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Die zweite Auflage ist inhaltlich nahezu unverändert. Sie kann im Unterricht ohne Einschränkun-
gen neben der ersten Auflage verwendet werden.
Inhaltsverzeichnis 2
Inhaltsverzeichnis
1. Sprache 3. Rhetorik
1.1 Linguistik 3.1 Redetheorie
– Das Wesen der Sprache 8 – Rede, Referat, Präsentation 64
– Erscheinungsformen von Sprache 9 – Die Redesituation 65
– Standardsprache und Varietäten 10 – Der Standardaufbau ohne Fisimatenten 66
– Kleine Geschichte der – Kleiner Exkurs zur Zuhörerpsychologie 67
deutschen Sprache 12 – Die Anfänge 68
– Der alemannische Sprachraum 15 – Du-Orientierung 69
– Phonetik 16 – Die Körpersprache 71
– Aussprache 17 – Der Zielsatz 73
– Betonung der deutschen Wörter 18 – Die Grundfehler – Ein (nicht ganz
1.2 Sprachbetrachtungen ernst gemeinter) Ratgeber 75
– Rätsel Sprache 19 3.2 Vor und während der Präsentation
– Spracherwerb 21 – Die Vorbereitung (Inventio) 77
– Wortschatz 22 – Die Gliederung (Dispositio) 78
– Lehn- und Fremdwörter 24 – Die Sprache (Elocutio) 80
– Redewendungen 25 – Das Einüben (Memoria) 81
– Sprachwandel 26 – Das freie Sprechen
– Sprechakte 27 (Actio, Pronuntiatio) 82
– Sprache und Denken 28 – Die Visualisierung 83
– Sprache und Macht 29 – Einsatz von Medien 84
– Gleichberechtigung in der Sprache 30 – Checkliste Rhetorik 86
– Die Rechtschreibreform 32
4. Argumentieren
2. Kommunikation
4.1 Argumentieren
2.1 Kommunikationstheorie – Das Argument 88
– Was ist Kommunikation? 36 – Beweisen 89
– Das Kooperationsprinzip 38 – Typen von Argumenten 90
– Kommunikation ist Handeln 39 – Scheinautorität und Fehlschluss 91
– Man kann nicht nicht kommunizieren 40 – Scheinargument 92
– Beziehungs- und Inhaltsaspekt 41 – Deduktion und Induktion 93
– Die vier Seiten einer Botschaft 43 – Allgemeine Aussagen 94
– Kommunikation ist digital und analog 44 4.2 Überzeugen
– Symmetrie und Komplementarität 45 – Überzeugen 95
– Das Organonmodell 46 – Manipulieren 96
– Das Nachrichtenmodell 47 – Verhalten in Gesprächen 97
– Die kommunikative Basis 48 – Konflikte vermeiden 98
– Die Funktionen der Kommunikation 50 – Konflikte lösen 99
– Checkliste Kommunikation 51 – Die VIR-Strategie 100
2.2 Kommunikationsfähigkeit 4.3 Erörtern
– Kommunikationsfähigkeit 52 – Erörtern 101
– Kommunikation und Selbstwertgefühl 53 – Sammlung von Gedanken und Stoffen 103
– Gesprächsblocker 54 – Gliedern einer Erörterung 104
– Checkliste: Gesprächsführung 56 – Formen der Erörterung 106
2.3 Diskutieren
– Die Diskussion 57
– Diskussionsformen 58
– Jugend debattiert 59
– Leitfaden Diskutieren 62
Inhaltsverzeichnis 3
5. Lesen 7. Anhang
5.1 Sachtexte erschliessen 7.1 Die Maturarbeit
– Sachtexte 108 – Arbeitsschritte 144
– Lesetechniken 109 – Arbeitsplan 145
– Die SQ3R-Methode 110 – Themengewinnung 146
– Markieren 112 – Literatursuche und Verarbeitung 147
– Notizen 113 – Konzeption 148
– Visualisieren 115 – Zitate und Fussnoten 149
5.2 Medientexte erschliessen – Literaturverzeichnis / Quellenverzeichnis 151
– Das Medium ist die Botschaft 116 7.2 Layout
– Informationsquellen 117 – Schrift und Satz 152
– Darstellungselemente des – Gestalten mit Text 154
Zeitungsartikels 118 – Gliederung 156
– Die Zeitungsressorts 120 – Die grafische Darstellung 157
– Journalistische Regeln 121 7.3 Checklisten
– Boulevardjournalismus 122 – Analyse von Sachtexten 159
– Erarbeitung längerer Sachtexte 160
6. Schreiben – Thesenbildung 161
– Gestaltendes Sprechen 162
6.1 Der Schreibprozess
– Rückmeldung 164
– Schreiben 126
– Komma 165
– Schreibkommunikation 127
7.4 Rhetorische Figuren
– Textmerkmale 128
– Klang- und Inhaltsfiguren 166
– Stil 130
– Wortfiguren 167
– Schreiben als Prozess 131
– Satzfiguren 168
– 1. Problemorientierung 132
– Wirkung rhetorischer Figuren 169
– 2. Planungsfähigkeit 133
Bibliografie 170
– 3. Textwissen 134
Glossar 171
– 4. Formulieren 135
– 5. Überarbeiten 137
6.2 Verständlich schreiben
– Die 5 Gebote 138
– Merkmale der Verständlichkeit 140 Sachregister 174
Übersicht
Vorbemerkungen
Inhalt
Deutsch gehört an Schweizer Mittelschulen zu den sogenannten Grundlagenfächern.
Das Fach Deutsch bildet eine Grundlage für andere Fächer und damit für den Schul-
erfolg. Dieses Buch vermittelt den Stoff der Bereiche Sprache und Kommunikation
im Fach Deutsch an Schweizer Gymnasien. Band 3 vermittelt die Literatur. Das
vierbändige Lehrwerk «Deutsch am Gymnasium» umfasst auch zwei prozessorien-
tierte Einführungen in das Schreiben von Sachtexten und in die Literatur (Band 2
bzw. Band 4).
Lehrmittel
«Deutsch am Gymnasium» ist ein Lehrmittel für das Fach Deutsch an Schweizer
Gymnasien. Es ist bestimmt für die Hand der Schülerinnen und Schüler. Es versam-
melt alle für das Fach Deutsch relevanten Inhalte. Das Lehrmittel kann auch in den
Lehrgängen der Berufsmaturität und Fachmittelschule verwendet werden.
Aufbau
Die Kapitel können in beliebiger Reihenfolge erarbeitet werden. Sind Sachverhalte
oder Begriffe vorausgesetzt, werden sie mittels Querverweis erschlossen.
Glossar
Das Glossar erklärt grundlegende Begriffe aus dem Fach Deutsch, die im Text vor-
ausgesetzt werden, z.B. den Begriff «finites Verb». Begriffe, die im Text definiert
werden, z.B. «Kohärenz» erscheinen nicht im Glossar. Sie können über das Sach-
register gefunden werden.
Sachregister
Das Sachregister verzeichnet sämtliche Begriffe, die im Text eingeführt werden.
Von Maturandinnen und Maturanden darf erwartet werden, dass sie diese Begriffe
kennen und ihre Anwendung beherrschen.
Praxisnähe
Sämtliche Seiten, alle Anleitungen und Beispiele dieses Buches wurden in der Pra-
xis des gymnasialen Deutschunterrichts erprobt. Das trifft insbesondere auf die
Formulierungen zu. Ich danke an dieser Stelle all jenen, die dazu beigetragen haben,
die Sprache klar und verständlich zu machen.
Geschlechterneutrale Formulierung
Der Autor dieses Bandes ist sich der Problematik der ausschliesslichen Verwendung
männlicher Formen für geschlechtergemischte Gruppen bewusst. Wo möglich wer-
den daher beide Formen nach dem Muster «Schülerinnen und Schüler» verwendet.
Allenfalls kommen neutrale Formen wie «Lehrpersonen» zum Einsatz. Dennoch
war eine durchgehend geschlechterneutrale Formulierung nicht praktikabel. Mehr
zu diesem Thema finden Sie auf S. 31 dieses Bandes.
Vorwort 5
Vorwort
Der vorliegende Band «Sprache und Kommunikation» des Lehrwerks «Deutsch am
Gymnasium» enthält den Stoff des Faches Deutsch an Schweizer Gymnasien in den
Bereichen Sprache, Kommunikation, Rhetorik, Argumentieren, Lesen und Schrei-
ben. Den Bereich Literatur finden Sie in Band 3.
«Sprache und Kommunikation» eignet sich gleichermassen als Selbstlernbuch und
als Begleitbuch zum Unterricht. Seine Darstellungsweise und das Register machen
den Band zu einem praktischen Nachschlagewerk.
Mit Ausnahme des ersten Kapitels «Sprache» sind die Kapitel als Einführungen
und Anleitungen konzipiert. Dabei wurde grösster Wert darauf gelegt, den Stoff so
zu vermitteln, dass er aus sich selbst heraus verständlich und motivierend ist.
Auf jeder Seite finden Sie zu jeweils einem Thema die relevanten Informationen
übersichtlich und anschaulich dargelegt. Sie können die Kapitel in beliebiger Rei-
henfolge bearbeiten. Innerhalb der Kapitel empfiehlt es sich jedoch, dem gegebenen
Aufbau zu folgen.
Der Anhang ist der Serviceteil von «Sprache und Kommunikation». Hier finden Sie
Informationen, die Sie im Laufe Ihrer Zeit am Gymnasium früher oder später nut-
zen werden.
Dank
Dank
Mein Dank gebührt allen Schülerinnen und Schülern, Kolleginnen und Kollegen,
die mich tatkräftig unterstützt haben, und meiner Familie, die mich für viele Mo-
nate entbehren musste.
Ganz herzlich danke ich:
– Dr. Daniela Plüss und Claudio Caduff vom Zürcher Hochschulinstitut für Schul-
pädagogik und Fachdidaktik (ZHSF) für die fachliche Begleitung;
– Sandra Neuber-Koch für das Lektorat;
– Mirjam Caspers für das Korrektorat;
– Krisztina Armbruszt für die Erstellung des Glossars;
– Marcel Schmid und Beat Knaus für manche Idee und Anregung;
– der Klasse 2006A der Neuen Kantonsschule Aarau für die Praxiserprobung, ins-
besondere Valentina Suter, Martina von Arx, Fabian Felder, Simon Kalberer, Ben-
jamin von Wyl, Fabian Weiersmüller;
– Simon Meienberg für den Satz;
– Armin Meienberg für die grafische Gestaltung und die Seiten zum Layout;
– Renato Regli für die Umschlag- und Kapitelfotos;
– und schliesslich dem Verleger Jakob Fuchs für tausend und mehr Kleinigkeiten,
die die Herstellung eines Buches zu einer grossartigen Sache machen.
Abdruckrechte
– «My mother in Law», S. 30
www.CartoonStock.com
– Kinderinnen, S. 31
www.josos-cartoons.de
– Finden Sie die Fehler? S. 32
Dieter E. Zimmer, Die ZEIT Nr. 45, 3. November 1989
– Ceci n’est pas une pipe, S. 116
Margritte Rene, Ceci n’est pas une pipe, © 2009 ProLitteris Zürich
– Berlusconi, S. 124
blick.ch; KEYSTONE / AP / GREGORIO BORGIA
– Bill Waterson, Calvin und Hobbes, S. 130
CALVIN AND HOBBES © 1993 Watterson. Dist. By UNIVERSAL PRESS SYN-
DICATE. Reprinted with permission. All rights reserved.
Es war nicht in allen Fällen möglich, die Rechteinhaber der Texte und Abbildungen
zu eruieren. Berechtigte Ansprüche werden im Rahmen üblicher Vereinbarungen
abgegolten.
Der Autor
Pascal Frey (geb. 1967), Dr. phil., Deutschlehrer an der Neuen Kantonsschule
Aarau, wohnhaft in Solothurn, verheiratet, Vater von zwei Töchtern.
Lautbild
Vorstellung
Vorstellung
Lautbild
Lautbild
Vorstellung
Die Abbildung zeigt indes schon, dass andere Sprachen der Vorstellung Baum ein
anderes Lautbild zuweisen. Welchesarbor Lautbild welcher Vorstellung zugewiesen wird,
ist beliebig, die Linguistik nennt das «arbiträr». Die Zuordnung ist deswegen arbiträr,
weil das Lautbild ein Symbol ist für die Vorstellung, nicht die Vorstellung selber.
Vorstellung /Gedanke
Vorstellung /Gedanke
Codierung Wahrnehmung
Codierung Wahrnehmung
Vorstellung /Gedanke
Zeichenbeziehung
Begriff/Lautbild Wirklichkeit /Bezeichnetes
Codierung Zeichenbeziehung Wahrnehmung
Begriff/Lautbild Wirklichkeit
Mehr Informationen und ausführlichere Modelle zum Verhältnis /Bezeichnetes
von Wirklichkeit,
Vorstellung und Symbol finden Sie im Kapitel Kommunikation.
Zeichenbeziehung
Begriff/Lautbild Wirklichkeit /Bezeichnetes
1.1 Linguistik 9
Deutsch
Fachsprachen
Fach- oder Expertensprachen haben in der Regel mit bestimmten Berufen zu tun.
Sie sickern allerdings in gewissen Fällen in die Standardsprache ein – wie z.B. Tei-
le der Computerfachsprache oder der Wirtschaftssprache. Der fachsprachige Wort-
schatz ist manchmal sehr umfangreich und übersteigt insgesamt den Wortschatz
für den täglichen Gebrauch um ein Mehrfaches. Kennzeichnend für Fachsprachen
ist ihre überregionale Verbreitung. Sie gelten als besonders exakt.
Ein Beispiel:
Die Seemannssprache – eine Auswahl aus Tausenden von Seemannswörtern:
Die Rahen werden derart gedreht, dass sie etwas mehr in die Quer-
abbrassen
schiffrichtung zu liegen kommen.
Rah (auch Raa oder Rahe) Bestandteil der Takelage eines Segelschiffs.
Soziolekt (Jargon)
Soziolekt heisst die Sprachverwendung innerhalb einer bestimmten Gruppe. Auf-
fällig sind unübliche Bezeichnungen wie «blechen» für «bezahlen» oder «Kies» für
«Geld». Soziolekte zeichnen sich durch eine emotional geprägte und eine bildliche
Ausdrucksweise aus. Für Sprecher, die einen bestimmten Jargon nicht beherrschen,
wirkt dieser wie eine Geheimsprache. Berühmtestes Beispiel ist das Jiddisch, die
Sprache der deutschen Juden, die im Hochmittelalter entstanden ist. Mittlerweile
sind viele jiddische Wörter in die Umgangssprache eingeflossen: «malochen» (für
«hart arbeiten»), «Moos» (für «Geld»), «meschugge» (für «verrückt»).
Jugendsprache
Jugendsprache ist eigentlich ein Jargon. Sie ändert ihre Erscheinungsform nach
kurzer Zeit und veraltet schnell. Was heute «cool» und «in» ist, kann in wenigen
Monaten bereits «abgehalftert» und peinlich wirken.
Das Hauptmerkmal der Jugendsprache ist ihr eigener Wortschatz, der begrenzt ist,
dafür umso häufiger verwendet wird und zum Ziel hat, sich von der Standardspra-
che respektive der Umgangssprache abzuheben.
Beliebt sind Superlative wie «mega», anstössige Ausdrücke wie «geil», Füllwörter
wie «irgendwie», Abkürzungen wie «Alk» und Anglizismen wie «chillen». Jugend-
liche verwenden tendenziell viele englische Ausdrücke; dabei durchlaufen die Wör-
ter mitunter eine beachtliche Veränderung. Aus dem Englischen to disrespect bei-
spielsweise machten Hip-Hop-Musiker to diss im Sinne von «beschimpfen».
Deutschsprachige Jugendliche wiederum entwickelten daraus «dissen» im Sinne von
«ausgrenzen». Auch die Grammatik wird verändert. Jugendliche lassen gerne Wör-
ter aus: «Kommst? – Auf jeden!» Auffallend ist die Steigerung von Wörtern mit
un-, was die herkömmliche Grammatik verbietet: «am uncoolsten».
1.1 Linguistik 12
indoeuropäisch
Altniederdeutsch Althochdeutsch
Geografische Unterteilung
Man unterteilt die deutsche Sprache nach geografischer Lage. Niederdeutsch spricht
man in Norddeutschland auf dem flachen Land wenige Höhenmeter über Meer.
Oberdeutsch spricht man in Süddeutschland und der Schweiz. Die mittel- und
oberdeutschen Dialekte bezeichnet man als Hochdeutsch (in Abgrenzung zu Nie-
derdeutsch).
Hamburg
mitteldeutsch Osten
Köln ab 1100
Westen Prag
ab 8 Jh.
HO CHDEUTSCH
oberdeutsch
ab 8. Jh.
München
Wien
Basel
1.1 Linguistik 14
Historische Unterteilung
Geschichtlich gliedert man die deutsche Sprache in 4 Epochen.
Das Schweizerdeutsche «Liäbe guete Brüeder» ähnelt also weitgehend der mittel-
hochdeutschen Lautung. Das unterscheidet die Schweizerdeutschen Mundarten von
der Standard-Hochsprache.
1.1 Linguistik 15
Die Bezeichnung «alemannisch» geht auf die Alemannen zurück. Die alemannischen
Dialekte können aber nicht mit der Sprache der Alemannen gleichgesetzt werden.
Aus diesem Grund bevorzugen die Linguisten die Bezeichnung «westoberdeutsche»
Dialekte.
Oberrhein- Schwäbisch
alemannisch
Kempten
Mülhausen Ravensburg
Basel
Belfort
Bodensee-
Zürich
alemannisch
Hochalemannisch
Bairische
Bern
Dialekte
Chur
Französisch
Rätoromanisch
Höchstalemannisch
Bellinzona
Domodossola
Italienisch
Erbbirn, Ärbbirn
Grumbeere
Tübingen
Wilobad
Grombire
Stuttgart
Strassburg Grumbire
Tübingen
Eibira
Erdäpfel
Erdäpfel
Aidäpfel
Eardäfel
Freiburg Tuttlingen
Neustadt Herdäpfel
Bodabira
Lindau
Herdöpfel
1.1 Linguistik 16
Phonetik
Die Phonetik beschreibt die Sprechlaute [griech. phoné ‚Stimme, Laut, Ton’] und
die Bedingungen ihrer Erzeugung. Sie beschäftigt sich also nur mit der gesproche-
nen Sprache.
IPA-Zeichen
Die zur Schreibung der Laute verwendete Lautschrift folgt dem Zeichensystem der
International Phonetic Association (IPA). Einige Beispiele zeigt die Tabelle. Eine
vollständige Liste der Zeichen befindet sich im Duden Band 1: Rechtschreibung.
Lautbildung
Die Laute der deutschen Sprache werden an unterschiedlichen Orten gebildet. Die
Abbildung gibt einen Überblick über die Sprechwerkzeuge.
Lippen m, p, b
Gaumen
Lippen / Zähne f, w, pf
Vokale Die Bildung der Vokale ist abhängig von der Mundöffnung und der Lippenstellung.
Vokale sind immer stimmhaft. Einige Vokale gibt es in einer offenen und einer ge-
schlossenen Version (loben vs. hoffen).
– Mund und Lippen offen, Zunge flach: a
– Laut vorne (bei Mundöffnung), Lippen halboffen, Zunge mittel: e
– Laut in Mundhöhle, Lippen gerundet, Zunge mittel: o
– Laut in Mundhöhle, Lippen nach oben gewinkelt, Zunge halbhoch: u
– Laut vorne, Mund fast geschlossen, Lippen stark geöffnet, Zunge hoch: i
1.1 Linguistik 17
Aussprache
Die Aussprache der deutschen Standardsprache weicht von der Orthografie leicht ab.
Andererseits gibt die Orthografie eine Reihe von Hinweisen zur Aussprache der Wörter.
Diphthonge werden anders gesprochen als Maus, Zaun. Bein, Wein. Reue, Mäuse.
geschrieben: au AO; ei AE; eu OE Auf Freud folgt Leid. Wie die Zeit, so die Leut.
Nach A, O, U und AU spricht man das CH hinten rau. In Sache. Loch. Buche. Rauch. Schlucht. Dach. Rachsucht.
allen anderen Fällen wird es weich gesprochen. Licht. frech. reich. euch. Bücher. Mach dich nicht wichtig.
Das Gleiche sucht sich, das Rechte findet sich.
-ig am Wortende und vor -keit verschleift zu -ich. ewig. wichtig. König. Müdigkeit.
Aber: Königreich. ewiglich. lediglich.
stimmhaftes ‚s’ vor bzw. zwischen Vokalen. singen. summen. sausen. lesen. soso! Amsel.
Geht ein stimmloser Konsonant voraus, wird s auch vor Konsonant. einsam.
Vokal stimmlos. Aber stimmlos: Auch so. Treibsand.
Graphem-Phonem-Beziehung
Die Schreibung einer Silbe (Graphem) und die Lautung einer Silbe (Phonem) be-
dingen einander. Insbesondere die Länge der Vokale wird in der deutschen Ortho-
grafie mittels Dehnungs- resp. Kürzungsmerkmalen kenntlich gemacht.
Grundregel: Folgt nach Vokal nur ein Konsonant, spricht man ihn lang. Folgen zwei
oder mehr Konsonanten oder ein Doppelkonsonant, spricht man ihn kurz. «Som-
mer» spricht man also nicht mit langem Konsonanten, sondern mit kurzem Vokal.
Kürzung zwei oder mehr Konsonanten oder locken, krachen, singt, Schimpf.
Doppelkonsonanten Mitte, Sommer, Stimme, stellen.
Spezialfälle
Der sogenannte
Auslautverhärtung Vokalansatz
Schwa-Laut
Stimmhaftes b, d oder g Wörter, die mit Vokal Der Laut ‚e’ (IPA-Zeichen
im Auslaut eines Satzes beginnen, dürfen nicht [ ]) in Vorsilben und
werden stärker gespro- mit den vorausgegange- Endungen wird immer
chen – fast wie p, t, k – nen Lauten verschmolzen offen und unbetont oder
und stärker behaucht. werden gar nicht gesprochen
Herr von Ribbeck auf Ein Esel begegnete einem Mücke oder gegangen
Ribbeck im Havelland, [...] Elefanten. Habe ach!
Längst wölbt sich ein Philosophie und leider
Birnbaum über dem Grab. auch … Früh übt sich.
1.1 Linguistik 18
2. Ableitungen
Der Akzent
a) bleibt an derselben Stelle wie beim Grundwort, wenn eine nicht-betonte Vorsilbe
oder eine Adjektiv- resp. Substantivendung dazukommt (z.B. be-, ge-, ver-, -ig,
-bar, -keit, -heit, -ung).
Beispiele: bekómmen, die Verárbeitung die Vertéidigung, die Éitelkeit, bráuchbar.
Die akzentlosen Wortteile werden nie betont, auch wenn das Grundwort nicht
mehr klar erkennbar ist wie z.B. in «Geschäft».
b) wechselt, wenn ein betonter Verbzusatz zum Grundwort hinzukommt. Verbzu-
sätze (ab, an, auf, aus, bei, ein, empor, fort, los, mit, nach, nieder, weg, weiter,
wieder, da, dar, her, hin, vor, zu) sind abtrennbar.
Beispiele: ábfahren – ich fahre áb; fórtgehen – ich gehe fórt, dárbieten – ich bie-
te dár. Nicht abtrennbar sind die Verbzusätze bei abgeleiteten Substantiven. Sie
behalten dennoch ihre Betonung. Beispiele: das Ábkommen, die Éinschulung,
das Éinkommen.
3. Komposita (Zusammensetzungen)
Das linke Wort trägt den Akzent.
Beispiele: die Báustelle, das Wóhnzimmer, hímmelblau.
Ausnahmen:
Das Jahrhúndert, das Jahrtáusend, das Jahrzéhnt, der Kilométer.
´
erste Wort des linken Teils bekommt den Hauptakzent ( ). Das erste Wort des
rechten Teils erhält den Nebenakzent ( ).
`
Beispiele:
Báustelle + Táfel Gróss + Báustelle
links rechts links rechts
Báustellentàfel Gróssbàustelle
Rätsel Sprache
Seit wann spricht der Mensch? oder: Woher kommt die Sprache?
Bevor die Menschen anfangen konnten, Wörter zu entwickeln, mussten sie erst
einmal fähig werden zu denken. Und bevor sie sich Gedanken machen konnten,
mussten sie erst einmal Begriffe entwickeln, das heisst, sie mussten in der Lage sein,
einen Unterschied zu erkennen zwischen dem Baum, den sie vor ihren Augen sahen,
und dem Bild von diesem Baum, das sie in ihrer Erinnerung hatten. Die Fähigkeit,
sich bewusst ein Abbild von etwas in Erinnerung zu rufen oder sich ein Bild von
etwas zu machen, gilt als Grundlage für das Denken im menschlichen Sinn – und
das ist wiederum die Basis für das Sprechen. Es war deshalb ein revolutionärer
Schritt, als unsere Vorfahren anfingen, Begriffe zu bilden.
Doch Köpfchen alleine genügt nicht zum Sprechen. Der Mensch brauchte auch die
Organe dazu. Vor gut zwei Millionen Jahren, als unsere Vorfahren anfingen, Begrif-
fe zu bilden, taugten ihre Stimmorgane noch nicht zum Sprechen. Gestik und Mimik
spielten am Anfang der Sprache wahrscheinlich eine ganz wesentliche Rolle.
Ganz entscheidend fürs Sprechen ist die Kontrolle über den Atem. Im Prinzip ist
die menschliche Sprache ja nichts anderes als das Ausatmen von Luft, die durch
die Stimmbänder, den Kehlkopf, die Zunge, den Rachen, die Zähne und die Lippen
in bestimmte Schwingungen versetzt wird. Das allerdings ist nur möglich, wenn
man die Stimmorgane willentlich steuern kann. Alle körperlichen Voraussetzungen
zum Artikulieren hatte der Mensch erst vor etwa 200 000 Jahren. Bis zu diesem
Zeitpunkt dürfte es nicht möglich gewesen sein, mehr als ein paar Grunzlaute von
sich zu geben. Vor rund hunderttausend Jahren begann der Mensch mit dem Spre-
chen im heutigen Sinne.
1.2 Sprachbetrachtungen 21
Spracherwerb
Um eine Sprache zu «erwerben», braucht es zwei Fähigkeiten. Man muss in der
Lage sein, spontan Sprache zu erzeugen, und man muss die Äusserungen der ande-
ren verstehen. Im Wesentlichen unterscheidet man den Erstspracherwerb – den
kindlichen Spracherwerb – und den Zweitspracherwerb – das ist der Fremdspra-
chenerwerb. Die Muttersprache «erwirbt» man, die Zweitsprachen «erlernt» man.
Mehrsprachenerwerb
Die erste erworbene Sprache (Erstsprache) wird traditionell als Muttersprache be-
zeichnet. Erwirbt ein Kind zugleich zwei «Muttersprachen», ist es bilingual. Wei-
tere erlernte Sprachen nennt man Zweitsprachen oder Fremdsprachen.
In der kindlichen Spracherwerbsphase lernt man Sprachen intuitiv. Das heisst, das
Kind leitet aus den gehörten Äusserungen Strukturen ab, und zwar nach regelmäs-
sigen Prinzipien (es generalisiert). Das kann zu Übergeneralisierungen führen:
«Papa hat gesitzt und gelest» analog zu «Papa hat gesagt und geschaut». Es dauert
eine Weile, bis Kinder das Regelsystem (generative Grammatik) einer Sprache so
weit beherrschen, dass sie sie sicher und angemessen anwenden können.
Für das Erlernen von Sprachen nach der kindlichen Spracherwerbsphase muss man
in der Regel zuerst die deskriptive Grammatik und das Vokabular dieser Sprachen
beherrschen, bevor man in ihr zu sprechen und zu verstehen beginnt. Aufenthalte
im Sprachraum fördern die Sprachbeherrschung, sind jedoch nicht mit dem kind-
lichen Spracherwerb gleichzusetzen.
1.2 Sprachbetrachtungen 22
Wortschatz
«Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht,
was je gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der
Menschen.»
(Anfang des Johannes-Evangeliums)
Als Wortschatz einer Sprache bezeichnet man die Menge aller Wörter, die Sprecher
dieser Sprache zur Verfügung haben. Doch wie viele Wörter gibt es überhaupt? Wie
viele davon kennt eine einzelne Sprecherin oder ein einzelner Sprecher?
