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Inaugural-Dissertation
zur Erlangung der Doktorwürde
der Medizinischen Fakultät
der
Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg
vorgelegt von
Annette Walther
aus
Fürth
Dissertation Annette Walther
1. Zusammenfassung 1
2. Abstract 3
3. Einleitung 5
3.1 Endometriose – Überblick 5
3.1.1 Definition 5
3.1.2 Klassifikation 6
3.1.3 Symptome 10
3.1.4 Diagnostik 10
3.1.5 Therapie 11
3.2 Pathogenese, Pathophysiologie 14
3.3 GnRH: Vorkommen und Regelkreis 17
3.4 Fragestellung 21
4. Material und Methoden 22
4.1 Patienten- und Kontrollgruppe 22
4.2 RNA-Isolierung aus Gewebe 26
4.3 RT-PCR 27
4.4 Realtime-PCR 29
4.5 Statistische Auswertung 30
5. Ergebnisse 31
5.1 RT-PCR 31
5.2. Realtime-PCR 35
6. Diskussion 36
7. Literaturverzeichnis 43
8. Abkürzungsverzeichnis 51
9. Anhang 53
10. Danksagung 56
1 Dissertation Annette Walther
1. Zusammenfassung
Methoden
Aus intraoperativ entnommenem Endometriosegewebe (22 Proben) und
Endometrium (15 Proben) wurde RNA extrahiert und die Genexpression
von GnRH1 und GnRHR1 mittels reverse-transcribed(RT) - PCR geprüft.
Anschließend wurde die RNA in cDNA umgewandelt und mittels Realtime-
PCR erneut auf die Expression von GnRH1 und GnRHR1 untersucht. Die
statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe von Microsoft Excel und eines
SPSS-Datenbanksystems, die Auswertung der klinischen Daten mittels
Fragebogen und Krankenakte.
Ergebnisse
Im von uns untersuchten Kollektiv konnte gezeigt werden, dass in
Endometriosegewebe im Gegensatz zu Endometriumgewebe kein
2 Dissertation Annette Walther
Schlussfolgerungen
In den Untersuchungen konnte das Fehlen des GnRHR1 in
Endometriosegewebe nachgewiesen werden, bei gleichzeitig höheren
GnRH1-Konzentrationen als in normalem Endometrium. Das Fehlen des
GnRHR1 scheint zu einem Verlust der Wachstumskontrolle zu führen.
3 Dissertation Annette Walther
2. Abstract
Implications
Expression of GnRHR1 was lost in endometriosis tissue, however higher
GnRH1 concentrations were found compared to normal Endometrium,
where both GnRH1 and GnRHR1 expression was found. We propose that
the lack of GnRHR1 could lead to a loss of growth control.
5 Dissertation Annette Walther
3. Einleitung
3.1 Endometriose – Überblick
3.1.1 Definition
Endometriose ist definiert als das Vorkommen von Endometrium-
ähnlichem Gewebe außerhalb der physiologischen
Schleimhautauskleidung der Uterushöhle, das ähnlichen zyklischen
Veränderungen unterworfen ist wie das Endometrium.
Endometriose ist eine chronische entzündliche Erkrankung und stellt eines
der häufigsten gutartigen gynäkologischen Krankheitsbilder dar. Die
genaue Prävalenz der Endometriose ist unbekannt, da eine sichere
Diagnose nur durch Laparoskopie oder Laparotomie erfolgen kann.
Vermutlich sind 5 – 15% aller Frauen im reproduktionsfähigen Alter
betroffen (Vinatier et al. 2000, Bulun et al. 2000, Kitawaki et al. 2003). Bei
Frauen mit Fertilitätsstörungen und chronischen Unterbauchschmerzen
steigt die Inzidenz auf bis zu 60%.
