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Joannes Richter

Dyaeus
Für den Wissenden und die Unwissenden

2
Joannes Richter

Dyaeus
- über die Farbcodes der Prachtbibeln -

-2009-

3
© 2009 von Joannes Richter
veröffentlicht bei LULU

Alle Rechte vorbehalten


ISBN: xxx-x-xxxx-xxxx-x

4
Inhalt
1 Zu den Farben Rot und Blau..................................................9
Warten auf das Wort........................................................9
Das Mittelalter...............................................................10
Die Prachtbibel..............................................................12
Die Dekorationen..........................................................13
Vom ersten Menschen...................................................14
Rote und blaue Buchstaben...........................................15
Die Rado-Bibel..............................................................21
2 Die symbolische Codes in der Bibel....................................23
3 Wörter weben.......................................................................33
Die Komplementärphasen in Rot und Blau...................34
4 Rashi's und Rashbam's Genesis ..........................................41
La Divina Commedia....................................................47
Hintergrundfarben.........................................................49
5 Die Bekleidungscodes der Heiligen.....................................51
Die Gewänder der Heiligen...........................................54
Die Ikonenmalerei.........................................................61
Die Gewänder in Rot und Blau.....................................64
Die Gewänder in Purpur................................................67
6 Vögel als religiöse Symbole................................................69
7 Yin und Yang........................................................................75
Vom Ursprung der US-Flagge.......................................76
Vom Ursprung der russischen Flagge............................79
8 Moderne androgyne Symbole..............................................81
Neue androgyne Symbole.............................................83
9 Zusammenfassung................................................................88

5
Abbildungen
Abb. 1: Initialen zum Brief des St. Paulus an Philemon..........11
Abb. 2: Buch “Jonas” in der Ulrich Schreier Bibel (1472)......12
Abb. 3: Kopfzeile der Genesis in der Kremser Bibel..............12
Abb. 4: Kopfzeile in der Bologneser Bibel (1240)..................12
Abb. 5: Anfangszeile der Kremser Genesis.............................13
Abb. 6: Kopfzeile in der Bologneser Bibel (1240)..................14
Abb. 7: Kopfzeile in der neapolitanischen Bibel.....................14
Abb. 8: Schöpfergott in rot-blauem Gewand...........................15
Abb. 9: Kopfzeile zu Lucas.....................................................16
Abb. 10: Initialen in einem Codex des 14e JH........................17
Abb. 11: Stammbäume.............................................................18
Abb. 12: Initialen der Kremser Bibel (1333)...........................19
Abb. 13: Utrechter Bibel (1460)..............................................20
Abb. 14: Initiale in der Rado-Bibel..........................................21
Abb. 15: Der Judas-Kuss (1336)..............................................31
Abb. 16: Kopfzeile der Korczek-Bibel (Prag- um1410)..........34
Abb. 17: Kopfzeile der Korczek-Bibel (Prag- um1410)..........34
Abb. 18: Gottes Fingerzeig an Noah (Wiener Codex )............36
Abb. 19: Schöpfergott trennt Eva vom Adam..........................41
Abb. 20: Schöpfergott trennt Eva vom Adam (1460) .............42
Abb. 21: Schöpfung des Menschen (1389/1395).....................43
Abb. 22: Schöpfergott in blauem und rotem Gewand (1390)..44
Abb. 23: Erschaffung der Eva (1464)......................................45
Abb. 24: Schöpfungslegende der Korczek Bibel (1400).........46
Abb. 25: La Divina Commedia................................................47
Abb. 26: Hintergrundfarben Goslar Evangeliar, 1240 AD......49
Abb. 27: Jesus Christus in Rot und Blau.................................51
Abb. 28: Die Jungfrau Maria in Rosa und Blau.......................52

6
Abb. 29: Heiliger in Rot und Blau...........................................53
Abb. 30: Ikone der Gottesmutter und eines Heiligen..............67
Abb. 31: Eisvogel auf Briefmarke...........................................69
Abb. 32: Eisvogel, Alcedo_atthis_2_(Lukasz_Lukasik).........70
Abb. 33: Eisvogel (Wiener Dioskurid)....................................70
Abb. 34: Eisvogel auf der Genesis-Seite der Wenzelbibel......73
Abb. 35: Vogel auf der Genesis-Seite der Wenzelbibel...........74
Abb. 36: Die moderne niederländische Flagge........................75
Abb. 37: Die Marine-Flagge der Niederlanden.......................75
Abb. 38: Die Koreanische Flagge............................................75
Abb. 39: Die Prinzen-Flagge (1572)........................................76
Abb. 40: Androgynes Gesicht (Marc Chagall)........................81
Abb. 41: Androgynes Gesicht (2003)......................................83
Abb. 42: Der Brief von Joannes Richter..................................84
Abb. 43: Androgynes Paar von Joannes Richter......................85
Abb. 44: Frau, schreibend (nach Pablo Picasso)......................87

Tabellen
Tabelle 1: Schöpfungsphasen im Buch Genesis......................35
Tabelle 2: Kategorisierung einiger mittelalterlichen Bibeln....50
Tabelle 3: Marias Gewänder im Mittelalter ............................57
Tabelle 4: Marias Gewänder gemäß ISBN: 3-932544-65-X. . .61
Tabelle 5: Symbole für die Farben Rot und Blau.....................82

7
8
1 Zu den Farben Rot und Blau

Warten auf das Wort

Das Leben besteht aus einer endlosen Wartezeit. Es kommt


nicht darauf an, wie lange man wartet, aber immerhin sollte
man zusehen, dass man intelligent wartet, und zwar auf
mehreren Dingern gleichzeitig.

Nimm zum Beispiel die Menschheitsgeschichte. Zunächst hat


der Mensch gewartet bis er schreiben konnte und nannte diese
Phase die Vorzeit. Davon weiß man fast nichts und so kann
man sie getrost vergessen.

9
Das Mittelalter

Das wahre Leben der Gattung Mensch ist wie alles dreigeteilt
und besteht aus einem Altertum, Mittelalter und Neuzeit.
Im Altertum hat man gewartet bis der Mensch heran gereift ist.
Es ist gewissermassen die Kinderstube des Menschen, in dem
man noch nicht richtig denken kann und die Zeit einem später
als eine unendliche, verplemperten Wartezeit vorkommt. Die
Jugend kann man genau genommen als verlorene Zeit
betrachten.

In der Neuzeit empfindet man sich bereits als zu alt für einen
Neuaufbruch. Man hat das Leben hinter sich und betrachtet mit
Wehmut die verlorenen Jugend.

Dazwischen liegt das Mittelalter, das genau genommen unsere


besten und produktivsten Jahren darstellen soll.
Eigentlich ist immer der mittlere Lebensbereich als DAS
Lebensalter schlechthin zu betrachten.

Was aber hat man im Mittelalter für wirklich wichtig gehalten?


War nicht das wichtige, ja vielmehr einzige Buch die Bibel und
hat man nicht auf das Jenseits gestarrt und mit diesem Ziel
dahin gelebt?

10
Ja, genau und was waren denn die wichtigsten Bibel?

Abb. 1: Initialen zum Brief des St. Paulus an Philemon

11
Die Prachtbibel

Das waren doch die Prachtbibel1 mit den ausufernden


Dekorationen, die man in unendlicher Geduld fleißig kopiert
und vervielfältigt hat: die Kremser Prachtbibel, die Utrechter
Prachtbibel, der neapolitanischer Bibel und Hunderte andere
mehr...

Abb. 2: Buch “Jonas” in der Ulrich Schreier Bibel


(1472)

Abb. 3: Kopfzeile der Genesis in der Kremser Bibel

Abb. 4: Kopfzeile in der Bologneser Bibel (1240)


1
Siehe dazu Die prächtigsten Bibeln von Andreas Fingernagel –
veröffentlicht 2008, ISBN: 978-3-8365-0297-6

12
Die Dekorationen

Was waren denn in diesen Bibeln die wichtigste Stellen.


Kann man das ablesen?

Sicherlich doch. Die wichtigste Stellen waren in den


Prachtbibeln die Seiten, auf dem die Mönche mit den
wunderbarsten Dekorationen ausgestattet haben.

Abb. 5: Anfangszeile der Kremser Genesis

Das waren jedoch immer die gleichen und zwar das Buch
Genesis mit der Schöpfungslegende. Hier hat man in den
schönsten Farben ausgemalt, wie der Schöpfergott die Welt, die
Tiere und den Menschen erschaffen hat.

