Professional Documents
Culture Documents
html
19.06.2008
Bereits im März wies eine Studie des Instituts für Makroökonomie und
Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-
Stiftung nach, daß die Hartz-Gesetze in der Gesamtbilanz eine negative
Wirkung aufweisen. Immer mehr Menschen in Deutschland steigen
sozial ab. Auch die Mittelschichten wurden seit 2002 um acht Prozent
geschrumpft. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
kam in einer ebenfalls im März veröffentlichten Studie zum selben
Ergebnis.
Sozial abgestiegen sind auch alle, die vom Staat Geld beziehen:
RentnerInnen, Erwerbslose, Kindergeld- und BAFöG-EmpfängerInnen.
Deren Einkommen sank in den vergangenen drei Jahren real um fast 6
Prozent. Den Rückgang erklären die WissenschaftlerInnen mit
"Nullrunden bei den nominalen Renten, stagnierenden nominalen
Leistungen bei Kindergeld, BAFöG und anderen staatlichen
Leistungen."
Seit der Einführung von "Hartz IV" zum Januar 2005 mit dem
Sozialgesetzbuch II (SGB II) sind in Deutschland die Bedingungen an
die Auszahlung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe, die ab diesem
Zeitpunkt zum ALG II zusammengelegt wurden, rigoros verschärft
worden. Mit der propagierten Formel des "Fördern und Fordern" wurde
ein sogenanntes Aktivierungsprinzip eingeführt, das zur Schikane von
Erwerbslosen und zur Schönung der Statistiken dient.
Hier zeigt sich nun der hauptsächliche Zweck, der mit der Einführung
der Hartz-Gesetze verfolgt wurde: Die Ausweitung des Niedriglohn-
Sektors auf dem Arbeitsmarkt. Innerhalb weniger Jahre hat
Deutschland in einem von den Mainstream-Medien kaum beachteten
Rennen alle anderen europäischen Länder überholt und liegt jetzt nur
noch knapp hinter den USA. Laut einer bereits seit Januar
vorliegenden und am 18. April in Amsterdam vorgestellten Studie des
Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität
Duisburg-Essen ist der Anteil des Niedriglohn-Sektors in Deutschland
auf 22,2 Prozent angestiegen. In den USA liegt der Anteil der Billig-
Jobber bei 25 Prozent.
Die AutorInnen der IAQ-Studie nennen die Ursache beim Namen: "Die
Politik hat mit umfassenden Deregulierungen die Schleusen geöffnet
für die weitere Ausdehnung der Niedriglohn-Beschäftigung." Dabei
steigt nicht nur die Zahl der betroffenen Beschäftigten, sondern
gleichzeitig sinkt auch seit 2004 deren durchschnittlicher Stundenlohn
- im Westen innerhalb eines Jahres von 7,16 Euro (2005) auf 6,89 Euro
(2006), im Osten im gleichen Zeitraum von 5,38 Euro auf 4,86 Euro. Bei
einer vierzigstündigen Wochenarbeitszeit ergibt sich so ein
Monatslohn von rund 1.100 Euro brutto im Westen und von rund 800
Euro brutto im Osten. 2006 arbeiteten insgesamt 1,9 Millionen
Menschen sogar für eine Stundenlohn unter fünf Euro. Innerhalb von
nur zwei Jahren sanken 400.000 Beschäftigte in diesen untersten
Bereich ab.
Eine weitere Folge von Hartz IV besteht darin, daß nun der Staat auch
noch den Niedriglohn-Sektor subventioniert. 1,18 Millionen
Niedriglohn-Beschäftigte beziehen nach offiziellen Angaben
Arbeitslosengeld II, um trotz Arbeit überhaupt über die Runden
kommen zu können. Der Staat übernahm unter "rot-grüner" Regie in
diesem Bereich zudem auch eine Vorbild-Funktion: Mit der Einführung
und dem Einsatz von Ein-Euro-Jobs wurden entgegen der rein
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1
Siehe auch unseren Artikel: