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1 2005

H 11661
Meinerzhagen
Nummer 109
1. Jahrgang 2005

Kontaktblatt
aktiver Christen

fest
und
treu
Mit Ausharren laufen
den vor uns liegenden Wettlauf
Hebräer 12.1
Impressum
fest Heft Nr. 109
und 1. Quartal 05
ZEITUNGSMELDUNG IM MÄRZ 2005

treu Fast die Hälfte der bundesweit mehr als 20.000 evangelischen Kirchen und Kapellen werden künftig
nicht mehr für Gottesdienste benötigt. In den neuen Bundesländern werden sogar weit mehr als 50%
der Gotteshäuser überflüssig. Ein Verkauf der ungenutzten Objekte ist unumgänglich. Kirchen, die
Herausgeber
CLV
nicht unter Denkmalschutz stehen, können auch abgerissen werden. Ein Oberkirchenrat prognosti-
Christliche Literatur- ziert, dass die evangelische Kirche in den nächsten 20 Jahren etwa die Hälfte ihrer Finanzkraft ein-
Verbreitung e.V. büßen wird. Grund dafür sei der demographische Wandel der Gesellschaft...
Postfach 110 135
33661 Bielefeld ZEITUNGSMELDUNG IM SEPTEMBER 2003
Bei einer Podiumsdiskussion berichtet die muslimische Splittergruppe der Ahmadiyya, sie werde in
Bankkonto den nächsten 20 Jahren 100 neue Moscheen in Deutschland errichten. Der Islam (Unterwerfung) soll
Postbank Hannover
Kt.-Nr.: 25 24 309
binnen 200 Jahren die ganze Welt umfassen, so dass die Erde in die Brüderschaft des Islam eingetreten
BLZ: 250 100 30 sein wird. In einer anschließenden Diskussion nahm sich gegenüber solch festen Überzeugungen der
Beitrag eines Pfarrers und Islambeauftragten der evangelischen Kirche vergleichsweise konturlos aus.
Sonderkonto für
Außenmission Wie textete Dora Rappard vor über 100 Jahren?
Für Lateinamerika, O deutsches Volk. Nicht Gott hat dich verlassen; du hast verlassen Ihn und sein Gebot.
Russland, usw.: Lang rief die Güte dir, nun ruft die Not. So eile denn, Ihn gläubig zu erfassen.
CLV-Auslandshilfe Der Väter Gott, Er ist fürwahr nicht tot. Komm tief gebeugt, um dich erhöh’n zu lassen.
Volksbank
Meinerzhagen Und wie schrieb Martin Luther vor über 500 Jahren?
Kt.-Nr.: 101 210 3300
BLZ: 45 86 16 17
O liebe Deutsche, kaufet, weil der Markt vor der Tür ist. Gottes Wort und Gnade ist ein
fahrender Platzregen, der nicht wiederkommt, wo er gewesen ist. Er ist bei den Juden
Bitte immer den
Verwendungszweck gewesen; aber er ist hin. Paulus brachte ihn zu den Griechen – hier ist er auch hin; nun
angeben und bei haben sie den Türken. Rom hat ihn auch gehabt – hin ist hin; sie haben nun den Papst.
Spendenbescheini- Und ihr Deutsche dürft nicht denken, dass ihr ihn ewig haben werdet, denn der Undank
gungs-Wunsch auf und die Verachtung wird ihn nicht lassen bleiben.
eine vollständige
Absender-Anschrift Was bleibt zu diesen klaren Worten noch zu sagen?
achten. Danke sehr! Wir wünschen allen Lesern Gottes Segen Praktisch veranlagter Zivi gesucht
Im Freizeitheim Schoppen wäre ab
Erscheinungsweise Sommer 2005 eine Zivi-Stelle frei.
Meldung unter: 02358-27 29 741
fest erscheint
und vierteljährlich
treu und kann
kostenlos bezogen
werden.

Schriftleiter und
Versandstelle
Wolfgang Bühne Inhalt dieser Ausgabe:
Postfach 1126
Georg Müller Geistliches Wort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
58527 Meinerzhagen
W. Bühne Was man so alles Gottesdienst nennt... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Bestellungen, Andreas Fett Seine Mission: Die Passion! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Abbestellungen sowie W. Bühne Der Mann, der Gott vertraute (Georg Müller) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Adressänderungen bitte
umgehend an folgende
H. G. Wachsamkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Adresse senden: Andreas Fett ... gerettet wie durchs Feuer! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
A. Fett, Schoppen 1 Andreas Fett Jona und ich (Gedicht) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
58540 Meinerzhagen; W. Bühne Eine Pumpe kommt in Gang (Missionsbericht).. . . . . . . . . . . . . . . 17
e-Mail: AF@clv.de
für die Schweiz: Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
fut@schottikon.ch Buchbesprechungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
GEORG MÜLLER (1805 – 1893)

Ein Segen, der vielen verloren geht


AUS DER E R FA H R U N G DES W A I S E N V AT E R S VON BRISTOL

Ich habe viele Jahre im Dienst des Herrn gestanden. In dieser Zeit, besonders während der letzten
vierzig Jahre, bin ich mit vielen tausend Gläubigen bekannt geworden, von denen ich viele hundert
genau gekannt habe und ebenso ihre Verhältnisse.
Mehr noch; viele haben meinen Rat in ihren privaten Angelegenheiten verlangt. Und was habe ich –
neben anderen Dingen – dabei gelernt? Dieses:
„Da ist einer, der ausstreut, und er bekommt noch mehr; und einer, der mehr spart als
recht ist, und es ist ihm nur zum Mangel. Die segnende Seele wird reichlich gesättigt,
und der Tränkende wird auch selbst getränkt!“ (Spr 11,24-25)
Viele Beispiele habe ich gesehen, dass Kinder Gottes ausstreuten und doch überfließend mehr be-
kamen. Aber viel häufiger habe ich gesehen, dass sie mehr sparten als recht war, aber es war nur zum
Mangel.
Zum 200-sten Geburtstag
Beachte hier die Worte „mehr als recht“. Es wird nicht gesagt: „der alles spart“, wohl aber „mehr von Georg Müller widmen
als recht ist“. Das heißt, er gibt zwar, aber es ist so wenig im Vergleich mit dem, was es sein könnte wir diese Ausgabe seinem
und sein sollte, dass es nur zum Mangel ist. Weil sie begehrten vorwärts zu kommen und weil sie nur Lebenswerk (s.S. 8-12).
für sich selbst lebten, sparten sie mehr als recht ist und so war es nur zum Mangel und diente dazu,
sie arm zu halten.
Säumige Schuldner, unerwartete und unerklärliche Verluste, schwere Nöte in der Familie usw.
nahmen das Geld fort, das sie für sich behalten wollten - entgegen dem Willen Gottes.
Andererseits habe ich viele Christen gekannt, die, nachdem sie anfänglich 10% gegeben hatten,
auf 15 , 20 oder 25% hinaufgingen, und ich weiß von einigen Fällen, in denen 60 und 75% des
ganzen Einkommens gegeben wurden, weil diese Christen „Schätze im Himmel“ und nicht auf
Erden zu sammeln begehrten.
Wenn wir auch niemals geben sollten, um vom Herrn wieder zu erhalten, so wird letzteres dennoch
geschehen, wenn wir aus richtigen Beweggründen geben. Das geht klar aus folgenden Stellen hervor:
“Ehre den Herrn von deinem Vermögen und von den Erstlingen all deines Ertrages;
so werden deine Speicher sich füllen mit Überfluss und deine Kufen von Most über-
fließen“ (Spr 3, 9-10).
„Gebet und es wird euch gegeben werden. Ein gutes, gedrücktes und gerütteltes
und überlaufendes Maß wird man in euren Schoß geben“ (Lk 6,38).
„Wer des Armen sich erbarmt, leiht dem Herrn: und er wird ihm seine Wohltaten
vergelten“ (Spr 19,17).
Erlöst durch das kostbare Blut Christi gehörst du nicht mehr dir selbst, sondern du und alles, was
du hast, gehört dem Herrn. Du bist nur Verwalter, nicht Besitzer von dem, was dir anvertraut ist.
Bist du ein treuer Verwalter? Verwendest du dein Geld so, dass es dich mit Freude erfüllen wird, wenn
du dein Haupt aufs Sterbekissen legst?
Das Bewusstsein und der Genuss der Liebe Gottes bewahre dich vor dem Übel und mache dich zu
einem solchen Erben der Herrlichkeit, dem es Lust und Wonne ist, alles zu Jesu Füßen zu legen!
Am Richterstuhl Christi, wo wir Rechenschaft von unserer Verwaltung zu geben haben, werden wir
dann die frohen Worte hören:
„Wohl, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu,
über vieles werde ich dich setzen, gehe ein in die Freude deines Herrn“ (Mt 25,21). ■

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WOLFGANG BÜHNE

Was man so alles


GOTTESDIENST nennt ...
Dass wir heute in einer Zeit leben, in welcher Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich habe
Worte und Begriffe einer rasanten Inflation zu dem Gebet meines Freundes laut „Amen“ ge-
unterliegen, ist eine bekannte und bedauerns- sagt, weil ich wusste, was er meinte. Und selbst-
werte Tatsache. Für uns Christen ist es jedoch verständlich weiß Gott noch viel besser, was wir
besonders tragisch, wenn grundlegende bib- oft mit undeutlichen Worten oder auf den Kopf
lische Begriffe wie z.B. „Sünde“, „Buße“ und gestellten Begriffen ausdrücken wollen. Doch das
„Bekehrung“ einer solchen Inflation erliegen Wissen um Gottes Souveränität und Gnade soll-
und im Lauf der Zeit eine völlig andere Bedeu- te uns nicht oberflächlich im Gebrauch bibli-
tung bekommen oder mit anderen Inhalten ge- scher Begriffe machen, weil nicht ausgeschlos-
füllt werden. sen ist, dass dadurch auch unser Denken und
Leben oder eben unser „Gottesdienst“ einen an-
Zum Gottes- Wenn Menschen, die sich nicht dem Wort
deren Inhalt oder eine andere Richtung bekom-
dienst ging man Gottes verpflichtet fühlen, biblische Begriffe
men kann.
umdeuten, ist das schlimm, aber nicht verwun-
in jedem Fall als
derlich. So hat z.B. Nietzsche von der „Um- Gottesdienst im Alten Testament
ein Gebender, wertung aller Dinge“ geschrieben und den in der
als einer, der Dieser Begriff kommt im AT in manchen Über-
Bibel negativen Begriff „Selbstliebe“ zu einer
setzungen gar nicht vor. In der Luther-Überset-
aus der Fülle Tugend gemacht und andererseits eine biblische
zung taucht er zum ersten Mal in 2Mo 30,16 auf,
der erfahrenen Tugend wie „Demut“ mit deutlichen Worten ge-
wo es um den Dienst in der Stiftshütte geht.
Güte Gottes branntmarkt.
Aber dieses „Gott dienen“ kommt in allen guten
etwas zurück- Wenn aber Christen, deren Denken und Leben Übersetzungen zum ersten Mal in 2Mo 3,12 vor,
brachte, um von der Bibel bestimmt und geprägt sein sollte, wo Gott zu Mose sagt: „Wenn du das Volk aus
Dankbarkeit zu einer schleichenden Inflation oder gar Umdeu- Ägypten geführt hast, werdet ihr auf diesem
tung biblischer Begriffe zum Opfer fallen, dann Berg Gott dienen.“ Und dann folgen in den
zeigen und Gott
kann man das nicht mit Wortklauberei abtun. nächsten Kapiteln und Büchern Mose genaue
zu ehren und zu Weitreichende Folgen für das persönliche Leben Anweisungen, wie ein Gottesdienst nach Gottes
erfreuen. und auch für den Gottesdienst können sich da- Anweisungen aussah.
raus ergeben. Und damit wären wir bei einem
Für jeden Israeliten war klar, was Gottesdienst
dieser zentralen Begriffe, die eine neue Bedeu-
zu bedeuten hatte: Man kommt zur Stiftshütte
tung bekommen haben: GOTTESDIENST.
oder zum Tempel, also dahin, wo Gott seine An-
Gegen Ende des Jahres reden wir vom „Weih- wesenheit verheißen hat – nicht um Gott nach
nachts-Gottesdienst“, in diesen Wochen vom eigenem Gutdünken irgendetwas zu bringen,
„Oster-Gottesdienst“. Wir pflegen „Gäste-Gottes- sondern nur das, was Gott ausdrücklich und
dienste“, veranstalten „Kinder-Gottesdienste“, präzise angeordnet hat.
„Jugend-Gottesdienste“ usw. Hier und da soll es
Auf keinen Fall sollte man mit „leeren Händen“
sogar „Tier-Gottesdienste“ gegeben haben, wo
kommen. Drei Mal finden wir diese Mahnung
besorgte Leute ihre Zwei- oder Vierbeiner mit-
Gottes in den Büchern Mose: „Man soll nicht leer
bringen konnten, um sie „segnen“ zu lassen.
erscheinen vor meinem Angesicht.“ (2Mo 23,15;
Kürzlich betete in unserer Gemeinde ein ge- 34,20; 5Mo 16,16.) Zum Gottesdienst ging man
schätzter Freund von mir um Gottes Segen für also in jedem Fall als ein Gebender, als einer, der
einen „Fußball-Gottesdienst“. Gemeint war ein aus der Fülle der erfahrenen Güte Gottes etwas
Fußball-Turnier, an dem auch unsere jungen zurückbrachte, um Dankbarkeit zu zeigen und
Leute teilnahmen und das neben der sportlichen Gott zu ehren und zu erfreuen.
Betätigung und Gemeinschaftspflege auch eine
In dem ergreifenden Gebet in 1. Chronik 29,14
evangelistische Zielsetzung hatte.
sagt David, nachdem er selbst und seine Obers-
Diese Bezeichnung für einen sportlichen Wett- ten „mit aller Kraft“ freigiebig Gold, Silber und
kampf stieß mir doch etwas sauer auf und hat Edelsteine für das Haus Gottes gegeben hatten:
mich veranlasst, über die biblische Bedeutung „Denn von dir kommt alles und aus deiner Hand
des Begriffes „Gottesdienst“ nachzudenken. haben wir dir gegeben.“

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Gottesdienst im Neuen Testament Neutestamentliche Opfer
Im NT erscheint der Begriff an verschiedenen Der Brief an die Hebräer behandelt sehr deutlich
Stellen und auch hier erscheint der Christ als den Unterschied zwischen Gottesdienst und
einer, der vor allem Gott aber auch Menschen Opfern im AT und dem Verständnis von Gottes-
das gibt, was Gott ihm zuvor gegeben hat. dienst und Opfern im NT:
Römer 12,1: „Durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer des
„Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Er- Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen,
barmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als die seinen Namen bekennen. Das Wohltun und
ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Mitteilen aber vergesst nicht, denn an solchen
Schlachtopfer, was euer vernünftiger GOTTES- Opfern hat Gott Wohlgefallen.“ Hebräer 13,15f
DIENST ist.“ Leider muss man
Petrus bezeichnet uns als „heilige Priester“, um heute in vielen
Jakobus 1,27: „darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohl-
„Ein reiner und unbefleckter GOTTESDIENST vor angenehm durch Jesus Christus“ (1Petr 2,5). evangelikalen
Gott und dem Vater ist dieser: Waisen und Kreisen eine
Gott zu loben, Ihm zu danken, Ihn anzubeten,
Witwen in ihrer Drangsal zu besuchen und sich
Ihm auch unseren Leib, unser Leben hinzugeben gegenläufige
selbst von der Welt unbefleckt zu halten.“ Entwicklung
(Röm 12,1) und dann auch unseren Nächsten
Kenner der griechischen Sprache sagen, dass im die Hilfe zu geben, die sie brauchen – mitzutei- beobachten,
Grundtext für „Gottesdienst“ verschiedene Wor- len, also wohlzutun, das ist der Gottesdienst, indem der Ge-
te gebraucht werden, die man auch mit „Ver- den der Herr von uns erwartet.
ehrung“, „Frömmigkeit“ oder auch „Kult“ über-
brauch von Musik,
setzen kann. Gottesdienst in der Moderne Gewändern, Tanz,
Während der Gottesdienst im AT vor allem aus Wenn heute jemand sagt: „Ich gehe zum Got-
Banner usw. den
materiellen Opfern in Verbindung mit der Stifts- tesdienst!“, dann geht er normalerweise zu einer „Gottesdienst“
hütte oder dem Tempel bestand, macht der Herr Gemeindeveranstaltung in der Erwartung, etwas immer mehr zu
in seinem Gespräch mit der Samariterin am Ja- zu empfangen, von Gott und Menschen bedient einer äußerlichen
kobsbrunnen deutlich, dass die Anbetung oder zu werden und nicht mit dem Vorsatz, Gott zu
Sache, zu einer
Verehrung Gottes von nun an nicht mehr an dienen, ihm etwas zu „opfern“!
einen bestimmten Ort oder an bestimmte Ritu- „Show“ macht, in
Wenn ein Pastor oder Prediger sagt: „Ich halte der eben die Sinne
ale gebunden ist, sondern „in Geist und Wahr-
gleich einen Gottesdienst“, dann deutet er da-
heit“ geschieht: „Gott ist ein Geist, und die
mit an, dass gleich eine Predigt zu erwarten ist. und Gefühle be-
ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit eindruckt werden
anbeten.“ (Joh 4,24) Unsere wichtige Aufgabe - Gott zu dienen - ha-
ben wir damit auf den Kopf gestellt: Gott dient und das „Herz“
Der Gottesdienst des Neuen Testamentes ist möglicherweise
uns! Der Gottesdienst ist also nicht mehr in
nicht mehr durch die Sinne (fühlen, riechen,
sehen, hören, schmecken) bestimmt, sondern
erster Linie auf die Wünsche Gottes, sondern auf unbeteiligt bleibt.
die der Menschen ausgerichtet.
das Herz, die Gesinnung, der „Geist“, das
Innerste des Menschen ist aktiv in Verbindung
mit der von Gott geoffenbarten „Wahrheit“. „Lobpreis-Gottesdienste“
Wahrer Gottesdienst hat sehr viel
Deshalb spielen im neutestamentlichen Gottes-
mit Lob und Anbetung Gottes zu
dienst Elemente, welche die Sinne ansprechen
tun. Auf der einen Seite ist es er-
(Musik, Bewegung, Gewänder, Geruch, Räum-
freulich, dass seit einigen Jahren
lichkeiten usw.) keine oder nur eine sehr unter-
in evangelikalen Kreisen der
geordnete Rolle. Das haben die Reformatoren
Begriff „Anbetung“ an Be-
sehr deutlich erkannt und den römisch-katholi-
deutung gewonnen hat.
schen „Gottesdienst“, der mit vielen Ritualen
Und die Tatsache, dass
und äußerer Pracht verbunden war, konsequen-
vermehrt „Lobpreis-
terweise verurteilt.
Gottesdienste“ veran-
Leider muss man heute in vielen evangelikalen staltet werden, ist ein
Kreisen eine gegenläufige Entwicklung beob- positives Zeichen da-
achten, indem der Gebrauch von Musik, Ge- für, dass ein Verständ-
wändern, Tanz, Banner usw. den „Gottesdienst“ nis für eine unserer
immer mehr zu einer äußerlichen Sache, zu wichtigsten Aufgaben
einer „Show“ macht, in der eben die Sinne und als Christen wächst:
Gefühle beeindruckt werden und das „Herz“ Gott anzubeten!
möglicherweise unbeteiligt bleibt.

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In vielen Gemeinden beginnt die Gemeinde-Ver- Egal, ob wir „Anbetung dir dem Lamme“ aus den
anstaltung mit einer „Lobpreis-Zeit“, neue „An- „Geistlichen Liedern“ singen, oder „Du bist erho-
betungslieder“ sind entstanden, es gibt „Anbe- ben, für immer gehört dir der Thron“ aus „Feiert
tungsleiter“ und Seminare, die dazu ausbilden. Jesus“ dreimal wiederholen.
Manche Gemeinden haben ein „Anbetungsteam“
und auch die Verlage haben diese „Marktlücke“ Was ist „Anbetung“?
entdeckt und überfluten uns mit einer Unmen-
An vielen Stellen im AT und NT, wo von An-
ge „Worship“- CDs. Sogar „Anbetungsmusik“ soll
betung die Rede ist, werden nicht mehr viele
es geben...
Worte gesprochen oder Lieder gesungen, son-
Instrumente, Schlagzeug, Verstärker, Beamer dern Menschen fallen wortlos auf ihre Kniee
und alle möglichen technischen Hilfsmittel wer- oder auf ihr Angesicht und beten an. Sie sind so
den eingesetzt, um eine solche „Anbetungszeit“ von Gottes Herrlichkeit, Heiligkeit oder Gnade
zu gestalten. Doch auch hier muss selbstkritisch überwältigt, dass sie keine Worte mehr finden.
gefragt werden: Ist das der richtige Weg, Gott Aber aus ihren Herzen steigen Empfindungen
anzubeten und ihn zu loben oder zeigt sich in der Bewunderung empor, die allein Gott erfreu-
der Praxis diese „Anbetungszeit“ doch nur als en, der die Herzen kennt.
eine Unterhaltung des Publikums, als Stimmungs-
Wenn ich die Worte „ich bete dich an“ in Lied
mache oder Schwelgerei in religiösen Gefühlen?
oder Gebet ausspreche, ist das nur dann echte
Es ist fast Wenn unser Herr davon spricht, dass Gott in Anbetung, wenn mein Herz (oder mein Geist)
unmöglich, „Geist und in der Wahrheit“ angebetet werden von der Größe, Gnade und Liebe unseres Herrn
will, dann scheint mir die heute weithin übliche erfüllt ist, die mir der Geist Gottes durch das
einen Ver- „Anbetungspraxis“ ein Rückschritt in alttesta- Wort Gottes oder auf andere Weise geoffenbart
sammlungs- mentliche Gottesdienstformen zu sein. Hier hat oder die ich im praktischen Leben mit dem
ort zu finden, werden vor allem wieder die Sinne angespro- Herrn erfahren habe.
dessen chen, optische und akustische Reize spielen eine
Wer glaubt, man könne Anbetung wie auf
immer größere Rolle und eine Anbetung Gottes
einzige ohne Musik, ohne Verstärker, ohne „Show“ ist
Knopfdruck durch Musik, Gesang oder Tanz er-
Attraktion zeugen oder dazu stimulieren, der verwechselt
für viele kaum vorstellbar oder würde als trist
Anbetung mit religiösen Gefühlen.
GOTT ist und langweilig bezeichnet werden.
Wenn ich wie Saul im bewussten Ungehorsam
A. W. Tozers Bemerkung sollte uns aufrütteln
gegen Gottes Gebote lebe und mir einbilde, ich
und nachdenklich machen: „Es ist beinahe un-
könnte in diesem Zustand Gott Opfer darbrin-
möglich, einen Versammlungsort zu finden, des-
gen oder Ihn anbeten, dann erliege ich einer
sen einzige Attraktion Gott ist!“
folgenschweren Selbsttäuschung, die Gottes
Und genau deswegen wird man immer andere Gericht herausfordert:
Attraktionen erfinden, um das Publikum bei
„Hat der Herr Gefallen an Brandopfern und
Laune und in der Selbsttäuschung zu halten,
Schlachtopfern, wie daran, dass man der
Gott mit diesen Aktionen zu ehren.
Stimme des Herrn gehorcht? Siehe, Gehorchen
Wenn wir Gott nicht wirklich kennen und lie- ist besser als Schlachtopfer, Aufmerken besser
ben, weil wir sein Wort, in dem er sich offenbart, als das Fett der Widder. Denn wie Sünde der
nicht betend lesen und studieren, können wir Wahrsagerei ist Widerspenstigkeit, und der
ihn auch nicht voller Freude und Bewunderung Eigenwille wie Abgötterei und Götzendienst.
anbeten. Weil du das Wort des Herrn verworfen hast,
so hat er dich verworfen...“ (1Sam 15, 22-23).
Wenn wir im Alltag nicht den Willen des Herrn
erfragen und auch tun und aus der Freude am Im Umgang mit Worten und Begriffen, die wir
Herrn leben, werden unsere „Anbetungslieder“ in Liedern oder Gebeten aussprechen, sollten wir
am Sonntag nur abscheuliche Heuchelei sein. die Mahnung des Predigers beherzigen:

„Sei nicht vorschnell mit deinem Mund, und dein Herz eile nicht,
ein Wort vor Gott hervorzubringen,
denn Gott ist im Himmel und du bist auf der Erde:
Darum seien deiner Worte wenige.“ Prediger 5,1

6
ANDREAS FETT

Seine Mission: Die Passion!