13
Abb. 6: Kopfzeile in der Bologneser Bibel (1240)

Abb. 7: Kopfzeile in der neapolitanischen Bibel

Vom ersten Menschen

Den Menschen? Waren es nicht zwei?

Nein, das war es ja gerade. Da es nur einen Gott gibt, kann er


auch nur einen Menschen als sein Ebenbild erschaffen haben.
Bereits die Pharisäer haben aufgrund der unterschiedlichen
Aussagen in Genesis 1, 27 und Genesis 2, 7 gelehrt2, dass
Adam als mannweiblich (androgyn) erschaffen wurde.
Dabei legte man (Genesis 1, 27) als "männlich und
weiblich" anstatt "Man und Frau" aus.
2
aus der Jewish Encyclopedia, Eintrag: Adam Kadmon

14
Die Auftrennung der Geschlechter wurde aus Sicht der
Pharisäer dagegen in einer späteren Operation auf Adam's
Körper vollzogen....

Abb. 8: Schöpfergott in rot-blauem Gewand

Rote und blaue Buchstaben


Warum hat man das dann nicht korrigiert?
Die Bibel ist eine heilige Schrift. Da kann man bei
vermeintlichen Fehlern oder Unklarheiten nicht einfach den
Text korrigieren. Falls die Mönche noch etwas anderes dem
Text hinzufügen möchten, steht ihnen nur die Dekoration zur
Verfügung.

15
Was könnte man in der Dekoration dann für wichtiges
unterbringen? Soviel steht da nicht zur Verfügung...

Abb. 9: Kopfzeile zu Lucas

In den Farben kann man einiges codieren. Ist es dir nicht


aufgefallen, dass so viele Textzeilen abwechselnd rote und
blaue Buchstaben verwenden?

Ich denke mal, dass ist ein Zufall, oder die Idee, dass
die Mönche ihre Farben möglichst gleichmäßig
verbrauchen möchten..

Glaubst Du das wirklich? Dann schau dir mal den folgende


Text an. Der Schöpfer trägt nicht nur ein rot-blaues Gewand!
Nein, auch der gesamte Text daneben ist abwechselnd in roten
und blauen Buchstaben geschrieben. Dabei ist es nicht einmal
gut leserlich oder schön. Im 14en Jahrhundert hat man mit
diesen roten und blauen Buchstaben etwas sagen wollen. Es
handelt sich um eine Art Geheimschrift, um einer Codierung...

16
Abb. 10: Initialen in einem Codex des 14e JH.

Diese rot/blau-Markierung findet man in fast allen dekorierten


Bibeln des Mittelalters. Die Hauptfarben für diese
abwechselnden Markierungen waren immer Rot und Blau.

17
Abb. 11: Stammbäume

Obwohl man nicht alle Abbildungen versteht ist es doch klar


eine Kombination von Rot und Blau...

18
Warum denn ausgerechnet Rot und Blau?
Weil diese Farben im Buch Exodus der Bibel fünfundzwanzig
mal als göttliches Kommando erwähnt werden.

Abb. 12: Initialen der Kremser Bibel (1333)

Kannst Du mir diese Stellen mal zeigen?

19
Aber sicher doch. Ich muss nur geschwind die Bibel
aufschlagen...

Die Utrechter “historische” Bibel3 von Evert van Soudenbalch


(in niederländischer Sprache) enthält übrigens eine Vielzahl
von Buchstaben., die eine Kombination von Rot und Blau
darstellen:

Abb. 13: Utrechter Bibel


(1460)

3
Codex 2772, fol. 198v (III Maccabeorum = Josephus Flavius, Antiquitates
XIII-XVI)

20
Die Rado-Bibel
Die einzige Ausnahme ist offensichtlich die Karolingische oder
Rado-Bibel aus etwa 850AD4, die mit einer abweichendem
Farbschema grün, rot und gelb erstellt wurde. Vielleicht haben
die Mönche die notwendige Farbcodierung nicht gekannt.

Abb. 14: Initiale in der Rado-Bibel

4
aus Nordfrankreich

21
22
2 Die symbolische Codes in der Bibel

Im Buch Exodus5 erhält Moses sage und schreibe 25 Mal die


göttlichen Anweisung, Tücher und Gewänder mit den
Farbangaben "Blau, Purpur und Scharlachrot" zu erstellen als
Bestandteile des Offenbarungzeltes.
Im Buch 2. Chronik6 erhält Salomo zudem dreimal eine
ähnliche Anweisung Gottes für die Ausstattung des Tempels in
Jerusalem. Die Farbkombinationen Salomo sind jedoch: "Blau,
Purpur und Karmesinrot". Andere Farbanweisungen in z.B.
Gelb oder Grün werden nicht erwähnt.
Die Farben Scharlach-Rot7 und Karmesin-Rot8 sind jedoch
gleich, und beide stammen von der og. Schildlaus. Laut
Wikipedia stammt der Name Karmin von dem Arabisch-
Persischen Wort Kermes für die "Scharlachbeere".
Die deutsche Einheitsübersetzung der Bibel9 dokumentiert die
Farben an den entsprechenden Stellen etwas genauer10:

5
Kap. 25->27 und 35->39
6
Kap. 2 & 3
7
Englisch: Scarlet
8
Englisch: Crimson
9
ISBN 3-460-33007-4
10
Zum Beispiel in Exodus 26-31

23
"Mach einen Vorhang aus violettem und rotem Purpur,
Karmesin und gezwirntem Byssus; wie
Kunstweberarbeit soll er gemacht werden, mit
Kerubim".
Anstatt "Blau" erwähnt die deutsche Einheitsübersetzung in
den diskutierten Bibelstellen im Exodus "Violett". Falls damit
die Randfarbe des Regenbogens angedeutet werden soll, ist die
Farbe "Violett" genauer als das "Blau" der "World English
Bible", denn Violett ist tatsächlich die Randfarbe des
Regenbogens.
Diese Bibelzitate beweisen m.E., dass die Farben Rot, Blau-
violett und Purpur im Altertum (oder genauer: zumindest
zwischen dem Zeitalter Moses, 12 JH. bis zur Niederschrift des
Hohen-Liedes im 6. JH. vor Christus) bedeutende, religiöse
Symbole darstellen, die insbesondere in den Tüchern und
Kultgewändern zum Ausdruck kommen.
Nicht nur die Farben der Hochdorfer Tücher, sondern auch die
Webtechnologie stimmen mit der biblischen Vorschrift überein.
Zwirn war in beiden Fällen das bevorzugte Verfahren für die
Fädenherstellung und garantiert einen sehr haltbaren, aus
mehreren gedrehten Fäden bestehenden, rißfesten Webfaden.
Der biblische Byssus ist offensichtlich ein Leinentuch. Leinen
wurde nebst Hanfbast, Schafwolle und Dachswolle auch in der
Hochdorfer Tuchkollektion registriert.
Aus dieser auffälligen Übereinkunft könnte man schließen,
dass die biblische Fertigungsvorschrift für die Tücher des
Offenbarung-Zeltes und des Tempels auch für einige der
Hochdorfer Tücher gelten.

24
Insgesamt kann man nun für die Codierungen in der Bibel
folgende Symbole identifizieren:

• Rot / Scharlach / Karmesin = weibliches/Yin-Symbol


• Blau = männliches/Yang-Symbol, das auch in
Einzelfällen für Priester reserviert wurde.
• Purpur = androgynes, Verschmelzung- bzw.
Heiratssymbol.
• Byssus, feines Leinen, vom Hebräischen būṣ 'feines
Leinen', das sich auf Leinen und gezwirntes Tuch
bezieht.
• Zwirnen = intensiv verschmelzen (->> die Heirat, das
Hochzeitspaar)
• Der Regenbogen = Religiöses Symbol aus der Genesis
mit den Randfarben Rot und Blau, jedoch ohne Purpur.

Wir können das Biblische Code-System mit der Zwirn- und


Farbcodierung erst verstehen wenn wir es mit der identischen
Web- und Färbungtechnologie des Tüchern im Fürstengrab von
Hochdorf vergleichen.