Mundarten
Zusätzlich zu den Wörtern der Standardsprache gibt es spezifisch mundartliche
Ausdrücke. Das «Schweizerische Idiotikon» [von griech. idios: eigentümlich] ver-
sammelt in 16 Bänden rund 150 000 nur in der Schweiz gebräuchliche Ausdrücke
der verschiedenen Mundarten.
1.2 Sprachbetrachtungen 23
Fachwortschatz
Jenseits der allgemeinen Wörterbücher wie dem Duden gibt es das Vokabular der
Fach- und Sondersprachen. Jedes Handwerk hat einen Spezialwortschatz. Nach den
Spezialwörterbüchern zu schliessen besitzt eine grössere Wissenschaft wie die Ju-
risprudenz 10 – 20 000, die Medizin sogar 250 000 Fachwörter. Ähnlich ist es um
die Biologie oder die Chemie bestellt. Ihr eigentliches Vokabular besteht aus einigen
tausend Wörtern, aber für jede chemische Verbindung gibt es mindestens ein Wort,
und da die Zahl der bekannten organischen Verbindungen schon mindestens fünf
Millionen beträgt, zählt auch ihr Wortschatz Millionen (Schätzung von Zimmer
1990, S. 57).
80%
Verständnis
mehrere
100 000
Wörter
4000 Wörter
Mit rund 4000 Wörtern versteht man 80% eines Textes. Auf die
übrigen 20% verteilen sich die anderen mehreren 100 000 Wörter.
Verglichen mit den rund 200 000 allgemeingebräuchlichen und mehreren Millionen
Fachwörtern ist diese Zahl 4000 verblüffend niedrig. Tatsächlich kennt man in
seiner Muttersprache abhängig von seinem Bildungsgrad viel mehr Wörter. Unter-
schieden werden muss zwischen dem passiven Wortschatz – den Wörtern, die man
(auch losgelöst vom Zusammenhang) versteht – und dem aktiven Wortschatz – den
Wörtern, die man selber verwendet. Der aktive Wortschatz ist immer eine Teilmen-
ge des passiven Wortschatzes. Zwar beherrschen Muttersprachler mehr Wörter als
Fremdsprachige, aber auch die aktiven Wortschätze der Wörter-Profis wie Schrift-
stellerinnen und Journalisten übersteigen nur selten die Zahl 20 000. Der aktive
Wortschatz eines durchschnittlich Gebildeten dürfte bei rund 10 000 liegen. Der
Passivwortschatz dürfte in der Regel mindestens viermal so gross sein. Zusätzlich
dazu kommen alle Wörter, die man sich aus dem Zusammenhang erschliessen kann.
Der aktive Wortschatz verändert sich relativ schnell. Im Laufe des Lebens kommt
man schon auf 40 000 Wörter, die man einmal oder öfter gebraucht hat.
1.2 Sprachbetrachtungen 24
2. Griechisch
Seit dem Ende der Antike war das Lateinische die Sprache der Wissenschaft. Kon-
kurrenz erhielt es durch das Griechische mit dem Zeitalter des Humanismus. Fast
alle Wissenschaften sind mit griechischen Begriffen benannt: Geografie, Philoso-
phie, Physik, Biologie usw.
Zur Zeit des Barocks und der Aufklärung galt es in Deutschland als unfein, sich in
der eigenen Muttersprache auszudrücken. Das Französische war das Idiom der gu-
ten Gesellschaft. Bis heute ist der Löwenanteil der deutschen Fremdwörter franzö-
sischen Ursprungs – in der Schweiz noch ausgeprägter als in Deutschland: Kusine,
Friseur, Annonce, salopp.
4. Englisch
Mit dem technischen und industriellen Siegeszug der USA im 20. Jahrhundert ist
der Strom französischer Ausdrücke ins Deutsche von der englischen Sprache abge-
löst worden. Vor allem technische – Aviatik, Informatik – und ökonomische Termi-
ni stammen aus dem Englischen bzw. im engeren Sinne dem Amerikanischen: Mee-
ting, Computer, Steward, Manager. Auch die Jugend- und die Werbesprache sind
geprägt von Anglizismen.
Redewendungen
Redensarten, Redewendungen, Sprichwörter, idiomatische Verbindungen – mit die-
sen und anderen Begriffen benennt man sprachliche Wort- und Sinnmuster, die als
eine Art «sprachliche Fertigbauteile» bezeichnet werden könnten. Redewendungen
drücken auf bildliche Weise komplexe Sachverhalte aus. Der Satz Sie hat ihm einen
Bären aufgebunden ist nicht verständlich, will man ihn wortwörtlich entschlüsseln.
Andererseits funktioniert die Wendung nur in genau dieser Form, man kann nicht
etwa sagen: Sie hat ihm einen Wolf aufgebunden.
Herkunft
Auffällig viele Redewendungen haben einen ländlichen Hintergrund und entstam-
men einer archaisch geprägten Gesellschaft: mit den Hühnern ins Bett gehen, et-
was auf dem Kerbholz haben, den Stier bei den Hörnern packen sind Wendungen
aus der mittelalterlichen Agrargesellschaft. Das erklärt auch, dass viele Redewen-
dungen ausgesprochen drastisch klingen: Er ist dumm wie Bohnenstroh. Da hast
du dich ins eigene Fleisch geschnitten.
Eine grosse Gruppe von Redewendungen sind bildhafte Vergleiche: schnaufen wie
ein Pferd, hungrig wie ein Wolf, so weiss wie Schnee.
Metaphorik
Viele Redewendungen wirken metaphorisch, weil sie zur bildlichen Umschreibung
neigen: jemanden auf Händen tragen, offene Türen einrennen, aus allen Wolken fallen.
Auch die dichterische Sprache neigt dazu, Wörter in besonderer Weise zu verwen-
den und damit neue Ausdrucksmöglichkeiten zu schaffen. Von diesen poetischen
Metaphern sind die Redewendungen abzugrenzen: der goldene Mittelweg ist eine
geläufige Redensart; das goldne Himmelsfeuer eine poetische Metapher.
Konventionalität
Zwei Eigenschaften zeichnen Redewendungen aus: Sie sind hochgradig konventi-
onell und sie sind zumeist nicht in eine andere Sprache übersetzbar, jedenfalls nicht
wortwörtlich. Es gibt die Redewendung jemandem Knüppel zwischen die Beine wer-
fen, nicht etwa «Stöcke» oder «Pflöcke», und nicht etwa «schiessen» oder «legen»,
sondern eben nur und ausschliesslich: jemandem Knüppel zwischen die Beine wer-
fen. Ebenso darf man nicht sagen mit halbem Bein im Grabe stehen oder auf die
Hunde kommen, sondern nur: Er steht mit einem Bein im Grabe; sie ist ganz schön
auf den Hund gekommen. Für Fremdsprachige sind Redewendungen nur mit gros-
sem Aufwand lernbar.
Im Englischen existiert die Redewendung I know x like the back of my own hand,
auf Deutsch hiesse das wortwörtlich: Ich kenne x wie meinen eigenen Handrücken.
Das sagt aber niemand; wir brauchen an dieser Stelle die Redewendung: Ich kenne
x wie meine Westentasche, oder in der Schweiz: …wie meinen Hosensack. Diese
Redewendung – wörtlich übersetzt – wäre wiederum auf Englisch (oder in einer
beliebigen anderen Sprache) ungebräuchlich, wenn nicht gar unverständlich.
1.2 Sprachbetrachtungen 26
Sprachwandel
Indem wir die Sprache tagtäglich gebrauchen, wandelt sie sich. Manche Verände-
rungen fallen auf, etwa wenn neue Wörter auftauchen, andere erfolgen schleichend,
etwa wenn ein Wort seine Bedeutung wechselt. Auch die Grammatik der Sprache
ändert sich, wenn auch nur sehr langsam. Ein Satz wie folgender gilt heute den
allermeisten Sprechern als korrekt, vor wenigen Jahrzehnten hätte er als falsch ge-
golten: «Ich mag sie sehr, weil mit ihr kann man Pferde stehlen.»
2. Individualismus Eine wichtige Kraft des Sprachwandels ist die Maxime «Rede nicht so wie die an-
deren, damit du herausstichst».
3. Gruppenbildung Moden, ausgelöst durch Gruppen (Politik, Jugend usw.) oder durch Fachbereiche
(etwa den Einfluss der Wirtschafts- oder Computersprache), bewirken Sprachwan-
del.
B) Eigennamen Manche Wörter werden erfunden. Dazu gehören sämtliche Namen. In einem nor-
malen Warenhaus findet man schon etwa 60 000 unterschiedliche Markennamen.
Aber auch Journalisten und Behörden erfinden Wörter, die sie brauchen, um neue
Sachverhalte zu bezeichnen, z.B. den Begriff «Flatrate» für einheitlichen Steuersatz.
Manche setzen sich durch, andere verschwinden wieder.
C) Sondersprachen Familien, Altersgruppen, soziale oder regionale Gruppen neigen dazu, einen eigenen
Wortschatz zu entwickeln. Oft werden solche Wörter mit den Jahren allgemeinge-
bräuchlich und erweitern den Wortschatz. Beispiel dafür sind jugendsprachliche
Ausdrücke, die in den allgemeinen Wortschatz übergegangen sind, wie «cool», «su-
per», «tote Hose» oder «abschminken».
Sprechakte
Sprache bildet die Wirklichkeit nicht nur ab, sie kann auch neue Wirklichkeit kre-
ieren. Die Sprechakte – auch Sprechhandlungen – beruhen auf der Tatsache, dass
man mit der sprachlichen Äusserung nicht nur Sachverhalte beschreiben, sondern
auch Handlungen vollziehen kann, etwa dann, wenn man etwas anordnet, verspricht
oder jemanden warnt.
Performativer Akt
Ein Sprechakt, so definierte der amerikanische Philosoph John L. Austin
(1911 –1960), ist eine Handlung, die nur mittels einer sprachlichen Äusserung
vollzogen wird. Ein drastisches Beispiel wäre etwa eine Beleidigung.
Beispiele
Jeden Gedanken setzen wir in Sprache um. Bei dieser Um- oder Übersetzung von
Denken in Sprache entscheiden wir auch, auf welcher Abstraktionsebene wir un-
seren Gedanken mitteilen wollen. Ein und dieselbe Bedeutungsvorstellung lässt sich
wahlweise als: Das Auto hat eine Panne.
oder: Der VW hat eine Reifenpanne.
oder: Der Käfer hat einen platten linken Vorderreifen.
und so weiter ausdrücken, je nachdem, wie viel Information aus unserer Bedeu-
tungsvorstellung wir gerade für mitteilenswert halten.
Die «Sapir-Whorf-Hypothese»
Der amerikanische Ethnolinguist Benjamin Lee Whorf (1897–1941) und sein aka-
demischer Lehrer Edward Sapir (1884–1939), beide beeinflusst von Franz Boas,
studierten die nordamerikanischen Indianersprachen. Dabei gewannen sie die An-
sicht, dass die Sprache nicht nur ein Mittel zur Übersetzung von Gedanken in ein
Reproduktionsmittel sei, sondern dass die Sprache selbst die Gedanken der Sprach-
teilnehmer sozusagen «programmiert».
Whorf war der Ansicht, dass das Weltbild einer Sprachgemeinschaft durch die
Sprache vorgegeben werde. Wir lernen die Welt auf eine Weise zu sehen, die uns
die Sprache lehrt, weil sie uns die Begriffe und damit auch die Auffassung der Welt
liefert. Dies nennt Whorf «sprachliches Relativitätsprinzip», es ist heute als «Sapir-
Whorf-Hypothese» bekannt. Es bedeutet, dass verschiedene Einzelsprachen zu ver-
schiedenen Denkweisen und zu unterschiedlichen Weltbildern führen, was letztlich
auf einen «sprachlichen Determinismus» (Steuerung des Denkens durch die Spra-
che) hinausläuft.
Die Hypothese des sprachlichen Determinismus gilt im Zeichen der «political cor-
rectness» als verpönt. Aber immerhin kann nicht geleugnet werden, dass die Grund-
annahmen Sapirs und Whorfs gut beobachtet sind. Landwirte beispielsweise kennen
Dutzende von Ausdrücken für verschiedene Arten von Unkraut.
Fassliches Beispiel für die Verführungskraft der Sprache ist die Werbung. Die Wer-
besprache ist eine bestimmte Form der Rhetorik, die bezweckt, einen Kunden dazu
zu verführen, das Produkt zu kaufen. Dabei dient ein Bild als Blickfänger, die Spra-
che leistet Verführungsarbeit. Mehr Informationen zur Manipulation finden Sie im
Kapitel Argumentieren ab S. 95.
Lügen
Sprache kann lügen. Das heisst, ein Sprecher kann Aussagen machen, von denen er
weiss oder vermutet, dass sie unwahr sind, und die er mit der Absicht äussert, dass
die Hörer sie trotzdem glauben. Dies geschieht meist, um einen Vorteil zu erlangen
oder um einen Fehler oder eine verbotene Handlung zu verdecken und so Kritik oder
Strafe zu entgehen. Gelogen wird aber auch aus Höflichkeit, aus Scham, aus Angst,
zum Schutz anderer Personen oder um die Pläne des Gegenübers zu vereiteln.
Die Nachrichtenwert-Theorie
Insbesondere Massenmedien sind besorgt darum, dass ihre Nachrichten von vielen
Menschen konsumiert werden. Sie sind also daran interessiert, die Nachrichten so
aufzubereiten, dass sie möglichst vielen Menschen gefallen. Die Nachrichtenwert-
Theorie erforscht, welche Nachrichten Menschen besonders locken. Sie ist damit
gleichzeitig auch eine Theorie der Beeinflussungsmöglichkeiten durch die sprach-
liche Darstellung eines Ereignisses.
Tragweite Prominenz
Konflikt Dramatik
Sex Gefühle
Fortschritt Kuriosität
Je ausgeprägter und vollzähliger diese Faktoren vertreten sind, desto mehr Men-
schen fühlen sich stark von der Nachricht angezogen, wobei diese Faktoren nicht
etwa dem tatsächlichen Ereignis anhaften müssen, sondern nur der Nachricht. Be-
sonders der Boulevardjournalismus nutzt die Nachrichtenfaktoren aus: mehr Infor-
mationen dazu auf S. 122 ff.
1.2 Sprachbetrachtungen 30
Before After
political correctness political correctness
www.CartoonStock.com
1. Kritik am Sprachsystem
Kritisiert wird das Fehlen von parallelen femininen Bildungen in der Grammatik:
grosses I KollegInnen, SchülerInnen. Das grosse I ist weit verbreitet, aber eher als umgangs-
sprachlich zu werten. Es provoziert einige Schwierigkeiten: Eine SchülerIn oder
Ein SchülerIn oder EinE SchülerIn?
www.josos-cartoons.de
Schrägstrich Student / in, Schüler / innen. Eine Variante davon ist die Klammer: Student(in),
Schüler(innen). Das Problem der Artikelwahl gibt es auch hier: Ein Schüler / in
oder Eine Schüler(in).
generisches Statt dass wie bisher die Frauen in der maskulinen Form mitgemeint sind, sollen
Femininum die Männer in der femininen Form mitgemeint sein: «Alle Ärztinnen des Spitals
sind aufgefordert, bis ...»
Partizip Präsens Gebrauch von Partizip-Präsens-Formen wie die «Studierenden» statt die «Studenten».
der Mensch
Im oben dargelegten Beispiel würde man z.B. nicht «die Studenten» sagen, sondern
«die Studentenschaft» oder «die Studierenden». Damit lässt sich allerdings das Pro-
blem der fehlenden geschlechtsneutralen Singularform nicht umgehen (*das Student).
1.2 Sprachbetrachtungen 32
Die Rechtschreibreform
Hatte noch Goethe nach seiner eigenen Manier geschrieben, wurde in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts überall in Europa eine Regelung der Rechtschreibung
unerlässlich. Im deutschen Sprachraum war es die private Initiative von Konrad
Duden (1829 –1911), der 1880 ein «Wörterbuch der deutschen Sprache» veröffent-
lichte, das die deutsche Schreibung vereinheitlichte.
Die erste Orthographische Konferenz tagte 1876. Sie beschloss unter anderem die
Abschaffung des «th» an vielen Stellen: Thal, Thor. Die zweite Orthographische
Konferenz im Jahr 1901 führte die im 20. Jahrhundert gültige Rechtschreibung auf
der Grundlage von Dudens Wörterbuch ein. Weitere Reformversuche, so z.B. im
Jahr 1954 zur Einführung der «gemässigten Kleinschreibung», scheiterten. Einzig
in der Schweiz setzte sich in den 1930er-Jahren durch, «ß» durch «ss» zu ersetzen
(z.B. im Kanton Zürich wurde das Esszett auf den 1. Januar 1938 abgeschafft).
Die Hauptprobleme
In seinem Diktat hat Dieter E. Zimmer die Hauptschwierigkeiten der «alten Recht-
schreibung» genannt. Es sind dies vor allem Unregelmässigkeiten in folgenden Bereichen:
1. Gross-Kleinschreibung, vor allem bei Adverbien: «im wesentlichen», aber «im
Freien».
2. Zusammen-Getrenntschreibung, vor allem in Zusammensetzungen zwischen
Substantiv und Verben oder Adjektiven: «radfahren», aber «Auto fahren»; «leid-
tun», aber «schön tun».
3. Silbentrennung, vor allem bei Lehnwörtern: «Examen», aber «Exotik».
4. Stammsilben: «schneuzen», aber: «Schnauze». Darunter fallen auch Zusammen-
setzungen: «Schiffahrt», aber «Schiff-Fahrt».
Die Reform
Eine «Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung» unter Feder-
führung des «Instituts für deutsche Sprache» in Mannheim nahm 1977 die Arbeit
auf. Erste Vorschläge für eine radikale Reform – gemässigte Kleinschreibung, «Fi-
losofie» statt «Philosophie», «Sat», «Bot», «Sal» für «Saat», «Boot» und «Saal» –
wurden heftig bekämpft und 1988 fallen gelassen.
Die Reform 1996 strebte primär eine grosse Regelmässigkeit an, die möglichst vie-
le «Ausnahmen» eliminiert. Sie trat auf 1. August 1998 in Deutschland, Österreich
und der Schweiz in Kraft. Sie war von Anfang an umstritten. Bereits 1996 wehrten
sich Schriftsteller an der Frankfurter Buchmesse gegen die Reform. Der Druck nahm
zu, als sich die meisten überregionalen Zeitungen und die Buchverlage anschlossen.
Die neuen Regeln betreffen vor allem die reformierte Gross- und Klein- sowie die
Zusammen- und Getrenntschreibung.
Adjektiv und Substantiv mit einer eigenen Bedeutung: Die Grossschreibung des Adjektivs ist erlaubt (der Runde Tisch, das
Schwarze Brett); Wörter wie eislaufen (zwischenzeitlich gefordert: *Eis laufen) wurden in ihre frühere Form zurückversetzt.
Verben und Adjektive/Verben dürfen zusammengeschrieben werden, wenn sie zusammen eine andere Bedeutung haben als
isoliert. Zum Beispiel: «heilig sprechen» oder «kennen lernen» (Reform 1996) kann wieder zusammengeschrieben werden.
Worttrennung: Die Abtrennung einzelner Vokalbuchstaben am Wortanfang oder -ende wie bei «E-sel» oder «Klei-e» ist nicht
zulässig; ck wird so behandelt wie ch (la-chen) und nicht mehr wie früher mit k-k getrennt (*Bäk-ker). Zweifelsfälle dürfen
sowohl als auch getrennt werden: Psych-iater und Psy-chiater.
Zeichensetzung vor und: Bei selbstständigen Sätzen, die mit «und» oder «oder» verbunden sind, ist die Benutzung von
Kommata zur Gliederung des Satzes weiterhin freigestellt.
Zeichensetzung vor zu-Infinitiv: Ein Komma bei Infinitivgruppen ist nicht mehr freiwillig: Ich liebe es, mit dir zu feiern. Hier ist
das Komma obligatorisch.
1.2 Sprachbetrachtungen 34
Korrekt nach «alter Rechtschreibung» Korrekt nach aktueller Rechtschreibung (seit 2006)
(vor 1996) (markiert sind die Problemfälle) (Duden 24. Aufl.) (markiert sind die Abweichungen
zur «alten» Rechtschreibung)
1. Irgend jemand fläzte sich auf dem Diwan neben 1. Irgendjemand fläzte sich auf dem Diwan neben
dem Büfett [oder Buffet], ein anderer rekelte dem Büfett [oder Buffet], ein anderer rekelte
[oder räkelte] sich rhythmisch auf der Matratze, [oder räkelte] sich rhythmisch auf der Matrat-
ein dritter planschte im Becken. ze, ein Dritter planschte im Becken.
2. Man stand Schlange und kopf, lief Ski und eis, 2. Man stand Schlange und kopf, lief Ski und eis,
sprach Englisch, und wer diät gelebt und hausge- sprach Englisch, und wer Diät gelebt und haus-
halten hatte, hielt jetzt hof. gehalten [oder Haus gehalten] hatte, hielt jetzt
3. Auf gut deutsch heißt das, die libysche Firma hat Hof.
Pleite gemacht, aber die selbständigen Mitarbei- 3. Auf gut Deutsch heißt das, die libysche Firma
ter konnten ihre Schäfchen ins trockene bringen. hat Pleite gemacht, aber die selbstständigen
4. Alles mögliche deutet darauf hin, daß sich etwas Mitarbeiter konnten ihre Schäfchen ins Trocke-
Ähnliches wiederholen wird, obwohl alles Erdenk- ne bringen.
liche getan wurde, etwas Derartiges zu verhin- 4. Alles Mögliche deutet darauf hin, dass sich et-
dern und alles zu annullieren. was Ähnliches wiederholen wird, obwohl alles
5. In einem nahe gelegenen Haus fand sich das Erdenkliche getan wurde, etwas Derartiges zu
nächstgelegene Telefon [oder Telephon], im verhindern und alles zu annullieren.
Portemonnaie der numerierte Bon. 5. In einem nahe gelegenen Haus fand sich das
6. Im Zenit ihres Ruhms wagten sie die Prophezei- nächstgelegene Telefon [oder Telephon], im
ung, man werde trotz minuziöser [oder minutiö- Portmonee [auch Portemonnaie] der numme-
ser] Prüfung weiter im dunkeln tappen und aufs rierte Bon.
Beste hoffen, und insoweit werde alles beim alten 6. Im Zenit ihres Ruhms wagten sie die Prophezei-
bleiben. ung, man werde trotz minuziöser [oder minuti-
7. Auch wer aufs Ganze geht und überschwenglich öser] Prüfung weiter im Dunkeln tappen und
sein Bestes tut, tut manchmal unrecht, hält es aufs Beste hoffen, und insoweit werde alles
aber gern für Rechtens. beim Alten bleiben.
8. Er war statt dessen bemüht, den zugrundeliegen- 7. Auch wer aufs Ganze geht und überschwäng-
den Konflikt – also den Konflikt, der ihrem Dis- lich sein Bestes tut, tut manchmal unrecht [oder
sens zugrunde liegt und allen angst macht – zu Unrecht], hält es aber gern für rechtens.
entschärfen, und infolgedessen kam er mit allen 8. Er war stattdessen bemüht, den zugrunde lie-
ins reine. genden [oder zu Grunde liegenden] Konflikt –
9. Wie kein zweiter hat sich der Diskutant dafür also den Konflikt, der ihrem Dissens zugrunde
stark gemacht, auch die weniger brillanten Refle- liegt und allen Angst macht – zu entschärfen,
xionen der Koryphäen ernst zu nehmen. und infolgedessen kam er mit allen ins Reine.
10. Daß es not tut, alles wieder instand zu setzen, 9. Wie kein Zweiter hat sich der Diskutant dafür
darf ein einzelner nicht in Frage stellen. stark gemacht [oder starkgemacht], auch die
weniger brillanten Reflexionen der Koryphäen
ernst zu nehmen.
10. Dass es nottut, alles wieder instand zu setzen
[oder in Stand zu setzen], darf ein Einzelner
nicht in Frage [oder infrage] stellen.
Worttrennungen: Ex-amen; Exo-tik; Hekt-ar; igno- Worttrennungen: Ex-a-men; Exo-tik; Hek-t-ar; ig-
riert; Land-au-er; Lin-ole-um; Psych-ia-ter; Psy-cho- no-riert; Lan-d-au-er; Li-n-ole-um; Psy-ch-i-a-ter;
lo-ge; päd-ago-gisch; pä-do-phil; Päd-erast, Psy-cho-lo-ge; pä-d-a-go-gisch; pä-do-phil; Pä-d-
So-wjet, Syn-onym erast, So-w-jet, Sy-n-o-nym
2. Kommunikation
2.1 Kommunikationstheorie 36
Vor dem Hause stand ein Baum Alice ihn zurecht. «Das tut man nicht.»
und darunter ein Tisch, an dem der 40 Der Hutmacher riß verblüfft die Augen
Märzhase mit dem Hutmacher Tee auf, sagte aber nur: «Warum gleicht
trank. Eine schlafend zwischen ihnen ein Rabe einem Schreibpult?»
5 liegende Haselmaus benutzten sie als Na, jetzt wirds lustig! dachte Alice.
Ellenbogenstütze, während sie sich Die raten Rätsel, und das macht Spaß.
über ihren Kopf hinweg unterhielten. 45 «Ich glaub, das krieg ich raus», sagte
«Reichlich unbequem für die Hasel- sie. «Willst du damit sagen, daß du
maus!», sagte sich Alice. «Aber sie eine Antwort darauf finden kannst?»,
10 schläft ja, deshalb wird es ihr wohl fragte der Märzhase. «Genau!», ant-
nichts ausmachen.» wortete Alice.
Der Tisch war lang und voll von 50 «Dann solltest du sagen, was du
Gedecken, trotzdem hockten die drei meinst», bemerkte der Märzhase.
enggedrängt an einer Ecke. «Kein Platz «Natürlich», antwortete Alice hastig.
15 mehr!», riefen sie Alice entgegen. «Wenigstens…, wenigstens mein ich,
«Gar nicht wahr, hier ist noch reichlich was ich sage. Das ist dasselbe, weißt
Platz!», erwiderte Alice entrüstet und 55 du.»
setzte sich am anderen Tischende in «Das ist durchaus nicht dasselbe»,
einen hohen Lehnstuhl. widersprach der Hutmacher.
20 «Nimm dir etwas Wein!», sagte der «Du könntest dann ebensogut sagen:
Märzhase einladend. Alice spähte Ich sehe, was ich esse! sei dasselbe wie:
über den Tisch, konnte aber nur Tee 60 ich esse, was ich sehe.» «Du könntest
entdecken. «Ich sehe keinen Wein!», schließlich ebenso gut sagen: Mir ge-
sagte sie. «Ist auch keiner da!», ant- fällt, was ich kriege! sei dasselbe wie:
25 wortete der Märzhase. Ich kriege, was mir gefällt!», fuhr der
«Dann ist es unhöflich von dir, mir Märzhase fort.
welchen anzubieten!», versetzte Alice 65 «Du könntest ebenso gut sagen: Ich
ärgerlich. atme, wenn ich schlafe! sei dasselbe
«Es ist auch unhöflich von dir, dich wie: Ich schlafe, wenn ich atme!»,
30 uneingeladen an unseren Tisch zu set- ergänzte die Haselmaus, die offenbar
zen», sagte der Märzhase. im Schlaf reden konnte. «Und mit dir
«Ich wußte nicht, daß es euer Tisch 70 ist es auch dasselbe!», schloß der Hut-
ist», rechtfertigte sich Alice. «Er ist für macher. Damit brach die Unterhaltung
viel mehr Leute gedeckt.»«Du müßtest ab, während sich Alice vergeblich über
35 dir mal die Haare schneiden lassen», Raben und Schreibpulte den Kopf zer-
sagte der Hutmacher, der Alice bisher brach. Schließlich zog der Hutmacher
nur neugierig angestarrt hatte. «Laß 75 eine Uhr aus der Tasche, betrachtete
die taktlosen Bemerkungen!», wies sie besorgt, schüttelte sie und hielt sie
2.1 Kommunikationstheorie 37
sich ans Ohr. «Welches Datum haben die Jahre an?» «Natürlich nicht», ant-
wir eigentlich heute», fragte er Alice. wortete Alice lebhaft, «denn es bleibt
«Den vierten», antwortete Alice nach 90 so lange Zeit immer ein und dasselbe
80 kurzer Überlegung. «Dann geht sie Jahr.»
zwei Tage nach», stellte der Hutma- «Das verhält sich mit meiner Uhr ganz
cher seufzend fest […] Alice guckte genauso», sagte der Hutmacher.
ihm neugierig über die Schulter. «Was Alice starrte ihn verblüfft an. Sie begriff
für eine putzige Uhr! Die zeigt ja die 95 den Sinn seiner Worte nicht, obgleich
85 Tage an und nicht die Stunden!» sie vernünftig klangen. «Ich versteh
«Warum sollte sie auch!», brummte dich nicht!», gestand sie so höflich,
der Hutmacher. «Zeigt deine Uhr etwa wie sie konnte.
