Professional Documents
Culture Documents
Bardo Herzig
Silke Grafe
DIGITALE MEDIEN
IN DER SCHULE
STANDORTBESTIMMUNG UND
HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN
FÜR DIE ZUKUNFT
René Obermann
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG
Anlage der Studie
2
Inhalt
1. Vorwort....................................................................................... 4
Anhang .........................................................................................191
Anlage der Studie
4
1 Vorwort
Digitale Medien stellen in der heutigen Zeit einen bedeutenden Entwick-
lungsmotor gesellschaftlicher Veränderungen dar. Diskussionen um solche
Veränderungen sind dabei durch technologische, wirtschaftliche und päda-
gogische Sichtweisen geprägt, wobei sich diese Faktoren wechselseitig be-
dingen und Auswirkungen auf den Alltag, den Beruf und die Freizeit haben.
Veränderungen in der Medienlandschaft weisen eine starke Dynamik auf
und stellen für verschiedene gesellschaftliche Bereiche, insbesondere auch
für institutionalisierte Bildungsprozesse, eine dauerhafte Herausforderung
dar.
Ziel der vorliegenden Studie ist es daher, einen Überblick über den Verlauf
und den Stand der Arbeit mit digitalen Medien in allgemeinbildenden Schu-
len in Deutschland zu gewinnen und auf der Basis der vorliegenden Erfah-
rungen Handlungsfelder und -notwendigkeiten für weitere Aktivitäten in die-
sem Bereich zu formulieren.
Die Standortbestimmung basiert auf der Auswertung empirischer Befunde
ausgewählter Studien im Bereich digitaler Medien an Schulen. Grundsätzlich
ist die Bedeutung digitaler Medien aber nicht auf schulisches Lehren und
Lernen beschränkt, sondern spielt z.B. auch in den Bereichen der frühkindli-
chen Erziehung, der Jugendarbeit, der beruflichen Bildung, der Erwachse-
nenbildung oder der Weiterbildung im Kontext lebenslangen Lernens eine
herausragende Rolle. Diese Bereiche sind im Rahmen dieser Studie – mit
dem Fokus Schule – nicht analysiert worden. Daher wurden hierzu ergän-
zend Expertenmeinungen aufgenommen, die die jeweilige Situation in die-
sen Feldern charakterisieren und bewerten und ebenfalls Handlungsnotwen-
digkeiten aufzeigen.
Für die Unterstützung danken wir der Deutschen Telekom AG, dem Bun-
desministerium für Bildung und Forschung und dem Verein „Schulen ans
Netz e.V.”.
Arbeits- Die Studie wurde neben der Deutschen Telekom AG als Auftraggeberin vom
gruppe Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) begleitet. Die Erstel-
lung der Studie lag in der Hand der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Bardo
Herzig (Ruhr-Universität Bochum, ab 04/2006 Universität Paderborn).
Beteiligt waren Silke Grafe als wissenschaftliche Mitarbeiterin sowie Julia
Lange, Carolin Marx, Kerstin Sauselin, Carolin Wilms, Jannis Friederich und
Bernd Prenger als studentische Hilfskräfte.
1
Unter Effektstärke versteht man den Quotienten aus der Differenz der Mittelwerte einer
Versuchsgruppe und einer Kontrollgruppe und der Standardabweichung der Kontrollgrup-
pe. Es handelt sich also um ein auf die Standardabweichung normiertes Abstandsmaß
(vgl. z.B. Glass et al. 1978).
Anlage der Studie
8
Das Vorgehen bei der Erstellung dieser Studie ist dementsprechend eher
Vorgehen
induktiv. Zunächst wurden zu einzelnen Aspekten der Arbeit mit Neuen
Medien in der Schule jeweils die Ergebnisse solcher Studien analysiert, die
im Kontext der Initiative „Schulen ans Netz” stehen. Davon ausgehend wur-
den weitere Studien in den Blick genommen, so dass eine Einordnung der
Ergebnisse aus den SaN-Studien und eine Charakterisierung der Situation
vor dem Hintergrund einer breiteren Informationsbasis möglich werden.
Schließlich erfolgte eine Verortung der Ergebnisse in die aktuelle Diskussion
mediendidaktischer Forschung und in den internationalen Kontext.
Experten- Neben der Analyse wichtiger Studien und Projekte liegen den Empfehlungen
workshops dieses Berichtes zwei Expertenworkshops zugrunde, die gemeinsam mit der
DTAG und dem BMBF veranstaltet wurden. Der erste Workshop diente dazu,
eine Einschätzung zur Arbeit mit Neuen Medien in allgemeinbildenden Schu-
len sowie zu möglichen zukünftigen Entwicklungen zu gewinnen (vgl. Ab-
schnitt 9.1). Der zweite Workshop war inhaltlich deutlich breiter ausgelegt
und bezog die Entwicklungen im frühkindlichen Bereich sowie in der beruf-
lichen Bildung ebenso ein wie die Jugendarbeit, die Erwachsenen- und Wei-
terbildung und Fragen digitaler Kultur und visueller Bildung 19(vgl. Ab-
schnitt 9.2). In methodischer Hinsicht dienten die Workshops auch dazu, die
Ergebnisse der ausgewählten Studien mit Expertenurteilen zu konfrontieren
und so einer gewissen „Validierung” zu unterwerfen.
Hinweis Zum Sprachgebrauch: In der vorliegenden Studie wird bei der Bezeichnung
von Personengruppen aus Gründen der Lesbarkeit häufig die maskuline
Form verwendet. Damit sind weibliche und männliche Personen in gleichem
Maße angesprochen.
9
dass gerade der Bereich der Neuen Medien ein „fluider Bereich” ist, in dem
Ergebnisse im Grunde immer nur Zwischenergebnisse darstellen können.
Darüber hinaus werden die gesellschaftliche und die berufliche Begrün-
dungsvariante aufgegriffen, wenngleich dazu keine empirischen Daten ana-
lysiert wurden (vgl. insbesondere Abschnitt 9.2). Die katalytischen Prozesse
kommen z.B. im Kontext der Schulentwicklung oder der Lehrerbildung zum
Tragen.
3.1 Begriffsklärungen
Medien- Der Versuch, Medien zu definieren, kann immer nur eine Arbeitsdefinition
begriff
sein, die durch die spezielle, häufig disziplininterne, Sichtweise der jeweili-
gen Autoren geprägt ist. Damit unterliegen solche Begriffsbestimmungen
zum einen der Gefahr, aus anderen Blickwinkeln als dem eigenen
verkürzend zu wirken, zum anderen der Gefahr, auch irreführende oder
problematische Vorstellungen zu erzeugen. Dies gilt insbesondere in inter-
disziplinären Bereichen wie hier im Falle des Lehrens und Lernens mit Me-
dien – einem Spannungsfeld zwischen Lerntheorie, allgemeiner Didaktik,
Entwicklungstheorie, Medientheorie, Medienforschung und Medienpraxis. So
wird beispielsweise häufig die Funktion der Vermittlung oder Übertragung
von Informationen als ein Charakteristikum von Medien betont: Mit Hilfe
z.B. eines Buches – dem Papier als materiellem Träger und den darauf ge-
druckten Buchstaben als Zeichen – lassen sich Informationen übertragen.
Interpretiert man eine solche Vorstellung im Sinne des informationstheore-
tischen Modells von Shannon und Weaver (vgl. 1976), so könnte der Ein-
druck entstehen, Medien enthielten Informationen oder sogar Bedeutungen,
die von einem Individuum zum anderen übertragen werden. Eine solche
Übertragungs- oder Containermetapher ist aus nachrichtentechnischer Per-
spektive sicherlich unbedenklich, aus pädagogischer Sicht aber durchaus
problematisch, weil sie bereits bestimmte – nicht immer konsensfähige –
Auffassungen von Lernvorgängen nahelegt (vgl. Herzig 2002, S. 225 ff.).
Wir verzichten an dieser Stelle auf eine Darstellung möglicher Varianten in
der Bestimmung des Medienbegriffs, sondern verwenden eine Arbeitsdefini-
tion von Medien, die durch den speziellen Fokus auf Lehr- und Lernprozesse
und die technische Bedingtheit von medialen Angeboten beeinflusst ist. Ent-
sprechend verstehen wir Medien als Mittler, durch die in kommunikativen
Zusammenhängen (potenzielle)2 Zeichen mit technischer Unterstützung ge-
speichert, wiedergegeben, angeordnet oder verarbeitet und in abbildhafter
und/oder symbolischer Form präsentiert werden (vgl. z.B. Tulodziecki/
Herzig 2002, S. 64 f.).
2
Mit der Formulierung „potenzielle“ Zeichen soll deutlich gemacht werden, dass durch Me-
dien nur materiale bzw. physikalische Bestandteile von Zeichen übertragen, gespeichert,
wiedergegeben oder verarbeitet werden. Bedeutungen erhalten diese materiellen bzw.
physikalischen Bestandteile erst, wenn sie von den an Kommunikation beteiligten Perso-
nen mit Bedeutung belegt werden.
Potenziale digitaler Medien
11
Lehrprogramme:
Sie sind ausdrücklich für das Selbststudium konzipiert und behandeln in
der Regel einen stark eingegrenzten Themenbereich oder verfolgen ein
eng umrissenes Ziel. Lehrprogramme sollen Inhalte, die für den Nutzer
neu sind, mit Hilfe einer strikten Programmführung vermitteln. Beispiele
sind etwa Programme zur Vermittlung der Prozentrechnung, der neuen
deutschen Rechtschreibung oder der Funktionsweise eines Computers
bzw. zur Einführung in die Buchführung oder in die Linguistik.
Übungsprogramme:
Auch Übungsprogramme beziehen sich zumeist auf einen deutlich be-
grenzten Themenbereich und zeichnen sich ebenfalls durch eine strikte
Programmführung aus. Im Unterschied zu den Lehrprogrammen sollen
mit ihnen jedoch keine neuen Inhalte vermittelt werden, vielmehr soll
eine Anknüpfung an bereits Bekanntes erfolgen. Sie dienen demnach in
erster Linie der Festigung bzw. Automatisierung von Lerninhalten, die im
Unterricht bereits gelernt bzw. gelehrt wurden. Beispiele sind Gramma-
tik- oder Rechtschreibtrainer und Programme zum Automatisieren be-
stimmter Rechenprozesse.
Offene Lehrsysteme:
Bei Lehr- und Übungsprogrammen steht der zu erlernende „Stoff”, bei
offenen Lehrsystemen dagegen die Information im Vordergrund. In offe-
nen Lehrsystemen werden Informationen, die sich in der Regel nicht auf
ein isoliertes Fachgebiet, sondern auf thematische Zusammenhänge be-
ziehen, didaktisch und hypermedial – d.h. multimedial und als vernetzte
Inhaltsstruktur – aufbereitet. Dabei entstehen eher lockere Arrange-
ments von Informationseinheiten, die vom Nutzer frei ausgewählt wer-
den können. Es erfolgt also keine strikte Steuerung durch das Pro-
gramm, sondern es besteht die Möglichkeit, unterschiedliche Lernwege
zu gehen, was den verschiedenen Vorkenntnissen und Lernstrategien der
Potenziale digitaler Medien
12
Lern- Diese Erwartungen lassen sich zum Großteil auf Annahmen zu Wechselwir-
förderliche kungen zwischen bestimmten Medienmerkmalen und Eigenschaften des
Potenziale
Nutzers sowie Kontextmerkmalen der Nutzungssituationen zurückführen.
Dies führt zu folgenden Konkretisierungen von lernförderlichen Potenzialen:
Dezentrale - Dezentralisierung und Deregulierung von Lernorten: Mit Hilfe von compu-
Lernorte
terbasierten, netzunterstützten Angeboten ist der rasche Zugriff auf Ar-
beitsmaterialien unabhängig von Orten ihrer physikalischen Speicherung
und unabhängig von der lokalen Repräsentanz des Lernenden möglich.
Darüber hinaus wird der Zugriff zunehmend nicht mehr durch die Zugehö-
rigkeit zu bestimmten Institutionen oder Organisationen, zeitliche Restrik-
tionen oder bestimmte Infrastrukturen reguliert.
Multicodali- - Multicodalität und Multimodalität: Multimediale Angebote sind in verschie-
tät / Multi- denen Zeichensystemen codiert und sprechen unterschiedliche Sinne an;
modalität
die Angebote umfassen unterschiedliche mediale Formen, z.B. Texte, Gra-
fiken, Bilder, Tondokumente, Videofilme, Programme.
Information - Information on demand und just in time: Informationen können situati-
on demand
onsgerecht dann abgerufen werden, wenn sie benötigt werden. Mit Hilfe
von Breitbandtechnologien können auch in komplexen Arbeits- und Lern-
umgebungen in Echtzeit große Datenmengen übertragen und verarbeitet
werden.
- Adaptivität: Computerbasierte, multimediale Angebote sind in gewissen
Adaptivität Graden anpassungsfähig an die Lernvoraussetzungen der Benutzer. Dies
geschieht z.B. durch die Möglichkeit, bedürfnis- und kenntnisorientiert
eigene Lernwege festzulegen und Lernmaterialien auszuwählen, oder
durch die Auswertung von Benutzereingaben mit Hilfe einer wissensbasier-
ten Datenbank, die dann zur Bereitstellung angemessener Aufgaben, Er-
läuterungen etc. führt.
Inter- - Interaktivität: Multimedia-Angebote ermöglichen die Bearbeitung und kre-
aktivität ative Umgestaltung vorhandener Materialien als Manipulation symbolischer
Objekte (z.B. Bildbearbeitung) sowie die Exploration von symbolischen In-
teraktionsräumen und die Manipulation von darin befindlichen Objekten.
Die verschiedenen Interaktionsformen erlauben auch die Erweiterung der
Lernumgebung z.B. durch das Annotieren von Materialien, durch Einfügen
zusätzlicher Materialien, durch Umstrukturierungen oder durch den Aufbau
und die Veränderung von Verweisstrukturen. Solche Interaktionsstrukturen
sind im Softwaredesign prädeterminiert.
Feed-back - Feedback: Manipulationen von symbolischen Strukturen, z.B. die Eingabe
von Texten, Drag-and-Drop-Aktionen, das Ausfüllen von Skripts o.Ä. füh-
ren zu Rückmeldungen des Systems, die den Lernenden Entscheidungs-
hilfen für weitere Lernaktivitäten (z.B. in einem Planspiel) oder Aufschluss
über den Stand ihrer Kenntnisse geben können.
Kommuni- - Kommunikation und Kooperation: Computerbasierte Anwendungen bieten
kation/
Kooperation
die Möglichkeit, über Telekommunikationsnetze oder bestimmte Internet-
Dienste, z.B. das WorldWideWeb, mit anderen in Verbindung zu treten, zu
kommunizieren (z.B. E-Mail, Chat, Newsgroup, Videokonferenz) oder ge-
Potenziale digitaler Medien
15
Die Veränderung des Lernens durch digitale Medien wird häufig auch lern- Neue
Lernkultur
theoretisch begründet – etwa in der sprachlichen Wendung vom „Lernen mit
Neuen Medien” zum „Neuen Lernen mit Medien”. Entsprechende Begrün-
dungen rekurrieren darauf, dass auch die Gestalter von Lernsoftware eine
bestimmte Auffassung vom Lernen haben und diese implizit in dem jeweili-
gen Angebot zum Tragen kommt. So ist beispielsweise ein „Drill-and-
practice-Programm” wie ein Vokabeltrainer häufig nach einer stärker beha-
vioristischen Auffassung im Sinne des instrumentellen Lernens gestaltet,
wohingegen offene Lehrsysteme deutlicher die eigene Konstruktion von
Wissen in authentischen Umgebungen betonen und damit gemäßigt-
konstruktivistischen Auffassungen vom Lernen nahe kommen.
3
Vgl. dazu Keil-Slawik 1990.
Potenziale digitaler Medien
16
Digitale Reduziert man die schulische Auseinandersetzung mit digitalen Medien nicht
Medien und auf mediendidaktische Fragen – und damit im engeren Sinne auf Möglich-
Allgemein-
bildung
keiten der Verbesserung von Lernprozessen –, dann geraten weitergehende
Aufgaben in den Blick, die die im Begriff der „digitalen Kultur” ausgedrück-
ten Veränderungen betreffen. Digitale Medien schaffen neue Bedingungen
des Selbst- und Weltverständnisses und werden von Kindern und Jugendli-
chen insbesondere in Prozessen informellen Lernens erschlossen. Über diese
Form des Wissenserwerbs und über Möglichkeiten, sie mit institutionalisier-
ten Lernprozessen zu verbinden, ist bisher wenig bekannt. Die Auseinander-
setzung mit digitalen Medien sollte daher auch selbst Eingang in den schuli-
schen Alltag finden und die Grundlage für ein Basisverständnis des Zusam-
menhangs zwischen Kultur und Technik geschaffen werden (vgl. Schelhowe,
Abschn. 9.2.).
Mit der Entwicklung der Massenmedien wurde dem Bild als visuellem Ge- Visuelle
genstand erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt und die Entwicklung visueller Kompetenz
als Basis-
Kompetenz propagiert, um der Gefahr eines visuellen Analphabetismus zu kompetenz
entgehen und der Macht der Bilder nicht zu erliegen. Mit der Entwicklung
digitaler Medien und der Diskussion um den pictorial oder iconic turn rückte
auch die Bedeutung von Bildern – neben der Kunst – in den Naturwissen-
schaften und den Geisteswissenschaften stärker ins Bewusstsein. Zur akti-
ven, kritischen und bewussten Wahrnehmung von Bildern sowie zur Selekti-
on im Rahmen einer zunehmenden Flut von Bildern ist daher eine besonde-
re Kompetenz erforderlich, die es als Basiskompetenz im Sinne einer ästhe-
tischen Erziehung auszubilden gilt (vgl. Walch, Abschn. 9.2.).
Fragen des Umgangs mit Medien und der Medienaneignung sind nicht erst
Frühkindli-
mit dem Eintritt ins Schulalter relevant, sondern insbesondere in der ent- che Medien-
wicklungs- und ereignisreichen Phase der frühen Kindheit besonders be- aneignung
deutsam. Von der anfänglichen Wahrnehmung von Medien als auditive oder
visuelle Reizquellen über die Entwicklung von medialen Wünschen und Vor-
lieben, erste Formen der eigenständigen Medienaneignung bis hin zur akti-
ven Arbeit mit Medien sind verschiedene Phasen der kindlichen Auseinan-
dersetzung mit Medien zu begleiten. Erste Kontakte finden im Elternhaus
statt, sind allerdings deutlich abhängig vom Bildungsstand der Erziehenden.
Dies bedeutet, dass Kleinkinder aus bildungsfernen Schichten eher der Ge-
fahr ausgesetzt sind, problematische Mediengewohnheiten und risikoreiche
Medienvorlieben zu entwickeln. Entsprechend kommt den Kindertagesstät-
ten eine hohe Verantwortung zu, Kinder bei ihrer Medienaneignung im me-
dienerzieherischen Sinne systematisch zu begleiten. Dabei sollten Kinder
befähigt werden, Medien als Orte des informellen Lernens, als Mittel der
Weltaneignung und als Gegenstand kritischer Beurteilung gewinnbringend
für die eigene Lebensgestaltung zu nutzen. In struktureller Hinsicht erfor-
dert dies eine Verbesserung der medienpädagogischen Ausbildung von Er-
zieherinnen und Erziehern sowie eine Verzahnung von familiärer Mediener-
ziehung und professioneller Medienkompetenzförderung in pädagogischen
Einrichtungen (vgl. Theunert/Demmler, Abschn. 9.2.).
Berufliche In besonderer Weise wird auch die berufliche Alltagspraxis durch eine „digi-
Bildung tale Kultur” geprägt und stetig verändert. Für die berufliche Bildung stellt
sich insbesondere die Aufgabe, die Durchdringung der Arbeitssysteme durch
Informations- und Kommunikationstechnologien und den sich daraus erge-
benden Wandel der Aufgaben zu analysieren und zu reflektieren. Diese
Durchdringung lässt zunehmend die Grenzen zwischen Arbeiten und Lernen
verschwinden. Der Fokus liegt nicht mehr auf der Beherrschung eines Ar-
beitssystems, sondern auf der Entwicklung der Fähigkeit, mit Hilfe digitaler
Technologien im Arbeitsprozess bestimmte Probleme zu lösen. Entspre-
chend stellt sich für die berufliche Bildung die Aufgabe, arbeitsprozessbezo-
genes Lernen mit Hilfe digitaler Medien durch geeignete Lehr- und Lern-
arrangements zu unterstützen, die auch einer an den spezifischen Belangen
der Lebens- und Arbeitswelt orientierten Lernkultur Rechnung tragen, also
einen hohen Kontextbezug aufweisen (vgl. Spöttl/Becker, Abschn. 9.2.).
Digitale Die besondere Bedeutung digitaler Medien für Erziehungs- und Bildungspro-
Medien und
Knowledge
zesse in allen Lebensphasen lässt sich auch an spezifischen Funktionalitäten
communi- der Medien festmachen. In der so genannten social software liegt beispiels-
ties weise ein großes Potenzial digitaler Medien im Hinblick auf die Zusammen-
führung von Menschen – sowohl in der Schule als auch in der beruflichen
Bildung, der Erwachsenenbildung und Weiterbildung oder in der Jugend-
arbeit. In informellen, nicht institutionalisierten Kontexten etablieren sich
Potenziale digitaler Medien
19
3.4 Zusammenfassung
Mit der Verbreitung von digitalen Medien als selbstverständlicher Bestandteil
der beruflichen und privaten Lebenswelt ging auch verstärkt die Forderung
nach einer schulischen Nutzung solcher Technologien einher. Die Begrün-
dungsmuster rekurrieren im Wesentlichen auf die allgemeine gesellschaft-
liche Bedeutung, auf die zukünftige berufliche Relevanz digitaler Medien, auf
die pädagogische Wirkung im Hinblick auf eine Verbesserung des Lernens
und der Lernergebnisse und auf das Veränderungspotenzial, das in Institu-
tionen wie der Schule damit ausgelöst werden könne.
Im Rahmen der vorliegenden Studie stehen die pädagogischen Möglich-
keiten und Wirkungen im Vordergrund. Digitale – d.h. computerbasierte –
Medien treten in der Schule in Form von verschiedenen Anwendungen in
Erscheinung. Diese reichen von Lehr- und Übungsprogrammen, Datenbe-
ständen und Werkzeugen über Lernspiele und offene Lehrumgebungen, Ex-
perimentier- und Simulationsumgebungen bis hin zu komplexen Kommuni-
kations- und Kooperationsumgebungen. Entsprechend vielfältig sind mög-
liche unterrichtliche Verwendungsformen und damit verbundene Lernaktivi-
täten. Erwartungen an eine lernförderliche Wirkung verbinden sich u.a. mit
bestimmten Funktionalitäten und Eigenschaften, die digitalen Medien bzw.
ihren spezifischen Angeboten eigen sind. Neben der auf unterschiedlichen
Codierungsarten beruhenden und verschiedene Sinnesmodalitäten anspre-
chenden Gestaltung von Lernangeboten sind dies beispielsweise der inter-
aktive Umgang mit Lernobjekten, Möglichkeiten der Adaption an bestimmte
Lernvoraussetzungen, Rückmeldungen zu einzelnen Lernaktivitäten, explo-
rierende und simulierende Handlungen oder der netzbasierte Aufbau von
ortsverteilten Lerngemeinschaften in virtuellen Räumen. Inwieweit solche
Potenziale ausgeschöpft werden, welche Nutzungsformen und -szenarien
vorherrschen und ob sich die Erwartungen an die Veränderung von Lern-
kultur und Lernergebnissen auch erfüllen, ist eine empirische Frage, die in
den nachfolgenden Kapiteln erhellt werden soll.
Digitale Medien sind letztlich nicht nur für schulische Lehr- und Lernprozes-
se bedeutsam, sondern durchziehen alle Phasen der Entwicklung in unter-
schiedlicher Weise. Mit der Fokussierung auf Schule ist demnach eine
Schwerpunktsetzung gewählt, die nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass
z.B. in der frühkindlichen Bildung, in der Jugendarbeit, in der Weiterbildung
und in der Erwachsenenbildung digitale Medien ebenso eine herausragende
Rolle spielen und ebenfalls vielfältige Herausforderungen und Anforderun-
gen stellen. In der vorliegenden Studie konnten diese Bereiche nicht ver-
tiefend unter Einbezug entsprechender Studien analysiert werden. Sie sind
daher in einzelnen Expertenstatements zusammenfassend dargestellt und
beurteilt (vgl. Abschnitt 9.2).
Einstelllungen gegenüber digitalien Medien
20
4 Einstellungen gegenüber
digitalen Medien
4
Die Antworten wurden zu einem Mittelwert verrechnet, der normiert wurde. Ein Wert von
-1 bedeutet, dass ein Schüler eine positivere Einstellung gegenüber Computern hat als ca.
ein Sechstel der internationalen Gesamtstichprobe, ein Wert von +1 bedeutet entspre-
chend eine positivere Einstellung als ca. 84% der Gesamtpopulation. Die Normierung er-
folgt über z-Werte, so dass der Mittelwert für alle Schüler der OECD-Staaten 0 ist und die
Einstellungen gegenüber digitalen Medien
21
Schulen
ans Netz
Computer im Unterricht machen das Lernen leichter
0 20 40 60 80 100
Darstellung 4.1: Persönliche Einstellungen von Schülerinnen und Schülern zu IKT (Schulz-
Zander et al. 2000, S. 31; n=943, Angaben in Prozent, Kategorien
„stimme voll/eher zu”)
In der Evaluation des Projektes „Schulen ans Netz” aus dem Jahr 2000 wird
ebenfalls über die Einstellungen der Schüler zu Informations- und Kommu-
nikationstechnologien berichtet (vgl. Schulz-Zander et al. 2000). In einer –
für die bis Februar 1998 geförderten 6038 SaN-Schulen repräsentativen –
Erhebung messen Schülerinnen und Schüler dem Computer in der Gesell-
schaft und in der schulischen Umwelt eine hohe Bedeutung bei. Dabei erzie-
len die allgemeine Wichtigkeit von Computer und Internet und ihr Einsatz in
der Schule die höchsten Zustimmungswerte (vgl. Darstellung 4.1).
Standardabweichung 1 ist. Dies bedeutet, dass ungefähr zwei Drittel der Schüler Werte
zwischen -1 und +1 aufweisen (vgl. nachfolgende Grafik).
Einstellungen gegenüber digitalen Medien
22
Ebenfalls nach den Erwartungen an das Lernen mit digitalen Medien, in die-
Laptop- sem Fall mit Laptops, wurden Schüler in einer Einzelfallstudie von Rein-
Studie
mann/Häuptle (2006) gefragt, die sich mit den Wirkungen des Notebook-
Einsatzes auf Unterricht, Lernen und Schule auseinandersetzt. Drei deut-
sche Hauptschulklassen mit Notebooks (davon eine Klasse mit zweijähriger
Notebook-Erfahrung) wurden in einem quasi-experimentellen Design (Paral-
lelklassen als Kontrollgruppen) mit quantitativen und qualitativen Methoden
zu Beginn und zum Ende des Schuljahres (2004/2005) evaluiert.
Zu Beginn der Untersuchung wurden die Schüler der Laptop-Klassen ge-
fragt, welche Erwartungen sie an das Lernen mit Laptops knüpfen. Die Er-
gebnisse (vgl. Darstellung 4.2) zeigen, dass insbesondere die Hoffnungen
auf eine Verbesserung des Unterrichts, mehr Selbstständigkeit und bessere
Chancen auf dem Arbeitsmarkt dominieren.
Vergleicht man die Ergebnisse der Repräsentativstudien mit dieser Einzel-
fallstudie, so zeigen sich eine vergleichsweise hohe Bedeutsamkeit im beruf-
lichen Bereich und ebenfalls eine hohe Einschätzung der Möglichkeiten zur
Verbesserung von Unterricht. Interessant ist der hohe Wert im Item Selbst-
ständigkeit, der vermutlich auf das Medium Notebook und die damit ver-
bundenen Erwartungen an den eigenständigen, unabhängigen und flexiblen
Umgang mit dem Gerät zurückzuführen ist.
90
78
80 72
70
60 51
50 40
37 37 38
40
30 23 22 25 25 25
21 1817
20 15
9 8
3 0 5 2 5 0
10 0 0 2 0 3 0
0
werden besser
selbstständiger
berücksichtigt,
Arbeitsmarkt
Chancen auf
Es wird mehr
Schulnoten
Man wird
dem
ja, vorwiegend zum Teil nein, eher nicht weiß nicht keine Angabe
Darstellung 4.2: Einstellungen bzw. Nutzen-Erwartung von Schülern im Hinblick auf den
Notebook-Einsatz (Reinmann/Häuptle 2006, S. 24; Angaben in Prozent,
n = 65)
Einstellungen gegenüber digitalen Medien
23
4.2 Lehrpersonen
Im Rahmen der Evaluation des Projekts „Schulen ans Netz” wurden Lehr- Schulen
personen u.a. nach der Bedeutung gefragt, die sie den Informations- und ans Netz
0 20 40 60 80 100
Darstellung 4.3: Einstellungen von Lehrpersonen zu Computer und Internet (vgl. Schulz-
Zander et al. 2000, S. 33; Angaben in Prozent; Kategorien „trifft voll/
eher zu”)
In der Evaluation der „e-nitiative.nrw” gaben die im Jahr 2003 befragten e-nitiati-
Lehrkräfte ebenfalls eine für die berufliche Zukunft sehr hohe Bedeutung ve.nrw
digitaler Medien an, ebenso im Hinblick auf die Ziele der Förderung
von Selbstverantwortung, individueller Lernerfahrung und interessanter Un-
terrichtsgestaltung (vgl. Rösner/Bräuer/Riegas-Staackmann 2004, S. 60).
Deutliche Skepsis herrscht in Bezug auf die Bedeutung Neuer Medien zur
Förderung von Kooperation, fachspezifischen Leistungen und handlungs-
orientiertem Unterricht (vgl. Darstellung 4.4). Auffällig ist hierbei, dass sich
5
Die Lehrpersonen stellen eine nach Bundesländern und Schulformen quotierte Stichprobe
der bundesweit 6038 geförderten SaN-Schulen dar (vgl. Schulz-Zander 2001, S. 185 f.)
