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nachrichten g 3336 12.9.2002 18. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
Polizeieinsatz wegen
NPD-Veranstaltung
Ramstein-Miesenbach. Mehrere
Hundertschaften Polizei haben am
31.8. den Veranstaltungsort eines
„Fests“ der NPD am Miesenbacher
Seewoog abgeriegelt. Dadurch sollte
ein Zusammentreffen von Anhängern
der Rechtspartei mit gewaltbereiten
Gegendemonstranten aus der linken
Szene verhindert werden. Das „Anti-
imperialistische Fest“ der NPD, zu
dem die Veranstalter 200 Teilnehmer
erwartet hatten, stand unter dem Mot-
to „Frieden für Deutschland – Ami go
www.arbeiterfotografie.com
home“. In der Ramsteiner Innenstadt
fand am Samstagmittag eine geneh-
migte Gegendemonstration der Verei-
nigung der Verfolgten des Nazi-Regi-
mes/Bund der Antifaschisten (VVN/
Info:
BdA) statt, an der rund 130 Menschen
teilnahmen. Eine weitere Gegenkund-
gebung zur NPD-Veranstaltung war
am Vortag von der Stadtverwaltung
verboten worden, weil die Organisa- Die Karawane für die Rechte der Flüchtlinge zieht noch bis zur Bundestagswahl von
toren nicht zu einem Abstimmungs- Stadt zu Stadt. Berichte aus Hamburg und Köln auf Seite 13 und 14
gespräch mit dem Ordnungsamt er-
schienen waren. Als dennoch 30 De-
monstranten einen Protestzug begin-
nen wollten, wurde er von der Polizei
aufgelöst. Rund um Miesenbach rich-
Ein Schreibtischtäter
tete die Polizei Kontrollstellen ein,
um eine direkte Konfrontation von
Rechten und Linken zu verhindern.
geht zur Sache
So wurden bis 17 Uhr über 200 Perso- In seiner Rede vor dem Bundestag – Anlass war die Hochwasserkatas-
nen überprüft, außerdem sprach die trophe – hat Ronald Schill von der „Partei rechtsstaatliche Offensive“
Polizei mehr als 50 Platzverweise für PRO auf Denkmuster zurückgegriffen, die den furchtbarsten Verbrechen
den Stadtteil Miesenbach aus. den Boden bereiteten. Er nimmt den „Ausländer“, den Flüchtling, den Fremden
In der Nacht zum Samstag war ein aus der mitmenschlichen Identität und Solidarität heraus und präpariert ihn als
Teil des Freizeitgeländes mit „Nazis- eigentliche Ursache für die mit der Flutkatastrophe verbundenen Belastungen,
raus“-Parolen bemalt worden. Die ja generell als Hemmnis und Störfaktor für die Entfaltung deutscher Tüchtig-
NPD sprach in diesem Zusammen- keit. Er schafft ein Feindbild und facht zugleich das in der deutschen Ideologie
hang von einem „Anschlag“ durch so fest verwurzelte, völlig irreale, in seiner Konsequenz für andere lebensge-
„kriminelle Elemente“. Nach Anga- fährliche deutsche Überlegenheitsdenken an. Wir dokumentieren den Protest
ben der Polizei kamen die Teilnehmer des TGB - Bündnis Türkischer Einwanderer e.V., die Erklärung der PDS zu ihrer
des NPD-„Fests“ aus ganz Rhein- Strafanzeige gegen Schill sowie Auszüge aus der Rede Schills. scc
land-Pfalz einschließlich des Raums
Karlsruhe. So nicht, Herr Schill! geführt und der Hoffnung Ausdruck ge-
Quelle: Rheinlandpfalz Online, Wir, der TGB, legen Bürgermeister von geben, er möge sich mit populistischen
2.9., (rik) Beust nahe, sich im Wiederholungsfall Äußerungen zu Problemen bei Migration
von Schill zu trennen. Bisher haben wir und Integration zurückhalten.
uns ganz bewusst zurückgehalten, haben Wir müssen nun erkennen, dass Innen-
dem Innensenator eine gewisse Schon- senator Schill nicht lernfähig ist. Einmal
Aus dem Inhalt: frist zugebilligt und gehofft, dass das mehr machte er die Migranten dafür ver-
Die Flut in Theresienstadt . . . . . . . 8 Amt eine beruhigende Wirkung auf ihn antwortlich, wenn heute kein Geld da
Hintergrundbericht zurGesell- ausübt, dass er die Realität wahrnimmt, sei, um die Opfer der Flutkatastrophe zu
schaft für bedrohte Völker. . . . 10 kurz, dass er lernfähig ist. In diesem Sin- entschädigen. Weil viel zu viel Geld für
ne haben einige unserer Vorstandsmit- Katastrophen in aller Welt und für die
glieder ein Gespräch mit Herrn Schill Fortsetzung Seite 3
: meldungen, aktionen
„Republikaner“ und die
„DNZ“
Schill in „Nation und ropäischen Rechtsparteien. Diesen dien- München. Wie die neofaschistische
Europa“ te auch sein jüngstes Treffen mit dem Zeitschrift „Nation & Europa“ (09/02)
„Lega Nord“-Europa-abgeordneten und berichtete, kam es am 25. Juni zu einem
Hamburg. Der Hamburger Innensenator Bossi-Vertrauten Mario Borghezio, den Treffen zwischen dem Bundesvorsitzen-
und Vorsitzender der „Partei Rechtsstaat- Köpfen des belgischen „Vlaams Blok“, den der sog. „Republikaner“, Rolf
licher Offensive“ (PRO), Ronald B. Frank Vanhecke und Filip Dewinter, dem Schlierer, seinem Landesvorsitzenden in
Schill, dessen Gerede im Bundestag über Leiter des österreichischen Ablegers der NRW, Klaus Petri und dem Herausgeber
eine angebliche Verschwendung „deut- „Jungen Freiheit“, der „Zur Zeit“, An- der „Deutschen National-Zeitung“ und
scher Steuergelder“ für Ausländer un- dreas Mölzer, dem Wiener Historiker DVU-Chef Gerhard Frey in München.