JESU LETZTE WOCHE VOR DEM KREUZ

In den vier Berichten der Evangelisten nimmt Unser Herr hat sein ganzes Augenmerk auf diese Mehr als ein
die letzte Woche unseres Herrn Jesus vor seinem entscheidende Etappe gerichtet: Schon in Lukas
Tod einen breiten Raum ein. Mehr als ein Viertel
Viertel der
9,51 – lange vor seiner letzten Reise nach Jeru-
(28%) des gesamten Textmaterials beschäftigt salem – heißt es: Evangelien
sich mit seiner Leidenswoche: beschäftigt
„Es geschah aber, als sich die Tage seiner
Matthäus: 7 Kapitel (21-27) von 28 Kapiteln Aufnahme erfüllten, da richtete er sein Ange- sich mit der
Markus: 5 Kapitel (11-15) von 16 Kapiteln sicht fest darauf, nach Jerusalem zu gehen.“ Leidenswoche
Lukas: 4 Kapitel (19-23) von 24 Kapiteln unseres Herrn.
Wir können nicht anders, als unseren Herrn da-
Johannes: 9 Kapitel (11-19) von 21 Kapiteln
für anzubeten, dass er trotz allem Widerstand Wieviel be-
Wenn wir davon ausgehen, dass Jesus etwa „nicht verzagte, bis er das Recht auf Erden auf- schäftigen wir
33 Jahre auf dieser Erde lebte, steht diese eine gerichtet hatte“ (Jes 42,4).
Woche 1.700 Lebenswochen gegenüber! Welch
uns damit?
Nach der Schöpfungstat heißt es: „Gott hatte
ein Gewicht müssen diese Tage in den Augen
am siebten Tag sein Werk vollendet.“ (1Mo 2,1)
Gottes haben!
Nach der Erlösungstat ruft Jesus: „Es ist voll-
Grund genug, dass auch wir uns besonders mit bracht!“ (Joh 19,30) Und wie war er bedrängt,
diesem Abschnitt beschäftigen. wie durchlitt er diese Zeit, bis es vollbracht war
(Lk 12,51).
Zwischen dem frenetischen „Hosianna!“ beim Ein-
zug in Jerusalem und dem fanatischen „Hinweg!“ Weil die einzelnen Tage der Passionswoche aus den Texten
beim Hinauswurf aus der Stadt liegen nur we- nicht so leicht ablesbar sind, ist die folgende Über-
nige Tage. Was für eine wechselhafte Woche! sicht vielleicht eine Hilfe zum Studium:

ÖFFENTLICHKEIT ZURÜCKGEZOGENHEIT EINSAMKEIT


STÄRKE + STRENGE STILLE + STÄRKUNG STRAPAZE + STERBEN
Der bejubelte Einzug in Jerusalem Joh 12 Joh 13-16 Joh 17 Spott beim Auszug aus Jerusalem
Jesus weint über die Stadt beim Volk bei Vertrauten beim Vater Frauen weinen über Jesus
Er sandte seinen Sohn zu Als sie aber den Sohn sahen, sprachen sie untereinander: Und sie nahmen ihn,
ihnen, indem er sagte: Sie Dieser ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten und sein warfen ihn zum
Hosianna! werden sich vor meinem
Sohne scheuen!
Erbe in Besitz nehmen! Matthäus 21,37-39 Weinberg hinaus
und töteten ihn.
Hinweg!

Inspektion des Tempels Salbung in Bethanien Kampf in Gethsemane


Der verfluchte Feigenbaum Passah-Vorbereitung Verrat und Gefangennahme
Zweite Tempelreinigung Fußwaschung der Jünger Verhör vor Hannas/Kaiphas
Fangfragen/Entgegnungen Die letzte Passahfeier Verhör vor dem Hohen Rat
Gleichnisreden und Wehe! Das Mahl des Herrn Verhör vor Pontius Pilatus
Jesus verlässt den Tempel Reden im Obersaal Verhör vor Herodes
Prophetische Ölbergreden Hohepriesterliches Gebet Geißelung durch die Römer
Gleichnisreden zur Endzeit Urteil durch Pontius Pilatus

JESUS REDET JESUS SCHWEIGT

7
WOLFGANG BÜHNE

Der Mann, der Gott vertraute


Z U M 200. G E B U R T S TAG VON G E O R G M Ü L L E R (1805-1898)

„VERTRAUT MIT GOTT“ und „NIEMALS ENTTÄUSCHT“ - Er war sehr davon beeindruckt. Seinem Freund
so lauten die Titel der beiden verfügbaren Bio- Beta, der ihn nur widerwillig zu diesem Haus-
graphien über den „Waisenvater von Bristol“ in kreis mitgenommen hatte, weil er den Spott
deutscher Sprache. Tatsächlich drücken diese Müllers fürchtete, sagte er anschließend:
Titel zwei hervorstechende Merkmale dieses
„Alles, was wir auf unserer Reise in die
Mannes aus, dessen Gottvertrauen und Glau-
Schweiz gesehen haben und alle unsere frü-
benserfahrungen zahllose Christen in aller Welt
heren Vergnügungen sind nichts, verglichen
ermutigt haben, mit den Verheißungen Gottes
mit diesem Abend.“(2)
sowohl im Alltag wie auch im Dienst für den
Herrn zu rechnen. Auch wenn es noch manche Rückfälle in alte
Verhaltensweisen gab, so änderte sich das Leben
Das Gebetsleben Georg Müllers, sein Umgang
Müllers radikal. Die Kneipenbesuche hörten auf,
mit dem Wort Gottes, sein Glaube und sein Ver-
statt dessen liebte und suchte der die Gemein-
trauen, in materiellen Dingen mit Gottes Verhei-
schaft mit Christen. „Damals fing ich an, den
ßungen zu rechnen wie mit Bargeld, sein vor-
Ausgerechnet bildliches Eheleben und sein Umgang mit seinen
Frieden Gottes, der allen Verstand übersteigt, in
der Mann, seiner Fülle zu erleben.“
Mitarbeitern – das alles sind Charakterzüge im
dem Gott später Leben dieses Mannes, die jeden Diener Gottes in
Nach England
Millionen- unserer Zeit der Zahlscheine und Bettelbriefe
beträge beschämen und herausfordern. Nach dem Theologie-Studium suchte Müller
eine Möglichkeit, im Ausland als Missionar zu
anvertraute, „Aus dem Fresser kam Fraß ...“ arbeiten. Durch die Vermittlung von Professor
war in seiner Tholuck wurde er von einer Londoner Missions-
Kindheit Ausgerechnet der Mann, dem Gott später
gesellschaft als Juden-Missionar unter den Ju-
Millionenbeträge für seine Aufgaben im Reich
und Jugend Gottes anvertraute, war in seiner Kindheit und
den in England angestellt. Zunächst lernte er
ein Zechpreller, Jugend ein Vagabund, Zechpreller, Dieb und
eifrig Hebräisch und Chaldäisch und lernte auch
Dieb und ganze Teile des Alten Testamentes auswendig.
Betrüger, vor dem weder das Geld seines Vaters
Betrüger. noch das seiner engsten Freunde sicher war. In dieser Zeit lernte er den Schotten Henry Craik
kennen, welcher der Privatlehrer im Haus von
Im „Königreich Preußen“ aufgewachsen studier-
A.N. Groves war. Müller hatte schon von diesem
te er auf den Rat des Vaters in Halle Theologie,
Zahnarzt gehört, der seine gut gehende Praxis
um einmal als Pfarrer ein angenehmes und sorg-
aufgegeben hatte, um mit seiner Familie im Ver-
loses Leben führen zu können. Der angehende
trauen auf Gottes Verheißungen als Missionar
Theologe besaß aber nicht einmal eine Bibel und
nach Persien zu ziehen.
hatte seit Jahren keine gelesen. Das frühere
geistliche Leben in Halle hatte sich auch inzwi- Vor seiner Abreise hat Groves ein kleines Büch-
schen so verändert, dass Müller rückblickend lein geschrieben („DAS GLÜCK EINES ABHÄNGIGEN
von den Theologie-Studenten schrieb: LEBENS“), in dem er seine beim Studium der Bibel
gewonnenen Erkenntnisse über den Umgang
„Alle 900 hatten die Erlaubnis zu predigen,
mit Geld usw. niedergeschrieben hat.
obwohl ich guten Grund zu der Annahme
habe, dass nicht einmal neun von zehn von Georg Müller hat dieses Buch aufmerksam ge-
ihnen den Herrn fürchteten.“ (1) lesen, was zu einer „zweiten Bekehrung“ im Jahr
1829 führte. Er selbst schreibt darüber:
Die Wende „Im Jahr 1829 kam es bei mir zu einer voll-
Den entscheidenden Anstoß zu seiner Be- kommenen und ganzen Übergabe meines
kehrung bekam der lebenslustige und verlogene Herzens. Ich übergab mich völlig dem Herrn -
Georg Müller ausgerechnet beim Besuch eines Ehre, Vergnügen, Geld, meine körperlichen
schlichten Hauskreises, wo auf den Knien gebe- Kräfte, meine geistigen Kräfte, alles wurde
tet, aus der Bibel gelesen und schließlich eine zu den Füßen des Herrn Jesus niedergelegt,
Predigt vorgelesen wurde. Müller hatte bis da- und ich wurde ein großer Freund des Wortes
hin noch nie jemand auf den Knien beten sehen. Gottes. Ich fand mein Alles in Gott...“ (3)

8
´Mein Schatz, glaubst du, dass es ein Ehe-
Neue Erkenntnisse paar in Bristol oder sogar in der ganzen Welt
In dieser Zeit lernte er den Wert des Bibel- gibt, das glücklicher ist als wir?´“ (4)
studiums schätzen und erkannte in der Bibel
Er glaubte, dass eins der größten Geheimnisse
Wahrheiten, die sein späteres Leben und Pre-
ihres Eheglücks darin lag, das sie neben ihren
digen stark beeinflusst haben. Er wollte keine
persönlichen Gebeten und den Gebeten in der
Ehre und Anerkennung mehr in dieser Welt
Familie oft gemeinsam die Hände falteten.
suchen, sondern wie sein Herr arm, gering und
niedrig leben. Gleich zu Beginn ihrer Ehe kamen beide zu der Die Eheleute
Überzeugung, dass sie ihre wenigen Besitztümer
Im Alter von 25 Jahren trat er aus der Juden- Müller verspra-
verkaufen und verschenken sollten, um auch in
Mission aus, lies sich taufen und wurde zu-
dieser Beziehung allein Gott zu vertrauen. Am chen, keine
nächst Prediger einer kleinen Baptistengemein- Schulden zu
Lebensende konnte Georg Müller über diese Ent-
de, die nur 18 Mitglieder hatte. Diese Gemeinde
bekam aber nun eine neue Prägung, denn
scheidung sagen: machen und
Müller folgte dem Beispiel der Apostelge- „In den vierundsechszig Jahren, seit wir die- „lieber zu ver-
schichte, in welcher die Gemeinde jeden Sonn- sen Weg für uns wählten, haben wir es noch hungern, als
tag das Mahl des Herrn feierte. Außerdem sollte nie bedauert... Es wurde für uns zu einem
etwas zu
in den Versammlungen jeder Bruder Gelegen- Weg, auf dem wir die herzliche Liebe und
heit bekommen, mit der Gabe, die er vom Herrn Fürsorge Gottes für seine Kinder erlebten ... kaufen, was sie
bekommen hatte, die anderen zu ermahnen und die uns dahin brachte, den Herrn noch nicht bezahlen
oder zu lehren, wenn der Heilige Geist ihn dazu weit mehr als bisher als einen Gott kennen konnten.“
drängte. So wurde aus dieser baptistischen zu lernen, der Gebete erhört.“ (5)
„Ebenezer-Kapelle“ allmählich eine „Brüderver-
Sie versprachen, keine Schulden zu machen und
sammlung“, wie sie in diesen Jahren überall in
„lieber zu verhungern, als etwas zu kaufen, was
England – völlig unabhängig voneinander – ent-
sie nicht bezahlen konnten.“
standen.

Heirat und „aus Glauben leben“ Das „Wunder von Bristol“


Zwei Jahre nach ihrer Heirat zogen die Müllers
Am 7. Oktober 1830 heiratete Georg Müller
mit ihrem Freund Henry Craik nach Bristol, wo
Mary Groves, die Schwester von A.N. Groves.
Gott ihnen ihre Lebensaufgaben zeigte:
Mary war ihm in jeder Beziehung eine gute Hilfe
und Ergänzung. Sie besaß eine ausgezeichnete 1834 gründeten Müller und Craik die „ANSTALT DER
Bildung, war aber auch praktisch begabt und SCHRIFTKENNTNIS FÜR ENGLAND UND DAS AUSLAND“ mit
teilte in allen Stücken die geistlichen Überzeu- dem Ziel, Tagesschulen und Sonntagsschulen
gungen ihres Mannes. Georg Müller konnte spä- aufzubauen, in denen Bibelunterricht gegeben
ter über seine Ehe sagen: werden sollte, sowie um Bibeln und Schriften zu
verbreiten und Missionsarbeit zu unterstützen.
„Wir hatten nicht nur einige glückliche Tage
in jedem Jahr, nicht nur einen glücklichen 1836 begannen die beiden Brüder mit dem In den fünf Häusern
Monat, sondern wir hatten zwölf Monate ersten Waisenhaus. Müller hatte in den vergan- von Bristol fanden 2000
Glück des Glücks im Jahr... Sehr oft sagte ich: genen Jahren gelernt, für die Bedürfnisse seiner Waisen ein Zuhause

9
Familie auf Gott zu vertrauen. Jetzt vertraute er „Jeder soll es sehen...“
Gott, auch eine größere und bedürftigere Fa-
milie mit Nahrung und Bedeckung zu versorgen. Die ausführlichen Gründe für die Errichtung
dieser Arbeit kann man in seinem Tagebuch
Nachdem er Psalm 81,11 gelesen hatte, bat er nachlesen. Aus Platzgründen können wir hier
Gott um Grundstücke, 1.000 engl. Pfund und nur einen kleinen Teil dieser bewegenden Zeilen
um geeignete Mitarbeiter für die Gründung wiedergeben:
„Jeder soll eines Waisenhauses.
„Ich hatte so viele Gläubige kennen gelernt,
es sehen Interessant ist, dass Müllers Motivation für die die innerlich geängstigt und bedrückt oder in
können, Errichtung eines Waisenhauses nicht nur die Not ihren Gewissen schuldig waren, weil sie dem
der elternlosen Kinder war, sondern auch der Herrn nicht vertrauten. Gott weckte durch sie
dass Gott Wunsch, mit dieser Arbeit den für alle sichtba- in meinem Herzen das Verlangen, der ganzen
Gebete ren Beweis zu liefern, dass Gott zu seinen Gemeinde und auch der Welt einen Beweis
erhört...“ Verheißungen steht. zu liefern, dass er sich in keiner Weise geän-
dert hat. Der beste Weg schien mir die Grün-
dung eines Waisenhauses zu sein – etwas,
was man mit seinen natürlichen Augen se-
hen konnte. Wenn ich nun, ein armer Mann,
ohne irgend jemand zu bitten, einfach nur
durch Gebet und Glauben die Mittel für die
Errichtung und Erhaltung eines Waisenhau-
ses bekäme, dann wäre das etwas, was mit
der Hilfe des Herrn dazu dienen könnte, den
Glauben der Kinder Gottes zu stärken... Ich
wollte von ganzem Herzen von Gott ge-
braucht werden, um diesen armen Kindern ...
in jeder Hinsicht für dieses Leben zu helfen
und sie besonders auch in der Furcht Gottes
zu erziehen. Aber immer blieb das erste und
„Es gab einen Tag, eigentliche Ziel all meiner Arbeit, dass Gott
verherrlicht werden möge durch die Tat-
an dem ich starb,
sache, dass die Waisen unter meiner Obhut
gänzlich starb. alles bekommen, was sie benötigen, und zwar
Ich starb Georg allein durch Glauben, ohne irgend jemand
Müller... ich starb um Hilfe zu bitten. Dadurch sollte jeder se-
hen können, dass Gott immer noch treu ist
der Welt, ihrem
und immer noch Gebet erhört.“ (6)
Beifall oder ihrer
In den folgenden Jahren entstanden in Bristol
Kritik, ich starb
fünf große Waisenhäuser, in denen 2.000 Kinder
sogar dem Beifall und die Helfer untergebracht werden konnten.
oder Tadel der Alle Mitarbeiter kamen auf Grund der Gebete,
Brüder und Freunde verzichteten auf ihr Gehalt und vertrauten wie
Georg Müller auf Gottes Versorgung.
– und seit dieser
Zeit habe ich nach Die vielen erstaunlichen Wunder und Gebets-
erhörungen, die Müller mit seinen Mitarbeitern
nichts mehr ge-
in den nächsten Jahrzehnten erlebten, sind ein
strebt, als das Gott eindrücklicher Beweis dafür, wie Gott diejenigen
mein Tun billigt.“ versorgt und ehrt, die ihn ehren und ihm ver-
trauen.

Die Frucht seines Lebens


Georg Müller hat in seinen Tagebüchern und
Jahresberichten genau Buch über seine Gebets-
erhörungen, Spenden, Ein- und Ausgaben usw.
gemacht. Als er im hohen Alter von 93 Jahren
plötzlich starb, hatte er:

10
• ca. 200-mal die Bibel durchgelesen (allein in 6. Die konsequente Trennung der Gläubigen von
den letzten 20 Jahren seines Lebens las er pro der Welt und eine auf den Herrn und die
Jahr die Bibel vier- bis fünfmal sorgfältig durch) Ewigkeit ausgerichtete Gesinnung predigte er
• 10.024 Waisenkinder aufgenommen + versorgt mit Nachdruck.
• 81.501 Kinder in Schulen unterrichten lassen 7. Er betonte die Wichtigkeit der Erwartung der
• 1.989.266 Bibeln und Bibelteile verschenkt nahen Wiederkunft des Herrn.
• 115 Missionare regelmäßig unterstützt
• ca. 50.000 konkrete Gebetserhörungen erlebt Das Geheimnis seines Lebens
• in den letzten 17 Jahren 42 Länder bereist und
Sein Freund und Biograph A.T. Pierson schrieb: Wenige haben
schätzungsweise 5-6.000 Ansprachen gehalten.
„... Seit den Tagen Wesleys hat vielleicht kein
sich so oft und
Nach heutigem Wert sind umgerechnet mindes- Mann ... so viel geleistet wie Georg Müller, und
tens 70 Millionen Euro durch seine Hände ge- doch haben sich wenige so oft und für so lange für so lange in
gangen, doch sein persönliches Eigentum betrug in das Zelt des Gebets zurückgezogen wie er.“ (7) das Zelt des
bei seinem Tod nur etwa 4.000 Euro. Gebets zurück-
Georg Müller selbst antwortete, als er einmal
nach dem Geheimnis seines Lebens gefragt wurde: gezogen wie
Die Botschaft Georg Müllers
„Es gab einen Tag, an dem ich starb, gänzlich Georg Müller.
In den letzten 20 Jahren ist Georg Müller in alle
starb. Ich starb Georg Müller, seinen Meinun-
Welt gereist, wo er unermüdlich Ansprachen und
gen, seinen Liebhabereien, seinem Geschmack
Predigten gehalten hat. Folgende Anliegen und
und Willen. Ich starb der Welt, ihrem Beifall
Inhalte wurden darin deutlich:
oder ihrer Kritik, ich starb sogar dem Beifall
1. Er predigte ein schlichtes und eindeutiges oder Tadel der Brüder und Freunde – und seit
Evangelium dieser Zeit habe ich nach nichts mehr ge-
2. Es war im wichtig, den Gläubigen die Grund- strebt, als das Gott mein Tun billigt.“ (8)
lagen der Heilsgewissheit deutlich zu machen.
3. Er ermutigte die Hörer zum intensiven Bibel- Anmerkungen:
studium und leitete sie dazu an.
1. Roger Steer: 5. Georg Müller: UND DER
4. Die Hörer wurden immer wieder aufgefordert, GEORG MÜLLER - HIMMLISCHE VATER ERNÄHRT
den Verheißungen Gottes zu vertrauen und VERTRAUT MIT GOTT, SIE DOCH, Brockhaus, S. 47
Gott durch praktischen Glauben zu ehren. CLV, S. 18 6. ebd., S. 78
2. ebd., S. 16 7. A.T. Pierson: GEORG MÜLLER
5. Ihm war es sehr wichtig, die Liebe und Ein- 3. ebd., S. 29 VON B RISTOL , Ott, S. 109
tracht unter Geschwistern zu fördern. 4. ebd., S. 155 8. ebd., S. 311

Gedenkstein auf Georg Müllers Grab:


ZUR LIEBENDEN ERINNERUNG AN
GEORG MÜLLER,
GRÜNDER WAISENHÄUSER AUF ASHLEY-DOWN,
DER
GEBOREN AM 27. SEPTEMBER 1805,
HEIMGEGANGEN AM 10. M ÄRZ 1898.

ER VERTRAUTE GOTT, „DEM DING


KEIN
UNMÖGLICH IST “, UND SEINEM GELIEBTEN SOHN
JESUS CHRISTUS, UNSEREM HERRN,
DER GESAGT HAT: „I CH GEHE ZUM V ATER ,
UND WAS IHR BITTEN WERDET IN MEINEM N AMEN ,
DAS WILL ICH TUN , AUF DASS DER V ATER GEEHRT
WERDE IN DEM S OHN “, UND SEINEM VOM H EILIGEN
GEIST EINGEGEBENEN WORT, DAS ERKLÄRT, DASS
„DEM GLAUBENDEN ALLE DINGE MÖGLICH SIND“.
UND GOTT ERFÜLLTE DIESE VERHEIßUNGEN
IN DER E RAHRUNG SEINES K NECHTES , INDEM ER
ES IHM MÖGLICH MACHTE , FÜR ETWA
10.000 ARME WAISENKINDER ZU SORGEN.

11
Ich will ein paar Dinge nennen, Erwählung und Bewahrung reden, etwa viermal
die Gott mir in jener Zeit aufzudecken begann: so häufig sind wie jene, die scheinbar gegen
diese Wahrheiten reden. Und wenig später, als
1. Nur das WORT GOTTES kann unser Maß- ich auch diese Stellen näher untersucht und
stab für die Beurteilung geistlicher Dinge sein. verstanden hatte, halfen auch sie mir in der
Bestätigung dieser beiden Lehren.
Georg Müllers Es kann uns nur durch den HEILIGEN GEIST er-
Erkenntnisse: klärt werden, der in unserer Zeit genauso wie zu
3. Eine andere Wahrheit, in die ich geführt
allen Zeiten der Lehrer seines Volkes ist. Und nur
wurde, betraf DAS KOMMEN DES HERRN.
der Heilige Geist kann uns unseren natürlichen
Zustand zeigen, kann uns klarmachen, wie sehr Ich war der Ansicht, die Dinge würden immer
wir einen Erlöser brauchen, kann uns befähigen, besser werden und bald wäre die ganze Welt
an Christus zu glauben, kann uns die Heilige bekehrt. Aber nun fand ich im Wort, dass es
Schrift erklären und beim Predigen beistehen. nicht den geringsten biblischen Grund gibt für
Dass ich ganz besonders den letzten Punkt ver- die Annahme, dass sich die ganze Welt vor der
stand, war für mich von großer Bedeutung. Rückkehr unseres Herrn bekehrt. Ich fand in der
Denn der Herr half mir, dies durch ein Experi- Heiligen Schrift, dass es die Wiederkunft des
ment zu testen, indem ich alle Kommentare und Herrn Jesus ist, die zur Herrlichkeit der Gemein-
fast jedes andere Buch zur Seite legte und nur de und ununterbrochenen Freude der Heiligen
das Wort Gottes las und studierte. Das Ergebnis führt, und dass bis zu diesem Zeitpunkt die
war, dass ich an dem ersten Abend, an dem ich Dinge mehr oder weniger in Unordnung sein
mich zu Gebet und Nachdenken über die Heilige werden. Ich fand im Wort, dass es nicht der Tod,
Schrift in mein Zimmer zurückzog, in wenigen sondern DIE WIEDERKUNFT JESU war, die für
Stunden mehr lernte als bisher in vielen Mona- die apostolischen Christen Hoffnung bedeutete,
ten des Studiums. Aber der eigentliche Unter- und dass es daher auch für mich nur eine
schied war, dass ich, indem ich dies tat, wirkli- Haltung gibt: nach seiner Wiederkunft auszu-
che Festigkeit für meine Seele erhielt. schauen.

2. Ich wurde dahin geführt, die kostbare 4. Neben diesen Wahrheiten gefiel es dem
Wahrheit der ERWÄHLUNG durch das Wort Herrn, mich ein größeres Maß an HINGABE
Gottes zu untersuchen. erleben zu lassen, als ich es bisher gekannt
hatte.
Vor dieser Zeit hatte ich mich sehr gegen die
Lehre der Erwählung und der bis zum Ende be- Er führte mich ein Stück weit dahin, meine
wahrenden Gnade gewehrt — so sehr, dass ich wirkliche Ehre in dieser Welt darin zu sehen,
noch wenige Tage nach meiner Ankunft in verachtet zu sein, arm und gering mit Christus.
Teignmouth die Erwählung eine teuflische Lehre Auch wenn ich es seitdem immer deutlicher
genannt habe. Nun las ich das Neue Testament gesehen habe, fing ich doch damals an zu er-
von Anfang an durch und achtete besonders auf kennen, dass es für den Diener schlecht ansteht,
alles, was mit diesen Lehren zu tun hatte. reich, groß und geehrt zu sein in dieser
Zu meinem großen Erstaunen fand Welt, während der Herr arm,
ich, dass jene Stellen, die über gering und verachtet war.

Wenige Monate nach seiner Ankunft


in England wurde Georg Müller so krank, Er führte mich ein
dass er mit dem baldigen Tod rechnete. Stück weit dahin,
Doch nach 14 Tagen stellte der Arzt meine wirkliche
eine Besserung fest und riet ihm wegen
der Luftveränderung aufs Land zu gehen. Ehre in dieser Welt
So fuhr er nach Teighnmouth, wo er seinen darin zu sehen,
Freund und späteren Mitarbeiter Henry Craik verachtet zu sein,
kennen lernte.
In dieser Zeit kam Georg Müller zu den oben-
arm und gering
stehenden Erkenntnissen, die er in sein Tage- mit Christus.
buch eintrug. Er war damals erst 24 Jahre alt.