Endometrioseläsionen bestehen aus Endometrium-ähnlichem Gewebe mit
drüsigen und mesenchymalen Anteilen. Je nach Lokalisation der Läsionen
unterscheidet man die Endometriosis genitalis externa in den Organen
des kleinen Beckens wie Ligg. sacrouterina und Ovarien von der
Endometriosis genitalis interna, auch Adenomyosis uteri genannt, mit
Auftreten von Herden innerhalb des Myometriums. Als Endometriosis
extragenitalis wird das Auftreten von Endometrioseherden im Bereich von
Darm, Blase und Peritoneum bezeichnet. Sehr selten ist
extraabdominelles Vorkommen z. B. in der Lunge. Tabelle 1 zeigt die
Häufigkeit des Auftretens von Endometrioseherden an unterschiedlichen
Lokalisationen (nach Tinkanen 2000).
6 Dissertation Annette Walther
3.1.2 Klassifikation
Neben der Unterteilung in Endometriosis genitalis externa, interna und
extragenitalis erfolgt häufig eine Klassifikation in Anlehnung an die
American Society for Reproductive Medicine (1997). Nach Durchführung
einer Laparoskopie oder Laparotomie werden der Ort, Durchmesser und
die Infiltrationstiefe der intraperitoneal sichtbaren Endometriose-Läsionen
sowie das Ausmaß der Adhäsionen im Bereich von Ovar, Tuben und
Douglasraum beurteilt. Je nach Schweregrad wird von rAFS (American
Fertility Society Revised Classification of Endometriosis) I bis IV (I =
minimal, IV = schwer) unterschieden. Abbildung 1 zeigt den
Dokumentationsbogen in Anlehnung an den rAFS-Score, der in der
Universitäts-Frauenklinik Erlangen zur Endometriose-Klassifikation
verwendet wird.
7 Dissertation Annette Walther
______________
Operateur: _________________
Diagnostik OP
Endometriose-Läsionen
li
ges. Pkt. Endometriose: _____________
oberflächlich 1 2 4
Adhäsionen
li dicht 4 8 16
Tube re zart 1 2 4
re dicht 4* 8* 16
assoziierte Pathologie:
li zart 1 2 4 ___________________
___________________
li dicht 4* 8* 16
___________________
Douglas-
Obliteration teilweise = 4 komplett = 40 ___________________
3.1.3 Symptome
Obwohl die Endometriose eine der häufigsten gynäkologischen
Erkrankungen ist, gestaltet sich die Differentialdiagnose aufgrund der eher
unspezifischen Symptome häufig schwierig.
Im Bereich der Endometrioseläsionen kommt es durch die zyklischen
Blutungen und durch zelluläre Entzündungsreaktionen wie die vermehrte
Ausschüttung von Prostaglandinen zur Ansammlung von Blut
(Schokoladenzysten) sowie zu Verwachsungen und Narbenbildungen, die
sich in zyklischen oder dauerhaften Unterbauchschmerzen äußern.
Adhäsionen können durch Tubenmotilitätsstörungen oder Tubenverschluß
zu Fertilitätsproblemen führen. Durch Befall des Septum rektovaginale
kommt es zur Dyspareunie. Außerdem treten Miktions- und
Defäkationsschmerzen auf, teilweise auch Hämaturie und blutige
Defäkation bei Einbruch der Endometrioseherde in Blase oder Darm.
Das sehr häufige Symptom der ausgeprägten Dysmenorrhoe beruht
möglicherweise auf der nachgewiesenen uterinen Dys- und
Hyperkontraktilität (Leyendecker et al. 1996). Diese scheint des weiteren
durch den schlechteren Spermientransport ebenfalls zur verminderten
Fertilität von Endometriose-Patientinnen beizutragen.
Der Schweregrad der Erkrankung (z.B. nach rAFS) und das Ausmaß der
Schmerzsymptomatik zeigen keine Korrelation.
