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Montag, 1. März 2010 Süddeutsche Zeitung Nr.

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DIE SEITE DREI

„Wo ich bin, ist niemals abseits. Wo ich bin, ist der Mittelpunkt der Welt, und das erklärt das meiste“: Für Thilo Sarrazins Gegner sind solche Scherze ein weiterer Beleg für seine Arroganz. Foto: ddp

Zartbitter
Heiße Schokolade in Charlottenburg: Ein halbes Jahr schwieg der Bundesbänker Thilo Sarrazin nach seinen wuchtigen Äußerungen über
arbeitsscheue Hartz-IV-Empfänger und Migranten. Jetzt legt er wieder los – diesmal sind Wissenschaftler und Westerwelle dran.

„Zuweilen wurde das Verlangen, in den niedrigen sozialen Schichten ja statistisch nicht belegbar. Etwa, dass haus, hat Zweifel, und die hat er Saleh Der sechsjährige Thilo, ältestes Kind Er sagt: „Wo ich bin, ist niemals abseits.
einen Streit vom Zaun zu brechen, auch alle so viele Kinder. siebzig Prozent der türkischen und neun- auch mitgeteilt. Ist das in unserem Sinne?, eines Arztes in Recklinghausen, hat Pech. Wo ich bin, ist der Mittelpunkt der Welt,
fast übermächtig in ihm, So, sagt der prominente Gast zum Wirt, zig Prozent der arabischen Bevölkerung hat er ihn gefragt. Verschaffen wir Sarra- Er ist gerade eingeschult worden, da be- und das erklärt das meiste.“
und die Mühe, und jetzt möchte er bitte eine heiße Scho- Berlins den Staat ablehnten und in gro- zin dadurch nicht noch mehr Aufmerk- kommt er Scharlach und muss wochen- Ein Scherz, gewiss, aber es ist die Art
die er sich geben musste, kolade. Mit Sahne?, fragt der Wirt. Zum ßen Teilen weder integrationswillig noch samkeit? Und wäre es nicht besser, die De- lang das Bett hüten. In der Familie wird von Scherz, die für seine Gegner nur ein
um seine Selbstbeherrschung erstenmal zögert Sarrazin kurz. Ja, mit integrationsfähig seien. Es könne so sein batte anzunehmen, statt mit der Schieds- viel gelesen, und so ist es ganz natürlich, weiterer Beweis ist für die Arroganz des
zu wahren, machte ihn Sahne. oder auch nicht, sagt Klingholz, Beweise ordnung zu kommen? dass sich abends der Vater ans Bett setzt Thilo Sarrazin. Demut jedenfalls ist nicht
erst recht gereizt.“ Der letzte große Wirbel um Thilo Sarra- gebe es dafür keine. So quält sich die Partei mit einem, der und seinem kranken Sohn Grimms Mär- sein stärkstes Fach, man muss ihn nur auf
Kapitän Horatio Hornblower zin liegt jetzt ein halbes Jahr zurück. Da Sarrazin widerspricht nicht. Wenn das Migrantenthema zugespitzt hat – und chen vorliest. Aber es ist immer nur eine das schon länger schwierige Verhältnis zu
hatte der langjährige Berliner SPD- man keine Zahl habe, sagt er, dann müsse dabei selber Migrant ist. Die Sarrazins kurze Ablenkung von der großen Lange- seiner Partei ansprechen. Da bittet er um
Von Stefan Klein Finanzsenator in einem Interview mit der „man eine schöpfen, die in die richtige sind als Hugenotten aus Frankreich einge- weile, und so nimmt sich der Sohn tags- einen Stift und ein Blatt Papier und malt
Kulturzeitschrift Lettre International Richtung weist, und wenn sie keiner wi- wandert, dazu fließt in der Familie engli- über das Buch, besieht sich die Bilder und etwas, das aus einer Schlangenlinie
Berlin – So ist das, wenn man Thilo Sarra- wieder mal „umstandslos formuliert“, derlegen kann, dann setze ich mich mit sches, italienisches und slawisches Blut. fängt an zu buchstabieren. Es ist eine Aus- besteht und einem geraden Strich. Es