Einstellungen gegenüber digitalen Medien
24
Darstellung 4.4: Bedeutung digitaler Medien für das Erreichen pädagogischer Ziele (vgl.
Rösner/Bräuer/Riegas-Staackmann 2004, S. 60)
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
in Prozent
Darstellung 4.5: Einstellungen von Lehrpersonen zu Computer und Internet (=PC) (mpfs
2003b, S. 34; Angaben in Prozent, n = 2002)
gegenüber dem Internet allerdings sind nur bei den Lehrpersonen ein ge-
wichtiger signifikanter Einflussfaktor, die bereits zu den aktiven Nutzern
zählen (vgl. S. 137).
0 10 20 30 40 50 60 70
Darstellung 4.6: „Wird an Ihrer Schule der Einsatz von Computern gewünscht?” – Wunsch
nach schulischem Einsatz von Computern aus Sicht von Lehrpersonen
(Angaben in Prozent, n=1106 ; vgl. IT works 2006, S. 40)
50
40
30
20
10
0
stimme voll stimme stimme nicht
stimme zu keine Angabe
zu bedingt zu zu
Ohne neue Medien kein 12,5 19,1 39,2 25,9 3,3
guter Unterricht
Kein Einsatz solange 5,4 14,6 33 41 6
Nutzen nicht
nachgewiesen
Darstellung 4.7: Bedeutung Neuer Medien aus Sicht der Lehrpersonen (Aussagen: „Ohne
Neue Medien ist ein guter Unterricht heute nicht mehr möglich”, „Es
macht keinen Sinn, eine bewährte Unterrichtsform zu verändern, solange
der Nutzen der Neuen Medien nicht definitiv nachgewiesen ist”, n=1106,
Angaben in Prozent; vgl. IT works 2006, S. 39)
In diese Richtung können auch die Ergebnisse einer Studie zur Verbreitung
ISB-Studie
und Anwendung digitaler Medien im Fachunterricht an bayerischen Schulen
interpretiert werden. Ca. 5600 Lehrkräfte wurden u.a. zu ihren Einstellun-
gen zur Notwendigkeit, digitale Medien im Fachunterricht verstärkt zu för-
dern, befragt (vgl. Bofinger 2004). Dabei zeigte sich, dass die Mehrzahl der
Lehrkräfte den Neuen Medien positiv – wenn auch mit Einschränkungen –
gegenübersteht. Eine direkt gegnerische Haltung vertreten durchschnittlich
nur 5% der befragten Lehrkräfte (vgl. Darstellung 4.8).
Einstellungen gegenüber digitalen Medien
28
Förderschule 35 43 3 19
Wirtschaftsschule 33 49 4 14
Hauptschule 32 47 3 18
Grundschule 30 47 3 20
Fach-/Berufsoberschule 27 54 7 12
Realschule 23 56 5 16
Gymnasium 21 62 6 11
Lehrkräfte/ Fach insgesamt 28 52 5 15
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
ja, unbedingt ja, mit Einschränkungen nein, auf keinen Fall kann ich nicht einschätzen, k.A.
4.3 Schulleitungen
SITES-M1 Insgesamt liegen über die Einstellungen von Schulleitungen nur wenig
empirische Daten vor. Eine insgesamt positive Grundeinstellung gegenüber
digitalen Medien weisen die Befunde der Studie „Second Information Tech-
nology in Education Study” M-16 aus dem Jahr 1999 aus. Dort zeigten inter-
national die Schulleitungen eine tendenziell positive Einstellung im Hinblick
auf die Wirkungen auf Schülerleistungen, auf das Schulmanagement und
das lebenslange Lernen (vgl. Pelgrum/Anderson 1999). Dies scheint sich
auch gegenwärtig im Trend so fortzusetzen. So geben im Rahmen der Be-
fragung von IT works (vgl. Abschnitt 4.2) Lehrpersonen zu 62% an, dass
ihre Schulleitung den Einsatz von Computern wünsche.
Allerdings sind die Aussagen der Schulleitungen generell eher vorsichtig zu
interpretieren. Zum einen gehören sie in der Regel nicht zum Kreis der er-
fahrenen Nutzer, zum anderen sind sie aufgrund ihrer Leitungsfunktion ggf.
auch bestimmten Erwartungen im Sinne sozialer Erwünschtheit ausgesetzt.
4.4 Eltern
KIM-Studien Im Rahmen der repräsentativen Studie KIM -2005 (Kinder + Medien, Com-
puter + Internet) vom medienpädagogischen Forschungsverbund wurden
Eltern um Angaben zur Bedeutung verschiedener Medien bzw. Medienange-
bote für Kinder (6- bis 13-Jährige) gebeten. Dabei werden dem Computer
insbesondere unterhaltende und für die Schule unterstützende Funktionen
zugeschrieben, wohingegen dem Internet eher skeptisch begegnet wird.
6
Die von der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA)
durchgeführte Studie umfasst drei Teilstudien: Modul M-1 (1997-1999) als repräsentative
Schulstudie, Modul M-2 als qualitative Studie mit Fallstudien über innovative pädagogi-
sche Praxis mit IKT und Modul M-3 (2004-2007) (SITES 2006) als Schul-, Lehrer- und
Schülerstudie.
Einstellungen gegenüber digitalen Medien
29
Nahezu die Hälfte der Eltern glaubt, dass Kinder hier mit ungeeigneten Din-
gen konfrontiert werden können (vgl. Darstellung 4.9).
Computer Internet
fördern die Fantasie von Kindern 29 12
liefern Gesprächsstoff 44 26
Kinder lernen aus Medien 45 23
Einfluss auf Gewaltbereitschaft 28 31
Kinder haben Spaß 60 31
Eindruck vom wirklichen Leben 14 11
für Kinder spannend 44 30
Unterstützung für die Schule 58 30
um bei Freunden mitzureden 53 30
bieten Vorbilder 14 8
ungeeignete Dinge 26 48
Darstellung 4.9: Bedeutung der Medien für die Kinder – Angaben der Erziehungsberechtig-
ten (mpfs 2006, S. 57; Angaben in Prozent, n = 1203)
in der Verteilung (stimme voll und ganz zu/stimme weitgehend zu) zeigt
sich aber eine deutliche Verschiebung zugunsten einer vollen Zustimmung.
2000 38
2002 7 36
2003 9 39
2005 11 41
2000 74
2002 34 38
2003 31 41
2005 29 41
2000 86
2002 49 41
2003 48 39
2005 49 38
2000 93
2002 49 39
2003 47 41
2005 41 47
2000 88
2002 50 38
2003 51 36
2005 46 40
2000 90
2002 49 41
2003 48 42
2005 46 44
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
in Prozent
stimme voll und ganz zu stimme weitgehend zu schraffiert: stimme voll und ganz/ weitgehend zu
Darstellung 4.10: Bedeutung von Computer und Internet – Angaben der Erziehungsberech-
tigten7 (vgl. mpfs 2001, S. 47, n = 1228; 2002, S. 57, n = 1241; 2003a,
S. 57, n = 1201; 2006, S. 62, n = 1203; Angaben in Prozent)
7
Als Erziehungsberechtigte sind in den Studien von 2000, 2002 und 2003 jeweils die Müt-
ter befragt worden, in 2005 werden die Erziehungsberechtigten geschlechtsspezifisch
nicht mehr differenziert.
Einstellungen gegenüber digitalen Medien
31
In der unter 5.1 angesprochenen Studie zum Lernen mit Laptops von Rein-
mann/Häuptle wurden auch die Eltern nach ihren Erwartungen befragt (vgl. Laptop-
2006, S. 24). Dabei zeigt sich, dass mit der Hoffnung auf individuelle Förde- Studie
90
77
80
70
60 52
44 47
50 42 40
40 31 34 31
29
30 1916
15 16
20 11
6 6 8 10 8 10 8 6 10 6
10
5 2
10 2 0
0
individueller
Kind lernt
selbstständiger
Schulleistungen
werden besser
Arbeitsmarkt
Chancen auf
Kind kann
wird besser
gefördert
besser
werden
Kind wird
dem
ja, vorwiegend zum Teil nein, eher nicht weiß nicht keine Angabe
4.5 Studierende
Wenn auch Studierende nicht mehr zum Bereich der Schule gehören, so
lassen ihre Einstellungen zu digitalen Medien dennoch wichtige Erkenntnisse
über die Schulzeit hinaus zu.
Über entsprechende Einstellungen gibt eine Studie des Deutschen Studen-
tenwerks Aufschluss. In der repräsentativen Erhebung wurden Studierende Einstellun-
u.a. um Einschätzungen zu bestimmten Aussagen gebeten, die sich auf die gen von
lernförderlichen Eigenschaften von Computern bzw. von Softwareangeboten Studieren-
den
beziehen. Dabei zeigt sich, dass die Studierenden ambivalente Einschätzun-
gen zu Möglichkeiten und Grenzen computerbasierten Lernens haben (vgl.
Darstellung 4.12). Auf der einen Seite wird dem Computer in der Vermitt-
lung einzelner Inhalte eine hohe Nützlichkeit zugeschrieben, auf der ande-
ren Seite werden Möglichkeiten zur Motivierung und zur Förderung des
selbst gesteuerten Lernens deutlich skeptischer eingeschätzt. Jeder zweite
Befragte ist der Auffassung, dass die Kritikfähigkeit beim computerbasierten
Lernen zu wenig gefördert wird. Differenziert man die Studierenden nach
ihren PC-Kompetenzen, so zeigt sich, dass fast jeder zweite Studierende
8
Ergänzend sei darauf hingewiesen, dass sich die Einstellungen der Eltern von Nicht-
Notebook-Schülern nicht grundlegend unterscheiden.
Einstellungen gegenüber digitalen Medien
32
Für die Vermittlung mancher Lerninhalte kann der Computer sehr nützlich
23 14 41 40
sein
Beim Lernen mit dem Computer wird die Kritikfähigkeit der Lernenden zu
6 14 30 37 13
wenig gefördert
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
in Prozent
5 = stimme gar nicht zu 4= stimme weniger zu 3 = weder/noch 2 = stimme eher zu 1 = stimme völlig zu
MW des ƶ-
Typ: Einstellung zu Lernprogrammen
Scores in %
I (sehr) starke Zustimmung 1,0 - 2,5 32
II neutrale Haltung >2,5 -3,5 56
III (starke) Ablehnung >3,5 12
der jeweiligen universitären Lehre gesehen werden. Auch hier ist davon
auszugehen, dass fehlende Erfahrungen zu eher zurückhaltenden neutralen
Äußerungen führen. Dies kann nicht unbedingt als unentschlossene Haltung
interpretiert werden, sondern eher als eine realistische Äußerung, die sich
nicht in der einen oder der anderen Richtung auf Mutmaßungen stützen
möchte.
4.6 Zusammenfassung
Eine wichtige – wenn auch nicht hinreichende – Voraussetzung einer erfolg-
reichen Arbeit mit digitalen Medien in der Schule kann in einer positiven
Grundeinstellung gegenüber Neuen Medien gesehen werden. Eine solche
Stimmung lässt sich über Indikatoren erfassen, die z.B. nach der subjektiv
empfundenen Wichtigkeit der Arbeit mit dem Computer, dem Interesse für
Computer, der gesellschaftlichen Bedeutung von Computern für das Alltags-
oder Berufsleben oder nach vermuteten positiven oder negativen Wirkungen
fragen. Verschiedene Studien zeigen, dass die Schülerinnen und Schüler in
Deutschland eine insgesamt sehr positive Grundeinstellung gegenüber digi-
talen Medien haben. Dies gilt auch im internationalen Vergleich, wobei
allerdings deutliche Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen zu Gunsten
der Jungen bestehen. Unterschiede in den Einstellungen werden in Deutsch-
land in einem international vergleichsweise sehr hohen Prozentsatz durch
den Faktor Geschlecht aufgeklärt. Neben der wachsenden gesellschaftlichen
Relevanz von Computern und der damit verbundenen Notwendigkeit, kom-
petent mit ihnen umzugehen, sind für die Schülerinnen und Schüler die
Hoffnung auf eine Verbesserung des Unterrichts bzw. des Lernens und die
möglichen beruflichen Erfordernisse wichtige Aspekte, die sowohl digitale
Medien als bedeutsam erscheinen lassen als auch eine aufgeschlossene
Grundhaltung bewirken.
Ein insgesamt sehr positives Klima in Bezug auf den schulischen Einsatz von
digitalen Medien herrscht auch bei den Lehrpersonen. Übereinstimmend
werden tendenziell in vielen Studien die gesellschaftliche Bedeutsamkeit
und die berufliche Relevanz der Neuen Medien für die Schüler betont. Der
Förderung von Motivation, der Befähigung zu selbstständigem und projekt-
orientiertem Arbeiten sowie einer interessanten Unterrichtsgestaltung sind
digitale Medien nach Angabe vieler Lehrpersonen zuträglich. Dabei sind Leh-
rende mit Medienerfahrung in der Regel positiver eingestellt als unerfahre-
ne. Skeptischer werden von Lehrerinnen und Lehrern Möglichkeiten einge-
schätzt, die sich nicht auf Aspekte beziehen, die unmittelbar mit dem Medi-
um verbunden sind – etwa das eigenständige Arbeiten oder individuelle
Lernerfahrungen –, sondern auf die Anregung von kooperativem Arbeiten
mit Medien, die individuelle Förderung von Schülern oder die Entwicklung
sozialer Fähigkeiten mit Hilfe von Medien. Diese Ergebnisse deuten mögli-
cherweise darauf hin, dass Lehrerinnen und Lehrern in den Bereichen, in
denen die didaktischen Anforderungen relativ hoch sind (z.B. im Umgang
mit Heterogenität) entsprechende Erfahrungen und Vorstellungen noch feh-
len. Digitale Medien werden auch nicht grundsätzlich als unabdingbare Vor-
aussetzung eines guten Unterrichts gesehen, sondern eher als ein Potenzial,
das zur Bereicherung und Verbesserung von Unterricht beiträgt und das
auch genutzt werden soll. Die insgesamt positive Grundeinstellung wird of-
fensichtlich auch nicht durch eine bisher fehlende wissenschaftliche Evidenz
Einstellungen gegenüber digitalen Medien
34
5.1 Medienausstattung
Schüler-Computer-Relation
Als eine wichtige Kenngröße im Zusammenhang der Beschreibung der Aus- BMBF-
stattungssituation hat sich – auch im internationalen Kontext – die Relation Erhebungen
von Schülern zu Computern etabliert. Diese hat sich in den letzten zehn
Jahren in der Bundesrepublik deutlich verbessert. Im Jahr 1998 betrug das
Verhältnis von Schülern zu Computern nach einer Befragung der Computer-
koordinatoren (n=520) im Rahmen der bundesweiten Evaluation der Initia-
tive „Schulen ans Netz” noch 36:1 (vgl. Schulz-Zander et. al. 2000, S. 15). Schüler-
Seit dem Jahr 2001 führt das BMBF jährlich eine repräsentative Erhebung Computer-
Relation
der IT-Ausstattung allgemeinbildender und berufsbildender Schulen durch. national
Das Verhältnis von Schülern zu Computern betrug danach im Jahr 2005
11:1.
Der Anteil mobiler Computer verzeichnet zwar deutliche Zuwächse, spielte
bei einem Verhältnis von 117:1 im Jahr 2005 aber nach wie vor eine noch
vergleichsweise untergeordnete Rolle.
Die Qualität der Hardware ist insgesamt sehr unterschiedlich. So muss z.B.
bei den Angaben zur Schüler-Computer-Relation relativierend einbezogen
werden, dass es sich ungefähr bei jedem sechsten Rechner um einen nicht
multimediafähigen Pentium-PC (486er-PC oder Pentium bis 133 MHz oder
gleichwertig) handelt (vgl. BMBF 2005, S. 8 f.).
e-nitia-
tive.nrw Erhebungen innerhalb einzelner Bundesländer zeigen, dass sich z.T. länder-
spezifische Unterschiede ergeben. So weist beispielsweise der Evaluations-
bericht zur Arbeit der e-nitiative.nrw darauf hin, dass im Jahr 2002 die
Realschulen Nordrhein-Westfalens mit einem Schüler-Computer-Verhältnis
von 27:1 deutlich schlechter ausgestattet waren als im Bundesdurchschnitt
(14:1) (vgl. Rösner/Bräuer/Riegas-Staackmann 2004, S. 24).
Schüler-
Rückt man die bundesdeutsche Schüler-Computer-Relation in den internati-
Computer- onalen Kontext, so lässt sich zwar einerseits feststellen, dass das von der
Relation Kommission der Europäischen Gemeinschaft im Rahmen des „Aktionsplans
Inter-
national E-Learning” für das Jahr 2004 angestrebte Ziel eines Verhältnisses von fünf
bis fünfzehn Schülerinnen und Schülern je Multimedia-Computer erreicht
wurde (vgl. KOM 2001, S. 3). Andererseits lag die Bundesrepublik im Jahr
2003 im Vergleich zur durchschnittlichen Ausstattung der OECD-Staaten mit
einer Relation von 12,5 Schülern pro Computer (BMBF-Daten für 2003
14:1) auf Rang 24 von 28 9 der OECD-Staaten (vgl. OECD 2005, S. 27).
Länder mit dem günstigsten Schüler-Computer-Verhältnis im Jahr 2003
waren Liechtenstein (3,0:1), die USA (3,3:1) und Australien (3,6:1; vgl.
OECD 2006a, S. 98).
9
Grundlage bilden 30 OECD-Staaten, wobei von Frankreich und England keine Daten vor-
liegen.
Medienausstattung und -nutzung
37
Computer mit
2001 2002 2003 2004 2005
Internetzugang
Schulformen gesamt 23 58 65 68 68
Grundschule 10 31 42 45 47
Sekundarschulen I/II 25 64 70 72 72
Berufsbildende Schulen 26 64 74 77 78
Die Anbindung der Schulen ans Internet wurde in den meisten Schulen zu- Breitband-
anschlüsse
nächst über ISDN-Anschlüsse realisiert, die zunehmend durch Breitband-
Anschlüsse (xDSL) ersetzt werden. Im Jahr 2001 waren noch 94% aller In-
ternet-Anschlüsse in Schulen ISDN-Anschlüsse, im Jahr 2003 sank dieser
Anteil auf 77% gegenüber 15% bei den xDSL-Anschlüssen. Im Jahr 2005 ist
das Verhältnis mit 54% zu 52% fast ausgeglichen (vgl. BMBF 2005, S. 51;
Darstellung 5.4). Standleitungen werden nur von wenigen Schulen verwen-
det und machen bundesweit einen Anteil von 6% aller Internetanschlüsse
im Jahr 2005 aus, wobei den größten relativen Anteil die Berufsschulen mit
13% im Jahr 2005 haben (vgl. ebd.).
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
2001 2002 2003 2004 2005
Für den internationalen Vergleich muss man wiederum auf die im Rahmen
der PISA-Studie erhobenen Daten aus dem Jahr 2003 zurückgreifen. Der
Prozentsatz an Computern, die Internetzugang haben, liegt nach der Daten-
lage der PISA-Studie im Jahr 2003 bei 71% und damit unter dem OECD-
Durchschnitt von 78% (das BMBF gibt für 2003 einen Anteil von 70% in den
Medienausstattung und -nutzung
38
Sozioöko-
Computer für Taschen- Bücher für
nomischer Lernsoftware
Schularbeiten rechner Schularbeiten
Status
unteres
76% (58%) 33% (21%) 96% (86%) 70% (60%)
Viertel
zweites
93% (77%) 48% (37%) 99% (93%) 84% (77%)
Viertel
drittes
98% (87%) 61% (50%) 99% (95%) 92% (86%)
Viertel
oberes
99% (94%) 70% (66%) 100% (97%) 97% (95%)
Viertel
Nach der Analyse der häuslichen Ausstattung zeigt sich damit, dass im
Durchschnitt nur ein ganz geringer Teil der Kinder und Jugendlichen auf
Computernutzungsmöglichkeiten in der Schule außerhalb des Unterrichts
10
In den Index gehen der Bildungsabschluss der Eltern, die berufliche Position der Eltern
und die zu Hause verfügbaren materiellen Ressourcen (z.B. Bücher, Computer, eigener
Arbeitsraum, …) ein (vgl. OECD 2006a, S. 76).
Medienausstattung und -nutzung
40
Zufriedenheit mit der Medienausstattung zeigte sich zudem, dass der Grad
der Zufriedenheit mit der Einschätzung vorhandener Medienkompetenz in
den Kollegien zusammenhängt. „Nach ihrer Meinung reiche die vorhandene
Ausstattung aus, da weitere Ausstattung nicht mehr genutzt werden könne.
Ursächlich für diese Einschränkung ist den durchgeführten Interviews zufol-
ge fehlende Medienkompetenz der Lehrkräfte, die einen erweiterten Einsatz
und eine komplexere Handhabung von Medien behindere. Daran gemessen
reiche die vorhandene Ausstattung nach mehrfach geäußerten Meinungen
aus” (Rösner/Bräuer/Riegas-Staackmann 2004, S. 39). Verbesserungs-
wünsche beziehen sich aus der Sicht der Schulleitungen, der Lehrkräfte
sowie der Eltern weniger auf die Ausstattung mit besseren Geräten als
auf qualifizierte Fortbildungsmaßnahmen, eine professionelle Wartung und
einen zentralen Zugriff auf bewährte Software.
Diese Begründungen sind durchaus plausibel, bereits in früheren Unter-
suchungen hat sich gezeigt, dass die Mediennutzung positiv mit dem
Medienklima der Schule, mit der Sicherheit im Umgang mit Geräten und mit
der medienpädagogischen Ausbildung korreliert (vgl. Tulodziecki u.a. 2000,
S. 471 ff.).
5.2 Mediennutzung
Da der Grad der Ausstattung keine direkten Rückschlüsse über die Häufig-
keit der Nutzung der vorhandenen digitalen Medien zulässt, werden in die-
sem Abschnitt Daten zur Nutzungshäufigkeit dargestellt.
und Internet sowie zur Verwendung von Softwaretypen erfasst. Dabei wer-
den in einem Fragebogen pro Schule Daten über die Nutzungshäufigkeit er-
fragt. Die Angaben erfolgen vermutlich von Schulleitungen, IT-Beauftragten
oder anderen beauftragten Lehrpersonen, wobei die Studie hierzu keine
Auskunft gibt. In Bezug auf die Nutzungshäufigkeit wird unterschieden zwi-
schen häufigem Einsatz, gelegentlichem Einsatz und keinem Einsatz (vgl.
BMBF 2005, S. 20 ff.).
Betrachtet man die Nutzung des Computers in Grundschulen, so zeigt sich Computer-
für das Jahr 2005 dass ein häufiger Einsatz in den Fächern Mathematik nutzung
(47%), Deutsch (46%), in Arbeitsgemeinschaften (37%) und im Sachunter-
richt (24%) erfolgt. Fremdsprachen (10%), Naturwissenschaften (5%), Grund-
schulen
Kunst, Musik (2%) und Religion/Ethik (2%) haben in Bezug auf die häufige
Nutzung nur eine geringe Bedeutsamkeit. Bezieht man den gelegentlichen
Einsatz in die Betrachtung mit ein, so erhöht sich der Stellenwert der letzt-
genannten Fächer und es zeigen sich deutlich erhöhte Prozentsätze über
alle Fächer hinweg, jedoch bei ähnlich bleibender Rangfolge (vgl. BMBF
2005, S. 21; Darstellung 5.6).
In den Sekundarschulen I und II spielen das Fach Informatik (73%) und
Arbeitsgemeinschaften (48%) in Bezug auf eine häufige Computernutzung
Medienausstattung und -nutzung
42
Sekundar-
eine besondere Rolle. In den weiteren Unterrichtsfächern werden Computer
schulen deutlich weniger genutzt: Arbeitslehre, Wirtschaft, Technik (36%), Mathe-
matik (30%), Naturwissenschaften (24%), Deutsch (22%), Fremdsprachen
(18%), Gesellschaftswissenschaften (16%) und Sachunterricht, Kunst,
Musik, Religion/Ethik unter 10%. Bezieht man den gelegentlichen Einsatz in
die Betrachtung mit ein, so treten die Fächer Mathematik (90%), Deutsch
(85%) und Naturwissenschaften (84) – ähnlich wie in den Grundschulen –
ebenfalls an prominente Stelle in der Rangfolge (vgl. BMBF 2005, S. 21;
Darstellung 5.6).
Berufs- Ähnlich verhält es sich an berufsbildenden Schulen, wobei in Bezug auf den
bildende häufigen Einsatz der kaufmännische Bereich (48%) und der gewerblich-
Schulen
technische Bereich (43%) neben der Informatik (82%) eine bedeutsame
Rolle spielen. Unter Hinzunahme der gelegentlichen Nutzung gewinnen in
Erweiterung zu den bereits genannten Lernbereichen die Fächer Deutsch
(80%), Gesellschaftswissenschaften (77%), Fremdsprachen (76%), Mathe-
matik (75%) und die Naturwissenschaften (71%) an Bedeutung (vgl. BMBF
2005, S. 21).
Computer Internet
Deutsch 94 Sachunterrricht 74
Grund- Mathe 93 Deutsch 59
schulen Sachunterricht 87 Arbeitsgemeinschaften 51
Arbeitsgemeinschaften 62 Mathematik 41
Mathematik 90 Naturwissenschaften 78
Sekundar- Deutsch 85 Informatik 75
schulen Naturwissenschaften 84 Arbeitsgemeinschaften 75
Arbeitsgemeinschaften 81 Gesellschafts- 74
wissenschaften
Informatik 86 Informatik 84
Deutsch 80 Deutsch 77
Berufs-
Gesellschafts- 77 Gesellschafts- 76
schulen
wissenschaften wissenschaften
Fremdsprachen 76 Fremdsprachen 73
Internet- In Bezug auf die Internetnutzung liegen bei den Grundschulen die Fächer
nutzung Deutsch und Mathematik sowie der Sachunterricht und Arbeitsgemeinschaf-
ten in der häufigen und gelegentlichen Nutzung vorn. Dies sind die gleichen
Grund- Fächer, in denen auch der PC am häufigsten genutzt wird (in etwas anderer
schulen
Reihenfolge, vgl. Darstellung 5.6). Ein häufiger Einsatz findet nur in den
Arbeitsgemeinschaften (24%) und im Sachunterricht (19%) statt. Insge-
samt ist der Anteil der Grundschulen, die den Computer im Unterricht nut-
zen aber noch größer als der Anteil, der auch mit dem Internet arbeitet.
Etwa drei Viertel der Sekundarschulen nutzen das Internet häufig oder ge-
Sekundar- legentlich in den Naturwissenschaften, in Informatik, in den Gesellschafts-
schulen wissenschaften und in Arbeitsgemeinschaften. Vergleicht man dies mit dem
Computereinsatz, fällt auf, dass z.B. das Fach Informatik dort nicht unter
den vier erstgenannten Fächern ist. Nimmt man jedoch nur die Kategorie
Medienausstattung und -nutzung
43
KIM-Studien Schulische Nutzungshäufigkeit aus der Sicht der Schülerinnen und Schüler
Im Rahmen der KIM-Studie 2005 gaben 38% der Kinder zwischen 6 und 13
Jahren an, den Computer regelmäßig – d.h. mindestens einmal pro Woche –
in der Schule zu nutzen (vgl. mpfs 2005, S. 28). Dabei nimmt die Nut-
zungshäufigkeit mit dem Alter kontinuierlich zu, signifikante geschlechts-
spezifische Effekte bestehen nicht. In ebenso häufigem Umfang findet die
Computernutzung dieser Altersgruppe bei Freunden statt. Den wichtigsten
Ort der regelmäßigen Computernutzung stellt aber das Zuhause dar. 86%
der Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren nutzen den Computer regelmäßig zu
Hause. Dabei geben 49% der Kinder an, den Rechner auch regelmäßig für
schulische Zwecke zu nutzen, 44% nutzen regelmäßig Lernprogramme und
ein etwas geringerer Prozentsatz (40%) surft regelmäßig im Internet (vgl.
ebd., S. 29).
JIM-Studien In der Altersgruppe der Jugendlichen (12 bis 19 Jahre) geben in der eben-
falls vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest herausgege-
benen JIM-Studie (2005) 17% der Befragten an, digitale Medien im Unter-
richt mehrmals pro Woche oder täglich zu nutzen, 23% nutzen diese mehr-
mals pro Woche (vgl. mpfs 2006, S. 30). Schulformspezifisch ist die Nut-
zung in der Hauptschule am höchsten, gefolgt von Realschule und Gymna-
sium. Wie bei den Kindern spielt auch bei den Jugendlichen die tägliche oder
wöchentlich mehrmalige Computernutzung zu Hause die größte Rolle. Für
die Jungen beträgt der entsprechende Prozentsatz 82%, bei den Mädchen
liegt er bei 69%. Die starke häusliche Nutzung wird durch eine entspre-
chende eigene Ausstattung mit Geräten untermauert. Durchschnittlich be-
sitzen 57% der Jugendlichen einen eigenen Computer oder Laptop, wobei
die Jungen (65%) besser ausgestattet sind als die Mädchen (48%) (vgl.
ebd., S. 32). 37% der Jugendlichen arbeiten täglich oder mehrmals pro
11
MW = Mittelwert, SD = Standardabweichung
Medienausstattung und -nutzung
47
5.3 Zusammenfassung
Die Frage, inwieweit die mit der Integration digitaler Medien in den Unter-
richt verbundenen Erwartungen sich auch erfüllen und welche Lernszenarien
realisiert werden können bzw. wie eine solche Integration noch weiter ange-
regt und unterstützt werden kann, ist nicht zuletzt auch damit verbunden,
welche Infrastruktur an Schulen vorzufinden ist und wie diese genutzt wird.