3.1.4 Diagnostik
Obligate Schritte in der Diagnostik der Endometriose sind die klinische
Untersuchung mit vaginaler Inspektion sowie vaginaler und rektaler
Palpation und die vaginale Sonografie zur Erkennung von Endometriomen
der Ovarien oder einer Adenomyose. Ergänzend können die rektale
Endosonografie zur Erkennung einer Darmwandinfiltration, die Zysto- oder
Rektoskopie bei Verdacht auf Befall von Blase oder Darm sowie eine
Nierensonografie und intravenöses Pyelogramm zum Ausschluß einer
Hydronephrose bei Ureterkompression oder Ureterendometriose sinnvoll
sein. Eine Magnetresonanztomografie liefert ebenfalls gute Befunde bei
11 Dissertation Annette Walther
3.1.5 Therapie
Das Ausmaß der Endometriose-Erkrankung korreliert nicht mit dem Grad
der Beschwerden der Patientin. Eine kausale Therapie der Endometriose
existiert bisher nicht. Der primäre Therapieansatz muss immer durch die
Lebenssituation der Patientin bestimmt werden. Gemäß den Leitlinien der
Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe gilt die operative
Entfernung der Herde als „Goldstandard“ zur Symptomkontrolle. Eine
präoperative medikamentöse Therapie wird derzeit nicht empfohlen. Es
existieren verschiedene medikamentöse Optionen zur postoperativen
Rezidivprophylaxe sowie zur Behandlung der Schmerzsymptomatik. Alle
beruhen auf dem Konzept der Induktion eines Östrogenmangels im
Gewebe. Dies führt zur Regression der Endometrioseherde durch
Suppression der ovariellen Funktion. In über 50% der Fälle kommt es
jedoch nach Therapie innerhalb von 5 Jahren zu einem Rezidiv der
Endometriose (Waller & Shaw 1993). Folgende Pharmaka werden
eingesetzt:
Östrogen-Gestagen-Kombinationen in Form oraler Kontrazeptiva führen
zur Suppression der Östrogen-Synthese in den Ovarien. Längerfristig soll
es zur Regression der Endometrioseherde kommen. Nach Vercellini et al.
soll die kontinuierliche Gabe effektiver sein als die zyklische Applikation.
Eine Dauertherapie mit Gestagenen hemmt die hypothalamische GnRH-
Freisetzung durch negative Rückkopplung und wirkt damit ähnlich den
12 Dissertation Annette Walther
pGlu His Trp Ser Tyr Gly Leu Arg Pro Gly
Hypothalamus
GnRH
+ Legende:
Hypophyse Organe
Hormone/
FSH LH
Wirkstoffe
+ + Hormonausschüttung
Ovar Rückkopplung
+ +
Vaginalepithel Endometrium
pGlu His Trp Ser Tyr Gly Leu Arg Pro Gly
GnRH1
Leuprolid
pGlu His Trp Ser Tyr D-Ser Leu Arg Pro Gly
Goserelin
Das GnRH2 oder chicken-GnRH besteht seit ca. 500 Millionen Jahren, ist
dem GnRH1 zu 70% homolog (siehe Abbildung 7), jedoch deutlich
stabiler. Es kann in verschiedenen peripheren Geweben nachgewiesen
werden, die physiologische Funktion ist noch nicht genau erklärt. Die
mRNA des zugehörigen GnRHR2 ist beim Menschen ubiquitär vorhanden,
das Protein konnte jedoch bisher nicht nachgewiesen werden. Man geht
daher davon aus, dass Menschen einen stillen oder zerstörten GnRHR2
besitzen. Zeitweise wurde vermutet, dass GnRH2 Komponenten des
Verhaltens, die bei der Vermehrung eine Rolle spielen, beeinflusst
(Pawson et al. 2003).
pGlu His Trp Ser Tyr Gly Leu Arg Pro Gly
GnRH1
pGlu His Trp Ser His Gly Trp Tyr Pro Gly
GnRH2
3.4 Fragestellung
Sowohl Sampson als auch Leyendecker gehen in ihren Theorien davon
aus, dass eine Verschleppung von Endometriumzellen der zugrunde
liegende Pathomechanismus der Endometriose-Entstehung ist. Primär
wäre dann davon auszugehen, dass die Zellen in Endometriose-Läsionen
die gleichen molekulargenetischen Charakteristika aufweisen wie die
Zellen des eutopen Endometriums. Wahrscheinlicher scheint jedoch, dass
die Implantation und Proliferation von Zellen als Endometrioseherde erst
durch genetische Alterationen möglich wird.