Aus der Lutherbibel von 1912 werden nun alle relevanten Web-
und Farbcodierung der Büchern Exodus und Chroniken
aufgelistet:

25
Das Buch Exodus11
26: 3Das ist aber das Hebopfer, das ihr von ihnen nehmen sollt:
Gold, Silber, Erz, 4blauer und roter Purpur, Scharlach,
köstliche weiße Leinwand, Ziegenhaar, 5rötliche Widderfelle,
Dachsfelle, Akazienholz, 6Öl zur Lampe, Spezerei zur Salbe
und zu gutem Räuchwerk, 7Onyxsteine und eingefaßte Steine
zum Leibrock und zum Amtschild
26: 1Die Wohnung sollst du machen von zehn Teppichen, von
gezwirnter, weißer Leinwand, von blauem und rotem Purpur
und von Scharlach.
4Und sollst Schleifen machen von blauem Purpur an jegliches
Stück am Rand, wo die zwei Stücke sollen zusammengeheftet
werden;
14Überdiese Decke sollst du eine Decke machen von rötlichen
Widderfellen, dazu über sie eine Decke von Dachsfellen.
31Du sollst einen Vorhang machen von blauem und rotem
Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer Leinwand; und
sollst Cherubim daran machen von kunstreicher Arbeit.
36Und sollst ein Tuch machen in die Tür der Hütte, gewirkt von
blauem und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer
Leinwand.

11
Aus: Bibel online (Luther-Bibel 1912)

26
27: 9Du sollst auch der Wohnung einen Hof machen, einen
Umhang von gezwirnter weißer Leinwand, auf einer Seite
hundert Ellen lang, gegen Mittag, 10und zwanzig Säulen auf
zwanzig ehernen Füßen, und ihre Haken mit ihren Querstäben
von Silber.
16aber im Tor des Hofes soll ein Tuch sein, zwanzig Ellen breit,
gewirkt von blauem und rotem Purpur, Scharlach und
gezwirnter weißer Leinwand, dazu vier Säulen auf ihren vier
Füßen.
18Und die Länge des Hofes soll hundert Ellen sein, die Breite
fünfzig Ellen, die Höhe fünf Ellen, von gezwirnter weißer
Leinwand, und seine Füße sollen ehern sein.
28: 5Dazu sollen sie nehmen Gold, blauen und roten Purpur,
Scharlach und weiße Leinwand. 6Den Leibrock sollen sie
machen von Gold, blauem und rotem Purpur, Scharlach und
gezwirnter weißer Leinwand, kunstreich; 7zwei Schulterstücke
soll er haben, die zusammengehen an beiden Enden, und soll
zusammengebunden werden. 8Und sein Gurt darauf soll
derselben Kunst und Arbeit sein, von Gold, blauem und rotem
Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer Leinwand.
15Das Amtschild sollst du machen nach der Kunst, wie den
Leibrock, von Gold, blauem und rotem Purpur, Scharlach
und gezwirnter weißer Leinwand.
28Und man soll das Schild mit seinen Ringen mit einer blauen
Schnur an die Ringe des Leibrocks knüpfen, daß es über dem
Gurt des Leibrocks hart anliege und das Schild sich nicht vom
Leibrock losmache.

27
35: 5Gebt unter euch ein Hebopfer dem Herrn, also daß das
Hebopfer des Herrn ein jeglicher willig bringe, Gold, Silber,
Erz, 6blauen und roten Purpur, Scharlach, weiße Leinwand
und Ziegenhaar, 7rötliche Widderfelle, Dachsfelle und
Akazienholz, 8Öl zur Lampe und Spezerei zur Salbe und zu
gutem Räuchwerk, 9Onyxsteine und eingefaßte Steine zum
Leibrock und zum Amtschild.
23Und wer bei sich fand blauen und roten Purpur, Scharlach,
weiße Leinwand, Ziegenhaar, rötliche Widderfelle und
Dachsfelle, der brachte es.
25Und welche verständige Weiber waren, die spannen mit ihren
Händen und brachten ihr Gespinnst, blauen und roten Purpur,
Scharlach und weiße Leinwand.
35Er hat ihr Herz mit Weisheit erfüllt, zu machen allerlei Werk,
zu schneiden, zu wirken und zu sticken mit blauem und rotem
Purpur, Scharlach und weißer Leinwand, und mit Weben, daß
sie machen allerlei Werk und kunstreiche Arbeit erfinden.
36:8Also machten alle weisen Männer unter den Arbeitern am
Werk die Wohnung, zehn Teppiche von gezwirnter weißer
Leinwand, blauem und rotem Purpur und Scharlach, und
Cherubim daran von kunstreicher Arbeit.
11Und machte blaue Schleifen an jegliches Stück am Rande,
wo die zwei Stücke sollten zusammengeheftet werden,
35Und machte den Vorhang mit dem Cherubim daran künstlich
von blauem und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter
weißer Leinwand.

28
37Und machte ein Tuch in der Tür der Hütte von blauem und
rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer Leinwand,
gestickt,
3818Und das Tuch in dem Tor des Vorhofs machte er gestickt
von blauem und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter
weißer Leinwand, zwanzig Ellen lang und fünf Ellen hoch,
nach dem Maß der Umhänge des Vorhofs.
23und mit ihm Oholiab, der Sohn Ahisamachs, vom Stamme
Dan, ein Meister zu schneiden, zu wirken und zu sticken mit
blauem und rotem Purpur, Scharlach und weißer Leinwand.
391Aber von dem blauen und roten Purpur und dem
Scharlach machten sie Aaron Amtskleider, zu dienen im
Heiligtum, wie der Herr Mose geboten hatte. 2Und er machte
den Leibrock von Gold, blauem und rotem Purpur,
Scharlach und gezwirnter weißer Leinwand. 3Und sie
schlugen das Gold und schnitten's zu Faden, daß man's
künstlich wirken konnte unter den blauen und roten Purpur,
Scharlach und weiße Leinwand. 4Schulterstücke machten sie
an ihm, die zusammengingen, und an beiden Enden ward er
zusammengebunden. 5Und sein Gurt war nach derselben Kunst
und Arbeit von Gold, blauem und rotem Purpur, Scharlach
und gezwirnter weißer Leinwand, wie der Herr dem Mose
geboten hatte.
8Und sie machten das Schild nach der Kunst und dem Werk des
Leibrocks von Gold, blauem und rotem Purpur, Scharlach
und gezwirnter weißer Leinwand,

29
21daßdas Schild mit seinen Ringen an die Ringe des Leibrocks
geknüpft würde mit einer blauen Schnur, daß es über dem Gurt
des Leibrocks hart anläge und nicht vom Leibrock los würde,
wie der Herr dem Mose geboten hatte. 22Und machte einen
Purpurrock zum Leibrock, gewirkt, ganz von blauem
Purpur.
24Und sie machten an seinen Saum Granatäpfel von blauem
und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer
Leinwand.
27Und sie machten auch die engen Röcke, von weißer
Leinwand gewirkt, Aaron und seinen Söhnen, 28und den Hut
von weißer Leinwand und die schönen Hauben von weißer
Leinwand und Beinkleider von gezwirnter weißer Leinwand
29und den gestickten Gürtel von gezwirnter weißer Leinwand,
blauem und rotem Purpur und Scharlach, wie der Herr dem
Mose geboten hatte. 30Sie machten auch das Stirnblatt, die
heilige Krone, von feinem Gold, und gruben Schrift darein:
Heilig dem Herrn. 31Und banden eine blaue Schnur daran, daß
sie an den Hut von obenher geheftet würde, wie der Herr dem
Mose geboten hatte.

Das zweite Buch der Chroniken12


26So sende mir nun einen weisen Mann, zu arbeiten mit Gold,
Silber, Erz, Eisen, rotem Purpur, Scharlach und blauem
Purpur und der da wisse einzugraben mit den Weisen, die bei
mir sind in Juda und Jerusalem, welche mein Vater David
bestellt hat.