12
H. G.

Wachsamkeit
ALS CHRIST IN STÄNDIGER BEREIT SCHAFT LEBEN LERNEN

Sehet zu, wachet und betet; denn ihr wisset nicht, wann die Zeit ist.
Gleichwie ein Mensch, der außer Landes reiste und dem Türhüter
einschärfte, dass er wache. So wachet nun, denn ihr wisset nicht,
wann der Herr des Hauses kommt, damit er nicht, plötzlich kommend,
euch schlafend finde. Was ich aber euch sage, sage ich allen: Wachet!
Aus Markus 13,33-37

Das griechische Wort für Wachsamkeit ,agry- Wenn wir es uns heutzutage im Leben bequem
pneo‘ bedeutet wörtl. übersetzt: „Auf dem Feld machen wie die Laodicäer, haben wir vergessen,
schlafen“. Es kommt im Neuen Testament nur dass wir als Christen in Feindesland leben und
sechsmal vor: Mk 13,33; Lk 21,36; 2Kor 6,5; höchst gefährdet sind, wenn wir nicht wachen.
11,27; Eph 6,18; Hebr 13,17. Wir haben stets die ganze Waffenrüstung
Gottes nötig, wenn wir überwinden wollen, und
Wie kann es sein, dass Wachen mit Schlafen in
dazu gehört nach Epheser 6,18 auch das be-
Verbindung gebracht wird? Ist das nicht paradox?
ständige Gebet und das anhaltende Wachen Ein schönes
Auf den ersten Blick scheinen Wachen und Schla-
(Feldschlafen) .
fen unvereinbare Gegensätze zu sein. Beispiel aus
Nur in der Nähe unseres noch immer verwor- dem AT liefert
Die Erklärung ist aber ganz einfach: Agrypneo‘
fenen großen Königs hören wir die silbernen
bedeutet: „unter freiem Himmel übernachten –
Trompeten (4. Mose 10) und können jetzt schon uns Uria, der
im Gegensatz zum „Liegen im behaglichen Bett“.
praktisch an Seinem Kampf und Sieg teilhaben. sich weigerte,
W. E. Vine sagt: ,Agrypneo‘ drückt nicht nur Er selbst hat seinen Jüngern mit den obigen in seinem
Wachsamkeit, sondern die Tatsache aus, dass Worten eingeschärft: „Seht zu, wacht (feld- bequemen
diejenigen, die sich auf etwas konzentrieren, schlaft) und betet!“
stets auf der Hut sind. Bett zu schla-
Das gilt natürlich vor allem bei den ,Führern‘ fen, während
Wachsamkeit bedeutet, die Alarmbereitschaft unter den Gläubigen. Bei ihnen setzt man das
eines gewissenhaften Wächters an den Tag zu Wachen (Feldschlafen) als selbstverständlich vor- sein Herr Joab
legen, der auch in der Nacht seinen Posten nicht aus. Deshalb sollen wir ihnen auch gehorchen und dessen
verlässt. (Hebr 13,17). Knechte „auf
Wachsamkeit bedeutet, als guter Kriegsmann Können unsere Kinder von uns sagen: „Unser freiem Feld
Christi stets in Alarmbereitschaft zu sein und Vater hält wie Abraham unablässig „am Eingang lagern“!
auch Trübsale in Kauf zu nehmen, wie Paulus seines Zeltes“ Wache?“
seinem Mitarbeiter in 2. Timotheus 2,3 schreibt.
Und sind wir wie Hiob, den die Sorge um das
Paulus war ein solcher Wachender (Feldschla- Seelenheil seiner Kinder früh aus dem Bett jag-
fender). Im 2. Korintherbrief sagt er zweimal (6,5 te, um sich vor Gott für sie zu verwenden?
+ 11,27), dass es ihm nicht nur im übertragenen
Oder gleichen wir Leuten, die es sich zwischen
Sinn, sondern auch buchstäblich so ergangen
Hobbys, irdischen Ambitionen und weltlichen
ist, wie seinem Herrn und Meister. Der Men-
Unterhaltungen so bequem gemacht haben,
schensohn hatte keinen geschützten Ort, wo er
dass sie die Alarm-Trompeten gar nicht
sein Haupt hinlegen konnte. Ihm erging es wie
mehr wahrnehmen?
dem Bräutigam im Hohenlied, dessen Haar vol-
ler Tau war, weil er offenbar im Freien über- "Glückselig,
nachten musste (vgl. Hld 5,2). der da wacht ..."
(Ofb 16,15).
Ein schönes Beispiel aus dem AT liefert uns Uria,

der sich weigerte, bequem zu Hause zu schlafen,
während sein Herr Joab und dessen Knechte
„auf freiem Feld lagern“ (2Sam 11).

13
ANDREAS FETT

... gerettet wie durchs Feuer!


EIN B R A N D S C H E I T, DAS GOT TES GNADE AUS DEM FEUER RISS (AMOS 4,11)

Meine Frau verbrachte die letzten Wochen im Krankenhaus. Ich wurde ein Kämpfer. Ich war bemüht mich an
Bei meinen Besuchen auf der Intensiv-Station kam ich immer Gottes Gebote zu halten, lebte aber völlig ge-
wieder an dem Überwachungs-Fenster eines Schwerst-Brand- trennt von ihm. Nie habe ich Jesus als Herrn und
Gott erkannt. Aber Jesus war stärker als ich.“
verletzten vorbei. Neben dem Fenster klebte ein Blatt mit
dem Befund: A. Butsch, männlich, darunter eine schematische Wenn die Hoffnung stirbt...
Darstellung – der Umriss eines Menschen. Mit Buntstift waren
die verbrannten Hautpartien eingetragen. Der gesamte Ober- Als 17-jähriger lernte er in Usbekistan seine
spätere Frau Maria kennen. Einige Jahre später,
körper war bunt schraffiert! Keiner auf der Station war so
nach der Übersiedlung nach Deutschland, ging
schlimm verbrannt wie dieser Mann. Das Personal sagte, dass ihre Ehe in die Brüche. Maria verließ Alexander,
er schon seit einem viertel Jahr in diesem Zimmer gegen den weil er sich immer mehr in Alkohol und Krimi-
Tod ankämpfe. Im Vorbeigehen sah ich den Schwerverletzten nalität verlor. Die Trennung ließ in Sascha jeden
manchmal durch die Scheibe aufrecht im Bett sitzen. Grauen- Funken Hoffnung sterben. Er versank in tiefer
haft: Er hatte fast kein Gesicht mehr! Doch für mich trug er Resignation. Der Alkohol führte zur Leberzirrho-
schon bald ein sehr, sehr schönes. Er hat mir erlaubt – zu se. Lebensmüde warf er sich drei Mal vergeblich
Gottes Ehre – seine unglaubliche Geschichte weiter zu geben. vor ein Auto. In einem Abschiedsbrief teilte er
seiner geschiedenen Frau nach sieben Jahren
Trennung mit: „Wenn du nicht am 13. Oktober
Gottes unergründliche Wege
zu meinem Geburtstag kommst, nehme ich mir
Noch ahnte ich nichts von der erstaunlichen Ge- das Leben.“
schichte hinter diesem anonymen Einzelschick- Inzwischen hatte Maria durch Gottes Gnade
sal. Beim Verlassen der Intensiv-Station sitzt im zum Glauben an Jesus Christus gefunden. Aber
Schleusenraum eine Frau – ihren Kopf auf die noch vor dem schrecklichen Ultimatum passier-
Arme gestützt. Ob sie verzweifelt ist? Ich spre- te das Unglück.
che sie an und frage, ob sie auch Angehörige
auf der Station habe. „Nein, ich bin nur eine In letzter Sekunde gerettet
Fahrerin. Meine Freundin besucht gerade ihren
Alexander hauste mit seinen Sauf-Kumpanen in
Mann: Alexander Butsch.“
einer Sozialwohnung. Drogen aller Art machten
Nach wenigen Sätzen wird uns klar: Wir sind
die Runde. Sascha, der einen gewaltigen Voll-
Glaubens-Geschwister. Kurz darauf erscheint
bart trug, wollte sich den „Goldenen Schuss“
auch Maria, Alexanders Frau. Bewegt teilen wir
setzen. Nach der Injektion schloss er die Tür,
uns unsere Krankengeschichten mit.
zündete sich genüsslich eine letzte Zigarette an
Wenige Wochen später kann Alexander auf die
und legte sich auf ein altes Sofa – das einzige
Normalstation verlegt werden. Dort treffe ich
Möbelstück in dem verwahrlosten Zimmer. Was
ihn zum ersten Mal persönlich. Bereitwillig und
dann geschah, gaben später die Retter zu Pro-
dankbar erzählt er mir seine Geschichte.
tokoll.
Alexanders Bart fing offensichtlich Feuer. Er
Vom Leben hart geworden
registrierte nichts davon. Die Flammen griffen
Alexander wurde in Kasachstan geboren. Sein sofort auf die Kleidung und das Sofa über. Als
Leben war ein täglicher Kampf. Einerseits, weil die Mitbewohner den Rauch sahen, rannten sie
alle Deutschstämmigen nach dem 2. Weltkrieg kopflos aus der brennenden Wohnung. Sascha
als „Faschisten“ verschrien waren, andererseits, überließen sie seinem Schicksal. Eine Bekannte
weil er von Geburt an stark sehbehindert war. erkundigte sich unten auf der Straße, ob nicht
Alexander (russisch: Sascha) trug sein Leben Alexander noch in dem brennenden Zimmer sei.
lang lupenähnliche Brillengläser, was ihm viel Bestürzt hörte sie ein „Ja!“
Hohn einbrachte. Als junger Mensch erfuhr er, Erst daraufhin beschlossen zwei beherzte Pas-
dass er die missliebige Folge einer Vergewal- santen, sich in das Inferno vorzuwagen. Ihnen
tigung war. Seine Mutter wollte die Abtreibung, bot sich ein Bild des Grauens. Von dem Sofa war
fand aber dazu keine Gelegenheit. Er sagte: außer Draht und den vier Füßen fast nichts
„Die Widrigkeiten meines Lebens haben mich erst übrig geblieben. In der schwelenden Asche lag
zäh, dann stark und schließlich stolz gemacht! Alexander.

14
Versehrt – doch nicht verzehrt Gott nimmt – und gibt unermesslich
Ein Rettungshubschrauber lieferte seinen schwarz Alexander ist erfüllt von Gottes Liebe und dankt
verkohlten Körper in der Unfallklinik Duisburg von Herzen für seine wunderbare Rettung vom
ab. Seine Atemwege waren so verquollen, dass Tod. Seine Frau sagte unter Tränen: „Alexander
ihn nur ein Luftröhrenschnitt rettete. Sein Kopf ist nicht mehr der Alte. Er ist voller Liebe und
war zur Unkenntlichkeit verbrannt. Nase und Demut. Er bat Jesus auf Knien darum, dass er
Ohren fehlten, der Schädelknochen lag frei, sei- ihn nun auch noch vom Nikotin frei machen soll.
nen rechten Arm hatte das Feuer weggefressen Das ist nicht mehr der alte Sascha. Der hätte
– die rechte Hand hatte die Zigarette gehalten. selber gekämpft und nicht ohnmächtig gefleht.“
Und die Flamme
Das alles geschah am 30. September 2004. Erst Abschließend berichtete Alexander:
nach der langwierigen Identifizierung erhielt „Meine Frau hat mich Sünder wieder lieb. Nach wird dich nicht
Maria die Nachricht, dass sie sich von ihrem sieben Jahren haben wir wieder zueinander ge- verbrennen ...
Mann noch kurz verabschieden könne. Er werde funden. Ich bin so glücklich. Oft sah ich während weil du teuer bist
sehr bald seinen schweren Verbrennungen erlie- meiner Bewusstlosigkeit im Traum einen Adler in meinen Augen
gen. Aber es kam anders. am Himmel fliegen; er hatte nur einen Flügel.
und wertvoll bist
Dieser Adler bin ich. Gelobt sei Gott.“
„Er wartet auf jemand...“ und ich dich lieb
Im Verlust beschenkt! habe. Jes 43,2+4
Sascha lag über neun Wochen im Koma. Ein-
zelne Nahestehende besuchten ihn in dieser Zeit. Mit seinem verbliebenen linken „Flügel“ schrieb
Er bot einen schrecklichen Anblick. Auch seine er in großen, ungelenken Buchstaben folgendes
von ihm getrennt lebende Frau wagte sich zu ergreifende Gebet für meine Frau:
ihm. Ein Pfleger redete vorher mit ihr: „Ich habe
den Eindruck, er wartet auf jemand...“. Maria
fasste sich ein Herz und bat ihren Gemeinde-
leiter, sie zu begleiten. Später berichtete Sascha:
„Als sie vor mir stand und ich ihre Stimme hörte,
wusste ich: Ich überlebe bestimmt. Alles wird gut.
Die Kraft der Liebe ist mächtiger als der Tod.“

Liebe – stark wie der Tod


Während der Bewusstlosigkeit ging ihm uner-
klärlicher Weise nicht nur Marias, sondern auch „GROSSER GOTT, VERHERRLICHTER HERR, von uns geliebt,
Gottes Liebe auf. Alexander berichtet: von deinen Treuen. Heiliger Vater, unser Jesus Christus.
„Erst erkannte ich Seine Liebe, Seine große, gro- Ich, Alexander, beschenkt mit deiner Gnade, bete zu dir
ße Liebe. Dann kam mein Glaube. Endlich hatte für mich und für meine Schwester Gabi; darum bat mich
ich Seine Liebe verstanden. Jetzt liebe ich Ihn, ihr Mann Andreas (auch Christ), so wie auch sie, deren
wie Er mich liebt. Jetzt möchte ich Ihm dienen, Krankheit sich verschlimmert hat. Mein geliebter, barm-
egal was kommt.“
herziger Vater. Ich rufe dich an mit den ganzen Schmer-
„Du bist der Mann!“ zen meines Herzens, gib durch mein Gebet deine heilen-
de Kraft dieser Schwester, die sehr schwach ist, im Ver-
Alexander berichtete, dass er während dieser gleich zu mir und viel mehr sündlos als ich.
schlimmen Zeit zwischen Leben und Tod zur
Aber mir gibst du, Vater, unermesslich. Nimm von mir und
inneren Umkehr kam. Er erkannte sich als verlo-
rer Sünder und kapitulierte im Stillen vor Gott. gib ihr Heilung, damit viele Wankelmütigen in vielen Ge-
Während dieser Zeit betete er oft für einen meinden im Glauben gefestigt werden, dass sie dir von
Mann, den Pfleger auf einer Trage ins Kranken- Herzen dienen. Damit die Menschen hören und sehen, wie
haus brachten. Er war einarmig, völlig entstellt durch ein Bekehrungsgebet eines Sünders Wunder wirken-
und am ganzen Körper verkohlt. „Herr Jesus, de Gnade geschieht. Herr, lass es mit mir großem Sünder
lass ihn leben – errette ihn, sonst ist er verloren. schlechter werden, aber diese Mehrwürdige unter den
Schenke, dass er sich zu dir bekehrt, bevor es zu Menschen errette. Und nicht wegen meinem dir hingege-
spät ist.“ Erst Wochen später, um die Weih-
benem Herzen, sondern wegen deinem heiligen, ewigen
nachtszeit, als Sascha zum ersten Mal vor den
Spiegel trat, sah er, dass er selbst es war, für den Namen: Jesus Christus!
er die ganze Zeit gebeten hatte. Alexander be- Hosianna in der Höhe. Halleluja von der Erde und vom
tete die Gebete seiner Frau für sich selbst ohne Himmel. Lass jedes menschliche Herz vor dir niederknien
es zu wissen – noch immer in der dritten Person. und ich glaube, glaube, glaube!“
Und Gott hat diese Gebete erhört.