längst auf heftige Kritik gestoßen war, und Interviewpartner des Organs der sog. Bei diesem Treffen soll es um die
hat der neofaschistischen Zeitschrift „Republikaner“, Lothar Höbelt und an- „Schaltung von REP-Inseraten in der
„Nation & Europa. Deutsche Monatshef- deren im Schloßhotel Seefels am Wör- von Frey herausgegebenen „National-
te“ ein Interview gegeben. Interviewt thersee. Haider wird seine Europakon- Zeitung“ gegangen sein. Die Anzeigen
von „N&E“-Mitarbeiter Eric Weber hatte zeption in der FPÖ durchsetzen wollen mit dem Appell zur Wahl der „Republi-
Schill in dem 1951 von dem früheren um diese als Motor einer Neuformierung kaner“ sollten auf Wunsch von Schlierer
SS-Sturmbannführer Arthur Ehrhardt ge- der europäischen Rechten im Sinne einer aber „getarnt“ erscheinen, „ohne REP-
gründeten Blatt u.a. das neue Zuwande- Bündelung des allgemeinen Rechtsdrifts Raute und ohne Angabe einer Parteiglie-
rungsgesetz kritisiert. Das Gesetz sei „in in Europa nutzen zu können. Ob dies bis derung“ und lediglich von Petri als „Pri-
dieser Fassung für das gesellschaftliche zu den Europawahlen im Jahre 2004 vatmann“ gestaltet. „Notfalls hätte sich
Leben in Deutschland nicht förderlich“. oder erst im Jahr 2009 erfolgt, ist nur der REP-Vorsitzende dann distanzieren
Die „unkontrollierte Zuwanderung“ eine Frage der Zeit. Für Ende September können, obwohl er am Zustandekommen
müsse „gestoppt werden“, so Schill. Kri- ist ein weiteres Treffen von FPÖ-Politi- des Arrangements beteiligt war“, so
tik übte Schill auch an dem Bundestags- kern u.a. mit Vertretern des „Vlaams „N&E“. Abgelehnt wurde das von REP-
kandidaten der CDU/CSU, Edmund Sto- Blok“ in Kärnten geplant. Spannend Chef Schlierer gewünschte Arrangement
iber. Der habe sich mittlerweile „weich- dürfte hingegen werden, welcher letztlich von Gerhard Frey selbst.
spülen“ lassen und stelle im Wahlkampf bundesdeutsche Partner in einen solchen hma ■
die Änderung dieses Gesetzes nicht mehr Zusammenschluss passen könnte. Um
zur Debatte. Seine Partei stehe nur für gute Kontakte zu Haider bemüht sind die Nazi-Aufmarsch in Wupper-
eine Koalition mit der CDU/CSU zur „Deutschen Konservativen“ um Joachim
Verfügung, so der Hamburger Amtsrich- Siegerist und Heinrich Lummer, die erst tal am 7.9.