12
Aus: Bibel online (Luther-Bibel 1912)

30
312 So sende ich nun einen weisen Mann, der Verstand hat,
Huram, meinen Meister 13(der ein Sohn ist eines Weibes aus
den Töchtern Dans, und dessen Vater ein Tyrer gewesen ist);
der weiß zu arbeiten an Gold, Silber, Erz, Eisen, Steinen, Holz,
rotem und blauem Purpur, köstlicher weißer Leinwand und
Scharlach und einzugraben allerlei und allerlei kunstreich zu
machen, was man ihm aufgibt, mit deinen Weisen und mit den
Weisen meines Herrn, des Königs Davids, deines Vaters.
Auch die Kleider von Jesus Christus sind oft rot und blau, wie
im “Speculum Humanae Salvationis” (datiert auf 1336):

Abb. 15: Der Judas-Kuss (1336)

31
32
3 Wörter weben
In der Regel beobachten wir in den mittelalterlichen Bibeln die
Farben Rot und Blau als religiösen Symbole für die Verzierung.
Die Menschheit ist der Legende nach bekanntlich als Paar
zweier Einzelpersonen entstanden, die jeweils mit der Farbe
Rot, beziehungsweise Blau symbolisiert wurden. Die
Menschheit wuchs und die Zahl der Individualpersonen nahm
erheblich zu. Die Vielzahl der roten und blauen Elemente
erscheint jedoch von einer Distanz als Purpur gefärbten Masse.
Die mittelalterlichen Manuskripte verwendeten dieses
Webverfahren mit Buchstaben in vielen Kopfzeilen, Initialen
und anderen Ornamenten.
Dieses Webverfahren mit Wörtern ähnelt dem extrem dicht
gewebten Stoffen des Kelten-Priesters in Hochdorf, der um 500
vor Christus mit einem Purpur-gewebten Mantel beerdigt
wurde, dessen roten und blauen Einzelfäden jedoch nur mit
einer modernen Lupe unterscheidbar sind.
Das nachfolgende Beispiel zeigt an einem Abschnitt des
Buches Genesis wie die Mönche im Mittelalter Wörter als
Stoffe in Rot und Blau gewebt haben, indem wir einige Sätze
der Lutherbibel abwechselnd in Rot und Blau in winziger 4pt-
Schrift wiedergeben. Der Text wird eingeschlossen zwischen
zwei Kopfzeilen der Korczek-Bibel aus Prag, die um 1410
erstellt wurde.

33
Abb. 16: Kopfzeile der Korczek-Bibel (Prag- um1410)

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.


Und die Erde war wüst und leer,
und es war finster auf der Tiefe;
und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
Und Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht.
Und Gott sah, dass das Licht gut war.
Da schied Gott das Licht von der Finsternis 5und nannte das Licht Tag
und die Finsternis Nacht.
Da ward aus Abend und Morgen
der erste Tag.

Abb. 17: Kopfzeile der Korczek-Bibel (Prag- um1410)

Die Komplementärphasen in Rot und Blau


Die ersten sechs Phasen der Schöpfung sind wohl als
Trennungsphasen zu verstehen, deren Trennelemente mit
Symbolfarben gekennzeichnet wurden. Abgesehen von den
Fischen, den Vögeln und den Menschen scheinen alle rot
gefärbten Schöpfungsobjekte als erste genannt zu werden.
Traditionell hat man Mann und Frau mit verschiedenen Farben
symbolisiert, aber die genaue Symbolik ist im Laufe der Zeit
verschleiert worden.

34
Tag Zuerst genannt Zuletzt genannt
1 Licht - Tag Finsternis - Nacht
2 unter der Feste über der Feste
(Meereswasser ) (Süßwasser)

3 Erde Meer
4 großes Licht (Sonne-Tag) kleines Licht (Mond-Nacht)
5 Wasser (Fische) Erde (Vögel)
6 Mann / Mann Weib / Weib
Tabelle 1: Schöpfungsphasen im Buch Genesis
Wir werden nun die Einzelphasen genauer analysieren. Die
Schlüsselwörter und einige Zeilen werden in den zugehörigen
mittelalterlichen Symbolfarben Rot und Blau dargestellt
werden.

Der erste Schöpfungstag13


Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der
Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und
Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht.
Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht
von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis
Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.
Traditionell haben die Ägypter das große Licht (die Sonne) rot
gemalt und das kleine Licht (Mond) blau.

13
Als Beispiel werden nur im Text des ersten Schöpfungstages die
Buchstaben abwechselnd rot und blau dargestellt.

35
Der zweite Schöpfungstag

Abb. 18: Gottes Fingerzeig an Noah (Wiener Codex )


Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern,
und die sei ein Unterschied zwischen den Wassern. Da machte
Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem
Wasser über der Feste. Und es geschah also. Und Gott nannte
die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der andere
Tag.
Standardfarben können in diesem Kontext nur verstanden
werden, wenn wir den Himmel als Regenbogen verstehen, der
die blaue Farbe am oberen und die rote am unteren Rand
aufweist. Der Regenbogen war bekanntlich ein bedeutendes
religiöses Symbol. Merkwürdigerweise erwähnt die Bibel nicht
den sekundären Regenbogen, der eine umgekehrte Farbfolge
aufweist.

36
Der dritte Schöpfungstag
Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem
Himmel an besondere Örter, dass man das Trockene sehe. Und
es geschah also. Und Gott nannte das Trockene Erde, und die
Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es
gut war. Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und
Kraut, das sich besame, und fruchtbare Bäume, da ein jeglicher
nach seiner Art Frucht trage und habe seinen eigenen Samen
bei sich selbst auf Erden. Und es geschah also. Und die Erde
ließ aufgehen Gras und Kraut, das sich besamte, ein jegliches
nach seiner Art, und Bäume, die da Frucht trugen und ihren
eigenen Samen bei sich selbst hatten, ein jeglicher nach seiner
Art. Und Gott sah, dass es gut war. Da ward aus Abend und
Morgen der dritte Tag.
Als Allgemeinwissen kann man in diesem Abschnitt die Erde
rot und das Meer blau darstellen.

Der vierte Schöpfungstag


Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels,
die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten,
Tage und Jahre und seien Lichter an der Feste des Himmels,
dass sie scheinen auf Erden. Und es geschah also. Und Gott
machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag
regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch
Sterne. Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, dass sie
schienen auf die Erde und den Tag und die Nacht regierten und
schieden Licht und Finsternis. Und Gott sah, dass es gut war.
Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag.
Traditionell haben die Ägypter das große Licht (die Sonne) rot
gemalt und das kleine Licht (Mond) blau.

37
Merkwürdigerweise ist die Nacht nicht schwarz, sondern
beleuchtet vom kleinen Licht des Mondes.

Der fünfte Schöpfungstag


Und Gott sprach: Es errege sich das Wasser mit webenden und
lebendigen Tieren, und Gevögel fliege auf Erden unter der
Feste des Himmels. Und Gott schuf große Walfische und
allerlei Getier, daß da lebt und webt, davon das Wasser sich
erregte, ein jegliches nach seiner Art, und allerlei gefiedertes
Gevögel, ein jegliches nach seiner Art. Und Gott sah, dass es
gut war. Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und
mehrt euch und erfüllt das Wasser im Meer; und das Gefieder
mehre sich auf Erden. Da ward aus Abend und Morgen der
fünfte Tag.
Als Allgemeinwissen kann man in diesem Abschnitt die Erde
rot und das Meer blau darstellen.

Der sechste Schöpfungstag


Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendige Tiere, ein
jegliches nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tiere auf Erden,
ein jegliches nach seiner Art. Und es geschah also. Und Gott
machte die Tiere auf Erden, ein jegliches nach seiner Art, und
das Vieh nach seiner Art, und allerlei Gewürm auf Erden nach
seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.
Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das
uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und
über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über
die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.

38
Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde
Gottes schuf er ihn; und schuf sie einen Mann und ein Weib.
Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und
mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und
herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem
Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.
Die Übersicht des sechsten Tages zeigt nur eine einzige
Auftrennungsphase am sechsten Tag: die Auftrennung des
ersten Menschen in Mann und Frau, die erst später im Genesis
genauer dokumentiert wird.
Und Gott sprach: Seht da, ich habe euch gegeben allerlei Kraut,
das sich besamt, auf der ganzen Erde und allerlei fruchtbare
Bäume, die sich besamen, zu eurer Speise, und allem Getier
auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem
Gewürm, das da lebt auf Erden, dass sie allerlei grünes Kraut
essen. Und es geschah also. Und Gott sah alles an, was er
gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. Da ward aus
Abend und Morgen der sechste Tag.

39
40
4 Rashi's und Rashbam's Genesis

Abb. 19: Schöpfergott trennt Eva vom Adam

Im Mittelalter lebten in Europa Rabbis, die den Mönchen die


wahre Genesis vermittelten, die eine etwas abweichende
Schöpfungslegende überliefert haben.

41
Rashi's Genesis14.
„Gott schuf den Menschen. Ein Wesen, das sowohl männlich
als weiblich gewesen sei und das später in zwei Personen
aufgeteilt wurde. Gott hat sie geschaffen“

Abb. 20: Schöpfergott trennt Eva vom


Adam (1460)

Abbildung: Utrechter Bibel (1460) von Evert v. Soudenbalch15.

14
Rabbi Rashi 1040-1105, Nordeuropa
15
Codex 2771, fol. 10r (Genesis)

42
Rashbam's Genesis
„Gott schuf die Menschheit in Engelsgestalt; nach dem Abbild
de Engeln. Gott erschuf die Menschheit; Gott schloss die Frau
im Manne und trennte sie später auf“ 16.

