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StEOP Italienisch Sprachwissenschaft

1. Sprache und Sprachwissenschaft ...................................................................... 1


1.1 Mensch und Sprache ........................................................................................ 1
1.2 Sprache als Zeichensystem .............................................................................. 4
1.3 Sprachwissenschaftliche Dichotomie ................................................................ 6
2. Das Italienische im Kontext der Romania .......................................................... 7
2.1 Die sprachliche Gliederung Italiens ................................................................... 7
3. Phonetik und Phonologie .................................................................................... 8
3.1 Phonetik ............................................................................................................ 9
3.2 Phonologie ...................................................................................................... 10
4. Morphologie ........................................................................................................ 12
4.1 Wortbegriff ....................................................................................................... 12
4.2 Morphologische Verfahren .............................................................................. 13
4.3 Das Konzept des Morphems ........................................................................... 14
5. Semantik.............................................................................................................. 15
5.2 Semanalyse..................................................................................................... 15
5.3 Prototypenanalyse ........................................................................................... 16
6. Syntax .................................................................................................................. 16
6.1 Von der Verbsemantik zur Syntax ................................................................... 16
6.2 Syntax ............................................................................................................. 17

12.10.2016

1. Sprache und Sprachwissenschaft


1.1 Mensch und Sprache

Sprache = mehrdeutig (polysem)

• Nicht Gegenstand der Linguistik sind: Tiersprachen, Programmiersprachen,


Zeichen...

vs. Tiersprachen: Vögelgezwitscher, Bienentänze, Walgesang, Sprache der


Schimpansen...

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• Mitteilungsintention
• Fähigkeit zu lügen (aber: Krähen, Murmeltiere?)
• Bezug auf Vergangenheit / Zukunft
• Bezug auf mögliche oder irreale Welten
• Kreativität und Satzbau
• Metasprachliche Reflektion
• Mehrsprachigkeit / Zweitsprachenerwerb

Das menschliche Sprachvermögen


Sprecher verfügen über spontanes Urteilsvermögen bzgl. Wohlgeformtheit
sprachlicher Äußerungen

• Ebene des Lautbilds: Phonologie


• Wortebene: Morphologie
• Satzebene: Syntax
• Bedeutungsebene: Semantik

(⇒ Handlungsebene: Pragmatik)

Sprecherurteil auf Lautebene: Phonologie


Sprache (grammatisch)
Streche (möglich)
*Strche (ungrammatisch, nicht möglich)
*= Asterisk

parola (grammatisch)
parila (möglich)
*spnarola (ungrammatisch, nicht möglich)

Wortebene: Morphologie
ansprechbar, Sprecher (gram.)
versprechbar, Aussprecher (mögl.)
*sprachbar, Spracher (ungram.)

utilizzabile (gram.)
parlatore (mögl.)
*Linguabile, *linguatore (ungram.)

Satzebene: Syntax
Gustav liest gerne Bücher. Daher schenke ich ihm welche.
*dem Buch lesen
*welche ihm ich

Bedeutungsebene: Semantik
Der bewölkte Stier kalbt kleinlich.
Colourless green ideas sleep furiously.

19.10.2016
Generative Grammatik
erforscht Kompetenz, grammatische Sprachäußerungen zu generieren und zu

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erkennen
Allgemeine Annahmen:

• Nativismushypothese (ipotesi della innatezza)


• Universalgrammatik (grammatica universale)
• Prinzipien und Parameter (principi e parametri)

Das menschliche Sprachvermögen:

Universalgrammatik (UG)= Prinzipien und Parametrisierungen im


Einzelspracherwerb
Objektsprache vs. Metasprache:
Os: natürliche Sprachen
Ms: linguistische Fachsprache, formale Sprachen etc., beruhen auf Os

• internationale Konventionen

Der Grammatikbegriff

• Gr. eines Sprechers


• einer Sprache
• Grammatikalität
• Universalgrammatik
• Grammatikmodelle
• Präskriptive vs. deskriptive Gr.