Das Kooperationsprinzip
Das Kooperationsprinzip
Verhalte dich so, dass dich dein Kommunikationspartner verstehen kann!
Der englische Philosoph Herbert Paul Grice (1913 –1988) hat die Bedeutung des
Sprechers besonders hervorgehoben. Es ist vom Sprecher abhängig, ob der Zuhörer
verstehen kann, was der Sprecher sagt. Der Zuhörer kann nämlich nicht wissen,
was der Sprecher sagen wollte. Deshalb sollte sich der Sprecher kooperativ verhal-
ten. Grice nannte dies das Kooperationsprinzip.
Grice untersuchte, was eine Äusserung kooperativ macht. Es handelt sich um 4
Regeln (sogenannte Konversationsmaximen). Genau diese Regeln sind es auch,
gegen die der Märzhase, der Hutmacher und die Haselmaus im Gespräch mit Alice
verstossen.
Beachten Sie: Es heisst «die Maxime».
Maxime der Quantität Sag (mindestens!) so viel wie nötig, damit der andere
dich verstehen kann.
Maxime der Qualität Sag nichts, was du nicht meinst, oder dann sag, wie
du das Gesagte meinst. Sag nichts, was falsch ist oder
wovon du meinst, dass es falsch ist, oder dann sage,
dass es falsch ist.
Maxime der Relation Sag nur Dinge, die zum Thema gehören; wechsle nicht
unangekündigt das Thema.
Maxime der Modalität Sei klar und deutlich; vermeide Unordnung, vermeide
Mehrdeutigkeit; gebrauche die Wörter nur in der
Bedeutung, die sie gewöhnlich haben.
Der Sprecher hat dafür zu sorgen, dass seine Zuhörer ihn verstehen können.
Kommunikation ist streng genommen also nichts, was «einfach passiert». Geplap-
per oder Small Talk sind keine partnerorientierte Kommunikation. Partnerorien-
tierte Kommunikation findet erst dann statt, wenn der Sprecher seine Äusserung
geplant, zielgerichtet und absichtlich «konstruiert». Kommunikation ist also ein
bewusstes «Handeln».
2.1 Kommunikationstheorie 39
Die folgenden 5 Abschnitte gehen jeweils auf eines dieser Axiome Watzlawicks ein
und variieren entsprechend den Grundsatz der Kommunikation.
Kommunikation
– Gespräch – Brief/Mail – TV
– Unterricht – Gebrauchsanweisung – Radio
– Rede – Literatur – Zeitung
– usw. – usw. – usw.
Beispiel
Grüsst mich ein Bekannter nicht, kann ich nicht abschliessend entscheiden, ob er
sauer auf mich oder nur vorübergehend in Gedanken versunken ist.
Schwierigkeiten
Neben der verbalen Kommunikation (Sprache) gibt es non-verbale Äusserungen:
Mimik, Gestik, Haltung, An- oder Abwesenheit, Pünktlichkeit usw. Sogar Schwei-
gen ist als Kommunikation interpretierbar (das weiss jeder, der schon vergeblich
auf einen Anruf gewartet hat). Bereits die Wahl des Mediums ist Kommunikation:
Wer einen Liebesbrief auf Papier eines normalen Schulblocks per B-Post erhält,
wird sich seine Sache denken.
Deswegen hat Paul Watzlawick auch das Axiom: «Man kann nicht nicht kommuni-
zieren» aufgestellt. Alle mehr oder weniger unabsichtlichen Äusserungen werden
vom Empfänger als absichtliche Kommunikation verstanden. Der Empfänger kann
nicht unterscheiden, welche Signale intendiert sind und welche nicht, weil er nicht
die Gedanken des Senders lesen kann.
Inhalt Beziehung
– Information – Begrüssungsformeln
– Mitteilung – Zwischenmenschliche Nachfragen
– Zeitungsbericht, usw. («Wie geht’s?»)
– Small Talk («Schönes Wetter,
nicht wahr.»), usw.
Viele Alltagsäusserungen haben die Funktion, Nähe herzustellen: «Guten Tag, wie
geht’s?», «Heute ist das Wetter mal wieder schlimm draussen» usw. Das sind nicht
einfach Floskeln, sondern sie erfüllen eine wichtige Funktion im menschlichen Zu-
sammenleben. Man nennt das die «phatische Funktion» der Sprache. Sie ist ein
Merkmal der gesprochenen Sprache. Die geschriebene Sprache verwendet sie in der
Regel nicht.
Thomas spricht mit seiner Tante, weil er der Mutter einen Gefallen tun will, weil
die Tante eine Verwandte ist, weil sie zu Besuch ist, vielleicht aus anderen Gründen,
aber jedenfalls nicht, weil er mit ihr sprechen will. Thomas spricht also, obwohl er
nichts zu sagen hat und auch gar nichts sagen will. Und das trifft eigentlich auch
auf seine Tante zu.
2.1 Kommunikationstheorie 42
Phatische Kommunikation
Ist es ratsam, zu reden, wenn man nichts zu sagen hat? Kann man überhaupt nur
dann reden, wenn man etwas zu sagen hat? Dem amerikanischen Soziolinguisten
Samuel I. Hayakawa (1906 – 1992) zufolge ist die Antwort ein klares Nein. Sehr
häufig unterhalten wir uns, um persönliche Nähe herzustellen, Schweigen zu über-
brücken oder um höflich zu sein. Und das ist ganz gut so, denn die phatische Spra-
che dient dem menschlichen Zusammenleben.
Nur ein kleiner Anteil von Äusserungen im Alltagsleben kann als rein informativ
bezeichnet werden, meint Hayakawa. Die Fähigkeit, Sprache für informative Zwe-
cke zu gebrauchen, entstand in der Sprachentwicklung erst relativ spät. Lange
vorher befähigten uns Laute, aus denen sich später Sprache entwickelte, Instinkte
und Bedürfnisse, innere Zustände wie Hunger, Angst, sexuelle Wünsche zum Aus-
druck zu bringen. Noch heute neigen wir dazu, zuerst unseren inneren Zustand
auszudrücken (Au! Mein Zahn tut weh!). Was wir «Small Talk» nennen, hat eben-
falls diesen Charakter. Es gibt zahllose tägliche Situationen, in denen wir einfach
deswegen sprechen, weil es unhöflich wäre, es nicht zu tun.
Aus diesen gesellschaftlichen Gebräuchen ist es möglich, den allgemeinen Grund-
satz abzuleiten, dass es eine wichtige Funktion der Sprache ist, Schweigen zu verhin-
dern. Es ist uns unmöglich, nur dann zu reden, wenn wir «etwas zu sagen» haben.
Zweck des Sprechens ist also nicht die Vermittlung von Information, sondern die
Herstellung einer Gemeinsamkeit. Die Gemeinsamkeit des Redens ist das wichtigste
Element der gesellschaftlichen Konvention; der Gesprächsstoff ist zweitrangig.
(Nach Samuel I. Hayakawa, Die Sprache des sozialen Zusammenhalts, aus: ders., Semantik. Sprache im
Denken und Handeln, Darmstadt 1967.)
Flirten
Es ist uns Menschen unangenehm, nicht zu reden, wenn wir in Gesellschaft sind.
Diesen Umstand macht sich übrigens das Flirten zunutze. Es dient der Kontaktauf-
nahme mit den anderen. Dabei ist es unwichtig, ob der andere fremd oder bereits
bekannt ist. Ebenfalls unwichtig sind die Gesprächsgegenstände. Es ist nicht nötig,
über den Literaturnobelpreis zu sprechen. Über das Wetter zu sprechen, hat diesel-
be Funktion: das unangenehme Schweigen zu verhindern und Gemeinsamkeit her-
zustellen.
Sachebene
Sachebene
Selbstkundgabe
Selbstkundgabe
Appellseite
Appellseite
Sender Sender Nachricht
Nachricht Empfänger
Empfänger
Beziehungsseite
Beziehungsseite
Schulz von Thun geht von der Annahme aus, dass jede Äusserung (Nachricht) nach
vier Aspekten (Seiten) hin interpretiert werden kann – und zwar jeweils sowohl
vom Sender als auch vom Empfänger. Es kann also sein, dass der Sender eine an-
dere Seite fokussiert als der Empfänger. Darin liegt seines Erachtens eine Haupt-
quelle von Missverständnissen.
1. Auf der Sachseite informiert der Sprechende über den Sachinhalt, d.h. über
Daten und Fakten (intendiert).
2. Die Selbstkundgabe umfasst das, was der Sprecher über sich selber zu erkennen
gibt (absichtlich oder unabsichtlich).
3. Auf der Beziehungsseite kommt zum Ausdruck, wie der Sender zum Empfänger
steht und was er von ihm hält.
4. Was der Sender beim Empfänger erreichen möchte, wird auf der Appellseite
deutlich.
Beispiel
Sachinformation Appell
Die Ampel zeigt «freie «Fahr los.»
Fahrt» an.
Sachinformation Appell
Die Ampel zeigt «freie «Du, da vorne ist grün!» «Fahr los.»
Fahrt» an.
Beziehungshinweis Selbstoffenbarung
«Du reagierst «Du, da vorne ist grün!» «Ich bin ungeduldig.
langsamer als ich.» Ich will selbst ans Steuer.»
Beziehungshinweis Selbstoffenbarung
Der Grundsatz der Kommunikation
«Du reagierst «Ich bin ungeduldig.
«
langsamer als ich.» Ich will selbst ans Steuer.»
Wie sage ich das,
was ich sagen will,
so, dass der andere es so versteht,
wie ich es meine?
2.1 Kommunikationstheorie 44
Digital Analog
Nicht nur das gesprochene Wort, sondern auch die nonverbalen Äusserungen (z. B.
Lächeln, Wegblicken) teilen etwas mit. Die digitale Kommunikation dient der In-
formationsvermittlung, die analoge Kommunikation dient der Herstellung von Be-
ziehung. Mehr dazu im Abschnitt Körpersprache im Kapitel Rhetorik auf S. 71.
Kongruenz
Kommunikation gelingt bei Übereinstimmung zwischen analoger und digitaler Bot-
schaft und wenn die Kommunikationspartner beide Teile der Botschaft in gleicher
Weise interpretieren. Kommunikation misslingt bei Nichtübereinstimmung oder bei
Unklarheiten einer der beiden Botschaften oder dann, wenn eine oder beide Botschaf-
ten unterschiedlich interpretiert werden. Wenn die analoge und die digitale Aussage
übereinstimmen, ist die Botschaft kongruent. Probleme entstehen dadurch, dass bei-
de Ebenen mehrdeutig sein können und vom Kommunikationspartner interpretiert
werden müssen. Das ist insbesondere bei ironischen Äusserungen der Fall.
Beispiel
Aus Unachtsamkeit schüttet ein Serviceangestellter einem Gast Wein über die Klei-
der. Er entschuldigt sich in aller Form. Der Mann antwortet: «Macht nichts, kann
jedem mal passieren.» Dennoch merkt der Angestellte, dass der Gast verärgert ist
und ihn als ungeschickt und für den Beruf untauglich ansieht. Die analoge Kom-
munikation widerspricht in diesem Fall der digitalen.
symmetrische komplementäre
Kommunikation Kommunikation
Kommunikations- Geschwister Lehrerin – Schülerin
partner Freunde Vorgesetzter – Untergebe-
ner
Das Organonmodell
Eines der berühmtesten Modelle, die die Beziehung von Sprache zur Wirklichkeit
darstellen, stammt vom deutschen Psychologen Karl Bühler (1879 – 1963) aus dem
Jahr 1934. Er nannte es «Organonmodell» nach dem griechischen Wort «organon»
(Werkzeug). Sprache war für Bühler also ein Mittel zum Zweck der Kommunikation,
eine Vorstellung, die auf den antiken griechischen Philosophen Platon zurückgeht.
Darüber hinaus zeigt Bühlers Modell, dass das Zeichensystem Sprache der Kom-
munikation zwischen einem Sprecher (Sender) und einem Zuhörer (Empfänger)
dient. Auf einer dritten Ebene zeigt sein Modell, dass das Gesagte – also das sprach-
liche Zeichen, das Wort resp. der Satz (das Dreieck) – und das Gemeinte – also die
Vorstellung (der Kreis) – nicht ganz identisch sind.
Darstellung
Ap
uck
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ll
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Sen
pfä
der
Em
Das Nachrichtenmodell
Kommunikation ist der Übertragungsprozess einer Äusserung – die Kommunikati-
onswissenschaft spricht auch von Botschaft oder Nachricht – von einem Sender zu
einem Empfänger. Einen Übermittlungsstrang vom Sender zum Empfänger bezeich-
net man als Kanal.
Für den «Transport» vom Sender zum Empfänger muss die Botschaft vom Sender
verschlüsselt, übertragen und vom Empfänger entschlüsselt werden.
St1 St2 St 3 St 4 St 5
Vorstellung Vorstellung
VS VE
S Code Medium E
Begriff
Codierung Decodierung
Die Vorstellung (V) muss vom Sender (S) in einen Code «übersetzt» (codiert) wer-
den; damit wird aus der Vorstellung Sprache. Es gibt eine Reihe von verschiedenen
Codes (Laute, Schrift, Töne, Zahlen usw.). Der Code braucht eine «Verpackung»,
ein Medium (Brief, Zeitung, Telefon, Radio usw.), das ihn zum Empfänger (E)
transportiert. Der Empfänger wiederum übersetzt das Lautbild zurück (er deco-
diert) in eine Vorstellung.
Störungen
An allen Übertragungsstellen kann es zu Störungen (St) kommen. Einige von un-
zähligen Beispielen:
Situationsdeutung
Wenn eine Zeitung ins Haus kommt, die Abonnentin oder der Abonnent sie aber
nicht liest, wenn das TV-Gerät läuft, aber niemand zusieht, dann ist gemäss dem
Transportmodell streng genommen die Kommunikation abgeschlossen. Faktisch
kommt aber keine Verständigung zu Stande, wenn der Empfänger nicht teilnimmt.
Erst wenn alle Kommunikationspartner an einer Kommunikationssituation teilneh-
men, kann es überhaupt erst zu Verständigung kommen. Ein Beispiel: Wenn Sie im
Unterricht aus dem Fenster gucken und träumen, kommt keine Verständigung zu
Stande – obwohl Sie anwesend sind. Das heisst, Sie deuten die Situation anders als
der Lehrer.
Situationsdeutung Situationsdeutung
S E
Denotation
VS S Code Medium E VE
Konnotation
Sprachwissen S Sprachwissen E
Weltwissen S Weltwissen E
Kommunikative Basis
Jeder Sprecher verfügt über ein Sprachwissen – die Anzahl grammatischer Struk-
turen und Wörter seiner Muttersprache und aller ihm bekannten Fremdsprachen
– und über ein Weltwissen – seine Erfahrungen, seine Erlebnisse, seine Gedanken,
alle Dinge, die er gelernt hat. Erst wenn sich sowohl Sprachwissen als auch Welt-
wissen von Sender und Empfänger überschneiden, gibt es eine kommunikative
Basis, auf der allein Verständigung möglich ist.
2.1 Kommunikationstheorie 49
Eine sehr grosse Anzahl von Rezipienten wird erkennen, dass dieses Bild eine Land-
schaft im Winter darstellt. Das ist für Kulturkreise, die keinen Schnee kennen, al-
lerdings nicht selbstverständlich. Eine weniger grosse Menge wird wissen, dass es
sich um ein berühmtes Gemälde handelt, wird aber nicht angeben können, um wel-
ches. Eine noch kleinere Menge wird wissen, dass es sich um ein Gemälde des Ma-
lers Pieter Bruegel d.Ä. handelt. Nur wenige kennen seinen Titel («Jäger im Schnee»)
und können das Entstehungsjahr (1565) und / oder den heutigen Besitzer (Kunst-
historisches Museum Wien) angeben. Einem noch kleineren Kreis schliesslich ist
bekannt, dass dieses Bild im Filmklassiker «Solaris» von Andrej Tarkowski (1972)
eine dramaturgisch wichtige Rolle spielt. (nach Ernst 2004, S. 233)
Das Beispiel zeigt, dass die kommunikative Basis stark abhängig ist vom
jeweiligen Empfänger. Was wiederum belegt, wie sehr der Sender sich an den
Empfänger anpassen muss. Das kann er tun, indem er alle relevanten Dinge
erklärt, damit der Empfänger sie auch verstehen kann.
2.1 Kommunikationstheorie 50
Checkliste Kommunikation
«Wie sage ich das, was ich sagen will, so, dass der andere es so versteht, wie ich es
meine?» So lautet der Grundsatz der Kommunikation. Denn nur der Sender hat die
Möglichkeit, sich an die Situation und den Kommunikationspartner anzupassen.
Gelingende Kommunikation ist nicht blosses Reden, selbst ein Gespräch ist unter
Umständen keine Kommunikation. Damit Verständigung zu Stande kommt, muss
Kommunikation partnerorientiert sein. Partnerorientierte Kommunikation liegt
dann vor, wenn ein Sender bewusst und zielgerichtet seine Äusserungen gestaltet.
Dabei sieht er sich einer Reihe von Fragen gegenüber:
Hauptproblemzweige
Verständigungsblocker
Kommunikations-Psychologie
Kommunikationsfähigkeit
In Stelleninseraten vor allem für Führungskräfte wird immer wieder eine Anforde-
rung an den Stellenbewerber genannt: Kommunikationsfähigkeit.
Anforderungen | Als idealer Kandidat haben Sie sich nach einem Studium an
einer Hochschule (ETH oder Universität) in Unternehmensführung weiterge-
bildet. Sie weisen langjährige Berufs- und Führungserfahrungen […] auf. Sie
besitzen einen umfassenden Leistungsausweis, der Sie als bestandene und er-
folgreiche Führungskraft auszeichnet, die sich bewährt und erfolgreich mehr-
stufig Personal geführt hat. Wir suchen die teamfähige, kompetente, kommu-
nikative und zielorientierte Führungsperson, welche von den Mitarbeitenden
als Vertrauensperson wahrgenommen wird. Dank Ihrem Einfühlungs- und
Durchsetzungsvermögen sowie einem ausgeprägten Verhandlungsgeschick
sind Sie erfolgreich im Umgang mit Kunden, Behörden und Partnern.
(oprandi&partner. personnel recruitment. Gefunden am 4. Oktober 2008 um 15.10 Uhr auf
www.topjobs.ch)
Selbstsicherheit
These 1 Kommunikation funktioniert umso besser, je mehr ich über mich und
meine Wirkung auf andere Menschen weiss.
These 2 Kommunikation funktioniert umso besser, je gleichwertiger die Ge-
sprächspartner sind (resp. sich verhalten), d.h. je weniger ihr jewei-
liges Selbstwertgefühl differiert.
Eine Überlegung am Beispiel: Selbst wenn ich mit einem Bundesrat einen Termin
für seinen Auftritt aushandeln soll, gilt die These der Gleichwertigkeit, obwohl der
Bundesrat im Gegensatz zu mir ein «hohes Tier» ist. Wenn ich mit klaren Vorstel-
lungen auftrete, komme ich schneller ans Ziel, als wenn ich duckmäuserisch mich
nicht einmal recht getraue, ihn anzusprechen.
Fazit: Kommunikationskompetenz hat viel damit zu tun, dass man in die Rolle eines
Kommunikationspartners schlüpft. Das kann man lernen, denn Kommunika-
tion ist eine Technik.
Gesprächsblocker
Kommunikationsfähigkeit hat viel mit der Fähigkeit zu tun, ein Gespräch führen
zu können. Sobald einer der Gesprächspartner manipulative Mittel einsetzt, ist dies
allerdings schwierig. Als Manipulation gilt die Einflussnahme auf den Verlauf eines
Gespräches in einer Weise, dass der eine Gesprächspartner das Gespräch dominiert
(«das letzte Wort hat»). Geschieht das, bricht das Gespräch ab oder es wird auf
eine persönliche Ebene übertragen. Man nennt das auch «Kampfrhetorik». Deswe-
gen ist es wichtig, solche Gesprächsblocker zu erkennen und zu vermeiden.
Gesprächsblocker
offensiv defensiv
offen Sich gross machen Gespräch abbrechen
z.B.: «Ich als dein Vater…» z.B. «Da duld’ ich keine
Widerrede, basta!»
versteckt Andere klein machen Ausweichen
z.B.: «Woher willst du das z.B. «Darüber können wir später
wissen…» nochmals reden…»
Ziel: Sie sollen beeindruckt werden. Ziel: Es soll verhindert werden, dass Sie
Zeit zum Nachdenken haben.
Der Gesprächspartner hebt seinen Sie werden zu einer sofortigen
Status, Rang, seine Bedeutung, sein Meinungsäusserung gezwungen, eine
Alter besonders hervor. schnelle Entscheidung wird verlangt.
«Ich als erfahrene Expertin…» «Wir haben das bereits beschlossen.»
«…, womit ich mich schon lange «Meinen Sie nicht auch, es ist besser,
beschäftige, …» wenn…»
Ziel: Sie sprechen dem Gesprächs- Ziel: Sie sollen sich schuldig fühlen
partner die Kompetenz ab.
Es werden Autoritäten, Zahlen, Ein sachliches Problem wird als
Statistiken zitiert, die im Moment gar persönliche Schwierigkeit des anderen
nicht überprüft werden können. dargestellt, so dass der sich nicht
mehr traut, den Wahrheitsgehalt des
Gesagten zu hinterfragen.
«… gemäss den Bestimmungen ist das «Aber Sie haben doch selber einmal
nicht möglich.» gesagt, …»
«Das ist nicht wahr.» «Das glaubst du ja selber nicht!»
«… auch der Direktor ist meiner «Nur weil du nichts davon verstehst,
Meinung heisst das noch lange nicht …»
«Das ist doch reine Haarspalterei!»
2.2 Kommunikationsfähigkeit 55
Gespräch abbrechen
5. Allgemeinplätze 6. Killerphrasen
Ziel: Sie sollen eine Meinung, die Ziel: Sie sollen eingeschüchtert werden
(angeblich) alle teilen, nicht in bzw. das sachliche Gespräch wird
Frage stellen. abgeschnitten.
Allgemeinplätze sind floskelhafte Mit diesen allgemeingebräuchlichen
Redewendungen, die häufig pointiert Formulierungen soll ein echtes
formuliert den sogenannten gesunden Gespräch und damit eine echte
Menschenverstand ausdrücken. Gegen Auseinandersetzung verhindert
sie kann nichts eingewendet werden. werden. Ein sachliches Gespräch wird
unterbunden.
«Das war doch schon immer so!» «Aber als emanzipierte Frau sollten Sie
«So etwas tut man einfach nicht.» doch wissen …»
«Arbeit hat noch niemandem «Das weiss doch jeder!»
geschadet.» «Da könnte ja jeder kommen …»
«Lass uns später darüber sprechen!»
Ausweichen
7. Ignorieren 8. «Monologisieren»
Ziel: Der Gesprächspartner lenkt vom Ziel: Sie kommen nicht zu Wort,
Thema ab, indem er über etwas haben keine Chance, Bedenken
anderes spricht. anzubringen.
Man speist den anderen mit leerem Der Gesprächspartner verhindert
Gerede ab; man redet über etwas ganz durch einen Redeschwall oder durch
anderes; man gibt dem anderen Recht, ständiges Unterbrechen, dass ein
damit der zufrieden und still ist. Dialog zustande kommt.
«Ja, ja, mach nur!» «Lassen Sie mich nur noch rasch
«Ach übrigens, hast du nicht auch meinen Gedanken zu Ende führen …»
schon daran gedacht, (anderes «Wenn ich auch einmal etwas
Thema) …?» anmerken darf …»
«Sicher ist das so, da hast du ganz
recht, aber meinst du nicht auch, …»
Alle Strategien der Manipulation zielen darauf ab, sich über den Gesprächspartner
hinwegzusetzen und die eigene Ansicht nicht im argumentativen Dialog überzeugend
darzulegen, sondern sie mittels dieser Manipulationstechnik «durchzudrücken» (sie-
he Seite 96).
Lassen Sie sich nicht manipulieren. Versuchen Sie umgekehrt auch nicht, Ihre Ge-
sprächspartner zu manipulieren. Gute Argumente überzeugen wesentlich mehr.
Sie finden im Kapitel Argumentieren auf S. 95 –100 mehr Informationen dazu.
2.2 Kommunikationsfähigkeit 56
Checkliste: Gesprächsführung
Gespräche können leicht in Streit ausarten.
2. Ich achte auf meine Stimme. Sie ist ruhig und fest.
7. Ich lasse mich nicht abbringen, Ich wiederhole, was ich möchte,
beharre auf meinem Recht. wie eine Schallplatte mit Sprung.
«Ja, das mag schon sein,
aber ich möchte …»
8. Ich bleibe bei der konkreten Nicht: «Das ist immer so…»,
Situation und vermeide sondern: «Ich habe mich heute
Verallgemeinerungen. sehr geärgert, weil …»
10. Ich biete eine Lösung an. «Wenn Sie das tun, könnte ich
ja …»
Halten Sie sich (meistens) an diese Grundsätze. So erreichen Sie im Gespräch Ihre
Ziele, ohne Ihre Gesprächspartner zu verletzen.
2.3 Diskutieren 57
Diskussion
Eine Diskussion (von lat. discutio: zertrümmern, beseitigen, vertreiben) ist ein Gespräch
zwischen zwei oder mehreren Teilnehmern (Diskutanten), in dem über ein bestimmtes
Thema gesprochen (diskutiert) wird, wobei jede Seite ihre Argumente vorträgt.
Diskussionen können unterschiedliche Ziele haben: anderen die eigene Position
mitteilen, mit anderen Meinungen umgehen, jemanden überzeugen wollen, aufein-
ander eingehen, gemeinsam klären, miteinander streiten.
Grundlegende Diskussionsformen
Kommunikationsform Interview Kommunikationsform Streitgespräch
Leiter
A1 B1
Befragter Interviewer
A2 B2
Publikum Publikum
A Leiter
B E A C
C D B D
Publikum
Diskussionsanlässe
Ziel der Beschreibung Diskussionsformen
Diskussion
Diskussionsformen
Prioritätenspiel
Das Prioritätenspiel macht Einstellungen zu einem Thema deutlich und zwingt dazu,
diese zu begründen und mit anderen auszutauschen. Durch die Vorgabe, zu einer
Gruppenentscheidung zu kommen, findet ein Abwägen verschiedener Argumente statt
und es besteht die Notwendigkeit, sich zu einigen. Regel: Nur argumentieren, nicht
manipulieren. Zum Beispiel das Thema: Was ist für Sie Lebensqualität? Sie müssen
sich auf z.B. acht Aussagen in der Gruppe einigen und diese in eine Rangliste bringen.
Aquarium (Fishbowl)
Als Aquarium bezeichnet man eine halboffene Form des Rundgesprächs. Eine be-
stimmte Zahl von Diskussionsteilnehmern sitzt im Kreis, mehrere Stühle bleiben
leer. Das Gespräch beginnt. Sollte sich jemand aus dem Publikum äussern wollen,
darf er sich auf einen der freien Stühle setzen und am Gespräch teilnehmen.
Regeln:
– Es dürfen nur so viele «Gastteilnehmer» mitdiskutieren, wie es freie Stühle hat.
– Jeder Teilnehmer im Diskussionskreis darf diesen jederzeit verlassen.
– Leere Plätze im Diskussionskreis können von jedem Teilnehmer besetzt werden.
– Seitengespräche sind zu vermeiden.
Podiumsgespräch
Bei einer Podiumsdiskussion oder einem Podiumsgespräch kommen Fachleute oder
Vertreter von Interessengruppen zum Gespräch vor einer grösseren Zuhörerschaft
zusammen, um ihre Auffassungen darzustellen und zu vergleichen. Auch Übertragun-
gen von Diskussionen in Radio und Fernsehen funktionieren wie Podiumsdiskussionen.
Der Begriff leitet sich von Podium = Bühne ab und bezeichnet die Möglichkeit für die
Diskutanten, ihre Ansichten einem grösseren Publikum zu präsentieren.