ter. Es müsse aber endlich ein „Politik- kürzlich noch zur Unterstützung Ronald Am Samstag, den 7.9. kamen auf dem
wechsel“ stattfinden, denn „Deutschland B. Schills aufriefen. So künden diese be- Rathausvorplatz in Wuppertal-Barmen
braucht dringend politische Veränderun- reits eine Teilnahme Haiders auf ihrem etwa 3000 GegnerInnen der zeitgleich
gen“. hma ■ nächsten Jahreskongress an, der vom 13. am Barmer Bahnhof stattfindenden NPD
bis 19. Oktober in Bad Kleinkirchheim Kundgebung zusammen, darunter viele
Es geht um mehr in Kärnten stattfindet. hma ■ jüngere Leute. Obwohl die Polizei eine
angekündigte Gegendemonstration des
Österreich/Wien. Um weitaus mehr als „ENiD“ in der Krise Bündnisses „Wuppertal stellt sich quer"
„nur“ um die gegenwärtige Regierungs- – es gab ein zweites Bündnis, in dem der
politik der FPÖ dürfte es bei den derzei- Renningen-Malmsheim. Streitigkeiten DGB und die vertretenen Parteien im Rat
tigen Auseinandersetzungen innerhalb innerhalb der am rechten Rand der evan- u.a. waren, das nur zu einer Kundgebung
der FPÖ gehen. Nur vordergründig geht gelischen Kirche beheimateten „Evange- aufgerufen hatte – zu verhindern ver-
es um die Verschiebung der Steuerreform lischen Notgemeinschaft“ (ENiD) haben suchte, setzte sich ein großer Teil der An-
und den Kauf von modernen Abfangjä- diese in eine schwere Krise gebracht. wesenden um 11:45 Uhr in Richtung Al-
gern in Österreich. Vielmehr handelt es Der derzeit im Amt befindliche Vorstand ter Markt in Bewegung. Nach wenigen
sich bei den Auseinandersetzungen zwi- und ein „Arbeitskreis zum Erhalt der Metern wurde der Demonstrationszug
schen den Flügeln um die FPÖ-Chefin Evangelischen Notgemeinschaft“ strei- durch die Polizei unter Schlagstockein-
Riess-Passer einerseits und der Kärntner ten derzeit vor Gericht um die Rechtmä- satz gestoppt, wobei es zu ersten Fest-
FPÖ-Landeshauptmann Jörg Haider an- ßigkeit der jeweils parallel zueinander nahmen und Verletzten kam. Mit einer
dererseits um zwei verschiedene Positio- stattgefundenen außerordentlichen Mit- Kehrtwende ließen es sich die Demon-
nen zur künftigen Europakonzeption der gliederversammlungen. strantInnen aber nicht nehmen, in die an-
FPÖ. Knapp 30 rechte Abgeordnete im Seit der Abberufung des früheren Vor- dere Richtung zu gehen und somit die
Europaparlament, darunter die von FPÖ, sitzenden der ENiD, Pfarrer Hanns Hauptverkehrsstraße, die B7, zu beset-
„Lega Nord“ und „Vlaams Blok“, sind Schrödl, im vergangenen Jahr wurden zen. Die Masse war dann aber doch nicht
derzeit fraktionslos. Dies bedeutet nicht wiederholt Vorwürfe „wegen dessen ganz so entschlossen, so dass ein Vor-
nur weniger Geld, Personal und techni- fragwürdigen Umgangs mit Spendengel- dringen Richtung Nazis gegen die Poli-
sche Ausstattung sondern verwehrt auch dern“ laut. Trotz der „rapide verschlech- zei nicht möglich war.
die Möglichkeit, eigene Anträge ins Par- terten finanziellen Situation des Vereins“ Ein zweiter Demonstrationszug führte
lament einzubringen. Während sich die erscheint das Organ der ENiD, „Erneue- anschließend mit etwa 2500 Menschen
derzeitige FPÖ-Chefin Riess-Passer eher rung und Abwehr“ derzeit noch unverän- zum Neubau der jüdischen Synagoge,
zur gemäßigt rechten Europarlaments- dert weiter und auch die letzte Studienta- um der jüdischen Gemeinde gegen die
fraktion „Union für das Europa der Va- gung konnte noch stattfinden. Als neuer Provokation der Nazis den Rücken zu
terländer“ (UEN) um die italienische Geschäftsführer der „ENiD“ wurde nun stärken. Die NPD hatte ursprünglich ei-
„Alleanza Nazionale“ und der irischen Ulrich Motte aus München gewählt. nen Aufmarsch vorbei an der neuen Syn-
„Fianna Fail“ hingezogen fühlt, bastelt Motte war Autor in der Zeitschrift „Criti- agoge geplant. Insgesamt wurden 5
Jörg Haider an seinen eigenen Vorstel- con“ und schreibt heute u.a. in die „Jun- GegendemonstrantInnen in Gewahrsam
lungen einer gemeinsamen Liste der eu- ge Freiheit“. hma ■ genommen. Quelle: www.indymedia.de ■
Dokumentiert: Auszug
fassen; denn Sie gehören zu den Verantwort-
aus der Rede Schills lichen. – Wie gesagt, es hat eine Zuwanderung
vor dem Dtsch. Bundestag stattgefunden, die zulasten der Sozialkassen
(...) Wie konnte es dazu kommen, obwohl doch geht. Obwohl es eine Verdoppelung der Zahl
die Menschen unseres Landes anerkannterma- der Ausländer seit 1972, also in den letzten 30
ßen zu den tüchtigsten Europas gehören? Unse- Jahren, gegeben hat – ich sage das in aller
re tüchtigen Bürger klagen an, auf welche ver- Deutlichkeit –, waren 1972 mehr ausländische
schwenderische Weise deutsche Politiker in den Mitbürger erwerbstätig als heute. Damals wa-
vergangenen Jahrzehnten mit dem Geld umge- ren es 2,3 Millionen und jetzt sind es nur noch 2
gangen sind. Unsere tüchtigen Bürger klagen Millionen.
zum Beispiel diejenigen Politiker an, die sich Was lernen wir daraus? – Wir lernen dar-
darin gefallen haben, in den letzten Jahrzehn- aus, dass es eine verdammt teure Entwicklung
ten mit dem Kelch der Barmherzigkeit, gefüllt mit gewesen ist.
