/verschlafen
seine Zeit verjagen
Diese Verben, die ausdrücken, "durch welche Tätigkeit der Mensch die Zeit
versäumt"(Brinkman 1962:236) bilden aber nur eine begrenzte Serie im deutschen
Verbalbereich. Sie zählen zu den ter-minativen Verben des Deutschen.
(i)die Beseitigung; sein Geld, eine Summe durch den Simplexvorgang
verausgaben:
sein Geld vertrinken,verrauchen
(j)den Gegensatz zum Simplex:
lernen<--->verlernen, achten<--->verachten,kaufen<--->verkaufen
verquetschen(...)verkleben,verkneten,verlöten,
verkuppeln,verrühren,verschweißen,...
a.2.mittels des im Verb gennanten Gegenstandes
oder Stoffes:verstiften(...)verbolzen, verdübeln,
vergipsen, verkeilen, verketten, verkitten, verleimen
vernieten, verschrauben, versplinten, verzahnen,
verzapfen
( b)Material verbrauchen oder verarbeiten (Meistens ist die Bedeutung des
Verbrauchens hinter der des Umwandelns , des Umformens in ein Pro-
dukt zurückgetreten):
verarbeiten(...)verbauen, vermahlen, vermauern,
verschmieden, verspinnen, verwalzen, verweben
Das Produkt kann auch im Verb selbst angegeben sein: verkohlen(...)vergasen, verkoken,
verspanen, vertorfen
(c)Überziehen mit dem im Verb genannten Stoff:
versilbern(...)veraluminieren, verbleien, verchromen,
verkadmen, verkupfern, vermessingen, vernickeln,
verzinken, verzinnen
(W.Reinhardt-12:453/454)
Dazu noch:
(d)falsch,schlimm:sich verweben,verschmieden
(e)das Ende:verstrahlen
(f)trennen,entfernen:verdrängen
(g)faktitiv:vermindern,verlängern
W.Schmidt:
''die Veränderung eines Zustandes:verarmen,verfärben,verkleinern,verlottern,verhüllen,
vergällen,verwässern
die Trennung oder Entfernung:verdrängen,verjagen,verkaufen,versetzen,verstoßen ,
vertreiben,verwerfen
den Abschluß einer Handlung oder eines
Zustandes:verblühen,verbluten,verbrennen,verglimmen,
verhallen,versinken,verzehren
die Verbindung oderVermischung:verbinden,verbrüdern,vereinigen,vermischen,
verquirlen
eine Fehlhandlung: verbiegen,verdrehen, verführen,vergießen, verleiten,sich verlaufen,
sich verschreiben
Das Präfix dient auch der
Verstärkung:verändern,verbeugen,verbürgen,verdanken,verwalten
ebenso drückt es das Ergebnis einer Handlung aus:
verbrämen,verfilmen,verglasen,vergolden,verstaatlichen,vertonen,verzieren
Schließlich bildet man mit dem Präfix ver- faktitive Verben aus
Adjektiven:verbittern,versüßen,verschönen,verschönern,verbessern,verdeutlichen,veröffe
ntlichen,verkündigen,verunreinigen usw.' '(W.Schmidt:1972-124)
F.Hinze:
''1.ein Entfernen=weg, Änderung derLage:verreisen,verkaufen,verschicken,ver-
pflanzen,verschließen,verlieren (Simplex fehlt)
2.Hinweis auf den Abschluß:verblühen,verbrennen,verrosten,verbluten,ver-
hungern,verhallen,verfilmen
3.den Übergang in einen Zustand:veröden(öde werden),verarmen,verwelken,ver-
gilben , verstummen-abwertend die Richtung zum Falschen und Verkehrten:
sich versprechen,verführen,verschlafen,verspielen,verachten,sich ver-
laufen,verbauern, verraten
4.ein Versehen mit etwas (Gegensatz: ent-):verhüllen,vergolden,verdecken-mit
einer Art Sperre versehen:verriegeln,verschließen,vernageln,verkleben
5.ein Bewirken (Faktitiva):verschönern,verbessern,verbreite(r)n.