Rein quantitativ gesehen ist die Ausstattung der Schulen in Deutschland in
den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Das Verhältnis Schüler zu Com-
puter hat sich von 17:1 im Jahr 2002 inzwischen auf 11:1 im Jahr 2005
verbessert. Dies gilt für stationäre Rechner, mobile Technologien spielen
derzeit rein zahlenmäßig noch eine untergeordnete Rolle, die Zuwachsraten
sind jedoch beträchtlich. Differenziert man nach Schularten, so ist die Aus-
stattung der Grundschulen etwas ungünstiger als die der Sekundarschulen,
am besten schneiden die Berufsschulen ab. Wenn auch inzwischen 99% der
deutschen Schulen mit Computern ausgestattet sind, so sind die Vernetzung
und Anbindung aller an den Schulen vorhandenen Rechner an das Internet
noch keine Selbstverständlichkeit. Der Anteil von Schulen mit einem server-
basierten Netzwerk liegt zwischen 83% bei den Berufsschulen, 86% bei den
Sekundarschulen und 54% bei den Grundschulen. Die Prozentsätze der mit
einem solchen Netzwerk verbundenen Rechner liegen bei 84%, 75% und
48%.
Die Anbindung der Schulen wurde bisher in der Regel über ISDN-Anschlüsse
realisiert. Hier setzen sich in den letzten vier bis fünf Jahren kontinuierlich
verstärkt Breitband-Anschlüsse durch (xDSL), so dass im Jahr 2005 nahezu
ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen beiden Anbindungsarten bestand.
Die Ausstattung an deutschen Schulen mit digitalen Medien konnte in den
letzten Jahren kontinuierlich verbessert werden, so dass inzwischen auch
gewisse Mindeststandards der EU von allen Schulformen erreicht sind. Den-
noch liegt Deutschland im internationalen Vergleich noch weit zurück, O-
ECD-Studien zufolge im Jahr 2003 auf den hintersten Rängen.
Deutlich über dem OECD-Durchschnitt liegt die häusliche Verfügbarkeit von
Computern. 83% der Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren hatten im Jahr
2005 Zugriff auf einen Computer zu Hause, für Jugendliche liegt der Pro-
zentsatz bei 98% (im Jahr 2003 hatten 96% der Jugendlichen im Alter von
15 Jahren Zugriff auf einen häuslichen Computer, der OECD-Durchschnitt
lag bei 85%). Während durchschnittlich 12% der Kinder im Jahr 2005 be-
reits einen eigenen Computer besaßen, trifft dies für 57% aller Jugendliche
zu, wobei die Chance auf ein eigenes Gerät vom sozioökonomischen Hinter-
grund beeinflusst wird.
Gemessen am Stand der Technik und an der für eine unterrichtliche Integ-
ration wünschenswerten Infrastruktur, stellt sich die Situation an deutschen
Schulen nicht überzeugend dar. Dennoch besteht eine vergleichsweise hohe
Zufriedenheit der Lehrpersonen mit der Ausstattung. Qualitative Ergebnisse
deuten darauf hin, dass diese Einschätzungen vermutlich darauf zurückzu-
führen sind, dass viele Lehrpersonen sich die Nutzung einer umfangreiche-
ren Ausstattung aufgrund ihrer mediendidaktischen und medienpädagogi-
schen Kompetenzen (noch) nicht zutrauen. Entsprechend gehen Wünsche
weniger in Richtung Ausstattung als in Richtung Fortbildung.
In Bezug auf die Nutzung von Computer und Internet im Unterricht kann
insgesamt auch noch von keiner selbstverständlichen Integration digitaler
Medien in den Unterricht gesprochen werden, wenngleich auch hier die Nut-
zungsdaten in den letzten Jahren zunehmen. In den Grundschulen erfolgt
Medienausstattung und -nutzung
49
ein häufiger Computereinsatz vor allem in den Fächern Deutsch und Mathe-
matik sowie in Arbeitsgemeinschaften, wobei vorrangig Lernsoftware und
multimediale Nachschlagewerke zum Einsatz kommen. In den Sekundarstu-
fen I und II ist ein häufiger Einsatz digitaler Medien vor allem im Fach In-
formatik und in Arbeitsgemeinschaften zu finden, gefolgt von technischen,
naturwissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fächern. An Software werden
vor allem Werkzeuge, Präsentationsprogramme und Programmiersprachen
verwendet. In den Berufsschulen spielen bei der häufigen Nutzung der kauf-
männische Bereich, der gewerblich-technische Bereich und die Informatik
eine besondere Rolle. Entsprechend kommt auch branchenspezifische Soft-
ware zum Einsatz; insgesamt ist die Nutzung verschiedener Softwareange-
bote im Vergleich zu den anderen Schultypen höher. Berücksichtigt man
auch die gelegentliche Nutzung, werden die Nutzungsdaten insgesamt hö-
her und weitere Fächer treten hinzu.
Die Internetnutzung ist im Vergleich zum Computer in der Grundschule
noch geringer. Häufiger Einsatz erfolgt im Sachunterricht und in Arbeitsge-
meinschaften, gefolgt von den Fächern Deutsch und Mathematik. In etwa
drei Viertel der Sekundarschulen nutzen das Internet häufig oder gelegent-
lich in den Naturwissenschaften, in Informatik, in den Gesellschaftswissen-
schaften und in Arbeitsgemeinschaften. Auch hier überwiegt die Nutzung
des Computers gegenüber der Internetnutzung. In den berufsbildenden
Schulen ist die Rangfolge der Fächer, in denen häufig oder gelegentlich
Computer oder Internet eingesetzt werden, jeweils gleich. Relativ ähnlich
hohe Anteile von Schulen geben an, in den Fächern Informatik und Deutsch
sowie in den Gesellschaftswissenschaften und in den Fremdsprachen Com-
puter bzw. Internet einzusetzen. Im Zeitraum von 2003 bis 2005 ist die
Computernutzung in den Schulen insgesamt in allen Fächern gestiegen, in
den Naturwissenschaften und in den Fremdsprachen konstant geblieben.
Die Internetnutzung hat – über alle Schulen gesehen – in allen Fächern zu-
genommen.
Mit Blick auf die Lehrpersonen stellt sich die Verwendung digitaler Medien
im Unterricht so dar, dass im Jahr 2003 insgesamt knapp die Hälfte der
Lehrpersonen Computer häufig oder gelegentlich im Unterricht einsetzen,
das Internet verwendet ein Drittel der Lehrerschaft an allgemeinbildenden
Schulen häufig oder gelegentlich. Allerdings geben die Lehrpersonen an, in
Zukunft Medien verstärkt einsetzen zu wollen. 72% wollen häufiger mit dem
Internet arbeiten, 68% mit dem PC. Dennoch beläuft sich der Anteil der
Lehrerinnen und Lehrer, die z.B. digitale Medien im Fachunterricht noch gar
nicht eingesetzt haben, auf bis zu 50%. Neben schul- und bundeslandspezi-
fischen Unterschieden muss allerdings bei solchen Daten beachtet werden,
dass es in vielen Fällen keine genauen Festlegungen für eine häufige oder
seltene Nutzung gibt. In der Tendenz zeigen die empirischen Daten, dass je
nach Schulart eine Kerngruppe im Umfang von 10% bis 30% der Lehr-
personen zu den regelmäßigen Anwendern digitaler Medien im Unterricht
gehört. Solche Gruppen stellen auch die hauptsächlichen Nutzer von Online-
Angeboten für Lehrer dar. Über 90% von ihnen nutzen den Computer auf-
grund der damit verbundenen Vorteile täglich oder mehrmals pro Woche für
die Vor- und Nachbereitung des Unterrichtes und über die Hälfte setzt den
Computer auch täglich oder mehrmals pro Woche im Unterricht ein.
Einer in der Breite insgesamt noch geringen Nutzung digitaler Medien im
Unterricht steht eine bei Kindern und Jugendlichen häufige Computernut-
zung zu Hause gegenüber. In der Altersgruppe zwischen 6 und 13 Jahren
Medienausstattung und -nutzung
50
12
Zum ESCS vgl. Fußnote 10 in Abschnitt 5.1
Wirkungen digitaler Medien
52
Mathematische Kompetenz
Computer zuhause
verfügbar 519 (514) Unterschied 79 Pkte., nach ESCS-
Computer zuhause nicht 440(453) Bereinigung 32 Pkte. (signifikant)
verfügbar
Computer in der Schule
verfügbar 520 (506) Unterschied 8 Pkte., nach ESCS-
Computer in der Schule 512 (480) Bereinigung -4 Pkte. (nicht signif.)
nicht verfügbar
- Schüler, die über eine längere Erfahrung im Umgang mit Computern ver-
fügen, erreichen bessere Testwerte in Mathematik als diejenigen, die nur
über geringe oder keine Erfahrung verfügen.
Computererfahrung
1-3 Jahre 3-5 Jahre > 5 Jahre
Differenz in PISA-Testwerten Mathematik
(nach ESCS-Bereinigung)
weniger als 1 Jahr
Computererfahrung -56 (-34) -92 (-57) - 97 (-55)
- Die Schüler, die den Computer in der Schule in mäßigem Umfang und zu-
hause häufig nutzen, erreichen auch die höchsten Testwerte in Mathe-
matik. Dieser Zusammenhang ist nicht signifikant (vgl. auch Schleicher
2006, S. 61).
- Zwischen der Häufigkeit der Computernutzung zu Hause und den PISA-
Testwerten in Mathematik besteht ebenfalls ein positiver, nichtlinearer
Zusammenhang, der signifikant ist.
- Die Schüler, die das Internet und Computerspiele bzw. Lernsoftware und
Standardprogramme in mittlerem Umfang nutzen, erreichen die ver-
gleichsweise höchsten Testwerte in Mathematik und beim Lesen.
Wirkungen digitaler Medien
53
PISA-Testwerte Mathematik
530
520
510
500
490
480
470
unteres Viertel zweites Viertel drittes Viertel oberes Viertel
530
PISA-Testwerte Lesen
520
510
500
490
480
470
460
450
unteres zweites drittes Viertel oberes Viertel
Viertel Viertel
Nutzergruppen nach Häufigkeit
Auf den ersten Blick legen die Ergebnisse dieser Studie den Eindruck posi-
Auswertungs-
tiver Auswirkungen der Nutzung digitaler Medien auf die Schulleistungen problematik
nahe, die Daten sind in mehrfacher Hinsicht jedoch vorsichtig zu inter-
pretieren.
a) Zum einen handelt es sich bei den berechneten Daten um Korrelationen
zwischen einzelnen Items, die keinerlei Aussagen über mögliche ursäch-
liche Zusammenhänge zulassen. Dementsprechend ist es zulässig zu
sagen, dass eine gemäßigt häufige Nutzung von Lernsoftware mit hohen
Schulleistungswerten einhergeht, unzulässig ist jedoch beispielsweise die
Aussage, dass eine häufige Nutzung von Lernsoftware sich ungünstig auf
die Schulleistung auswirke. Die Ergebnisse sind in erster Linie geeignet,
Wirkungen digitaler Medien
54
Darstellung 6.5: Häufige Nutzung von Lernsoftware und PISA-Rang (vgl. OECD 2006a,
S. 106)
Mit Bezug auf die generelle Nutzung von Computern kann auch vermutet
werden, dass die vor dem Computer verbrachte Zeit zu Lasten effektiver
Lernzeit geht und daher eine nur moderate Nutzung zwischen einmal
wöchentlich oder nur einmal im Monat mit den höchsten PISA-Testwerten
einhergeht.
In der Interpretation der Ergebnisse weist auch die OECD darauf hin, eine
stärker prozessbezogene Sichtweise zur Aufklärung der Zusammenhänge
einzunehmen: „If high amounts of computer usage at school are not as-
sociated with the better performing students, teachers may need to look
more closely at the manner of this usage. Stronger supervision and struc-
tured lessons, involving the setting of concrete tasks to be achieved using
computers, may improve their impact on performance” (OECD 2006a,
S. 64).
Das Beispiel macht deutlich, dass es wenig gewinnbringend ist, über
Ursachen zu spekulieren, sondern wesentlich sinnvoller, theoriegeleitet
nach möglichen Ursachen bzw. Zusammenhängen zu suchen und diese
dann einer empirischen Überprüfung zu unterziehen (vgl. Abschnitt 6.5).
Mit Bezug auf den möglicherweise kontraproduktiven Einsatz von digita-
len Medien im Unterricht gibt es beispielsweise Hinweise darauf, dass die
Handlungsmuster von Lehrpersonen einen deutlichen Einfluss auf die
Lernwirksamkeit von Software haben und eine Übertragung tradierter
Wirkungen digitaler Medien
55
13
Eine solche Kontrollvariable in Form des sozioökonomischen Status ESCS ist auch in die
Auswertung der PISA-Daten von 2003 einbezogen worden (vgl. OECD 2006a). Dort hat
sich gezeigt, dass die Korrelationen deutlich sinken bzw. sogar negativ werden (vgl. OECD
2006a, S. 117).
Wirkungen digitaler Medien
56
Ressourcenausstattung
keine Kontrollvariablen
Multivariate
familiären Hintergrund
Schülereigenschaften
Korrelatio-
Länderunterschiede
Schuleigenschaften
Kontrolle für
schulische
weitere
5
Effekte auf die PISA-Leistung (Math.)
-15 -31,8
-20 -40,7
-25
-30
-35
-40
-45
In der Tendenz ähnlich bleibt bei Einbezug der o.g. Kontrollvariablen der
Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der Computer- bzw. Internetnut-
zung und den Schulleistungen in Form eines umgekehrten „U” (vgl. Darstel-
lung 6.7). Eine mögliche Erklärung dieses signifikanten Zusammenhangs
sehen die Autoren in einem moderaten optimalen Nutzungsniveau, das bei
Überschreitung möglicherweise wirkungsvollere klassische Formen der Un-
terrichtsgestaltung verdrängt. Eine andere Erklärung basiert auf der mög-
lichen selektiven Verwendung von Computer und Internet in der Schule in
Abhängigkeit von den Lernvoraussetzungen. Wenn Lehrpersonen nur dann
IKT im Unterricht einsetzen, wenn sie meinen, dass die Klasse damit auch
umgehen kann, können systematische Verzerrungen entstehen, indem z.B.
Leistungen der schwachen Schüler auf fehlende Computernutzung zurück-
geführt werden anstatt andersherum (vgl. Fuchs/Wößmann 2005, S. 9).
Wirkungen digitaler Medien
57
1
Effekte auf die PISA- 0
-1
-2 -1,9
Leistungen
-3
-4 -3,7
-5
-6 -6,3
-7 -6,7
-8
niemals o der sehr selten bis zu mehrmals pro M o nat mehrmals pro Wo che
C omputernutzung Internetnutzung
Die Studie von Fuchs/Wößmann macht deutlich, dass eine vorschnelle In-
terpretation bivariater Zusammenhänge zu irrtümlichen Aussagen führen Multivariate
kann. Korrelatio-
nen
Allerdings ist auch die Anwendung multivariater Verfahren nicht in jedem
Fall unumstritten. So weist die OECD die Kritik am „methodischen Analpha-
betismus” zurück und weist darauf hin, dass das in den Analysen von Fuchs/
Wößmann verwendete Regressionsmodell nicht angemessen sei und wichti-
ge Variablen, z.B. die Dauer der Erfahrung mit Computern, nicht einbezogen
worden seien (vgl. Schleicher 2006; Wagner 2006, S. 59).
Allerdings sind die Befunde von Fuchs/Wößmann auch nicht so auszulegen,
dass der Einsatz von Computern in der Schule nun insgesamt nicht sinnvoll
sei. Dies sehen auch die Autoren so: „Sie [die Ergebnisse] verdeutlichen Diskussion
allerdings, dass ein solches positives Potenzial beim bisherigen Einsatz in
der Schule nicht ausgeschöpft wurde und die Computernutzung zu Lehrzwe-
cken vermutlich andere effektive Unterrichtsformen verdrängt hat. In dieser
Hinsicht scheint es geboten, vor einem großflächigen Einsatz von Compu-
tern in Schulen eine effektive Einsatzmöglichkeit von Computern im Unter-
richt zu finden und deren Wirksamkeit in Feldstudien zu verifizieren” (2005,
S. 9).
Die Diskussion um mögliche Schieflagen in der Auslegung der Datenanalyse
ist noch nicht abgeschlossen. Zu berücksichtigen ist dabei auch eine grund-
sätzlich unterschiedliche Grundeinstellung gegenüber digitalen Medien.
Während die OECD davon ausgeht, dass digitale Medien einen kulturellen
Wandel bedeuten und ihnen dementsprechend – unabhängig von ihrem Ein-
fluss auf Schulleistungen – einen hohen Stellenwert als Kulturtechnik mit
entsprechenden Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt zuschreiben, geht das
ifo-Institut davon aus, dass die Fähigkeit der Computernutzung ursächlich
keine Erträge auf dem Arbeitsmarkt erbringe (vgl. Fuchs/Wößmann 2005,
S. 3). Vor dem Hintergrund solcher Grundannahmen wird deutlich, dass
Argumentationslinien zur Relevanz digitaler Medien in der Schule deutlich
unterschiedlich verlaufen und zum Teil eng geführt werden (vgl. auch Wöß-
mann 2006; Schleicher 2006).
Wirkungen digitaler Medien
58
Evaluationsgruppe Evaluationsgruppe
Kontrollgruppe, n = 28 (Computer), n= 28 (Papier), n = 28
Inhalt (Note 1-6) MW= 3.3 (SD = .95) MW = 2.64 (SD = .90) MW = 3.18 (SD = .84)
Aufbau (Note 1-6) MW = 3.49 (SD = .77) MW = 3.03 (SD = .87) MW = 3.42 (SD = .94)
Ausdruck (Note 1-6) MW = 3.20 (SD = .87) MW = 2.68 (SD = .90) MW = 3.17 (SD = .81)
Sprachliche Richtigkeit MW = 4.27 (SD = 2.03) MW = 3.11 (SD = 2.11) MW = 2.96 (SD = 1.76)
(Fehler x 100/Wortzahl)
Wortzahl MW = 323 (SD = 103.48) MW = 420 (SD = 108.93) MW = 323 (SD = 100.27)
Evaluationsgruppe Kontrollgruppe, n = 28
(Papier), n = 28
Evaluationsgruppe Inhalt Ausdruck Inhalt Ausdruck
(Computer), n= 28 Wortzahl Aufbau sprachl. Richtigkeit
Wortzahl
Vergleicht man die Ergebnisse der Laptop-Studie mit Studien aus den
1980er- und 1990er-Jahren, so sind die nachgewiesenen Effekte wesent- Rahmenbe-
licher deutlicher. Dies lässt sich vermutlich auf die günstigeren Rahmen- dingungen
bedingungen zurückführen (vgl. Schaumburg 2006, S. 42 f.). Die Schüler
hatten eigene Geräte zur Verfügung, die sie langfristig und kontinuierlich
nutzen konnten und die Textverarbeitungsprogramme sind weit anwender-
freundlicher geworden und verursachen kaum Probleme im Umgang. Inso-
fern ist bei der Frage nach lernförderlichen und leistungssteigernden Effek-
ten immer auch zu berücksichtigen, inwiefern sich neue Technologien und
entsprechende Softwareprodukte als routinisierte Praxis etabliert haben und
nicht durch softwareergonomische Probleme oder sporadische Nutzung zu
Artefakten oder irreführenden Ergebnissen führen.
Interessant ist darüber hinaus die beabsichtigte Weiterführung der Studie
(vgl. ebd.), in der die Ergebnisse zum Anlass genommen werden, stärker
den Schreibprozess selbst in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken und
darüber die Ursachen für das bessere Abschneiden der Laptop-Klassen noch
eindeutiger zu identifizieren (vgl. dazu auch Abschn. 6.5).
Weitere Studien
Im Modellversuch „Selbstlernen in der gymnasialen Oberstufe – Mathe-
Modellver- matik” (SelMa) in den Jahren 1999-2003 in NRW stand die Frage im Vor-
such SelMa
dergrund, wie Mathematikunterricht zu gestalten ist, um Eigentätigkeit und
selbstreguliertes Lernen mit digitalen Medien zu fördern (vgl. Schulz-
Zander/Preussler 2005, S. 214). Im Rahmen des Modellversuchs wurden
didaktische Szenarien und Materialien für Selbstlernphasen im Mathematik-
unterricht entwickelt und in zehn Schulen erprobt. Für die Bearbeitung von
Aufgaben wurden insbesondere Computer-Algebra-Systeme bzw. grafikfähi-
ge Taschenrechner verwendet. Die der Untersuchung zugrunde liegende
Stichprobe ist nicht repräsentativ und umfasst 712 Schüler (quantitative
Befragung) sowie verschiedene Stichproben für die Aufnahme qualitativer
Daten (vgl. im Detail Büchter/Preussler/Schickhaus/Schulz-Zander 2002,
S. 16 ff.).
Die Ergebnisse weisen für den empfundenen Lernerfolg nur vergleichsweise
geringe Skalenwerte auf (vgl. Darstellung 6.10). Am förderlichsten werden
die Eigenschaften der Veranschaulichung und die Möglichkeiten der Aneig-
nung neuer Themen eingeschätzt. Ein höherer Lernerfolg aufgrund der
Medien wird eher skeptisch gesehen. Eine gegenpolige Aussage „Mit den
Neuen Medien dauert alles viel länger, so dass ich letztlich viel weniger in
Mathe gelernt habe” findet durchschnittlich teilweise Zustimmung (Mittel-
wert 3,1 auf einer 5-stufigen Skala von 1=„trifft gar nicht zu” bis 5=„trifft
voll und ganz zu” (vgl. S. LV).
Wenn diese Ergebnisse auch zunächst eine insgesamt sehr geringe Wirkung
Leistungs- des Medieneinsatzes auf den Lernerfolg ausweisen, so klärt sich das Bild,
differenzen
wenn einzelne Variablen kontrollierend hinzugezogen werden. So korrelieren
die Skalen „Förderung Verständnis und Motivation durch Medien” und
„Selbstständigkeit” mit einem Koeffizienten von U=0.573 (vgl. S. LXXXII).
Dies ist ein Hinweis darauf, dass insbesondere die Schülerinnen und Schü-
ler, die über ausgeprägtere Fähigkeiten zur Selbstregulation verfügen, auch
am stärksten vom Medieneinsatz profitieren. Eine negative Korrelation zwi-
schen dem empfundenen Lernerfolg und dem Wunsch, mehr Hilfe durch die
Lehrperson zu erhalten, bestärkt dies. Darüber hinaus zeigen leistungsstar-
ke Schüler auch höhere Werte in der Einschätzung ihrer medienbezogenen
Fähigkeiten (vgl. S. LXXXIX).
Leistungsschwächere Schüler fühlen sich signifikant häufiger im Unterricht
überfordert und führen dies auf kumulative Effekte zurück, die durch über-
wiegend neue Inhalte, neue Methoden des Selbstlernens und die – häufig
erstmals erfahrene – Arbeit mit digitalen Medien entstehen (vgl. Schulz-
Zander/Preussler 2005, S. 224 f.).
Wirkungen digitaler Medien
61
Ich habe das Gefühl, dass ich die 2,29 (n=701) Neuen Stoff eigne ich mir am liebsten selbst 3,29 (n=685)
mathematischen Probleme besser verstanden mit neuen Medien an
habe
Ich kann meinen Lernfortschritt jetzt besser 2,41 (n=699) 2,96 (n=676)
Neue Medien machen den Stoff interessanter
kontrollieren
Das Arbeiten mit den Neuen Medien hat 1,96 (n=603)
meine Klausurnote verbessert Mit neuen Medien konnten mathemat. 3,18 (n=682)
2,66 (n=703) Modelle besser veranschaulicht werden
Ich kann meinen Leistungsstand bei dieser
Art zu lernen sehr gut selbst einschätzen
Skala: 1= trifft nicht zu, 2= trifft eher nicht, zu 3 =trifft teilweise zu, 4= trifft weitgehend zu, 5= trifft voll und ganz zu
IPSO Unter dem Titel „Innovative Praktiken mit Neuen Medien in Schulunterricht
und -organisation (IPSO)” nahmen das Institut für Schulentwicklungsfor-
schung (IFS), Dortmund, und das Institut für Film und Bild in Wissenschaft
und Unterricht (FWU), Grünwald, an jeweils einer internationalen Studie
teil, die im einen Fall die Rolle der Neuen Medien in der innovativen Schul-
organisation (OECD/CERI-Programm „ICT and the Quality of Learning”), im
anderen Fall den innovativen Einsatz der Neuen Medien im Unterricht unter-
suchte („Second Information Technology in Education Study – Modul 2”
(SITES-M2). In der vom FWU verantworteten Teilstudie „Case Studies of
ICT and School Improvement” wurden fünf Fallschulen untersucht. Als In-
strumente fanden Interviews mit verschiedenen Beteiligten, Fragebögen
und Unterrichtsbeobachtungen Anwendung.
Die Ergebnisse der Studie können insgesamt als mit den bisher berichteten
Daten vergleichbar angesehen werden. Im Hinblick auf die Veränderungen
von Fachleistungen kommen die Autoren zu der Einschätzung, dass leis-
tungssteigernde Wirkungen des Medieneinsatzes nur teilweise bei den un-
tersuchten Schulen erreicht werden konnten. Diese seien am ehesten auf
das selbstgesteuerte und individualisierte Arbeiten mit Lernprogrammen
und auf die erhöhte Motivation zurückzuführen (vgl. Haass/Seeber/
Weininger o.J., S. 4 f.). Allerdings werden auch Effekte berichtet, dass die
intensivere Beschäftigung mit Neuen Medien grundsätzlich in der Gefahr
stehe, die Standards zu senken, weil reguläre Unterrichtsinhalte nicht in
zeitlich ausreichendem Maße bearbeitet würden. Darüber hinaus seien qua-
litative Einbußen der Lernergebnisse beobachtet worden, weil Schüler Lern-
inhalte z.B. aus dem Netz unkritisch übernehmen (vgl. ebd.). Die letztge-
nannten Effekte werden allerdings weniger als grundsätzliche Einwände ge-
gen den Einsatz Neuer Medien verstanden: „Man könnte vermuten, dass mit
einer kontinuierlichen Fortführung der Implementierung Neuer Medien eine
Leistungssteigerung von Schülerniveaus möglicherweise realisiert werden
könnte” (S. 5).
14
Auf einer fünfstufigen Skala (1 = trifft gar nicht zu … 5 = trifft völlig zu) wurden die Mit-
telwerte MW2002=2,9 (n=1300) und MW2003=3,0 (n=1048) ermittelt (vgl. ebd., S. 57).
15
Mittelwerte MW2002=3,2 (n=1040) und MW2003=3,3 (n=953) (vgl. ebd., S. 79).
Wirkungen digitaler Medien
63
Vor dem Hintergrund ökonomischer Bemühungen, das Lernen von benach- Studie
teiligten Schülern mit Hilfe von Computern zu unterstützen, berichten Leu- von Leuven
et al.
ven et al. (2004) über eine niederländische Initiative, in der Schulen mit
Sondermitteln zur Unterstützung im IKT-Bereich ausgestattet wurden. In
einer quasi-experimentellen Studie wurden zwei Gruppen von Schulen ge-
bildet, die sich durch die Anzahl von benachteiligten Schülern unterschieden
Investitionen
und von denen eine Schule die genannten finanziellen Mittel bekam. und
Als abhängige Variable wurden die Schulleistungen in den Bereichen Spra- Schulleistung
che (Schreiben, Lesen, Wortkunde, …), Arithmetik (Zahlenverständnis,
Kopfrechnen, Prozentrechnung, Umgang mit Einheiten, …) und Informati-
onsverarbeitung (Umgang mit Texten und anderen Informationsquellen,
Verständnis nicht linearer Texte, …) gemessen. Die Ergebnisse der Tests
weisen negative Zusammenhänge zwischen Investitionen und Lernleistun-
gen aus, die teilweise signifikant sind und zu mehreren Messzeitpunkten
bestehen blieben, so dass Kurzzeiteffekte ausgeschlossen werden konnten
(vgl. S. 23). Aus einer zusätzlichen Befragung der Schulen konnte geschlos-
sen werden, dass die zur Verfügung gestellten Mittel in Software und für
Internetverbindungen investiert wurden, nicht in Hardware – so dass sich
die beiden Gruppen diesbezüglich nicht unterschieden. Allerdings konnte in
Selbststeue-
der Versuchsgruppe ein signifikanter Anstieg der Zeit, die die Schüler am rung, Indi-
Computer verbringen, um durchschnittlich 50 Minuten pro Woche nachge- vidualisierung,
wiesen werden. Leuven et al. resümieren die Ergebnisse: „Our findings for Motivation
the effects of the computer subsidy indicate that extra funds for computers
and software do not have positive impact on pupils’ achievement and seem
to have negative effect on language and arithmetic scores” (S. 24).
Ähnliche (negative) Effekte finden sich auch in einer Studie von Angrist und
Lavy (2002), in der ebenfalls der Zusammenhang zwischen der Einführung
von Computern und Schulleistungen in Mathematik untersucht wurden. Als
mögliche Erklärung wird in beiden Studien darauf verwiesen, dass die
Unterrichtsmethoden im Zusammenhang mit der Verwendung von Compu-
ter und Internet weniger effektiv seien als die anderen (ohne Medien-
verwendung).
Die zitierten Studien verweisen auf ein weiteres Problem bei der Analyse
von Wirkungen Neuer Medien im Unterricht. Während beispielsweise bei der Diskussion
OECD-Studie „Are students ready for a technology-rich world?” sich die feh-
lende Berücksichtigung wirksamer Variablen als Problemlage erwies, sind
Studien der zuletzt zitierten Couleur unsensibel gegenüber den eigentlich
entscheidenden Lernaktivitäten und didaktischen Umgebungen. So mutet es
zum Teil sogar banal an, dass eine getätigte Investition nicht unmittelbar
Effekte in Form von Leistungsveränderungen zeitigt. Selbst im Falle eines
positiven Zusammenhangs zwischen Investitionen im IT-Bereich und Schul-
bzw. Fachleistungen wäre die Frage nach den ursächlichen Faktoren nicht
automatisch geklärt.