deutschen Steuergeldern, durch die ganze Welt Jetzt fehlen die nötigen Gelder für Hilfsmaß-
zu ziehen und bei irgendwelchen Katastrophen nahmen, die in den USA bei vergleichbaren Ka-
die betroffenen Menschen hierher zu holen. Je- tastrophen aus der Portokasse finanziert wer-
der, der dagegen etwas gesagt hat, wurde als den. Wir haben uns etwa den Luxus geleistet, in
ausländerfeindlich bzw. als menschenunfreund- der Zeit des Bosnien-Bürgerkriegs doppelt so
Thüringer Neonazi-Netz lich diffamiert. viele Bosnier nach Deutschland zu holen wie
Entwicklung des militan- Jetzt wundert sich die ganze Welt, dass sämtliche Staaten der Europäischen Union zu-
ten Flügels der NPD Deutschland noch nicht einmal in der Lage ist, sammen. Da stellt sich doch die Frage, ob die
der in Not geratenen Bevölkerung aus eigener Regierungschefs anderer europäischer Natio-
Mitte der neunziger Jahre hatte sich Kraft zu helfen, ohne die Steuer zu erhöhen wo- nen unmenschlich waren oder ob nicht vielmehr
innerhalb der Jugendorganisation der mit gleichzeitig die Leistungsfähigkeit der Wirt- die Politiker unseres Landes die Bedürfnisse der
NPD der nationalrevolutionäre Flügel schaft erdrosselt wird. Die ganze Welt wundert eigenen Bevölkerung mit Füßen getreten haben.
durchgesetzt. In diversen Publikationen sich mittlerweile darüber, was aus diesem In den letzten Jahren wurden jedes Jahr über
der Jungen Nationaldemokraten verdeut- Deutschland geworden ist. 10 Milliarden DM für Flüchtlinge in Deutsch-
lichte sich ein Trend hin zur Abnabelung Wir bilden das Schlusslicht in Europa, was land ausgegeben. Dieses Geld fehlt jetzt an an-
von der legalistisch orientierten Mutter- Sie teilweise zu verantworten haben. derer Stelle. Sehen Sie es endlich ein! Wer mir
partei, zudem wurde die Schaffung einer Es hat in den letzten 30 Jahren eine massive vorwirft, ich würde das Leid der Flutopfer gegen
Kaderstruktur propagiert und die Bereit- Zuwanderung stattgefunden, die zulasten der das Leid der Flüchtlinge ausspielen, dem kann
schaft zur Kooperation mit militanten Sozialkassen geht. ich nur sagen: Nur ein Rabenvater lässt seine
Kräften herausgestellt. Welche Rolle die- (Ludwig Stiegler [SPD]: Sie müssen zur Sa- Kinder darben, während er sich um unbekannte
se Entwicklung in Thüringen spielt, unter che reden!) Gäste kümmert. Sie haben in der Vergangen-
anderem mit wesentlich neuen Ergebnis- – Ich rede zur Sache. Es besteht nämlich auf- heit das Geld verfrühstückt und haben es mit der
sen zum NSAW, ist einer Recherche des grund der Flutkatastrophe die Notwendigkeit, Gießkanne über die ganze Welt verteilt, sodass
Mobilen Beratungsteams (MOBIT) Thü- die Steuern zu erhöhen. Mit den Ursachen für Deutschland diese Katastrophe nicht mehr an-
ringen zu entnehmen. Bestellungen an: diese Notwendigkeit sollten Sie sich einmal be- gemessen bewältigen kann. (...) ■
mail@mobit.org
Den Krieg und nicht nur die Auf Initiative des Bündnisses aktiver Fußball-Fans (BAFF) gastiert die Ausstel-
lung „Rassismus und Diskriminierung im Stadion“ zur Zeit im Frankfurter
Beteiligung daran verhin- DGB-Haus. Sie wird präsentiert von den Fan-Projekten Frankfurt, Offenbach,
dern! Mainz und Darmstadt, dem DGB und der Sportjugend Frankfurt. Es gibt ver-
Bochum. Die VVN BdA NRW hat auf schiedene Begleitveranstaltungen sowie eine Broschüre mit Material zum
ihrer Landeskonferenz im verdi-Haus in Thema. www.aktive.fans.de
Bochum zur Friedensdemonstration am
14. September in Köln aufgerufen. Ein- Bundesverfassungsgerichtes ist." Außer- Regierung soll Untätigkeit
stimmig wurde zu den jüngsten Kanzler- dem soll die Landesregierung mitteilen, gegen Antisemitismus ein-
und Kanzlerkandidatenerklärungen fest- „was sie zum Schutz der Bürger unter- stellen
gestellt: „Es geht der Friedensbewegung nehmen will, die vom Anti-Antifa-Terror
und den Antifaschistinnen und Antifa- bedroht sind" und "wie sie das Demon- Berlin. Zu einer Studie der Universität
schisten nicht nur darum, die deutsche strationsrecht der Antifaschisten durch- Leipzig über wachsenden Antisemi-
Kriegsbeteiligung zu verhindern, son- setzen und künftige Polizeikessel verhin- tismus erklärt die innenpolitische Spre-
dern den ganzen Krieg. Wenn die Regie- dern will.“ cherin der PDS-Bundestagsfraktion, Ulla