Es wurde bereits gezeigt, dass im Endometrium von Frauen, die nicht an
Endometriose leiden, GnRH1 und GnRHR1 exprimiert werden (Ikeda et al.
1997; Raga et al. 1998; Shemesh 2001). Meresman et al. (2003) konnten
zeigen, dass GnRH-Analoga die Apoptoserate in Zellkulturen aus eutopen
Endometriumzellen von Frauen mit und ohne Endometriose erhöhten
sowie die Zellproliferation verringerten. Auch Kraus et al. (2001) zeigten,
das GnRH1 durch Bindung an den GnRHR1 das endometriale Wachstum
unterdrückt. Das in den Endometriumzellen vorhandene GnRH1 scheint
also, vermittelt über den GnRHR1, die Proliferation des Endometriums zu
kontrollieren. Möglicherweise führen Veränderungen in diesem System
zum unkontrollierten Wachstum der Zellen in Endometriose-Läsionen.
Im Rahmen dieser Arbeit soll mittels RT-PCR untersucht werden, ob in
Endometrioseherden GnRH1 und GnRHR1 exprimiert werden. Außerdem
werden quantitative Realtime-PCRs zur Analyse der Genexpression von
GnRH1 sowie GnRHR1 durchgeführt.
Es sollen folgende Fragen beantwortet werden:
- Weisen Endometriose-Läsionen bezüglich der Expression von GnRH1
und GnRHR1 die gleichen molekulargenetischen Charakteristika auf
wie eutopes Endometrium?
- Wie ist die quantitative Expression von GnRH1 und GnRHR1 im
Vergleich?
- Was könnte dies für die Wachstumskontrolle in Endometrioseherden
bedeuten?
22 Dissertation Annette Walther
Gewebe- GnRH-
Nr. Alter bei OP Ort Endometriose AFS Therapie OCP
50%
Hypermenorrhoe
13%
0% Kontroll-Pat.
Defäkationsschmerz Endometriose-Pat.
13%
7%
Dyspareunie
21%
14%
Unterbauchschmerzen
50%
21%
Dysmenorrhoe
50%
70% 64%
60%
50%
40%
30%
18%
20% 14%
10% 4%
0%
I (= minimal) II (= gering) III (= mäßig) IV (= schwer)
n=1 n=3 n=4 n = 14
4.3 RT-PCR
Je 500ng RNA (bei der GnRH-Rezeptor-RT-PCR von Endometrium 750ng
RNA) wurden in einem Gesamtvolumen von 50µl mit 25µl 2x Reaction
Buffer ® (Invitrogen, Darmstadt, Germany), 1µl Superscript II Enzym ®
(Invitrogen, Darmstadt, Germany) und den spezifischen Primern
vervielfältigt. Der 1. Schritt war die cDNA-Synthese für 30 Minuten bei
40°C, es folgte ein Erhitzen bei 94°C für 2 Minuten, anschließend 35
Zyklen PCR mit 15 Sekunden bei 94°C, 1 Minute bei 54°C und 2 Minuten
bei 68 °C. Der letzte Schritt waren 7 Minuten bei 72°C. Die Sequenz der
verwendeten Primer (Invitrogen Custom Primers) war für GnRH1: 5’-AAA
ACT CCT AGC TGG CCT TAT-3’ und 5’-GGA ATA TGT GCA ACT TGG
TG-3’.
Die Vervielfältigung der GnRH1-mRNA nach 35 Zyklen PCR führte zu
einer DNA mit der berechneten Größe von 399 bp.
Exon 1 2 3 4
399 bp
Abbildung 10:
Für GnRHR1 wurden Primer der Sequenz: 5’-GAT TGT CAT GCC ACT
GGA TG-3’ und 5’-TTA GAG TCT TCA GCC GTG CTC-3’ verwendet.