Wirkungen digitaler Medien
64
Neben den genannten Studien gibt es eine Vielzahl weiterer Arbeiten zur
Frage der Lernwirksamkeit von Neuen Medien. Übersicht bieten hier vor
allem Metastudien, die durchschnittliche Effektstärken (vgl. Abschnitt 2.2)
angeben. Allerdings sind auch solche Metaanalysen (vgl. z.B. Kulik/Kulik
1991; Fletcher-Flinn/Gravatt 1995; Christmann/Badgett/Lucking 1997;
Christmann/Badget 2000) nicht unproblematisch, wenngleich sie in der
Regel leichte Vorteile der computerbasierten Instruktion gegenüber der tra-
ditionellen Instruktion ausweisen. Häufig ist nicht erkennbar, um welche Art
von Treatment es sich gehandelt hat oder welche Art von Software Verwen-
dung fand. So ist beispielsweise in älteren Studien davon auszugehen, dass
gerade Übungs- und Lehrprogramme zum Einsatz kommen. Zudem ist den
Studien nicht konsistent zu entnehmen, welche Art des Lernfortschritts
gemessen wurde.
16
Einschränkend weisen die Autoren aber darauf hin, dass das Ausgangsniveau nicht erho-
ben werden konnte. Ergänzende Interviews lassen aber darauf schließen, dass Versuchs-
und Kontrollgruppe zu Beginn der Untersuchung über vergleichbare Voraussetzungen ver-
fügten (vgl. S. 135).
Wirkungen digitaler Medien
65
rung von Notebooks auch die Gesamtkosten der Schulträger gesenkt wer-
den.
Für das Projekt liegen derzeit erst Zwischenergebnisse zu einzelnen Aspek-
ten vor. In einer ersten Zwischenevaluation auf der Basis von qualitativen
Interesse Interviews mit 24 Lehrpersonen aus 13 beteiligten Schulen deutet sich an,
und dass die Veränderungen im Kontext des Einsatzes von Notebooks auf der
Motivation
Seite der Schüler deutlicher sind als auf der Ebene des Unterrichts (vgl.
Schaumburg/Tschackert/Prasse 2006, S. 4). Lehrerinnen und Lehrer neh-
men die Schüler als interessierter, motivierter, selbstständiger und konzent-
rierter arbeitend wahr. Darüber hinaus äußern sie den Eindruck, dass sich
der Einsatz von Notebooks förderlich auf die Aneignung von Bedienungs-
kompetenzen und auf die sozialen Kompetenzen auswirke (vgl. ebd.).
Differenzierter stellen sich die Beobachtungen im Hinblick auf Methoden-
Informa- kompetenz und Informationskompetenz dar. Veränderungen in diesen Kom-
tions- und petenzen beobachten vor allem die Lehrpersonen, die z.B. die Informations-
Methoden-
kompetenz
suche auch zum expliziten Unterrichtsgegenstand machen. Ähnliches gilt für
die Methodenkompetenz (d.h. Arbeits-, Lern- und Präsentationstechniken),
die ebenfalls vorrangig bei den Schülern als verbessert wahrgenommen
wird, die im Unterricht in Teams gearbeitet und Ergebnisse in der Klasse
präsentiert haben (vgl. ebd.). Wird das Notebook eher als „Heftersatz” ver-
wendet, vermuten die Lehrpersonen Verbesserungen in der Methoden-
kompetenz eher in der Persönlichkeit der Schüler als in der Unter-
richtsgestaltung.
Die Ergebnisse dieser Evaluation sind als vorläufig zu bezeichnen und noch
nicht hinreichend belastbar. Dennoch geben sie Hinweise auf mögliche posi-
tive Effekte, wie sie auch in anderen Studien berichtet werden, und lassen
erkennen, dass die Form der didaktischen Gestaltung von Unterricht und die
spezifischen Lernaktivitäten der Schülerinnen und Schüler für einen weite-
ren Aufschluss über Wirkungen im überfachlichen Bereich bedeutsam sind.
Weitere Ergebnisse
In der Evaluation der ersten Phase des Projektes „Schulen ans Netz” wurden
Schulen ans die Veränderungen durch den Einsatz von IKT im Unterricht bei Lehrperso-
Netz
nen und bei Schülern erhoben. Die Daten beruhen nicht auf Tests, sondern
auf den individuell wahrgenommenen bzw. empfundenen Veränderungen.
Allerdings wurden Schlüsselqualifikationen nicht explizit erhoben, so dass
nur indirekt aus Daten geschlossen werden kann, dass die eigene Anstren-
gungsbereitschaft, das selbstständige Arbeiten und die allgemeine unter-
richtliche Disziplin sich – in der Wahrnehmung der Schüler – verbessert
haben (vgl. Schulz-Zander et al. 2000, S. 36).
e-nitia- Ebenfalls auf der Basis subjektiver Einschätzungen beruhen die Ergebnisse
tive.nrw einer Befragung im Rahmen der Evaluation der nordrhein-westfälischen Ini-
tiative „e-nitiative.nrw”. In Bezug auf Schlüsselqualifikationen geben die
befragten Lehrpersonen im Jahr 2003 an, dass es teils/teils bis eher zutref-
fe, dass selbstständiges Lernen gefördert werde (MW=3,5)17 und dass es
teils/teils bis eher nicht zutreffe, dass Kooperation und Teamfähigkeit sich
verbessern (MW=2,8, jew. n=1049). Zum Jahr 2002 ergeben sich keine
nennenswerten Differenzen (vgl. Rösner/Bräuer/Riegas-Staackmann 2004,
S. 57).
17
Werte auf einer fünfstufigen Skala (1 = trifft gar nicht zu, … , 5 = trifft völlig zu).
Wirkungen digitaler Medien
69
18
Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass die Datenlage nicht ersehen lässt,
welcher kausalen Art die Zusammenhänge sind – ob es sich um Voraussetzungen, Aus-
wirkungen oder um Wechselwirkungen handelt.
Wirkungen digitaler Medien
70
richtsstil die Lehrer auch ohne Notebook praktizieren” (S. 3) und nicht nur
von den durch die Notebooks induzierten Änderungen.
zum Einsatz kamen (vgl. S. 125, S. 133). Insgesamt herrscht eine eher
werkzeugartige Nutzung vor, spezielle Lernsoftware wird vorrangig im Fach
Mathematik verwendet, allerdings weniger als tutorielle Systeme oder
Übungsprogramme, sondern als offene Lehrsysteme oder Werkzeuge.
Gründe für den geringen Einsatz von Lernsoftware liegen vor allem im
Fehlen thematisch bzw. curricular passender Software.
Veränderungen des Unterrichts werden von der ersten Kohorte über die
Projektlaufzeit relativ konsistent beurteilt (vgl. Darstellung 6.13). Die deut-
Unterrichts-
lichste Veränderung wird im Bereich der Gruppenarbeit wahrgenommen, veränderun-
allerdings sinkt der Effekt mit laufender Projektdauer. Ebenfalls durchgängig gen
wird die Zusammenarbeit als einfacher beurteilt, zudem weisen die Ergeb-
nisse aus, dass der Unterricht mit Laptops als anschaulicher und einfacher
empfunden wird. Als nicht wesentlich stellen sich Veränderungen im Bereich
der stärkeren Selbstbestimmung bei der Auswahl von Inhalten und der
Möglichkeit, Arbeitsweisen und Arbeitstempo stärker selbst zu bestimmen,
heraus.
3
2,5
2
1,5
1
0,5
0
-0,5
-1
anschaulicher
Unterricht
Gruppenarbeit
Zusammenarbeit
selbst bestimmen
Selbstbestimmung
einfacher
Unterricht
Arbeitstempo
einfacher
Mehr
Mehr
19
Die Stichprobengröße beträgt für Klasse 7 n=51, für Klasse 8 n=54 und für Klasse 9 n=41
(einzelne Fallzahlen bei missing values geringer).
Wirkungen digitaler Medien
72
Betrachtet man nicht eine einzelne Kohorte über die Zeit, sondern eine
Jahrgangsstufe in verschiedenen Kohorten, zeigen sich ebenfalls ver-
gleichsweise konsistente Effekte (vgl. Darstellung 6.14). Durchgängig wird
der Unterricht von allen Kohorten im Vergleich zum Unterricht ohne Laptops
als anschaulicher und einfacher sowie die Zusammenarbeit fördernd beur-
teilt20. Bei der Beurteilung der Gruppenarbeit zeigt sich ein deutlicher
Kohorteneffekt, der vermutlich auf eine Entscheidung einer Lehrperson in-
folge schlechter Erfahrungen mit der Gruppenarbeit zurückzuführen ist. Dies
deutet darauf hin, dass die Daten vorsichtig interpretiert werden müssen,
insbesondere wenn man bedenkt, dass zu Beginn der Einführung bestimmte
Erfahrungen gesammelt werden, die Auswirkungen auf spätere Zeitpunkte
haben und damit nicht als grundsätzliche Wirkungen des Laptop-Einsatzes
gedeutet werden können, sondern eher auf Rahmenbedingungen oder auf
die Person der Lehrenden zurückzuführen sind. Auch curriculare Entschei-
dungen können Einfluss auf Einschätzungen nehmen, die den empirischen
Daten so nicht zu entnehmen sind. In qualitativen Interviews mit Lehrern
und Schülern wurde deutlich, dass z.B. auch bei der Wahl von Sozialformen
in den Laptop-Klassen fach- und lehrerspezifische Besonderheiten den
Effekt der Laptop-Nutzung überlagern (vgl. S. 144). Im Hinblick auf die
Lernaktivitäten wurde zudem mehrheitlich von Schülern und von Lehrperso-
nen berichtet, dass sich die Gruppenarbeit durch die Einführung von Lap-
tops qualitativ verbessert habe.
2,5
2
1,5
1
0,5
0
-0,5
-1
anschaulicher
Zusammenarbeit
Unterricht
Gruppenarbeit
selbst bestimmen
Selbstbestimmung
einfacher
Unterricht
Arbeitstempo
einfacher
Mehr
Mehr
20
Wie in vielen anderen Untersuchungen zeigt sich auch hier, dass die Schüler mit guten
Computerkenntnissen zu Beginn des Projekts den Unterricht als einfacher beschreiben
(vgl. Schaumburg 2006, S. 132).
21
Die Stichprobengröße beträgt für Kohorte 1 n=50 bzw. 51, für Kohorte 2 n=82 und für
Kohorte 3 n=83 (einzelne Fallzahlen bei missing values geringer).
Wirkungen digitaler Medien
73
Unterrichtsveränderung
durch Laptopeinsatz
Typ1: Typ 2:
Subsumption Fokus auf Technik und
unter Medienkompetenz
lehrerzentrierten
eher
Unterricht Typ 3:
lehrerzentriert
Curricular-inhalt-
Unterrichtsstil licher Fokus
im
laptopfreien
Unterricht Typ 4:
Didaktisch-metho-
discher Fokus
eher Typ 5:
schülerzentriert Konstruktivistische Integration
Darstellung 6.15: Typen der Integration von mobilen Computern in den Unterricht (vgl.
Schaumburg 2002, S. 169)
zeichnend. Sie reflektieren darüber, wie sich mit der Einführung von Lap-
tops die Inhalte und die Methoden ändern (müssen), um eine qualitative
Verbesserung von Lernprozessen bzw. Unterricht zu erreichen. Neben ei-
nem insgesamt umfangreicheren Einsatz des Laptops sind diese Lehrer
auch bereit, von curricularen Inhalten abzuweichen.23
- Typ 5: Konstruktivistische Integration. Ähnlich wie beim Typ 4 sehen
Lehrerinnen und Lehrer dieses Typs Inhalts-, Methoden- und Medienent-
scheidungen als ein ganzheitliches Wirkungsgefüge und sind insbesonde-
re an der qualitativen Verbesserung von Unterricht interessiert. Durch
den Einsatz von Medien verändert sich ihr Unterrichtsstil allerdings nicht
wesentlich, weil sie bereits zuvor schülerzentrierte und stärker konstruk-
tivistische Unterrichtsmethoden einsetzen, die durch Laptops zusätzlich
vereinfacht werden und qualitative Vorteile bringen. Bei der Erprobung
neuer Lernformen zeigen sich Lehrer des Typs 5 sehr innovativ und
haben hohe Selbstwirksamkeitserwartungen an den erfolgreichen Einsatz
von Computern im Unterricht24.
23
Interessant ist hierbei, dass Lehrpersonen dieses Integrationstyps vornehmlich im zweiten
und dritten Jahr der Projektlaufzeit gefunden werden konnten. Dies spricht dafür, dass
Lehrer, die zu Beginn insbesondere stark an technischen Fragen und an der Medienkom-
petenz der Schüler gearbeitet haben, sich zunehmend damit beschäftigen, wie ein qualita-
tiv gewinnbringender und lernförderlicher Einsatz aussehen kann (vgl. Schaumburg 2002,
S. 176).
24
Lehrpersonen des fünften Integrationstyps sehen allerdings ihre technischen Kompeten-
zen als eher mittelmäßig an.
25
Datenbasis für die Typisierung ist eine Stichprobe von 20 Lehrpersonen, von denen je-
weils eine Unterrichtsstunde mit Einsatz digitaler Medien videographiert wurde (12 mal
Mathematik, fünfmal Informatik, dreimal Deutsch, vgl. Blömeke/ Müller/ Eichler, S. 6 f.).
Eine Auswertung erfolgte inhaltsanalytisch durch Kodierung der Unterrichtsstunden und
anschließende Clusterzentrenanalyse.
Wirkungen digitaler Medien
76
Sozial- /
Unterrichtsformen MW Medienfunktion MW
Gruppenarbeit 3,49 Informationssuche 3,74
Selbstgesteuertes Lernen 3,16
Projektarbeit 2,97 Werkzeug für die 3,41
(Binnen-)Differenzierung 3,03 Schüler/innen
Teamteaching 1,87 Kommunikation 2,71
3,57
Problemorientierter Unterricht
Fächerübergreifender 2,98
Unterricht
(1= nie, 2= selten, 3= gelegentlich, 4= oft, 5= sehr oft) n=298
Lehrer und der Schüler sind vergleichsweise hoch. Allerdings erlauben die
Daten nur eine tendenzielle Einschätzung auf der Basis individueller Äuße-
rungen, die aber – und insofern ist der Befund durchaus wichtig – mit vielen
Detailergebnissen anderer Studie gut verträglich sind. Die Evaluatoren
kommen zu der abschließenden Beurteilung: „Die Ergebnisse der Frage-
Wirkungen digitaler Medien
78
Lehrer Schüler
trifft voll zu/ trifft voll zu/
eher zu eher zu
Der Unterricht ist stärker
Wir Schüler/innen bearbeiten Aufgaben
schülerzentriert (als ohne Comp./ 78% 54,60%
selbstständiger als ohne das Internet
Internet)
Darstellung 6.17: Unterrichtserfahrungen mit IKT aus Schüler- und Lehrersicht (vgl.
Schulz-Zander et al. 2000, S. 34, 36)
Wirkungen digitaler Medien
79
Interessant ist zudem der Wunsch der Schüler, die Arbeit mit dem Internet
selbst zum Gegenstand des Unterrichts zu machen. Dies geschah im Befra- Mediener-
ziehung
gungszeitraum in nahezu zwei Drittel der Fälle niemals oder ganz selten,
wird aber von ca. 90% der Schüler manchmal bzw. sehr oft gewünscht (vgl.
S. 37).
Im Rahmen der Evaluation „Schulen ans Netz” wurden zwölf Schulen als
Fallstudien untersucht. Hier ergaben sich tendenziell am häufigsten Ver-
änderungen in der Medienkompetenz der Schüler, ihrer Motivation und in
einem stärker projektorientierten Unterricht (vgl. Hunneshagen 2005,
S. 156; Darstellung 6.18).
Veränderte Lehrer-Schüler-Rolle
Unterricht schülerzentrierter
Stärkerer Projektcharakter
Hohe Motivation der Schüler
Weniger Frontalunterricht
Mehr Teamarbeit
0 2 4 6 8 10 12
Anzahl Schulen
Weitere Ergebnisse
Auswirkungen des Einsatzes Neuer Medien auf den Unterricht sind auch Ge-
e-nitia-
genstand der bereits mehrfach zitierten Evaluation der „e-nitiative.nrw”. tive.nr
Neben Steigerungen in der Motivation nennen Lehrpersonen insbesondere
einen spannenderen Unterricht als Ergebnis. Interessant ist, dass die Be-
rücksichtigung individueller Lernwege deutlich skeptischer gesehen wird,
ebenso die Förderung schwächerer Schüler (vgl. Darstellung 6.19). Deutli-
che Veränderungen nehmen die befragten Lehrpersonen hingegen in ihrer
eigenen Rolle und der stärkeren Aktivierung der Schüler wahr (vgl. Rösner/
Bräuer/Riegas-Staackmann 2004, S. 57 ff.). Vergleicht man diese Angaben
mit den Urteilen der Schüler, so spiegeln sich insbesondere der hohe
Motivationsfaktor, mehr Spaß und ein spannenderer Unterricht wider (vgl.
S. 79).
Wirkungen digitaler Medien
80
2002 2003
(Mittelwerte) (Mittelwerte)
Motivation steigt 3,7 (n=1314) 3,6 (n=1054)
Unterricht wird spannender 3,7 (n=1301) 3,7 (n=1049)
Individ. Lernwege werden besser 3,2 (n=1267) 2,8 (n=1034)
berücksichtigt
Unterschiedl. Leistungslevels werden 3,1 (n=1264) 3,2 (n=1034)
besser berücksichtigt
Schwächere können besser gefördert 2,9 (n=1265) 3 (n=1035)
werden
3,8 (n=1261) 3,8 (n=1034)
Lehrkraft mehr beratend, moderierend
In einer Teilevaluation des Projekts wurde auf der Basis von Fallstudien die
Internetnutzung an Schulen unter organisationsbezogenen Aspekten evalu-
iert (vgl. Scholl/Prasse 2000). Hauptfragen dieser Untersuchung beziehen
sich auf den Stand der Netzarbeit (Nutzung, Nutzungsvoraussetzungen,
Arbeitsorganisation) und auf die Bedeutung von Promotoren und deren
Zusammenarbeit für den Innovationsprozess (vgl. S. 23 f.). Als Promotoren
werden hier Personen bezeichnet, die mit ihrem Engagement Innovations-
prozesse fördern und unterstützen oder als Opponenten solche Prozesse
aktiv behindern können. Scholl/Prasse beziehen sich in theoretischer Hin-
sicht auf ein Promotorenmodell, in dem solche Promotoren unterschieden
werden, die
- über ein spezifisches Fachwissen in technischer oder pädagogischer Hin-
Promotoren sicht verfügen (Fachpromotoren),
- eine bestimmte hierarchische Position innehaben (Machtpromotoren) oder
- eine bestimmte Organisationskenntnis besitzen und über besonderes
kommunikatives Potenzial verfügen (Prozesspromotoren) (vgl. S. 18 f.;
S. 73).
Insgesamt wurden im Zeitraum von 1998 bis 2000 an 14 Gymnasien in Ber-
lin und in fünf neuen Bundesländern mit Interviews, Fragenbögen und
Checklisten Daten aufgenommen.
Im Hinblick auf die Internetnutzung zeigen die Ergebnisse, dass der Verlauf
der Nutzung kein linear steigender oder gar exponentiell verlaufender Pro-
zess zu sein scheint, sondern nach einer Anlaufzeit auf einem bestimmten
Niveau stagniert (vgl. S. 45). Der aktive Einsatz des Internets im Unterricht
Pionier- bzw. in der Projektarbeit ist in kleinen Pioniergruppen von ca. 5 bis 6
gruppen Lehrern pro Schule zu beobachten. Entsprechend werden von den Lehr-
personen auch nur in fünf Schulen Veränderungen genannt, die die Gesamt-
organisation Schule betreffen (vgl. S. 96, 48). Solche Veränderungen bezie-
hen sich auf stärkere Kooperationen mit anderen Schulen oder Institutio-
nen, auf generelle Veränderungen der Unterrichtsgestaltung, auf innerschu-
lische Kooperationen, auf die Öffnung der Schule nach außen und auf die
stärkere Bedeutung von Technik und Medien in der Schule.
Wirkungen digitaler Medien
83
0 10 20 30 40 50 60 70
Zeitaufwand 62
unzureichende Ausstattung 53
Kostenfragen 49
technische Probleme 26
pädagogische Fragen 21
sonstige Probleme 10
Darstellung 6.19: Hauptprobleme der Internetnutzung aus Sicht der Koordinatoren und
der Lehrpersonen – Angaben in Prozent (vgl. Hunneshagen/Schulz-
Zander/Weinreich 2000, S. 172; Schulz-Zander et al. 2000, S. 25)
Die bisher dargestellten Ergebnisse zur Evaluation von „Schulen ans Netz”
sind aus der Anfangsphase des Projekts und es ist anzunehmen, dass sich
bis heute eine Reihe von Veränderungen ergeben hat. Eine vergleichbare
Auswertung zum heutigen Stand liegt derzeit nicht vor. Einige Angaben
können aber der 2006 durchgeführten Evaluation des Schulportals „Lehrer-
Online” (Creß/Hron/Neudert 2006) entnommen werden. Die Daten beruhen
auf einer Online-Befragung, an der insgesamt 1040 Lehrpersonen teilge-
nommen haben. Von unterschiedlichen Nutzungsgruppen wurden jeweils
spezifische Fragen beantwortet. In Bezug auf die organisationsbezogenen
Rahmenbedingungen zeigt sich, dass eine hohe Unterstützung durch Schul-
Wirkungen digitaler Medien
85
leitungen erfolgt und in technischer Hinsicht zwischen der Hälfte und zwei
Dritteln der Befragten von einer hinreichenden Ausstattung sprechen. In
personeller Hinsicht wird allerdings nur knapp die Hälfte der Befragten bei
der didaktischen Integration Neuer Medien in den Unterricht von Kollegen
unterstützt (vgl. Darstellung 6.20).
Organisation n %
Die Schulleitung unterstützt den Einsatz 898 92,2
neuer Medien
532 54,6
Schule hat Mediennutzungskonzept
Technik
554 56,9
Es gibt ausreichend Schulcomputer
zeugungsarbeit bei den Lehrern, Eltern und Schülern als Problem erwiesen.
Diese mangelnde Überzeugung drückt sich auch in sehr unterschiedlichen
Akzeptanzwerten bei den Beteiligten aus. So wird von einem Teil der Schü-
ler anderen Schülern eine Teilnahme am Notebook-Projekt nicht empfohlen.
Dies spricht aber weniger gegen das Notebook an sich, sondern gegen ver-
schiedene Rahmenbedingungen: „Unserer Beobachtung zufolge ist die
Akzeptanz des Notebooks bei den Schülern keineswegs nur von dessen
Potenzialen für das Lernen bestimmt. Vielmehr spielen … technische Prob-
leme sowie Unterrichtsverzögerungen bzw. -ausfälle eine zentrale Rolle, die
wiederum nur teilweise auf den Notebook-Einsatz an sich zurückzuführen
sind, sondern weiter reichende Ursachen organisatorischer und personeller
Art haben” (S. 46 f.). Im Kollegium ist der Einsatz von Notebook-Klassen
ebenfalls mit unterschiedlichen Einstellungen verbunden, die zu Gruppen
engagierter und aufgeschlossener Lehrpersonen sowie zu Kritikern und
(passiven) Duldern führen – vergleichbar mit den bereits beschriebenen
Promotoren, Aktivlehren und Opponenten. Wenn auch die engagierten Kol-
legen von verschiedener Seite Zustimmung und Anerkennung erfahren, so
ist doch einem Großteil der befragten Lehrpersonen „nicht [verständlich],
warum Notebooks gefördert werden (da damit die Probleme einer Haupt-
schule nicht gelöst werden)” (S. 48).
6.6 Zusammenfassung
Hohe Erwartungen an die lernförderlichen Potenziale digitaler Medien, ver-
bunden mit intensiven Bemühungen um ihre Integration in den Unterricht
legen es nahe, auch nach den Wirkungen zu fragen. Dabei können ver-
schiedene Wirkungsebenen in den Blick genommen werden: Fachliche Leis-
tungen, überfachliche Kompetenzen, Veränderungen der Unterrichtskultur
und Aspekte der Schulentwicklung.
In der jüngeren Vergangenheit wurden fachliche Kompetenzen im Zusam-
menhang mit dem Einsatz von digitalen Medien vor allem im Kontext inter-
nationaler Schulleistungsstudien diskutiert. Dabei fanden sich positive signi-
fikante Zusammenhänge zwischen Testleitungen in Mathematik und der
Verfügbarkeit von Computern zu Hause, zwischen Testleistungen und der
Dauer der Computererfahrung, zwischen Testleitungen und mäßiger schuli-
scher sowie häufiger häuslicher Computernutzung und zwischen Test-
leistungen in Mathematik und im Lesen und einer insgesamt moderaten
Verwendung von Internet und Computerspielen bzw. Standardanwendungen
und Lernsoftware. Diese Daten erfordern einen sensiblen Umgang in zweier-
lei Hinsicht: Zum einen sagen Korrelationen noch nichts über kausale
Zusammenhänge und zum anderen wird forschungsmethodisch problemati-
Wirkungen digitaler Medien
92
siert, dass häufig nur bivariate Zusammenhänge betrachtet werden, die sich
deutlich anders darstellen können, wenn weitere Einflussfaktoren als Kon-
trollvariablen berücksichtigt werden. Die Frage, welche Auswertungsmodelle
letztlich angemessen sind, wird forschungsmethodisch zu klären sein. Der-
zeit jedenfalls lassen sich auf der Basis der genannten Zusammenhänge
allenfalls weitere erkenntnisleitende Hypothesen für weitere Untersuchun-
gen formulieren.
Einen wesentlich detaillierteren Einblick in Lehr- und Lernprozesse mit digi-
talen Medien erlauben Fallstudien, in denen nicht nur der outcome, sondern
auch die Lernprozesse selbst Gegenstand der Untersuchung sind. Allerdings
wird dieser Informationsgewinn zulasten der Repräsentativität erkauft. Sol-
che Einzelfallstudien zeigen, dass digitale Medien die fachlichen Leistungen
von Schülern nicht verschlechtern, sondern in Teilbereichen verbessern
können. Dies gilt zum Beispiel für mathematische Teilkompetenzen oder für
verschiedene Aspekte von Aufsatzleitungen. Insbesondere qualitative Stu-
dien machen darauf aufmerksam, dass die Frage des Lernerfolgs nicht zu-
letzt davon abhängt, inwieweit bestimmte Passungen zwischen den Eigen-
schaften der eingesetzten Medien, den Lernvoraussetzungen der Schüler
und der didaktischen Gestaltung der Lernsituationen bestehen. Dies wird
durch die im Fachunterricht wahrgenommenen Lernerfolge durchaus unter-
stützt. Gerade Ergebnisse solcher Studien, in denen auch tendenziell nega-
tive Auswirkungen auf den Lernerfolg berichtet werden, zeigen bei der Ana-
lyse der zugrunde liegenden Lernaktivitäten, dass teilweise Artefakte, z.B.
durch die Verkürzung der Auseinandersetzung mit fachlichen Inhalten zu-
gunsten einer Beschäftigung mit medienspezifischen Belangen, entstehen
können und zu verzerrenden Eindrücken führen.
Im Hinblick auf die Verbesserung von überfachlichen Kompetenzen im Zu-
sammenhang der Nutzung digitaler Medien liegen keine repräsentativen
Daten auf der Basis entsprechender Kompetenzmessungen vor, aber viele
qualitative Studien berichten von Ergebnissen, die tendenziell in dieselbe
Richtung weisen. Die häufigsten positiven Veränderungen liegen im Bereich
des selbstständigen und selbst gesteuerten Arbeitens, der Kooperation und
der Medienkompetenz, allerdings in der Regel eingeschränkt auf den kom-
petenten Umgang mit dem Computer und die Fähigkeit, z.B. mit dem Inter-
net zu arbeiten. Die fächerübergreifenden Kompetenzen in den jeweiligen
Bereichen sind z.T. geschlechtsspezifisch zugunsten der Jungen ausgeprägt.
Allerdings weisen erste Befunde auch in die Richtung einer Angleichung der
Fähigkeiten beider Geschlechter durch den kontinuierlichen Einsatz von digi-
talen Medien im Unterricht.
Neue Medien fordern und fördern die Veränderung von Unterricht. Insbe-
sondere in Bezug auf die Lehrerrolle zeigen viele Studien eine Verschiebung
des Verständnisses als Wissensvermittler stärker zu einer beratenden und
moderierenden Funktion. Damit verbunden werden vielfach Veränderungen
in den Handlungsmustern der Lehrpersonen beschrieben. Im engeren Sinne
beziehen sich solche Muster zunächst auf typische Lehraktivitäten mit digi-
talen Medien, z.B. den Einsatz von Lernsoftware zur Übung und Kontrolle,
die Nutzung des Internets zur Recherche oder Kooperation usw. In einem
weiter gefassten Sinne betreffen die Handlungsmuster aber die grundsätzli-
che Auffassung der Lehrenden von der Unterrichtsgestaltung und -durchfüh-
rung. So zeigen Einzelfallstudien – etwa im Zusammenhang des Lernens mit
Laptops –, dass die Veränderungen der Unterrichtskultur in engem Zusam-
menhang mit den routinisierten und praktizierten Handlungsmustern der
Wirkungen digitaler Medien
93
sind. Auch hier – so zeigen die Ergebnisse – ist die Kommunikation entspre-
chender Probleme wichtig, um Akzeptanzschwierigkeiten vorzubeugen. Eine
aktive Beteiligung von Lehrpersonen an der Integration Neuer Medien in
den Unterricht stellt sich als nicht zuletzt abhängig von den jeweiligen Kom-
petenzen der Lehrkräfte dar. In diesem Kontext äußern die Betroffenen er-
höhten Fortbildungsbedarf in pädagogisch-inhaltlichen, didaktischen und
technischen Fragen.
Studien zur Frage der Wirkungen digitaler Medien in den Bereichen der
Fachleistungen, der Schlüsselqualifikationen, der Unterrichts- und der
Schulentwicklung sind forschungsmethodisch sehr unterschiedlich angelegt.