rung den Krieg ein Abenteuer nennt, Die Landeskonferenz, auf der 77 De- Jelpke: „Die Studie bestätigt meine Be-
dann muss sie alles tun, um dieses Aben- legierte die rund 1.200 Mitglieder der fürchtungen und Erfahrungen. Die
teuer zu verhindern." größten und sehr traditionsreichen Verei- Bundesregierung hatte erst kürzlich auf
Die Regierung soll noch vor den Wah- nigung der Naziopfer und ihrer Hinter- meine Anfrage mitgeteilt, dass im zwei-
len feststellen: „Wir machen nicht mit, bliebenen sowie jüngerer Mitkämpferin- ten Quartal 2002 die Zahl der amtlich er-
auch wenn es ein Nato- und ein soge- nen und Mitkämpfer vertraten, die in fassten antisemitischen Straftaten gegen-
nanntes UNO-Mandat gibt." Der Bünd- rund 20 Kreisvereinigungen arbeiten, über dem ersten Quartal um 150 Prozent
nisfall der NATO, beschlossen nach dem war die letzte VVN-Landeskonferenz im angestiegen ist. ...Wenn Leute wie Schill,
11. September 01 ist sofort aufzuheben. Bundesmaßstab vor dem Vereinigungs- Stoiber und Möllemann die Backen so
Weigert sich die NATO, so hat die Regie- kongress aller Landesverbände und an- mit fremdenfeindlichen und antisemiti-
rung zu erklären, dass sie sich an diesen derer antifaschistischer Gruppen aus Ost schen Sprüchen aufblasen wie in den
Beschluss nicht mehr gebunden fühlt. und West Anfang Oktober in Berlin. Es letzten Wochen und Monaten, wundert
Vor allem ist der umfassende Ermächti- wurde ein neuer Geschäftsführender es mich nicht, wenn sich auch in der Be-
gungsbeschluss zum Kriege, vom Kanz- Landesausschuss gewählt, dem Jupp An- völkerung offener Antisemitismus breit
ler am 16. November 2001 im Bundestag genfort (Düsseldorf), Ulrich Sander macht.
erzwungen, aufzuheben, ebenso wie die (Dortmund) und Jochen Vogler (Wup- Zwei Jahre nach den Anschlägen auf
„Verteidigungspolitischen Richtlinien" pertal) als Landessprecher vorstehen. jüdische Menschen und Einrichtungen
von 1992. Maria Wachter (92 Jahre), Teilnehmerin und der großen Demonstration in Berlin
Die VVN-BdA: „Es gilt der Slogan: am antifaschistischen Widerstand und zum Jahrestag der Reichspogromnacht
,Keine Stimme für den Krieg‘.“ Die Verfolgte des NS-Regimes, kandidierte hat auch die Bundesregierung den „Auf-
VVN-BdA verlangte auf ihrer Landes- nicht erneut als stellvertretende Landes- stand der Anständigen“ wieder abgebla-
konferenz außerdem, der nordrhein- vorsitzende. Die Düsseldorferin wurde sen. Innenminister Schily will von Auf-
westfälische Landtag soll endlich die unter langem Beifall zur Ehrenvorsitzen- klärungsarbeit gegen Rechtsextremismus
bundesweit einmaligen Polizeiskandale den gewählt. Hans-Dieter Warda vom nichts mehr wissen.
– manifestiert in Polizeikesseln von Verdi-Landesvorstand, hatte die Konfe- Im Haushalt 2003 will er nur 3 Millio-
Dortmund und Düsseldorf gegen Antifa- renz zu Beginn mit einem herzlichen nen Euro für Aufklärungsarbeit gegen
schisten – aufklären. Der Landesinnen- Grußwort eröffnet und die Tatsache eines Rechtsextremismus und nur 2,8 Millio-
minister soll endlich vom Landesparla- Neonaziaufmarschs zu gleicher Stunde nen Euro für den Schutz jüdischer Fried-
ment aufgefordert werden zu erklären, in Wuppertal verurteilt, an dem sich Na- höfe bereit stellen. Die Leipziger Studie
„was er für die nachhaltige Durchset- zis führend beteiligten, die VVN-Mit- bestätigt die Forderung der PDS, dass die
zung der Organisationsverbote der Neo- glieder terrorisiert haben. Er gedachte Aufklärung gegen Antisemitismus und
nazivereinigung wie ANS, FAP, NO usw. der Opfer des 11. September 2001 in Fremdenfeindlichkeit erheblich verstärkt
aus den 90er Jahren unternehmen wird", New York, aber auch der des 11. Septem- werden muss.
ferner „was seine Antwort auf die fort- ber 1979 in Santiago de Chile, die Opfer Die PDS wird entsprechende Anträge
währenden Verharmlosungen der Nazi- von Terror und Staatsterror wurden. in die Haushaltsberatungen einbringen.“
aufmärsche durch drei Richter des VVN-BdA NRW ■ Ulla Jelpke ■
: antifaschistische nachrichten 19-2002
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„Weniger Zuwanderung – mehr
Arbeitsplätze“ steht auf seinen
Plakaten, „Wir sind für Null To-
Kein Wahlkampf
leranz gegenüber Verbrechen. Wir
werden die Zuwanderung im Interesse
auf Kosten
unseres Landes steuern und begren-
zen“ heißt es im Faltblatt, mit dem er
von Zuwanderern!