Abb. 21: Schöpfung des Menschen


(1389/1395)

Abbildung: aus der Wenzel Bibel (1389/1395)


16
Rasbam, Rashi's Nachfahre, 1085-1174, Nordeuropa

43
So könnte man nun annehmen, dass die Farben Blau und Rot
der Prachtbibeln sich auf die Schöpfung von Mann und Frau
beziehen. Man beachte auch, dass Gott oft auch in blau-roten
oder in Purpur gefärbten Gewändern gekleidet ist.

Abb. 22: Schöpfergott in blauem und rotem Gewand (1390)

Abbildung: aus der Wenzel Bibel (1389/1395)

44
In den meisten Fällen wird Eva dabei als erwachsene Frau
dargestellt.

Abb. 23: Erschaffung der Eva (1464)

Abbildung: aus der Eberler Bible (1464)

45
Abb. 24: Schöpfungslegende der Korczek Bibel (1400)

Abbildung: aus der Korczek Bibel (um 1400)

46
La Divina Commedia
Dantes Manuskript beginnt mit der gefärbten Zeile La Divina
Commedia:

Abb. 25: La Divina Commedia

47
Die Initiale der ersten Zeile verwenden purpurfarben und gold

N
für die Ornamente. Der Text gestaltet sich als horizontal und
vertikal alternierenden Zeichenketten:

EL
MEZ
ZO
DEL
CA
MMI
N
DI NOSTRA VITA
mi ritrovai per una selva oscura,
...

Dante Alighieris Codex für die Divina Commedia (1308)


enthält Initialen wie sie im Mittelalter üblicherweise für Bibeln
angewandt worden sind...

48
Hintergrundfarben
Auch die abwechselnde rote und blaue Hintergrundfarben
(Goslar Evangeliar, ca. 1240 AD) deuten ggf. ebenfalls auf den
Zusammenhang mit den Farbcodierungen für das
Offenbarungszelt im Buch Exodus:

Abb. 26: Hintergrundfarben Goslar Evangeliar, 1240 AD

49
Codex Jahr Hauptfarben Farben Initiale Göttliche
& Kopfzeilen Bekleidung
Wien 550 Rot/Blau/Weiß - Rot/Blau/
Weiß
Rado 875 Gelb/Rot/ Gelb/Rot/ -
Grün Grün
Paris 1250 Rot/Blau Rot & Blau Rot/Blau
Admont 1150 Rot/Blau/Grün Rot Rot/Blau
Lilienfeld 1225 Rot/Blau/Grün Rot & Blau Rot/Grün
Krems 1275 Rot/Blau Rot & Blau Rot/Blau
Wenzel 1390 Rot/Blau/Gold Rot/Blau/Gold Rot/Blau
Korczek 1400 Purpur/Grün/ Rot & Blau Purpur
Gold
Neapel 1360 Rot/Blau Rot & Blau Weiß
Eberler 1464 Rot/Blau/Grün Rot Rot/Blau/
Grün
Schreier 1472 Rot/Blau/Grün Rot & Blau Rot/Purpur/
Grün
Utrecht 1430 Rot/Blau/Gold Rot ; Initiale in Purpur
Rot & Blau
Hiero- 1488 Rot/Blau/Gold Rot & Blau Rot/Blau
nymos
Utrecht 1460 Rot/Blau/Grün Rot ; Initiale in Purpur
Rot & Blau
Paris 1225 Rot/Blau/Gold Rot/Blau
17
Dante 1308 Rot/Blau/Gold Rot/Blau Rot/Blau

Tabelle 2: Kategorisierung einiger mittelalterlichen Bibeln

17
Vatikanischer Codex der Divina Commedia (etwa 1308)

50
5 Die Bekleidungscodes der Heiligen

Kann man die rot und blau gefärbten Bekleidungs-


codes denn auch woanders ablesen?
Ja, es hat sich herausgestellt, dass die Mehrheit der
mittelalterlichen Gemälden die Heiligen, einschließlich Gott,
Jesus und Maria in einem roten und blauen Gewand darstellen.
Zeig mir mal einige Beispiele, damit ich es auch
glauben kann...

Abb. 27: Jesus Christus in Rot und Blau

51
Abb. 28: Die Jungfrau Maria in Rosa und Blau

52
Abb. 29: Heiliger in Rot und Blau

Diese Kombination Rot und Blau wird gelegentlich mit einer


Spur Weiß18 ergänzt, was jedoch vielleicht auch auf eine
symbolische Darstellung der Dreifaltigkeit deuten könnte...

18
am Unterhemd

53
Die Gewänder der Heiligen
Im Mittelalter wurde Heiligen und Gottesdarstellungen
zunächst nach genau festgelegten Regeln gemalt, die wir auch
heute noch in den Ikonen zurückverfolgen können.
Im Mittelalter wurde die Gottesmutter Maria nach einer
ziemlich genau festgelegten Konvention gemalt, die man mit
statistischen Methoden überprüfen kann.
In der Regel waren die Obergewänder für Maria in Blau und
die Untergewänder in Rot gemalt. In einigen Fällen fügte der
Künstler gelbe Schleier oder Schleifen hinzu. Man kann solche
Details am besten in einem Museum wie in der Münchner
Pinakothek untersuchen,
In der folgenden Übersicht werden die Abweichungen von der
Norm Obergewänder (blau) und Untergewänder (rot) für die in
gelber Farbe markiert. Die Kunstwerke wurden willkürlich aus
einem Band „Kunst von A bis Z in 1200 Bildern“19
entnommen.
Reines Schwarz ist eine seltene Farbe in Ölbildern, kann
jedoch in den Abbildungen anstelle Dunkelblau erscheinen
oder im Laufe der Jahrhunderten aus Dunkelblau entstanden
sein. Die 33 selektierten Bilder von 1295 bis 1938 weisen 21
Übereinstimmungen mit dem Standard auf. Das entspricht
einer 66% Übereinstimmung. Dieser Standard bleibt in etwa
bis zum Ende des 18ten Jahrhundert erhalten, geht dann aber
verloren.
Die Farbkombinationen stammen vermutlich aus den göttlichen
Farbvorgaben für Purpur, Blau und Rot im Buche Exodus.

19
Schilderkunst van A tot Z, ISBN: 9036605970, 9789036605977

54
Jahr Titel / Artist / Ort Ober- Unter- Schleier
gewand gewand
1285 Madonna Rucellai - Schwarz Rot Schwarz
Duccio di Buoninsegna - Florenz
1290 Madonna mit Engeln Blau Rot Blau
Cimabue – Louvre (Paris)
1308 Maesta - Duccio di Buoninsegna - Dunkel- Rot Dunkel-
Siena blau blau
1310 Madonna di Ognissanti - Blau Weiß & Blau
Giotto - Florence Rot
1333 Die Verkündigung an Maria - Blau Rot Blau
Simone Martini, Antwerpen
1400 Madonna dell' Ultima, Blau Rot Gelb
Paolo di Giovanni - Boston
1423 Adoration by the kings - Blau Rot Blau
Gentile de Fabriano - Florence
1442 Sacra Conversazione - Domenico Blau Rot -
Veneziano - Florence
1448 Madonna mit Rosen - Blau Blau -
Stephan Lochner
1452 Die Verkündigung an Maria - Blau Rot Weiß
Piero della Francesca
1463 Madonna in Rosen - Rot Rot -
Martin Schongauer - Colmar
1470 Die Geburt Christi – Hans Schwarz Weiß -
Memling – Prado (Madrid)
1475 Announcement to Maria - Blau Rot -
Francesco di Giorgio, Siena
1485 Anbetung der Hirten - Blau Rot Weiß
Domenico Ghirlandaio - Florence
1500 Sacra Conversazione - Blau Rot Weiß

55
Jahr Titel / Artist / Ort Ober- Unter- Schleier
gewand gewand
Giovanni Battista Cima
1503 Madonna Doni - Blau Rot -
Michelangelo Buonarotti -
Florence
1504 Maria und Josef – Lucas Cranach Rot Rot -
- Berlin
1512 Weihnachten – Engelskonzert, Bläulich- Rot -
Matthias Grünewald, Colmar grün
1513 Maria mit Sixtus & Barbara - Blau Rot Gelb
Rafael - Dresden
1517 Madonna mit Kind - Grün Rot Gelb
Andrea del Sarto - Florence
1517 Madonna mit Kind – Mathis Blau Rot -
Grünewald - Stuppach
1525 Sacra Conversazione - Blau Rot Weiß
Palma il Vecchio - Venice
1526 Verkündigung an Maria - Blau Rot purple
Jacopo da Pontormo - Florence
1534 Maria und Engeln Blau Weiß -
Parmigianino - Florence
1586 Beerdigungsfeier des Grafen Blau Rot Blau
Orgaz – El Greco - Toledo
1597 Christi Geburt - Federico Barocci Purpur Rot Weiß
– Prado (Madrid)
1645 Die Vision des Antonius - Blau Rot Weiß
Alonso Cano - Munich
1650 Anbetung der Hirten - Blau Rot Blau
Juseppe de Ribera - Paris
1650 Maria mit Kind– Murillo Blau Rot Gelb

56
Jahr Titel / Artist / Ort Ober- Unter- Schleier
gewand gewand
Florence
1752 Die heilige Familie – Franz Anton Blau Rot Blau
Maulpertsch - Wien
1753 Anbetung der drei Königen - Blau Rot Gelb
Tiepolo –Pinakothek (München)
1831 Triumph over arts - Weiß Weiß -
Johann Friedrich Overbeck
1938 Madonna – Marc Chagall - Weiß Weiß Weiß
Lugano

Tabelle 3: Marias Gewänder im Mittelalter

Nachfolgende Statistik untersucht auf Basis der 5555


freigegebenen Meisterwerke20 die Farbkombinationen für die
Gewänder der Gottesmutter. Eine Auswertung der 510 Bilder21
für alle Künstler mit dem Anfangsbuchstaben „A“,
beziehungsweise „B“ liefert darin eine Übersicht mit 50
Einträgen mit einer Maria-Abbildung zwischen 1350 und etwa
1600 AD. Die statistische Analyse ergibt eine
Übereinstimmung der Standardkomposition „Blaues
Obergewand und rotes Untergewand“ in 34 Fällen
beziehungsweise etwa 66%.

20
Die virtuelle Gemäldegalerie, ISBN: 3-932544-65-X
21
9% of a total of 5555 paintings

57
Jahr Titel / Artist / Ort Ober- Unter- Schleier
gewand gewand
1442 Aachener Altar Blau Blau Blau
1445 Meister von Aix (Altar) gold Rot -
1508 Albertinelli, Blau Rot -
Verkündigung an Maria
1439 Albrechtaltar (Altar) Blau Rot -
1515 Altdorfer, Albrecht green Rot -
Heilige Nacht
1438 Fra Angelico Blau Rot Weiß
Verkündigung an Maria
1420 Fra Angelico - Maria, Blau Rot Blau
Dominicus & Thomas
1430 Fra Angelico & Lippi Blau Rot yellow
Verkündigung an Maria
1445 Fra Angelico & Lippi Blau rosa gold
Anbetung des Kindes
1380 Antependiums of Blau Blau Blau
Norbonne
1400 Augustine Master Blau Rot Blau
1460 Pieta at Avignon Blau violet Blau
1470 Baldovinetti, Alesso Blau Rot Weiß
Madonna & Kind
1470 Baldovinetti, Alesso Blau Rot -
Verkündigung an Maria
1510 Baldung, Hans Blau Blau Weiß
Geburt des Jesus Christ
1380 Bargello Diptychon Blau Rot Blau
1367 Barnaba da Modena Blau Rot Blau
Madonna & Kind

58
Jahr Titel / Artist / Ort Ober- Unter- Schleier
gewand gewand
1597 Barocci, Federico violet violet Weiß
Geburt des Jesus Christ
1579 Barocci, Federico Blau Rot Blau
Anbetung des Kindes
1510 Fra Bartolomeo Blau Rot Blau
Adoration of the child
1511 Fra Bartolomeo, Maria Blau Rot Blau
& Heiligen
1500 Bayrischer Meister Blau Rot Blau
1510 Beer, Jan de Grün- Rot -
Anbetung des Kindes Blau
1500 Bellini Blau Rot Weiß
Madonna & Kind
1465 Bellini Rot Rot Weiß
Madonna & Kind
1480 Bellini Blau Rot Weiß
Madonna & Kind
1505 Bellini Blau Rot Weiß
Madonna & Kind
1460 Bellini, Pieta Blau Rot Weiß
1500 Bellini, Pieta Blau violet Weiß
- Bohemian Painter Rot Blau Weiß
Madonna enthroned
1350 Bohemian Master Rot Blau Weiß
Glatzer, Mary
1500 Boltraffio yellow- Blau -
Maria mit Kind Rot
1534 Bonifazio D' de Pitati Blau Rot Weiß
Maria & 3 Tugenden

59
Jahr Titel / Artist / Ort Ober- Unter- Schleier
gewand gewand
1600 Borgianni, Orazio Blau Rot -
Heilige Familie
1481 Boticelli, Sandro Blau Rot Blau
Anbetung des Kindes
1500 Boticelli, Sandro Schwarz Rot Schwarz
Mourning
1500 Boticelli, Sandro Blau Rot Blau
Geburt von Jesus
Christus
1481 Boticelli, Madonna Blau Rot -
Magnificat - Tondo
1487 Boticelli, Sandro Blau Rot Weiß
Madonna Melagrana
1487 Boticelli, Sandro Blau Rot Weiß
Madonna S. Barnaba
1475 - Boticelli, Sandro Blau Rot Weiß
1500 Berlin Madonna
1470 Boticelli, Sandro Blau Rot Weiß
Madonna Tondo
1475 - Boticelli, Madonna child Blau Rot Weiß
1500 & angels
1475 - Boticelli, Sandro Blau Violett -
1500 Verkündigung an Maria
1490 Boticelli, Sandro Blau Rot Weiß
Verkündigung an Maria
1490 Bouts Dieric (follower) Blau Rot Weiß
Madonna mit Kirschen
1375-1400 Braunschweig/ Rot Grün Rot
Magdeburg

60
Jahr Titel / Artist / Ort Ober- Unter- Schleier
gewand gewand
1501 Breu der Ältere, Jörg Blau Rot Weiß
Kreuzigung
1540 Bronzino, Angelo Blau Rot Weiß
Heilige Familie

Tabelle 4: Marias Gewänder gemäß ISBN: 3-932544-65-X

Beide Analysen resultieren in 66% Übereinstimmung der


Farbkombinationen mit dem Standard „Rot für Marias
Untergewänder und Blau für Marias Obergewänder“.

Die Ikonenmalerei

Die Sprache der Ikonenmalerei


Ikonen werden geschrieben und verfügen deshalb über einer
eigenen Sprache. Die wesentliche Essenz dieser Sprache ist die
göttliche Präsenz in den Darstellungen22. Bilder und Schrift
waren gleichwertig, aber im Gegensatz zur Schrift in der
Sprache Latein waren die Bilder für jeden verständlich.
Man kann sich heute kaum noch vorstellen, welche Bedeutung
die religiösen Symbolik im Mittelalter bei den Menschen
auslöste. Vermutlich haben auch diejenigen, die nicht lesen
konnten, wenigstens die mystische Bedeutung der Farbcodes
„lesen“ können. Vielleicht wurde es den gehobenen Ständen
von den Gelehrten während einer privaten Ausbildungsphase
erklärt.

22
Auf der Web-Seite gibt es eine Galerie mit Beispielen.

61
Im Mittelalter betrachtete der Mensch seine Welt als eine
Übergangsstation zum Jenseits. Jeder Gegenstand, jede
Abbildung und jedes Wort wurde dabei mit einer religiösen
Symbolik ausgestattet, die es jederzeit erlaubte den Weg ins
Jenseits zu finden und begleiten. Selbstverständlich galt das
insbesondere an den geweihten Stellen, wie die Kirche und die
rudimentäre Stätte mit Altar und Statue daheim.
Bekehrte Völker erinnerten sich vielleicht ihrer ursprünglichen
Religion mit dem androgynen Schöpfergott Tuisto, der
vielleicht in den häufig vorkommenden sog. Hermes-Statuen
symbolisiert wurde, weil er als ug. doppelt-gesichtige Gestalt
abgebildet sein mag.