Renzi e. a.: Grande Grammatica taliana di Consultazione


Lexikon: Grundinventar an bedeutungstragenden Lautverbindungen ⇒
Lexikoneinträge
Grammatik: mentale Sprachfähigkeit, Regeln zur Produktion wohlgeformter
Äußerungen
Kompetenz vs. Performanz

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1.2 Sprache als Zeichensystem

Linguistik Teil der Semiotik bzw. Kognitionswissenschaft

Ferdinand de Saussure
Strukturalistische Sprachwissenschaft

• Konzentration auf die Synchronie


• Primat der gesprochenen Sprache
• langue vs. parole

Synchrone Sprachbetrachtung: Betrachtung einer Sprache / Varietät zu einem


bestimmten Zeitausschnitt
Diachrone S.: über einen bestimmten Zeitraum hinweg
langue: Sprache als abstraktes soziales Faktum,
(Einzel-) Sprachsystem
parole: individuelle konkrete sprachliche Äußerung, Sprachverwendung
langage (linguaggio): menschliches Sprachvermögen

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1.3 Sprachwissenschaftliche Dichotomie

Sprache als System


Einzeleinheiten haben bestimmten Stellenwert (valeur)
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Veränderungen auf Ausdrucksseite:
lat. arborem → vulg. arbore → it. albero
Inhaltsseite: lat. bucca (Wange) → it. bocca (Mund), Mytonomie

9.11.2016

2. Das Italienische im Kontext der Romania


Einordnung der romanischen Sprachen: Indoeuropäisch-Italisch-Latein-Italienisch,
Spanisch, Französisch, Portugiesisch, Rumänisch, Sardisch, Rätoromanisch,
(Dalmatisch,) Katalanisch, Okzitanisch...

West-und Ostromania: Linie La Spezia-Rimini


(Isoglossenbündel)
Ost: keine Bewahrung von auslautendem -s, z.B. amigos-amici, keine Sonorisierung
von intervokalischen Verschlusslauten (p,t,k), z.B. fuego- fuoco

2.1 Die sprachliche Gliederung Italiens

Minderheitensprachen in Italien: Deutsch (Südtirol, Veneto), Französisch, Kroatisch,


Slowenisch, Albanisch, Rätoromanisch, Griechisch, Okzitanisch, Sardisch (Semi-
Sardisch bzw. Korsisch, Katalanisch), Franko-provenzalisch

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Romanisierung: Daten in Kurzform
753 v. Chr. Gründung Roms
340-283 Herrschaft in Mittelitalien
282-272 Ausbau der Herrschaft nach Süditalien
264-241 1. Punischer Krieg:
Sizilien, Sardinien, Korsika
218 Iberische Halbinsel (NO)
218-201 2. Pun. Kr.: 206 Sieg über Karthager
225-180 Gallia cisalpina

Kontaktsprachen:
Substratsprachen: ausgestorben unter romanischem Einfluss
Superstratsprachen: Einfluss auf das Romanische, ausgestorben von Dominierern
(Kultur-) Adstrat: parallel, z.B. griechisch, später
schriftliches Latein
Diskutierte italische Substrateinflüsse: Intervokalisches f (Oskisch-Umbrisch)
nd → nn
mb → mm
etruskisch:
Gorgia Toscana: Aspirierung von Verschlusslauten
Lehnwörter, Eigennamen, Toponyme
keltisch:
u→ü
kt → xt → it
a→e
Sonorisierung von p, t, k ⇒ West-/ Ostromania
Zahlreiche germanische Lehnwörter
Weitere Superstrat-Einflüsse:
Arabisch
Byzantinisches griechisch

Die ersten Zeugnisse des Italoromanischen:


Indovinello Veronese
Katakombe von Commodilla
Placiti Cassinesi

16.11.2016

Sprache für Italien? La questione della lingua

3. Phonetik und Phonologie


Abstrakte Systemebene: langue, Phonologie, Phoneme, funktionale Aspekte
Bedeutung: parole, Phonetik, Phone, materielle Aspekte

mela-vela: Minimalpaar (coppia minima)

 m und v funktionale Phoneme

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Graphie vs. Phonie:
ein Graphem-zwei Laute:
Taxi- <x>- [ks]
ich- <ch> -[ç]
che- <ch> - [k]
chez- <ch> -[ʃ]
chico- <ch> - [tʃ]
Unterschiedliche Grapheme-ein Laut:
che- <ch>, casa- <c> - [k]
Ein Graphem-unterschiedliche Laute:
casa- <c> - [k]
cielo - <c> - [tʃ]
Ein Graphem-kein Laut:
ha- <h> -0
ghiro- <h> -0
Phonetische Feinheiten gehen verloren.
dich- [diç] palatal
Buch- [bu:x] velar
Dach- [daX] uvular