zin ist, ein bisschen Wirbel ist immer, wie er das nennt, und hatte Ansichten zu meiner Schätzung durch.“ Thilo Sarrazin nennt sich einen „europäi- gabe in deutscher Schrift, die gotischen sieht aus wie ein Dollarzeichen, aber es
selbst hier in diesem unscheinbaren Eck- Migranten und Unterschichten geäußert, schen Bastard.“ Begabt und leistungs- Lettern sind nicht leicht zu merken, aber soll etwas ganz anderes darstellen. Die
lokal im Berliner Stadtteil Charlotten- die viele als empörend empfanden. Sarra- stark, sagt er, hätte sich die Familie inte- nach acht Wochen kann der Junge flie- Schlangenlinie, sagt Sarrazin, stehe für
burg. Sarrazin hat den Mantel kaum abge- zins Frau war alarmiert: „Du hast mir Warum sollte er nicht über griert und hochgearbeitet, und dass der ßend lesen. Es sind die frühen fünfziger den Kurs der SPD, der gerade Strich
legt und sich zu dem Journalisten an den doch versprochen, wenn du kein Finanzse- Migranten lästern. Er ist selber Obst- und Gemüsehandel das höchste Jahre, Fernsehen ist kein Thema, für Thi- dagegen für den der Abweichler. So wie er
Tisch gesetzt, da stürzt auch schon der nator mehr bist, stehst du nicht mehr in Ziel gewesen wäre, muss man nicht den- lo Sarrazin beginnt eine, wie er das heute einer ist. Noch jedenfalls. Die erste Runde
Wirt herbei und sagt, er, Sarrazin, solle der Zeitung.“ Sarrazin wiegelte ab: „Aber
ein „europäischer Bastard“. ken. Sarrazin weiß von einem Vorfahren nennt, „unendliche Lesegeschichte.“ im Parteiordnungsverfahren hat Sarrazin
nur ja weiter Paroli geben, er fänd’ das das war doch nur ein Interview in einer im Westfälischen, der neun Kinder hatte. Er liest bei seiner Tante, die eine riesi- gewonnen, doch seine Gegner haben
prima. Aber dann muss er doch etwas Kri- intellektuellen Zeitschrift, die keiner Nein, Sarrazin hat nichts zu korrigie- Alle, sagt er, hätten auf dem Paulinum in ge, ererbte Bibliothek besitzt, er verbringt schon die nächsthöhere Instanz ange-
tisches zu Hartz IV sagen, er wisse näm- kennt.“ Als das Heft erschien, war er so- ren, nichts zurückzunehmen. Im Gegen- Münster ihr Abitur und danach Karriere so viel Zeit mit Lesen, dass er in der Schu- rufen.
lich jetzt, was Sarrazins Fehler sei in der gar ein bisschen verärgert, als er den Text teil: Er ist sogar ein bisschen stolz, dass er, gemacht, fünf davon eine große. Voll- le abzusacken droht und der Vater ihm
ganzen Sache. Er, Sarrazin, glaube offen- erst auf Seite 197 entdeckte. Er dachte, so wie er glaubt, durch sein Interview die zogen hätte sich der Aufstieg der Familie das Lesen begrenzen muss auf zwei Stun-
bar, die Hartz-Sätze seien für eine Woche, weit hinten findet das kein Mensch. deutsche Diskussion über Migranten und übrigens unter Verhältnissen, die das Le- den pro Tag. Doch der Junge hält sich Und was bitte haben die
wo sie doch in Wahrheit für einen ganzen Falsch gedacht. Die Medien warfen Unterschichten enttabuisiert und so zum ben eines Hartz-IV-Empfängers geradezu nicht daran. Es gibt in Recklinghausen Fressorgien des Lukullus mit
Monat seien, und dafür reichten sie ein- sich auf das Interview und schlachteten es Besseren verändert hat. Nur dass dies lei- „paradiesisch“ erscheinen lasse. eine deutsch-britische Einrichtung, eine
fach nicht. Er habe eine Freundin, die be- mit größter Lust aus. Speziell die Berliner der nicht alle begreifen wollen. Es sei eben keine Geldfrage, „alles Präsenzbibliothek, in der man Bücher Hartz-IV-Butterbroten zu tun?
ziehe Hartz IV und . . . Springer-Presse machte mit Sarrazins Zwei Untergliederungen der Berliner Quatsch“, es sei eine Frage der Mentali- nicht ausleihen, wohl aber an Ort und Stel-
Da unterbricht Thilo Sarrazin trocken: ausländerfeindlich klingenden Sprüchen SPD, der Kreisverband Spandau und die tät, des Wollens und der Einstellung. „Wo le lesen darf. Wenn er nicht bei den christ- 37 Jahre Mitgliedschaft: Sarrazin könn-
„Dann gibt die Freundin zu viel Geld für wochenlang Schlagzeilen und Auflage. Abteilung Alt-Pankow, haben nach dem diese fehlt, hilft auch kein Geld, und wo lichen Pfadfindern ist, verbringt der Jun- te sagen, er kämpfe für den Verbleib in
Kleider aus.“ Lettre-Chef Frank Berberich, der das In- Lettre-Interview bei dem Politikwissen- diese da ist, ist das Geld gar nicht so wich- ge Thilo da seine Nachmittage. Sehr ein- seiner Partei, doch das tut er nicht. Wer
Der Wirt bedenkt den Einwand kurz, terview geführt hatte, besitzt noch einen schaftler Gideon Botsch ein Gutachten in tig.“ Das sei nun mal, sagt Thilo Sarrazin, sam, ohne andere Kinder, nur in der Ge- kämpft, wertet nur den Gegner auf. Er
dann entscheidet er, dass er ihn nicht ganzen Pappkarton voll mit diesen Skan- Auftrag gegeben, das der Frage nachge- „die brutale Wahrheit zu Hartz IV“. sellschaft von zwei älteren Damen. Es ist sagt stattdessen: „Das stehe ich völlig be-
gelten lassen will. Er sagt: „Hartz IV, das dalgeschichten. Die Staatsanwaltschaft hen sollte, ob Sarrazins Äußerungen als Und wer die Einstellung nicht hat? Wer die Zeit, da er sich in die Abenteuerroma- wegungslos durch.“ Kämpfen habe er
kann man mal einen Monat machen, aber ermittelte wegen eines Anfangsverdachts rassistisch zu bewerten seien. Die Ant- vielleicht will, aber nicht kann? ne von Cecil Scott Forester versenkt und nicht nötig. Vielleicht hat er ja auch die
nicht länger.“ Sarrazin muss nicht nach- auf Volksverhetzung, die NPD schlug wort ist 21 Schreibmaschinenseiten lang Im Krieg, sagt Sarrazin, gelte auf dem so werden will wie dessen Seeheld Hora- SPD nicht mehr nötig. Weil sie Teil seiner
denken, bevor er seine Antwort gibt. Er Sarrazin hämisch als Ausländerbeauftrag- und kommt zu dem Schluss: eindeutig ja. Verbandsplatz immer das Prinzip, die tio Hornblower. persönlichen Geschichte ist, mag Sarra-
kennt sie auswendig: „Doch, doch. ten vor, und in der Bundesbank, deren Seither klebt das Wort Rassist an leicht Verwundeten zuerst zu versorgen. Was sich einer so erträumt, wenn er zin sich nicht einfach so davonjagen las-
Hartz IV ist für Wohnung, für Essen, für Vorstand Sarrazin seit Mai letzten Jahres Sarrazin, doch der sagt: „Was so ein After- Ein Sportverein, sagt Sarrazin, wäre noch nicht weiß, dass er sich später in sen, das nicht, aber so wie er über die SPD
Ernährung, für Strom. Dafür reicht es angehört, ging man auf Distanz und be- wissenschaftler schreibt, kann niemals an schnell am Ende, wenn die Trainer sich seinem Berufsleben mehr Aggressionen redet, scheint sie ihm keine Herzensange-
aus. Luxus ist nicht angesagt bei schnitt die Kompetenzen des Kollegen. mir kleben.“ hauptsächlich um die Langsamsten küm- leisten wird, auch gegenüber Chefs, als es legenheit mehr zu sein. Würde er mit
Hartz IV. Das soll ja kein Dauerzustand Wenn er sich in Berlin in der Öffentlich- „Ein Afterwissenschaftler?“ merten. einer Karriere in der britischen Marine seinen Ansichten nicht überhaupt viel
sein.“ Der Wirt macht den Fehler, dass er keit zeigte, stieß Sarrazin allerdings häu- „Ein Afterwissenschaftler! So einer, zuträglich wäre. besser in die Partei des Guido Westerwel-
noch mal widerspricht, denn nun kommt fig auf Zustimmung. Man kennt ja sein Ge- wie ihn Schopenhauer mal abgekanzelt So sagt es Sarrazin, und er sagt es kei- le passen?
Sarrazin auf Touren, er fährt Zahlen auf sicht in der Stadt, der er mehr als sieben hat: Sehr geehrter Herr Soundso, ich sitze Zum Angestellten des Monats neswegs bedauernd oder schuldbewusst. Falsche Frage. Oder genau die richtige
wie Geschütze, Quadratmeterzahlen, Es- Jahre als Finanzsenator gedient hat, und auf einem gewissen Örtchen und habe Ih- hat er es nie gebracht. Egal. Er hat seinen westfälischen „Dickkopf“ Frage, wenn man erleben will, wie Sarra-
sensausgaben, Nebenkosten, er sagt, was wenn man es jetzt sah, dann war es oft ein re Kritik vor mir, bald werde ich sie hinter kultiviert und dafür gesorgt, dass der „zu zin am Ende des Gesprächs noch einmal
der durchschnittliche in Deutschland le- freudiges Wiedererkennen. Hupen schrill- mir haben.“ Thilo Sarrazin nimmt einen Lieber hinterlässt er Spuren. jeder Zeit gefürchtet und berüchtigt auf Touren kommt. Die Schokolade ist
bende Mensch im Monat für Essen aus- ten, Hände winkten, ausländerfeindliche Schluck von seiner Schokolade. Es ist war“. Bei Konflikten galt seine Regel: längst aufgetrunken, der nächste Termin
gibt, Zahlen, Zahlen, und alles zusammen Parolen sind populär. Ging seine Frau nicht leicht, als Schnurrbartträger ein Also alle Ressourcen auf die Überle- Wenn sich jemand ärgert, muss es in neun drängt, aber die spätrömische Dekadenz
ergibt eine ziemliche Wucht. Der Wirt zum Einkaufen, war der türkische Gemü- von viel Sahne gekröntes Getränk unfall- bensfähigen konzentrieren, die Starken, von zehn Fälle der andere sein. Er hält das kann er einfach nicht unkommentiert
zeigt Wirkung. sehändler nun ganz besonders freundlich. frei in den Mund zu befördern. Aber der die die größte Chance haben durchzukom- für eine Präventivmaßnahme gegen den lassen. Sarrazin redet jetzt vom Feldherrn
Der türkische? Ausgerechnet? „Natürlich. Mann hat offensichtlich Übung. Er sagt, men? Nein, sagt Sarrazin, nicht alle Res- Herzinfarkt, und dass er es damit nie zum Lukullus und den anderen, die sich mit
Weil ich doch gesagt habe, dass er eine das Gutachten sei intellektuell und mora- sourcen, fair solle es schon zugehen, aber Angestellten des Monats gebracht hat, der Feder am Gaumen kitzeln ließen, um
Da fröstelt es den Freund der produktive Funktion hat.“ Stimmt. Ge- lisch so unsauber, so schleimig, so wider- eben auch effizient, und das bedeute, bekümmert ihn nicht. Wichtiger ist ihm, erbrechen und danach fröhlich weiterfres-
Wärme: „Kalt duschen sagt hatte Sarrazin, Araber und Türken lich, dass jeder, der es anfasse, Gefahr Schüler entsprechend ihrer Bildungs- dass er „Spuren hinterlassen“ hat, und sen zu können, und fragt, was das mit den
hätten in ihrer Mehrzahl in Berlin keine laufe, sich zu beschmutzen. In Alt-Pan- fähigkeit zu fördern. Wer sich schwer tue zwar „wesentliche“, dass er „mitgestal- zwei Scheiben Vollkornbrot beim Früh-
ist doch eh viel gesünder.“ produktive Funktion außer für den Obst- kow und Spandau sehen sie es anders. Da im Zahlenraum bis hundert, den müsse tet“ und fast immer mehr Macht und Ein- stück eines Hartz-IV-Empfängers zu tun
und Gemüsehandel. haben sie das Papier zur Grundlage für man mit Bruchrechnung nicht mehr pla- fluss ausgeübt hat, als es seinem jeweili- haben solle. „Völlig misslungen“ sei Wes-
Aber er schickt noch mal einen Ein- Viel Zustimmung auch in den Briefen, ein Parteiordnungsverfahren gegen Sarra- gen. Intelligenz sei weitgehend erblich, gen Rang entsprach. Und natürlich, dass terwelle dieses Bild, findet Sarrazin, ein
wand los. Er beginnt mit dem Wort die Sarrazin erhielt. Stapelweise lagern zin gemacht. Es könnte mit seinem Aus- und deshalb sei es ja auch eine Illusion zu seine vielen Chefs „im Ergebnis alle sehr „intellektuelles Armutszeugnis“.
„Durchlauferhitzer“, doch da geht Sarra- sie in seinem Büro, und wenn man ihn schluss aus der SPD enden. glauben, man könne Menschen oder gar gut mit mir gefahren sind“. Thilo Sarrazin hat sich sehr rar ge-
zin schon wieder dazwischen, er soll ja fragt, wie viele es sind, sagt er nicht ein Raed Saleh ist Deutscher mit palästi- soziale Schichtungen durch die Schule än- Dann zählt er die Chefs auf: Neun macht in letzter Zeit, aber die Lust am
Paroli geben, und er tut es: „Kalt duschen paar hundert oder knapp tausend, er sagt: nensischen Wurzeln. Man könnte ihm dern. Wer mit 15 Jahren Schulversager Minister, acht Staatssekretäre, drei Minis- Streiten scheint keinen Schaden genom-
ist doch eh viel gesünder. Ein Warm- 850. Und wenn man fragt, wie viele davon nicht verdenken, wenn er das Verfahren sei, komme mit allergrößter Wahrschein- terpräsidenten. men zu haben.
duscher ist noch nie weit gekommen im zustimmend seien, sagt er: 834. So war es gegen Sarrazin aus persönlicher Betrof- lichkeit auch in seinem weiteren Leben Es sind Betrachtungen, die sich rück- Er weiß, dass er jetzt in einem Alter ist,
Leben.“ Da zuckt der vorzugsweise warm auch in seinem Lettre-Interview, das meis- fenheit betriebe. Aber das weist der Vorsit- nicht mehr in die Spur. wärts wenden, und das hat möglicherwei- in dem er „mit wachsender statistischer
duschende Journalist am Tisch, während te war mit sehr präzise wirkenden Zahlen zende der Spandauer SPD weit von sich. Man lässt ihn zurück? se damit zu tun, dass Thilo Sarrazin gera- Wahrscheinlichkeit“ von allem Mögli-
der Wirt noch eine, wie er findet, „ganz ge- untermauert. Doch geht man die mit Es gehe um Grundsätzliches, sagt er, um „Ach, das sind so Schlagworte. Jeman- de 65 Jahre alt geworden ist. Sein Vertrag chen bedroht wird, Krebs, Alzheimer,
meinen“ Frage loswerden muss: „Sollen einem Experten durch, dann bleibt von die Menschenwürde, um Grenzen, die den, der als Teenager immer noch nicht mit der Bundesbank läuft noch über vier Oberschenkelhalsbruch, aber Statistik ist
Frauen lieber abtreiben oder das Kind der Präzision wenig übrig. überschritten worden seien, und um Ge- richtig lesen kann, den lasse ich nicht zu- Jahre, aber eigentlich ist 65 Rentneralter, nicht alles. Sarrazins Gesundheit scheint
mit Hartz IV großziehen?“ In Verlegen- Reiner Klingholz ist der Direktor des dankengut, das „in der Familie der Sozial- rück. Da sage ich: Das ist nun mal so.“ und deshalb hat die Deutsche Presse- robust, Ärger hat er auf die anderen abge-
heit bringen kann man Sarrazin damit Berlin-Instituts für Bevölkerung und Ent- demokraten“ keinen Platz haben dürfe. Es sind solche Sätze, die den Zorn so Agentur zu dem Anlass ein kleines Por- lenkt, das kalte Duschen tut ein Übriges,
nicht, es ist eher eine Vorlage. Von wegen wicklung und hat letztes Jahr mit einer Aber deswegen gleich die Rausschmiss- mancher Berliner SPD-Genossen befeu- trät veröffentlicht und es mit dem Titel und wenn er mit seinem gefühlten Alter
abtreiben: Bei fünf Kindern komme ein Studie zur Lage der Integration in keule schwingen? Christian Gaebler, der ern, doch vielleicht sind sie ja ganz folge- versehen: „Zum Karriereende im Ab- richtig liegt, dann wird man noch lange
arbeitsloses Ehepaar mit Hartz IV auf Deutschland Aufsehen erregt. Er sagt, vie- parlamentarische Geschäftsführer der richtig bei einem, der schon sehr früh ge- seits.“ Thilo Sarrazin zuckt die Achseln. von ihm hören. Thilo Sarrazin sagt, er
2700 Euro netto, und deswegen hätten sie les von dem, was Sarrazin behauptet, sei SPD-Fraktion im Berliner Abgeordneten- lernt hat, dass man nur wollen muss. Für so was hat er nur Verachtung übrig. fühle sich wie ein Fünfzigjähriger.

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