15
✜ Kapitel 1 ✜ Kapitel 4
Gottes Bote namens „Taube“ Wartend auf den Welt-Bestrafer
macht sich heimlich aus dem Staube, sitzt als bitter, bieder, braver,
dass nur ja kein Heide glaube; schadenfroher Endzeit-Gaffer
geht auf Mittelmeer-Kreuzfahrt. Jona unterm Blätterdach.
Doch Gott wirft – dass er ihn prüfe „Ich vergeh‘ in dieser Schwüle!
und nicht wohlig weiterschliefe – Mich wurmt, dass ich Hitze fühle.
Jona in die tiefste Tiefe, M I R gebühren Mitgefühle ... !“
wo Er sich ihm offenbart. Und der Herr des Himmels sprach:
Diesen Umweg, diese Ängste, „So? Du stöhnst bereits im Warmen.
diese Schreckensnacht, die längste, Sollte ich mich nicht erbarmen
diese „U-Boot-Fahrt“, die engste, all der hunderttausend Armen?
hätte Gott ihm gern erspart. Denke mal darüber nach!“

Jona und ich...


ANDREAS FETT ✜ Kapitel 2 ✜ Kapito ?
Dort, im Todes-Sog der Meere Mich erschrickt, was wir hier lesen.
wird ihm Sterbensangst zur Lehre. Denn ich gleich’ dem abgrundbösen,
Gott schickt einen Fisch als Fähre. sensationsversessnen Wesen,
✜ Und ich, Rettet ihn aus tiefster See. was ich eingestehen muss.
sollte ich Jona sehnt sich nach dem Tempel. Leb’ genau so selbstbezogen,
Gott drückt auf ihn seinen Stempel. von der Nabelschau verbogen,
nicht betrübt Macht drei Tage zum Exempel, vom Bedürfniswahn betrogen,
dass man Christus an ihm seh’. finde trotzdem nur Verdruss.
sein wegen Noch mit Meersalz in den Lungen, Statt, dass mich das Leid der Leute
der großen Algen um sein Haupt geschlungen
hat er einen Psalm gesungen –
um mich packte, rührte, reute,
fühl’ ich Jonas Schadenfreude –
Stadt? Jona 4,11 und geht los nach Ninive. kaum Gewissen, viel Genuss.

✜ Kapitel 3 ✜ Kapito !
Jona schildert – außer Frage – Warf nicht, was wir Nimmersatten
Ninive den Ernst der Lage: an Komfort und Urlaub hatten
„Nur noch knappe vierzig Tage, auf die Herzen träge Schatten?
dann wird alles umgekehrt!“ Hat es uns zu Gott geführt?
Und das Volk vollzieht die Wende, Gib, dass ich mir nie erlaube,
reinigt Herzen, faltet Hände, dass die Luxus-Garten-Laube
Bild: Ur-Laub der schnell
wachsenden Rizinus-Staude macht dem Götzendienst ein Ende. meinen Blick zum Nächsten raube.
Selbst der König ist bekehrt. Jona hat mich überführt.

Jona baut, damit er sähe, Bring mich mehr in deine Nähe,


was mit Ninive geschähe dass dein Wille stets geschehe,
vis à vis, in nächster Nähe, dass man Christus an mir sehe
sich ein Urlaubs-Domizil. und Barmherzigkeit verspürt.
Doch aus komfortabler Hütte Meine Wohlfühlwelt entlaube,
hört Gott nicht auf seine Bitte. mein Prophetenkleid entstaube,
Ahnt er, was die Stadt erlitte, dass die Welt der Botschaft glaube!
dass Gott kein Gericht gefiel? Hilf, dass mich das Elend rührt.

16
WOLFGANG BÜHNE

Eine Pumpe kommt in Gang...


W AS SICH IN
L ATEINAMERIK A TUT

„Ein gutes Buch


sollte nichts weiter tun,
als ´die Pumpe in Gang setzen´.
Danach wird das Wasser aus
dem Inneren herausfließen, so-
lange wir den Pumpschwängel
betätigen – und noch lange Die Gemeinden waren sehr dankbar für dieses
nachdem der ursprüngliche Topf kostenlose Angebot und stellten ihrerseits einen
Schrank oder eine Vitrine zur Verfügung und
mit Wasser längst vergessen ist.“ natürlich einen Bruder oder eine Schwester, der
(A.W. Tozer) oder die für das Ausleihen der Literatur verant-
wortlich sind.
Als vor einigen Jahren von einem Bruder aus 193 Gemeinden in Hon-
Österreich die Anregung kam, in Lateinamerika duras haben bisher eine
Gemeinde-Bibliotheken mit guten geistlichen solche Bibliothek bekom-
Nachschlagewerken und Büchern einzurichten, men, die zunächst meist
ahnten wir nicht, wie viel Arbeit und welcher aus etwa 70 verschiede-
Segen mit der Umsetzung dieser Idee verbunden nen Büchern besteht,
sein würde. aber laufend mit neuen
Titeln erweitert wird.
Inzwischen haben auch Gemeinden in Nicara-
gua von diesem Angebot Gebrauch gemacht und
als wir auf unserer letzten Reise im Februar die-
ses Jahres auch erstmals El Salvador besuchten,
baten uns die Versammlungen dieses kleinen Lan-
des, auch hier solche Bibliotheken einzurichten.

Gute Literatur verändert das Leben


Nun muss man wissen, dass die Lateinamerika-
ner im allgemeinen keine Leseratten sind – im
Gegenteil! Viele haben eine sehr mangelhafte
Schulbildung - es gibt immer noch einen nicht
geringen Anteil an Analphabeten in manchen
Typische Straßenszene in Honduras Gegenden - und dadurch, das Bücher für sie bei
Gott machte zwei Brüder und Freunde in Hon- ihrem geringen Einkommen unerschwinglich
duras – Santos Mena und Walter Altamirano – sind, haben sie wenig Anreize zu lesen. Dazu
bereit, die damit verbundene praktische Arbeit kommt, dass es viel einfacher ist, sich vom all-
zu übernehmen. Während wir von Deutschland gegenwärtigen Fernsehen berieseln zu lassen, so Walter Altamirano
aus für gute spanische Literatur aus Europa und dass sich keine Lese-Kultur entwickelt hat.
USA sorgten, informierten diese beiden Brüder Gott sei Dank hat sich das zumindest in den
die Gemeinden und bestückten sie dann mit Gemeinden etwas verbessert. Lesen ist auch ein
ausgewählten Kommentaren, Nachschlagewer- Stück Erziehungssache! Die Tatsache, dass die
ken, Biographien, seelsorgerlichen Büchern usw. Führer der Gemeinden in den letzten Jahren an-

17
gefangen haben Bücher zu lesen und zu emp- Ansonsten sieht er eine große Aufgabe in der
fehlen, hat sich positiv auf die jüngere Genera- „Mosquitia“, einer großen Provinz in Honduras,
tion ausgewirkt. Durch das Angebot der Biblio- die wenig besiedelt ist und vor allem aus
theken und durch die Möglichkeit, subventio- Regenwald und Dschungel besteht. Die einzige
nierte Bücher auch sehr billig kaufen zu können, größere Stadt in diesem Gebiet ist Puerta
beginnen jetzt viele Geschwister zu lesen, ge- Lempira, eine Stadt mit ca. 30.000 Einwohnern,
winnen Freude daran und der Segen davon die nur per Flugzeug oder über den Seeweg zu
macht sich auch in den Gemeinden bemerkbar. erreichen ist.
Auf dem preisgünstigen Seeweg braucht Omar
drei Tage, um auf Frachtschiffen (wo es für Mit-
reisende weder Schlafplatz noch Mahlzeiten gibt)
diese Stadt zu erreichen, die vor allem ein Um-
schlagplatz für Kokain ist, das von dort aus mit
kleinen Flugzeugen meist in die USA transportiert
wird. Die Menschen dort - meist „Garifunas“ -
konsumieren Drogen und Alkohol, verdienen
durch den Drogenhandel relativ viel Geld, ha-
ben aber kaum Möglichkeiten, es auszugeben.
Sie haben viel Zeit und sind offen für evange-
listische Gespräche. Daher besteht der Dienst
von Omar dort vor allem aus Hausbesuchen. Er
hofft und betet, dass in Puerta Lempira bald
Zuhörer bei der Konferenz in Tela eine Gemeinde entsteht.

„Früher hörten unsere Brüder meist eine Predigt


von einem Pfingst-Pastor im Radio und haben
dann diese Predigt in den Versammlungen wie-
derholt. Jetzt beginnen sie selbst in der Bibel zu
forschen und das merkt man deutlich an der
Verkündigung“ – bezeugten uns unsere Freunde
in Honduras bei unserem letzten Besuch. Eheleute Amaya
und ihr „Haus“
Inzwischen beginnt man auch an manchen
Orten, evangelistische Bücher bei Einsätzen in
Schulen usw. zu verteilen, was auf ein sehr
erfreuliches Echo stößt.
In den vergangenen Jahren konnten wir ca.
Predigt- u. Verteil-Einsatz 50.000 Bücher nach Lateinamerika schicken.
Dafür sind wir dem Herrn sehr dankbar und
natürlich auch den vielen Geschwistern und Frisieren, reparieren und evangelisieren
Gemeinden, die durch ihre Gaben mitgeholfen – in der Kapelle zum „Heiligen Antonius“
haben, diese Arbeit durchzuführen.
Juan Carlos Amaya ist mit seiner Frau im Jahr
1999 als junges Ehepaar in eine abgelegene und
Ein Herz für Mission sehr katholische Gegend im Westen von Hondu-
Nachdem in den vergangenen Jahren bereits ras gezogen. Dort in San Pedro Copan gab es bis
drei junge Ehepaare aus Honduras nach Nica- dahin keine Gemeinde. Nachdem sie drei Mal
ragua ausgereist sind, um dort als Missionare zu umgezogen waren, konnten sie eine verfallene
arbeiten, sind im letzten Jahr vier weitere Ehe- Kapelle mieten, die vor 80 Jahren für den „Hei-
paare und eine Schwester dem Ruf Gottes ge- ligen Antonius“ gebaut wurde. Diese Kapelle
folgt, um in diesem Land Menschen mit dem dient nun als Wohnung, Reparaturwerkstatt für
Evangelium bekannt zu machen und mitzu- Fahrräder und als Friseursalon, wo Juan Carlos
helfen, neue Gemeinden zu gründen. Kontakte knüpfen kann. Inzwischen hat er jede
Familie dieses Dorfes mit etwa 3.000 Einwoh-
Omar Ortiz, über dessen Einsätze wir in den ver-
nern elf Mal besucht und nach anfänglicher Ab-
gangenen Jahren öfters berichtet haben, hat vor
lehnung eine gute Beziehung zur Bevölkerung
einigen Wochen mit drei jungen Brüdern eine
bekommen. Mittlerweile sind dort über 60 Per-
erste Reise nach Panama unternommen, um zu
sonen zum Glauben gekommen, eine Gemeinde
sehen, ob sich in diesem Land Türen für das
Omar Ortiz und Ehefrau
ist entstanden und eine weitere im Nachbardorf.
Evangelium öffnen.