für sich wirbt – der CDU-Kandidat Köln-Leverkusener CDU-Kandidat verstößt gegen Fairness-Abkommen
für Köln-Mülheim/Leverkusen Hel-
mut Nowak. gesetzten Ombudsleute für einen fairen Die Verknüpfung der Ablehnung von
Wahlkampf und selbst Mitglied der Zuwanderung mit der Forderung „mehr
Vor allem die Plakate stoßen auf Ableh- CDU, befindet: Das Plakat ist ein ein- Arbeitsplätze“ impliziert, dass es einen
nung in einem Stadtteil, in dem Men- deutiger Verstoß gegen das Abkommen. direkten Zusammenhang zwischen feh-
schen aus den unterschiedlichsten Län- Mit Schreiben vom 28.8. fordert sie lenden Arbeitsplätzen und dem Auslän-
dern, vor allem aber türkische Zuwande- den CDU-Kandidaten auf, die Plakate deranteil im Stadtteil gibt. Das ist nicht
rer leben. Mülheimer Bürger/innen be- nur falsch, sondern auch rassistisch, ähn-
schwerten sich beim Runden Tisch für liche Aussagen finden sich in der Regel
Ausländerfreundlichkeit, der im Vorfeld auf Wahlplakaten der REP oder der
der Wahl die Parteien im Kölner Rat zu NPD.
einem Fairness-Abkommen aufgefordert Die Kölner CDU will jetzt auf einer
hatte. Darin haben sich die Parteien ver- Zusammenkunft der Ortsvereins-Vorsit-
pflichtet: „Migrantinnen und Migranten zenden noch einmal beraten. Richtig
nicht für negative gesellschaftliche Ent- wäre nur eins: Abhängen und einstamp-
wicklungen wie Arbeitslosigkeit oder fen. Ulrike Bach ■
Gefährdung der Inneren Sicherheit ver-
antwortlich zu machen.“ Genau das aber
tut Nowak. Beifall von ganz Rechts blieb für
Frau Bartscherer vom Katholikenaus- Nowak nicht aus. Inzwischen gibt
schuss, eine der vom Runden Tisch ein- es auf der Internetseite der neofa-
schistischen Bürgerbewegung Pro
Köln einen Wahlaufruf für No-
CDU und FDP lehnen Fair- wak:
ness-Abkommen ab Das umstrittene Plakat „Erststimme für Helmut Nowak!
Essen. CDU und FDP haben in Essen Die Bürgerbewegung pro Köln ruft die
die Unterzeichnung eines Fairness-Ab- bis Ende der Woche zu entfernen. Doch Wähler im Bundestagswahlkreis Mül
-
kommens für den Wahlkampf abge- ihre Aufforderung bleibt bis zum 1. Sep- heim-Leverkusen dazu auf, ihre Erst-
lehnt. In dem Abkommen, das von SPD tember ohne Wirkung. stimme dem CDU-Kandidaten Helmut
und Grünen vorgeschlagen und von der Am 3. September berichtet daraufhin Nowak zu geben. Grundlage dieses
PDS Essen unterstützt wurde, sollten der Kölner Stadtanzeiger. Laut Zeitungs- Wahlaufrufes ist ein von Nowak in
sich die Unterzeichner auf einen fairen artikel hält der Kölner CDU-Chef Blö- den Wahlkampf eingeführtes Plakat
Wahlkampf verpflichten, „der auf Dif- mer die Aussagen auf dem Plakat für mit der Losung: „Weniger Zuwande
-
famierungen sowie ehrverletzende Be- „missglückt“. Er habe Nowak gebeten, rung! Mehr Arbeitsplätze!“ Dazu er-
merkungen verzichtet“ und „nicht zu die Tafeln abzuhängen. Anweisen könne klärt die Vorsitzende von pro Köln, Ju-
Lasten von Minderheiten geht“. Gerade er den Kandidaten aus Leverkusen, der dith Wolter: „Nowak hat ganz offen
-
der letzte Punkt hat vor allem die CDU Vorsitzender der dortigen CDU ist, aller- sichtlich den Zusammenhang zwi-
gestört. Sie fühlte sich unangenehm an dings nicht. schen Massenarbeitslosigkeit und Zu-
Kampagnen wie „Kinder statt Inder“ Inzwischen wächst der öffentliche wanderung erkannt. Die großen, inter
-
erinnert, wo ihr Kanzlerkandidat in den Druck. Die PDS-Kandidatin im Wahl- nationalen Konzerne wollen einen glo-
letzten Monaten doch Tonnen von kreis Leverkusen/Mülheim, Hamide Ak- balisierten Arbeitsmarkt, um mit dem
Kreide gefressen hat. bayir, emigrierte Kurdin und Mitglied Arbeitskräfte-Überschuß der wirt-
Die Nicht-Unterzeichnung des Ab- des Ausländerbeirates der Stadt Köln, schaftlich weniger entwickelten Länder
kommens durch CDU und FDP läuft fühlt sich durch den herabwürdigenden überall die Einkommen drücken zu
faktisch darauf hinaus, dass sie sich Plakatanschlag beleidigt und fordert: können. Die Folge ist bei uns millionen-
eine Tür offen halten für einen diffa- „Wir Wahlkreiskandidaten sollten ge- fache Arbeitslosigkeit. Die Konzerne
mierenden und ehrverletzenden Wahl- meinsam den Mitbewerber Nowak zum können mit der Massenarbeitslosigkei
t
kampf zu Lasten von Minderheiten. Plakatwechsel bewegen und im Kampf in Deutschland gut leben und gute Ge-
Dabei wäre es sicherlich besser gewe- um die Wählerstimmen fairer und beson- winne machen. ‘Offene Grenzen’ sind
sen, wenn der Vorschlag für ein Fair- nener sein.“ Auch die FDP-Kandidatin im Interesse der wirtschaftlich Starken
ness-Abkommen von parteiunabhängi- äußerte sich entsprechend. und benachteiligen diejenigen Men
-
gen Gruppen wie dem Ausländerbeirat Nowak aber steht nach wie vor zu sei- schen, die ihren Lebensunterhalt nich
t
oder Pro Asyl/Flüchtlingsrat gekom- nen Aussagen und will die Plakate hän- durch Kapitalerträge, sondern durch
men wäre, wie es die PDS bei einer gen lassen. Laut Stadtanzeiger hat der Arbeit erwirtschaften. Mehr Zuwande
-
Veranstaltung des Ausländerbeirates 61-jährige Unternehmer „mit einer ge- rung bedeutet mehr Arbeitslosigkeit.