Debatte
Eine Debatte (franz. débattre: (nieder-)schlagen) ist ein Streitgespräch, das im Un-
terschied zur Diskussion formalen Regeln folgt und üblicherweise zur inhaltlichen
Vorbereitung einer Abstimmung dient. Thema einer Debatte ist eine Sachfrage. Der
Begriff wird heute meist im Zusammenhang mit Aussprachen in einem Parlament
(Nationalrat, Ständerat usw.) verwendet. In einer Debatte werden die Für- und
Wider-Argumente zu einer These in kurzen Reden vorgetragen. Das Ziel des De-
battenredners ist es, die Zuhörer von den eigenen Argumenten zu überzeugen.
Deshalb zeichnet sich ein guter Redner nicht nur durch gute Argumente, sondern
auch durch überzeugende rhetorische Fähigkeiten aus.
2.3 Diskutieren 59
Jugend debattiert
Ziel des Projektes «Jugend debattiert» ist, dass möglichst viele Jugendliche in der
Schweiz das Debattieren lernen und Spass am spielerischen Meinungsaustausch
bekommen. Denn ohne gute Debatten gibt es keine gute Politik.
Die Debattenform
– Je zwei Personen vertreten die Pro- bzw. Contra-Position in einer aktuellen Frage,
die mit Ja oder Nein beantwortet werden kann.
– Eine Person überwacht die Redezeiten. Es gibt keine Gesprächsleitung, aber ge-
naue Regeln (siehe unten bei den Phasen).
– Die Positionen (Pro 1, Pro 2, Contra 1, Contra 2) werden unmittelbar vor Beginn
der Debatte ausgelost.
– Es handelt sich in der Regel um vorbereitete Debatten. In die Debatte dürfen
keinerlei Notizen mitgenommen werden. Während der Debatte dürfen jedoch
Notizen gemacht werden.
Mit freundlicher Genehmigung der Stiftung Dialog – Jugend debattiert. Postfach 221, 4566 Halten,
www.jugenddebattiert.ch.
2.3 Diskutieren 62
Leitfaden Diskutieren
Diskussionen sollten möglichst zu einem Ziel führen. Oft haben sie eine Diskus-
sionsleitung, die dafür sorgt, dass alle Teilnehmenden zu Wort kommen und nie-
mand dominiert. In der Regel wird die Diskussionszeit begrenzt.
1. Bereiten Sie sich auf das Gespräch vor! Werden Sie sich darüber klar, was
Sie erreichen wollen! Stellen Sie sich auf Ihre Gesprächspartner ein: Welche
Argumente werden sie vorbringen?
2. Hören Sie den anderen geduldig zu, nehmen Sie sie ernst und bemühen Sie
sich, sie zu verstehen.
3. Lassen Sie den anderen ausreden – seinen Ärger abladen! Warten Sie, bis
alle Dampf abgelassen haben.
4. Erheben Sie nicht die Stimme! Bemühen Sie sich, ruhig und gelassen zu
bleiben. Wirklich gehört wird nur eine ruhige, bestimmte Stimme.
5. Verteidigen und rechtfertigen Sie sich nicht, sondern beschreiben Sie, was
Sache ist.
6. Fällen Sie keine Werturteile, sondern beschreiben Sie Ihre Eindrücke. Nicht:
«Deine Haltung ist unverständlich», sondern: «Ich verstehe deine Haltung
nicht.»
7. Bleiben Sie beim momentanen (Streit-)Punkt! Graben Sie nicht altes Zeug
aus.
8. Behaften Sie den andern nicht auf seiner früheren Meinung. Nicht: «Aber
du hast doch selbst gesagt, …»
9. Fahren Sie keine Geschütze auf, die der Situation unangemessen sind.
Nicht: «Du bist ja bekannt dafür, dass …»
10. Vermitteln Sie den anderen das Gefühl, dass Sie wirklich zugehört haben!
«Ich verstehe dich gut, auch mir ist …»
11. Lassen Sie sich nicht überrumpeln! Lassen Sie sich Zeit zum Nachdenken.
Fragen Sie nach.
12. Verweisen Sie auf Gemeinsamkeiten. «Hierin sind wir uns einig.»
13. Bieten Sie Alternativen an! «Wenn du …, dann könnten wir doch …»
(nach J. Raz, Formen und Ziele von Diskussionen, Koblenz 1974 und Hohenadl 1997, S. 55)
Die Redesituation
Die drei Beteiligten einer Rede
In einer Redesituation gibt es drei Beteiligte, zwischen denen Verhältnisse entstehen.
Der Redner versteht sein Thema – oder eben nicht; die Zuhörerinnen vertrauen der
Rednerin – oder eben nicht. Sie interessieren sich für ihr Thema – oder eben nicht.
In allen Fällen ist es Sache des Redners, dafür zu sorgen, dass die Rede erfolgreich
ist, d.h. dass die Zuhörer aufmerksam sind, sich für das Gesagte interessieren und
verstehen, was der Redner sagt.
Rednerin
Sachwissen Glaubwürdigkeit
Themenorientierung
Welche Informationen brauche ich? Welche Medien habe ich?
Tendenz: Am besten mache ich ein Powerpoint oder viele Folien.
Rednerorientierung
Was kann ich gegen das Lampenfieber tun?
Was mache ich mit meinen Händen?
Tendenz: Am besten lerne ich es auswendig, dann vergesse ich sicher nichts.
Zuhörerorientierung
Was von dem, was ich zu sagen habe, interessiert meine Zuhörer?
Welche Beispiele passen?
Tendenz: Am besten, ich formuliere aus der Situation heraus.
Zuhörerorientierung
Die erfolgreiche Rede ist zuhörerorientiert, oder wie die Gesprächspsychologie sagt:
sie ist du-orientiert. Das heisst, der Redner denkt von der Disposition seiner Rede
bis zum Vortrag vor dem Publikum konsequent vom Anspruch des Publikums aus.
Dessen Hauptansprüche kennt jeder, der schon einmal in der Zuhörerposition war:
Die Rede soll klar sein, leicht verständlich und vor allem nicht langweilig.
Ratschläge für die gute Rednerin, den guten Redner und alle, die es werden wollen.
1. Denken Sie sich in die Lage des einzelnen Zuhörers hinein. Was weiss er schon,
was findet er am Thema spannend, lustig, interessant?
2. Überlegen Sie, was für Wörter der durchschnittliche Zuhörer kennt.
Verwenden Sie einen vielfältigen, aber nicht abgehobenen Wortschatz.
3. Formulieren Sie frei und sprechen Sie langsam. Auswendig vorgetragene oder
abgelesene Texte wirken langweilig und sind oft unverständlich, weil sie meis-
tens zu schnell vorgetragen werden.
3.1 Redetheorie 66
Hauptteil
Anmerkung
Jeder Teil braucht einen
Mini-Einstieg und einen
Einleitung
Schluss
A1 A2 A3 nur, dass Sie sagen:
«Das war der 1. Punkt.
Ich komme zu meinem
2. Punkt.»
Kleiner Elefantenkorso
Wenn wir mehrere Aspekte für die Rede aufbereiten, dann unterscheiden sie sich
vielleicht in ihrer Länge, ihrer Gewichtung, ihrer Aktualität oder auch in ihrer Ori-
ginalität. In jedem Fall muss man entscheiden, welche Reihenfolge die sinnvollste ist.
1.
A1 A2 A3
2.
A1 A2 A3
3.
A1 A2 A3
Der Elefantenkorso zeigt augenscheinlich, dass Variante 1 den Eindruck hinterlässt,
dem Redner sei nach einem zwar guten Start nichts Rechtes mehr eingefallen. Auch
die goldene Mitte (Variante 2) mildert diesen Eindruck kaum. Erst Aufbau 3 ver-
mittelt den Eindruck einer permanenten Steigerung.
3.1 Redetheorie 67
Zielsatz
Überleitung
A3
A2
A1
Zeit
E Hauptteil S
Die Aufmerksamkeit seitens der Zuhörerinnen und Zuhörer ist niemals gleich blei-
bend hoch. Sie sinkt nach einem Anfangshoch schnell ab auf eine Art «Stand-by-
Modus». Die Rednerin muss den Zuhörern also aus diesem Zustand helfen.
Die Kurve zeigt einen Idealverlauf der Zuhöreraufmerksamkeit, der sich nicht au-
tomatisch einstellt. Die Aufmerksamkeitskurve ist bedingt durch:
5. die Publikumsführung
1. Die Anordnung der Argumente entscheidet über den allgemeinen Eindruck, den
man von der Rede erhält. Steigerungen im Laufe der Rede wirken anregend.
2. Wer spricht, bevor Ruhe eingekehrt ist, kann es auch sein lassen. Die Herstellung
von Ruhe ist verantwortlich dafür, dass die Aufmerksamkeit zu Beginn hoch ist.
3. Die Erwartung seitens des Publikums am Anfang ist in aller Regel hoch; es ist
gespannt auf das Thema, das Temperament des Redners, die Erklärung des Sach-
verhaltes usw. Diesen Anfangsbonus gilt es sorgsam zu verwalten. Dennoch: Nach
dem Beginn sinkt die Aufmerksamkeit, auch wenn man noch so souverän auftritt.
4. Eine gute Strukturierung der Teile hilft dem Publikum, die Aufmerksamkeit zu
dosieren. Jede strukturierende Bemerkung – «und ich komme zum nächsten Fall»;
«schliesslich»; «daraus folgt also» – trägt dazu bei, den Zuhörer aus dem vor-
übergehenden «Stand-by-Modus» zu wecken.
5. Gute Publikumsführung ist das A und O einer guten Rede. Wichtig ist, auf das
Publikum einzugehen, und zwar nicht mit Fragen («Wer hat etwas nicht verstan-
den?»), sondern mit Denkanregungen, Wiederholungen und Alltagsnähe.
3.1 Redetheorie 68
Die Anfänge
Es lohnt sich, besonders lange am Einstieg Ihrer Präsentation zu feilen. Am Anfang
hört Ihnen jeder zu. Wenn Sie gleich zu Beginn etwas bieten, das Interesse erzeugt,
in den Vortrag hineinzieht, haben Sie schon sehr viel gewonnen: die Aufmerksam-
keit und den guten Willen Ihrer Zuhörerinnen und Zuhörer.
Aktivierender Einstieg
Offene oder ungelöste Fragen zu Beginn in den Raum stellen. Die Zuhörerinnen
mit dem verlockenden Nutzen des Themas ködern. Die Zuhörerinnen für das The-
ma einnehmen, etwa durch Fragen, z.B. so: «Meine Damen und Herren, wer von
Ihnen hat als Kind gerne mit Wasser gespielt? Ich bitte um Ihr Handzeichen (dabei
auch selbst die Hand heben). Und wer fand es toll, am Lagerfeuer zu sitzen? Wer
hat gerne Tiere versorgt? Was haben Sie da versorgt? Danke schön. – Ich frage Sie
nun: Wo in unserer Stadt haben Kinder heute die Möglichkeit zu solchen schönen,
aufregenden Spielen?» (Erste Folie mit Fotos von fünf trostlosen Spielplätzen…).
Es ist hierbei nicht nötig – ja oft sogar störend und ablenkend – , dass Sie wirk-
lich einzelne Zuhörer zum Sprechen auffordern. Vielmehr bezweckt der aktivie-
rende Einstieg, in den Köpfen der Zuhörerinnen die Bereitschaft für Ihr Thema
zu wecken.
Orientierende Eröffnung
Zu Beginn Ziel und Motiv der Rede nennen. Bei längeren Vorträgen die Gliederung
vorstellen. Kurz erzählen, wie man selbst auf das Thema gestossen ist. Hintergrund-
informationen liefern (wichtig hierbei: nicht bei Adam und Eva beginnen!).
Unerwartet anfangen
Mit provozierender, zu Widerspruch reizender These beginnen, zum Beispiel aus
der Gegenposition argumentieren.
Optischer Köder
Start mit einem «optischen Köder» – auf Folie, Flipchart, Beamer usw. oder mit
einem mitgebrachten Gegenstand.
Verknüpfungen
An ein aktuelles Ereignis oder an ein Erlebnis anknüpfen, am besten an eines, das
Sie mit der Zuhörerschaft gemeinsam erlebt haben. Auf bekannte Persönlichkeiten
verweisen: «Wie Willi Ritschard zu sagen pflegte: Manche Menschen haben für
alles Lösungen, weil sie die Probleme nicht sehen.»
Suchen Sie nach einer passenden Geschichte aus der Praxis, dem Alltag, der Le-
benswelt des Publikums, die den Bezug zu Ihrem Thema herstellt. Sie soll das The-
ma interessanter und verständlicher sowie die Zuhörenden neugierig machen.
Je näher Sie an der Lebenswelt Ihres Publikums sind, desto grösser wird des-
sen Aufmerksamkeit sein.
3.1 Redetheorie 69
Du-Orientierung
Wann immer Sie vor Publikum sprechen, sprechen Sie für dieses Publikum. Das
Publikum hat ein Recht darauf, dass Sie es ansprechen. Auf der Ebene des Inhalts
heisst das, Sie wählen jene Gegenstände aus, die das jeweilige Publikum tatsächlich
interessieren. Auf der Ebene der Formulierung heisst das, Sie formulieren publi-
kumsorientiert beziehungsweise du-orientiert.
Du (Formulierung 4 und 8)
Angesprochen werden können die Zuhörenden, wenn das Gesagte sie etwas angeht.
Das leistet jene Formulierung, die jede einzelne Zuhörerin, jeden Zuhörer anspricht.
Dies funktioniert aber nur, wenn das Gesagte auf jeden Einzelnen auch tatsächlich
zutrifft. Satz 8 wirkt nicht, wenn der Angesprochene nicht wissbegierig ist. Dassel-
be gilt für Satz 4. Trifft jedoch das Gesagte zu, liegt eine optimale Publikumsorien-
tierung vor: «Kennt ihr nicht auch das Gefühl, in manchen Schulstunden augen-
blicklich einschlafen zu können?»
3.1 Redetheorie 70
b) Aggressivität
Du-Formulierungen können aggressiv wirken, vor allem wenn sie gehäuft einge-
setzt werden. Mit diesem Effekt lässt sich aber auch spielen. Man kann ihn gezielt
einsetzen, um damit die gewünschte Wirkung zu erzielen.
Beispiel:
«Menschen verschmutzen die Umwelt. Auch du! Wie viel Müll verursachst du
nicht jeden Tag …» (effektvolle Denkpause). «Schon als Kind hast du Berge
von Papierwindeln verdreckt.»
a. Denkpausen
b. guten Beispielen, die aus dem Leben gegriffen sind, am besten aus dem
Leben der Zuhörenden
Die Körpersprache
Inhalt und Glaubwürdigkeit
Inhalt Glaubwürdigkeit
Eine Anregung zur Illustration des Sachverhaltes: Sprechen Sie den Satz «Ich freue
mich, euch begrüssen zu dürfen» – untermalen Sie Ihre Aussage indessen mit mög-
lichst vielen gegensätzlichen nonverbalen Signalen. Mehr Informationen zur digi-
talen und analogen Kommunikation finden Sie auf S. 44.
Wirksamkeit
Albert Mehrabian von der University of California hat die «Wirkung von Aussagen»
untersucht.
Körpersprache
Wortinhalt
55%
7%
38% Stimme
Das Verblüffende an der Untersuchung von Mehrabian ist, dass für die Wirkung
einer Rede auf das Publikum offensichtlich der Inhalt eine untergeordnete Rolle
spielt. Eindruck machen viel mehr die Körpersprache und die Stimmmittel. Bitte
ziehen Sie die Checkliste zum «Gestaltenden Sprechen» auf S. 162 f. heran.
«Mimik und Gestik lassen sich nur schwer manipulieren. Daher ist es wichtig,
dass sich diese beiden körpersprachlichen Bereiche möglichst natürlich entfal-
ten. Verbale und nonverbale Botschaften sollten weitgehend übereinstimmen,
denn die Zuhörenden lassen sich nur durch einen in sich stimmigen ganzheitli-
chen Eindruck überzeugen. Eine redliche Rhetorik beschränkt sich daher darauf,
den körpersprachlichen Aspekt bewusst zu machen, durch solide Vorbereitung
eine größere Sicherheit zu geben und allenfalls auf körpersprachliche «Stör-
Signale» aufmerksam zu machen.»
Gora 2001, S. 16
3.1 Redetheorie 72
Position im Raum
Suchen Sie sich die richtige Position im Raum aus, bis Sie merken: Sie sind das
Zentrum.
Grundstellung, Körperhaltung
Stehen Sie mit beiden Füssen fest auf dem Boden. Machen Sie sich gross, d.h.
strecken Sie sich und heben Sie den Kopf in die Waagerechte.
Bewegung
Gehen und stehen Sie aufrecht. Machen Sie wenige, aber sichere Bewegungen.
Geben Sie Ihren Bewegungen Sinn. Wechseln Sie nicht nur ‚einfach so’ Ihren
Standort. Standortveränderungen können als non-verbale Signale eingesetzt
werden, die das Verstehen erleichtern. Sie können z. B. dann, wenn Sie eine
Gegenposition vorstellen, einen Schritt zurück machen.
Blickkontakt
Schauen Sie die Leute an, zu denen Sie sprechen (das ist nicht dasselbe wie sie
anstarren). Versuchen Sie anhand der nonverbalen Reaktionen des Publikums
wahrzunehmen, ob Sie irgendetwas an Ihrer Vortragsweise ändern müssen.
Lautstärke
Erst, wenn Sie das Gefühl haben, Sie sprächen etwas zu laut, sprechen Sie laut
genug.
Tempo / Rhythmus
Sprechen Sie nicht zu schnell, nicht zu langsam. Und: Eine Pause wirkt manch-
mal mehr als hundert Worte.
Dialekt
Sprechen Sie natürlich dialektfrei.
Anmerkung: Es ist unnötig, die bundesdeutsche Aussprache zu imitieren.
Gestik
Sprechen Sie mit den Händen. Dazu eine kleine Anekdote: Schmuel sieht zum
ersten Mal ein Telefon. Die Postbeamtin erklärt ihm: «Mit der linken Hand he-
ben Sie das Hörrohr ab, und mit der rechten drehen Sie die Kurbel.» – «Schön»,
entgegnet Schmuel, «aber womit rede ich dann?»
Mimik
Freuen Sie sich. Lächeln Sie Ihr Publikum prinzipiell an.
3.1 Redetheorie 73
Der Zielsatz
Der Exkurs zur Zuhörerpsychologie (siehe oben S. 67) zeigt, dass die Aufmerksam-
keit beim Publikum am Ende der Rede am höchsten sein muss: Was man zuletzt
gehört hat, bleibt am besten.
Deswegen kommt dem letzten Satz, dem Ziel der Rede, dem Zielsatz also, beson-
dere Bedeutung zu.
1. der Höhepunkt der Rede sein (d.h. in direkter Linie aus dem Gesagten
hervorgehen)
Der Zielsatz muss noch Wochen später in den Ohren der Zuhörer nachklingen!
Beispiel
Angenommen, Sie wollen Ihrer Zuhörerschaft vom Erwerb einer kleinen Katze als
Haustier abraten, beispielsweise weil kleine Katzen laut miauen, überaus anhänglich
(Warum sitzt sie ausgerechnet auf der Tastatur?) und tollpatschig sind (Was schep-
pert denn nun schon wieder?), so wäre ein passender Zielsatz der:
«Kleine Kätzchen sind keine Schätzchen.»
Allenfalls taugen auch längere Einheiten, die sprachlich aber wohlgestaltet sein
müssen, wie dieser Zielsatz zeigt:
«Lieben Sie ein ruhiges Haus, schmeissen Sie das Kätzchen raus.»
Wichtigster Satz
Der Zielsatz ist der wichtigste Satz der ganzen Rede:
1. Er steht am Ende, bleibt also den Zuhörern und Zuhörerinnen im Kopf.
2. Er signalisiert den Höhepunkt und das Ende der Rede.
3. Er fasst das eben Gesagte zusammen.
4. Er gibt abschliessend nochmals die «Botschaft» wieder.
Das alles geschieht aber nur, wenn der Zielsatz auch ordentlich formuliert ist.
3.1 Redetheorie 74
Niemand würde bezweifeln, dass dieser Satz nicht nachhaltig in den Köpfen der
Angesprochenen hängen bleibt. Der Zielsatz sollte stattdessen knapp und aussage-
kräftig sein.
Zielsätze beurteilen
Beurteilen Sie folgende Zielsätze:
1. Das Lateinobligatorium führt zu Karrierechancen.
2. Für eure Kinder: Wählt Latein, lernt Latein, profitiert von Latein.
3. Dank Obligatorium ist niemand am Ende seines Lateins.
4. Kinder mit Latein werden immer die besten sein.
5. Es muss ein Lateinobligatorium eingeführt werden.
6. Ein Lateinobligatorium ist das Beste für die Karriere der Kinder.
7. Beste Chancen dank Latein an der Sek.
8. Wollt ihr gute Chancen für euer Kind, wählt Latein, und zwar geschwind.
Beispiele:
– Ich habe gesprochen, ihr habt es gehört, ihr kennt die Fakten, trefft eure Ent-
scheidung. (Aristoteles)
– Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das
Gegenteil ist schon schwieriger. (Kurt Tucholsky)
– Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt. (Albert Einstein)
3.1 Redetheorie 75
Die Grundfehler
Ein (nicht ganz ernst gemeinter) Ratgeber
Wer die folgenden 10 Punkte beachtet, der braucht sich um das Misslingen seiner
Rede nicht zu sorgen, und sei der Inhalt noch so brillant und tiefgründig.
Name Beschreibung
Dispositio Wählen Sie eine begrenzte Zahl von Aspekten aus. Ordnen Sie
diese gemäss den Kriterien eines wirkungsvollen Aufbaus.
Elocutio Überlegen Sie sich den Redetext. Formulieren Sie ihn keinesfalls
schriftlich aus, sondern erstellen Sie ein Stichwortkonzept.
Legen Sie die Präsentationsmedien fest.
Memoria Lernen Sie den Text keinesfalls auswendig, sondern merken Sie
sich die Hauptpunkte, den Aufbau und den Zielsatz.
Actio / Pronuntiatio Testen Sie Ihre Stimmmittel und die Körpersprache, am besten
vor Ort und vor Publikum.
Stoffgebiete, aus
denen der Vortrag
schöpfen könnte.
Grundsatz: Weniger ist mehr. Wählen Sie aus der Stofffülle das aus, was für das
jeweilige Publikum das Wichtigste, Neueste oder Interessanteste ist.
3.2 Vor und während der Präsentation 77
Ich errege die Ich wecke das Ich erwecke den Ich begleite meine
Aufmerksamkeit Interesse für mein Wunsch in jedem Ausführung mit
des Publikums Thema und meine einzelnen Zuhörer, Handlungen, die
und sorge dafür, Inhalte, indem ich meine Meinung meine Argumente
dass es ganz Ohr das auswähle, was zu seiner eigenen unterstreichen und
ist, bevor ich mit für das Publikum zu machen, indem veranschaulichen.
Reden beginne. von Interesse sein ich die speziellen Die «Action» soll
könnte. Vorteile meiner für eine beständig
Meinung für ihn hohe Aufmerk-
hervorstreiche. samkeit sorgen.
Überzeugen
Ansprechen lässt sich jemand nur, wenn er dem, was ihm angetragen wird, auch
für sich ganz persönlich etwas abgewinnen kann. Für den Redner heisst das, er muss
die Vorteile und Vorzüge seiner Position für die anderen speziell hervorheben. In
Bezug auf ein grösseres Publikum heisst das, dass jeder Einzelne jeweils für sich
überzeugt werden muss.
Überzeugen lässt sich nur jemand, der auch zuhört. Also muss die Rednerin bestän-
dig darauf bedacht sein, die Aufmerksamkeit der Zuhörerinnen und Zuhörer hoch
zu halten.
Checkliste
1. Was ist der Zweck und das Ziel meiner Äusserung? Was will ich errei-
chen? Diese Position vertrete ich.
2. Was von dem (siehe 1.) kann für den Empfänger wichtig sein?
3. Ich betone ganz besonders die für den Empfänger wichtigen positiven
Eigenschaften meiner Position.
5. Ich stelle beständig eine persönliche Betroffenheit oder / und einen per-
sönlichen Bezug jedes Einzelnen zu meiner Position her.
Die Formel AIDA dient dazu, die Argumente auf das Publikum auszurichten. Wen
interessiert was am meisten, was erhascht die grösste Aufmerksamkeit, was wünscht
sich das Publikum? Aufmerksamkeit, Interesse, Wunsch und Handlung sind publi-
kumsorientierte Kriterien. Beachtet man sie bei der Ausgestaltung der Argumente,
geht man – automatisch – auf die Zuhörerschaft ein!
3.2 Vor und während der Präsentation 78
Das Baukastenprinzip
Der «richtige» Aufbau eines Vortrags existiert nicht. Der Aufbau ist abhängig vom
Thema, von den Erwartungen und Voraussetzungen des Publikums, der konkreten
Redesituation, insbesondere den momentanen Umständen, sowie der Persönlichkeit
des Redners. Im Folgenden einige Grundstrukturen, die sich flexibel verwenden
lassen (Baukastenprinzip).
a) Zwei-Punkte-Gliederung
1. Schein Sein 2.
1. Schein Sein 2.
1. Schein Sein 2.
1. Inneres Äusseres 2.
1. Inneres Äusseres 2.
1. Inneres Äusseres 2.
1. Nachteile Vorteile 2.
1. Nachteile Vorteile 2.
1. Nachteile Vorteile 2.
b) Drei-Punkte-Gliederung
1. Einleitung Ist-Zustand 1.
1. Einleitung Ist-Zustand 1.
1. Einleitung Ist-Zustand 1.
2. Hauptteil Soll-Zustand 2.
2. Hauptteil Soll-Zustand 2.
2. Hauptteil Soll-Zustand 2.
3. Schluss Lösungsweg 3.
3. Schluss Lösungsweg 3.
3. Schluss Lösungsweg 3.
c) Fünf-Punkte-Gliederung
d) Fünf-Punkte-Gliederung (divergierend)
Problem
1.
2. 3.
Lösung 1 Lösung 2
Kompromiss
4.
5.
Neue Konsequenz
e) Fünf-Punkte-Gliederung (linear)
Anknüpfung
Anknüpfung
1.
1. («Die eben
(«Die ebengeäusserte
geäusserteMeinung
Meinungwar
warja…»)
ja…»)
Eigene Position
Eigene Position
2.
2. («Ich hingegen
(«Ich hingegenmeine…»)
meine…»)
Begründung
Begründung
3.
3. («Dafürspricht...»)
(«Dafür spricht...»)
Fazit
Fazit
4.
4. («Deshalb
(«Deshalbmeine
meineich,
ich,wir
wirkönnten...»)
könnten...»)
Lösung
Lösung
5.
5. («Ich
(«Ich schlage
schlagedaher
dahervor,
vor,wir
wiralle...»)
alle...»)
f) Fünf-Punkte-Gliederung (parallel)
1.
1. 3.
3.
AA hat
hat festgestellt…
festgestellt… BBdagegen
dagegenversuchte
versuchtezu
zuzeigen…
zeigen…
2.
2. 4.
4.
…und
…und damit
damit begründet,…
begründet,… …und
…undzeigt
zeigtuns,
uns,wie…
wie…
5.
5.
Fügen
Fügenwir
wirbeide
beideMeinungen
Meinungen
doch
dochzu
zueiner
einerzusammen
zusammen
3.2 Vor und während der Präsentation 80
geschrieben gesprochen
Die Bipolarität der Welt hätte beinahe Die Aufteilung der Welt in zwei
zu einer atomaren Eskalation geführt. Machtblöcke hätte beinahe einen
Atomkrieg ausgelöst.
Albert Einstein wurde am 14.3.1879 in Albert Einstein wurde 1879 in Ulm
Ulm geboren und starb am 18.4.1955 geboren. Er starb 1955, im Alter von 76
in Princeton bei New York. Jahren, in den USA.
Fazit: Es ist ein Fehler, eine Rede, ein Referat oder eine Präsentation schriftlich auf-
zusetzen. Die Sprache wird dadurch zu komplex und fürs Zuhören ungeeignet.
Dasselbe gilt für auswendig gelernte Texte. Viel besser ist es, die Rede in Stichwor-
ten zu gliedern und mündlich einzuüben.