Das Vorhandensein von mRNA wurde durch eine β-Aktin-RT-PCR mit den
Primern 5’AGATCCTCACCGAGCGCGGCTACAGCTTCA 3’ und
5’GTGATCTCCTTCTGCATCCTGTCGGCAATGC 3’ nachgewiesen.
Die berechnete Größe des PCR-Produkts für GnRHR1-mRNA war 524 bp.
28 Dissertation Annette Walther
Exon 1 2 3
524 bp
Abbildung 11:
Die Produkte der RT-PCR wurden mit Hilfe des High Pure PCR Product
Purification Kit® von Roche gereinigt und auf 1,2% Agarose-Gelen in 1 x
TBE (0,089 M Tris, 0,089 M Borsäure, 2 mM EDTA, pH 8,4) analysiert, mit
Ethidium-Bromid fixiert und fotografiert.
Eine Mengenbestimmung erfolgte mit Hilfe der Kodak 1D Image Analysis
Software im Vergleich zur β-Aktin-DNA, die im Bezug auf die
Molekulargewicht-Standards (Low Mass Standard, Invitrogen) quantifiziert
wurde. Anschließend wurden alle Werte auf den niedrigsten Wert der zur
β-Aktin-DNA normalisiert.
29 Dissertation Annette Walther
4.4 Realtime-PCR
Für die Untersuchung der Gen-Expression mittels Realtime-PCR wurde
zunächst cDNA aus den RNA-Proben synthetisiert. Die reverse
Transkription erfolgte mit Hilfe eines High-Capacity-cDNA® Archive Kit
(Applied Biosystems) nach Herstellerangaben unter Zusatz eines
Mastermixes aus Reverse Transcriptase Puffer, dNTP, Random Primer,
Nukleasefreiem Wasser und Reverse Transcriptase Enzym durch
Inkubation für 2 Stunden bei 37°C in einem Peltier Thermal Cycler.
Für die PCR einschließlich Quantifizierung wurde ein ABI Prism 7000
Sequence Detection System verwendet. Alle Primer wurden als Assay-on
demand von der Firma ABI (Applied Biosystems) hergestellt und damit
eine 40 Zyklen umfassende PCR mit TaqMan Universal PCR Mastermix
(Applied Biosystems) sowie 50ng cDNA durchgeführt. Es wurde bei 22
Patientinnen mit Endometriose sowie bei 16 Kontrollpatientinnen die
Expression von GnRH1 und GnRHR1 getestet. Zur Qualitäts- und
Quantitätskontrolle wurde das 18s-rRNA Gen als „Housekeeping-Gen“
verwendet. Für die Standardkurve und Kalibratorreferenz wurde für
GnRH1 eine Kontrollprobe aus Uterusgewebe, für GnRHR1 aus
Granulosazellen verwendet.
Alle Standard- und Patientenproben wurden zwei Mal getestet und die
erhaltenen Werte zur Berechnung der Quantifikation gemittelt. Der
Schwellenwert wurde automatisch ermittelt und stets beibehalten. Die
Berechnung wurde nach dem von ABI empfohlenen Standardverfahren
durchgeführt.
30 Dissertation Annette Walther
5. Ergebnisse
5.1 RT-PCR
Die Vervielfältigung der GnRH1-mRNA nach 35 Zyklen PCR führte zu
einer DNA mit der berechneten Größe von 399 bp. Dies konnte bei 16 der
22 Proben (73%) aus Endometriose-Gewebe und bei 15 der 15 Proben
(100%) aus Endometrium - Gewebe nachgewiesen werden, wie in Tabelle
3 dargestellt. Als Positivkontrolle wurde eine RNA aus fötalem Gehirn
(Clontech ®) mitgeführt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4 aufgelistet.
Endometriose Kontrollen
Gewebe-Nr. GnRH1 GnRHR1 Gewebe-Nr. GnRH1 GnRHR1
Die berechnete Größe des PCR-Produkts für GnRHR1-mRNA war 524 bp.