Grundsätzlich lassen sich
- Untersuchungen zu allgemeinen Medieneffekten, z.B. als Vergleichsunter-
suchung zwischen medienunterstütztem und herkömmlichem Unterricht,
- Untersuchungen zu Effekten spezieller Medienmerkmale, etwa Codierungs-
arten oder Sinnesmodalitäten, und
- Evaluationsstudien, z.B. zur Zielerreichung von medienbezogenen Maß-
nahmen
unterscheiden. Dabei hat sich die Frage nach einer generellen Überlegenheit
des Lernens mit Medien gegenüber dem Lernen ohne Medien als nicht sinn-
voll herausgestellt; zu vielfältig sind die unkontrollierbaren Einflüsse. Expe-
rimentelle und quasi-experimentelle Studien haben wertvolle Erkenntnisse
geliefert, wie computerbasierte Medienangebote – z.B. hinsichtlich des Ver-
hältnisses von Text, Bild und Ton – gestaltet werden sollten, um möglichst
hohe Lernerfolge im Wissensbereich oder im Bereich des Problemlösens zu
erzielen. Problematisch erweist sich in diesem Zusammenhang, dass expe-
rimentelle Situationen relativ weit entfernt von schulischen Unterrichtssitua-
tionen sind. Daher sind Evaluationsstudien, die eher entscheidungsorientiert
ausgerichtet sind, für die Unterrichtsforschung gewinnbringender, weil sie
Antwort auf die Frage geben, ob eine bestimmte Maßnahme unter bestimm-
ten Bedingungen zielführend ist und welche Nebenwirkungen ggf. auftreten.
Diese Art von Forschung ist zwar in der Regel nicht repräsentativ, kann aber
dennoch aufgrund der kontextbezogenen Anlage wertvolle Hinweise auf
Erfolge schulischer Maßnahmen geben.
95
Die Integration digitaler Medien in den schulischen Alltag ist nicht zuletzt
abhängig von den Fähigkeiten der Lehrpersonen, die eine solche Integration
leisten wollen und leisten sollen. Dies bedeutet, dass der Ausbildung von
Lehrerinnen und Lehrern im Bereich der Medienpädagogik eine grundlegen-
de Aufgabe und Rolle zukommt. Darüber hinaus ist – auch angesichts der
raschen Entwicklungen im Medienbereich – die Lehrerfortbildung von be-
sonderer Wichtigkeit (vgl. z.B. KMK 1995, S. 3).
Vor diesem Hintergrund wird nachfolgend die Situation der Lehrerausbil-
dung und -fortbildung im Hinblick auf den Erwerb medienpädagogischer
Kompetenz dargestellt. Damit sind neben der Erziehungswissenschaft und
den Fachdidaktiken in der universitären Erstausbildung auch die Studien-
seminare und die Weiterbildungseinrichtungen angesprochen.
7.1 Lehrerausbildung
In Bezug auf die Wirksamkeit der medienpädagogischen Ausbildung im
Rahmen der Lehrerbildung auf den Einsatz von digitalen Medien an Schulen Wirkungs-
studien
liegen nach unserer Kenntnis keine Studien vor. Dies liegt vermutlich u.a.
daran, dass für die Messung solcher Wirkungen Longitudinalstudien erfor-
derlich sind und die Wirksamkeit über den vergleichsweise langen Zeitraum
vom Studienabschluss bis zum Berufseinstieg durch verschiedene andere
Faktoren beeinflusst wird, wie unterschiedliche Ausbildungssituationen in
der ersten und zweiten Phase der Lehrerausbildung, Kompetenzerwerb
durch andere Quellen usw. Dennoch lässt sich aus Studien, die die Ausbil-
dung von Lehrpersonen zur Medienpraxis in Beziehung setzen, vorsichtig
schlussfolgern, „dass die Ausbildung sehr wichtig für die Frage ist, ob in der
späteren Praxis die Medien sinnvoll verwendet und medienerzieherische
Ziele verfolgt werden” (Tulodziecki 2005, S. 27; vgl. auch Tulodziecki u.a.
2000, S. 247 ff.).
Neben einem kompetenten Umgang mit Medien werden folgende weitere
medienpädagogische Kompetenzbereiche für die Ausbildung von Lehrperso-
Medienpäda-
nen als wichtig erachtet:
gogische
- Sensibilität für die Bedeutung von Medien für Kinder und Jugendliche, Kompetenz
- Medienverwendung für Lehr- und Lernprozesse,
- Wahrnehmung von Erziehungs- und Bildungsaufgaben und
- medienpädagogische Konzeptentwicklung in der Schule (vgl. Blömeke 2000;
Spanhel und Tulodziecki 2001).
Man kann davon ausgehen, dass ein Angebot an Veranstaltungen zum
Erwerb solcher Kompetenzen an allen lehrerausbildenden Universitäten
Lehrerausbildung und -fortbildung
96
7.2 Lehrerfortbildung
Da man davon ausgehen kann, dass die Förderung medienpädagogischer
Kompetenz im Rahmen der Lehrerbildung zwar in Ansätzen vorhanden ist,
jedoch eine intensive Beschäftigung mit medienpädagogischen Inhalten bei
Lehramtsstudierenden eher noch die Ausnahme ist, gewinnt die Durchfüh-
rung von Lehrerfortbildungen eine besondere Bedeutung für die Entwicklung
medienpädagogischer Kompetenz bei Lehrpersonen.
Schulen ans Im Rahmen einer Schulkulturerhebung, die für die an „Schulen ans Netz”
Netz (SaN) teilnehmenden Schulen repräsentativ ist, sehen im Jahr 1999 rund
die Hälfte der Lehrpersonen für sich einen dringenden Fortbildungsbedarf.
Die Lehrpersonen, die regelmäßig digitale Medien im Unterricht nutzen,
äußern einen Fortbildungsbedarf im methodisch-didaktischen Bereich, wäh-
rend die Lehrpersonen mit einer unregelmäßigen Nutzung eher Defizite im
Bereich technischer Fragen angeben. Entsprechend ergab eine Befragung
Fortbildungs- (n=248) nach Gefühlen der Sicherheit bzw. Unsicherheit beim Einsatz digi-
bedarf taler Medien signifikante Unterschiede dieser beiden Gruppen. Die unregel-
mäßigen Nutzer besitzen (noch) eine vergleichsweise große Unsicherheit
beim Umgang mit digitalen Medien (vgl. Schulz-Zander u.a. 2000, S. 29).
ISB-Studie Etwas anders gelagert sind die Ergebnisse einer Studie zur Verbreitung und
Anwendung digitaler Medien im Fachunterricht an bayerischen Schulen (vgl.
Bofinger 2004). Die teilnehmenden Lehrpersonen (n=5600) wurden gebe-
ten, aus einem vorgegebenen Katalog bis zu drei Maßnahmen auszuwählen,
die aus ihrer Sicht für eine weitere Verbreitung digitaler Medien im Fachun-
terricht am geeignetsten seien. Die medien- und fachdidaktische Aus- und
Fortbildung lag dabei auf Platz 3 (33%) und die medienerzieherische Aus-
Lehrerausbildung und -fortbildung
99
und Fortbildung lediglich auf dem letzten Platz (20%). Den größten Stellen- Fortbildungs-
wert hatten aus Sicht der Lehrkräfte die Erarbeitung und Bereitstellung von prioritäten
Unterrichtshilfen mit Medien (50%) sowie eine bessere Schulausstattung und
-wünsche
(44%). Weiterhin wurden Kurse über die Anwendung von Software (33%)
und über den Umgang mit Technik und Grundlagen (27%) sowie Informati-
onen über geeignete pädagogische Software als wichtig erachtet. Ange-
sichts der vielfältigen Aufgaben von Lehrpersonen spielt auch die Entlastung
von anderen Aufgaben eine nennenswerte Rolle (25%). Auch wenn die Be-
reiche nicht ganz trennscharf sind, zeigen diese Daten dennoch, dass der
methodisch-didaktische Bereich in Form von Unterrichtsbeispielen – mög-
lich durch informellen Austausch von Beispielen oder durch Erarbeitung
und Bereitstellung im Rahmen von Lehrerfortbildungen – eine wichtigere
Bedeutung für Lehrpersonen hat als der technische Bereich und damit ein
wichtiger Ansatzpunkt für die Fortbildung sein kann. Weiterhin spielen an-
gemessene technische Rahmenbedingungen eine bedeutsame Rolle.
Auf der Basis der Analysen der weiteren erhobenen Daten kommt Bofinger
zu folgenden inhaltlichen Aspekten, die im Rahmen von Lehrerfortbildungen
erarbeitet werden sollten (vgl. S. 75 f.): Umgang mit Medientechnik sowie
Standardsoftware und fächerspezifischer Software, Demonstrationen und
Diskussion des Einsatzes digitaler Medien im „traditionellen” Fachunterricht,
um den „Mehrwert” des Einsatzes erkennbar zu machen, sowie Veranschau-
lichung „neuer” Lern- und Unterrichtsformen anhand von übertragbaren
„easy practices”.
0 20 40 60 80 100
spezielle Unterrichtsprogramme 64 21
Grafik-Programme 28 26
Internet 29 24
Textverarbeitung 27 13
Tabellenkalkulation 19 20
Netzwerk
Lehrerfortbildungen können in unterschiedlichen Organisationsformen
Medien- durchgeführt werden. Grundsätzlich lassen sich folgende Typen differenzie-
schulen ren (vgl. Bienengräber/Vorndran 2003, S. 303):
- Tutoring auf Anfrage: In der Schule steht ein Experte zur Problemlösung
zur Verfügung,
Fortbil- - Co-Teaching: Kollegen werden durch erfahrene Lehrpersonen im Unterricht
dungs- begleitet,
formen
- 20-Minuten-Fortbildungen: kurze Einheiten, die in Freistunden oder nach
Unterrichtsende zu spezifischen Problemen durchgeführt werden,
- schulinterne Arbeitsgruppen: regelmäßige Arbeitsgruppentreffen über eine
längere Zeit zur systematischen Erschließung eines Gebietes,
- schulinterne Fortbildungen: Vorträge, pädagogische Tage usw.,
- Eigenstudium,
- externe Seminare und
- Fernstudium.
In einer Befragung von 461 Lehrkräften aus den Schulen des Projektes
„Netzwerk Medienschulen” der Bertelsmann Stiftung wurden die individuali-
sierten Formen der Fortbildung deutlich positiver beurteilt als z.B. schul-
interne Fortbildung oder interne Arbeitsgruppen (vgl. Darstellung 7.2).
Fortbildungsart Bewertung
Tutoring auf Anfrage 2,17
Co-Teaching 2,4
20-Minuten-Fortbildungen 2,55
Schulinterne Fortbildungen 2,6
Schulinterne Fortbildungen 2,63
Eigenstudium 2,81
Externe Seminare 3
Fernstudium 3,3
26
Die Rangliste beruht auf Mittelwertbildungen über die Einschätzung der Kriterien Effekti-
vität, Praxisnähe, Förderung der Kooperation im Kollegium, Intensität der Fortbildung,
Gefahr der Bildung geschlossener Expertenzirkel, konkrete und spezifische Gestaltung,
Lehrerausbildung und -fortbildung
101
Vergleicht man diese Ergebnisse mit den Daten von Bofinger (2004), so
wird dort den schulinternen Fortbildungen aufgrund ihrer praxisnahen Dis-
kussion und der Möglichkeit der direkten Umsetzung von Inhalten der Vor-
zug gegeben. Dies entspricht in der Tendenz den o.g. Daten, weil in der
bayerischen Studie keine solch differenzierte Unterscheidung zugrunde lag,
sondern nur nach schulinterner und schulexterner Fortbildung unterschieden
wurde.
Nach Auskunft der Lehrkräfte im Rahmen der IFS-Evaluation e-nitiative.nrw e-nitia-
gaben annähernd ein Drittel aller Befragten an, im Schuljahr 2002/2003 an tive.nrw
Fortbildungsmaßnahmen im Bereich digitale Medien teilgenommen zu haben
(vgl. Rösner/Bräuer/Riegas-Staackmann 2004). Am häufigsten haben Lehr-
kräfte aus Grundschulen und Realschulen Fortbildungsangebote in Anspruch
genommen, in deutlich geringerem Umfang Lehrpersonen aus Haupt- und
Gesamtschulen sowie Berufskollegs. Die Differenzen lassen sich jedoch nicht
einfach als mangelndes Interesse deuten, sondern es kommen verschiedene Wahrneh-
Gründe zum Tragen. Zum einen schätzen Lehrpersonen an Grundschulen mung von
Fortbildungs-
ihre Kenntnisse in Bezug auf verschiedene Anwendungen als vergleichswei- typen
se gering ein. Zum anderen ist der Stand der Ausstattung und Implementie-
rung der Nutzung digitaler Medien im Unterricht in den Schulformen unter-
schiedlich weit fortgeschritten. Betrachtet man die inhaltliche Ausrichtung
der Fortbildung, so steht nach Angaben der Schulleitungen der Umgang mit
Anwendungsprogrammen, gefolgt von didaktischen Überlegungen der
Integration in den Fachunterricht im Vordergrund. Formen der kollegiums-
internen Fortbildung (35,6%) und schulinterne Fortbildungen (SchiLf)
(29,6%) wurden dabei am häufigsten wahrgenommen. Die kollegiumsinter-
ne Fortbildung führt bei den Lehrkräften auch mit einem Mittelwert von 4
zur höchsten Zufriedenheit (1 = gar nicht zufrieden bis 5 = sehr zufrieden).
Es folgen schulinterne Fortbildungen (MW = 3,8), externe Anbieter (MW =
3,7), Angebote der Medienzentren, Stadt- und Landesbildstellen (MW = 3,2)
sowie die e-card.nrw-Kurse (MW = 3,1). Ergebnisse der ebenfalls durchge-
führten Fallstudien zeigen, dass es aus Sicht der Lehrkräfte nicht von Be-
deutung ist, ob ein externer Referent oder ein Kollege die Fortbildung
durchführt. Es wird als wesentlich wichtiger erachtet, dass die Fortbildung
auf die schulischen Rahmenbedingungen abgestimmt ist und diese bei Be-
darf einbezogen werden können. In Bezug auf die Frage, ob sich nach Ab-
solvierung der Fortbildungen die Häufigkeit des Medieneinsatzes verändert
hat, gaben ca. ein Viertel der Befragten an, Medien häufiger einzusetzen,
ein Viertel plant einen häufigeren Medieneinsatz und die Hälfte der Befrag-
ten gaben an, dass die Fortbildung keine Veränderung zur Folge habe (vgl.
Rösner/Bräuer/Riegas-Staackmann 2004, S. 115, S. 146 f.). Allerdings ge-
ben die Daten keinen Aufschluss darüber, wie häufig Medien zuvor von den
jeweiligen Lehrpersonen bereits eingesetzt wurden. Darüber hinaus sagt die
Häufigkeit der Nutzung ebenfalls nichts über potenzielle qualitative Verbes-
serungen des Medieneinsatzes aus.
Förderung des beruflichen Fortkommens, Förderung neuer Ideen und pädagogischer Dis-
kussionen, zeitlicher Aufwand, Häufigkeit des Angebots und Wahrnehmbarkeit in Hinsicht
auf dienstliche Belange auf einer mehrstufigen Skala von „1 = stimme voll und ganz zu”
bis „5 = stimme überhaupt nicht zu” (vgl. Bienengräber/ Vorndran 2003, S. 306).
Lehrerausbildung und -fortbildung
102
zentsatz aktuell deutlich höher liegen. In Bezug auf die Beziehung zwischen
der Anzahl durchgeführter SchiLf-Veranstaltungen und den Prozentsätzen
der Lehrpersonen mit grundlegenden Anwendungskompetenzen besteht ein
korrelativer Zusammenhang. Die Korrelationen lassen jedoch keine Aussage
über die Wirksamkeit der Fortbildung im Hinblick auf Anwendungskompe-
tenzen und Einsatzhäufigkeit im Sinne von Kausalitäten zu. Das Ergebnis,
dass über die Hälfte der an SchiLf beteiligten Lehrpersonen bereits über
Vorerfahrungen im Einsatz neuer Technologien im Unterricht verfügte, zeigt,
dass sich die Korrelationen auch auf Grund dieser Vorerfahrungen ergeben
und nicht unbedingt ausschließlich auf die Wirksamkeit der Fortbildung zu-
rückzuführen sind (vgl. Lehmpfuhl/Petzel 2000, S. 181 ff.). Insofern zeigen
auch diese Daten noch einmal, dass die Effekte der Fortbildungen bisher
unzureichend untersucht sind.
In Bezug auf weitere spezifische Fortbildungsmaßnahmen besitzt das Fort- Intel – Leh-
bildungsprogramm „Intel – Lehren für die Zukunft” (2000-2004) einen be- ren für die
sonderen Stellenwert, da es bundesweit realisiert wurde und somit eine Zukunft
0 20 40 60 80 100
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
Textverarbeitung
schlecht
mittel
gut
Präsentationssoftware
schlecht
mittel
gut
Internetrecherche
schlecht
mittel
gut
Webseitengestaltung
schlecht
mittel
gut
vorher nachher
Darüber hinaus fühlen sich mehr als zwei Drittel der Befragten motiviert, ihr
didaktisches Konzept beim Einsatz digitaler Medien zu verändern. Die Ände-
rungsbereitschaft steigt dabei mit dem subjektiv wahrgenommenen Lern-
erfolg (r=0.238, p<0,000) (vgl. S. 36 ff., S. 64). Die Evaluation liefert
jedoch keine Erkenntnisse darüber, inwieweit diese Pläne in die Praxis um-
gesetzt wurden und ggf. damit verbundene qualitative Veränderungen er-
reicht wurden.
Insgesamt äußerten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine hohe Zufrie-
denheit sowohl über die Master Teacher als auch über das Schulungsmate-
rial, so dass sich 90% wieder zu solch einer Fortbildung anmelden würden
(ebd., S. 74), wobei zu beachten ist, dass diese Werte positiv verzerrt sein
können (s.o.).
Eine ebenfalls bundesweit tätige Fortbildungsinitiative stellen die WebLOT- Schulen ans
SEN von „Schulen ans Netz” dar. Das mobile Fortbildungsteam entwickelt Netz
und realisiert Multiplikatorenfortbildungen zum Einsatz digitaler Medien im
Unterricht. Die Umsetzung der Angebote geschieht in Kooperation mit Fort-
bildungseinrichtungen und Medienzentren der Länder, Kreise und Kommu-
nen. In der Auswertung der im Jahr 2005 durchgeführten Workshops zeigt
sich, dass die Fortbildungen am stärksten von Lehrkräften aus der Grund-
und Hauptschule (26% bzw. 25%) nachgefragt wurden, gefolgt von Real-
schulen und Gymnasien (13% bzw. 15%, n = 314)27. Die teilnehmenden
Lehrpersonen nutzen das Internet regelmäßig vor allem zur Recherche und
Zusammenstellung von Unterrichtsmaterial. Etwa zwei Drittel der Befragten
gaben an, auch mit Schülern online im Unterricht zu arbeiten. Die Fortbil-
dungen werden von den Lehrpersonen insgesamt als mit deutlich oder sehr
27
Berücksichtigt werden muss hier allerdings, dass die Stichprobe zu 44% aus Lehrkräften
besteht, die bereits in der Lehrerausbildung oder -fortbildung tätig sind.
Lehrerausbildung und -fortbildung
106
deutlich erkennbarem Praxisbezug (99%, n=316) und als für den Unter-
richtsalltag verwendbar (95%, n = 314) angesehen (vgl. SaN 2006).
Intel – Leh- Angesichts der Tatsache, dass 55,7% der in der Intel-Initiative befragten
ren für die Lehrpersonen das insgesamt zur Verfügung stehende Fortbildungsangebot
Zukunft
im Bereich digitaler Medien als nicht oder eher nicht ausreichend bezeichnen
und ein großer Anteil die Möglichkeiten der Nutzung des Internets für die
Lehrerfortbildung positiv einschätzen – sei es zur Kooperation (44,1%) oder
als Element einer Blended-Learning-Konzeption (44,9%) (vgl. Böken-
kamp/Hendrik/Schnetter 2005, S. 79) –, wurde im Anschluss an das Grund-
Webbasierte
lagenprogramm ein Aufbaukurs „Intel – Lehren für die Zukunft – online
Fortbildung trainieren und gemeinsam lernen” entwickelt, in dem es eher um die me-
thodisch-didaktische Verortung digitaler Medien im Unterricht und damit die
Unterrichtsentwicklung geht (vgl. Intel 2006). Im Rahmen dieser Fort-
bildung wird neben Präsenzphasen auch eine Internetplattform genutzt, um
kooperative Lernprozesse zwischen Teilnehmenden anzuregen und zu un-
terstützen. Die Zwischenergebnisse der Evaluation für das Jahr 2005 brin-
gen erste – wenn auch nicht eindeutige – Hinweise auf Erfolge der bundes-
weiten Maßnahme (vgl. Reinmann/Ganz 2006). So gaben die Teilnehmen-
den an, sowohl im Umgang mit Software als auch im Hinblick auf didakti-
sche Kompetenzen hinzugewonnen zu haben. Mit Blick auf die Wirkungen
der Fortbildung auf den Unterricht sehen die Lehrpersonen eine höhere
Motivation und ein gestiegenes Interesse der Schüler an digitalen Medien.
Als wichtige Determinanten einer Verbesserung der Unterrichtsqualität ha-
ben sich zudem die Selbstevaluation und die gegenseitigen Bewertungen im
Team erwiesen (vgl. Darstellung 7.5). Wichtig ist der Hinweis, dass die
Fortbildung neben ihrer Anlage als Blended-Learning-Veranstaltung auf
konkrete Unterrichtsvorhaben mit digitalen Medien bezogen war, die die
Lehrpersonen kooperativ entwickelt, erprobt und reflektiert haben.
40 45 50 55 60 65 70 75 80 85
7.3 Zusammenfassung
Es ist nahe liegend, dass schulische Innovationen im Bereich der digitalen
Medien neben einer entsprechenden Ausstattung insbesondere von den
Fähigkeiten der Lehrpersonen abhängen, Lehr- und Lernprozesse mit und
über digitale Medien in lernförderlicher Weise anzuregen und zu unterstüt-
zen. Die Grundlagen für entsprechende Kompetenzen müssen zum einen in
der Ausbildung – in diesem Falle der universitären Erstausbildung und der
Ausbildung in den Studienseminaren –, zum anderen in der Fort- und Wei-
terbildung geschaffen und weiterentwickelt werden.
In den Hochschulen ist das Angebot von medienerzieherischen und medien-
didaktischen Veranstaltungen im Bereich der Erziehungswissenschaft und
der Fachdidaktiken in den Lehramtsstudiengängen allerdings relativ gering.
Nur in wenigen Fällen bestehen zudem verpflichtende Angebote, über die
Mindeststandards gesichert werden könnten. So kann insgesamt keine Rede
von einer hinreichenden Berücksichtigung medienpädagogischer Inhalte in
der Ausbildung angehender Lehrerinnen und Lehrer sein. Einzelne Hoch-
schulstandorte haben – entgegen diesem Trend – aber spezifische Profile im
Medienbereich entwickelt, so dass Studierende nicht nur ein breites ein-
schlägiges Angebot vorfinden, sondern darüber hinaus auch verschiedene
Formen der Qualifizierung – von Zertifikaten bis hin zu Zusatzqualifikationen
im Rahmen von Staatsprüfungen – damit verbinden können.
Die medienbezogenen Kompetenzen, über die Studierende zu Beginn des
Studiums verfügen, sind insgesamt eher gering und beziehen sich vor allem
auf den Umgang mit Standardprogrammen, also auf Bedienungsfertigkei-
ten, bei denen Studentinnen in der Regel über weniger Erfahrungen ver-
fügen als ihre männlichen Kommilitonen. In Bezug auf Kompetenzen und im
Hinblick auf Einstellungen gegenüber digitalen Medien schneiden Lehr-
amtsstudierende bezeichnenderweise gegenüber Studierenden anderer
Fächer besonders schlecht ab. Da gerade diese Studierenden zukünftig die
Auseinandersetzung von Kindern und Jugendlichen mit digitalen Medien in
didaktischer und erzieherischer Hinsicht anregen und unterstützen sollen,
ist es besonders wichtig, diese Gruppe mit entsprechenden Angeboten im
Studium zu erreichen.
Wenn auch noch keine umfassenden empirischen Befunde zur Wirksamkeit
der Lehrerausbildung im Hinblick auf die Entwicklung von medienpädagogi-
scher Kompetenz vorliegen, so deuten doch erste Ergebnisse darauf hin,
dass die zu Beginn der Ausbildung vorhandenen Defizite und die für eine
professionelle Lehrtätigkeit erforderlichen Kompetenzen in der ersten und
zweiten Phase der Ausbildung nicht vollständig kompensiert bzw. neu ent-
wickelt werden können. Viele Bemühungen scheinen sich zunächst noch auf
die Entwicklung von Basiskompetenzen zu beziehen, so dass mediendidak-
tische und medienerzieherische Fragen nur vereinzelt in den Blick geraten.
Entsprechend besteht bei Lehrerinnen und Lehrern ein hoher Fortbildungs-
bedarf – je nach Voraussetzung häufig zunächst im technischen Bereich,
dann im methodisch-didaktischen Bereich. Sowohl für unerfahrene als auch
für Lehrpersonen mit Erfahrung in der Arbeit mit digitalen Medien ist die
Unterstützung in Form methodisch-didaktischer Anregungen und Hilfen
wichtig. Mit zunehmendem Medieneinsatz steigt zudem der Bedarf an weite-
rer technischer und softwarebezogener Unterstützung, was erkennen lässt,
dass mit der Dauer der Medienarbeit weitere Potenziale von digitalen
Lehrerausbildung und -fortbildung
111
Ländern ist die Differenz signifikant. Die einzige Ausnahme bildet Japan
(-0,02) (vgl. OECD 2006a, S. 107).
Die computerbezogenen Einstellungen werden neben dem Geschlecht noch
Einstellungen von weiteren Faktoren beeinflusst wie der Häufigkeit der Computernutzung,
gegenüber der Verfügbarkeit über einen Computer zu Hause und davon, ob die Schüler
digitalen
Medien sich den Umgang mit dem Computer selbst angeeignet haben. In Deutsch-
land beträgt die Varianzaufklärung durch die genannten Faktoren (ein-
schließlich der Wechselwirkungen zwischen den Faktoren) insgesamt 13,4%
und ist damit wie in der Tschechischen Republik (17,1%), Dänemark
(21,8%), Finnland (13,9%), Ungarn (15,4%), Island (13,2%), Portugal
(13,6%), der Slowakischen Republik (14,7%) und Schweden (13,1%) ver-
gleichsweise hoch. Varianzaufklärungen unter 6% findet man in Irland,
Korea und den Vereinigten Staaten. Die Varianzaufklärung durch den Faktor
Geschlecht beträgt in Deutschland 7,2%. Dieser Wert wird nur durch Däne-
mark mit 12,4% übertroffen. Die Varianzaufklärung der anderen Faktoren
im Hinblick auf computerbezogene Einstellungen ist in Deutschland dagegen
mit Werten von unter 2% deutlich geringer. Die Varianzaufklärung des
Faktors Verfügbarkeit über einen Computer ist in Portugal mit 4,6% ver-
gleichsweise hoch, der Faktor Nutzungshäufigkeit in Neuseeland (3,8%) und
der autodidaktische Erwerb der technischen Kompetenzen in Japan (4,7%)
(OECD 2006a, S. 43, 108).
28
Diese Studie evaluiert die Auswirkungen digitaler Medien auf der Basis der Einschätzung
von Schulleitungen (n= 183, Rücklauf: 82%, Lehrpersonen (n = 1312, Rücklauf: 28%),
Schülern (n= 5023, Rücklauf: 50%) sowie Eltern (n= 1876, Rücklauf: 18%). Auf Grund
der Auswahl der Schulen (20% der angeschriebenen Schulen nahmen teil) und dem ver-
gleichsweise geringen Rücklauf bei Lehrpersonen und Eltern ist allerdings nicht auszu-
schließen, dass die Ergebnisse positiv verzerrt sind.
Internationale Situation
115
der Lehrpersonen und 56% der Schüler selbst eine Verbesserung der Schü-
lerleistungen. In Finnland meinen dagegen nur 39% der befragten Lehrper-
sonen und auch nur 37% der Schüler eine Verbesserung der Leistungen
wahrzunehmen (vgl. ebd., S. 28 f.). (Vgl. auch Abschnitt 8.4.)
8.2 Computerausstattung
Die Computerausstattung an Schulen ist in den letzten Jahren sowohl in
OECD
Deutschland als auch international deutlich gestiegen. Im Jahr 1998 betrug
das Verhältnis von Schülern und Computern in Deutschland noch 36:1 (vgl.
Schulz-Zander et. al. 2000, S. 15). Bis zum Jahr 2000 konnte das Verhältnis
mehr als halbiert (16,7:1) und bis zum Jahr 2003 (12,5:1) weiter signifikant
Schüler-
verbessert werden (vgl. OECD 2006a, S. 98). Die Computer-Schüler- Computer-
Relation beträgt in Deutschland im Jahr 2005 11:1 (vgl. BMBF 2005, S. 9). Relation
Dennoch belegt Deutschland im Vergleich zu den anderen OECD-Staaten
lediglich Rang 24 von 28 29. OECD-Länder mit dem günstigsten Schüler-
Computer-Verhältnis im Jahr 2003 waren die USA (3,3:1), Australien
(3,6:1) und Korea (3,7:1), während in Portugal, der Slowakei, Polen (je-
weils 14,3:1), und der Türkei (25:1) im Durchschnitt vergleichsweise viele
Schülerinnen und Schüler auf einen Rechner kommen (vgl. OECD 2006a,
Internet-
S. 98). Dabei waren im Jahr 2003 in allen OECD-Ländern bereits mehr als anschluss
die Hälfte der Computer mit dem Internet verbunden. Die Ausnahmen bilde-
ten noch Mexiko (44%) und die Türkei (28%). Deutschland lag im Jahr
2003 mit 71% noch leicht unter dem OECD-Durchschnitt von 78% (vgl.