der Stadt Essen im Juni vorgeschlagen wissen Verwunderung von der Kritik aus Hut ab vor Helmut Nowak, der
hatte. So hätte der Vorschlag von SPD der Nachbarstadt gehört“. Er sehe keinen Mann hat Mut, unbequeme Wahrhei-
und Grünen nicht in den Geruch kom- Verstoß gegen das Abkommen. Als Bril- ten auszusprechen und in eine einfa
-
men können, selbst Wahlkampf zu sein. lenhersteller sollte er vielleicht einmal che Formel zu fassen!“
Wolfgang Freye ■ zum eigenen Produkt greifen und genau
hinsehen:
Bundesinnenminister? Welche innen- zahlt werden - mit welchen Folgen für heitsbewältigung bemüht. Schilys Ent-
politischen Vorhaben hinterlässt die die innere Sicherheit, insbesondere für schuldigung bei dem rechtsextrem
Koalition von Sozialdemokraten und die persönliche Sicherheit von Flüchtlin- durchsetzten Bundesverband der Vertrie-
Grünen im Haushaltsentwurf 2003 gen und MigrantInnen, zeigt ein Blick in benen und dessen Präsidentin Erika
dem künftigen Innenminister Schily die monatliche Statistik rechter Gewalt. Steinbach für den angeblich unberech-
oder Beckstein? Der mit Abstand größte Zuwachs fin- tigten Vorwurf des Revanchismus schep-
det sich im Titel „Beschaffungen für die pert noch im Ohr.
Schauen wir in den Abschnitt über das Bereitschaftspolizeien der Länder“. Die- Auch hier sollen den Worten neue,
Bundeskriminalamt: 1999, im ersten se meist in Panzerkleidung auftretenden größere Taten folgen. Nächstes Jahr will
Jahr von Rot-Grün, lag die Personalstär- Einheiten sollen im nächsten Jahr 235 Schily die Zuschüsse für den BdV von
ke des BKA schon bei stattlichen 4518 Prozent mehr bekommen. Statt 5,2 25,98 Millionen Euro (2002) auf 29
Beschäftigten. Diese überdimensionierte Millionen Euro (2002) will Schily ihnen Millionen Euro erhöhen. Zum Vergleich:
Behörde, deren Existenz der Verfas- nächstes Jahr 17,5 Millionen Euro zu- Die Bundeszentrale für politische Bil-
sungsregel widerspricht, dass Polizei kommen lassen – neue schicke Panzer- dung soll im nächsten Jahr wieder nur
eine Sache der Länder, nicht des Bundes kleidung vermutlich, Wasserwerfer, erbärmliche drei Millionen Euro für
ist, wurde nach dem 11. September 2001 Knüppel und NATO-Draht. Wie sich die Aufklärungsarbeit gegen Rechtsradika-
in einem Tempo ausgebaut, dass jeder jetzt Regierenden im Widerstreit von In- lismus erhalten, für die Sicherung und
CSU-Innenpolitiker neidisch werden nerer Sicherheit und Bürgerrechten auch Betreuung der Friedhöfe ehemaliger jü-
musste. 4871 Beamte, Angestellte und künftig entscheiden wollen, ist damit discher Gemeinden sind wieder nur 2,8
Arbeiter sollen 2003 beim BKA be- vorgezeichnet. Millionen Euro vorgesehen.
schäftigt sein, 353 mehr als im ersten Dass ihnen auch die Wünsche der Wenn ein Minister für Aufklärung ge-
Jahr dieser Regierung. Noch steiler stieg Vertriebenenverbände besonders am gen Rechtsextremismus ein Zehntel des-
das Budget des Amtes: von 275 Millio- Herzen liegen, hat die Debatte um das sen bereitstellt, was er im gleichen Jahr
nen Euro (1999) auf 394 Millionen Euro „Zentrum gegen Vertreibungen“ gezeigt. einer Organisation zahlt, die dem
(2003). Ein Plus von 43,3 Prozent. Von Je weniger Ostvertriebene aus den Jah- Rechtsextremismus seit jeher als Nähr-
wegen „schlanker Staat“! ren 1944 ff. es noch gibt, desto teurer boden dient – welches Fazit drängt sich
Zum Vergleich: Die Ausgaben des werden sie der SPD und den Grünen. da auf?
