Der Weihnachtspapa Bubenstreiche in diesem Jahr erinnern?
Da wir Da fragte meine kleine Schwester:
Während meiner Kindheit kam am 24. Dezember
spät abends immer der Weihnachtsmann zu uns
nach Hause.
Damals haben wir Kinder noch im Alter von etwa
neun Jahren an den Weihnachtsmann geglaubt.
Wenn man heute einen Erstklässler danach fragt,
wird er einem schon in aller Ausführlichkeit
erklären, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt, ja
nicht geben kann. Weil dieser, so wurde uns damals
erzählt, die Geschenke mit dem Schlitten, der von
den Rentieren durch die Luft gezogen wird, von Tür
zu Tür bringt. So, und weil es weder einen Menschen
gibt, der an einem Abend überall auf der ganzen
Welt nahezu gleichzeitig die Geschenke verteilen
kann, noch Rentiere, die Schlitten durch die Luft
ziehen können, so kann also der Weihnachtsmann
zumindest nicht so existieren, wie es einem in der
Kindheit vorgegaukelt wird. Tja, so schlau waren wir
früher noch nicht.
Als ich sechs oder sieben Jahre alt war, kam nach
dem Kindergottesdienst an einem bitterkaltem
Abend der Weihnachtsmann zur Tür herein.
Schon vorher quengelten meine Geschwister weil
ihnen die Wartezeit auf den Weihnachtsmann
unendlich schien.
Jetzt war er aber da, der Weihnachtsmann mit
dem roten Mantel, der roten Mütze und dem weißen
Rauschebart, und sie wurden mucksmäuschenstill.
Wir hatten als Kinder immer einen gewissen Respekt
vor dem Weihnachtsmann, im Nachhinein, weiß ich
aber gar nicht warum, da dieser ja immer freundlich
blieb und auch nicht tadelte.
Der Weihnachtsmann erzählte uns, wie jeden
Heilig Abend, die Weihnachtsgeschichte, fragte das
ein oder andere über die Weihnachtsgeschichte und
wollte noch Gedichte von uns Kindern hören. Darauf
waren wir gut vorbereitet. Schließlich haben wir die
letzten Wochen jeder fleißig ein Gedicht gelernt, um
es an diesem Abend aufzusagen.
Zum Schluss wollte er wissen, wie wir uns das
ganze letzte Jahr betragen haben. Natürlich waren
wir die bravsten Kinder. Warum sollte sich auch
jemand, gerade an Heilig Abend, an meine
nicht wollten, dass der Weihnachtsmann unsere
Geschenke wieder mitnehmen sollte, um diese
womöglich an andere Kindern zu verschenken,
sagten wir, dass wir alle schön brav und artig
waren.
Schon während der Weihnachtsmann die
Weihnachtsgeschichte erzählte und uns Fragen
stellte, hörte ich, wie meine kleine Schwester
meiner Mutter ab und zu was ins Ohr flüsterte. Ich
achtete nicht weiter darauf und konzentrierte mich
eher auf den Weihnachtsmann.
Als ich gerade dabei war, mein Gedicht
möglichst betont aufzusagen, rief meine Schwester
ganz aufgeregt:
„Mama! Der Weihnachtsmann hat Papas Stiefel
an!“
Meine Mutter antwortete:
„Psst! Der hat bestimmt nur die gleichen
Stiefel.“
Irritiert schaute auch ich auf die Stiefel. Ich
wusste wohl damals nicht so genau, welche Stiefel
mein Vater trug, jedenfalls fiel mir nichts auf. Der
Weihnachtsmann ließ sich dadurch auch nicht
beirren, nickte mir zu und ich fuhr mit meinem
Gedicht fort.
Nach diesem kurzen Zwischenfall begann ich
dann mit der zweiten oder dritten Strophe meines
Gedichts. Doch auch da kam ich nicht weit weil
meine kleine Schwester wieder dazwischen rief:
„Und Mama! Er hat die gleiche Brille wie Papa.
Die, die du ihm zum Geburtstag geschenkt hast!“
Wieder schaute ich auf, um mir die Brille
genauer anzusehen.
‚Tatsächlich!’, dachte ich ‚der Weihnachtsmann
hat wohl denselben Geschmack wie Mama.’
Der Weihnachtsmann schaute dieses Mal etwas
verunsichert zu meiner Schwester, nickte mir
abermals zu und ich begann erneut mit der dritten
Strophe. Endlich wurde ich ohne Unterbrechungen
fertig.
Da machte der Weihnachtsmann etwas
unerwartetes: er schaute auf seine Armbanduhr.
Und ich erkannte die Uhr!
„Mama! So eine Uhr hat Papa auch!“
„Mama, wann kommt Papa eigentlich heute
Abend?“
Plötzlich schüttelte sich der Weihnachtsmann
leicht und kurz darauf lachte er. Wir Kinder
standen mit offenen Mündern und großen Augen
da und schauten dem Weihnachtsmann dabei zu,
wie er sich auf unser Sofa setzte und die Mütze,
den Mantel und zum Schluss den Bart auszog.
„Papa!“, rief meine kleine Schwester mit
leuchtenden Augen.
Noch immer lachend sagte mein Vater:
„Heute habt ihr mich aber ertappt! Ich hätte
mich eben doch komplett umziehen sollen, wie
Mama es gesagt hat!“
Da hatte sich doch tatsächlich unser Vater
immer als Weihnachtsmann verkleidet um uns an
Heilig Abend die Geschenke zu bringen. Uns
Kindern wurde immer erzählt, dass Papa nach dem
Kindergottesdienst noch einiges zu erledigen hatte.
Er kam die Jahre davor meistens kurz nachdem
der Weihnachtsmann gegangen war nach Hause.
Er bedauerte auch jedes Mal, dass er den
Weihnachtsmann wieder verpasst hatte und dieser
ihm kein Geschenk dagelassen hatte.
Nach diesem Vorfall, feierten wir die darauf
folgenden Weihnachtsfeste immer ohne
Weihnachtsmann, dafür aber mit unserem Vater
zusammen. Die Geschenke wurden dann einfach
unter den Tannenbaum gelegt und spät abends
nach dem Gottesdienst ausgepackt.
Jedes Mal, wenn ich mit meinen Kindern und
Enkelkindern Weihnachten feiere, erinnere ich
mich an dieses Weihnachtsfest und erzähle es
meinen Enkeln. Mit leuchtenden Augen hören sie
mir immer bei meiner Erzählung zu und können
gar nicht genug davon haben.
Wir wünschen ein frohes und besinnliches
Weihnachtsfest, einen guten Rutsch in das Jahr
2009 und im neuen Jahr vier schöne
Jahreszeiten und 365 glückliche, gesunde und
zufriedene Tage.