• Allophone

Transkriptionssystem IPA:
Alfabeto Fonetico Internazionale

3.1 Phonetik

Teilgebiete: artikulatorische-akustische-auditive Phonetik


Supralaryngale Komponente (Larynx=Kehlkopf)
Subglottale Komponente
Lauterzeuguug:

• Luftstromerzeugung – ein- oder ausatmen


• Phonationsprozess – Stimmton
• Oral – nasaler Prozess
• Phonation – Stimmtonerzeugung
Stimmhaft: Vibrieren der Stimmbänder an der Stimmritze (Glottis)

Artikulationsorte:
bilabial, labio-dental, dental, Zahndamm / Alveolar, Palatal, Velar, Uvular, Glottal
Klassifikation der italienischen Konsonanten
Ort: labial, coronal, dorsal

23.11.2016

Klassifikation der italienischen Konsonanten

• Artikulationsort
• Artikulationsart
• stimmhaft / stimmlos

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• Quantität (Geminanten z.B. fatto-fato)
• Langkonsonanten

[fat:o] oder [fatto]


nur kurz: [ɱ], [ŋ], [z], [w], [j]
immer als Langkonsonanten zwischen Vokalen:
[ʎʎ], [ʃʃ], [ɲɲ], [tts], [ddz]

Vokale
Vokalqualität:

• Stellung der Zunge (horizontal)


• Öffnung des Mundes (bzw. vertikale Zungenstellung)
• Lippenrundung
• Nasalierung (nicht im Standarditalienischen)

Vokalquantität:
z.B. Latein, italienische Vokale kurz oder lang, aber nicht phonematisch
lang nur als Hauptton in offener, nicht finaler Silbe

• absolute Vorhersagbarkeit
• Allophonie / phonologische Regel

Diphthonge:
steigend (dittongo ascendete, z.B. piede, quadro)
fallend (discendente, z.B. fai, Mauro)
Triphthonge: guai, quiescenza, aiuola [jwɔ]

3.2 Phonologie

Segmentale Phonologie
Distribution der Sprachlaute
Minimalpaare:
/'_are / I, d, m,... Phoneme
Phoneme: mentale Repräsentationen von Sprachlauten auf der Systemebene
(abstrakt),
"kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit"

Suprasegmentale Phonologie
Was ist eine Silbe?
Intuitiv erfassbare kleinste rhythmische Einheit der Sprache, die über der Lautgrenze
steht

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Schallfüllgipfel:

Sonoritätsprinzip: jede Silbe hat ein Segment als Silbengipfel


Sonoritätsskala /-hierarchie: Sonorität vs. konsonantische Stärke
Syllabifizierung:

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aperto:
a: offene bzw. nackte Silbe: nur Nukleus
per: geschlossene Silbe: Onset, Nukleus, Koda
to: offene Silbe
Nukleus obligatorisch, meistens Vokal
manche Sprachen auch Sonoranten oder Obstruenten
Silbenanlautgesetz: Onset einfach oder aus mehreren Konsonanten
(sprachspezifisch)

30.11.2016

Max. 3 Konsonanten im Onset, z.B. /str/ strada, nur bei [s], [z] („s impura“)
strada: /stra.da/, aber: la strada /las.tra.da/: Resyllabifizierung
„Muta cum Liquida“ (Plosiv + Liquide): /pr/ prato, /kl/ clima, /gr/ grande, /fl/ flauto…
Konsonant + Gleitlaut: /pw/ può, /tw/ tuono, /kj/ chiave, /bj/ bianco…

Silbenauslautgesetz: sprachspezifisch, manche Sprachen ohne Koda, in anderen


max. 4-5 Konsonanten in der Koda, z.B. dt. Herbsts
je weniger Konsonanten in Koda, desto weniger markiert die Silbe
möglich im Italienischen: Nasal oder Liquid, [s]/[z], erster Teil eines
Langkonsonanten, Gleitlaute?