Rhetorische Figuren
Ein Redebeitrag kann mehr oder weniger geplant ausfallen. Oft wirkt eine kalkulier-
te Abweichung vom Alltagsgebrauch der Sprache besonders stark. Bereits die antike
Rhetorik kannte dafür Muster, die für Effekte und Variationen sorgen, die sogenann-
ten rhetorischen Figuren. Sie finden ein Verzeichnis im Anhang auf S. 166 – 169.
3.2 Vor und während der Präsentation 81
Einstudieren
– Bewahren Sie den Überblick über die Struktur des ganzen Vortrags, statt sich im
Auswendiglernen von Einzelheiten zu verzetteln.
– Symbol-Technik: Spick mit Piktogrammen, Ausrufezeichen, Farben usw. versehen.
Legen Sie besonderes Augenmerk auf den Anfang und den Schluss: Der Anfang ist
zentral für den Verlauf des Vortrags, der Schluss bleibt am längsten in Erinnerung.
Siehe oben: «Die Anfänge» und «Der Zielsatz».
Vorbereiten
– Proben Sie am besten vor einem realen Publikum und lassen Sie sich von ihm ein
ausführliches Feedback geben.
– Lassen Sie sich stören, d.h. üben Sie mindestens einmal unter erschwerten Bedin-
gungen: mit überlaut eingeschaltetem Fernseher oder Radio (mit vielen akusti-
schen Abwechslungen).
– Denken Sie daran: Das Publikum will kein Versagen des Redners – im eigensten
Interesse wünschen die Zuhörerinnen und Zuhörer dem Redner und damit auch
sich selbst, dass es gut wird.
– Üben Sie frühzeitig auch den Einsatz Ihrer Medien.
– Die bestmögliche Generalprobe findet im selben Raum statt, in dem auch die
Rede stattfindet – idealerweise schon mehrere Tage vorher. Gewöhnen Sie sich
an die Perspektive von vorn und machen Sie sich mit Raum und Raumtechnik
vertraut.
Der Spick
Der Zweck des Spickzettels ist nicht, Ihr ganzes Referat zu umfassen – Sie sollten
möglichst frei sprechen und nicht ablesen. Allerdings besteht ein legitimes Bedürf-
nis nach einem «Rettungsring», falls man einmal nicht weiter weiss.
Material: stabile Karte A6.
Wichtig: Beschreiben Sie nur eine Seite. Verzichten Sie auf Sätze. Setzen Sie allen-
falls Farben und Piktogramme ein. Aber: Der Zielsatz – der wichtigste Satz der Rede
– soll ausformuliert sein!
Lassen Sie sich auf keinen Fall von einzelnen Zuhörern, Zwischenrufen oder
dergleichen ablenken.
3.2 Vor und während der Präsentation 83
Die Visualisierung
Es macht Ihre Präsentation ungleich wirkungsvoller, wenn es Ihnen gelingt, die zu
vermittelnden Sachinhalte durch unterschiedliche Sinne in die Köpfe Ihrer Zuhö-
rerinnen und Zuhörer zu bringen. Was man hört, bleibt weniger leicht haften, als
was man hört und sieht. Eine sinnvolle Visualisierung spricht die Sinne an, d.h. sie
schafft sinnliche Erlebnisse, und das ist das Gegenteil von Langeweile.
Dabei macht es nichts, wenn Sie Neuland beschreiten, solange Sie zwei Regeln
beachten:
1. Die Visualisierung soll Ihren Vortrag unterstützen – nicht umgekehrt. Es wäre ver-
kehrt, die Vortragsaussage zu verbiegen, nur damit sie zur Veranschaulichung passt.
2. Visualisieren Sie vor allem das, was Ihre Zuhörer dauerhaft behalten sollen:
Kernaussagen, Methoden, Abläufe, Ergebnisse, Beziehungen, Massnahmen ...
Am besten eignet sich eine Zeichnung von Hand. Sie umfasst alle Optionen, die
Ihnen bei der Gestaltung am PC nicht oder nur mit grossem Aufwand zur Verfügung
stehen. Die Handzeichnung wirkt auch viel unmittelbarer und persönlicher als eine
vorgefertigte Grafik – und sie passt sich in den allermeisten Fällen der Rede genau-
er an. Ausserdem ist die Handzeichnung in der Regel viel schneller erstellt.
Methoden
1. Abläufe sollten von links nach rechts, von oben nach unten dargestellt werden.
2. Pfeile kennzeichnen Abläufe, Linien Verbindungen. Mit der Dicke von Linien
und Pfeilen kann eine Rangfolge dargestellt werden.
3. Setzen Sie Farben ein. Farben heben Unterschiede hervor. Mit Farben können
Sie die Aufmerksamkeit steuern. Leuchtende helle Farben schaut man zuerst an.
4. Strichmännchen genügen in den meisten Fällen durchaus.
5. Versuchen Sie, wo immer es möglich ist, Worte durch Zeichen und Piktogramme
zu ersetzen.
3.2 Vor und während der Präsentation 84
Wichtig ist: Entscheiden Sie sich vorab für ein Medium! Eine Kombination der Me-
dien multipliziert die Schwierigkeiten der Handhabung. Alle visuellen Medien haben
ihre Tücken. Überlegen Sie sich daher gut, ob die Vorteile die potenziellen Schwie-
rigkeiten überwiegen.
Overheadfolien
Klarsichtfolien verwendet man mit Hellraumprojektoren. Das Zimmer muss dazu
leicht verdunkelt sein. Eine Schwierigkeit ist, den richtigen Standort zu finden,
damit man etwas auf der Folie zeigen kann, jedoch nicht im Sichtfeld steht.
Vorteile Nachteile
Wandtafel
Dieses klassische Medium eignet sich in erster Linie für den spontanen Einsatz und
für kurze Anschriften (Schlüsselwörter).
Vorteile Nachteile
Für die schrittweise Entwicklung eines Probleme bei der Platzeinteilung, kann
Ablaufs geeignet nicht aufbewahrt werden
Flipchart
Als Flipchart bezeichnet man grosse Plakate, die vor der Präsentation vorbereitet
wurden oder im Laufe der Präsentation beschriftet werden.
Vorteile Nachteile
Powerpoint-, Beamer-Präsentation
Powerpoint-Präsentationen (PPP) erfreuen sich seit einigen Jahren wachsender Be-
liebtheit. Das ist verständlich, laden sie doch den Redner dazu ein, sich hinter der
Präsentation zu verstecken. Für die PPP gelten jedoch dieselben Regeln wie für den
Redner – sonst überfordern oder langweilen sie das Publikum.
Vorteile Nachteile
Checkliste Rhetorik
Sprechen Sie nur Inventio Was genau will ich sagen?
so sachorientiert – Erste Schritte Wer ist mein Publikum?
wie nötig. – Auswahl der Welche Inhalte will ich vermitteln?
Stoffe Was ist mein Ziel?
Was will ich erreichen?
Das Argument
Ein Argument begründet oder widerlegt eine Aussage. Eine zusammenhängende
Darlegung von Argumenten nennt man Argumentation. Werden verschiedene Ar-
gumente zu einem Sachverhalt zusammengetragen und geprüft, spricht man von
Erörterung.
Begründung
Diese vier jungen Leute erklären, welche Berufswahl sie getroffen haben. Jede und
jeder von ihnen «begründet» die eigene Wahl. Aber auf sehr unterschiedliche Weise.
Wirklich überzeugend ist nur Stefans Argument: Er erklärt seine Entscheidung und
erläutert sie mit einem Beispiel – ein gutes Argument. Dabei ist es unerheblich, ob
man seine Wahl gutheisst. Alexandras Argument fehlt die eigentliche Begründung.
Stephanie begründet zwar gut und gibt auch ein Beispiel; allerdings ist ihr Argument
wenig stichhaltig, es trifft nur für sie selbst zu. Matthias’ Argument ist völlig halt-
los, da er weder begründet noch ein Beispiel gibt.
Das Argument
Ein Argument besteht aus mindestens drei Teilen.
Die Senkung der Löhne Denn wenn die Wer weniger verdient,
drosselt den Konsum. Arbeitnehmer- kann weniger ausgeben.
einkommen sinken, Seit ich nur noch 12
sinkt auch der Konsum. Franken statt 15 die
Wenn der Konsum sinkt, Stunde bekomme, kaufe
sinkt die Produktion. ich weniger.
4.1 Argumentieren 89
Der Argumentationstempel
These
Begründung
Begründung
Begründung
A = TBBBBB
Beispiel
A = T B B B B
Es ist auch häufig der Fall, dass statt des Beispiels ein Beleg (Zitat, Statistik usw.)
oder ein Beweis (siehe nächste Seite) herangezogen wird.
Zirkelschluss
Ein Zirkelschluss ist ein Argumentationsfehler, bei dem die Begründungen die These
nicht belegen können, weil sie ihrerseits nicht gesichert sind. Die These wird durch
Schlussfolgerung aus Prämissen (Voraussetzungen) abgeleitet, deren Gültigkeit
fragwürdig ist.
Beispiele:
– Die moderne Medizin ist unmenschlich, weil Ärzte kaum Zeit haben, sich um
die Patienten zu kümmern.
– Wer sich zum Sonnenbaden an die Sonne legt, sollte sich mit Sonnenschutzmit-
tel einreiben, denn diese schützen vor der Sonne.
– Viele Jugendliche gehen in Diskotheken, um sich nicht unterhalten zu müssen,
denn in Diskotheken wird laute Musik gespielt.
Ein Zirkelschluss liegt vor, wenn die Begründung für die These selber nur eine These
ist, die erst begründet werden muss.
Beweisen
Manche Argumente gelten als Beweise. Sie leuchten ohne weitere Erklärung ein.
Einsichtige Argumente
Fakten- Die These wird mit einer Beispiel: «Die Schweiz ist ein
argument unstrittigen, verifizierbaren Binnenland. Ihre natürlichen
Tatsache gestützt. Diese Handelspartner sind die
Art von Argument ist leicht Nachbarländer.»
nachvollziehbar. Handelt es sich
beim Faktum jedoch um einen
Einzelfall, ist dieses Argument nicht
sehr beweiskräftig.
Die Begründung stützt Die Begründung zielt Die Begründung Begründung durch
sich auf Befürchtungen auf das Mitleid der bedient die Gefühle der Verweis auf das
der Adressaten. Adressaten ab. Volksmenge. Herkommen.
Sie werden alles, was Denken Sie an all die Warum sollen wir ändern, Wäre die alte Recht-
Sie einst mühsam kleinen ABC-Schützen, was sich bewährt hat. schreibung wirklich
erlernt haben, wieder die dem Wirrwarr der Wer weiss denn schon, schlecht, hätte sie wohl
umlernen müssen, falls alten Rechtschreibung ob etwas taugt, was kaum fast ein ganzes
die neue Rechtschreibung unschuldig ausgesetzt die hohen Professoren Jahrhundert gehalten.
eingeführt wird. sind. ausgetüftelt haben.
4.1 Argumentieren 91
Der Verweis auf fiktive Wissenschaftler – hier sogar unüberprüfbar – ist unnötig.
Das Argument wird dadurch nicht «wahrer». Denn entweder stimmt die Begrün-
dung – oder eben nicht. Auch im letzteren Fall würde sie durch den Verweis auf
Scheinautoritäten nicht überzeugender. Das zeigt das folgende Beispiel.
Entlarven Sie Scheinautoritäten: Jeder Verweis auf jemanden oder etwas, was im
Moment nicht überprüfbar ist, ist als Begründung, Beleg oder Beispiel ungeeignet.
Darunter fallen Verweise auf TV und Radio («Das habe ich kürzlich im Fernsehen
gesehen»), auf Wissenschaften («Das haben medizinische Untersuchungen gezeigt»)
oder den «gesunden Menschenverstand» («Das sieht doch jeder ein»).
Fehlschlüsse
Als Fehlschluss oder Trugschluss bezeichnet man einen Schluss, bei dem die abge-
leitete Aussage nicht aus den angeführten Gründen oder aus nur angenommenen
Voraussetzungen folgt. Dies bedeutet nicht sofort, dass die abgeleitete Aussage auch
falsch ist: Ein Fehlschluss gibt keinerlei Aufschluss über den tatsächlichen Wahr-
heitsgehalt der abgeleiteten Aussage. Fehlschlüsse kommen häufig zu Stande, indem
man unterschiedliche Angaben miteinander vergleicht.
Scheinargument
Argumente können richtig aufgebaut (A = TBB) und trotzdem falsch sein. Man
spricht dann von Scheinargumenten.
Beispiel 1 (Anfänger)
In letzter Zeit habe ich oft gehört, dass es gar nicht schädlich sei, Zigaretten zu
rauchen. Viele meiner Freunde sind der Meinung, der Körper brauche Nikotin
und Teer genauso wie z.B. Vitamine. Ich kann diese Meinung selber bestätigen,
denn obwohl ich seit drei Jahren täglich mindestens zwanzig Zigaretten rauche,
fühle ich mich kerngesund.
Probleme
Das Argument blendet die schädigende Langzeitwirkung des Rauchens aus. Ausser-
dem ist es ausschliesslich auf die persönliche Erfahrung gestützt. Es stützt sich auf
Scheinautorität («viele meiner Freunde») und einen Fehlschluss (Nikotin so nötig
wie Vitamine).
Beispiel 2 (Fortgeschrittene)
Wenn kleine Kinder quengeln, muss man ihnen eine starke Ohrfeige geben.
Das ist für das Kind sicherlich eine lehrreiche Erfahrung. Da ihm Grenzen gesetzt
wurden, versucht es das nächste Mal, den Konflikt lieber verbal zu lösen, da
diese Lösung schmerzloser ist.
Problem
Quengeln ist bereits eine Form der verbalen Äusserung für Kleinkinder. Diese Äus-
serung zu bestrafen und von ihnen eine formulierte Sprachäusserung zu verlangen,
bedeutet, etwas zu verlangen, was Kinder nicht vermögen. Hier wird erfolglos ver-
sucht, aus einer falschen Prämisse (Voraussetzung) eine logische Schlussfolgerung
zu ziehen (Fehlschluss).
4.1 Argumentieren 93
Deduktion
Die Deduktion (von lat.: deducere = herabführen) ist eine Schlussfolgerung vom
Allgemeinen auf das Besondere. Sie bezeichnet das Verfahren, aus gegebenen Prä-
missen (Voraussetzungen, Beobachtungen) auf logischem Wege die notwendig fol-
genden Schlüsse abzuleiten.
Immer angenommen, die Prämissen sind wahr, so ist die deduktive Schlussfolge-
rung zwingend. Die meisten Typen von Argumenten sind deduktiv.
Deduktion
Das Allgemeine
Das Besondere
Induktion
Das Allgemeine
Induktion
Induktive Argumente stützen sich auf Beobachtungen und Erfahrungen. Dabei wird
von Einzelfällen auf das Allgemeine geschlossen. Es ist zwar rational, die Schluss-
folgerung für wahr zu halten, wenn alle Prämissen wahr sind, sie ist jedoch nicht
zwingend wahr, sondern nur in gewissem Grade wahrscheinlich.
Auch wenn die Aussage «Alle bisherigen Reformen führten zu schlechteren Leis-
tungen» durch empirische Studien ausnahmslos bestätigt sein sollte, gilt das Argu-
ment nicht zwangsläufig. Die Gültigkeit induktiver Argumente ist umstritten.
4.1 Argumentieren 94
Argumentativ wertlos
Allgemeine Aussagen haben einen entscheidenden Fehler: Sie sind fast genauso oft
falsch wie richtig! Jeder findet problemlos Beispiele, wo sich etwas gerade nicht
ums Geld gedreht hat, wo die Leute nicht kinderfeindlich waren usw. Eine Allge-
meine Aussage ist daher ohne argumentativen Wert.
Denn erstens lässt sich der Wahrheitsgehalt von Allgemeinen Aussagen nicht ob-
jektiv bestimmen. Wer aus einem Vortrag kommt, von dem er nur die Hälfte ver-
standen hat, weil Kindergeplärr die andere Hälfte übertönte, hat eine andere Ansicht
über Kinderfeindlichkeit in der Gesellschaft als Eltern von plärrenden Kinder in
der Eisenbahn, die sich strafende Blicke der Mitreisenden gefallen lassen müssen.
Zweitens könnte der Wert einer Allgemeinen Aussage nur anhand eines allgemein
anerkannten Massstabes entschieden werden. Doch wer hat so einen Massstab für
z.B. Egoismus? Wer kann schon definitiv sagen, dieses Verhalten sei egoistisch,
jenes jedoch nicht?
«sollen»
Ein Problem für sich stellen Aussagen mit «sollen» dar: «Jeder sollte sich um seine
Mitmenschen kümmern.» Damit kommen Sie in einen grossen Erklärungsnotstand:
Wer sagt denn, was wir «sollen»? Warum wissen Sie, was richtig für alle ist? Und
warum soll man denn etwas sollen?
Überzeugen
Überzeugen heisst, jemanden durch einleuchtende Gründe oder Beweise dazu brin-
gen, etwas als richtig, wahr oder notwendig anzuerkennen. Überzeugen ist ein
kommunikatives Handeln, bei dem der Sprechende die freiwillige Zustimmung des
Partners erhält. Dies kann durch rhetorische Mittel, Beweise, Argumente oder Tat-
sachen erfolgen.
Voraussetzungen für das Überzeugen sind:
– das Vertrauen des Partners, dass er keine Nachteile erleidet;
– die Gültigkeit der Argumente;
– die Relevanz der Argumente für die angesprochene Person.
Überreden
Überreden ist nur unscharf von Überzeugen abzugrenzen. In der Regel zielt Über-
reden auf eine kurzfristige Wirkung, während Überzeugen anhaltend wirken will.
Strategien des Überredens sind:
– gegnerische Argumente im Voraus entkräften;
– Einbezug gegnerischer Standpunkte in den eigenen Standpunkt;
– Identifikationsangebote schaffen: «Hättest du denn nicht auch Lust, mal wieder ...»;
– sich auf allgemeine Positionen stellen: «Das ist doch immer so.» usw.;
– Kampfrhetorik mehr dazu auf S. 54 f.;
– Ausnützung der Unzufriedenheit des Gegenübers;
– schmeicheln.
Der amerikanische Psychologe Robert B. Cialdini (geb. 1945) zeigte die Door-in-
the-face-Technik 1975 in einem Experiment:
Die Vergleichsgruppe wurde gefragt, ob sie Jugendliche in den Zoo begleiten
würde: Nur 17 Prozent stimmten zu. Die zweite Gruppe Versuchspersonen wurden
daraufhin gefragt, ob sie zwei Stunden pro Woche für ein Jugendzentrum arbeiten
würden – die Antwort war daraufhin überwiegend «nein»; auf die Folgefrage, ob
man bereit sei, wie oben Jugendliche einmalig in den Zoo zu begleiten, stimmten
dreimal so viele der Versuchspersonen wie in der Vergleichsgruppe zu.
Überzeugen hat auch mit rhetorischem Geschick zu tun. Mehr dazu im Kapitel
Rhetorik.
4.2 Überzeugen 96
Manipulieren
Soll das Publikum überzeugt werden und erhält es nachvollziehbare Argumente?
Oder will der Autor seine Leserschaft manipulieren? Appelliert er an die Gefühle?
Die Beantwortung dieser Fragen ist oft nicht leicht, denn die Übergänge zwischen
Überzeugen und Überreden sind fliessend. Beachten Sie zu diesem Thema auch die
Gesprächsblocker auf S. 54 f.
Auf die Person zielend Abwertung Der Redner wertet andere Positionen ab.
Erzeugen eines Der Redner bezieht die Zuhörer so in seine Rede ein,
Wir-Gefühls dass sie seine Position unversehens übernehmen.
Tatsachen verdrehend Ablenkung Die Rednerin äussert sich zu Sachverhalten, die für die
Aussage unerheblich sind.
Über- / Untertreibung Der Redner macht bei den Zuhörern Eindruck durch
Überzeichnung der Realität.
Verhalten in Gesprächen
Wer überzeugen will, braucht zunächst ein Publikum, das überzeugt werden will.
Das bedeutet in erster Linie, dass es für die Überzeugungsarbeit vorbereitet werden
muss. Wer verstimmt, abgelenkt oder gelangweilt ist, wer sich nicht ernst genom-
men fühlt, kann nicht überzeugt werden.
Kundin: Also, was Sie mir da angedreht haben, ist wirklich die Höhe!
Das können Sie gleich wieder zurückhaben!
Verkäuferin: Ja wieso denn, hat es etwa nicht geklappt? Jetzt sagen Sie mir
doch einfach, was Ihnen nicht gefällt.
Kundin: Hier, da schauen Sie mal Ihren miesen Apparat an! Der taugt
rein gar nichts!
Verkäuferin: Jetzt regen Sie sich doch bitte nicht so auf. Bisher hat sich noch
kein Kunde beschwert.
Kundin: Werden Sie bloss nicht frech. Schliesslich haben Sie mir diesen
Mist aufgeschwatzt, Sie sind schuld, und wenn Sie mir nicht
glauben, dass das Ding reine Geldmacherei ist, dann probieren
Sie es doch selbst mal aus!
Verkäuferin: ...
Konflikte vermeiden
Ein Gespräch, das so anfängt wie das Beispiel, endet fast unweigerlich im Streit,
also dem Gegenteil von Überzeugen. Wie soll die Verkäuferin antworten?
4. Gemeinsamkeit «Ich kenne das, oft freut man sich, und dann geht
herstellen das nicht.»
– Ausreden lassen hat zwei Vorteile: Der Gesprächspartner kann erstens «Dampf
ablassen», zweitens fühlt er sich ernst genommen. Das Problem: Ruhig zuhören
ist nicht immer einfach.
– Einverständnis zeigen statt verletzen.
– Signalisieren, dass man das Problem ernst nimmt. Sachlich bleiben.
– Sich auf die Seite des Gesprächspartners stellen, Konfrontation vermeiden.
Konflikte vermeiden
Oft sagen wir nicht das, was wir eigentlich denken. Häufig aus Höflichkeit, etwa
dann, wenn wir jemanden unverdient loben oder jemandem schmeicheln. Aber auch
andere Regungen sind dafür verantwortlich, dass wir allenthalben nicht das sagen,
was wir eigentlich meinen. Gewisse Gefühlsausbrüche führen dazu, dass wir unse-
re Äusserungen nicht gut genug planen, sie «rutschen uns einfach raus».
Ernst nehmen
Überzeugungskraft bedeutet auch, das Gegenüber ernst zu nehmen. Erst dann ist
die Grundlage dafür gelegt, dass ein Dialog zu Stande kommt. Wenn der andere
verärgert ist, weil ich ihn beleidigt habe oder weil er sich nicht ernst genommen
fühlt, ist er nicht bereit, von mir überzeugt zu werden.
Das Beispiel: Jemand bittet mich, ihm meinen Taschenrechner auszuleihen («Gib
mir schnell deinen Taschenrechner»). Das möchte ich aber nicht.
Auf die Schnelle fallen einem viele mögliche Antworten ein; aber
die sind allesamt patzig: «Nein», «Dir nicht», «Auf keinen Fall!»,
«Rechne doch im Kopf», «Nicht schon wieder» usw.
Solche Antworten sind verletzend. Sie verhindern einen Dialog. Was tun? Es lohnt
sich, ein paar Faustregeln zu beherzigen. Sie bezwecken, den Kommunikations-
partner für sich einzunehmen und ihm das Gefühl zu geben, gut aufgehoben zu
sein und ernst genommen zu werden.
Höflich sein
2. Keine Aussagen über andere falsch: «Du kannst ihn sicher nicht
machen richtig bedienen.»
richtig: «Mein Rechner ist ganz neu.»
Die Beherrschung dieser Faustregeln ist eine Vorbedingung für die Überzeugungs-
arbeit und übrigens auch für Kommunikations- und Diskussionsfähigkeit ( dazu
mehr im Kapitel Kommunikation auf S. 52 – 62).
4.2 Überzeugen 99
Konflikte lösen
Treffen verschiedene Ansichten aufeinander, entstehen oft Schwierigkeiten. Das
muss nicht sein. Es gibt einfache Schritte zur Lösung.
Beispiel 1: In der Klasse herrscht ein schlechtes Klima. Das ist die Wirkung.
Mögliche Ursachen: kein Teamgeist, viel Konkurrenz, Überlastung, zu wenig
Platz, Angst vor Promotionskonferenz usw.
Beispiel 2: Ein Termin wird nicht eingehalten. Das ist die Wirkung. Mögliche
Ursachen: falsche Planung, Überforderung, Informationspannen usw.
2. Probleme behandeln
a) Erkennen
Feststellen, dass ein Problem vorliegt. Die Symptome erkennen.
Methode: Gemeinsam alle Fakten und Gefühle zusammentragen (aufschreiben),
«Dampf ablassen».
b) Benennen
Ein Problem präsentiert sich nicht allen Betroffenen gleich. Es lohnt sich daher,
sich darüber zu verständigen und nach einer Bezeichnung zu suchen.
Methode: Untersuchung der zusammengetragenen Symptome und Suche nach
einem gemeinsamen Nenner.
c) Analyse
Suchen und erkennen der Problemursachen.
Methode: Es gilt, Ursache und Wirkung zu unterscheiden. Was hat das Problem
verursacht? Zerlegen Sie das Problem in Einzelursachen.
3. Entscheiden
Wer?
Alle am Problem unmittelbar Betroffenen werden zur Entscheidungsfindung einge-
laden. Es wird eine Liste aller möglichen Lösungsmassnahmen erstellt.
Dieser Prozess fördert die Mitverantwortung und die Konsensbereitschaft. Alle
tragen zur Lösung bei, niemand fühlt sich ausgeschlossen und übergangen.
Wie?
Nun stehen Sie vor dem Ziel, die Lösung des Problems zu finden. Die bisherigen
Schritte haben verhindert, dass die Lösung auf Grund persönlicher Vorlieben oder
Hierarchien «gefunden» wurde. Dieser Schritt bezweckt, allen die Vorteile eines
eventuellen Entscheides aufzuzeigen. Das ist gerade für die Beteiligten wichtig, die
diesen Entscheid nicht unbedingt wünschen. Wird später dieser Entscheid tatsäch-
lich gefällt, sind darauf alle vorbereitet.
Was?
Setzen Sie die gemeinsam gefundene Lösung schrittweise um. Vergessen Sie nie,
alle Beteiligten über diese Schritte zu informieren.
4.2 Überzeugen 100
Die VIR-Strategie
Als VIR-Strategie wird eine Überzeugungsstrategie bezeichnet, die dafür sorgt, in
einer potenziell konfliktträchtigen Situation eine Einigung zur allgemeinen Zufrie-
denheit zu erzielen. Der Vorteil dieser Strategie liegt darin, dass sie ermöglicht, die
eigenen Interessen durchzubringen, ohne jemanden zu verletzen.
Einsatzort der VIR-Strategie sind Einigungsgespräche, also Gespräche, in denen
verschiedene Interessen aufeinandertreffen.
– In der Familie: Wohin fahren wir in die Ferien?
– In einer Gruppe Freundinnen: Was machen wir heute Abend zusammen?
– Vor dem Kino: Welchen Film schauen wir an?
Im Alltag und vor allem im Berufsleben gibt es zahllose solche Situationen.
V = Verstehen
Den anderen verstehen und vor allem Verständnis zeigen sind Vorbedingungen
einer Einigung (siehe auch Seite 97).
Signalisieren Sie, dass Sie die fremden Wünsche und Ansichten ernst nehmen und
würdigen. Geben Sie Ihren Gesprächspartnern das Gefühl, willkommen und ernst
genommen zu sein.
I = Interessieren
Die Strategie sieht vor, Ihre Gesprächspartner auszuhorchen. Fragen Sie, was sie
möchten, was sie denken. Fragen Sie vor allem nach: Wieso möchten Ihre Ge-
sprächspartner das, was sie möchten? Zerlegen Sie die fremden Wünsche in mög-
lichst viele Teilwünsche. Es ist einfacher, einige Teilwünsche zu befriedigen als einen
Maximalwunsch.
Versuchen Sie, die Gesprächsleitung zu übernehmen und damit der fragende Part
zu sein. Versuchen Sie, Ihre eigene Ansicht nicht zu äussern oder höchstens in klei-
nen Portionen. Signalisieren Sie andererseits für alle geäusserten Positionen Ver-
ständnis. Bleiben Sie ruhig und höflich.
Signalisieren Sie, dass Sie die fremden Ansichten akzeptieren und teilen. Geben Sie
Ihren Gesprächspartnern den Eindruck, Sie stünden auf ihrer Seite.