Keltengott („Hermes“ von Roquepertuse)

62
Im zweiten Jahrhundert entscheiden die Vertreter der
Apologetik und der Patristik zur Ablehnung der Kunst23. Die
Natur is Gottes Werk, die Kunst ist des Teufels. Erst später
wird bei Augustinus das irdisch Schöne vorübergehend wieder
als Abbild des Göttlichen akzeptiert.
Im 7. und 8. Jahrhundert ist ein Bild in den Ost- und
Westkirchen nur eine Ikone, das in seiner Gestalt und Form
dogmatisch und unantastbar bleibt. Erst in der karolingischen
Synodalentscheidung wurde das heilige Bild wieder für die
schöpferische Phantasie des abendländisch-christlichen
Künstlers freigegeben. Der Maler war nun nicht mehr an das
verpflichtende Modell des Archetypus gebunden.
Dante (1265-1321) deutet auf die religiöse Symbolik24 in
seinem Werk „Göttliche Komödie“. Nur deshalb wird die
religiöse Dichtung wieder gebilligt. Ab dieser Zeit kann man
deshalb Abweichungen von den Standards und Normen
erwarten, aber:
„der abendländische Kunst wird noch einige
Jahrhunderte brauchen um sich von den Archetypen
wirklich zu lösen“25..

23
Info aus Ernesto Grassi, Kunst und Mythos (1957), Seite 148
24
dabei unterstützt von der abwechselnd roten und blauen Buchstaben
25
Zitat aus Ernesto Grassi, Kunst und Mythos (1957), Seite 149

63
Die Gewänder in Rot und Blau
Ikonen werden geschrieben und verfügen deshalb über einer
eigenen Sprache. Die wesentliche Essenz dieser Sprache ist die
göttliche Präsenz in den Darstellungen26.
Man kann sich heute kaum noch vorstellen, welche Bedeutung
die religiösen Symbolik im Mittelalter bei den Menschen
auslöste. Vermutlich haben auch diejenigen, die nicht lesen
konnten, wenigstens die mystische Bedeutung der Farbcodes
„lesen“ können. Vielleicht wurde es den gehobenen Ständen
von den Gelehrten während einer privaten Ausbildungsphase
erklärt.
Die verwendeten Codes beziehen sich auf die göttlichen
Vorgaben zu den Farben Rot, Blau und Purpur aus dem
biblischen Buche Exodus. Ikonen werden deshalb nach
traditioneller Farbmustern in Rot und Blau gemalt, die lt.
vorliegenden Studien jedoch eher auf die ursprünglich
androgyne Religionsbasis basiert.
Für die Farbzuweisung der Gewänder gilt laut Web-Eintrag27
folgende Regel, in dem die heute
• Die bedeckt rote Kleidung28 Mariens (Obergewand)
und Christi (Untergewand).
• Die blaue Kleidung29 Mariens (Untergewand) und
Christi (Obergewand).
26
Auf der Web-Seite gibt es eine Galerie mit Beispielen.
27
http://www.kirstenvoss.my-kaliviani.com/Einleitung/Theorie/Symbolik/symbolik.html
28
Die rote Farbe verweist auf die königlich-göttlichen Seelen. Die
Abtönung (Laka) des Rot zu rotbraun bzw. rotviolett kennzeichnet die
erlangte Selbstlosigkeit.
29
Die blaue Farbe steht für ihre irdische Existenz.

64
Merkwürdigerweise entspricht diese Norm nicht der im
vorhergehenden Kapitel beschriebenen Standard für die
mittelalterlichen Gemälden.
Genau genommen sind die Einzelfarben an sich undefiniert.
Nur die Kombination Rot/Blau und die Mischfarbe Purpur gilt
als göttlich-androgyn. Als Einzelfarbe gelten Rot oder Blau als
Halbfarben, die den halben Menschen (individueller Mann oder
individuelle Frau) darstellen.
Weitere Regeln dokumentieren weitere Standardsymbole:
• Das rote Tuch ist über Dächer und Kuppeln gelegt30.
• Die Roten Schuhe Mariens31.
• Stets in der oberen Bildecke und allgemein als die
Hand Christi interpretiert (alternativ die Hand
Gottes)32.
• Die Taube, meist in einem Strahl lokalisiert, bedeutet
die Anwesenheit und Segnung Gottes bzw. des Heiligen
Geistes.
Ein Teil dieser Symbole (insbesondere die Taube und die
Hände aus den Wolken) findet man auch in den Prachtbibeln
und gilt vermutlich für alle mittelalterliche Darstellungen als
Norm.

30
Das Tuch über Dächer und Kuppeln gilt als Zeichen dafür, dass alle Welt
an dem dargestellten Thema Anteil nimmt. z.B. Maria Verkündigung
31
Die Schuhe symbosieren ihre königliche, im Sinne göttliche Existenz
32
Die Hand gibt sie ihren Segen und Kraft für die auf der Ikone dargestellte
Person

65
Zu den Monogrammen und Akronymen der Ikonenmalerei gilt:
ΜΗΡ - ΘΥ Mutter Gottes
ΙC - MC Jesus Christus
ΙΧΘΥΣ Ιυσούς Χρυστός Θεού Υιός Σωτηρ zu
deutsch: Jesus Christus, Gottes Sohn und Erlöser.
Ο ΩΝ Das Seiende (das war, das ist, das sein wird).
Steht im Nimbus Christi.

66
Die Gewänder in Purpur
Im Gegensatz zur og. Konvention sind in der Wikipedia auch
Ikonen mit Purpurgewändern verfügbar:

Abb. 30: Ikone der Gottesmutter und eines


Heiligen

Bildnachweis:
Ikonen der Ikonostase im Kloster Decani von Zar Dušan, um 135033

33
freigegeben vom Wikipedia-Mitglied: Orjen

67
68
6 Vögel als religiöse Symbole
Einige Vögel weisen ein rot/blaues Farbkombination auf, zum
Beispiel der Eisvogel. Solche Vögel sich ggf. als religiöse
Symbole zur Dekoration in den Prachtbibeln angewandt
worden.
Der Eisvogel wird traditionell mit einem rot/blaues Federkleid
auf, wie auf folgender deutschen Briefmarke aus 1963:

Abb. 31: Eisvogel auf Briefmarke

69
Tatsächlich sind die Farben je nach Vogelart etwas abweichend
von diesem Idealmuster. Oft sind die Federn auf der Unterseite
eher Orange und auf der Oberseite eher grün-blau.

Abb. 32: Eisvogel,


Alcedo_atthis_2_(Lukasz_Lukasik)

In dieser Farbkombination Blau / Orange wird der Eisvogel


tatsächlich in alten Dokumenten abgebildet, z.B. im Miniatur
aus dem Kodex Wiener Dioskurides fol. 479 verso (vor 512
AD)

Abb. 33: Eisvogel (Wiener Dioskurid)

70
Auf der Schöpfungsseite der Genesis in der Wenzelbibel nimmt
der Eisvogel an zentraler Stelle beidseitig eine Ehrenposition
ein.

71
72
Abb. 34: Eisvogel auf der Genesis-Seite der Wenzelbibel

73
Abgesehen von diesen beiden Eisvögeln werden noch etwa 4-5
andere Vögeln mit rot/blauen Mustern abgebildet, zum Beispiel
folgendes Prachtexemplar:

Abb. 35: Vogel auf der Genesis-Seite der


Wenzelbibel

74
7 Yin und Yang
Rot und Blau sind elementare Bestandteile in den Flaggen
verschiedener Länder: Großbritannien, die USA, Frankreich
und die Niederlande. Sind diese Farben die alten Symbole für
die androgynen Gegenpole?

Abb. 36: Die moderne Abb. 37: Die Marine-


niederländische Flagge Flagge der Niederlanden

Gefärbte Yin/Yang-Symbole werden dargestellt in Rot (Sonne /


Erde / weiblich) beziehungsweise Blau (Mond / Himmel /
männlich). Die Symbole deuten immer auf Antipoden und
bilden die Grundlage des Tao.

Abb. 38: Die Koreanische Flagge

75
Es gibt einen merkwürdigen Zusammenhang zwischen dem
klassischen Yin/Yang-Symbol und der ältesten Flagge der Welt
(die niederländische Tri-Colore), und zwar benutzen beide die
Symbolfarben Orange und Blau. Die erste niederländische
Flagge benutzte die Farbe Orange anstatt Rot.

Abb. 39: Die Prinzen-


Flagge (1572)

Vom Ursprung der US-Flagge


Man weiß eigentlich erstaunlich wenig über die Ursprünge der
US-Flagge, sagt Marc Leepson. Es soll eine Näherin aus
Philadelphia gegeben haben, die ein erstes Exemplar hergestellt
hat. Die meisten Amerikaner sind jedoch der Meinung, dass
ihre Flagge von der britischen Flagge abstammt. Andererseits
waren fast alle Gründerväter Freimaurer und die Sterne wie
auch die Farben gehören zur Freimaurer-Symbolik.