Prosodischer und orthografischer Akzent

Prosodisch: relativ hervorgehobene Betonung einer Silbe, z.B. /‘sil.la.ba/


orthografisch: rein grafische Markierung, z.B. di /di/ vs. Dì /‘di/ => Unterscheidung
‘: primärer Akzent, z.B. /‘ka.sa/
‚: sekundärer Akzent, z.B. /,e.ko.no.mi.ka.‘men.te/
/‘sil.la.ba/: Antepaenultima betont: Proparoxytonon (parola sdrucciola)
/‘pja:.no/: Paenultima betont: Paroxytonon (p. piana)
/kaf.‘fɛ/: Ultima betont, Oxytonon (p. tronca)

Akzent frei, aber auf einer der letzten drei Silben (ohne klitische Pronomina und 3. Pl.
-o: teléfonami/teléfonano)

4. Morphologie
4.1 Wortbegriff

Was ist ein Wort?

Sullo, nel, al: je 1 orthografisches und phonologisches Wort


su+lo, in+il, a+il: je 2 morphosyntaktische Wörter

Te lo voglio dare. / Voglio dartelo. => 4 morphosyntaktische Wörter (-te lo clitikon:


anlehnungsbedürftiges Wort)

Camera da letto, ferro da stiro: je 3 orthografische Wörter, je 1 semantisches Wort


formales Kriterium der Kohäsion: *camera da buon letto, *ferro automatico da stiro
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Guardaroba, cacciavite, cavatappi: Verb-Nomen-Komposita: 1 semantisches und
orthografisches Wort, => 1 formales Wort
*guardabenelaroba, *cavamoltitappi

Rosso-rossore: 2 verschiedene Wörter


fiore-fiori: 2 Wortformen
rosso-rossa-rossi-rosse: 4 Wortformen
=> Lexem: Summe aller Wortformen eines Wortes

Ross-o, ross-a; fior-e, fior-i => verschiedene Flexionsmorpheme


=> Morphem: kleinste bedeutungstragende Einheit

È stato cacciato, ha mangiato: je 3 bzw. 2 morphosyntaktische und orthografische


Wörter, eine analytische Wortform
ha mangiato – mangia; è arrivato – arriva: je eine morphologisch analytische bzw.
synthetische Wortform

Entstehung des Futurs

Lat. Cantabit: er wird singen => synthetische Form


Vlat. Cantare habet: er hat zu singen => analytische Form
Altsp. Cantar (h)a: er wird singen => analytisch
It. Canterà: er wird singen => synthetisch, aus analytischer entstanden

Simplizia vs. Komplexe Wörter

Mind. ein Morphem pro Wort: peggio, re, due, non, già, dove…
=> monomorphematische Wörter
Einfache Wörter: nicht durch Derivation/Komposition entstanden, nach Abzug der
Flexionsmorpheme nicht weiter segmentierbar
arriv-are, sol-e, cant-are…
Komplexe Wörter: immer polymorphematisch, nach Abzug der Flexionsmerkmale in
weitere Morpheme unterteilbar
servi-tor-e, bev-ibil-e, real-mente…

Freie Morpheme: können alleine als Wort vorkommen: per, sopra, crisi, città…
Gebundene M.: nicht eigenständig: in-, -ezz-, -are, cant-…

Lexikalische M.: selbständige Bedeutung: divert-, ross-, cant-, tavol-…


Grammatische M.: funktionale Bedeutung, erfüllen grammatische Funktion: con-, s-, -
tor-, -ezz-, che…

4.2 Morphologische Verfahren

Flexion: Konjugation (Verbal-) und Deklination (Nominalflexion)


Wortbildung: Derivation (Ableitung) und Komposition (Zusammensetzung)

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7.12.2016

Centro zu centrale: denominale Adjektivierung


centrale zu centralizzare: deadjektivische Verbalisierung
centralizzare zu decentralizzare: deverbale Verbalisierung, alles Derivation
=> decentralizz-ano: Flexion
Themavokal: Suffix -izz braucht Themavokal -a- (-izzare)

Parasynthese/Zirkumfigierung: ricco => arricchire (dt. sagen => ge-sag-t)


Evaluativsuffixe:

 Kein Wortartwechsel
 Miteinander kombinierbar
 Nur marginale Bedeutungsveränderung
 Diminutiva: cassa => cassetta, cantare => canticchiare, libriccino, casettina
 Augmentativa (accrescitivi): piattone…
 Hypokoristika (vezzeggiativi): gattuccio…
 Pejorativa (peggiorativi): ragazzaccio…