Das Vorkommen von GnRHR1-mRNA konnte in keiner der 22 Proben aus
Endometriose-Gewebe gezeigt werden. In Endometrium-Gewebe wurde in
12 von 15 Proben (80%) GnRHR1-mRNA nachgewiesen. Auch hier wurde
fötales Gehirn (Clontech ®) als Positivkontrolle mituntersucht.
524bp
399bp
FB 219 220 1315 613 789 1929 FB 219 613 789 1929
E E E K K K E K K K
GnRH1 GnRHR1
Abbildung 12: Ergebnis der RT-PCR für GnRH1 und GnRHR1 aus Endometriose-
gewebe und Kontroll-Endometrium
FB: fötales Gehirn; E: Endometriosegewebe; K: Endometrium als Kontrollgewebe
Die Quantifizierung von GnRH1 in den einzelnen Proben erfolgte mit Hilfe
der Kodak 1D Image Analysis Software im Vergleich zur β-Aktin-DNA, die
im Bezug auf die Molekulargewicht-Standards (Low Mass Standard,
Invitrogen) quantifiziert wurde. Anschließend wurden alle Werte auf den
niedrigsten Wert der zur β-Aktin-DNA normalisiert. Die erhaltenen Werte
sind in Tabelle 4 dargestellt.
33 Dissertation Annette Walther
normalisiertes
Gewebe-Nr. ß-Aktin GnRH 1 GnRH1
Endometriose
219 22.91 36.44 34,42
323 33.49 negativ 0,001
442 36.49 33.52 19,88
523 48.61 negativ 0,001
581 23.96 33.79 30,52
602 26.34 negativ 0,001
605 28.43 24.79 18,87
706 113.5 63.96 12,19
868 58.7 negativ 0,001
1043 61.66 109.3 38,36
1315 37.07 28.07 16,39
1413 39,14 95.71 52,92
1442 21.64 28.52 57,04
1457 38.23 128.1 72,51
1465 36.64 15.75 9,3
1518 31.53 negativ 0,001
1528 37.53 35.76 20,62
1612 39.56 negativ 0,001
1648 38.74 20.95 11,7
Endometrium
48 23.82 44.92 40,81
315 89.55 46.63 11,27
613 50.23 39.53 17,03
702 53.46 77.03 31,18
789 74.51 41.61 12,08
883 53.67 41.73 16,83
1076 50.64 60.82 26
1189 74.32 28.46 8,29
1194 84.56 32.37 8,28
1219 74.56 35.07 10,18
1226 62.12 186.3 64,9
1387 45.18 206.3 98,81
1929 71.71 53.91 16,27
1957 57 18.78 7,31
25
100
80
10
24
60
40
20
Endometriose Endometrium
5.2. Realtime-PCR
GnRH1
Im t-Test für unabhängige Stichproben konnte kein signifikanter
Unterschied in der Genexpression von GnRH1 in Endometriosegewebe
(n=22) verglichen mit normalem Endometrium (n=16) gezeigt werden
(p=0,194). In der semiquantitativen Auswertung war der ct-Mittelwert für
GnRH1 in Endometriosegewebe bei 14,3495 (von nicht nachweisbar bis
152,22), in Kontroll-Endometrium bei 4,4713 (von 0,28 bis 34,18). GnRH1
war also in Endometriosegewebe 3,2fach höher als in normalem
Endometrium nachweisbar.
GnRHR1
Bei der Untersuchung der Genexpression von GnRHR1 konnte GnRHR1
weder in Endometriosegewebe noch in Endometrium detektiert werden.