R = Regeln
Rufen Sie zu einer gemeinsamen Lösungsfindung auf. Bitten Sie Ihre Gesprächs-
partner um Lösungsvorschläge. Zerlegen Sie die Lösungsansätze in möglichst viele
Teillösungen. Setzen Sie möglichst viele verschiedene Teillösungen möglichst vieler
verschiedener Gesprächspartner zu einer Lösung zusammen. Je mehr Teillösungen
Sie kombinieren, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Gesprächspart-
ner diese Lösung akzeptieren. Achten Sie bei der Zusammensetzung der Lösung
darauf, nur Teillösungen zu berücksichtigen, die Ihrer eigenen Meinung, Ihrer Po-
sition entsprechen. Sagen Sie das aber nicht!
Signalisieren Sie, dass Sie möglichst alle Positionen unter einen Hut bringen wollen.
Geben Sie Ihren Gesprächspartnern das Gefühl, sie hätten sich in der Diskussion
durchgesetzt.
4.3 Erörtern 101
Erörtern
In Erörterungen werden Probleme, Sachfragen oder Meinungen von verschiedenen
Seiten – Aspekten – beleuchtet. Erörterungen werden immer argumentativ geführt.
Erörterungstypen
Fragestellung Text
(Problemerörterung) (textgebundene Erörterung)
Erörterungstypen
Ergebnis
Gliederungsschemata
Wieso ich ein Haustier Wieso brauchen Soll man Haustiere halten?
halte. Menschen Haustiere?
Position B1
Position B2
Position Ax
Schrittweises Vorgehen
Eine Erörterung muss vorbereitet sein. Wer einfach drauflos schreibt, wird weder
einen ordentlichen Aufbau noch eine überzeugende Argumentation erzielen. Gehen
Sie schrittweise vor. Etwa so, wie wenn Sie Ihr Zimmer neu streichen wollen: Auch
da überlegen Sie sich zuerst den Stil des Neuanstrichs, wählen dann die Farbe,
kaufen sie, stellen die Möbel weg, decken den Teppich und die Leisten ab. Der
eigentliche Anstrich ist nur der logische Schlusspunkt des Vorgangs. Ganz so ver-
hält es sich auch mit der Erörterung: Die Niederschrift ist der logisch letzte Schritt.
Die nächsten drei Seiten führen Sie durch die Vorbereitung einer Erörterung.
4.3 Erörtern 103
Stoffsammlung
Der wichtigste Schritt der Vorbereitung einer Erörterung ist die Stoffsammlung,
also die Sammlung all dessen, was Sie bereits zu diesem Thema wissen oder wissen
möchten. Wählen Sie eine Methode, die Ihnen liegt.
– Lose Gedankensammlung (Brainstorming)
– Mindmap
– Clustertechnik ( mehr dazu im Anhang auf S. 146)
– Stichwortliste
Gehen Sie in zwei Schritten vor:
1. Sammlung aller Gedanken, Einfälle, Wissensbrocken usw. ohne «Schere im
Kopf». Sammeln Sie möglichst viel.
2. Ordnen Sie gemäss einer Technik, die Ihnen liegt, und den Anforderungen der
Textsorte gemäss. Zögern Sie nicht, Einfälle wieder zu streichen!
Beispiel
Beispiel einer Stoffsammlung für eine Abwägung anhand einer Stichwortliste.
Position A Position B
Haustiere sind Lebenselixiere. Haustiere gehören nicht in die Wohnung.
7. man teilt mit jemandem Freud und g. machen sowieso, was sie wollen
Leid
8. HT gehören zum Alltag h. HT statt Kinder = Selbstbetrug
Das einfachste Ordnungssystem ist, für eine Position jeweils die Gegenposition zu
finden (z.B. 5. vs. c.).
4.3 Erörtern 104
Einleitung
Eine gelungene Einleitung:
– umreisst das Thema, seine Hintergründe, den Schreibanlass;
– macht deutlich, welche Aspekte im Thema enthalten sind;
– führt zum Kern der Sachfrage und zum ausgewählten Aspekt hin.
Damit die Einleitung das leisten kann, sollten Sie keine persönlichen Erlebnisse und
Erfahrungen an den Anfang stellen. Folgende Möglichkeiten eignen sich besser:
– ein passendes, anschauliches Beispiel von allgemeinem Interesse
– die Beschreibung eines allgemein bekannten Zustandes
– Bezug auf gemeinsame Erfahrungen
– ein Zitat, ein Sprichwort, allenfalls eine Definition
– Hinweise auf die Bedeutung des Themas
Weitere Möglichkeiten und Hinweise im Kapitel Rhetorik im Abschnitt «Die Anfänge».
Beispiel:
– ungünstiger Anfang:
«Kürzlich fuhr ich wieder mal im Zug und im Nebenabteil sprach ein Typ
die ganze Zeit laut in sein Handy. Das nervt».
– guter Anfang:
«Wer hat sich nicht schon geärgert über laute Handy-Gespräche in öffentli-
chen Verkehrsmitteln!»
Machen Sie aus Ihrer persönlichen Erfahrung («ich») ein verallgemeinerbares
Beispiel («wir»).
Hauptteil
Der Hauptteil ist der argumentative Teil. Die Überzeugungskraft der Argumente
wächst proportional zu ihrer unmittelbaren Einsichtigkeit und Alltagsnähe. Man un-
terscheidet gemäss der Fragestellung drei Typen der Erörterung; dazu mehr auf S. 102.
Schlussteil
Im Schlussteil formulieren Sie Ihr Fazit. Gleichzeitig sollten Sie darauf achten, hier
alle aufgenommenen Fäden, etwa in der Einleitung angeführte Gedanken oder Bei-
spiele, wieder aufzunehmen und miteinander zu verknüpfen. Die Erörterung endet
mit einem Zielsatz.
Einleitung
Hauptteil
Schluss
4.3 Erörtern 105
Der Schlussteil
Der Schlussteil enthält eine Zusammenfassung, die
1. die Argumente zusammenfasst;
2. kurz ist;
3. keine Formulierungen enthält, die identisch sind mit jenen im Hauptteil.
Der Schlussteil enthält einen Zielsatz.
Tipps für die Formulierung des Zielsatzes:
1. Er ist ein Aussagesatz.
2. Er umfasst – als Faustregel – sieben Wörter.
3. Die Hauptaussage muss enthalten sein.
4. Er soll «gut» klingen.
Mehr zu Zielsätzen finden Sie im Kapitel Rhetorik im Abschnitt «Der Zielsatz»
auf S. 73 f.
Titel
Der Titel einer Erörterung enthält nicht die Fragestellung, sondern Ihre persönliche
Antwort auf die Fragestellung. Das aber kann keine Frage sein, sondern ist immer
eine Aussage, die Sie kurz und den Anforderungen von Titeln entsprechend formu-
lieren (kein finites – konjugiertes – Verb, in der Regel keine Artikel, kein Schluss-
punkt, kurz und ein wenig reisserisch). Tipps für die Formulierung des Titels:
1. Der Titel fasst die Aussage zusammen.
2. Der Titel ist keine Frage.
3. Er sollte nicht länger als fünf Wörter sein.
4. Er darf offen formuliert sein, um neugierig zu machen.
Auch Titel, die zwar nicht unmittelbar auf Haustiere anspielen, aber trotzdem
den Hauptgedanken in sich tragen, sind geeignet:
– Wage Verantwortung!
– Glück – selbst gemacht
– Treue Zweisamkeit
– Ohne geht es auch
4.3 Erörtern 106
Beispiel
Muss sich das Gymnasium hinsichtlich Organisation und Bildungsinhalten verän-
dern, um den Anforderungen des 21. Jahrhunderts zu genügen?
Literarische Erörterung
Der literarischen Erörterung liegt ein Ausschnitt aus einem literarischen Text oder
eine Frage aus der Literatur zu Grunde. Manche Aufgaben sind eng mit einem lite-
rarischen Werk verbunden, gehen von einer Figur oder einer im Werk geäusserten
Ansicht aus. Andere Aufgaben beziehen sich auf den Vergleich zweier Werke. Mög-
lich sind auch Themen, die sich auf Gattungen, Epochen oder die Poetik beziehen.
In der literarischen Erörterung geht es darum:
– einen thematischen oder inhaltlichen Aspekt eines literarischen Werkes zu unter-
suchen;
– eine literarische Figur, ihren Charakter oder ihr Verhalten zu kommentieren;
– Motive zu analysieren;
– Stellung zu beziehen zu der gestellten Frage.
Beispiel zu Friedrich Dürrenmatts «Die Physiker»:
Die Bedingungen der modernen Welt schliessen nach Dürrenmatt Tragik und Hel-
dentum aus. Legen Sie diese Weltsicht Dürrenmatts anhand einer selbst gewählten
Figur aus Dürrenmatts Stück «Die Physiker» dar.
Eine literarische Erörterung ist nicht dasselbe wie eine Textanalyse oder eine Interpre-
tation. Zu letzterer gibt es Anleitungen in Deutsch am Gymnasium Band 3: «Literatur».
5. Lesen
5.1 Sachtexte erschliessen 108
Sachtexte erschliessen
Lesen heisst konstruieren
Luat eienr Stduie der Cambrdige Unievrstiät speilt es kenie Rlloe in welcehr
Reiehnfogle die Buhcstbaen in eniem Wrot vorkmomen, die eingzie whctige
Sahce ist, dsas der ertse und der lettze Buhcstbaen stmimt. Der Rset knan in
eienm völilegen Duchrienanedr sein und knan trtozedm prboelmols gelseen
wreden. Das ist, weil das menchsilche Ague nicht jeedn Buhcstbaen liset. Ert-
suanlcih, nihct?
Mit solchen Leseexperimenten hat der britische Linguist Graham Rawlinson 1976
nachgewiesen, dass man Texte auch versteht, wenn die Buchstaben vertauscht sind.
Der Versuch zeigt, wie sehr unser Leseverständnis von unserem Vorwissen geprägt
ist, und belegt damit: Lesen heisst konstruieren. Anders gesagt: Je mehr Vorwissen
wir aktivieren können, desto schneller und leichter verstehen wir Texte.
– Fachliteratur – Dramen
– Zeitungsartikel – Lyrik
– usw. – usw.
Fachliteratur
Mit dem Begriff Sachtext (auch Gebrauchstext, pragmatischer oder funktionaler Text
genannt) wird jeder Text bezeichnet, dessen Absicht es ist, Fakten darzustellen und
über Dinge zu informieren.
Während Ihres Studiums an der Mittelschule und an der Hochschule begegnet Ihnen
ganz unterschiedliche Fachliteratur:
– Lehrmittel wie das hier vorliegende.
– Wissenschaftliche Literatur, z.B. ein Artikel in einer wissenschaftlichen Zeitschrift.
– Populärwissenschaftliche Artikel in Wissenschaftsmagazinen wie «Geo» oder «P.M.».
– Sachbücher machen Fachwissen einem Laienpublikum anschaulich.
– Monografien. Als Monografie bezeichnet man eine vollständige Abhandlung eines
einzelnen Gegenstandes. Im Gegensatz zum Lehrmittel, das einen Einstieg in den
Sachverhalt bietet, vertiefen ihn Monografien.
– Lexika: Ein Lexikon, das einen Überblick gibt über alle Wissensgegenstände, be-
zeichnet man als Enzyklopädie. Daneben gibt es Lexika, die sich auf bestimmte
Gegenstände konzentrieren (z.B. «Was lesen? Ein Lexikon zur deutschen Literatur»).
– Handbücher: Ein Handbuch ist eine geordnete Zusammenstellung der Gegenstän-
de eines bestimmten Wissensgebietes.
Lesetechniken
Notizen
Lesetechniken SQ3R Markieren Exzerpte Visualisieren
Abstracts
1. Ziele setzen
Nehmen Sie sich eine bestimmte Textmenge in einer bestimmten Zeit vor. 200
Wörter pro Minute oder 20 Seiten pro Stunde sind kein ehrgeiziges Ziel, anders
sieht es aus bei 300 Wörtern oder 30 Seiten im selben Zeitraum. Richten Sie sich so
ein, dass Sie in dieser Zeit nicht gestört werden. Gönnen Sie sich eine Belohnung
oder Pause, falls Sie die Lesemenge in der vorgesehenen Zeit bewältigt haben.
2. Nicht zurückblicken
Nehmen Sie sich vor, die Abschnitte nur einmal zu lesen. Lesen Sie von Anfang an
«richtig», d.h. aufmerksam.
3. Ganze Zeilen ins Auge fassen
Folgen Sie mit den Augen nicht den einzelnen Wörtern. Fokussieren Sie die Mitte
der Zeile und nehmen die ganze Zeile auf einmal auf. Fokussieren Sie bei langen
Zeilen höchstens ein zweites Mal.
4. Diagonal lesen (querlesen)
Manchmal reicht es, sich einen groben Überblick zu verschaffen. Ein Verfahren
dazu ist das «diagonale» Lesen. Lesen Sie nur die Hauptwörter: Substantive und
Verben – denken Sie sich den Rest dazu. Steigern Sie mit der Zeit das Tempo.
Die Augen
Schnelleres Lesen ist für die Augen nicht schädlich. Es hilft aber der Konzentration,
die Augen mit einer kleinen Augengymnastik zu erfrischen:
1. zehnmal blinzeln, 2. Lider gut zudrücken und so weit wie möglich öffnen (min-
destens dreimal), 3. Augen rollen und 4. Augenbrauen heben.
Wichtig: genügend, aber kein grelles oder flackerndes Licht. Augenabstand zum
Text ±30cm. Sitzen Sie entspannt und ohne gekrümmten Rücken. Trinken Sie ge-
nug, aber essen Sie während des Lesens nicht.
5.1 Sachtexte erschliessen 110
Notizen
Die SQ3R-Methode
Lesetechniken SQ3R Markieren Exzerpte Visualisieren
Abstracts
Notizen
Lesetechniken SQ3R Markieren Exzerpte Visualisieren
Abstracts
Read
Read
Questions Recite
SQ3R
Questions Recite
Survey Review
SQ3R
1. Survey – Überblick verschaffen
Verschaffen Sie sich als Erstes einen Überblick über den Text: das Inhaltsverzeich-
Survey nis, Klappentexte, das Impressum, Überschriften, StrukturRsowieeviewRegister oder
Glossar bereiten Sie auf den Inhalt vor. Dieser Schritt dient dazu, Ihr Vorwissen
und Ihre bisher gemachten Erfahrungen zu aktivieren. Die Vernetzung des neuen
Wissens ist damit vorbereitet.
Notizen
Lesetechniken SQ3R Markieren Exzerpte Visualisieren
Abstracts
3. Read – Lesen
Der Hauptschritt befasst sich nun mit dem Text. Lesen Sie den Text abschnittswei-
se. Vollziehen Sie die wichtigen Informationen nach. Bearbeiten Sie den Text mit
Randbemerkungen oder Ähnlichem. Schlagen Sie in Enzyklopädien nach, wenn
Ihnen Informationen fehlen.
Lesen Sie methodisch. Markieren Sie und legen Sie Notizen an.
Mehr dazu auf den folgenden Seiten.
4. Recite – Wiederholen
Read
«Aus den Augen, aus dem Sinn.» Wenn Sie nach diesem Motto lesen, können Sie
es bleiben lassen. Nach jedem Sinnabschnitt sollten Sie diesen rekapitulieren. Über-
legen Sie sich, ob Sie die Antworten auf Ihre Fragen auch gefunden haben. Zur
Stützung des Gedächtnisses empfiehlt es sich, Notizen, Exzerpte, ein Mindmap, ein
Cluster oder eine Visualisierung anzulegen. Je kreativer Sie dabei vorgehen, desto
mehr bleibt hängen. Mehr dazu auf S. 115.
Questions Recite
5. Review – In Erinnerung rufen
SQ3R
Der letzte Schritt ist die Überprüfung. Rufen Sie sich anhand Ihrer Notizen oder
Ihrer Visualisierung den Inhalt in Erinnerung. Falls Sie Lücken feststellen, sollten
Sie zurück zu Schritt 3.
Survey Review
ÜFLAR
Die SQ3R-Methode ist auch bekannt unter ihrer deutschen Entsprechung ÜFLAR.
Einzig Schritt 4 weicht ein wenig davon ab.
Ü = Überblick gewinnen
F = Fragen stellen
L = Lesen
A = Antworten auf die Fragen finden
R = Repetieren des Gelernten
Markieren
Notizen
Lesetechniken SQ3R Markieren Exzerpte Visualisieren
Abstracts
Redewendungen
Redewendungen Redewendungen 1.1. Linguistik 12
Redensarten, Redewendungen, Sprichwörter, idiomatische Verbindungen – mit die- Redensarten, Redewendungen, Sprichwörter, idiomatische Verbindungen – mit die-
Redensarten, Redewendungen, Sprichwörter, idiomatische Verbindungen – mit die-
sen und anderen Begriffen benennt man sprachliche Wort- und Sinnmuster, die als Kleine Geschichte der deutschen Sprache
1.
eine Art «sprachliche Fertigbauteile» bezeichnet werden könnten. Redewendungen
sen und anderen Begriffen benennt man sprachliche Wort- und Sinnmuster, die als sen und anderen Begriffen benennt man sprachliche Wort- und Sinnmuster, die als
drücken auf bildliche Weise komplexe Sachverhalte aus. Der Satz «Sie hat ihm einen
eine Art «sprachliche Fertigbauteile» bezeichnet werden könnten. Redewendungen eine Art «sprachliche Fertigbauteile» bezeichnet werden könnten. Redewendungen Jede Sprache verändert sich im Laufe der Zeit. Die deutsche Sprache gehört zu den
Bären aufgebunden» ist nicht verständlich, will man ihn wortwörtlich entschlüsseln.
drücken auf bildliche Weise komplexe Sachverhalte aus. Der Satz «Sie hat ihm einen drücken auf bildliche Weise komplexe Sachverhalte aus. Der Satz «Sie hat ihm einen indoeuropäischen Sprachen und entwickelte sich als eigenständige Sprache ab dem
Andererseits funktioniert die Wendung nur in genau dieser Form, man kann nicht
Bären aufgebunden» ist nicht verständlich, will man ihn wortwörtlich entschlüsseln. Bären aufgebunden» ist nicht verständlich, will man ihn wortwörtlich entschlüsseln. 6. Jahrhundert.
etwa sagen: «Sie hat ihm einen Wolf aufgebunden».
Andererseits funktioniert die Wendung nur in genau dieser Form, man kann nicht Andererseits funktioniert die Wendung nur in genau dieser Form, man kann nicht
etwa sagen: «Sie hat ihm einen Wolf aufgebunden». etwa sagen: «Sie hat ihm einen Wolf aufgebunden». Indoeuropäisch, früher auch Indogermanisch genannt, ist die Bezeichnung für eine
Reihe verwandter Sprachen, zu der die meisten europäischen, aber auch asiatische
Herkunft
Sprachen gehören. Die Bezeichnung stammt vom deutschen Sprachforscher Franz
Herkunft Herkunft Auffällig viele Redewendungen haben einen ländlichen Hintergrund und entstam- Bopp (1791–1867). Bopps Untersuchungen ergaben eine auffällige Ähnlichkeit der
men einer archaisch geprägten Gesellschaft: mit den Hühnern ins Bett gehen, etwas altindischen Sprache, dem Sanskrit, mit den europäischen. Eine stark vereinfachte
2.
Auffällig viele Redewendungen haben einen ländlichen Hintergrund und entstam- Auffällig viele Redewendungen haben einen ländlichen Hintergrund und entstam-
auf dem Kerbholz haben, den Stier bei den Hörnern packen sind Wendungen aus der Darstellung gibt einen Überblick:
men einer archaisch geprägten Gesellschaft: mit den Hühnern ins Bett gehen, etwas men einer archaisch geprägten Gesellschaft: mit den Hühnern ins Bett gehen, etwas
mittelalterlichen Agrargesellschaft. Das erklärt auch, dass viele Redewendungen
auf dem Kerbholz haben, den Stier bei den Hörnern packen sind Wendungen aus der auf dem Kerbholz haben, den Stier bei den Hörnern packen sind Wendungen aus der
ausgesprochen drastisch klingen: Er ist dumm wie Bohnenstroh; Da hast du dich ins
mittelalterlichen Agrargesellschaft. Das erklärt auch, dass viele Redewendungen mittelalterlichen Agrargesellschaft. Das erklärt auch, dass viele Redewendungen
ausgesprochen drastisch klingen: Er ist dumm wie Bohnenstroh; Da hast du dich ins ausgesprochen drastisch klingen: Er ist dumm wie Bohnenstroh; Da hast du dich ins
eigene Fleisch geschnitten.
indoeuropäisch
eigene Fleisch geschnitten. eigene Fleisch geschnitten. Eine grosse Gruppe von Redewendungen sind bildhafte Vergleiche: schnaufen wie
ein Pferd, hungrig wie ein Wolf, so weiss wie Schnee.
Eine grosse Gruppe von Redewendungen sind bildhafte Vergleiche: schnaufen wie Eine grosse Gruppe von Redewendungen sind bildhafte Vergleiche: schnaufen wie
ein Pferd, hungrig wie ein Wolf, so weiss wie Schnee. ein Pferd, hungrig wie ein Wolf, so weiss wie Schnee. italienisch germanisch indo- baltisch- griechisch
Metaphorik iranisch slawisch
Metaphorik Metaphorik Die dichterische Sprache neigt dazu, Wörter in besonderer Weise zu verwenden
3.
und damit neue Ausdrucksmöglichkeiten zu schaffen. Von diesen poetischen Me- Latein: Deutsch: Altindisch: Litauisch: Griechisch:
Die dichterische Sprache neigt dazu, Wörter in besonderer Weise zu verwenden Die dichterische Sprache neigt dazu, Wörter in besonderer Weise zu verwenden
taphern sind die Redewendungen abzugrenzen: der goldene Mittelweg ist eine ge- mater, duo, suinus, Mutter, zwei, matár, dva(u), asti mótyna, du meter, dýo, hýinos,
und damit neue Ausdrucksmöglichkeiten zu schaffen. Von diesen poetischen Me- und damit neue Ausdrucksmöglichkeiten zu schaffen. Von diesen poetischen Me- est Schwein, ist Tschechisch: esti
läufige Redensart; das goldne Himmelsfeuer eine poetische Metapher.
taphern sind die Redewendungen abzugrenzen: der goldene Mittelweg ist eine ge- taphern sind die Redewendungen abzugrenzen: der goldene Mittelweg ist eine ge- Französisch: Englisch: matka, dva
läufige Redensart; das goldne Himmelsfeuer eine poetische Metapher. läufige Redensart; das goldne Himmelsfeuer eine poetische Metapher. Ohne selber Metaphern zu sein, wirken Redewendungen dennoch metaphorisch, mère, deux, est mother, two,
weil sie zur bildlichen Umschreibung neigen: jemanden auf Händen tragen, offene Italienisch: swine, is
Ohne selber Metaphern zu sein, wirken Redewendungen dennoch metaphorisch, Ohne selber Metaphern zu sein, wirken Redewendungen dennoch metaphorisch, madre, duo, è Schwedisch:
Türen einrennen, aus allen Wolken fallen.
weil sie zur bildlichen Umschreibung neigen: jemanden auf Händen tragen, offene weil sie zur bildlichen Umschreibung neigen: jemanden auf Händen tragen, offene moder, två, svin
Türen einrennen, aus allen Wolken fallen. Türen einrennen, aus allen Wolken fallen. Isländisch:
móðir, tveir, svín
Konventionalität
Konventionalität Konventionalität Zwei Eigenschaften zeichnen Redewendungen aus: Sie sind hochgradig konventi-
onell und sie sind nicht in eine andere Sprache übersetzbar, jedenfalls nicht wort- Erste (germanische) Lautverschiebung
Zwei Eigenschaften zeichnen Redewendungen aus: Sie sind hochgradig konventi- Zwei Eigenschaften zeichnen Redewendungen aus: Sie sind hochgradig konventi-
wörtlich. Es gibt die Redewendung jemandem Knüppel zwischen die Beine werfen, Für die Entwicklung des Germanischen aus dem Verband des Indoeuropäischen
onell und sie sind nicht in eine andere Sprache übersetzbar, jedenfalls nicht wort- onell und sie sind nicht in eine andere Sprache übersetzbar, jedenfalls nicht wort-
nicht etwa «Stöcke» oder «Pflöcke», und nicht etwa «schiessen» oder «legen», son- heraus war die 1. Lautverschiebung verantwortlich. Sie setzte im 1. Jahrtausend v.
wörtlich. Es gibt die Redewendung jemandem Knüppel zwischen die Beine werfen, wörtlich. Es gibt die Redewendung jemandem Knüppel zwischen die Beine werfen,
4.
dern eben nur und ausschliesslich jemandem Knüppel zwischen die Beine werfen. Chr. ein und endete nicht später als 300 v. Chr. Als Erster dargestellt hat sie der
nicht etwa «Stöcke» oder «Pflöcke», und nicht etwa «schiessen» oder «legen», son- nicht etwa «Stöcke» oder «Pflöcke», und nicht etwa «schiessen» oder «legen», son-
Ebenso darf man nicht sagen mit halbem Bein im Grabe stehen oder auf die Hunde deutsche Germanist Jacob Grimm (1785 –1863). Die Lautverschiebung betrifft zur
dern eben nur und ausschliesslich jemandem Knüppel zwischen die Beine werfen. dern eben nur und ausschliesslich jemandem Knüppel zwischen die Beine werfen.
kommen, sondern nur: Er steht mit einem Bein im Grabe; sie ist ganz schön auf den Hauptsache die Verschlusslaute. So wurden aus dem stimmlosen p, t und k bzw.
Ebenso darf man nicht sagen mit halbem Bein im Grabe stehen oder auf die Hunde Ebenso darf man nicht sagen mit halbem Bein im Grabe stehen oder auf die Hunde
Hund gekommen. Die korrekte Beherrschung von Redewendungen zeichnet den aus ihren behauchten Varianten ph, th und kh oft Reibelaute (f, ch, engl. th).
kommen, sondern nur: Er steht mit einem Bein im Grabe; sie ist ganz schön auf den kommen, sondern nur: Er steht mit einem Bein im Grabe; sie ist ganz schön auf den
elaborierten Sprecher aus. Für Fremdsprachige sind sie nur mit grossem Aufwand
Hund gekommen. Die korrekte Beherrschung von Redewendungen zeichnet den Hund gekommen. Die korrekte Beherrschung von Redewendungen zeichnet den
lernbar. Im Englischen existiert die Redewendung I know x like the back of my own
elaborierten Sprecher aus. Für Fremdsprachige sind sie nur mit grossem Aufwand elaborierten Sprecher aus. Für Fremdsprachige sind sie nur mit grossem Aufwand lateinisch: pater deutsch: Vater, engl. father
hand, auf Deutsch hiesse das wortwörtlich: Ich kenne x wie meinen eigenen Hand-
lernbar. Im Englischen existiert die Redewendung I know x like the back of my own lernbar. Im Englischen existiert die Redewendung I know x like the back of my own schwedisch: fader
rücken. Das sagt aber niemand; wir brauchen an dieser Stelle die Redewendung Ich
hand, auf Deutsch hiesse das wortwörtlich: Ich kenne x wie meinen eigenen Hand- hand, auf Deutsch hiesse das wortwörtlich: Ich kenne x wie meinen eigenen Hand- griechisch: treis, lateinisch: tres englisch: three
kenne x wie meine Westentasche. Diese Redewendung – wörtlich übersetzt – wäre
rücken. Das sagt aber niemand; wir brauchen an dieser Stelle die Redewendung Ich rücken. Das sagt aber niemand; wir brauchen an dieser Stelle die Redewendung Ich lateinisch: canis, centum deutsch: Hund, hundert
wiederum auf Englisch (oder in einer beliebigen anderen Sprache) ungebräuchlich,
kenne x wie meine Westentasche. Diese Redewendung – wörtlich übersetzt – wäre kenne x wie meine Westentasche. Diese Redewendung – wörtlich übersetzt – wäre
wenn nicht gar unverständlich.
wiederum auf Englisch (oder in einer beliebigen anderen Sprache) ungebräuchlich, wiederum auf Englisch (oder in einer beliebigen anderen Sprache) ungebräuchlich, Aus den stimmhaften Verschlusslauten b, d und g wurden, von Ausnahmen abge-
wenn nicht gar unverständlich. wenn nicht gar unverständlich. sehen, die stimmlosen Verschlusslaute p, t und k:
Methode
Am besten verfährt man beim Markieren nach folgenden Grundsätzen:
– Lesen und bearbeiten Sie den Text abschnittweise.
– Wenn Sie Antworten zu den Leitfragen (siehe oben SQ3R, 2. Schritt) gefunden
haben, markieren Sie Schlüsselbegriffe oder Kerngedanken.
– Ordnen Sie Ihre Markierungen nach Farbe, Schriftdicke, Nummerierungen oder
einem ähnlichen Element (Wichtigkeit, Neuheit, Funktion usw.) zu.
– Seien Sie sparsam mit Markierungen, insbesondere mit dem Leuchtstift. Faustre-
gel: Wenn mehr als 10% eines Textes markiert sind, verliert die Markierung ihren
gliedernden Sinn.
Mögliche Fehler
– Zu viel markiert. Diese Gefahr droht besonders dann, wenn Sie schon beim ers-
ten Lesen markieren. Es erscheinen Ihnen alle Sätze oder Begriffe neu und wich-
tig, ohne dass der Gesamtkontext ihren Stellenwert relativiert. Das Markieren
verliert seinen Wert als Strukturierungshilfe.
– Vollständig markierte Sätze mindern die Übersichtlichkeit.
– Das erste Lesen dient dem Verstehen. Das Markieren dient dem Gliedern, Her-
vorheben und Lernen. Deshalb setzt es eine bewusste Entscheidung voraus.
Diese kann nicht gleichzeitig mit dem Verstehen erfolgen.
Zusammenfassende Regeln
– Erst lesen, dann markieren.
– Sparsam und gezielt markieren.
– Überprüfen, ob die Markierung den Text sinnvoll strukturiert.
– Das Markierungssystem beibehalten und konsequent anwenden.
5.1 Sachtexte erschliessen 113
Notizen
Notizen
Lesetechniken SQ3R Markieren Exzerpte Visualisieren
Abstracts
Notizen
Lesetechniken SQ3R Markieren Exzerpte Visualisieren
Abstracts
Exzerpte
Als Exzerpt bezeichnet man eine sinngemässe oder wortwörtliche Wiedergabe einer
Textstelle. Ein wörtliches Exzerpt entspricht einem Zitat; es sind die Regeln einer
genauen Zitation zu beachten (siehe S. 149 f.). In der Regel kommentiert man das
Exzerpt mit eigenen Gedanken, Zweifeln, Hinweisen usw.
Exzerpieren Sie nur wichtige Textstellen, die Sie wörtlich weiterverwenden müssen.
Andernfalls eignen sich Notizen besser.
Exzerpieren Schlagwort
«Man notiert Exzerpte, indem man entweder den Inhalt Wörtliches Zitat
einer Stelle mit eigenen Worten umreisst oder die Stelle
wörtlich unter Verwendung von Anführungszeichen zitiert
oder beide Formen miteinander verbindet. Wichtig ist
dabei die eindeutige Verzeichnung der Quelle mit genauer
Angabe der Seitenzahlen und den vorgenommenen
Kürzungen, besonders, wenn vielleicht das Buch später
nicht mehr verfügbar ist.»
Abstract
Als Abstract bezeichnet man eigenständige Kurzfassungen von Sachtexten. Abs-
tracts sind
– objektiv, sie enthalten sich jeder Wertung;
– so kurz wie möglich;
– verständlich, in klarer, nachvollziehbarer Sprache;
– vollständig: sie enthalten alle wesentlichen Sachverhalte des zusammengefassten
Textes;
– genau: sie geben Inhalte und Meinung des Originals wieder.
Verfassen Sie ein Abstract, wenn Sie einen Sachtext über längere Zeit «speichern»
wollen oder wenn Sie den Gehalt eines Sachtextes für andere zugänglich machen
wollen.
Mehr Informationen zum Anfertigen von Notizen und zur Mitschrift finden Sie im
Band Deutsch am Gymnasium 2: «Einfach schreiben».
5.1 Sachtexte erschliessen 115
Visualisieren
Notizen
Lesetechniken SQ3R Markieren Exzerpte Visualisieren
Abstracts
Wissen aneignen
Man spricht davon, dass man sich Wissen «aneignet», d.h. fremdes Wissen zu eige-
nem Wissen macht. Das Visualisieren eignet sich wie kaum eine andere Methode
dazu, fremdes Wissen zu durchdringen und zu eigenem Wissen zu machen.
Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, wie Sie Sachverhalte und Informationen
-visualisieren können.
1. Mindmap
Der englische Ursprung offenbart Sinn und Ziel des Mind-Maps: Es geht um das
Kartografieren von Gedanken. Es handelt sich um eine Methode, Gedanken zu
sammeln und zu ordnen.
Notizen
Lesetechniken SQ3R Markieren Exzerpte Visualisieren
Abstracts
2. Konzeptkarte
Die sogenannte Konzeptkarte verzeichnet die Abhängigkeiten von Begriffen (oder
Informationen) untereinander.
Gondoliere Sänger
unterhält die
bringt Hotelgäste
Aschenbach
zum Hotel
Platonische Liebe
Aschenbach Tadzio
löst Reiselust in
Aschenbach aus
Fremder Polnische
Familie
Beispiel: Über ein Ereignis wie die Wahl eines Präsidenten kann schriftlich (z.B.
in der Zeitung), visuell (Fotos in einer Zeitschrift) oder audiovisuell
(Fernsehen) berichtet werden.
In allen Fällen muss sich der Inhalt den Gegebenheiten des Mediums fügen. Das
Fernsehen benötigt Bild und Ton. Bevorzugt wird «Original»-Ton und «Original»-
Bild: Am Bildschirm wird vermutlich jemand zu sehen sein, der zu dem Ereignis
etwas sagt. Für einen Zeitungsartikel ist das nicht nötig.
Das Medium wird den Bericht in jedem Fall in seine Formen pressen. Kein Ereignis,
kein Bericht über das Ereignis kann unabhängig von seinem Verbreitungsmedium
wahrgenommen zu werden.
Informationsquellen
Woher kommen die journalistischen Informationen?
Pressemitteilungen, Pressekonferenzen
Jedes Ressort verfügt über Redaktoren und Redaktorinnen. Aber nur in den regio-
nalen Ressorts (Stadt, Region, Kanton, allenfalls Schweiz) «machen» die Redakto-
ren die Informationen selber. Sie kennen sich mit den Umständen und Persönlich-
keiten vor Ort aus. Oft gelangen Parteien, Verbände, Unternehmen oder andere
Gruppierungen direkt an die Redaktion mittels Pressemitteilungen. Für wichtigere
Anlässe werden auch Pressekonferenzen einberufen. Darin werden Journalisten
verschiedener Medien gleichzeitig informiert.
Reporter
Als Reporterinnen und Reporter bezeichnet man in der Regel freiberufliche Journa-
listen, also Journalisten, die nicht auf einer Zeitungsredaktion angestellt sind. Nicht
alles macht eine Redaktorin selber. Häufig entscheidet sie sich, die «Geschichte» an
einen Reporter zu delegieren, der der Sache nachgeht und den Artikel schreibt.
Korrespondenten
Reporter in fernen Städten nennt man Korrespondenten (von korrespondieren: in
geschäftlicher Verbindung stehen). Korrespondenten sind auswärtige Berichterstat-
ter, die meistens für mehr als ein Medienorgan tätig sind. Qualitätszeitungen zeich-
nen sich dadurch aus, dass sie ein grosses Netz an Korrespondenten unterhalten.
Nachrichtenagenturen
Nachrichten- und Presseagenturen sammeln Nachrichten und verarbeiten sie zu
vorgefertigten Meldungen, die die Zeitungshäuser abonnieren können. Nachrich-
tenagenturen beliefern Medien rund um die Uhr mit einem nicht versiegenden Nach-
richtenfluss. Da viele Zeitungen nicht alle Ressorts mit viel Personal besetzen kön-
nen, übernehmen sie Meldungen von Nachrichtenagenturen. Das wiederum führt
zum sogenannten «Mainstreaming»: in verschiedenen Zeitungen steht dieselbe
Agenturmeldung. Agenturmeldungen sind mit ihrem Kürzel gekennzeichnet.
Schweizerische Nachrichtenagenturen
SDA Schweizerische Depeschenagentur
AG für Wirtschaft-Publikationen Wirtschafts- und Finanzagentur
Si Sportinformation
AP The Associated Press Büro Schweiz
5.2 Medientexte erschliessen 118
1 Logo
2 Überzeile / Spitzmarke
3 Schlagzeile
4 Untertitel
5 Durchschuss
6 Quelle
7 Vorspann
5 Durchschuss
9 Bild, Bildlegende
5 Durchschuss
10 Zwischentitel
11 Überlauf
1 Logo / Impressum
Der Namenszug, das Signet der Zeitung. Angaben zum Verlag, zu den Heraus-
gebern, zur Erscheinungsweise, zu den Werbemöglichkeiten, den Preisen,
manchmal zur Auflagenhöhe.
3 Schlagzeile (Headline)
Fasst den Kern des Artikels knapp zusammen.
4 Untertitel
Erweitert die Aussage der Schlagzeile um einen wichtigen weiterführenden As-
pekt des Themas.
6 Quelle
Die Quellzeile nennt den Autor oder die Agentur. Die Quelle kann auch am
Schluss des Artikels genannt werden.
7 Vorspann (Lead)
Bezeichnet die zusammenfassende Einleitung eines Artikels. Er ist meist fett
oder kursiv gedruckt.
10 Zwischentitel
Dienen als Einstiegshilfen in den Artikel. Dank Zwischentiteln erkennt man
schneller, welche Themen und Argumente angesprochen werden.
11 Überlauf
Ist die Fortsetzung eines Artikels auf einer der folgenden Seiten; er erlaubt der
Zeitung, möglichst viele Meldungen auf der Frontseite unterzubringen.
12 Aufriss
Inhaltsübersicht mit Kürzestzusammenfassung und Verweis auf Ressort und /
oder Seite.
Die Zeitungsressorts
Die Redaktion einer voll ausgebauten Tages- oder Wochenzeitung besteht aus ver-
schiedenen Ressorts, denen Redaktoren oder Redaktorinnen zugeteilt sind. An der
Spitze der Redaktion steht der Chefredaktor. Bei fast allen Zeitungen gibt es die
sechs klassischen Ressorts.
Standardressorts
Inland (Schweiz, Politik)
Zum Inlandressort gehören etwa die Berichterstattung über die Arbeit der Parla-
mente, der politischen Parteien und der Regierung sowie die Berichterstattung über
Abstimmungen, Wahlen. Themen wie Umweltschutz, Verkehr, Sozialpolitik, nati-
onale Sicherheit, Kriminalität und Rechtssprechung gehören zum Inland.
Ausland
In der Auslandredaktion laufen die Meldungen von Nachrichtenagenturen und Aus-
landkorrespondenten ein. Namhafte Zeitungen unterhalten eigene Auslandbüros in
den wichtigsten Hauptstädten.
Wirtschaft
Typische Gebiete der Wirtschaftsberichterstattung sind Wirtschafts-, Währungs-
und Konjunkturpolitik, Staatshaushalt, Steuerwesen und Börsenkurse, Meldungen
aus Wirtschaftsorganisationen, Firmen-, Verbands- und Branchennachrichten, der
Arbeitsmarkt und Statistiken.
Kultur (Feuilleton)
Das Feuilleton befasst sich mit Kultur im weitesten Sinne. Schwerpunkte können
Literatur, Theater, Oper, bildende Kunst, Film sein. Auch Beiträge zu Religion,
Wissenschaft, Technik, Architektur und Städtebau, auch Rätsel und Comic-Strips
finden Aufnahme ins Feuilleton. Immer öfter beschränken sich die Zeitungen auf
die blosse Anzeige von Neuerscheinungen, neuen Filmen oder Theaterstücken.
Region
Im Regional- oder Lokalteil werden alle Themen von Politik über Wirtschaft, Kul-
tur bis Sport behandelt, die für die lokale Leserschaft von direkter Bedeutung sind.
Fast alles, was im Lokalteil erscheint, wird von lokalen Journalisten vor Ort recher-
chiert. Das Lokalressort ist deshalb in der Regel das personell am stärksten besetz-
te Zeitungsressort.
Sport
Das Sportressort berichtet über regionale, nationale und internationale Sportereignisse.
Weitere Themengebiete
Neben den sechs klassischen Ressorts gibt es je nach Zeitungstyp in der Regel fol-
gende Zeitungsseiten:
– Vermischte Meldungen (Ausserordentliches und Unfälle) / Ausgehtipps / Das re-
gionale Kinoprogramm / Das Fernseh- und Radioprogramm / Die Wetterprogno-
sen, allenfalls mit Angaben zum Pollenflug usw.
– «Digital», «Finanzen», «Motor» usw.: Seiten zu Spezialthemen.
Beilagen
Viele Zeitungen produzieren in regelmässigen Abständen Beilagen. Beliebte Themen
sind Reisen, Wissenschaft und Technik, Bildung, Auto und Motor, Literatur. Die
Beilagen dienen hauptsächlich als Inserateträger.
5.2 Medientexte erschliessen 121
Journalistische Regeln
Zwei Trennungsregeln
Obwohl die Bandbreite der medialen Textformen enorm ist, können wichtige Ge-
meinsamkeiten angegeben werden. Grundsätzlich gelten für dieWerbung
Redaktionelles Herstellung von
Texten in Printmedien folgende Trennungsregeln:
Redaktionelles Werbung
Wenn ein Printmedium für den Abdruck eines Beitrags eine finanzielle Gegenleis-
tung erhält, so spricht man von Werbeanzeigen, die klar erkennbar sein müssen und
vom unabhängigen redaktionellen Teil des Mediums zu trennen sind.
Objektivität Subjektivität
Diese Trennungsregel
Objektivität unterscheidet die objektive Darstellung der Fakten von deren
Subjektivität
subjektiver Bewertung. Während sich die traditionellen journalistischen Darstel-
lungsformen wie Bericht oder Interview auf die neutrale Wiedergabe von Sachver-
halten beschränken, bildet der Kommentar oder die Kolumne die subjektive Mei-
nung eines namentlich genannten Journalisten ab.
Qualitätskriterien
Die Stiftung Schweizer Presserat dient der freiwilligen Selbstkontrolle der Medien-
schaffenden. Mit der Erklärung der Pflichten der Journalistinnen und Journalisten
haben sich die Medienschaffenden folgenden Qualitätskriterien für journalistische
Produkte verschrieben.
Boulevardjournalismus
Infotainment
Für den Journalismus grundlegend ist die Unterscheidung zwischen «hard news»
(Information) und «soft news» (die der Unterhaltung dienen).
Information Unterhaltung
Diese Grenze wurde in den letzten Jahrzehnten immer durchlässiger. Für die zu-
nehmend zu beobachtende Verquickung von Nachrichtenvermittlung und Unter-
haltung prägte der US-Medientheoretiker Neil Postman (1931–2003) den Begriff
Infotainment [engl. «information» und «entertainment»]. Infotainment fokussiert
auf Emotionen, Sensationen, Personen.
Boulevard
Die Strategien des Infotainments finden hauptsächlich im sogenannten Boulevard-
journalismus Anwendung. Ihren Namen hat die Boulevardzeitung von der franzö-
sischen Bezeichnung für eine grosse (Ring-)Strasse, auf der sie ursprünglich ver-
kauft wurde – im Unterschied zu den traditionellen Presseerzeugnissen, die im
Abonnement nach Hause geliefert wurden. Vier dominierende Boulevardzeitungen
aus Deutschland, aus der Schweiz, aus Österreich und aus Grossbritannien:
Beispiel
– nacherzählend
– nicht selbst recherchiert
– unsachlich auf Person gezielt
– unklare Urheberschaft
(«laut Medienberichten»)
Entpolitisierung / Vereinfachung:
Schwarz-Weiss-Modell
Anbiederung / Kumpelhaftigkeit,
Hang zur Verleumdung
6. Schreiben
6.1 Der Schreibprozess 126
Schreiben
Schreiben ist neben Sprechen und Körpersprache eines der Hauptmedien mensch-
licher Kommunikation.
Schreibkommunikation
Abgesehen von wenigen Ausnahmen – etwa Tagebüchern – verfolgt das Schreiben
eine kommunikative Absicht. Wir wollen jemandem etwas mitteilen oder überlie-
fern, wir erzählen jemandem etwas, wir erklären oder beschreiben für jemanden.
Für das Schreiben gelten also dieselben Grundsätze wie für die mündliche Kom-
munikation (vgl. S. 38 f.).
Vermeide Missverständnisse!
Denn: Kommunikation ist partnerorientiert.
Die Schreibkommunikation hat zum Zweck, dass die Leser verstehen können, was
der Autor sagt. Deshalb ist es die Aufgabe des Autors, für Verständigung zu sorgen.
Der Autor hat dafür zu sorgen, dass seine Leser ihn verstehen können.
Codierung Decodierung
Produzent Text Rezipient
gemeinsamer Zeichenvorrat
«
Wie schreibe ich das,
was ich schreiben will, so,
dass andere mein Anliegen verstehen?
Anmerkung
Selbst wenn literarische Texte ebenfalls eine Kommunikationsabsicht verfolgen,
wirken sie auf anderen Wegen als informative, darstellende, argumentative, be-
schreibende, erklärende oder appellierende Texte.
Mehr zu literarischen Texten im Band Deutsch am Gymnasium 3: «Literatur».
6.1 Der Schreibprozess 128
Textmerkmale
Die Eigenschaft des «Text-Seins» bezeichnet man als Textualität, die sprachwissen-
schaftliche Untersuchung von Texten ist die Textlinguistik. Die Textlinguistik un-
tersucht die Kriterien, die ein Text aufweisen muss, damit er seine Aufgabe in der
Schreibkommunikation erfüllen kann. Diese Kriterien beziehen sich einerseits auf
die Merkmale des Textes selbst (Kohäsion und Kohärenz), andererseits auf die
Merkmale einer Kommunikationssituation, aus der der betreffende Text entsteht
bzw. in der er eingesetzt wird (Intentionalität, Akzeptabilität, Informativität).
A. Textimmanente Textualität
1. Kohärenz (Ausführlichkeit)
Mit Kohärenz wird der inhaltliche logische Aufbau innerhalb des Textes bezeich-
net. Kohärent ist ein Text, der genügend Informationen mitteilt, die es erlauben,
den Gedankengang des Autors zu verfolgen.
«Für mich ist klar, dass das tägliche Durchschnittsgedudel an unseren Radios
nicht den Musikredaktoren zuzuschreiben ist. Denn: Der Wurm muss dem Fisch
schmecken.»
Eine Redensart («Der Wurm muss dem Fisch schmecken») wird hier nur halb
wiedergegeben; es fehlt: «und nicht dem Angler». Was die Redensart belegen soll,
wofür sie Beispiel sein soll, steht hier nicht.
Dies ist ein Beispiel für fehlende Kohärenz. Die normale Reaktion des Autors
dieser Zeile wäre: «Ja, aber das ist doch völlig klar!» Das stimmt vielleicht für
den Autor, aber nicht für den Leser. Es ist die Aufgabe des Autors, so zu schrei-
ben, dass der Leser den Text verstehen kann.
2. Kohäsion (Zusammenhalt)
Kohäsion bezieht sich auf den Zusammenhalt des Textes. Gemeint sind die for-
malen Mittel, welche Beziehungen zwischen den Sätzen signalisieren. Es handelt
sich dabei sowohl um grammatische Elemente wie Kongruenz (Übereinstimmung
in Person, Numerus und Tempus) als auch um Wortwiederholungen, Umschrei-
bungen oder Querverweise. Besonders Pronomen («sie», «jener»), Konjunktionen
(«deshalb», «während») und Pronominaladverbien («nämlich», «dabei») dienen
der Kohäsion.
«Die Schönheiten einer Pflicht sind manchmal schwierig zu finden. Eine Pflicht
suchen wir uns nicht selber aus, sondern sie wird uns übertragen, von der Natur,
unseren Mitmenschen oder der Verantwortung, die wir übernommen haben. Dies
will aber nicht heissen, dass Pflichten immer nur eine Belastung sind. Für mich
haben Pflichten auch eine schöne Seite, nämlich ...»
Die kursiven Wörter nehmen jeweils eine Aussage des Vorsatzes wieder auf und
führen so den Gedanken folgerichtig und klar verständlich fort. So ist es richtig,
so muss es sein. Während ein einzelner Satz dadurch gekennzeichnet ist, dass er
eine unabhängige sprachliche Form darstellt – in sich abgeschlossen in Grammatik,
Sinn und Aussage – , bestehen Texte aus Sätzen, die in ihrer grammatischen Kon-
struktion in den Zusammenhang eingebettet sein müssen. Die Verweisstruktur
ergibt ein Beziehungsgeflecht. Je enger das Geflecht ist, desto genauer ist der Text.
6.1 Der Schreibprozess 129
B. Situationsbezogene Textualität
Zusätzlich zu den texteigenen Kriterien kommen die situationsbezogenen Kriterien
ins Spiel: Texte sind auch dadurch bestimmt, dass ein Sender sie mit einer bestimm-
ten Absicht (Intention) produziert und ein Empfänger sie als solche akzeptiert.
Ein Empfänger «akzeptiert» einen Text, den er in seine Vorstellungswelt «einbauen»
kann (der also erwartete und bekannte Elemente enthält) und der für ihn informa-
tiv ist (der also unerwartete und neue Elemente enthält).
3. Intentionalität
Unter Intentionalität versteht man die Absicht des Produzenten. Erst wenn der
Autor bekannt gibt, was er mitzuteilen gedachte, kann ich ermessen, ob ich ver-
standen habe.
4. Akzeptabilität
Betrifft die Intentionalität den Textproduzenten, so meint die Akzeptabilität die
Einstellung des Rezipienten. Akzeptabilität ist sowohl die Bereitschaft des Au-
tors, den Text so zu gestalten, dass der Leser ihn verstehen kann, als auch die
Bereitschaft des Lesers, den Text im Sinne des Produzenten zu lesen.
5. Informativität
Informativität ist der Grad der Neuheit der dargebotenen Information. Er pendelt
immer zwischen Altem (Bekanntem) und Neuem (Unbekanntem) und ist unter
anderem abhängig vom Vorwissen des Lesers.
Textmerkmale im Kommunikationsmodell
Intentionalität und Akzeptabilität nehmen im Kommunikationsmodell den Platz der
Situationsdeutung ein. Die Informativität bezieht sich auf das Medium.
Weltwissen
Sprachwissen
Intentionalität Akzeptabilität
Stil
Der Begriff Stil bezeichnet die auffälligen, charakteristischen Elemente eines geschrie-
benen Textes. Zu unterscheiden ist zwischen «einen Stil haben» und «Stil haben».
CALVIN AND HOBBES © 1993 Watterson. Dist. By UNIVERSAL PRESS SYNDICATE. Reprinted with permission. All rights reserved.
zweifeln
verwerfen
schreiben
Schreibkompetenzen
Schreiben ist nichts, was «einfach geschieht». Es setzt gewisse Fähigkeiten – man
spricht auch von Kompetenzen – voraus.
1. Problemorientierung und Zielsetzungskompetenz
2. Planungsfähigkeit und inhaltliche Kompetenz
3. Textwissen und Strukturierungskompetenz
4. Formulierungsfähigkeit
5. Fähigkeit des Überarbeitens
Diese Kompetenzen legen auch offen, wonach ein Text beurteilt wird. Ein fertiger
Text ist nicht einfach «gut» oder «schlecht», sondern entspricht mehr oder weniger
den geforderten Kompetenzen.
1. Problemorientierung
Interdependenzen im Schreibprozess
Warum und Was schreibe ich? Wie baue ich den Text Wie formuliere ich den Wie überarbeite ich den
für wen schreibe ich? auf? Text? Text?
– Problemorientierung – Planungsfähigkeit – Textwissen – Formulierungsfähigkeit – Überarbeitungsfähigkeit
– Zielsetzungskompetenz – Inhaltskompetenz – Strukturierungs-
kompetenz
Landwirtschaft,
Landschaft
ruhige Lage
Natur, Ruhe,
Esskastanien Heimat
Heimat Familie /
Verwandte
Geborgenheit Wunschloses
Glück
Ureinwohner
Schreibkommunikation – Problemorientierung
Der Grundsatz der Schreibkommunikation angewendet auf die Problemorientierung
lautet also:
«
Wie schreibe ich das,
was ich schreiben will, so,
dass andere mein Anliegen verstehen?
6.1 Der Schreibprozess 133
2. Planungsfähigkeit
Interdependenzen im Schreibprozess
Warum und Was schreibe ich? Wie baue ich den Text Wie formuliere ich den Wie überarbeite ich den
für wen schreibe ich? auf? Text? Text?
– Problemorientierung – Planungsfähigkeit – Textwissen – Formulierungsfähigkeit – Überarbeitungsfähigkeit
– Zielsetzungskompetenz – Inhaltskompetenz – Strukturierungs-
kompetenz
Initiative
Schreibziel
Information
Wissenserwerb
Planung
Korrektur
Produktion
Korrektur
Verifikation
Schreibkommunikation – Planungsfähigkeit
Der Grundsatz der Schreibkommunikation angewendet auf die Planungsfähigkeit
lautet also:
«
Wie schreibe ich das,
was ich schreiben will, so,
dass andere mein Anliegen verstehen?
6.1 Der Schreibprozess 134
3. Textwissen
Interdependenzen im Schreibprozess
Warum und Was schreibe ich? Wie baue ich den Text Wie formuliere ich den Wie überarbeite ich den
für wen schreibe ich? auf? Text? Text?
– Problemorientierung – Planungsfähigkeit – Textwissen – Formulierungsfähigkeit – Überarbeitungsfähigkeit
– Zielsetzungskompetenz – Inhaltskompetenz – Strukturierungs-
kompetenz
Textsortenwissen
Textsorten sind konventionell geltende Muster für sprachliche Handlungen. Jede Text-
sorte verfügt über formale Merkmale. Textsorten unterscheiden sich in ihrer kommu-
nikativen Funktion. Sie unterscheiden sich ferner gemäss den Schreibabsichten.
Strukturierungskompetenz
Die Textstruktur ist abhängig von der Textsorte und der Leserführung. Eine sinn-
volle Textgliederung nimmt die Leser «an der Hand» und führt sie durch den Text,
und zwar so, dass sie bei jedem Schritt begreifen, was gesagt wird und wieso es
gesagt wird.
Schreibkommunikation – Strukturierungskompetenz
Der Grundsatz der Schreibkommunikation angewendet auf die Strukturierungs-
kompetenz lautet also:
«
Wie schreibe ich das,
was ich schreiben will, so,
dass andere mein Anliegen verstehen?
6.1 Der Schreibprozess 135
4. Formulieren
Interdependenzen im Schreibprozess
Warum und Was schreibe ich? Wie baue ich den Text Wie formuliere ich den Wie überarbeite ich den
für wen schreibe ich? auf? Text? Text?
– Problemorientierung – Planungsfähigkeit – Textwissen – Formulierungsfähigkeit – Überarbeitungsfähigkeit
– Zielsetzungskompetenz – Inhaltskompetenz – Strukturierungs-
kompetenz
Das Formulierungsfeld
Die Formulierung muss wesentliche im Schreibprozess erforderliche Kompetenzen
gleichzeitig berücksichtigen. Die folgende Darstellung zeigt eine Übersicht. Dar-
aus folgt, dass Formulieren erst erfolgen kann, wenn die Voraussetzung in den
ersten Schritten des Schreibprozesses dazu geschaffen worden sind.
Problemorientierung
– Bezug zur Aufgaben-
stellung
– Präzision der Begriffe
und Formulierungen
Textkompetenz Inhaltskompetenz
– sprachliche Korrektheit – Überzeugende Darstel-
– stilistische Angemessen- lung einer gehaltvollen
heit Formulieren Position
– bewusste und wirkungs- – Entwicklung einer
volle Verwendung der eigenen Zielsetzung
sprachlichen Mittel
Strukturierungskompetenz
– Aufbau
– Gestaltung
– Leserführung
Formulierungsfähigkeit
Die Formulierungsfähigkeit umfasst das verfügbare Sprachwissen in Wortwahl,
Rechtschreibung und Satzbau. Darunter fällt die Fähigkeit, die Formulierungen und
die Wortwahl anzupassen
– an die Sachlichkeit des Themas;
– an die angemessene Stilebene;
– an das Zielpublikum;
– an die gewählte oder geforderte Textsorte;
– und nicht zuletzt an Ihre eigene Kommunikationsabsicht.