Konversion (Nullableitung): ohne sichtbare Affigierung (Nullmorpheme?), dennoch


Kategorienwechsel, z.B.: fatto – il fatto, bello – il bello, miei – i miei

Komposita: cavatappi, uomo rana, maltrattare, etico-morale vs. syntagmatische


Komposita: casco azzurro, manodopera, macchina da scrivere: trennbar, aber
lexikale Bedeutung geht verloren
uomo rana: Determinatum/Kopf – Determinans
dt. umgekehrt: Froschmann
wenn Kopf vorhanden: endozentrisch, wenn nicht exozentrisch (z.B. cavatappi wtl.
*Ziehkorken)

Blending/Kofferwörter/tamponamento: Smog, Brunch, fantascienza, eliporto,


confindustria
Wortkürzung/abbreviazione: professore – prof
Akronyme/acronimo/sigla: OTAN, ONU, CD…

4.3 Das Konzept des Morphems

Morphem/morfema: kleinste bedeutungstragende Einheit


mono- und polymorphemische Wörter

Unikale Morpheme: Him-beere, Schorn-stein


Him? Schorn? (Hinde: Hirschkuh, althdt. scorren: emporragen)

Con-sist-e-re, ostro-got-o, visi-got-o


Sist? Ostro? Visi? (lat. sistere: stellen, Ost- und Westgoten)

(content-)
(content)(o)
(s)(content)(o)
(s)(content)(ezz)(a)
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(poss)-(ibil-): Poss? Übernommen aus lat.
(poss)(ibil)(e)
(im)(poss)(ibil)(ità)

Lexem: abstrakte Einheit der Summe aller Wortformen, Eintrag im mentalen Lexikon
Lemma: Wörterbucheintrag, Zitierform
Allomorphe: versch. Morphe, die zu einem Morphem zusammengefasst werden
können (mut-abil-e, mut-evol-e)
Morphologisch bedingte Alternation:
Morphem (ten-), Allomorphe: ten-, tien, teng-, terr-, tenn-
Phonologisch: im-, in-, ir-, in!
Lexikalisch: sovra-, sopra-; cler-, chier-; al-, ial-, ual-
Freie Variation: mutevole – mutabile, lodevole – lodabile, piacevole – *piacibile;
notaio – notaro, benzinaio – benzinaro, regional gekoppelt

11.1.2017

5. Semantik
5.2 Semanalyse

Begriffserklärungen

Lexem (lessema): Eintrag im mentalen Lexikon, siehe auch sprachliches Zeichen


-signifiant: abstrakte Einheit der Summe aller Wortformen (phonol. Repräsentation)
-signifié: …alle semantischen Relationen zu anderen Lexemen des selben
Wortfeldes (Intension – Semem)

Lexikographie (lessicografia): Praktische Wörterbucharbeit oder Wissenschaft von


der Erstellung eines solchen

Lexikologie (lessicologia): Wissenschaft von der Erforschung des Wortschatzes

Lexikalische Semantik

Semantische Merkmale => semantische Oppositionen


‘uomo‘: [+belebt, +menschlich, +erwachsen, -weiblich]
‘donna‘: [+belebt, +menschlich, +erwachsen, +weiblich]

Wortfelder (campi semantici): Gruppe von Lexemen, inhaltlich ähnlich, selbe Wortart,
gemeinsamer Referenzbereich, z.B. Gewässer, Verwandtschaftsnamen…
=> onomasiologischer Ansatz
Wortfamilie: Semasiologischer Ansatz (Ebene der Zeichenausdrücke)

Bsp.: Semanalyse für „Sitzgelegenheit“

Lexeme: sedia, poltrona, sgabello, sofà, panca


Seme: per sedersi, per una persona, con spalliera, con braccioli, di materiale rigido
per sedersi: Archisem(em)

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Semantische Merkmale

Sem (sema): kleinstes distinktives semantisches Merkmal


Semem (semema): Bündel von Semen, macht semantischen Gehalt eines Lexems
aus
Semanalyse: Auflösung der Bedeutungsseite aller Lexeme eines Wortfelds in
begrenzte Auswahl distinktiver, notwendiger und hinreichender Merkmale

5.3 Prototypenanalyse

Bsp.: Archiseme von Vogel [+ belebt, -menschlich, +legt Eier, +Schnabel,


+flugtauglich]
Pinguin, Strauß?
=> Prototypenanalyse uccello (s. Folie), nicht durch Merkmale, sondern Vergleich mit
typischem Exemplar der Kategorie (=Prototyp)

6. Syntax
6.1 Von der Verbsemantik zur Syntax

Generative Grammatik: Kompetenz eines Sprechers, grammatische


Sprachäußerungen zu generieren und zu erkennen

Frege-Prinzip/Kompositionalitätsprinzip

Gli studenti vanno all‘università.