In 1777 legt ein Kongress als Nationalflagge einen Entwurf fest


in Rot, Weiß, Blau mit 13 Streifen und 13 Sternen. Weitere
Sterne sind im Laufe der Zeit mit neuen Staaten
hinzugekommen bis zum heutigen Stand mit 13 Streifen und
50 Sternen.

76
Es gibt durchaus Hinweise zur Annahme, dass die Farben Rot,
Weiß, Blau in den Flaggen einiger Ländern von den
Tempelrittern und Freimaurer abstammen. Zur Zeit der
Festlegung der Nationalfarben vieler Ländern (z.B. Holland,
Frankreich, England, die USA) gehörten eine Mehrheit der
Oberschicht zur den Tempelrittern bzw. Freimaurern. So
gehörten zum Beispiel folgende US-Präsidenten zu den
Freimaurern:

Washington, Monroe, Andrew Jackson, Polk,


Buchanan, Andrew Johnson, Garfield, Theodore
Roosevelt, Taft, Harding, Franklin D. Roosevelt,
Truman and Ford.

Als Freimaurer kannten sie sicherlich die Ursprünge ihrer


Farben-Codierung der Randfarben des Regenbogens - auch
wenn sie dabei keine Ahnung hatten von deren zugrunde
liegender Symbolik.
Traditionell haben die Tempelritter und Freimaurer in ihren
Studien immer die Kernfrage einer heiligen Geometrie zu
Grunde gelegt, die man in der Bibel (im Exodus, in Königen
und in Chroniken), sowie auch in den pythagoräischen,
vitruvischen, hermetischen, neu-platonischen, hebräischen und
islamischen Büchern identifizieren kann. Als Basisquelle
nennen die Freimaurer traditionell Huram, der im zweiten
Buch der Chroniken,3:12 folgendermaßen auftritt:

"So sende ich nun einen weisen Mann, der Verstand


hat, Huram, meinen Meister (der ein Sohn ist eines
Weibes aus den Töchtern Dans, und dessen Vater ein
Tyrer gewesen ist);

77
der weiß zu arbeiten an Gold, Silber, Erz, Eisen,
Steinen, Holz, rotem und blauem Purpur, köstlicher
weißer Leinwand und Scharlach und ein zu gravieren
allerlei und allerlei kunstreich zu machen, was man ihm
aufgibt, mit deinen Weisen und mit den Weisen meines
Herrn, des Königs Davids, deines Vaters".

Rot und Blau im Buch Exodus

Nach Angaben der Bibel hat Hiram Abiff den Gottesbefehl zum
Tempelbau in Rot und Blau durchgeführt. Die Ausführung
Salomos war jedoch nicht die erste Aufgabe, die in Rot und
Blau ausgeführt werden sollte. König Salomo erhielt seine
Anweisung von seinem Vater David, aber die erste Fassung der
göttlichen Anweisung stammt von Moses im Buche Exodus (38
- 23), wo ein anderer Spezialist Oholiab vom Stamme Dan mit
blauem und rotem Purpur arbeitet:

"und mit ihm Oholiab, der Sohn Ahisamachs, vom


Stamme Dan, ein Meister zu schneiden, zu wirken und
zu sticken mit blauem und rotem Purpur, Scharlach und
weißer Leinwand".

Und obwohl die Bibel die Symbolik für die Farben Purpur, Rot
und Blau nicht verrät, werden sie doch traditionell für die
männlichen und weiblichen Farbcodierung der Sephiroth-
Säulen angewandt. Wir können in den Sephiroth-Säulen auch
die beiden eisernen Säulen mit den Namen B=Bohaz (für die
männliche Kraft) und J=Jakin (für die weibliche Beständigkeit)
identifizieren. Diese beiden Säulen gehören zum Inventar des
Freimaurer-Tempels.

78
Vom Ursprung der russischen Flagge
Heute weht wieder eine weiß-blau-rote Flagge über dem
russischen Himmel. Die russische Trikolore34 stammt aus dem
Jahr 1660 als Zar Alexei Mikhailovich zur Identifizierung seiner
Schiffen ein solches Tuch festgelegt hat. Historiker mutmassen,
dass diese Flagge von der niederländischen Flagge abgeleitet
sein mag, aber beide Flaggen mögen vielleicht auf den gleichen
religiösen Symbolik basieren. Um 1880 definierte Zar
Alexander III die Trikolore als offizielle russische Flagge.
Nach der Oktoberrevolution von 1917 wurde die Trikolore
gegen die Hammer-und-Sichelflagge der Sowjet-Union
ausgetauscht. Dieses Symbol überlebte jedoch das Ende der
Sowjet-Union nicht. Zur Loslösung Russlands aus der Sowjet-
Union wählte die Regierung wieder die ursprüngliche Trikolore
als Nationalsymbol und besiegelte damit das symbolische Ende
der Sowjet-Union.

34
Info aus http://www.edaholiday.com/russian-flag-day/

79
80
8 Moderne androgyne Symbole

Abb. 40: Androgynes Gesicht (Marc


Chagall)

Das Wiener Albertina Museum verfügt über einer


lithographisches Bild35 mit dem Titel David & Bethsabée und
kreiert von Marc Chagall in 1956.

35
Marc Chagall (1887-1985)

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Marc Chagall (1887-1985) verwendete genau die gleichen
Symbole um die weiblichen bzw. männlichen Komponenten
des Paares anzudeuten. Es bleibt jedoch unklar, ob Rot
weiblich und Blau männlich sein soll.

Nach der gängigen Tradition hat Chagall wohl Rot als


weiblich und Blau als männlich angewandt...

Ja, da muss aber nicht immer gegolten haben. Es gibt genau


genommen zwei Theorien, in dem immer der Mond mit Blau
und die Sonne mit Rot symbolisiert wird.

Sonne (Rot) Mond (Blau)


nördlich der Alpen weiblich männlich
(die Sonne) (der Mond)
südlich der Alpen männlich weiblich
(Le Soleil) (La Lune)
Tabelle 5: Symbole für die Farben Rot und Blau

Ja, das leuchtet ein. Was ist denn jetzt für dich das
Symbol des ersten Menschen?

Bei eingehender Betrachtung ist die lesende blaue Person ggf.


eine Frau und hat Chagall wohl Rot als männlich und Blau als
weiblich angewandt...

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Schwer zu sagen. Es könnte eine Gestalt sein, der bereits von
Plato im Symposion beschrieben worden ist. Ich habe es jedoch
schon mal gemalt. Mal sehen...

Neue androgyne Symbole


Der Author dieses Buches hat 2003 anlässlich einer
Ausstellung zu diesem Thema folgendes Gemälde einer
androgynen Gestalt erstellt:

Abb. 41: Androgynes Gesicht (2003)

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Abb. 42: Der Brief von Joannes Richter

Aus der gleichen Zeit stammen die og. androgyne Paare in


„Der Brief“ und in einem zweiten Porträt „Der Kuss“.

84
Abb. 43: Androgynes Paar von Joannes Richter

Beide Porträts um 2003 gemalt von Joannes Richter wurden


inspiriert von Picassos „Frau, schreibend“.

85
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Abb. 44: Frau, schreibend (nach Pablo Picasso)

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9 Zusammenfassung

Es gibt eigentlich keinen Zweifel dass die Farben Rot und Blau
im Mittelalter zur Codierung bestimmter religiösen Symbolik
verwendet worden ist. Die Zahl der Beispielen ist
überwältigend. Unklarheit besteht noch über die genaue
Geschlechterzuordnung der Farben Rot und Blau. Purpur
dagegen wurde seit jeher als göttliche Mischfarbe von Rot und
Blau betrachtet.
Die Kleidercodierung folgt sicherlich die 25 göttlichen
Anweisungen im Buche Exodus für die Kleiderordnung der
Priester und die Gewänder des Offenbarungszeltes.
Einer der berühmtesten Rabbis des Mittelalters, Solomon ben
Isaac (“Rashi”, 1040-1105), hat bereits frühzeitig die
symmetrische, korrekte Darstellung der androgynen
Schöpfungslegende veröffentlicht, in dem zunächst ein
androgyne Menschengestalt erschaffen wurde, der
anschließend in Mann und Frau aufgeteilt wurde...
Es sind diese androgyne Menschengestalt der als Purpur und
Mann und Frau, die als rote beziehungsweise blaue Farben
symbolisiert wurden. Diese Symbole bilden somit die
wichtigsten Farbelemente der mittelalterlichen Prachtbibeln.

Q.E.D.

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