OECD 2006a, S. 98).
29
Diese und die folgenden Vergleiche beziehen sich, falls nicht anders ausgewiesen, auf die
30 OECD-Länder. Die Partnerländern werden nur in Ausnahmefällen in die Betrachtung
mit einbezogen. In Bezug auf die Schüler-Computer-Relation lagen keine Daten für Groß-
britannien und Frankreich vor.
30
Anhand der Existenz, des Umfangs und der Qualität vorhandener nationaler Programme
für die Integration digitaler Medien, dem Umfang der bestehenden IT-Ausstattung und der
Nutzungsdaten an Schulen, der Existenz von Vorreiterregionen sowie dem Anteil der
Haushalte mit Zugang zum Internet und dem Anteil der IT-Branche am Bruttosozialpro-
dukt wurden Australien, Finnland, Großbritannien und die USA als erfolgreiche Länder
ausgewählt und jeweils zwei Regionen für den Vergleich herangezogen. Als Vergleichs-
regionen in der Bundesrepublik dienten Leverkusen (NRW) und München (Bayern). Neben
Experten wurden 3266 Schüler, 587 Lehrpersonen und 64 Medienkoordinatoren befragt
(Rücklauf 85%) (vgl. Wiggenhorn/Vorndran 2003).
Internationale Situation
116
nachteiligt sind, deren Familien aus dem unteren Viertel der „national quar-
ters of the index of economic, social and cultural status (ESCS)” stammen31.
Die Unterschiede zeigen sich am deutlichsten in der häuslichen Verfügbar-
keit, wo in allen Ländern die Unterschiede statistisch signifikant sind. Dieser
Sozioöko-
sozio-ökonomische digital divide ist am stärksten in den Ländern, in denen nomische
die Verfügbarkeit von Computern insgesamt recht gering ist. In Mexiko Differenzen
haben nur 11% der Schülerinnen und Schüler aus dem unteren Viertel des
ESCS einen Computer zu Hause zur Verfügung im Vergleich zu 91% aus
dem oberen Viertel, in der Türkei nur 9% im Vergleich zu 77%. Aber auch
in einigen Ländern, in denen Verfügbarkeiten insgesamt recht gut sind, zei-
gen sich deutliche Unterschiede, so z.B. in Irland (67% unteres Viertel ESCS
bzw. 99% oberes Viertel ESCS), Italien (67% bzw. 98%) oder Portugal
(60% bzw. 99%). Deutschland gehört ebenfalls in diese Gruppe, wenngleich
die Unterschiede mit 89% bzw. 100% nicht ganz so groß sind. In Öster-
reich, Dänemark, Island, Korea, Schweden und der Schweiz betragen die
Unterschiede dagegen unter 10% (vgl. 2006a, S. 23, 94).
In Bezug auf die schulische Verfügbarkeit sind die Unterschiede bezüglich
des sozio-ökonomischen Hintergrundes weniger ausgeprägt. Die deutlichs-
ten Unterschiede zwischen dem unteren und dem oberen Viertel des ESCS
zeigen sich in Mexiko (76% bzw. 88%) und in der Slowakischen Republik
(71% bzw. 90%). Aber auch in Deutschland sind die Unterschiede mit 90%
zu 94% signifikant. Australien, Kanada, Dänemark, Finnland, Ungarn,
Island, Neuseeland, Portugal und Schweden gehören zu den Ländern, in
denen höchstens 3% der Schüler keinen schulischen Zugang zu einem
Computer haben und die Unterschiede zwischen dem oberen und dem unte-
ren ESCS-Viertel maximal 2% betragen. Man kann hier nahezu von einer
vollständigen Verfügbarkeit sprechen, bei der dann sozio-ökonomische Un-
terschiede nicht mehr zum Tragen kommen (vgl. OECD 2006a, S. 23, 94).
Die sozio-ökonomischen Unterschiede sind in Bezug auf die Verfügbarkeit
von Rechnern an anderen Orten als der Schule und zu Hause zwischen dem
oberen und dem unteren ESCS-Viertel wiederum größer, so z.B. in Mexiko
(70% bzw. 93%), in Polen (63% bzw. 90%) oder in der Türkei (59% bzw.
85%). In Deutschland sind die Unterschiede dagegen mit 73% bzw. 72%
nicht signifikant.
31
In den Index gehen der Bildungsabschluss der Eltern, die berufliche Position der Eltern
und die zu Hause verfügbaren materiellen Resssourcen (z.B. Bücher, Computer, eigener
Arbeitsraum, …) ein (vgl. OECD 2006a, S. 76).
Internationale Situation
118
zu 76% sehr ausgeprägt. In Mexiko (79% bzw. 3%), Polen (94% bzw.
18%) und der Türkei (60% bzw. 3%) sind die Unterschiede am stärksten, in
Island (100% bzw. 91%) und Korea (99% bzw. 89%) am geringsten aus-
geprägt. Auch in Bezug auf weitere Medien wie Taschenrechner, Lernsoft-
ware und Bücher sind deutliche Unterschiede in Bezug auf den sozioökono-
mischen Hintergrund festzustellen, wenngleich die Unterschiede in Bezug
auf die Verfügbarkeit von Taschenrechnern geringer ausfallen (vgl. OECD
2006a, S. 96 f.).
Auf die Bedeutsamkeit der Nachhaltigkeit von Strategien und Fördermaß- „ICT in
nahmen verweist wir die internationale Vergleichsstudie „ICT in the School” schools“
von Hylén (2003). Dort wird festgestellt, dass Schweden Gefahr läuft, den
Anschluss an die internationale IT-Entwicklung im Schulbereich zu verlieren.
Schweden hat relativ früh begonnen, in den Schulen die infrastrukturellen
Bedingungen für den Computereinsatz herzustellen und darüber hinaus Nachhaltig-
keit
umfangreiche Fortbildungsprogramme für Lehrpersonen zu initiieren. Nach
Abschluss dieser Programme im Jahr 2002 fehlen jedoch weiterführende
Perspektiven. Dadurch entsteht die Befürchtung, „that the Swedish school
now runs the risk of lagging behind other countries” (S. 4).
8.3 Computernutzung
Da der Grad der Ausstattung noch keine Aussage über die Nutzungshäufig- OECD
keit zulässt, wird dieser Aspekt in diesem Abschnitt in den Blick genommen.
In Bezug auf eine regelmäßige schulische Nutzung (meist jeden Tag, einige
Male pro Woche) liegt Deutschland im Jahr 2003 nach Angaben der 15-
jährigen Schülerinnen und Schüler mit 23% deutlich unter dem OECD- Schulische
Durchschnitt von 44% und im Vergleich mit den anderen OECD-Ländern auf Computer-
dem letzten Rang hinter Irland (24%), Japan (26%), Belgien (27%) und nutzung
Korea (28%). In Ungarn (80%) und Dänemark (68%) gab ein vergleichs-
weise hoher Prozentsatz an Schülerinnen und Schülern an, den Computer
regelmäßig in der Schule zu nutzen (vgl. OECD 2006a S. 37, 102).
Einen genaueren Blick auf die Dauer der Nutzung von digitalen Medien im E-learning
Unterricht ermöglichen für Dänemark – eines der führenden Länder nach Nordic 2006
der OECD-Studie – die Ergebnisse der aktuellen Studie „E-learning Nordic
2006”. Von den befragten dänischen Lehrpersonen gaben 42% an, dass ihre
Schüler in der vergangenen Woche 1-2 Stunden mit digitalen Medien gear-
beitet hätten. 21% nannten eine Nutzungsdauer von 3 bis 5 Stunden und
7% eine Nutzungsdauer von 6 und mehr Stunden. 29% der Lehrpersonen
hatten in keiner ihrer Klassen in der Woche zuvor ICT eingesetzt (vgl. Gert-
Computer-
sen u.a. 2006, S. 42). Allerdings sind diese Ergebnisse nur auf eine Woche
nutzung im
bezogen und stellen damit einen Ausschnitt dar, der nicht unbedingt kenn- Unterricht
zeichnend für die Nutzungshäufigkeit über das ganze Schuljahr ist. Eine
Clusteranalyse im Rahmen der Studie ergibt, dass innerhalb des Clusters
der Lehrpersonen, die die größte Wirksamkeit durch die Nutzung von digita-
len Medien im Hinblick auf Lernprozesse empfinden, auch der größte Teil
digitale Medien in der Woche vor der Befragung verwendet hat und darüber
hinaus die Nutzung eine große Variation in der Verwendung von Hard- und
Software aufweist. Innerhalb der Gruppe, die der Nutzung digitaler Medien
im Unterricht keine große Wirksamkeit zusprach, hatte der größte Teil in der
Internationale Situation
120
Woche vor der Befragung keine digitalen Medien genutzt, dies nach eigenen
Angaben jedoch im letzten Schuljahr ebenfalls unter Verwendung einer
Bandbreite an Hard- und Software getan. Die Mehrheit dieser Gruppe gab
jedoch auch an, dass durch die Nutzung von ICT mehr Unterrichtszeit in
Anspruch genommen worden sei, so dass sich den Ergebnissen nach vermu-
ten lässt, dass die empfundene mangelnde Effizienz mit der Einschätzung
der mangelnden Wirksamkeit zusammenhängt und deshalb digitale Medien
noch nicht zu einem regelmäßigen Bestandteil des Unterrichts geworden
sind (vgl. ebd., S. 55 ff.).
In Bezug auf die Verwendung verschiedener Medienarten bzw. Softwarean-
wendungen lässt sich feststellen, dass Computer und Internet in Norwegen,
Finnland, Schweden und Dänemark nicht nur weit verbreitet sind, sondern
neue Technologien auch Eingang in die Schule finden. Im Mittel über alle
vier untersuchten Länder geben ca. 93% der befragten Lehrpersonen an,
dass ihre Schüler im letzten Schuljahr den Computer im Unterricht verwen-
det haben, 92% gaben dies für das das Internet an, 82% für Standard-
Office-Programme und 56% für das Schreiben von E-Mails. Immerhin 37%
ließen ihre Schüler Laptops verwenden, 48% Digitalkameras, 21% Mobil-
telefone, 14% ließen sie chatten (vgl. ebd., S. 43).
Häusliche Auch wenn sich Deutschland in Bezug auf die häufige schulische Nutzung
Computer- deutlich unter dem OECD-Durchschnitt befindet, liegt im Gegensatz dazu
nutzung
die regelmäßige häusliche Nutzung mit 82% über dem OECD-Durchschnitt
von 74%. Eine vergleichsweise häufige regelmäßige Nutzung findet in
Kanada (90%), Island (89%) und Schweden (89%) statt, eine eher seltene
regelmäßige Nutzung in Mexiko (48%) und Japan (37%), wobei in Japan ein
recht hoher Prozentsatz (79%) angab, zu Hause Zugang zu einem Compu-
ter zu haben (OECD 2006a, S. 37, 102).
Computer-
nutzung häufig moderat selten/ nie
in der Schule 23% (44%) 28% (28%) 48% (28%)
zuhause 82% (74%) 10% (9%) 7% (18%)
anderswo 16% (21%) 19% (24%) 65% (55%)
in Dänemark (0,80) finden sich noch höhere Werte. Nicht ganz so ausge-
prägt sind die Differenzen in Bezug auf die Nutzung von Programmen und
Software. Die OECD-Durchschnittsdifferenz (Jungen – Mädchen) beträgt
hier 0,20. In Deutschland liegt der Wert bei 0,31, in Dänemark ist die Diffe-
renz mit 0,48 am größten. In Irland (-0,17), Japan (-0,13) und Korea
(-0,06) nutzen die Mädchen vergleichsweise häufiger Programme und Soft-
ware (OECD 2006a S. 103, 105).
Da die Messung der Wirksamkeit der Nutzung digitaler Medien mit verschie-
E-learning
denen Problemen verbunden ist, gehen einige Staaten aktuell den Weg, die Nordic 2006
Wirksamkeit über die Selbsteinschätzung der am Lernprozess Beteiligten zu
erfassen. Damit ist zwar nicht festzustellen, ob die Selbsteinschätzung den
Selbstein-
erfolgten Wirkungen entspricht, dennoch können Aussagen in Bezug auf schätzungen
qualitative Veränderungen des Lernprozesses gemacht werden33. Mehr als
32
Ein Index von -1 zeigt an, dass ein Schüler in einem Land Computer häufiger nutzt als ein
Sechstel der Schüler international. Ein Index von +1 zeigt an, dass er Computer häufiger
nutzt als fünf Sechstel der Schüler international (vgl. auch Abschnitt 4.1).
33
„With this methodology we do not claim to prove a direct link between the use of ICT and
learning impact. However, by asking those who experience the impact of ICT, we show
how they assess it. This is the perceived impact of the headmasters, teachers, pupils, and
the pupil’s parents. It may not be the actual impact, but it is the view they themselves
Internationale Situation
122
die Hälfte der im Rahmen der Studie „E-Learning Nordic 2006” befragten
Lehrpersonen aus Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen sowie zwei
Drittel der befragten Schüler und Eltern gaben einen Einfluss von digitalen
Medien auf die folgenden Bereiche an (vgl. Gertsen u.a. 2006, S. 51 f.):
- Engagement: Nach Aussagen der Lehrpersonen arbeiten Schüler aktiver
Wirkungs- im Unterricht mit. Die Schüler selbst sagen dazu, dass sie dem Unterricht
bereiche aufmerksamer folgen. Dies trifft insbesondere auf Schüler der 5. Klasse zu.
- Individualität: Schüler sagen aus, dass sie Arbeitsaufträge individueller
ausführen, wenn sie einen Computer benutzen, was von den Eltern bestä-
tigt wird. Den Aussagen der Lehrpersonen nach arbeiten Schüler eher ent-
sprechend ihren individuellen Lernstilen. Die Lehrpersonen betrachten dar-
über hinaus die digitalen Medien als ein hilfreiches Werkzeug zur Binnen-
differenzierung.
- Kreativität: Sowohl Lehrer als auch Eltern bestätigen, dass Schüler bei der
Bearbeitung von Aufgaben unter Verwendung digitaler Medien kreativer
sind.
- Effektivität der Lernzeit: Die Schüler sagen aus, dass sie bei Verwendung
von digitalen Medien im Unterricht weniger Zeit auf Dinge verwenden, die
nichts mit dem aktuellen Unterricht zu tun haben. Sowohl Lehrer als auch
Schüler der Primarstufe bestätigen, dass während des Unterrichts mit digi-
talen Medien der nicht unterrichtsbezogene Lärmpegel abnimmt. Nur 10%
der Lehrpersonen geben an, dass Unterrichtszeit durch den Einbezug von
digitalen Medien ineffektiver genutzt wird.
Da in diesen Ländern die Nutzung digitaler Medien vergleichsweise früh be-
gonnen hat und die Integration schon vergleichsweise weit fortgeschritten
ist, ist es unwahrscheinlich, dass es sich lediglich um Novitätseffekte han-
delt, sondern um kontinuierlich empfundene qualitative Verbesserungen von
Unterricht.
hold and express about the consequences of using ICT in schools” (Gertsen et al. 2006,
S. 7)
Internationale Situation
123
indem sie die Entwicklung klar strukturierter IT-Pläne als Teil von Schulpro-
grammen initiieren und die Fortbildung der Kollegien in den Blick zu neh-
men (vgl. Wiggenhorn/Vorndran 2003, S. 30 ff.).
Darüber hinaus wurde in dieser Studie festgestellt, dass in den Regionen, in
denen die Integration digitaler Medien in die Schulen vergleichsweise erfolg-
reich war, eine starke Korrelation zwischen dem Grad an schulischer Auto-
nomie und dem Erfolg bei der IT-Integration besteht. Deshalb wird empfoh-
len, dass Schulen mehr Entscheidungskompetenz – verbunden mit einer
Rechenschaftslegung – zukommen sollte (vgl. ebd., S. 28f.).
und damit eine gute Grundlage für die Entwicklung von Medienkompetenz
legen sowie Selbstwirksamkeit fördern. Als nachteilig wurde identifiziert,
dass Medienkompetenz vergleichsweise isoliert erlernt wird und eine Aus-
weitung auf notwendige Kompetenzen in der praktischen Umsetzung im
Rahmen von Lehr-/Lernprozessen begrenzt bleibt.
- Durchführung von (Mini-)Workshops: Manche Fakultäten bieten Workshops
als Einzelangebote oder als begleitendes Angebot im Rahmen von Pro-
grammen an. Im Rahmen dieser Workshops wird beispielsweise exem-
plarisch die Integration von Medien in Lehr-/Lernprozesse erarbeitet oder
es werden Produkte für digitale Portfolios erarbeitet. Vorteile ergeben sich
im Vergleich zur Durchführung kompletter Seminare in der Zeitersparnis,
wobei dadurch der Erwerb der Kompetenzen weniger umfassend bleibt.
Langzeiteffekte solcher Workshops auf eine veränderte Nutzung oder Ein-
stellung sind bisher noch nicht gemessen worden.
- Integration: Manche Universitäten bemühen sich im Rahmen einer integ-
rierten Strategie, die Verwendung digitaler Medien in möglichst allen Se-
minaren und Vorlesungen umzusetzen. Der Hauptvorteil dieser Strategie
liegt darin, dass Lehramtsstudierende anhand authentischer Probleme mit
dem Rechner lernen, nicht nur über ihn. Weiterhin fördert diese Strategie
den Erwerb von Medienkompetenz und die damit verbundene Zuversicht
im Umgang mit digitalen Medien. Problematisch im Rahmen dieser Strate-
gie ist ein häufig vorhandener Mangel an Hardware, die z.T. noch begrenz-
te Expertise von Hochschullehrenden sowie die begrenzte Zeit für die Um-
setzung. Weiterhin bereitet der Transfer in die Unterrichtspraxis häufig
Probleme.
- Multimedia: Im Rahmen dieser Strategie werden unterschiedliche Verwen-
dungsarten von Multimedia umgesetzt, z.B. Online-Kurse, videobasierte
Fallstudien oder digitale Portfolios. Da dieser Ansatz relativ neu ist, wurden
klare Vor- und Nachteile im Rahmen der untersuchten Studien bisher noch
nicht dokumentiert.
Internationale Situation
126
34
ISTE = International Society for Technology in Education; NACTE = National Council for
Accreditation of Teacher Education, Washington, D.C.
Internationale Situation
127
Kay stellt im Rahmen seiner Analyse fest, dass in den meisten Beispielen
ein bis drei Strategien umgesetzt werden. Falls vier oder mehr Strategien
angewendet werden, scheinen die Effekte stärker zu sein. Allerdings werden
im Rahmen der Evaluationen der Strategien in der Regel nur einer von drei
Faktoren – Einstellungen oder Fähigkeiten oder Nutzungshäufigkeiten – un-
tersucht. Weiterhin weisen die Studien oft erhebliche Mängel in Bezug auf
Gütekriterien auf, weshalb ein enormer Forschungsbedarf konstatiert wird
(vgl. ebd., S. 391 ff.)
8.8 Forschungsperspektiven
Obwohl die Ergebnisse verschiedener repräsentativer Untersuchungen und
Fallstudien sowie Metastudien auf verschiedene positive Effekte verweisen, Delphi-
ist – angesichts kostenintensiver Förderprogramme und zahlreicher Bemü- Studie
hungen auf verschiedenen Ebenen – der Ruf nach maßgeblichen Effekten
des Einsatzes digitaler Medien zu hören. Eine Analyse von 28 bildungspoliti-
schen Berichten zum Thema digitale Medien in Schulen – initiiert durch das
U.S. Department of Education – zeigt, dass die Forderung nach dem Beweis
von deutlichen Effekten kontinuierlich während der vergangenen 20 Jahre
geäußert wurde (Culp u.a. 2003, S. 15). Da die bisher festgestellten Wir-
kungen jedoch eher moderat sind und zahlreiche Studien forschungsmetho-
dische Mängel aufweisen, die Konsequenzen erforderlich machen (vgl. Ab-
schnitt 6.5.), stellt sich die Frage, in welche Richtung sich zukünftige For-
schung im Bereich digitaler Medien entwickeln sollte.
Im Rahmen einer Delphi-Studie unter Beteiligung von 30 Experten im Be-
reich digitaler Medien in den USA werden verschiedene zentrale Bereiche
identifiziert, denen nach Meinung der Experten im Rahmen zukünftiger For-
schungen Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte (vgl. Pollard/Pollard
2004-2005, S. 148 ff.):
- Lernen: Erforschung des Verhältnisses von digitalen Medien und Lernenden
mit besonderem Fokus auf den Lernprozess, das Engagement des Lerners
und kontextuelles Lernen. In Bezug auf diesen Bereich sollte nach Meinung
der Experten der Fokus auf dem Prozess und nicht auf dem Ergebnis
liegen.
Internationale Situation
128
8.9 Zusammenfassung
Eine Bestandsaufnahme zur Situation digitaler Medien an Schulen in
Deutschland muss auch in den Kontext internationaler Entwicklungen ein-
geordnet werden. Zwar müssen bei einem Vergleich die jeweiligen, z.T. sehr
unterschiedlichen, Rahmenbedingungen der einzelnen Länder berücksichtigt
werden, dennoch können aus einer Analyse internationaler Studien, Meta-
analysen, Empfehlungen und Delphi-Studien hilfreiche Erkenntnisse zur
Weiterentwicklung der Situation in der Bundesrepublik Deutschland abgelei-
tet werden.
Deutsche Schülerinnen und Schüler haben im internationalen Vergleich eine
insgesamt sehr positive Grundeinstellung gegenüber digitalen Medien.
Jedoch treten international Unterschiede in den Einstellungen zwischen Jun-
gen und Mädchen auf, die in Deutschland besonders stark ausgeprägt sind.
Die Unterschiede in den Einstellungen werden in Deutschland in einem in-
ternational vergleichsweise sehr hohen Prozentsatz durch den Faktor Ge-
schlecht aufgeklärt. Die insgesamt sehr positiven Einstellungen von Eltern
und Lehrpersonen ebenso wie die von Schülern sind vergleichbar mit aktuell
erhobenen Einstellungen in skandinavischen Ländern, in denen die Integra-
tion digitaler Medien vergleichsweise weiter vorangeschritten ist. Eltern in
Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen haben eine sehr positive
Einstellung gegenüber Medien. Der Anteil an Lehrpersonen, die eine positive
Wirkung auf die Lernleistung der Schüler empfindet, ist deutlich größer als
der Anteil der Schüler. Es zeigt sich jedoch auch, dass Lehrpersonen und
Schüler in den jeweiligen Ländern von der Tendenz her eine ähnliche Ein-
schätzung der Wirkungen aufweisen. Damit erscheinen durch Selbst-
einschätzungen gemessene Wirkungen zumindest in Ansätzen belastbare
Ergebnisse zu liefern, die Vergleiche zwischen verschiedenen Ländern
zulassen.
Trotz beträchtlicher Zuwachsraten liegt Deutschland in Bezug auf die Aus-
stattung mit Computern mit einem Verhältnis von Schülern zu Computern
von 11:1 im internationalen Vergleich auf den hinteren Rängen. Ein
Internationale Situation
129
Verhältnis von 6:1 wird als Grenze identifiziert, bei der in internationalen
Regionen mit weit fortgeschrittener IT-Integration ein Qualitätssprung er-
reicht wurde. Darüber hinaus sind Zugänglichkeiten an jedem Ort und zu
jeder Zeit, die Integration der Rechner in die Klassenräume sowie Support
und regelmäßige Aktualisierungen bzw. Erneuerungen bedeutsame Fakto-
ren.
In Bezug auf die häusliche Ausstattung liegt Deutschland deutlich über dem
OECD-Durchschnitt, wobei Jugendliche aus Haushalten mit einem geringe-
ren sozioökonomischen Status wesentlich seltener zu Hause Zugriff auf
einen Computer haben.
In Bezug auf eine regelmäßige schulische Nutzung digitaler Medien liegt
Deutschland bei der Gruppe der 15-Jährigen im OECD-Vergleich auf dem
letzten Rang. Jedoch liegt die häusliche Nutzung deutlich über dem OECD-
Durchschnitt, was dazu führt, dass Deutschland international die größte
Differenz zwischen schulischer und häuslicher Nutzung aufweist.
International gesehen, scheinen Public-Private-Partnership-Programme auf
schulischer, regionaler oder überregionaler bzw. Bundesebene eine gute
Möglichkeit darzustellen, Infrastruktur in Schulen zu verbessern, wie Bei-
spiele in den USA, England und der Schweiz zeigen. Dabei wird in aktuel-
len Evaluationen die Bedeutsamkeit der Koordinierung und Unterstützung
solcher Maßnahmen auf Bundesebene hervorgehoben. Auch Nachhaltig-
keit spielt eine bedeutsame Rolle ebenso wie die gleichmäßige Berücksichti-
gung von Content-Entwicklung und Lehrerfortbildung im Rahmen solcher
Programme.
Neben dem Versuch, Wirkungen über Verbesserungen des Outcome zu
messen, gehen aktuell einige Länder den Weg, qualitative Veränderungen
des Lernprozesses durch Selbsteinschätzungen zu erheben. Auch in Län-
dern, deren Integration seit längerer Zeit weit fortgeschritten ist, zeigen
sich sowohl aus Schüler- als auch aus Lehrersicht nachhaltig empfundene
Wirkungen in Bezug auf Engagement, Individualität, Kreativität und Effekti-
vität der Lernzeit. Weiterhin werden nicht nur von den Lehrpersonen emp-
fundene Wirkungen in Bezug auf die Vermittlung von Fachinhalten festge-
stellt, sondern auch empfundene Veränderungen der Unterrichtskultur, z.B.
in Form von verstärkter Berücksichtigung heterogener Voraussetzungen
durch Binnendifferenzierung, wenngleich diese Veränderungen noch um-
fassende Verbreitung finden müssen.
Im Hinblick auf die Wirkung auf Schulentwicklung lassen sich international
ein an Bedürfnissen aller Beteiligten orientiertes effizientes und effektives
Management von Schulleitungen sowie eine damit verbundene Personalent-
wicklung und ein hoher Grad an schulischer Autonomie als Erfolgsfaktoren
identifizieren.
Im Rahmen der Lehrerbildung stellen die Durchführung einzelner Kurse und
Workshops, die Verwendung multimedialer Elemente, die Einrichtung von
Partnerschaften mit Schulen unter Einbezug von Mentoren, die Bearbeitung
von Beispielen und deren Umsetzung in der Praxis, hochschuldidaktische
Fortbildungen und Verbesserungen der Infrastruktur sowie Versuche der
flächendeckenden Integration in Seminare Schlüsselstrategien dar, wobei
sich eine Kombination möglichst vieler Strategien als Erfolg versprechend
darstellt. Auch für die Lehrerfortbildung wird eine systematische und auf
verschiedenen Ebenen ansetzende Vorgehensweise empfohlen, wobei schul-
interne Fortbildungen, die sich an den Bedürfnissen der Beteiligten und den
Rahmenbedingungen vor Ort orientieren, und individuelle Beratungen oder
Internationale Situation
130
9.1 Workshop 1
Um nicht nur Daten aus empirischen Studien, Dokumentationen von Projek-
ten und Modellversuchen usw. in die Standortbestimmung mit einfließen zu
lassen, sondern auch die Einschätzungen ausgewiesener Expertinnen und
Experten, fand am 30.01.2006 ein Workshop unter dem Thema „Digitale
Medien in der Schule” in Bonn statt (zu den Teilnehmenden vgl. Anhang I).
Im Verlauf des Workshops wurden zunächst Aspekte gesammelt, die im
Rahmen der derzeitigen Situation im Bereich der Nutzung digitaler Medien
in der Schule zentral sind, aktuelle Problemlagen herausgearbeitet und dis-
kutiert. In einem zweiten Schritt wurden für die identifizierten Problemlagen
erste Ansätze und Perspektiven zur Lösung entwickelt sowie potenzielle
Ansprechpartner benannt, an die die formulierten Empfehlungen gerich-
tet werden und die den Verantwortlichen als Entscheidungshilfen dienen
können.
solcher Kooperationen könnte durch Schulen ans Netz gefördert werden. In Koopera-
Koopera-
tionen
diesem Zusammenhang sollte auch die zweite Phase der Lehrerausbildung tionen
verstärkt in Kooperationen eingebunden werden.
Neben der Lehrerausbildung spielt die Lehrerfortbildung eine zentrale Rolle
bei der Einführung digitaler Medien in Schulen. Beispielsweise leistet die
Initiative von Intel und ihren Partnern von Bund und Ländern einen wichti-
gen Beitrag dazu. Es wird aber angemerkt, dass die Initiative noch mehr in
die Breite getragen werden muss, wie dies beispielsweise zurzeit in Bayern
geschieht. Darüber hinaus wird die Bedeutsamkeit schulinterner Lehrerfort-
bildungen betont und damit die Möglichkeit, vorhandene Kompetenzen im
Bereich digitaler Medien in Schulen stärker zu nutzen, um einen Beitrag zur Nachfrage-
Schulentwicklung zu leisten. Auch das Vorhandensein eines Medienexperten orientierte
Fortbildung
bzw. Medienbeauftragten an einer Schule spielt hier eine bedeutsame Rolle.
Lehrerfortbildung sollte sich insgesamt von einer Angebots- zu einer Nach-
frageorientierung entwickeln. Die Bildungsstandards der KMK und die in den
Kernlehrplänen formulierten Kompetenzen werden den Prozess der Imple-
mentation digitaler Medien in Schulen weiter forcieren, da sich die Anforde-
rungen explizit auf den Umgang mit Medien beziehen (vgl. z.B. Kernlehrplan
Mathematik: „Medien und Werkzeugeverwenden”).