Wer? ANDARE wohin?
Verbvalenz

Aktanten: primäre Argumente eines Verbs, bestimmt durch Verbvalenz


Zirkumstanten: fakultative Ergänzungen, nicht valenzdeterminiert (z.B. Ort, Zeit,
Art…)

Nullwertig: piovere, nevicare, grandinare…


einwertig: dormire, correre, ballare… (zweiwertig nur durch cognate objects, z.B.
Walzer tanzen, Marathon laufen…)
zweiwertig: andare, abitare, mangiare (auch einwertig)…
dreiwertig: dare, regalare, raccomandare…
vierwertig?: evtl. übersetzen

Aktanten: Intrinsische Eigenschaften: Welche Eigenschaften muss ein N besitzen,


um Leerstellen eines Verbs zu füllen?
NP [+belebt]…(bere)…NP [+flüssig]
C- und S-Selektion (kategorisch und semantisch)

Extrinsische Eigenschaften: Welche Rolleneigenschaften bekommt ein Aktant von


seinem Verb zugewiesen?
[AGENS]…(bere)…[THEMA]
Thematische Rollen/Theta-Rollen:

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Agens: Maria apre la porta.
Experiencer: Anna sente un rumore.
Thema/Patiens: Gianni legge un libro.
Ziel: Gli studenti vanno a Roma.
Empfänger: Maria dà il libro a Pietro.
Quelle: Gli studenti vengono dal cinema.
Ort: Gli studenti sono a casa.
etc.

Theta-Raster und kategoriale Selektion

6.2 Syntax

Syntaktische Kategorien

Lexikalisch: Argumentstruktur, phonologisch sichtbar; N, V, A, P, Adv


Funktional: können phonologisch leer sein; Det., I (Flexion), Compl.

18.1.2017

[La ragazza] [ama [i libri.]]


[NP] [VP [NP]]
VP, NP, AP, AdvP, PP
X-Phrase: Teil der Universalgrammatik

Konstituententests

Ersetzung
La ragazza mangia una mela. => Lei mangia una mela.
La ragazza = Konstituent

Weglassprobe
Zirkumstanzen (Zusatzinfos) sind nicht essentiell.
Gianni abita a Roma da 5 anni.

Koordinationstest
Kombination nur mit gleichwertigen Phrasen möglich, z.B. NP+NP

Hierarchie von Phrasen

Lui è molto invidioso della figlia.


[Lui] [è [molto invidioso [di [la figlia].
[NP] [VP [AP: Adv/Spez. A [PP [NP: Det./Spez. N].
AP wird immer mehr spezifiziert/modifiziert

Vgl. [La figlia [di [un amico]]]


[NP: Det. N [PP [NP: Det./Spez. N]]]

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Komplement (≠Argument): notwendige syntaktische Position, Kopf bestimmt
Komplement
PP: P (Kopf) + NP (Komplement)

Spezifikator: spezifiert Kopf einer Phrase


AP: Adv (Spezifikator) + A (Kopf) z.B. molto invidioso
VP: Adv (Spez.) + V (Kopf) + PP/NP (Kompl. oder Adjunkt) z.B. sempre andare alla
stazione

Adjunkt: nähere Spezifizierung einer Phrase, nicht essentiell


z.B. la [intelligentissima (Adju)] figlia di Gianni [che vive a Roma (Adju)]

Achtung! Im Deutschen regiert ein verbaler Kopf nach links, in romanischen


Sprachen nach rechts!
z.B.: Wein trinken vs. Boire du vin, beber vino, bere vino

Nullparameter:

Hans kann nicht schlafen, weil er schnarcht.


Gianni non può dormire perché lui russa.
Non può dormire perché russa.

 Kleines leeres “pro”, Parameter positiv gesetzt


Pro non può dormire perché pro russa.
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