36 Dissertation Annette Walther
6. Diskussion
MEK1/2
ERK1/2
Zielgene
GnRHR1
GnRH1
Endometrium
Kontrolliertes
Wachstum
GnRH1
+1.2x
Östradiol
Endo-
metriose
+1.2x
GnRH1
Kein GnRHR1:
Endo- Verlust der Wachstumskontrolle
metriose
Normales
Peritoneum
Noch deutlicher war dieser Effekt für das im Labor ebenfalls untersuchte
GnRH2. Hier konnte ein signifikantes Überwiegen (p=0,001) der GnRH2-
Expression in Endometriosegewebe (n=21) verglichen mit Endometrium
(n=13) nachgewiesen werden. GnRH2 war in Endometriosegewebe
4,9fach höher als in normalem Endometrium nachweisbar (Oppelt 2009)
7. Literaturverzeichnis
8. Abkürzungsverzeichnis
AFS American Fertility Society
bp Basenpaare
DEPC Diethylpyrocarbonat
DGGG Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.
DNA Desoxyribonukleinsäure
17β-HSD 17-beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase
LH luteinisierendes Hormon
Ligg. Ligamenta
Lig. Sacrout. Ligamentum sacrouterinum
n Anzahl
Nr. Nummer
PCR Polymerase-Kettenreaktion
52 Dissertation Annette Walther
RNA Ribonukleinsäure
rRNA ribosomale Ribonukleinsäure
RT-PCR reverse-transcribed-Polymerase-Kettenreaktion
9. Anhang
Patientinnen-Fragebogen zur Endometriose
□ Krebserkrankungen __________________________
□ Autoimmunerkrankungen ______________________
□ chron. infektiöse Erkrankungen __________________
□ sexuell übertragbare Krankheiten ________________
□ bisherige gyn. Operationen od. andere Operationen im
Beckenbereich
___________________________________________
□ Allergien ____________________________________
□ sonstiges ___________________________________
2. Sind Sie Raucherin?
□ ja, _____ Zigaretten/Tag
□ nicht mehr, habe geraucht von ______ bis _______
□ nein
□ andere Genussmittel wie Schnupftabak o.ä.
___________________________________
Mutter □ ja □ nein
Schwester □ ja □ nein
Tochter □ ja □ nein
andere □ ja □ nein
6. Zyklusgeschichte
Menarchenalter:_____
Zyklus □ regelmäßig _____d
□ unregelmäßig
Blutungsdauer (d) _____
Blutungsstärke □ wenig □ normal □ viel
letzte Blutung (Tag/Monat/Jahr) _________________
□ nein
□ ja, Datum:__________ Klinik _________________
8. Haben Sie bereits erfolglos versucht, schwanger zu werden?
□ nein
□ ja, seit _________
□ Ist Sterilität bei Ihnen bekannt?
9. Wurde die Sterilität behandelt?
□ nein
□ ja, Methode: _____________
10. Haben Sie Schmerzen?
Biberoglu-Behrmann:
0= keine Schmerzen
1= leichte Schmerzen (geringe Arbeitsbeeinträchtigung)
2= mäßige Schmerzen (für einen Teil des Tages im Bett)
3= starke Schmerzen (im Bett für einen oder mehrere Tage)
55 Dissertation Annette Walther
10. Danksagung
Ich bedanke mich herzlich bei meinem Doktorvater Herrn Prim. PD Dr.
Peter Oppelt MBA für die Überlassung dieses Themas und die gute
Betreuung, insbesondere in der schwierigen Abschlussphase der Arbeit.
Herrn Prof. Dr. M.W. Beckmann, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde
mit Poliklinik und Hebammenschule der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg, danke ich für die Möglichkeit der Durchführung dieser
Promotion in seinem molekularmedizinischen Labor.
Besonderer Dank gilt Frau Dr. Strissel und Herrn Dr. Strick für die gute
Einarbeitung in die molekularbiologischen Methoden und dafür, dass sie
jederzeit zur Hilfe bereit waren. Auch Frau Elisabeth Stiegler und Frau
Sonja Oeser danke ich für viele praktische Tipps und Unterstützung und
viele Tassen Kaffee.
Zum Schluss bedanke ich mich besonders bei meiner Familie und meinen
Freunden, die mich immer wieder zum Weiterarbeiten ermutigten.