18
Erste Eindrücke von El Salvador
El Salvador ist die kleinste der „Bananen-Re-
publiken“ in Mittelamerika, hat aber mehr Ein-
wohner als Honduras, das etwa fünf Mal so groß
ist. Obwohl es zu den ärmeren Ländern gehört,
wird hier doch wesentlich mehr verdient als in
Honduras oder Nicaragua.
Wir hatten in diesem Jahr zum ersten Mal die
Möglichkeit, für einige Tage eine Anzahl Ge-
meinden in El Salvador zu besuchen. Die Ver-
sammlungen, zu denen wir Kontakt bekamen,
haben noch keine lange Tradition und sind erst
vor etwa 30 Jahren durch die Arbeit kanadischer
Gefangene mit ihren Bibelkursen Missionare entstanden.
Auch hier kommen Menschen hauptsächlich Fast alle Geschwister, die wir kennen lernten,
durch persönliche Evangelisation zum Glauben. gehören zur ersten Generation von Christen. Das In einem
Carlos kennt jeden Dorfbewohner mit Namen, Angebot von Literatur wurde sehr freudig be-
wird bei seinen Hausbesuchen herzlich aufge- Gefängnis
grüßt und in einer Gemeinde in San Salvador,
nommen und durch solche Besuche, die oft bis wo verhältnismäßig viele junge und gebildete nehmen zur
zu zwei Stunden dauern, entstehen natürlich Christen waren, entwickelte man auch schon Zeit 65 Häft-
gute Beziehungen. Pläne, was man mit solcher Literatur anfangen linge – also
Auch in der größeren Nachbarstadt hat sich eine kann und welche Möglichkeiten es für evange- etwa 25%
Tür geöffnet, wo Juan Carlos von der Schullei- listische Einsätze gibt. Die Brüder aus Honduras
werden die Literatur ins Land bringen und da in aller Insassen
tung einer höheren Schule gebeten wurde, Ethik
auf biblischer Grundlage in allen Klassen zu un- den letzten Wochen die Zollschranken in Mittel- – an einem
terrichten. Er hat dort alle Freiheiten, auch amerika abgeschafft wurden, sind damit auch Bibelkurs teil.
evangelistische Literatur zu verbreiten. keine Probleme mehr verbunden.

Emmaus-Bibelkurse im Knast
In der schönen, uns inzwischen sehr vertrauten
Stadt Tela konnten wir wie in den vergangenen
Jahren eine Konferenz für Älteste und Mitarbei-
ter in den Gemeinden durchführen. Mit etwa 90
Brüdern hatten wir fünf Tage eine gesegnete
Gemeinschaft auf dem Freizeitgelände „Eden“.
Einen Nachmittag konnten wir Walter Altamira-
no und seine Mitarbeiter in das örtliche Gefäng-
nis begleiten, wo zur Zeit 65 Häftlinge – also
etwa 25% aller Insassen – an einem Bibelkurs
teilnehmen. Während wenige Meter entfernt im
Innenhof lautstark Fußball gespielt wurde, sa-
Gemeinsames Mittagessen unter freiem Himmel
ßen in einem großen Raum zum Teil ziemlich
abenteuerliche Typen in kleinen Gruppen zu- Wir sind sehr gespannt, was der Herr dort in der
sammen, um anhand der Emmaus-Kurse das Zukunft wirken wird.
Evangelium kennen zu lernen. Viele der Gefan-
genen haben inzwischen eine Bekehrung erlebt. Dankbar und ermutigt sind wir von dieser Reise
Doch die meisten von ihnen haben Angst vor nach Deutschland zurückgekehrt. Sehr dankbar
der Entlassung, vor den ersten Begegnungen mit sind wir auch dafür, dass eine befürchtete Tren-
alten Freunden und ihren Reaktionen. Im Ge- nung unter den vielen Versammlungen in Hon-
fängnis ist es leichter Christ zu sein als in der duras nicht eingetroffen ist und die meisten
„Freiheit“ ... Gemeinden wieder den Blick nach vorne und
nach oben richten, um mit neuer Kraft, Freude
und Einmütigkeit die vielen offenen Türen in
Lateinamerika zu nutzen und das Evangelium in
Wort und Schrift weit zu verbreiten.
Daniel und Alois Bitte betet weiter für unsere Geschwister in die-
bei einer Predigt sen Ländern und für die Verbreitung der frohen
Botschaft in Lateinamerika. ■

19
GESUCHT WERDEN ...
Mitarbeiter für unser
Team in Tadschikistan,
die von Gott berufen sind und sich durch
diese Anzeige angesprochen fühlen:

Es gibt nur noch wenige freie


KONDITIONEN: Plätze für die beiden
BIBELSTUDIER-FREIZEITEN
Anforderungen: im Freizeithaus Schoppen
• Bereitschaft zu wenig Schlaf und Ruhe
Paragraph 2. Kor. 6,3-10 STU 1: 19. – 25. Juni 2005
• Bereitschaft zu wenig Privatsphäre STU 2: 11. – 17. Sept. 2005
Paragraph 1. Thess. 2,8
• Starke Nerven Bei Interesse bitte schnell an-
Paragraph 1. Petr. 3,17 melden! Weitere Infos unter:
• Eigenständigkeit innerhalb eines Teams www.schoppen.org
Paragraph 1. Kor. 4,1-5
• Erfahrung im Gemeindebau in der Heimatgemeinde
Paragraph 1. Kor. 3,9
• 100% Willigkeit Sprache und Kultur zu lernen
Paragraph 1. Kor. 9,19

Arbeitspensum:
• Überstunden selbstverständlich
Paragraph Röm. 12,11
• Tägliche 24-Abrufbereitschaft
Paragraph Kol. 3,23

Vergütung:
• Licht von oben trotz Stromausfall
Paragraph Joh. 8,12
• Wärme auch ohne Gasheizung
Paragraph Ps. 104,4
• Frische Quellen auch bei
dreckigem Leitungswasser
Paragraph 7,38
• Brot mit hohem Ewigkeitswert
trotz schwerverdaulicher
asiatischer Küche
Paragraph Joh. 6,35
• Sinnerfülltes Leben
Paragraph Mt. 10,39
• Heimat trotz Fremdlingschaft
Paragraph Phil. 3,20
• Viel Freude
Paragraph Phil. 3,1
• Brüder und Schwestern
am Ende der Welt
Paragraph Mk. 10,29-30
• Lohnauszahlung erst im Himmel
Paragraph Kol. 3,24

Interesse?
Koordinator: Benedikt Luxner
eMail: benedikt.luxner@imail.de
Schaftlachstr. 22, D-81371 München
089 - 72 32 049 • 0178 - 89 19 890

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BUCHBESPRECHUNGEN
John F. MacArthur Stadt Menschenseele an den Hof Schaddais. Dort werden Pläne zur
Erlösung der Stadt gemacht und unter Emanuel wird schließlich
Tatort Golgatha die Stadt eingenommen, befreit und völlig umgestaltet.
Gedanken über das Leiden und Sterben Jesu
Doch ein Diabolianer, Herr Fleischsicherheit, bringt die errettete
CLV Pb., 252 S., € 8,90
Stadt zum Rückfall und in große Not und Hoffnungslosigkeit, bis
Emanuel in einem letzten Kampf und Sieg die Stadt endgültig in
Es gibt leider in deutscher Sprache kaum Bücher, in denen das zen-
Sicherheit bringt.
trale Thema der Bibel und das wichtigste Ereignis der Weltge-
schichte ausführlich und in einer geistlichen Weise betrachtet und Mit seiner ausdrucksstarken, bildhaften und von der Bibel „gesät-
ausgelegt wird: das Leiden und Sterben Jesu. tigten“ Sprache hat Bunyan ein Werk geschaffen, das die Ver-
dorbenheit und Verführbarkeit des Menschen aufzeigt und ande-
Dieses Buch ist eine erfreuliche Ausnahme und nimmt den Leser
rerseits die Treue, Gnade und Gerechtigkeit unseres Gottes groß
mit in die Leidensgeschichte Jesu, angefangen von den Mord-
macht. Die Gefahren, denen Christen ausgeliefert sind und die
plänen der Hohenpriester und Schriftgelehrten bis zu den letzten
Listen des Teufels werden sehr eindrücklich dargestellt, aber auch
Worten Jesu am Kreuz.
die Weisheit, Macht und nie ermüdende Liebe des Erlösers.
Der Autor ist der Überzeugung, das die Bedeutung des Todes
Ein echtes Erbauungsbuch, das diesen Namen verdient. Sehr span-
Christi „das allerheiligste Gut eines jeden Gläubigen“ sein sollte.
nend zu lesen und voll biblischer Theologie - ein Buch, von dem
„Weil all unsere kostbarsten Hoffnungen im Kreuz Christi ihren
jeder Leser sehr profitieren wird.
Ursprung haben, sollten unsere höchsten Gedanken ebenfalls dort
Wolfgang Bühne
gründen. Dies ist ein Thema, bei dem wir es uns kaum leisten kön-
nen, es zu vernachlässigen oder leichtfertig zu behandeln.“
Georg Müller
Auf ergreifende Weise zeigt der Autor in diesem Buch, dass Chris-
tus kein Opfer menschlicher Grausamkeit oder Ungerechtigkeit Und der himmlische
wurde, sondern sein Tod am Kreuz dem Plan Gottes entsprach und Vater ernährt sie doch
der Schlüssel zu Gottes ewigem Erlösungsplan war. Dazu werden Tagebücher
viele Bilder und Prophezeiungen aus dem A.T. zitiert und auch viele
Brockhaus, Tb.,.208 S., € 8,90
interessante historische Informationen alter Geschichtsschreiber
wiedergegeben, die dem Leser Einzelheiten über die Personen,
Der als Weisenvater von Bristol bekannte Georg Müller wurde vor
Sitten und Traditionen bieten.
200 Jahren in Kroppenstädt (Königreich Preußen) geboren. Obwohl
Bei allen Hintergrund-Informationen ist das Buch aber vor allem er auf Wunsch seines Vaters Theologie studierte, führte er in sei-
sehr seelsorgerlich-erbaulich ausgerichtet und weckt Liebe und ner Jugend ein völlig gottloses Leben. Er war ein Dieb und Betrü-
Hingabe zu dem, der sein Leben für uns gab.. ger, selbst das Geld seines Vaters und seiner engsten Freunde war
Wolfgang Bühne vor ihm nicht sicher. Den Anstoß zu seiner Bekehrung bekam er
durch den ersten Besuch eines Hausbibelkreises, wo schlichte
John Bunyan Gläubige zum Gebet auf die Knie gingen und anschließend eine
Predigt vorgelesen wurde. Georg Müller selbst erzählt auf den
Der heilige Krieg ersten vierzig Seiten dieses Buches in den Kapiteln „VERLORENE JAHRE“
Geführt von Schaddai gegen Diabolus und „DIE WENDE“ den Eindruck, den diese schlichten Christen auf ihn
Verlust und Wiedergewinnung der Stadt Menschen-Seele machten und die Geschichte seiner anschließenden Bekehrung.
Johannis/CLV, Pb., 320 S., € 8,90 Doch auch nach der Bekehrung fiel Müller in alte Verhaltensweisen
zurück, bis Gott ihn dahin brachte, auf ihn allein zu vertrauen -
Während die Pilgerreise von John Bunyan ein Weltklassiker gewor- nicht nur in ewigen, sondern auch in irdischen Angelegenheiten.
den ist, fand sein Werk „DER HEILIGE KRIEG“ nicht die gleiche Ver- Als junger Missionar in England wurde nun sein Leben und sein
breitung, obwohl es an Aussagekraft und bildhafter Erzählkunst Dienst in jeder Beziehung vom Wort Gottes verändert. Auf diese
der Pilgerreise nicht nachsteht. Viele Jahre war dieses Buch in Weise wurde er ein Vorbild praktischen Glaubens und Vater von
deutscher Sprache vergriffen und ist nun in einer mit vielen Zeich- Tausenden Waisenkindern, die im Vertrauen auf Gottes Verheißun-
nungen der alten Originalausgabe versehenen, preiswerten Neu- gen versorgt wurden. Aber er wurde auch ein Verkündiger, der auch
auflage wieder verfügbar. noch im Alter von 92 Jahren das Wort Gottes predigte und brieflich
Kontakt mit vielen Missionaren in aller Welt pflegte, die er auf sei-
Die Seele des Menschen wird in diesem Buch im Bild einer Stadt
nen Missionsreisen kennen gelernt hatte und unterstützte.
geschildert, die zwar von Gott genial erbaut, aber durch die Sünde
unter die Herrschaft des Diabolus geraten ist. Diabolus, der nun Fünfzig Jahre lang hat Georg Müller Tagebuch geführt und darin
seine Herrschaft über diese Stadt ausruft, verbannt zuerst den seine geistlichen und praktischen Erfahrungen mit Gott und sei-
Oberbürgermeister, Herrn Verstand, in ein dunkles Verließ und ent- nem Wort festgehalten. Das vorliegende Buch enthält einen
zieht dann dem Registrator, Herrn Gewissen, alle Macht und allen Auszug aus diesen Tagebüchern, die einen Einblick in das geistli-
Einfluss. Auch der adelige Herr Freiwille schwört seinem vorigen che Wachstum dieses Mannes gewähren und die biblischen Prin-
Landesherrn ab und leistet einen Eid, seinem neuen Herrn Diabolus zipien deutlich machen, die Müller in der Bibel entdeckte, nach
in allem treu zu sein. Nach vielen weiteren Umänderungen wird die denen er lebte und die das Geheimnis seines gesegneten Lebens
Stadt Menschenseele nun zu einer Festung des Diabolus, doch zur ausmachen.
gleichen Zeit dringt das Gerücht von dem traurigem Zustand der Wolfgang Bühne
Roland Antholzer „Dies wird dem Leser nicht nur als eine wunderbare Erquickung in
Zeiten der Depression dienen, sondern es wird ihn auch demütig
Mächte der Bosheit halten, wenn er versucht ist, stolz zu werden und sich über ande-
Okkultbedrohung und Seelsorge re zu erheben. Das ist nämlich genauso nötig. Wenn ein Mann zu
Schwengeler, Pb., 190 S., € 9,90 predigen beginnt, und er gerade mal ein oder zwei Predigten ge-
halten hat, meint er nämlich wirklich, dass er ein Prediger sei! Die
Die Neuauflage dieses wichtigen Buches erfüllt eine mehrfache beste Behandlung dafür ist, ihn etwas über George Whitfield,
Aufgabe: Es zeigt zunächst die Herkunft, die verschiedenen Jonathan Edwards oder Charles H. Spurgeon lesen zu lassen oder
Ausprägungen und die derzeitige Explosion des Okkultismus. über ähnliche gewaltige Männer Gottes. Das wird ihn bald zur
Weiter macht es deutlich, wie es zur dämonischen Einwirkung auf Besinnung bringen.“ (S. 124)
Menschen kommt, welches die körperlichen, seelischen und geist-
Diese Zitate zeigen, dass der Autor freimütig und offen seine Er-
lichen Folgen sind, was die Bibel dazu sagt und wie der biblische
fahrungen und Überzeugungen weitergibt und mit vielen persön-
Weg der Befreiung aussieht.
lichen Erlebnissen und Beobachtungen belegt. Manche Aussagen
Besonders ausführlich geht der Autor auf den sog. „Befreiungs- provozieren, andere regen zum Nachdenken an und einige wird
dienst“ ein, der in der Charismatischen Bewegung eine wichtige man mit Fragezeichen versehen. Aber jeder Verkündiger, der seine
Rolle spielt, aber auch außerhalb dieser Bewegung in einigen Aufgabe ernst nimmt, wird mit Spannung und Freude dieses Buch
evangelikalen Kreisen praktiziert wird. Antholzer zeigt anhand der lesen und mit Dankbarkeit die vielen Anregungen aufnehmen.
Bibel überzeugend, das diese „Okkult-Seelsorge“ nicht biblisch ist, Wolfgang Bühne
auf willkürlich und falsch ausgelegten Bibelstellen beruht und
keine dauerhafte Befreiung bringt, sondern oft psychische und
geistliche Schäden zur Folge hat. Tom Bisset
Im Anhang geht der Autor auf zehn verbreitete Irrtümer ein und Warum jemand
erklärt Begriffe und Praktiken, die im Okkultismus verbreitet sind. nicht mehr glauben kann
Für alle Seelsorger eine ausgezeichnete Orientierungshilfe.
CLV, Pb., 256 S., € 8,90
Wolfgang Bühne
Ein sehr hilfreiches Buch mit vielen praktischen Ratschlägen für
D. Martyn Lloyd Jones Eltern, die Sorge um die geistliche Entwicklung ihrer Kinder haben.
Der Autor (Verfasser des Buches „...als er noch fern war“) hat sich
Die Predigt und der Prediger jahrelang seelsorgerlich um solche gekümmert, die - aus christ-
Vortragsreihe über Predigtvorbereitung lichen Elterhäusern kommend - dem Glauben ihrer Eltern den
3L, gb., 334 S., € 14,90 Rücken gekehrt haben. Er zeigt die Gründe, die zu diesem Ver-
halten geführt haben und gibt Eltern hilfreiche Ratschläge, wie sie
Lloyd-Jones war einer der letzten großen fundamentalistischen Fehler vermeiden und mithelfen können, ihren Kindern den
Prediger Englands im zwanzigsten Jahrhundert, der Woche für Glauben an Jesus Christus lieb und leicht zu machen.
Woche über vierzig Jahre lang vor einer großen Zuhörerschaft die Wolfgang Bühne
Bibel fortlaufend auslegte und dessen Predigten in vielen Bänden
und Sprachen veröffentlicht wurden.
Hildegard Horie
1969 hat er sechs Wochen lang am Westminster Theological Semi-
nary Vorträge vor angehenden Predigern gehalten, die in diesem Tsega
Buch veröffentlicht wurden. oder: Die Sehnsucht der Gefangenen
Er zeigt in 16 Kapiteln die geistlichen Voraussetzungen des Predi- Hänssler, Pb., 258 S., Sonderpreis € 3,90
gers, die Vorbereitung, Notwendigkeit, Form und Darbietung der
Predigt, sowie Fehler und Fallstricke, mit denen jeder Verkündiger Es ist Bürgerkrieg in Eritrea - brutale Gewalt und unbeschreibliches
zu tun hat. Auch solche Leser, die in Einzelfragen sicher andere Grauen nehmen überhand. Auch Tsega wird wie viele andere aus
Überzeugungen haben, werden viel Gewinn, Korrektur und An- einem behüteten Zuhause herausgerissen und erlebt das Trauma
regung durch dieses Buch bekommen, welches die geistige und des Krieges mit seinen verheerenden Folgen. Mit ihrer Familie
geistliche Armut unserer heutigen Unterhaltungs-Prediger bloß- kämpft sie um das Überleben und gegen das Sterben der Hoff-
stellt. nung.