Bundes für soziale Sicherung wurden Hier haben sich Schily und Schröder in Ulla Jelpke ist innenpolitische Spre-
von 1999 bis 2003 um sechs Prozent er- den letzten Jahren eifrig um Vergangen- cherin der PDS-Bundestagsfraktion
höht. Der Etat des BKA wuchs also in
vier Jahren Rot-grün sieben Mal so
schnell wie die – hinter der Inflationsra-
te zurückbleibenden – Ausgaben für so-
ziale Sicherung. Selbst die Ausgaben für
D ie Analyse der Aktivitäten der V-Leute
Holtmann und Frenz – erarbeitet vom
DISS-Institut für die PDS Fraktion im
Bildung, Wissenschaft und Forschung, Bundestag – ergibt, dass diese nicht als
angehoben durch Erlöse aus dem Ver- agents provocateurs innerhalb der NPD
kauf der UMTS-Lizenzen, stiegen mit wirkten. Die Autoren Schobert und
24 Prozent (1999-2003) nur etwa halb Dietzsch kommen zu dem Schluss, dass es
so schnell wie die des BKA. Wenn das vollkommen unsinnig wäre, sogar von ei-
keine klaren Prioritäten sind! ner Steuerung der NPD durch Geheim-
Noch krasser entwickeln sich andere dienste zu sprechen. Vielmehr verkörper-
Einzelposten. Der Zuschuss für Europol ten die beiden exponierten NPD-Funktio-
wird sich 2003 mit 16,5 Millionen Euro näre den Typus des omnimodo facturus,
gegenüber den acht Millionen im Jahr d.h. es handelte sich um Personen, die
2000 mehr als verdoppelt haben. Der man zu nichts anstiften kann, weil sie oh-
BKA-Etat für Datenverarbeitungsgeräte nehin zu allem bereit sind. Ihre Aktivitäten
und -programme steigt sogar von 7,4 deckten sich nahtlos mit dem sonstigen
Millionen Euro (2001) auf 47,2 Millio- Kurs der Partei, und sie genossen gerade
nen Euro im nächsten Jahr, also auf wegen ihrer antisemitischen und rassisti-
mehr als das Sechsfache innerhalb von schen Hetze über Jahrzehnte das Vertrau-
zwei Jahren. Lauschangriff ist offen- en der Partei. Aus diesem Grund kann die
sichtlich teuer. Datenschutz wäre billi- V-Mann-Affäre auch nicht als Argument gegen das lange überfällige Verbot der NPD die-
ger. nen. Freilich wirft die Affäre ein düsteres Licht auf die Aktivitäten der Verfassungsschutzämter,
Das für seine V-Leute-Skandale be- insbesondere auf deren V-Mann-Praxis. Dies führte letztendlich dazu, die NPD zu stärken,
rüchtigte Bundesamt für Verfassungs- statt sie zu schwächen, und sie erbrachte geheimdienstliche Informationen, die zuvor von der
schutz bekommt ebenfalls eine Steige- NPD-Führung gefiltert worden waren und deren Wert auch deshalb mehr als zweifelhaft ge-
rung seines Etats, von der alle Sozialpo- wesen sein dürfte. Es stellt sich die Frage, ob es nicht an der Zeit ist, das V-Mann-Unwesen
litikerInnen und vor allem die auf Sozi- endlich vollständig zu beenden. Die Affäre ist ein Beleg dafür, dass sich die Geheimdienste
alleistungen Angewiesenen nur träumen der Bundesrepublik Deutschland einer wirksamen demokratischen Kontrolle erfolgreich ent-
können. Statt mit 114,7 Millionen Euro ziehen, so die Autoren.
(1999) dürfen VS-Chef Fromm und sei- Sonderausgabe der Archiv-Notizen Aug./Sept. 2002, 5 Euro, zu bestellen
ne Leute im nächsten Jahr mit 154 Milli- über: DISS, Siegstr. 15, 47051 Duisburg, Tel. 0203-20249, Fax 0203-28 78 81
onen Euro rechnen, 34,3 Prozent mehr. email: diss@uni-duisburg.de
Viele neue V-Leute können damit be-
Zu meiner Person: Ich bin Historiker und Fachleiter für Geschichte und Politik an einem Tübinger
Gymnasium. ... Da in den Medien in Tschechien und noch mehr in Deutschland und Österreich
(verständlicherweise wegen der eigenen Hochwasserprobleme) die dramatische Situation Tere-
zíns kaum Beachtung findet, habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, das öffentliche Augenmerk
(auch) dorthin zu lenken. Ein erster Schritt ist, die Pressemitteilung und den Spendenappell in
Deutschland und Österreich zu verbreiten.
www.arbeiterfotografie.com
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