Bisweilen deckt sich die Bildung mit ver- inhaltlich nicht mit der Ausdrucks-
weise Adjektiv+machen : verniedlichen-niedlich machen; vergrößern-größer machen
veröffentlichen-öffentlich machen;
6.eine Verstärkung:verbleiben, vermahnen, verschonen, verändern, vermehren''
( Hinze:1975 -72 )
Diese Zitate zeugen klar von der großartigen polysemen Potenz des Präverbs "ver-"und
von der großen Bedeutung der Stammsemantik und des jeweiligen Kontextes. Diese se-
mantische Vielfalt des Präverbs "ver-"ist darauf zurückführen,daß dieses Präfix aus drei
verschiedenen Präpositionen entstanden ist:
a)gotisch"faur(=vor,vorbei)
b)fra(=weg)
c)fair(=er-/ent-)
vgl:lat."pre-/per-",griech."peri-"
Im Althochdeutschen finden wir 4 Formen:"far-/fer-/for-/ fur(i)-", im
Mittelhochdeutschen und im
Neuhochdeutschen "ver-".
Die Semantik/Syntax:
(a)der Beginn,der Anfangspunkt
(anfangen, ansetzen, anheben, anbrechen, anzünden, angehen, anfahren,
anbrennen)
(b)in Richtung auf jemanden,hin--zu (anschreien, anbellen, ansprechen, ansehen).
"An-" transitiviert in diesem Fall:
Der Hund bellt./ Der Hund bellt mich an.
Die Transitivierungsfunktion von ''an-'' impliziert dann die
Passivierungsmöglichkeit intransitiver Verben wie ''fliegen'':
Der Vogel fliegt nicht mehr.
Dieser Flughafen wird sonntags nicht angeflogen.
(c)festes Verbinden (annageln, anbinden, anlöten, annieten)
(d)nach oben (ansteigen)
(e)das Simplex vollzieht sich teilweise (anbraten, anblättern, anlesen, anzahlen,
antrinken )
(f)der Kontakt: (anfassen,anlanden)
(g)das Nahen/sich nähern: (ankommen, anrennen, ankeuchen, antanzen, antoben,
anbrausen , antaumeln)
In dieser Bedeutung finden wir das Präverb ''an-'' in vielen Partizipien II ,die das Verb
''kommen'' adverbial begleiten und wo das Verb ''kommen'' diese Bedeutung verstärkt .
Hier die Liste dieser Strukturen:
angebellt kommen
angedampft kommen
angeflogen kommen
angeflossen kommen
angegangen kommen
angehumpelt kommen
angehüpft kommen
angejagt kommen
angekeucht kommen
angelaufen kommen
angepfiffen kommen
angepoltert kommen
angeradelt kommen
angerannt kommen
angereist kommen
angeritten kommen
angerudert kommen
angerutscht kommen
angesaust kommen
angeschifft kommen
angeschlendert kommen
angeschoben kommen
angeschossen kommen
angeschwänzelt kommen
angeschwärmt kommen
angesegelt kommen
angesprengt kommen
angesprungen kommen
angestampft kommen
angestiefelt kommen
angestiegen kommen
angestolpert kommen
angeströmt kommen
angestürzt kommen
angetanzt kommen
angetappt kommen
angetaumelt kommen
angetobt kommen
angetrabt kommen
angetrieben kommen
angewackelt kommen
angewandert kommen
angewankt kommen
angeweht kommen
angeweint kommen
angezogen kommen
Manchmal impliziert das Präverb ''an-'' eine andere Stilschicht gegenüber dem Simplex:
Sie hat uns vor einer Woche geschrieben ,aber im administrativen Stil finden
wir:
Die Bank hat alle Deponenten angeschrieben.
In der Sprache der Technik ist die Bedeutung ''c'' oft anzutreffen ( =Herstellung einer
Verbindung oder einer Vereinigung , Verdichtung ) : anschweißen , angießen , anrühren ,
anbolzen
Im weiteren detaillieren wir die Bedeutungen des Präverbs ''an''. Das Präverb ''an''
drückt die Berührung , den Kontakt aus :
A)im räumlichen Bereich ( an = Präposition ''an'') : anlegen, angrenzen, anbehalten
Bei einigen Verben ist eine substantivische Basis zerlegbar: anketten<an die Kette legen.
Einige Verben regieren die Präposition ''an''+Akk.(sehr oft) / +D (selten)
angrenzen an+A, anstoßen an+A , sich anschmiegen an+A
Die Bedeutung ''in Richtung auf'' läßt sich auch ebenso erklären : Kontakt zwischen
einem Subjekt
und einem Objekt ( jn. anlächeln, jn. ansehen)
B.im begrifflichen Bereich
B.1.Präverb ''an''=Präposition ''an'', sehr oft mit derselben Verbvalenz wie die
Kasusforderung der
Präposition: ansehen+D<sehen an +D, anhängen+D<hängen an+D
B.2.Kontakt,Berührung
a)mit einem Anfang
Nuancierungen:
-beginnen, anfangen: anbrechen, ansetzen
-beginnen, aber nicht zu Ende führen: anlesen, anbraten, anfressen
-bekanntmachen: anmelden
-durativ: andauern
-attackieren: angreifen
-einen Ansporn geben: antreiben
-initiieren: anweisen
-größer werden: anwachsen
-nach oben: ansteigen
b)mit einem Ende
Nuancierungen:
-festigen , gründlich machen: ziehen<-->anziehen (die Schraube)
-ein Ziel verfolgen : bei...anfragen, anklopfen
-etwas beharrlich tun : empfehlen<-->anempfehlen (beharrlich empfehlen)
-in großem Umfang : säen<-->ansäen
-eine höhere Stufe der Realisierun des Verbalgeschehens:
putzen<-->anputzen (schmücken), raten<-->anraten (einen genauen Rat geben)
treffen (zufällig)<--> antreffen (sicher)
-offiziell bekanntmachen: sagen<-->ansagen
-festsetzen: ansetzen
-in den Vordergrund stellen : anstreichen
-geben: jm.etwas anweisen
-übertragen (durch Erziehung,Kultur): anerziehen
-beitreten: sich anschließen
-sich gewöhnen: sich anmessen
-zum Halten bringen: anhalten
-faktitiv oder inchoativ: substantivische Basis- sich anfeinden, sich anfreunden
adjektivische Basis: anreichern, anrauhen
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AUF-:
Die Semantik/Syntax:
(a)kurzzeitiges, plötzliches Geschehen ( aufschreien, aufheulen, aufseufzen,
aufkreischen, aufleuchten, aufglänzen )
(b)=öffnen ( aufmachen, aufklappen, aufdrehen )
(c)das Ende eines Vorgangs
( aufessen, aufrauchen, aufarbeiten, aufsaufen, aufnagen,
auffressen )-resultativ
(d)die Erneuerung ( auffrischen, auflackieren, aufleben, auffärben, aufhellen,
aufbraten, aufbacken )
(e)=hinauf, nach oben ( aufblicken, aufheben, aufwirbeln )
(f)nach unten, in Kontakt zu ( aufprallen, aufsetzen, auflegen, aufstellen).
"Auf"(Präverb)="Auf"(Präposition)/
(g)faktitiv ( aufmuntern, aufrauhen, aufheitern, aufweichen )
(i) der Beginn (ingressiv ) (aufjagen , aufblühen )
In der Sprache der Technik findet man häufig diese letzte Bedeutung mit der Nuance
''befestigen auf etwas '' : aufschweißen , aufschrauben , auflöten , aufspritzen , aufna-
geln, aufnähen, aufbringen
Wegen der reichen Semantik des Präverbs kann das gleiche Verb gegensätzliche
Bedeutungen haben : aufschrauben=1 . auf etwas festschrauben
2 . losschrauben
Wir wollen hier auch eine Kombination anführen, die nur in einem Verb vorzufinden ist
: "urauf- : ( uraufführen-nur im Infinitiv und im Partizip II üblich)
Das Präverb "auf" weist im Grunde genommen zwei Bedeutungen und mehrere Nuan-
cierungen auf:
A)nach unten (Präposition=Präverb)
A.1.)-im räumlichen Bereich= auf <Präposition,in Kontakt zu
aufsetzen, auflegen
In vielen Fällen ist ein Substantiv als verbale Basis zu finden:
auftischen, aufgleisen, aufbahren, aufhäufen
Die Struktur lautet: etwas auf das Substantiv plazieren/legen
auftischen=auf den Tisch legen
Wenn die Präpositionalergänzung ganz klar ist, wird sie nicht mehr erwähnt:
seinen Hut aufsetzen, seine Brille aufsetzen
Bezieht sich die Ergänzung nicht auf ''Kopf'' oder ''Nase'' , muß sie aber präzisiert
werden:
seine Brille auf den Tisch aufsetzen
A.2.)im begrifflichen Bereich=zwingen
jm. etw. auferlegen, aufbrummen
B)nach oben, hinauf
B.1.unbegrenzt nach oben
-im räumlichen Bereich (kombinierbar mit ''hin'' /''her'')
aufklettern, aufblicken--hinaufklettern, heraufblicken
Die Semantik/Syntax:
UNTRENNBAR:
(a)hinein-heraus ; eine Bewegung geht von einer Grenze eines Raumes zur
anderen oder berührt viele Punkte.
Die stammbetonte Form bezeichnet eine abstraktere Handlung , hat oft eine übertragene,
idiomatisierte Bedeutung:
"Er durchdringt meine Gedanken"-abstrakt.
Sie transitiviert oft:"Sie durchwanderte das Land".
Die untrennbare Form hat perfektivierenden Charakter:
"Er wacht die Nacht durch".---Er durchwacht die Nacht."
(b)bei transitiven Verbpaaren mit "durch-"mit konkreter ( lokaler )
Bedeutung drückt das untrennbare "durch-" die Art und Weise der verbalen Handlung
aus :"Wir durchstechen jetzt diese Kupferplatte"(nur durchstechen und nicht durch-
bohren) .
Bei Richtungsverben in konkreter Bedeutung regiert das Simplex mit untrennbarem
"durch-'' immer eine Akkusativergänzung ( obligatorische Eakk . ) :
"Die Touristen durchfahren unsere Stadt".
TRENNBAR:( a)hinein--heraus;Bewegung durch eine Öffnung hindurch
Die kopfbetonte Form hat sehr oft eine konkrete (lokale) Bedeutung.
"Das Wasser dringt noch durch ''
(b )Die Vollständigkeit/die Gründlichkeit einer Tätigkeit:
durchlesen, durchdiskutieren, durchbürsten
(c ) man spaltet,teilt etw., so daß 2 Stücke entstehen:
durchsägen, durchbrechen, durchschneiden
(d) die Dauer(durativ): durchtanzen, durcharbeiten
(e)durch langen Gebrauch total abgenutzt:
durchlaufen, durchrosten, durchwetzen
(f) bei transitiven Verbpaaren mit "durch-" in konkreter (lokaler )
Bedeutung drückt das trennbare Präverb das Resultat der verbalen Handlung aus:
"Wir stechen jetzt diese Kupferplatte durch" ( resultativ , es gibt ein Loch in der
Platte)
(g)etwas wird wie eine Art Hindernis überbrückt:
durchblicken,durchfühlen,durchhören,durchsehen
Bei Richtungsverben in konkreter Bedeutung ist das Simplex mit trennbarem "durch-"
immer intransitiv und regiert fakultativ eine Präpositionalergänzung (Epräp):
"Die Touristen fahren (durch unsere Stadt) durch".
Erika Neumann ( 1981 : 223/224) stellt folgende Bedeutungen von ''durch'' fest:
a)''durch''=ohne anzuhalten (durchgehen, durchfahren, durchreisen, durchlaufen)
b)''durch''=auseinander,entzwei (durchreißen, durchschneiden)
c)''durch''=zur Kenntnisnahme,Orientierung (durchblättern)
d)''durch''=etwas gründlich tun (durchdenken, durchhauen)
e)''durch''=von Anfang bis Ende (durchzählen, durchrechnen)
f)''durch''=zum Erfolg verhelfen (durchsetzen, durchführen)
g)''durch''=etwas zunichte tun ( durchstreichen /einen Satz/ )
''Die erste Bedeutung von 'durch' ist lokal und bezeichnet eine Bewegung durch einen
Raum von einem Ende zum anderen...die ursprüngliche Bewegung hat sich bei wenigen
Verben erhalten: durchleuchten ( Röntgen ) , eine List durchschauen , jemanden oder
etwas durchlassen (d . h . passieren lassen).'' ( Neumann 1981 : 222/223)
Hinze unterscheidet folgendermaßen zwischen trennbarem und untrennbarem ''durch'':
''(a)Wird der Verbstamm betont, so hat das Kompositum meistens eine übertragene
Bedeutung, und der Blick ist auf das Ergebnis und die Vollendung gerichtet . Das 2.
Partizip bedarf daher des perfektivierenden ''ge-'' nicht mehr.
Ich durchschaue deinen Plan. -Ich habe ihn durchschaut.
Er durchbohrte mich mit seinem Blick. -Er hat mich mit seinem Blick durchbohrt.
Der Zug durchfährt den Bahnhof.-Der Zug hat den Bahnhof durchfahren.
(b)Ist die Präposition Tonträger,so richtet sich der Blick ebensosehr auf den Verlauf
wie auf Ergebnis .Beim 2.Partizip wird die Vollendung durch das Präfix ''ge-'' geken-
nzeichnet.