Lloyd Jones war nicht nur ein intelligenter und gebildeter Mann, Schließlich verlässt sie ihr Heimatland und irrt als junge Frau hei-
sondern er besaß auch einen gesunden Menschenverstand und er matlos, ziellos und zerrissen von der Sorge um ihre afrikanische
scheute sich nicht Thesen aufzustellen, die sicher nicht nur auf Familie durch die Welt. Doch ihre Vergangenheit holt sie immer
Zustimmung stoßen: wieder ein und als die Qual ihrer eigenen Schuld und die Hoff-
nungslosigkeit unerträglich werden, erinnert sie sich an den Gott
„Prediger werden geboren, nicht gemacht. Dies ist eine absolute ihres jüdisch-christlichen Großvaters. In der Begegnung mit die-
Aussage.“ – „Moderne, technische Raffinessen, z.B. Videokasset- sem Gott erfährt sie Barmherzigkeit, ein schrittweises Erkennen
ten, mit denen ein Mann hinterher seine eigenen Gebärden usw. und auch die Vergebung ihrer Schuld und eine neue Hoffnung.
sehen kann, sind für mich absolut verwerflich ... Der Prediger muss
immer natürlich sein und nicht so sehr daran denken, wie er auf Ein erschütternder, aufwühlender, authentischer Lebensbericht,
andere wirkt...“ (S. 125) der Einblick gibt in fremde Kulturen und das grenzenlose Elend
eines Bürgerkrieges, aber auch in das Wirken Gottes, der Verlorene
Sehr wichtig und erfrischend fand ich seine Empfehlung, Biogra- sucht. Auch für Außenstehende geeignet.
phien der großen Männer Gottes aus der Vergangenheit zu lesen. Ulla Bühne
Stanley A. Ellisen/Charles H. Dyer Der dritte Teil, in dem die Wirkung der Jung’schen Psychologie
behandelt wird, hat hohe Aktualität, zumal wir seit ca. zwei
Wem gehört das Land? Jahrzehnten so etwas wie eine Renaissance der Analytischen Psy-
Die wirklichen Hintergründe des Nahost-Konflikts chologie Jungs beobachten können. Dem postmodernen Denken
CLV, Pb., 250 S., € 8,50 mit seiner Abkehr von dem Rationalismus des 20. Jahrhunderts
und der Hinwendung zu einer undifferenzierten Spiritualität (Eso-
Täglich scheinen die erbitterten und immer hemmungsloser wer- terik, New Age, Neumystizismus, Charismatik) scheint die Psycho-
denden Kämpfe im Nahen Osten zu eskalieren. Dieser gewaltvolle logie Jungs entgegenzukommen. Interessant ist die Darlegung der
Konflikt betrifft nicht nur Araber und Juden, sondern die ganze Rezeption Jungscher Lehre innerhalb der Charismatischen Be-
Welt. Wie kam es zu dieser leidvollen Situation? Wie können wir in wegung, die sich mit deren besonderen Affinität zum charismati-
diesem „Heiligen Krieg“ der Wörter und Waffen erkennen, wer schen Glaubensverständnis erklärt.
Recht hat?
Etwas unglücklich und wenig leserfreundlich finde ich die
Der Autor bietet in diesem aktuellen Buch einen Überblick über die Literaturverweise in Form der Zahl, die das jeweilige Buch im
Geschichte der Palästinenser und Juden und beleuchtet sie vom Literaturverzeichnis innehat. Jedes Kapitel hat aber sein eigenes
biblischen Standpunkt aus. Er zeigt den leidvollen Weg der Juden Literaturverzeichnis mit eigener Zählung. Wenn man nun wissen
im Lauf der Kirchengeschichte, die Entstehung des Zionismus, den will, aus welchem Buch zitiert worden ist, muss man das jeweilige
furchtbaren Holocaust, die Neugründung des Staates Israel, Israels Literaturverzeichnis aufschlagen, das aber schwer zu finden ist,
Verteidigung und Expansion und die Unruhen im eigenen Land. zumal die Verzeichnisse auch nicht im Inhaltsverzeichnis aufge-
Schließlich vermittelt er die biblische Schau in Bezug auf die Zu- führt sind. Das sollte bei einer weiteren Auflage unbedingt gerän-
kunft des Landes. dert werden.
Im Anhang befinden sich eine Chronologie und die wichtigsten Insgesamt kann das Buch jedem empfohlen werden, der sich ein
internationalen Dokumente und Resolutionen zu den Landansprü- Bild von C. G. Jung und seiner Lehre verschaffen möchte, ohne sich
chen in Palästina im Wortlaut. einen Wust an Original-Literatur einverleiben zu müssen.
Wolfgang Bühne
Els Nannen hat die wesentlichen Fakten akribisch zusammengetra-
gen und sie in biblisch fundierter Weise beurteilt. Das Buch sei
Els Nannen
aber auch all den Christen empfohlen, welche die okkulten Tiefen
C.G. Jung - der getriebene Visionär der Analytischen Psychologie nicht erkannt haben und immer noch
meinen, C.G. Jung im Rahmen christlicher Seelsorge ihre Referenz
CLV, Pb., 320 S., € 9,90
erweisen zu müssen.
Roland Antholzer
Mit diesem Buch legt Els Nannen eine deutlich erweiterte und
überarbeitete Neuauflage ihres 1991 im Schwengeler Verlag
erschienenen Buches vor. Auch in der jetzigen Form - das räumt Sagen Sie mir:
die Autorin selbst ein - kann und will das Buch nicht dem Wieso ist ihr Mann gestern ZU GUTER LETZT
mitten in meiner Predigt auf-
Gesamtwerk Jungs Rechnung tragen. Trotzdem ist es sehr gut dazu
gestanden und hat demon-
geeignet, sich einen fundierten Eindruck zu verschaffen. Die strativ die Kirche Es ist mir
Dreiteilung „Leben - Werk - Wirkung“ ist gerade bei C.G. Jung sehr verlassen? ja so peinlich, Herr
hilfreich, weil seine Lebensgeschichte geradezu der Schlüssel zum Pfarrer, aber wenn er
Verständnis seiner Psychologie darstellt. schlafwandelt, kann ihn
keiner aufhalten.
An Jungs Leben kann man z.B. hervorragend erkennen, wie ein
Mensch durch die Gnostik gegenüber dem schlichten Glauben an
das geoffenbarte Wort immunisiert werden kann. Man versteht
umso besser, warum Paulus in aller Schärfe gegen diese dämoni-
sche Lehre vorgegangen ist. Interessant ist der Hinweis, dass es
eben nicht das christliche Milieu war - nämlich der gläubige Vater
und dessen theologische Sicht vom Christentum - das Jung von
der Kirche und dem Christentum entfremdete. Es war vielmehr ein
okkulter Traum in seiner Kindheit, den er als „Gnadenerlebnis“
interpretierte, der die Tür zur Finsterniswelt öffnete und gleichzei-
tig den Zugang zu dem lebendigen Gott verschloss. Der Hang zur
besonderen okkulten Erfahrung erwies sich im Leben Jungs offen-
kundig stärker als die aufrichtige Suche nach Wahrheit.
Im zweiten Teil arbeitet die Autorin heraus, wie der okkulte
Hintergrund von C.G. Jung in seine Theoriebildung einfließt, so z.B.
bei der Gleichsetzung paranormaler Fähigkeiten mit dem rationa-
len Denken und Fühlen oder bei dem Postulat eines kollektiven
Unbewussten und der Beschreibung der diversen Archetypen.

Diese Bücher können in jeder Christlichen Buchhandlung oder bei folgender Adresse bestellt werden:
Christliche Buchhandlung Wolfgang Bühne, Eisenweg 2, D-58540 Meinerzhagen, Tel.: 02354-709585
Wolfgang Bühne • Postfach 11 26 • D-58540 Meinerzhagen
PVSt. • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt! • VKZ H 11661

Es steht einem Heiligen nicht gut


an, dass er seine Zeit vertrödelt,
da er ja mit dem kostbaren Blut
Jesu erkauft ist, um sich selbst
samt seiner Zeit und allem, was er
Georg Müller hat, Gott zur Verfügung zu stellen.

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