BLK-Programme wie „SINUS-Transfer” oder die UN-Dekade „Bildung für
nachhaltige Entwicklung” weisen ebenfalls Bezüge zur Medienpädagogik auf
und führen damit zur Implementation und Dissemination der Arbeit mit digi-
talen Medien in Schulen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Lösungsmöglichkeiten in
Bezug auf den Aspekt Lehreraus- und -fortbildung eng an die jeweiligen
Institutionen gebunden sind.
b) SchulleiterInnenausbildung
Schulleitungen haben einen entscheidenden Einfluss auf die Integration
Neuer Medien in die Schule. Auch wenn an einzelnen Schulen die Schulleite-
rinnen und Schulleiter Aktivitäten im Bereich digitaler Medien unterstützen
und fördern, geschieht dies noch nicht flächendeckend. Diese Problemlage
hängt u.a. damit zusammen, dass Schulleiterfortbildungen in der Regel eher
auf Bereiche wie Management, Organisationsentwicklung, Recht etc. fokus- Medienkom-
sieren und selten im Bereich digitaler Medien stattfinden. Neben einem petenz in
Leitungs-
mangelnden Angebot herrscht auch eine geringe Nachfrage, die für einen aufgaben
weiteren Ausbau des Angebotes hinderlich ist, und die u.a. damit erklärt
werden kann, dass Medienkompetenz, wie z.B. die Erstellung von IT-Plänen,
bisher noch keine Einstellungsvoraussetzung für die Besetzung einer Schul-
leiterposition ist.
Demnach müssen neue Modelle für Schulleiterfortbildungen entwickelt wer-
den und vorhandene Angebote (vgl. z.B. das Studienangebot VORLAUF der
Fernuniversität Hagen) weiter ausgebaut werden. Schulen ans Netz und das
BMBF könnten hierzu einen Beitrag leisten.
c) Infrastruktur
Eine IT-Infrastruktur mit entsprechender Hard- und Softwareausstattung
sowie der Wartung der Struktur ist eine zentrale Voraussetzung für die Ar-
beit mit digitalen Medien in Schulen. Schulen ans Netz hat insbesondere in
der ersten Phase – neben weiteren Programmen und Initiativen – für eine
Wartung/
erste Basisinfrastruktur an Schulen gesorgt. Notwendig ist im Anschluss an Pflege
diese Anschubfinanzierungen nun eine kontinuierliche Finanzierung, damit
Internationale Situation
134
d) Forschung
Eine grundlegende Problematik im Bereich der empirischen Forschung zum
Einsatz Neuer Medien liegt darin, dass die Ergebnisse von durchgeführten
Studien häufig bei Veröffentlichung schon nicht mehr aktuell sind, da die
Kurzzeit- vs.
Langzeit- technischen Weiterentwicklungen in kurzen Zyklen verlaufen. Dadurch wird
studien auch der Transfer in die Schule erschwert. Dennoch sind auch Studien er-
forderlich, die Entwicklungen über einen längeren Zeitraum in den Blick
nehmen, um z.B. Maßnahmen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit einschätzen
zu können – nicht zuletzt auch deshalb, weil sich bestimmte Wirkungen z.T.
erst längerfristig einstellen. Hier bietet es sich beispielsweise an, formative
und summative Formen von Evaluationen stärker miteinander zu verbinden.
Dies sollte letztlich auch einer Verringerung der immer noch bestehenden
Diskrepanz in Bezug auf die Wechselwirkung von Forschung und Praxis die-
nen.
Grundsätzlich wird auf die Bedeutsamkeit theoriegeleiteter Forschung im
Bereich der Nutzung Neuer Medien hingewiesen. Als Ziele von Evaluationen
Theorie-
geleitete
zum Einsatz digitaler Medien sind neben der Medienkompetenz auch weitere
Forschung Ziele, wie Problemlösefähigkeit, die Fähigkeit zum selbstgesteuerten Ler-
nen, kognitive Komplexität etc. wichtig. Auch der Zusammenhang zwischen
formellem und informellem Lernen muss verstärkt in der Forschung Berück-
sichtigung finden. Zurzeit dominiert im Rahmen großer Schulleistungsstu-
dien die quantitative Forschung. Hier ergäbe sich eine Möglichkeit, For-
schung im Bereich digitaler Medien verstärkt anzukoppeln. Darüber hinaus
sollten qualitative Studien verstärkt Aufmerksamkeit erfahren, da es neben
der Messung von Leistungssteigerung oder anderen Effekten auch darum
gehen muss, damit einhergehende Veränderungen qualitativ zu beschrei-
ben. Insgesamt wird zum einen die Bedeutsamkeit von Längsschnittstudien
Expertenmeinungen
135
betont, durch die Aussagen über die Veränderung der Wirksamkeit Neuer
Medien über die gesamte Schullaufbahn bis hinein ins Berufsleben (vlg. z.B.
Follow-Up-Längsschnitt im Rahmen der SITES-Studie) möglich werden. Zum
anderen wird die formative Selbstevaluation durch die Schulen selbst als
eine weitere Möglichkeit betont, den Medieneinsatz an Schulen weiter zu
entwickeln. Online-Fragebögen oder Portfolios könnten in diesem Rahmen
eine Hilfe sein. Insgesamt muss der Transfer von Ergebnissen empirischer
Forschung in die Praxis durch Kooperationen zwischen Schulen und Hoch-
schulen gefördert werden, indem beispielsweise die Ergebnisse von Studien
in die Schulen rückgemeldet und damit dort wieder neue Entwicklungen an-
gestoßen werden.
In Bezug auf den Umgang mit den Ergebnissen wird betont, dass verstärkt „Image-
Öffentlichkeitsarbeit notwendig ist, da sowohl die Mediennutzung von Kin- probleme“
dern und Jugendlichen als auch E-Learning oft mit einem negativen Image
verbunden ist. Insofern müssen mögliche Qualitätsverbesserungen durch
die Nutzung Neuer Medien in Lehr- und Lernprozessen verstärkt in den
Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden.
Neben dem Beitrag, den die Institutionen zu den genannten Problemlagen
im Bereich empirischer Forschung leisten müssen, und Förderstrukturen auf
Länderebene stellt das Vorhaben der Gründung eines Bildungspanels durch
das BMBF in Abstimmung mit den Ländern, der Wissenschaft und der DFG
eine Möglichkeit dar, regelmäßige Kompetenzmessungen auf der Basis von
Kohorten-Sequenz-Studien auf nationaler Ebene durchzuführen.
f) Schulentwicklung
Im Rahmen der Schulentwicklung wird ein Widerspruch zwischen geforder-
ter Innovation einerseits und immer engeren Rahmenbedingungen anderer-
seits (vgl. z.B. zentrale Tests, Schulzeitverkürzung, etc.) festgestellt. Damit
stellt sich die Frage, wie Schule als Arbeitsplatz gestaltet sein muss, um die
Implementation digitaler Medien zu ermöglichen.
Transfer Aktuelle Entwicklungen im Bereich der Ganztagsschulen stellen eine Mög-
Informati- lichkeit dar, auch im Bereich der weiterführenden Schulen flexiblere zeitliche
onsmana- Strukturen zu schaffen, die projektorientiertes Lernen mit Neuen Medien
gement
Standards ermöglichen. Lernförderliche technische Infrastrukturen (vgl. c) und effi-
zienteres Informationsmanagement (vlg. z.B. „ubiquitäres computing” oder
„www2” als Netzraum für Experten) werden als weitere Punkte benannt. Um
Schulentwicklung zu fördern, sind die Dissemination und der Transfer aus
Förderprogrammen (vgl. SEMIK, SINUS, usw.) notwendig. Programme wie
z.B. „SINUS-Transfer”, „Chemie im Kontext”, „Physik im Kontext” oder „Na-
turwissenschaften entdecken” tragen hierzu bei. Auch die formulierten Bil-
dungsstandards, die z.T. in Bezug auf digitale Medien formuliert sind, und
die Formulierung von Standards im ICT-Bereich tragen zur Weiterentwick-
lung der Unterrichtskultur bei. Tests zur Selbstevaluation im Bereich IT (vgl.
z.B. Pädagogische Hochschule Zürich) können den Schulen helfen, die
Schulentwicklung zu evaluieren.
9.2 Workshop 2
Medien und kleine Kinder – immer noch ein pädagogisches Reizthema, denn
die medienfreie Kindheit wird nach wie vor als Ideal beschworen. Die
Lebensrealität jedoch konterkariert das Ideal. Kinder sind vom ersten
Lebenstag an von Medien umgeben. Sie kommen mit ihnen durch das fami-
liäre Umfeld in Berührung und sie werden zunehmend früher mit speziell für
Internationale Situation
138
35
Wir verwenden im Folgenden den Begriff Kindertagesstätte, der die Kinderbetreuung in
Krippe, Kindergarten und Kinderhort zusammenfasst.
36
Wir verwenden im Folgenden den Begriff interaktive Medien und unterstreichen so, dass
es uns im Besonderen um die Perspektive der Nutzenden geht.
Expertenmeinungen
139
1. Prämisse: Das Kind entdeckt die Welt und mit ihr die Medien
Ebenso wie das Kind die Chance haben sollte, sukzessive so viel und so
Vielfältiges wie möglich von der Welt zu entdecken, sollte es auch die
Chance haben, die Medien in ihrer Vielfalt zu entdecken. Die Betonung liegt
auf „entdecken”, das Trainieren instrumenteller Fertigkeiten etwa in Form
von Computerhandhabungskursen ist unangebracht und unnötig. Es geht
vielmehr darum, Gelegenheiten zu schaffen, Medien mit ihren verschieden-
artigen Angeboten und Anwendungsmöglichkeiten zu erkunden, eingebun-
den in alltägliche Tätigkeiten und alltagsrelevante Zielsetzungen.
Unter der Voraussetzung, dass der Kontakt mit Medien nach Maßgabe des
Entdeckenlassens erfolgt, können Medien generell – das ist sozusagen die
zweite Seite – als wichtige Unterstützer fungieren, um die Welt zu erkunden
und zu verstehen. Die Spezifika interaktiver Medien können dabei die faszi-
nierenden Möglichkeiten auch für junge Kinder noch optimieren. Beispiele
bieten etwa Interaktionsmöglichkeiten auf Kinderwebsites, die – wenn sie
altersgemäß und das heißt primär auf symbolischer Ebene gestaltet sind –
Kontaktaufnahme und Austausch ermöglichen. Auch die Chance, mit kleinen
Kindern bereits aktiv Medienprodukte zu gestalten, wird durch interaktive
Medien befördert, etwa wenn sie – basierend auf einer einfach zu handha-
benden Software und mit pädagogischer Unterstützung – am Computer
multimediale Collagen aus Bildern, Tönen und Texten arrangieren können37.
37
Ein Beispiel, das im thematischen Kontext Spracherwerb steht, ist das Projekt „Parole
Deutsch” (Lutz in Anfang u.a. 2005)
Internationale Situation
140
verweist damit auf Möglichkeiten, die sich für die Auseinandersetzung mit
Medien ergeben38.
38
Das Schema wurde im Kontext der JFF-Expertisen für den bayerischen und hessischen
Bildungs- und Erziehungsplan entwickelt. Es ergänzt entwicklungspsychologische Er-
kenntnisse um Befunde aus medienpädagogischen Forschungen und Erfahrungen aus
praktisch-pädagogischen Projekten mit Kindern im ersten Lebensjahrzehnt.
Internationale Situation
142
Die Familie bleibt während des gesamten ersten Lebensjahrzehnts der Ort,
der den zentralen Einfluss auf den Medienumgang der Kinder hat. Kinder-
tagesstätte und Schule sind die Orte, an denen Kinder mit systematischen
Maßnahmen der Medienkompetenzförderung in Berührung kommen. Dabei
gilt es Diskrepanzen, Friktionen und Konkurrenzen zwischen den verschie-
denen Erlebensräumen zu vermeiden oder möglichst gering zu halten. Ge-
rade Kinder und auch Eltern, deren Alltag einen problematischen Medien-
umgang integriert, brauchen die Chance, sich damit in pädagogischen Räu-
men auseinanderzusetzen, die frei von Diskriminierung sind. Diese Räume
zu gestalten ist die zentrale Aufgabe der pädagogischen Institutionen. Dass
dies keine illusionäre Vorstellung ist, zeigt das folgende Beispiel, das aus
Erfahrungen der praktischen medienpädagogischen Arbeit resultiert. Es ver-
netzt Eltern und professionelle Pädagogik unter dem Motto „Kinder und
Eltern als Edutainment-Kritiker”: Die Kinder bringen von zu Hause ihre Lieb-
lingscomputer- bzw. -konsolenspiele mit. Kinder, die keine eigenen Spiele
zu Hause haben, dürfen in dem Bestand der Kindertagesstätte bzw. der
Stadtbibliothek recherchieren. Die Kinder stellen die ausgesuchten Spiele
vor und überlegen gemeinsam, was ihnen daran besonders gut gefällt. Die
von den Kindern erarbeiteten Qualitätskriterien werden mit den Eltern bei
einem Elternabend diskutiert. Die aus der Diskussion gewonnenen – päda-
gogischen – Kriterien werden ergänzt. In einer darauf folgenden Einheit
entwickeln die Kinder gemeinsam eine eigene Spielidee und setzen diese –
unter Beachtung des erarbeiteten Kriterienkatalogs – mittels einfacher
Autorensoftware um. Bei der Erstellung des eigenen Spiels werden die
Eltern nach Möglichkeit einbezogen und unterstützen die Erziehungsfach-
kräfte bei der inhaltlichen, aber auch bei der technischen Umsetzung. Auf-
bauend auf das realisierte Spiel können in der Kindertagesstätte kleine
Sprachlernspiele entwickelt werden, die im vorschulischen Bereich ansetzen
und in der Schule wieder aufgegriffen und ausgebaut werden können.
Literatur
Anfang, G./Demmler, K./Lutz, K. (Hrsg.) (2005): Mit Kamera, Maus und
Mikro. Medienarbeit mit Kindern. München
Expertenmeinungen
145
Fred Schell
Wer die beschriebenen und viele weitere Angebote des Medienmarktes nut-
zen will, muss Zugang zu multifunktionalen Medien haben und mit ihnen
umgehen können. Multifunktionale Medien erlauben verschiedenartige
Medientätigkeiten und sie eröffnen den Nutzenden neben rezeptiven auch
interaktive Tätigkeiten. Aktuell haben für Jugendliche Computer, Internet
und Handy zentrale Bedeutung. Darüber hinaus offeriert der Medienmarkt
mit vielfältigen Verzahnungen zwischen den Einzelmedien eine konvergente
Medienwelt, die im Medienalltag von Jugendlichen einen hohen Stellenwert
hat. Wenn wir hier den Begriff „interaktive Medien” verwenden, unterstrei-
chen wir damit, dass es uns besonders um die Perspektive der Jugendlichen
auf die Medienwelt geht.
den Medien Nutzen für eine souveräne Lebensführung zu ziehen, und der
Gefahren, den Risiken, die Medien vorhalten, zu erliegen. Jeweils kumulie-
ren dabei im Umgang mit Medien vorhandene Vorteile bzw. Benachteiligun-
gen, die über die Bildungsvoraussetzungen im sozialen Herkunftsmilieu und
über die von den Jugendlichen selbst eingeschlagenen Bildungswege bereits
wirksam sind. An zwei Beispielen, dem informellen Lernen und der medien-
bezogenen Jugendkultur, soll dies verdeutlicht werden:
che, die mit ihrer Lebenswelt (scheinbar) verbunden sind, z.B. zu Themen
wie Mode, Musikstars, Filmstars oder Computerspiele. Deshalb greifen sie
eher auf Infotainment und Boulevard-Magazine zurück und weisen zum Teil
selbst Talkshows Informationswert zu. Fernsehen hat für sie die größte Be-
deutung und die höchste Glaubwürdigkeit bei der Informationsbeschaffung,
gefolgt von der Boulevardpresse. Aber auch das Internet wird zunehmend
für die Aneignung von Information und Wissen über die genannten Interes-
sengebiete genutzt und genießt hohe Glaubwürdigkeit. Insgesamt lässt sich
konstatieren, dass bildungsbenachteiligte Jugendliche weniger in der Lage
sind, einen reflexiven Umgang mit medialen Informationswelten zu entwi-
ckeln, d.h. mediale Information auf ihre Glaubwürdigkeit und auf ihre Rele-
vanz für die eigenen Lebensvollzüge hin einzuordnen.
Bildungsbevorzugte Jugendliche haben wesentlich mehr Interesse am politi-
schen und gesellschaftlichen Geschehen über den Nahraum hinaus und
wenden sich anspruchsvollen Wissensgebieten wie z.B. Natur, Kunst oder
Musik zu. Sie nutzen dafür entsprechend eher die klassischen Informations-
angebote wie Nachrichten des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, Wissens-
magazine, seriöse Tageszeitungen und zunehmend das Internet. Nach den
Daten der JIM-Studie 2005 vertrauen Gymnasiasten der Berichterstattung
der Tageszeitung fast doppelt so stark wie Hauptschüler, der des Fern-
sehens wesentlich weniger und der des Internets nur halb so viel.
Die Informations- und Wissensangebote der interaktiven Medien und der
konvergenten Medienwelt und die diskrepanten Fähigkeiten, sich diese zu
erschließen, führen dazu, dass die Informations- und Wissenskluft zwischen
Bildungsbenachteiligten und Bildungsbevorzugten immer größer wird.
arbeitet hat, ist nicht über die Problematisierung der gewalthaltigen Spiel-
inhalte zu erreichen, auch wenn sie dabei ist, sich gerade darin zu ver-
stricken. Sie hat durch ihren Erfolg in dieser jugendkulturellen Szene
Selbstbewusstsein und Komponenten von Medienkompetenz erworben, also
auch Nutzen aus dem problematischen Medienhandeln gezogen. Medien-
pädagogik kann an diesen Aspekten ansetzen und Handlungsräume eröff-
nen, in denen die erworbenen Kompetenzen für eine gewinnbringende
Mediennutzung erprobt werden können.
Für Jugendliche, die sich für viel Geld ständig neue Klingeltöne aus dem In-
ternet auf ihr Handy herunterladen, ist dies Bestandteil ihrer Identitätsbil-
dung. Die persönliche Note ihres Klingeltons verschafft ihnen Individuali-
tät und demonstriert Zugehörigkeit zur Peergroup oder Jugendszene. Dies
kann Medienpädagogik aufgreifen und Möglichkeiten bieten, selbst kreativ
zu werden und mit Hilfe einfacher Programme Klingeltöne zu produzie-
ren oder andere produktive Formen der Handynutzung zu erproben (z.B.
www.ohrenblick.de).
Allerdings ist nicht zu bestreiten, dass ein Teil der Jugendlichen auch dar-
über nur schwer zu erreichen ist. So bewegen sich jugendliche Computer-
spiel-Fans in ihrer eigenen Jugendkultur und interessieren sich kaum für
seitens der Medienpädagogik zur Verfügung gestellte autonome Räume.
Hier müssen neue Formen pädagogischer Unterstützung überlegt und er-
probt werden.
3. Handlungsbedarf
Für die Realisierung flächendeckender Angebote handlungsorientierter Me-
dienpädagogik in der Jugendarbeit gibt es noch einen erheblichen Hand-
lungsbedarf:
x Die strukturellen Rahmenbedingungen, insbesondere Räume und Medien-
technik (Medienzentren o.Ä.) sind, v.a. in ländlichen Gebieten, noch un-
zureichend bzw. fehlen ganz. Sie müssen erheblich verbessert werden.
x Qualifiziertes Personal ist zu wenig vorhanden, weil die Studienmöglich-
keiten für Medienpädagogik zu wenig ausgebaut sind. Medienpädagogik
muss fester Bestandteil der Ausbildung aller Pädagoginnen und Päda-
gogen werden, egal für welches Feld von Bildung und Erziehung sie qua-
lifiziert werden. Darüber hinaus müssen mehr Lehrstühle für Medien-
pädagogik an Universitäten und Fachhochschulen eingerichtet werden.
Expertenmeinungen
151
Literatur
Anfang, G:/Demmler, K./Lutz, K. (Hrsg.) (2001): Erlebniswelt Multimedia.
Computerprojekte mit Kindern und Jugendlichen. München
Anfang, G. (Hrsg.) (2003): Mit Medien gegen Gewalt. Beispiele, Anregungen
und Ideen aus der Praxis. München
Barsch, A./Zinnecker, J. (2004): Jugend, Jugendszenen und Medien. Merk-
male heutiger Jugendkulturen. In: Hans-Dieter Kübler/Ellmar Elling
(Hrsg.): Wissensgesellschaft. Neue Medien und ihre Konsequenzen,
S. 553-576
mpfs [Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest] (2005): JIM
2005. Jugend, Information (Multi-)Media. Basisuntersuchung zum
Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. Stuttgart
Theunert, H. (2005): Medien als Orte informellen Lernens im Prozess des
Heranwachsens. In: Sachverständigenkommission Zwölfter Kinder- und
Jugendbericht (Hrsg.): Kompetenzerwerb von Kindern und Jugendlichen
im Schulalter. München, S. 175-300
Wagner, U./Theunert, H. (Hrsg.) (2006): Neue Wege durch die konvergente
Medienwelt. Schriftenreihe der BLM. München
Schon im Alltag tauchen durch den Einzug von Informations- und Kommu-
nikationstechnologien (IKT) in nahezu allen Lebensbereichen neue und ver-
änderte Abläufe und Denkweisen auf. Textverarbeitung mit dem Computer,
Kommunikation via Mail und Chat, Informationsbeschaffung bis hin zum
Kauf von Produkten oder dem Buchen von Flugtickets über das Internet
haben alte Lebensgewohnheiten teils grundlegend verändert. Es entsteht
eine „digitalisierte Kultur”, die zunehmend die berufliche Arbeitswelt durch-
setzt. Vormals sehr konventionell gestaltete Arbeitsabläufe werden inzwi-
schen unterstützt von digitalisierten Werkzeugen mit der Folge, dass in der
Erstausbildung und Weiterbildung der Einsatz digitaler Medien selbstver-
ständlich geworden ist. Digitale Medien sind zentrale „Innovationsträger” für
die Bewältigung und Realisierung der Globalisierung und der Wissensgesell-
schaft, in der die Face-to-face-Beziehungen nicht mehr alleine stehen. Es
reicht nicht mehr, die heutigen Medien mit einer instrumentalistischen Per-
spektive zu verbinden wie in traditionellen erziehungswissenschaftlichen
Internationale Situation
152
39
Diese technischen Voraussetzungen für eine „Knowledge Community“ werden inzwischen
von den meisten Lernplattformen und letztlich durch das Internet selbst bereits mit hoher
Qualität bereitgestellt.
Expertenmeinungen
155
Literatur
Becker, M. (2005): Lernen mit tutoriellen Arbeitssystemen. In: Rauner,
Felix (Hrsg.): Handbuch Berufsbildungsforschung. Bielefeld: W. Bertels-
mann, S. 315-320.
BMBF [Bundesministerium für Bildung und Forschung] (Hrsg.): Förder-
programm Neue Medien in der Bildung. Auditempfehlungen zum Förder-
bereich „Neue Medien in der Bildung”. Bonn: BMBF 2005.
EC (2000): E-Learning – Gedanken zur Bildung von morgen. Mitteilung der
Kommission, KOM(2000) 318 endgültig. Brüssel, den 24.5.2000.
<http://ec.europa.eu/education/programmes/E-Learning/index_de.html,
09/2006>
EC (2001): Aktionsplan E-Learning. Gedanken zur Bildung von morgen.
KOM(2001) 172 endgültig. Brüssel, den 28.3.2001
Fischer, G. (1999): Möglichkeiten und Grenzen moderner Technologien
zur Unterstützung des selbstgesteuerten und lebenslangen Lernens. In:
Dohmen, G. (Hrsg.): Weiterbildungsinstitutionen, Medien, Lernumwelten.
Bonn: BMBF, S. 95-146
Fischer, M./Römmermann, E. (1998): „TUBI” – Partizipative Systementwick-
lung eines Informations- und Dokumentationssystems für die Unter-
stützung der Fehlersuche in der betrieblichen Instandhaltung. Bremen
Marotzki, W. (2003): Medienbildung und Digitale Kultur. Magdeburger Wis-
senschaftsjournal. Magdeburg, Heft 1-2, 2003, S. 3-8
Pangalos, J./Spöttl, G./Knutzen, S./Howe, F. (Hrsg.): Informatisierung von
Arbeit, Technik und Bildung. Eine berufswissenschaftliche Bestands-
aufnahme. Münster: LiT
Zimmer, G. (2002): E-Learning führt zu einer anderen Kultur des Lehrens
und Lernens. Folgen für die didaktische Gestaltung. In: Zimmer, Gerhard
(Hrsg.): E-Learning: High-Tech or High-Teach? Bielefeld: W. Bertels-
mann, S. 5-17.
Expertenmeinungen
157
Rolf Arnold
Forschung
Notwendig ist eine Intensivierung der Forschung zur Entwicklung bzw. Stär-
kung einer eigenen E-Learning-Didaktik. Insbesondere gilt es dabei, die
didaktische Valenz der unterschiedlichen Inszenierungsformen von Lehren
und Lernen (Präsenzlehre, Distance-Learning, E-Learning) genauer auszu-
loten. Als Referenzpunkt sollte dabei die Frage nach der tatsächlichen,
nachhaltigen Kompetenzentwicklung in den unterschiedlichen Learning-
modes dienen (vgl. Arnold 2004).
Internationale Situation
158
Nur auf der Basis einer entsprechenden Analyse der unterschiedlichen In-
szenierungsformen von netzbasiertem Lehren und Lernen ist es auch mög-
lich, die Bedeutung von E-Learning im Zusammenhang mit einem generel-
len Lernkulturwandel sowie im Kontext der beobachtbaren Entgrenzungen
des Lernens in der Erwachsenenbildung genauer zu bestimmen. Von beson-
derer Bedeutung dürften dabei die Möglichkeiten einer komplementären
Nutzung von E-Learning sein, wie sie von zahlreichen Institutionen angebo-
ten wird: Wenn der Teilnehmende sich in den Kurs einschreibt, bekommt er
einen Zugang zu einer Lernplattform, auf welcher Vorbereitungsmaterialien
sowie Aufgaben, welche er vor Kursbeginn zu bearbeiten hat, gespeichert
sind. Diese Vorabinformationen wiederum ermöglichen es dem Verantwort-
lichen, das Angebot situiert sowie an den Lernfragestellungen der Lernen-
den orientiert zu planen und zu gestalten und damit wichtige Voraussetzun-
gen für ein nachhaltiges Lernen der Teilnehmenden zu schaffen.
Entwicklung
Die Erwachsenenbildung benötigt nach wie vor eine Unterstützung bei der
virtuellen Aufbereitung inhaltlicher Angebote. Nur durch entsprechende
„Leuchttürme” ist es möglich, Standards sichtbar werden zu lassen und
Entwicklungsimpulse zu setzen. „Aus eigener Kraft” gelingt der Aufbau von
E-Learning-Komponenten nur sehr selten. Es ist m.E. auch ein Fehler gewe-
sen, in der ministeriellen Förderung die Contententwicklung grundsätzlich
eher nicht mehr zu unterstützen, sondern lediglich den Aufbau bzw. die
Ausweitung von Infrastrukturen und Vernetzung.
Infrastruktur
Weiterbildungsorganisationen müssen eine eigene Infrastruktur aufbauen,
um die Nutzung von E-Learning tatsächlich erfolgreich in ihre täglichen Rou-
tinen einzuwurzeln. Dies gelingt ihnen oft nicht aus eigener Kraft. Eine sol-
che Infrastruktur sollte insbesondere eine Unterstützungsstruktur für die
Dozentinnen und Dozenten darstellen, welche sich auf den Weg machen
möchten, ihre Angebote um E-Learning-Komponenten anzureichern oder
generell virtuelle Angebote zu entwickeln (vgl. Lermen/Goméz Tutor/
Kammerer 2004). Durch die Entwicklung solcher Angebote können sich Wei-
terbildungsinstitutionen neue Zielgruppen erschließen, darunter auch und
gerade solche, denen eine Teilnahme an regulären Präsenzveranstaltungen
nicht möglich ist.
Qualifizierung
Dozentinnen und Dozenten müssen Gelegenheit haben, den Umgang mit
der jeweiligen Lernplattform selbst zu lernen. Aus diesem Grunde kommt
der Ausbildung von Webdesignern sowie der Begleitung und Unterweisung
von Lehrenden in Sachen „eTeaching” eine grundlegende Bedeutung zu, wie
eigene Erfahrungen des VCRP (Virtueller Campus Rheinland-Pfalz) sowie in
der Zusammenarbeit mit Institutionen aus dem Bereich der allgemeinen
Weiterbildung zeigen. Es wird empfohlen, diesem Aspekt der Qualifizierung
insgesamt mehr Aufmerksamkeit zu widmen und die Entwicklung ent-
sprechender Angebote verstärkt zu fördern.
Internationale Situation
160
Literatur
Arnold, R. (2000): Will distance disappear in distance studies? Preliminary
Considerations on the Didactic Relevance of Proximity an Distance. In:
Journal of Distance Education, 14 (2000), 2, S.1-9
Arnold, R. (2004): Blended Learning in International Human Ressource
Development. On the features and the comparative didactic advantages
of face-to-face learning, distance learning and E-Learning. Nr. 22 der Pä-
dagogischen Materialien der Technischen Universität Kaiserslautern. Kai-
serslautern
Arnold, R./Lermen,M. (Hrsg): E-Learning-Didaktik. Baltmannsweiler
Lermen, M./Goméz Tutor, C./Kammerer, J. u.a. (2004):Voraussetzungen
und Grundlagen der Online-Moderation. Pädagogische Materialien der
Technischen Universität Kaiserslautern. Bd. 24. Kaiserslautern
Heidi Schelhowe
Nachdem sich der Hype über den Computereinsatz in den Schulen gelegt
hat, ist es an der Zeit, über grundlegendere Fragen nachzudenken und sich
die tiefgreifenderen Veränderungen, die sich mit den Informations- und
Kommunikationstechnologien nicht nur in unserer Arbeitswelt, sondern auch
in der Lebenswelt und im Lernen vollziehen, zu vergegenwärtigen und Kon-
sequenzen für die Bestimmung heutiger Bildungsaufgaben zu ziehen. Digi-
tale Kultur prägt die Welt der Ökonomie und der Finanzen. Sie infiltriert die
Arbeitswelt, wo Erwerbsarbeit in den ehemaligen Industrienationen durch
den Einsatz von Computern überflüssig geworden ist bzw. sich zu Tätigkei-
ten des Neu-Erfindens, der Innovation, der Kommunikation und der Dienst-
leistung wandelt. Digitale Kultur wird in der Freizeit gelebt, sie erfasst Spiel,
Unterhaltung und Kunst. Sie prägt das Lebensgefühl vieler junger Men-
schen. Für Bildungsprozesse kann es heute nicht nur darum gehen, den
Expertenmeinungen
161
Schule häufig die Technik von gestern. Dies trägt weder zu ihrer Motivation
noch zu ihrer Neugierde auf technische Prozesse noch zu ihrem Interesse,
an Innovationen mitzuwirken, bei. LehrerInnen können jedoch einen Trans-
fer von Zukunftstechnologien in den schulischen Unterricht in der Regel
nicht (alleine) leisten.