Ich schaue den Aufsatz durch . -Ich habe den Aufsatz durchgeschaut.
Karl bohrte den Balken durch. -Karl hat den Balken durchgebohrt.
Der Zug fährt durch. -Er ist durchgefahren.
Unterscheide ähnlich : übersetzen-übersetzen; überschreiben-überschreiben ; umkleiden-
umkleiden; unterstellen-unterstellen; wiederholen-wiederholen.'' (Hinze 1975 :76)
Wir wollen jetzt das Präverb "durch" einer detaillierten Analyse unterziehen und wollen
dadurch dem Deutsch Lernenden ganz konkret helfen .Im Falle des Präverbs ''durch''
gibt es keinen großen Unterschied zwischen Präverb und Präposition. Die Präposition
drückt aus:
(a)Bewegung innerhalb eines Bereiches (er geht durch sein Zimmer).
''Durch'' ist dadurch den Präpositionen mit zwei Kasus ähnlich, wenn sie den Dativ
regieren.
I------------I
I------------I--->
Das untrennbare Präverb deckt sich mit dem a-Wert der Präposition und hat demzufolge
einen nicht-perfektivierenden Charakter:
''Das Bächlein durchrieselt das Tal''.
Das trennbare Präverb entspricht dem b-Wert der Präposition und wirkt perfektivierend:
''Das Wasser ist schon durchgerieselt''.
Wir können also drei Gruppen von ''durch''-Verben unterscheiden; das Kriterium dafür ist
das ''durch=innerhalb'' oder das ''durch=außerhalb'' des Verbs.
(1)Verben, die immer ein untrennbares ''durch'' aufweisen ( =innerhalb ) -nur einige
Verben:
durchgeistigen, durchfurchen, durchleben, durchlöchern, durchqueren,
durchschau(d)ern
(2)Verben,die immer ein trennbares Präverb aufweisen ( =außerhalb )
2c)Verben, die eine Aufzählung zum Ausdruck bringen(man zählt etwas bis zu Ende) :
durchnumerieren, durchzählen, durchrechnen
2d)Verben , die das Kontrollieren und das Organisieren ausdrücken ( man macht das auch
bis zu Ende): durchproben, durchprüfen, durchsehen, durchorganisieren
2e)Verben, deren Simplex schon an sich das Überschreiten einer Grenze ausdrücken :
durchpressen, durchpassieren, durchstecken, durchschlagen, durchsieben
2g)reflexive Verben, die das Überschreiten eines Hindernisses durch das Simplex zum
Ausdruck bringen : sich durchbeißen, sich durchfragen, sich durchfressen, sich durchlü-
gen
Diese Serie ist die produktivste Serie heute und kann durch den erfinderischen Geist der
Muttersprachler bereichert werden.
3)Verben, die entweder ein untrennbares oder ein trennbares Präverb ''durch'' aufweisen.
Die Mehrzahl deutscher Verben gehört dieser Gruppe an.
Entscheidend dafür ist die schon festgestellte Unterscheidung:
Das trennbare Präverb ist am häufigsten vertreten und als trennbares und betontes Prä-
verb können wir Präpositionen ( sehr oft ) , aber auch Adjektive, Adverbien, Substantive,
Präpositionalgruppen , Infinitive und Partizipien II finden . Es gibt auch trennbares Prä-
verb, dessen Selbständigkeit als Wort nicht mehr nachweisbar ist (kehrt-, umhin-, dar- )
Als untrennbares Präverb finden wir Präfixe (Vorsilben, die keine Selbständigkeit als
Worteinheit aufweisen) .Verschiedene Präpositionen dienen als schwankendes Präverb .
Zum schwankenden Präverb: Es liegt hier eine Abschwächung , eine Verallgemeinerung ,
eine Entkonkretisierung des untrennbaren Präverbs vor ( im Gegensatz zur konkreten
Bedeutung des trennbaren Präverbs) , so daß es klare Unterschiede zwischen der kopf-
betonten Form und der stammbetonten Form (in übertragener Bedeutung verwendet )gibt.
Die genaue Kenntnis der Eigewerte des deutschen Präverbs ist von großer Bedeutung
für den Deutsch lernenden Ausländer.Wenn der Studierende diese Werte kennt
und wenn entsprechende Übungen zu deren Festigung gemacht werden , so
kann das Studium der deutschen Sprache erleichtert werden und das
Sprachgefühl wird gefestigt
BIBLIOGRAPHIE
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