- Die Kooperation von Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Technolo-
gieunternehmen mit Schulen müssen besonders gefördert werden.
- Es sollte darüber nachgedacht werden, wie es gelingen und auch attraktiv
gemacht werden kann, Kinder und Jugendliche sehr frühzeitig in Innovati-
onsprozesse, die als Verbindung von sozialer und technischer Imagination
zu sehen sind, einzubeziehen. In der Art von „LivingLabs” können diese
nicht nur Bildungsanliegen dienen, sondern auch dem frühzeitigen Kennen-
lernen der Bedürfnisse von Nutzerinnen und Nutzern und ihrer kreativen
Ideen in der Technologieentwicklung.
- Forschungsprojekte wären besonders zu unterstützen, die Bildungsmaß-
nahmen/Innovations-Workshops für Schülerinnen und Schüler in ihr For-
schungsprogramm einbeziehen.
Wolfgang Coy
Literatur
Coy, W. (2001): Weder vollständig noch widerspruchsfrei. FifF-Kommunition
2(2001)4, S. 45-48.
Josef Walch
begründeten Didaktik, die den Begriff der Medien in die Planung des Unter-
richts einführte. Paul Heimann war sich bereits 1962 in einem ersten Ent-
wurf dieses didaktischen Konzepts der wachsenden Bedeutung der Medien –
und das betraf wie bei Robinsohn vor allem das Fernsehen – bewusst, er
sprach angesichts dieser Entwicklung vom „Ende der alten Didaktik” und
äußerte die Befürchtung, dass der Fernsehapparat die „lebendige Lehrerge-
stalt” ablösen könnte. Heimann, Schulz und Otto führten dann Mitte der
1960er-Jahre den Begriff der Medien neben Zielen, Inhalten und Methoden
in ihr didaktisches Konzept ein. Der Kunstpädagoge Gunter Otto unterschied
in der Folge und in Hinblick auf die schulische Praxis des Kunstunterrichts
zwischen Präsentations- und Realisationsmedien, denen er sehr viel später
den Begriff der Artikulationsmedien hinzufügte, ohne diesen Begriff aller-
dings weiter auszuarbeiten.
Das Schulfach Kunst öffnete sich in diesen Jahren erstmals auf breiter Ebe-
ne einem neuen Bildverständnis, indem es vor allem auch seine fachwissen-
schaftliche Basis durch eine Auseinandersetzung mit neuen Bezugswissen-
schaften wie der Semiotik, der Medientheorie oder einer kritischen Kunst-
wissenschaft erweiterte. Die Kunstgeschichte beschränkte sich nicht mehr
allein auf den Bereich der „Hochkunst”. Die Neurezeption historischer, iko-
nologischer und ikonografischer Forschungsansätze, wie sie von den Kunst-
historikern Aby Warburg oder Ernst Panofsky in den frühen Jahren des 20.
Jahrhunderts formuliert wurden und grundlegend für die aktuellen Diskussi-
onen um „Bildwissenschaft” sind, hatten nachhaltigen Einfluss auf den tra-
dierten Bereich der Bildbeschreibung und Bildanalyse, auch in Hinblick auf
Medienbilder, im Kunstunterricht. So lassen sich in Fachzeitschriften jener
Jahre, u.a. in „Kunst & Unterricht”, zahlreiche Beispiele eines innovativen
und kreativen Kunstunterrichts finden, denen auf der Grundlage dieser Ent-
wicklungen ein neues Bildverständnis zugrunde liegt. Dabei finden sich be-
reits viele Hinweise auf ein Missverhältnis zwischen Bilderflut und einer
kompetenten und kritischen Bildrezeption von Kindern und Jugendlichen.
Bezogen waren diese Beispiele, die von der Analyse historischer Flugblätter,
über Plakate, Comics bis zur Werbung und zum Film reichten, vor allem auf
den Kunstunterricht der Gymnasien und kaum auf Hauptschule oder Grund-
schule. Thematisiert wurde, was auch in der aktuellen Diskussion über Bild-
kompetenz zur Diskussion steht, die notwendige Fähigkeit, zwischen Abbild
und Wirklichkeit unterscheiden zu können, ebenso das Erkennen der kom-
munikativen Absichten der Bilder. Dies bezog sich auch auf Bilder aus der
Geschichte der Kunst, die bis zu diesem Zeitpunkt fast ausschließlich bild-
immanenten Analysen unterzogen wurden. Dabei spielte nicht nur die Re-
zeption, sondern auch die Produktion eine Rolle. Die Medien, die zur Ver-
mittlung einer – aus heutiger Sicht – Medienkompetenz im Kontext einer
visuellen Kompetenz genutzt wurden, reichten von der Herstellung von Pla-
katen und Flugblättern, Comics, Fotos und ersten Filmen auf der Basis von
S-8-Kameras bis zu ersten „schwergewichtigen” Videokameras. In der
Rückschau auf diese Entwicklung kann man feststellen, dass die Einstellung
eines Großteils der Kunstpädagoginnen und Kunstpädagogen gegenüber
dem Umgang mit Medien eher zurückhaltend und konservativ war und wohl
immer noch ist. Was Horst Dichanz in einer entsprechenden Analyse auf die
Gesamtheit der Lehrerinnen und Lehrer an Schulen bezog, lässt sich wohl
auch auf die Berufsgruppe von Lehrern, in deren Unterricht das Bild im
Mittelpunkt steht, beziehen: „Sie stehen zwar der Nutzung von Medien für
Expertenmeinungen
167
Neu entfacht wurde ein umfassendes und breites Interesse an Fragen der
Bedeutung des Bildes in gesellschaftlichen und kulturellen Kommunikations-
prozessen auf dem Hintergrund der dynamischen Entwicklung der Neuen
Medien als bildbasierte Medien durch den 1992 von W.J.T. Mitchell gepräg-
ten Begriff des „Pictorial turn”. Der Kunsthistoriker Gottfried Böhm sprach
dann 1994 vom „Iconic turn”. Die im Kontext dieser Diskussion auf dem
über eine zunehmende Verlagerung der sprachlichen auf die visuelle Infor-
mation und Kommunikation formulierten Vorstellungen und Ziele liefen dar-
auf hinaus, eine der allgemeinen Sprachwissenschaft vergleichbare „Wis-
senschaft vom Bild” zu entwickeln. Basis sollte eine interdisziplinäre Aus-
einandersetzung mit der Welt der Bilder sein, Erkenntnisse und Methoden
der Kunstgeschichte, Semiotik, Medienwissenschaft, Kognitionswissen-
schaft, Psychologie, Neurologie, Naturwissenschaften u.a. sollten und sollen
Grundlagen für ein Konzept einer interdisziplinären Bildforschung liefern.
Internationale Situation
168
dies Lothar Mikos fordert, um die „nicht diskursiven Praxen der ästhetischen
Erfahrung erweitert werden” (Mikos 2000, S. 10), um so bei Kindern und
Jugendlichen grundlegende Kompetenzen auszubilden, „die Konstruktionen
der Welt in dieser Kultur diskursiv und präsentativ zu erfassen, um sich so
mit ihren Erfahrungen und Erlebnissen in eben dieser Kultur positionieren zu
können” (ebd.). Viele innovative Synergieeffekte in unserem Bildungssys-
tem könnten von einer engen Vernetzung zwischen visueller und sprach-
licher Erziehung, visueller und sprachlicher Kompetenz ausgehen. Würde
das realisiert, so wäre das vielleicht das „Ende der (immer noch herrschen-
den; J.W.) alten Didaktik”, wie dies von Paul Heimann vor nun mehr als 40
Jahren prognostiziert wurde.
Literatur
Ballstaedt, S.-P. (2006): Die Macht der Bilder. In: Zhwinfo. Zürcher Hoch-
schule Winterthur, 29/2006, S. 4-7
Bredekamp, H. (2005): „Im Königsbett der Kunstgeschichte”, Interview mit
Horst Bredekamp, geführt von Peter Jessen und Petra Kipphoff. DIE ZEIT,
15/2005
Dichanz, H. (2002): Wo steht die Medienpädagogik in der Schule heute?
<http://www.mediaculture-online.de/fileadmin/bibliothek/dichanz_berka/
dichanz_berka.pdf, 09/2006>
Mikos, L. (2000): Ästhetische Erfahrung und visuelle Kompetenz: Zur Er-
weiterung der diskursiven Medienkompetenz um präsentative Elemente.
Onlinezeitschrift Medienpädagogik 2000-1
http://medienpaed.com/00-1/mikos1.pdf, 09/2006
Eva Müller die Mühe auf sich, den Entwurf selbst zu überarbeiten. Nachdem
sich das modifizierte Konzept ihrer Meinung nach in der Umsetzung im Un-
terricht bewährt hat, beschließt sie, den Unterrichtsentwurf wieder ins In-
ternet zu stellen und anderen Kollegen zugänglich zu machen. Zwei Wochen
später erhält sie die erste Anfrage einer Kollegin, die wissen möchte, ob sie
glaube, der Unterrichtsentwurf sei auch für Realschüler geeignet. Ein weite-
rer Kollege hat diese Rückfrage gelesen und empfiehlt dafür ein anderes
Konzept, auf das er bei seiner Recherche im Netz gestoßen ist.
Ein Beispiel für eine erfolgreiche Umsetzung stellt das Knowledge Forum
von Scardamalia und Bereiter dar (Bereiter 2002; Scardamalia 2004). Dabei
handelt es sich um eine in Nordamerika vielfach verwendete und gut evalu-
ierte Lernumgebung. Bei dieser Lernumgebung entwickeln Schüler gemein-
sam Ideen, diskutieren miteinander ihre Vorstellungen und praktizieren kol-
laboratives „Knowledge Building”. Kinder lernen dabei z.B. im Naturkunde-
unterricht, ihr Wissen auf beobachtete Phänomene anzuwenden und ausge-
hend von ihrem Wissen Hypothesen über die Ursachen dieser Phänomene
zu bilden. Sie erkennen im gemeinschaftlichen Diskurs die Grenzen dieser
Erklärungen, suchen nach Informationen, die weitere Hypothesen erlauben
und prüfen gemeinsam neue Erklärungen. Dieser Prozess ist so angelegt,
dass der Wissensaustausch nicht nur innerhalb von Klassen geschehen
kann, sondern auch klassen-, schul- und altersübergreifend. Eine Vielzahl
kontrollierter Untersuchungen zu dieser Umgebung zeigt dabei, dass dieses
Lernumfeld Schüler hoch motiviert und zu einem großen Wissenszuwachs
führt.
Für Schulen ergeben sich durch diese neue Form des Lernens zahlreiche
Chancen: Schüler erfahren ganz direkt, dass Wissen im Diskurs mit anderen
erworben und generiert wird, sie erleben sich selbst nicht nur als Lernende,
sondern auch als Experten, die mit anderen Experten diskutieren. Der Lern-
raum ist kein nach außen hin abgeschlossener Klassenraum, sondern wird
als virtueller Lernraum öffentlich. Schüler generieren kollaborativ Produkte,
die im Internet verfügbar sind. Sie produzieren damit etwas, was über den
eigenen Klassenraum hinaus Bestand hat.
Literatur
Bereiter, C. (2002): Education and mind in a knowledge society. Mahwah,
NJ: Erlbaum
Brown, J. S. /Duguid, P. (1991): Organizational learning and communities-
of-practice: Towards a unified theory of working, learning and innovation:
In Organization Science, 2/1, S. 40-57
Coakes, E./Clarke, S. (2005): Encyclopedia of Communities of Practice in
Information and Knowledge Management, Hershey: Idea Group Refer-
ence, 2006
Cress, U. (2006): Effektiver Einsatz von Datenbanken im betrieblichen
Wissensmanagement. Bern: Verlag Hans Huber
Cress, U./Hesse, F. W. (2006): The social complexity in establishing and
sharing information resources. In: Elen, J./Clark, R.E. (Eds.): Handling
Internationale Situation
174
10 Empfehlungen
Rahmenbedingungen
Die IT-Branche ist eine vergleichsweise junge Disziplin, die allerdings durch
besonders kurze Innovationszyklen geprägt ist. Entsprechend kann in die- Technolo-
sem Bereich nicht von „abgeschlossenen Entwicklungsständen” gesprochen gischer
werden, die dann Eingang in die schulische Arbeit mit Medien finden. Viel- Wandel
mehr handelt es sich um einen permanenten Prozess der Innovation, der
auch in kontinuierlicher Weise mit Bildungsprozessen rückgekoppelt werden
muss. Ein Land mit hohem technologischem Know-how kann es sich nicht
leisten, Bildungsprozesse von diesen Entwicklungen zu entkoppeln. In nicht-
Empfehlungen
176
Nicht nur von staatlicher Seite muss ein großes Interesse daran bestehen,
Menschen zu einem kompetenten Umgang mit neuen Technologien zu befä-
higen, sowohl im Hinblick auf eine sachgerechte und zielführende Nutzung
als auch in Bezug auf eine kritische Betrachtung und Mitgestaltung von
Empfehlungen
177
Technik. Ebenso sind Industrie und Wirtschaft gefordert, sich in Bildungs- Public
prozessen zu engagieren und die heranwachsende Generation in ihrer Ent- Private
wicklung zu unterstützen. Dies ist nicht nur eine Frage von wirtschaftlichen Partnership
Erwägungen im Hinblick auf spätere Konsumgruppen, sondern auch eine
Frage der gesellschaftlichen Verantwortung. Darüber hinaus kann die Ent-
wicklung von Medien von der Einbindung auch der Lernenden letztlich profi-
tieren. In dieser Kooperation von privater und staatlicher Hand sind auch
die Stiftungen wichtige Partner.
Die derzeitige Situation im Bereich digitaler Medien in der Schule ist aller-
dings nicht zufriedenstellend. Von einer Integration digitaler Medien in schu-
lische Lehr- und Lernprozesse kann noch nicht durchgängig die Rede sein,
die Potenziale digitaler Medien werden noch nicht ausgeschöpft. Zwar sind
in den letzten Jahren kontinuierlich Verbesserungen erreicht worden, aber
der derzeitige Zustand ist weder im Hinblick auf die Ausstattung noch im
Hinblick auf die Verwendung in Bildungsprozessen ausreichend. Digitale Me-
dien werden in Deutschland derzeitig im Wesentlichen im häuslichen Umfeld
genutzt, die Schule stellt einen nachrangigen Lernort dar. Zu Hause hat ein
großer Teil der Kinder und Jugendlichen Zugang zu einem Computer, wenn
dies auch immer noch deutlich vom sozioökonomischen Status abhängig ist.
Die in Deutschland im internationalen Vergleich größte Differenz zwischen
der Häufigkeit der schulischen und der häuslichen Nutzung deutet darauf
hin, wie notwendig es ist, institutionalisierte und informelle Prozesse der
Nutzung von Medien und des Lernens mit Medien zusammenzuführen.
Deutlich positiver ist das allgemeine Klima in Bezug auf digitale Medien. Alle Medienklima
an Schule beteiligten Akteure – Schüler, Lehrer und Eltern – weisen digita-
len Medien einen hohen Stellenwert zu und stehen ihnen aufgeschlossen
gegenüber. Diese Grundstimmung und die im Kontext der Arbeit mit digita-
len Medien zu verzeichnenden Erfolge gilt es aufzunehmen und in konstruk-
tiver Weise konsequent weiterzuführen.
Erschwert wird die Integration digitaler Medien in Bildungsprozesse durch
die Diskrepanz zwischen der Trägheit von Innovationsprozessen in Bildungs-
institutionen und der Geschwindigkeit technologischer Innovationsprozesse.
Diese Diskrepanz hat z.B. für die Schule weit reichende Folgen, da sich die
Medienwelten, in denen sich Schülerinnen und Schüler bewegen, von den
schulischen Medien- und Erfahrungswelten zunehmend zu entfernen
drohen.
Frühkindliche Erziehung
- In der frühkindlichen Phase der Entwicklung spielen mediale Erfahrungen
Interdiszi- eine besondere Rolle. Die Form der Medienaneignung und der Medienwir-
plinäre For-
schung kungen in dieser Phase bedarf weiterer Forschungen, die insbesondere
auch als disziplinübergreifende Forschung z.B. zwischen der Erziehungs-
wissenschaft, der Psychologie und der Neurowissenschaft ausgelegt ist.
Eine solche interdisziplinäre Forschung würde auch dazu beitragen, den
Dialog zwischen den verschiedenen Fächern und ihren zum Teil – auch in
die öffentliche Diskussion getragenen – differenten Auffassungen und den
daraus abgeleiteten Erziehungsempfehlungen anzuregen.
- Handlungsbedarf besteht in der breiten Verortung der Medienerziehung in
Mediener- der Familie und in Einrichtungen der frühkindlichen Erziehung und Bildung
ziehung in sowie den ersten Schuljahren. Hier gilt es, bereits in diesem Stadium Be-
Familie und
nachteiligungen durch die sozioökonomische Situation der Familie aufzu-
Einrichtun-
gen früh- fangen und gleiche Erfahrungs- und Entwicklungschancen zu ermöglichen.
kindlicher Gleichzeitig ist die Ausbildung z.B. von Erzieherinnen und Erziehern auf
Erziehung
diese Erfordernisse hin abzustimmen. Eine fundierte medienpädagogische
Ausbildung ist die notwendige Voraussetzung für die Wahrnehmung ent-
sprechender Aufgaben in Bildungsinstitutionen.
Empfehlungen
179
Schule
Im Bereich der allgemeinbildenden Schule lassen sich die anstehenden Her-
ausforderungen auf die Bereiche Lehr- und Lernprozesse, Schulentwicklung
und Ausstattung fokussieren.
- Über das Lehren und Lernen mit digitalen Medien ist inzwischen eine Viel-
zahl von Erkenntnissen zusammengetragen worden. Dennoch besteht er- Fokus: Lern-
prozesse
heblicher weiterer grundlegender Forschungsbedarf. Dabei sollte For-
schung zum Lernen mit Medien nicht nur auf den outcome von Lernpro-
zessen fokussiert sein, sondern stärker die Lernprozesse selbst berück-
sichtigen. Ausgangspunkt von Forschung sollte die Frage sein, inwieweit
digitale Medien angemessene Mittel darstellen, pädagogisch gerechtfer-
tigte Ziele zu erreichen und welche Nebenwirkungen zu beobachten sind.
Fachlicher
Im Kontext derzeitiger Forschungsschwerpunkte empfiehlt es sich, Ler- und über-
nen mit digitalen Medien vor dem Hintergrund des fachlichen und über- fachlicher
fachlichen Kompetenzerwerbs zu verstehen und mit Bezug auf entspre- Kompetenz-
erwerb
chende Kompetenzmodelle zu erforschen. Im Sinne eines Monitoring sind
darüber hinaus auch Längsschnittstudien wichtig, um medienbezogene
Bildungsverläufe beobachten und die Wirkung von Bildungsmaßnahmen
über längere Entwicklungszeiträume einschätzen und beurteilen zu kön-
nen.
Eine Schere klafft derzeit zwischen der häuslichen und der schulischen
Nutzung von digitalen Medien. Die häusliche Nutzung ist nicht auf unter-
Verbindung
haltende Funktionen begrenzt, sondern umfasst auch Lernprozesse mit von schuli-
direktem oder indirektem Bezug zur Schule. Hier besteht Erkenntnisbe- schem und
darf im Hinblick auf Möglichkeiten der Verbindung von informellem und häuslichem
Lernen
institutionalisiertem Lernen. Schülerinnen und Schüler nutzen in ihrer
Freizeit netzbasierte Angebote zur Kommunikation und zum Austausch.
Die Routinen und die Praxen, die sie z.B. in der onlinebasierten Ausei-
nandersetzung mit Gleichgesinnten entwickeln und pflegen, sind ebenfalls
noch unzureichend untersucht im Hinblick auf die Möglichkeiten, diese
Fähigkeiten für schulische Lernprozesse zu nutzen. Dies betrifft auch die
Nutzung von social software zur Initiierung und Gestaltung von Lernge-
meinschaften oder zur Reflexion und Dokumentation von Lernprozessen
in Netz. Diese Form des Lernens weist Potenziale auf, die für schulische Internet
Prozesse bisher weitgehend ungenutzt bleiben. Eine wichtige Brücke zwi- als Brücke
zwischen
schen schulischen und häuslichen Lernprozessen stellt das Internet dar. Lernorten
Hier gilt es auszuloten und Modelle zu entwickeln, wie diese Bereiche in
gewinnbringender Weise zu integrierten Erfahrungs-, Lern- und Arbeits-
welten zusammenwachsen können. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist
eine leistungsfähige Netzinfrastruktur mit breitbandigen Anschlüssen
bzw. Zugängen.
Lernen an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeiten wird zunehmend
ergänzt durch freie Lernorte. In diesem Kontext kommt mobilen Techno- „Mobiles
Lernen“
logien eine besondere Bedeutung zu. Die ersten Erkenntnisse zum Lernen
mit Laptops zeigen viele positive Effekte, erfordern aber weitergehende
Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Beispielsweise stellen der Einsatz im
Fachunterricht oder die Nutzung als think-tool und für das persönliche
Wissensmanagement noch offene Fragen dar.
Insgesamt ist davon auszugehen, dass mit geringeren Preisen mobile
Endgeräte in ihrer Verbreitung zunehmen werden. Dies ist auch wün-
schenswert, da letztlich die eigene Verfügung über einen Computer das
individuelle Arbeiten unabhängig von sozialen oder organisatorischen
Empfehlungen
180
Hochschulen
- Die Hochschulen stehen vor der Aufgabe, medienpädagogische Ausbil-
dungsinhalte in die erziehungswissenschaftliche und die fachdidaktische
Ausbildung durchgängig zu integrieren. Auf Dauer kann nicht erwartet
werden, dass diejenigen, die später Lehr- und Lernprozesse mit digitalen Verstärkung
Medien in der Schule anregen und unterstützen sollen, dies auch erfolg- medien-
reich und kompetent tun, wenn sie in ihrer eigenen Ausbildung nicht eine pädago-
gischer
entsprechende Sozialisation und Lernkultur erfahren haben und wenn Ausbildung
mediendidaktischer und medienerzieherischer Kompetenzerwerb nicht oder
nur in geringem Umfang ermöglicht wird. Hier empfiehlt sich die Initiierung
eines Dialogs über die Vorstellung von Mindeststandards einer medien-
pädagogischen Kompetenz. Diese umfasst sowohl didaktische als auch
erzieherische und schulentwicklungsbezogene Kompetenzaspekte.
Neben der universitären ersten Ausbildungsphase ist der Einbezug der
zweiten Phase in den Studienseminaren nicht nur wichtig, sondern bietet
auch zusätzliche Möglichkeiten des Kompetenzerwerbs.
- Die Hochschulen müssen – unabhängig von den o.g. Aspekten im Rahmen
Digitale
der Lehrerausbildung – generell in ihren Bemühungen, IT- und E-Learning- Medien in
Strukturen zu integrieren, nachhaltig unterstützt werden. Hinzu kommt die der Hoch-
Entwicklung von Kompetenzen bei Hochschullehrenden, die ebenfalls noch schullehre
nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden können, aber zum Auf-
bau von neuen Lernkulturen an Universitäten oder Fachhochschulen drin-
gend erforderlich sind.
Chancengerechtigkeit
Eine zu den verschiedenen Entwicklungsphasen über die Lebensspanne quer
liegende zentrale Aufgabe besteht in der Sicherung von medienbezogener
Chancengleichheit. Die Verfügung über und die Nutzung von Medien sind
von Faktoren abhängig, die z.B. Schülerinnen und Schüler aus bildungs-
fernen Schichten oder mit Migrationshintergrund benachteiligen. Zudem
sind die Formen der Aneignung von Kompetenzen im Umgang mit digitalen
Medien bei Jungen und Mädchen verschieden. Für die Mädchen ist diesbe-
züglich die Schule als Lernort wichtiger als für die Jungen. Hier ist es not-
wendig, die Bemühungen um eine Förderung entsprechender Gruppen zu
verstärken, Benachteiligungen abzubauen und gleiche Chancen zu ermögli-
chen. Allerdings trifft dies auch für spezifische Maßnahmen im Bereich der
Begabtenförderung zu. Möglichkeiten bieten hier z.B. auch Institutionen der
außerschulischen Jugendarbeit.
Innovationsforschung
Eine ebenfalls außerhalb einzelner Bildungsinstitutionen liegende Aufgabe
besteht in der Erforschung der Begegnung insbesondere junger Menschen
mit Zukunftstechnologien. Diese Art der Forschung ist Grundlagenforschung
und kann wichtige Impulse für die Auseinandersetzung mit digitalen Medien
in der Schule und in der Freizeit sowie für die Entwicklung von digitalen
Medien selbst liefern. Wenn Kinder und Jugendliche in die Entwicklung von
innovativen Medien einbezogen werden, können diese Ergebnisse unmittel-
bar in den Entwicklungsprozess rückgekoppelt werden. Eine solche Verbin-
dung von technischer Entwicklung und pädagogischer Grundlagenforschung
empfiehlt sich in der Verbindung von Industrie, Hochschule und Schule.
Literatur
Mayer, R.E. (1997): Multimedia Learning: Are we asking the Right Ques-
tions? Educational Psychologist 32(1997)1, S. 1-19
Mayer, R.E./Anderson, R.B. (1991): Animation need narrations: An experi-
mental test of dual-coding hypothesis. Journal of Educational Psychology
83(1991)4, S. 484-490
Mayer, R.E./Anderson, R.B. (1992): The instructive animation: Helping stu-
dents build connections between words and pictures in multimedia learn-
ing. Journal of Educational Psychology 84(1992)4, S. 444-452
Mc Cluskey, A. (2005): Switzerland Country report.
<http://insight.eun.org/ww/en/pub/insight/misc/country_report.cfm,
08/2006>
Meyer, H. (1987): Unterrichtsmethoden I: Theorieband. Frankfurt: Cornel-
sen Scriptor
Moll, S./Tulodziecki, G. (2000): Schlussbericht zum BIG-Modellvorhaben
„Neue Medien und Lehramtsstudium”. Paderborn: Universität Paderborn
Moreno, R./Mayer, R.E. (1999): Cognitive Principles of Multimedia Learning:
The Role of Modality and Contiguity. Journal of Educational Psychology
91(1999)2, S. 358-368
Mousavi, S.Y./Low, R./Sweller, J. (1995): Reducing cognitive load by mixing
auditory and visual presentation modes. Journal of Educational Psycholo-
gy 87(1995)2, S. 319-334
mpfs [Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest] (Hrsg.) (2001):
KIM-Studie 2000. Kinder und Medien, Computer und Internet. Basis-
untersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland.
Baden-Baden: SWR Medienforschung
mpfs [Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest] (Hrsg.) (2002):
KIM-Studie 2002. Kinder und Medien, Computer und Internet. Basis-
untersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland.
Baden-Baden: SWR Medienforschung
mpfs [Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest] (Hrsg.) (2003a):
KIM-Studie 2003. Kinder und Medien, Computer und Internet. Basis-
untersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland.
Baden-Baden: SWR Medienforschung
mpfs [Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest] (Hrsg.) (2003b):
Lehrer/-innen und Medien 2003. Nutzung, Einstellungen, Perspektiven.
Stuttgart: Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg
mpfs [Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest] (Hrsg.) (2004):
JIM-Studie 2004. Jugend, Information, (Multi-) Media. Basisuntersu-
chung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Stuttgart: Landesanstalt
für Kommunikation Baden-Württemberg
mpfs [Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest] (Hrsg.) (2005):
JIM-Studie 2005. Jugend, Information, (Multi-) Media. Basisuntersuchung
zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Stuttgart: Landesanstalt für
Kommunikation Baden-Württemberg
mpfs [Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest] (Hrsg.) (2006):
KIM-Studie 2005. Kinder und Medien, Computer und Internet. Basis-
untersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland.
Stuttgart: Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg
Literatur
188
Anhang
I. Workshop 1
b) BMBF
Maria Brosch, Referat Neue Medien in der Bildung
MinDirig Hans Konrad Koch
RD Dr. Andreas Vogel
c) Deutsche Telekom AG
Anna Klages, DTAG
Dr. Christina Sobek
e) Studentische Hilfskräfte
Kerstin Sauselin (Ruhr-Universität Bochum)
Carolin Wilms (Ruhr-Universität Bochum)
Anhang
192
II. Workshop 2
b) BMBF
Maria Brosch, Referat Neue Medien in der Bildung
RD Dr. Andreas Vogel
c) Deutsche Telekom AG
Anna Klages, DTAG
Entschuldigt:
Prof. Dr. Rolf Arnold (Universität Kaiserslautern)
Prof. Dr. Friedrich Hesse (Institut für Wissensmedien Tübingen)
Prof. Dr. Georg Spöttl (Universität Bremen)
Prof. Dr. Richard Stang (Hochschule der Medien Stuttgart)
Prof. Dr. Helga Theunert (Institut für Medienpädagogik in Forschung und
Praxis JFF, München)
IMPRESSUM
HERAUSGEBER
Deutsche Telekom AG
Zentralbereich
Unternehmenskommunikation
Friedrich-Ebert-Allee 140
53113 Bonn
AUTOR
Prof. Dr. Bardo Herzig
Silke Grafe
Universität Paderborn
Unterstützt durch