6.1 Der Schreibprozess 136
Checkliste Formulieren
Das Formulieren verknüpft die verschiedenen Kompetenzen. Deshalb sind Formu-
lierungskriterien gleichzeitig auch Kriterien für Problemorientierung, Inhaltskom-
petenz, Textkompetenz und Strukturierungskompetenz.
eher eher
1. Textkompetenz und Strukturierungskompetenz ja nein
ja nein
eher eher
2. Problemorientierung und Inhaltskompetenz ja nein
ja nein
Schreibkommunikation – Formulierungskompetenz
Der Grundsatz der Schreibkommunikation angewendet auf die Formulierungskom-
petenz lautet also:
«
Wie schreibe ich das,
was ich schreiben will, so,
dass andere mein Anliegen verstehen?
6.1 Der Schreibprozess 137
5. Überarbeiten
Interdependenzen im Schreibprozess
Warum und Was schreibe ich? Wie baue ich den Text Wie formuliere ich den Wie überarbeite ich den
für wen schreibe ich? auf? Text? Text?
– Problemorientierung – Planungsfähigkeit – Textwissen – Formulierungsfähigkeit – Überarbeitungsfähigkeit
– Zielsetzungskompetenz – Inhaltskompetenz – Strukturierungs-
kompetenz
nein
Wortwahl
Kohäsion
ja
Rohfassung Kohärenz o.k.? Endfassung
Orthografie
Interpunktion
Wieso überarbeiten?
Leserführung, Rechtschreibung und Zeichensetzung dienen nicht der Produktion
von Texten, sondern ausschliesslich der leichteren Lesbarkeit von Texten. Wirkt die
Berücksichtigung von Orthografie und Interpunktion, Kohärenz und Wortwahl im
Schreibprozess noch eher störend, sollten sie für die Endfassung eines Textes sorg-
fältig überprüft werden. Denn Sie schreiben einen Text selten für sich, sondern für
andere.
«
Wie schreibe ich das,
was ich schreiben will, so,
dass andere mein Anliegen verstehen?
6.2 Verständlich schreiben 138
Verständlich schreiben
Verständlich schreiben ist wahrlich schwer. Einige Hinweise sollen Ihnen helfen,
die gröbsten Fehler gar nicht erst zu begehen. Andere helfen Ihnen, Ihren Text ver-
ständlicher zu gestalten.
Die Geschichte mit der Oma fand ich traurig, weil wenn man Feste immer
mit denselben wichtigen Menschen feiert und wenn plötzlich jemand
fehlt, so wird es nie mehr dasselbe sein.
Wir feiern immer mit denselben mir wichtigen Menschen. Stürbe einer,
fehlte er mir. Feiern wäre nicht mehr dasselbe.
Dass ist eine häufig gebrauchte Konjunktion. Nicht jedes dass lässt sich ver-
meiden, aber immerhin viele. Vor allem gehäuft darf dass nicht vorkommen.
Ich bin überzeugt, dass es mit der richtigen Musik unmöglich sein wird, dass
die Leute nicht tanzen.
Mit der richtigen Musik werden die Leute gewiss tanzen.
3. Keine Passivsätze
4. Keine und-Anschlüsse
Der Text besteht aus vielen Dialogen und ist im Präteritum geschrieben. Da
baut der Verkäufer eine Fabrik und der Wald und seine Luft werden ver-
schmutzt. Der Elch kommt zum Verkäufer und möchte eine Gasmaske. Der
Verkäufer hat sein Ziel erreicht und kann sich einen guten Verkäufer nennen.
In dem aus vielen Dialogen bestehenden Text will ein Verkäufer einem Elch
eine Gasmaske verkaufen. Zu diesem Zweck baut er eine Fabrik, die die Luft
so verpestet, dass die Elche Gasmasken benötigen. Er ist also tatsächlich ein
guter Verkäufer.
Mit etwas Übung werden Sie diese fünf wichtigsten Formulierungsfehler vermeiden.
6.2 Verständlich schreiben 139
Auch dass er hier, in der BRD, besser bezahlt wird, und dass er, als Doktor der
Chemie, hier endlich das Mass an Anerkennung bekommen wird, das er seines
Erachtens verdient, hat sicher bei der Fällung des Entscheides, in der BRD zu
bleiben, eine wichtige Rolle gespielt.
Anleitung
1. Leicht verständlich sind deutsche Sätze – wie übrigens französische, spanische
und englische auch – , solange sie nach dem Muster «Wer macht was» aufgebaut
werden (Subjekt – Prädikat – Objekt[e]). Damit lassen sich Passivsätze («bezahlt
wird») vermeiden.
2. Ergänzen lassen sich Subjekt-Prädikat-Objekt-Sätze mit Adverbialen, nach
Wunsch mit Attributen.
3. Alle zusätzlichen, nicht unmittelbar zum Ausgangssatz gehörigen Informationen
sollten in eigenen Sätzen (in abhängigen Nebensätzen wie z.B. Relativsätzen
oder Hauptsätzen) formuliert werden.
4. Gerade substantivierte Verben oder substantivierte Adjektive («Fällung des Ent-
scheides», «seines Erachtens») lassen sich einfach in Nebensätzen (oft sogar in
Hauptsätzen) auflösen.
Analyse:
Auch dass er hier, in der BRD, besser bezahlt wird und dass er, als Doktor der Che-
mie, hier endlich das Mass an Anerkennung bekommen wird, das er seines Erachtens
verdient, hat sicher bei der Fällung des Entscheides, in der BRD zu bleiben, eine
wichtige Rolle gespielt.
Ergebnis:
Er entschied sich, in der BRD zu bleiben.
Zwei Gründe haben diesen Entscheid beeinflusst.
In der BRD sind die Löhne höher.
Ausserdem erhält ein Doktor der Chemie mehr Anerkennung.
Beides war ihm wichtig.
6.2 Verständlich schreiben 140
Beispieltext
Ich sah schon einige James-Bond-Filme (überhaupt bin ich ein grosser Filmlieb-
haber) und neulich auch den neusten: «Ein Quantum Trost».
Beim neuen Film finden die Handlungen zu schnell statt. Man hat Mühe, die
einzelnen Szenen genau zu verfolgen.
Die originellen technischen Funktionen (fliegende oder schwimmende Autos,
schiessende Kugelschreiber) sind nicht mehr vorhanden, die der James Bond
immer hatte. Auch die schönen Landschaften fehlen. Und das Gute und das
Böse differenzieren sich nicht mehr so stark wie bei den alten Filmen.
Beim neuen Film wird jedoch dem Publikum gezeigt, dass der James Bond ver-
letzt werden kann und nicht unbedingt mehrere Frauen haben muss.
Die alten James-Bond-Filme sind typische Agentenfilme mit schönen Land-
schaften, humorvollen Szenen, viel Technik und vielen schönen Frauen. Wobei
der neue Bond-Film eher ein normaler Actionfilm ist. Man sollte sich wieder
dem alten Bond annähern.
Dieser Text verstösst gleich in mehrfacher Hinsicht gegen die geforderten Kriterien
des verständlichen Schreibens. Er soll im Folgenden nach den vier Verständlich-
keitsmerkmalen analysiert und verbessert werden.
Verständlich ist ein Text, der einfach, geordnet, klar und anregend geschrieben ist.
1. Leserfreundlichkeit
Behandeln Sie Ihre Leser als Freunde.
problematisch wünschenswert
2. Logik
Führen Sie Ihre Leser durch den Text.
Ich sah schon einige James-Bond-Filme und Unlogisch: Geht es um einen Vergleich
neulich auch den neusten: «Ein Quantum oder doch nicht?
Trost».
Beim neuen Film finden die Handlungen zu
schnell statt.1 Man hat Mühe, die einzelnen 1
Wieso? Beispiele? Vergleiche?
Szenen genau zu verfolgen.2 2
Wieso? Beispiele? Vergleiche?
problematisch wünschenswert
3. Präzision
Verwöhnen Sie Ihre Leser mit treffenden Wörtern und klaren Gedanken.
problematisch wünschenswert
4. Anreiz
Wecken Sie das Interesse Ihrer Leser.
problematisch wünschenswert
Arbeitsschritte
Eine Facharbeit ist eine schriftliche Abhandlung eines Themas. In der Regel be-
stimmt die Schülerin oder der Schüler das Thema mit oder sogar selbst. Häufige
Formen in der Schweiz sind Diplomarbeit, Maturarbeit oder Vertiefungsarbeit. Vor
allem die Maturarbeit ist den Anforderungen des Universitätsstudiums ähnlich und
soll einen Einblick ins wissenschaftliche Arbeiten ermöglichen.
Anforderungen
1. Selbstständige Erarbeitung eines gegebenen oder selbst gesetzten Themas.
3. An jeder Stelle muss deutlich werden, was übernommen wurde und was eigene
Erkenntnisse sind.
4. Dem Leser muss die Möglichkeit gegeben werden, die Ausführungen nachzuvoll-
ziehen und zu überprüfen (dazu dienen Zitate, Belege, Fussnoten, Literatur- resp.
Quellenverzeichnis).
5. In der Regel wird eine Reflexion über den Arbeitsprozess und die Ergebnisse der
Arbeit verlangt.
6. Häufig ist die Facharbeit interdisziplinär oder multidisziplinär angelegt. Sie ist
also nicht an die Grenzen eines Schulfaches gebunden, sondern kann verschie-
dene Methoden oder Fragestellungen miteinander verbinden.
Facharbeit
Folgende Arbeitsschritte führen zur Facharbeit:
1. Themengewinnung
Arbeitsplan
Erstellen Sie so früh wie möglich einen Arbeits- bzw. Zeitplan.
Arbeitsjournal anlegen
Legen Sie gleich zu Beginn ein Arbeitstagebuch an. Darin notieren Sie jedes Mal,
wann und wie lange Sie an Ihrer Facharbeit gearbeitet haben, was Sie gemacht, mit
wem Sie gesprochen, welche Bücher Sie ausgeliehen resp. bearbeitet haben usw.
Das Arbeitsjournal dient Ihnen dazu, den Überblick zu behalten. Es sollte:
– übersichtlich sein (tagebuchartig: Datum, Vorgehen, Ziele u. dgl.);
– Auskunft geben über geleistete Arbeit;
– den Arbeitsprozess für Aussenstehende nachvollziehbar werden lassen.
Portfolio anlegen
Als Portfolio bezeichnet man eine Sammlung von Objekten zu einem bestimmten
Thema. Es ist ein hilfreiches Verfahren zur Erarbeitung und Vertiefung eines The-
mas. Mögliche Inhalte des Portfolios:
– Notizen, Skizzen, Ideen;
– Exzerpte (siehe S. 114) und Zitate (siehe S. 149 f.);
– Kopien und Ausdrucke;
– Bilder und Fotos.
Themengewinnung
Strategien zur Aktivierung des Vorwissens
Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, das Vorwissen zu aktivieren. Bewährt
haben sich insbesondere die zwei beschriebenen Möglichkeiten.
1. «Clustern»
Das Cluster-Verfahren [engl. cluster = Büschel; Menge] ist eine Methode, die die
Assoziationen zu einem Ausgangswort räumlich darstellt.
Comics
Zukunft Bücher
andere usw.
Welten
Science Technik
Fiction
Utopien Künstliche
Intelligenz
usw.
usw.
Filme
Special
Effects
Tipp: Wählen Sie ein Thema, das Ihnen nicht zu nahe geht, das nicht zu persön-
lich ist. Es ist schwer, sich sachlich mit einem Thema auseinanderzusetzen,
das einem am Herzen liegt.
Behörden/
Internet
Organisationen
Befragung/
Materialsuche Archive
Experimente
Stadtarchiv
Kantonsarchiv
Bundesarchiv
Bibliotheken
Mediothek Schlagwortregister
Kantonsbibliothek Bibliografien
Universitätsbibliothek Literaturverzeichnisse
in Fachbüchern
Sachtexte analysieren
Lesen Sie intelligent – glauben Sie nicht alles ungeprüft. Eine Checkliste zur Ana-
lyse von Sachtexten (Quellenanalyse) finden Sie auf S. 159.
Fachliteratur erarbeiten
Eine Anleitung zur nachhaltigen Erarbeitung von Fachliteratur finden Sie im Kapi-
tel «Lesen» auf den Seiten 108 –111.
Berücksichtigen Sie auch die Checkliste «Erarbeitung längerer Sachtexte» im An-
hang auf S. 160.
7.1 Die Maturarbeit 148
Konzeption
Die Facharbeit verfügt über mindestens die drei Teile Einleitung, Haupt- und
Schlussteil. Ergänzt werden diese drei Teile durch ein Inhaltsverzeichnis und einen
Anhang, der unter anderem das Literaturverzeichnis enthält.
Einleitung
Eine gelungene Einleitung
– umreisst das Thema, seine Hintergründe, den Schreibanlass;
– macht deutlich, welche Aspekte und / oder persönliche Motive im Thema
enthalten sind;
– führt zum Kern der Sachfrage und zum ausgewählten Aspekt hin.
Damit die Einleitung das leisten kann, sollten Sie keine persönlichen Erlebnisse und
Erfahrungen an den Anfang stellen. Folgende Möglichkeiten eignen sich besser:
– ein passendes, anschauliches Beispiel von allgemeinem Interesse;
– die Beschreibung eines allgemein bekannten Zustandes;
– Hinweise auf die Bedeutung des Themas.
Hauptteil
Der Hauptteil untersucht das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln. Der Anspruch
an eine wissenschaftliche oder wissenschaftsähnliche Arbeit beruht auf einigen
Grundsätzen. Merkmale des wissenschaftlichen Arbeitens sind:
– Das Vorgehen folgt einem Konzept, d.h. einer systematischen, geordneten Ver-
knüpfung von Gedanken und Erkenntnissen zu klaren Aussagen.
– Die Aussagen beruhen nie auf blossen Vermutungen, sondern werden wider-
spruchsfrei und nachvollziehbar dargelegt.
– Die Aussagen beruhen auf einem Forschungsstand, d.h., die bisher gemachten
Erkenntnisse anderer werden in die eigene Forschungsarbeit einbezogen.
– Dabei stützt man sich nie auf bloss eine Informationsquelle, sondern auf meh-
rere verschiedene.
– Die herangezogene Fachliteratur (die sogenannte Sekundärliteratur) wird richtig
zitiert (siehe S. 149) und im Literaturverzeichnis (siehe S. 151) erwähnt.
– Das Vorgehen ist oft theoriegeleitet, d.h., es stützt sich auf Vorgehensweisen, die
in den entsprechenden Fächern üblich und erprobt sind.
– Durchweg werden die für das jeweilige Fach üblichen Fachausdrücke und Be-
griffe verwendet.
– Verwendet wird Fachliteratur (siehe S. 108); für Anmerkungen können Fussno-
ten (siehe S. 150) verwendet werden. Der Hauptteil wird in Kapitel eingeteilt;
mehr dazu unter dem Stichwort Gliederung auf S. 156.
Schlussteil
Im Schlussteil formulieren Sie Ihr Fazit. Der Schlussteil enthält
– eine Zusammenfassung der Hauptaussagen. Eilige Leser müssten sich ein Bild über
Ihre Arbeit anhand der Einleitung und der Zusammenfassung machen können;
– eine Reflexion: Wurde das erreicht, was zu erreichen war oder was Sie erreichen
wollten? Welche Erkenntnisse konnten gewonnen werden? Welche Beobachtun-
gen und Erfahrungen haben Sie im Arbeitsprozess gemacht?
Gestaltung
Gliederungsbeispiele für Facharbeiten finden Sie auf S. 156.
7.1 Die Maturarbeit 149
Belegen Sie alles, was Sie sich von irgendwo oder irgendwem angeeignet haben.
Geben Sie nichts als eigene Idee aus, was Sie – und sei es auch indirekt – übernom-
men haben.
Zitierkonventionen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten zu zitieren. Am leserfreundlichsten ist es, wenn die
Quellenangabe in unmittelbarer Nähe des Zitats steht.
1. Vollständige Quellenangabe:
Wolf Schneider: Deutsch! Das Handbuch für attraktive Texte. Reinbek bei
Hamburg (Rowohlt), 2. Auflage 2007, S. x.
Falls Sie allerdings über viele Seiten hinweg dieselbe Quelle zitieren, ist das unöko-
nomisch. Wird mehrfach aus demselben Werk zitiert, weicht man auf eine Kurzzitie-
rung aus.
2. Kurzzitierung:
Variante A (modern): Schneider (2007), S. x.
Variante B (herkömmlich): Schneider, Deutsch!, S. x.
Falls Sie die Kurzzitierung anwenden, muss der gesamte Werktitel nach dem Muster
der vollständigen Quellenangabe in einem Literaturverzeichnis (Quellenverzeichnis)
angegeben werden, dort allerdings ohne Seitenangabe.
7.1 Die Maturarbeit 150
«Werktitel» Buchtitel werden ebenfalls durch «...» zitiert, aber ohne Verweis.
Hinweis: Setzen Sie Fussnoten zurückhaltend und mit Bedacht ein. Häufig wirken
sie lästig oder irritierend.
1 Sie befindet sich in der Regel am Fusse derselben Seite. Sie enthält entweder die vollständige Quellen-
angabe oder die Kurzzitierung.
7.1 Die Maturarbeit 151
Literaturverzeichnis / Quellenverzeichnis
Bibliografie Im Literaturverzeichnis, manche bevorzugen den Begriff Quellenverzeichnis oder
Bibliografie, werden diejenigen Werke angegeben, die Sie direkt oder indirekt zitiert
oder sonst verwendet haben.
3. Internetquellen
Zitiert werden Internetfunde unter Angabe der Fundstelle (URL) und des Fundda-
tums. Name, Vorname: Titel. Untertitel. Datum der Aufschaltung. URL (Stand
und Abfragedatum).
H. Schwarz, M. Kerschbaumer: Tipps für eine erfolgreiche Präsentation. Ein kleiner
Leitfaden mit Übungen für Schüler / innen und Lehrer / innen des BG / BRG Kir-
chengasse. Graz. 2002. http: // www.kirchengasse.asn-graz.ac.at / PraesTechn.htm,
gefunden am 30.12.08.
7.1 Die Maturarbeit 152
ihlr
Die Serifen leiten das Auge und verbinden die Buchstaben visuell miteinander: Der
Lesefluss wird unterstützt.
Beispiel mit Die Wahl einer Schrift ist eine ernste Angelegenheit. Der Gestalter muss logisch
Serifenschrift vorgehen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Er entscheidet nach ver-
lässlichen Kriterien, wie Lesbarkeit und Kontrast der Schrift.
Beispiel mit
serifenloser Schrift
Fette Schrift Halbfette und fette Schriften sind schlechter lesbar. Sie sollten nur für Auszeich-
nungen, Titel oder sehr kurze Texte eingesetzt werden.
Die Wahl einer Schrift ist eine ernste Angelegenheit. Der Gestalter muss lo-
gisch vorgehen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Er entscheidet
nach verlässlichen Kriterien, wie Lesbarkeit und Kontrast der Schrift.
Versalien DIE WAHL EINER SCHRIFT IST EINE ERNSTE ANGELEGENHEIT. DER
GESTALTER MUSS LOGISCH VORGEHEN UND SICH AUF DAS WESENT-
LICHE KONZENTRIEREN. ER ENTSCHEIDET NACH VERLÄSSLICHEN
KRITERIEN, WIE LESBARKEIT UND KONTRAST DER SCHRIFT.
7.1 Die Maturarbeit 153
Die Wahl einer Schrift ist eine ernste Angelegenheit. Der Gestalter muss logisch
vorgehen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Er entscheidet nach ver-
lässlichen Kriterien, wie Lesbarkeit und Kontrast der Schrift.
Die Wahl einer Schrift ist eine ernste Angelegenheit. Der Gestalter muss logisch
vorgehen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Er entscheidet nach ver-
lässlichen Kriterien, wie Lesbarkeit und Kontrast der Schrift.
Negative Schriften, farbige Hintergründe, hinterlegte Fotos und Muster sind grund-
sätzlich sehr schlecht für die Lesbarkeit grösserer Textmengen.
Die Wahl einer Schrift ist eine ernste Angelegenheit. Der Gestalter muss logisch
vorgehen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Er entscheidet nach ver-
lässlichen Kriterien, wie Lesbarkeit und Kontrast der Schrift.
Die Wahl einer Schrift ist eine ernste Angelegenheit. Der Gestalter muss logisch
vorgehen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Er entscheidet nach ver-
lässlichen Kriterien, wie Lesbarkeit und Kontrast der Schrift.
Die Wahl einer Schrift ist eine ernste Angelegenheit. Der Gestalter muss logisch
vorgehen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Er entscheidet nach ver-
lässlichen Kriterien, wie Lesbarkeit und Kontrast der Schrift.
zu enge Laufweite Die Wahl einer Schrift ist eine ernste Angelegenheit. Der Gestalter muss logisch vor-
gehen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Er entscheidet nach verlässlichen
Kriterien, wie Lesbarkeit und Kontrast der Schrift.
zu grosse Laufweite D i e Wa h l e i n e r S c h r i f t i s t e i n e e r n s t e A n g e l e g e n h e i t . D e r G e s t a l -
t e r m u s s l o g i s c h v o r g e h e n u n d s i c h a u f d a s We s e n t l i c h e k o n z e n -
trieren. Er entscheidet nach verlässlichen Kriterien, wie Lesbar-
keit und Kontrast der Schrift.
zu kleiner Zeilenabstand Die Wahl einer Schrift ist eine ernste Angelegenheit. Der Gestalter muss logisch
vorgehen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Er entscheidet nach ver-
lässlichen Kriterien, wie Lesbarkeit und Kontrast der Schrift.
zu grosser Zeilenabstand Die Wahl einer Schrift ist eine ernste Angelegenheit. Der Gestalter muss logisch
vorgehen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Er entscheidet nach ver-
lässlichen Kriterien, wie Lesbarkeit und Kontrast der Schrift.
7.1 Die Maturarbeit 154
geeignet: Die Wahl einer Schrift ist eine ernste ANGELEGENHEIT. Der Gestalter muss
fett, versal, kursiv logisch vorgehen und sich auf das WESENTLICHE konzentrieren. Er entschei-
det nach verlässlichen Kriterien, wie Lesbarkeit und Kontrast der Schrift.
ungeeignet: Die Wahl einer Schrift ist eine ernste Angelegenheit. Der Gestalter muss logisch
unterstreichen, sperren vorgehen und sich auf das W e s e n t l i c h e konzentrieren. Er entscheidet
nach verlässlichen K r i t e r i e n , wie Lesbarkeit und Kontrast der Schrift.
Das Mischen einer Serifenschrift mit einer serifenlosen Kontrastschrift ist für Aus-
zeichnungen die idealste und einfachste Lösung. Durch den Schriftmix stehen für
die Textgestalter mehr Schriftschnittvarianten (z.B. fett, kursiv) zur Verfügung, um
den Text zu gliedern.
Titel
optimal: Die WAHL einer Schrift ist eine ernste Angelegenheit. Der Gestalter muss lo-
fette Kontrastschriften gisch vorgehen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Er entscheidet
nach verlässlichen Kriterien, wie Lesbarkeit und Kontrast der Schrift.
Blocksatz ideal Die Wahl einer Schrift ist eine ernste Angelegenheit. Der Gestalter muss logisch
vorgehen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Er entscheidet nach ver-
lässlichen Kriterien, wie Lesbarkeit und Kontrast der Schrift.
Blocksatz zu schmal Die Wahl einer Schrift bei schmalen Spalten: Die Wahl einer Schrift
ist eine ernste Angele- Flattersatz setzen! ist eine ernste Ange-
genheit. Der Gestalter legenheit. Der Gestal-
muss logisch vorgehen ter muss logisch vorge-
und sich auf das We- hen und sich auf das
sentliche konzentrie- Wesentliche konzent-
ren. Er entscheidet rieren. Er entscheidet
nach verlässlichen Kri- nach verlässlichen Kri-
terien, wie Lesbarkeit terien, wie Lesbarkeit
und Kontrast der und Kontrast der
Schrift. Schrift.
7.1 Die Maturarbeit 155
Initialen Eine Initiale (Grossbuchstabe aus einer anderen Schrift oder mit einem grösseren
Schriftgrad) ist ein guter Blickfang und markiert den Texteinstieg.
Die Wahl einer Schrift ist eine ernste Angelegenheit. Der Gestalter muss
logisch vorgehen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Er entscheidet
nach verlässlichen Kriterien, wie Lesbarkeit und Kontrast der Schrift.
Aufzählungen Aufzählungen sind übersichtlich und lockern den kompakten Textblock auf.
Die Wahl einer Schrift ist eine ernste Angelegenheit. Kriterien dafür sind:
– Lesbarkeit
– Strichstärke
– Schriftschnitt
Modische Strömungen, zeitgeistiger Firlefanz und persönliche Vorlieben haben
bei der Wahl einer guten Schrift keinen Einfluss.
Die Wahl einer Schrift ist eine ernste Angelegenheit. Kriterien dafür sind:
Lesbarkeit
Strichstärke
Schriftschnitt
Modische Strömungen, zeitgeistiger Firlefanz und persönliche Vorlieben haben
bei der Wahl einer guten Schrift keinen Einfluss.
7.2 Layout 156
Gliederung
Gliederungsschemata
Die Maturarbeit, Facharbeiten und wissenschaftliche Arbeiten an der Universität
gliedern sich in die drei Teile Einleitung (mehr dazu auf S. 104), Hauptteil (mehr
dazu auf S. 104) und Schlussteil (mehr dazu auf S. 105).
Der Hauptteil gliedert sich in Unterkapitel, die sich nach dem wissenschaftlichen oder
dem gestalterischen Gliederungsschema darstellen lassen.
Wissenschaftliches Gestalterisches
Gliederungsschema Gliederungsschema
A. Einleitung Inhaltsverzeichnis
B. Hauptteil Einleitung
Hauptteil
1. Hauptaspekt
Erster Hauptaspekt
1.1. Unterpunkt
1. Unterpunkt
1.1.1. Einzelaspekt
Einzelaspekt 1
1.1.2. Einzelaspekt
Einzelaspekt 2
1.1.3. Einzelaspekt
Einzelaspekt 3
1.2. Unterpunkt
2. Unterpunkt
1.2.1. Einzelaspekt
Einzelaspekt 1
1.2.2. Einzelaspekt
Einzelaspekt 2
1.2.3. Einzelaspekt
Einzelaspekt 3
2. Hauptaspekt
Zweiter Hauptaspekt
2.1. Unterpunkt
1. Unterpunkt
2.1.1. Einzelaspekt
Einzelaspekt 1
2.1.2. Einzelaspekt
Einzelaspekt 2
2.1.3. Einzelaspekt
Einzelaspekt 3
2.2. Unterpunkt
2. Unterpunkt
2.2.1. Einzelaspekt
Einzelaspekt 1
2.2.2. Einzelaspekt
Einzelaspekt 2
2.2.3. Einzelaspekt
Einzelaspekt 3
C. Schluss Schluss
Anhang Anhang
Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis
(Quellenverzeichnis) (Quellenverzeichnis)
Diverse Hilfsteile: Glossar, Dank, Diverse Hilfsteile: Glossar, Dank,
Stichwortregister; verwendete Stichwortregister; verwendete
Formulare oder Fragebögen; usw. Formulare oder Fragebögen; usw.
Italien 11%
Beispiel: Ein Unternehmen exportiert nach England 27% seiner Produkte, nach
Italien 11% und nach Frankreich 62%. Im Kreisdiagramm kann dargestellt werden,
in welches Land das Unternehmen einen wie grossen Anteil der für den Export bes-
timmten Produktion liefert.
6.5%
Quelle: BFS
6%
5.5%
5%
4.5%
4%
3.5%
3%
2.5%
2%
1.5%
1%
0.5%
0%
1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Zeit
56
Die Einteilung der ver-
55
tikalen Achse beginnt
54
nicht mehr bei 0. Der
53
Eindruck entsteht, als
52
hätte es viel grössere
51
Umsatzschwankungen
50
gegeben.
00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
120
110 Realität:
100
90
Der Umsatz bleibt
80 während mehreren
70 Jahren relativ konstant.
60
50
40
30
20
10
0
00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
Die Wahl der Achseneinheit ist daher sehr entscheidend. Wer eine Grafik liest, muss
sich zuerst fragen, ob die Einteilung der Achsen sinnvoll gewählt worden ist. Die
gleiche Feststellung trifft auf das Säulen- und das Balkendiagramm zu.
7.3 Checklisten 159
A. Kontext
Die Analyse des Kontexts klärt vorab folgende Fragen:
1. Wer hat den Text geschrieben? Wie qualifiziert ist der Autor?
2. Wann wurde der Text verfasst? Wo ist er erschienen?
3. Aus welchem Grund, zu welchem Anlass oder zu welchem Zweck wurde der Text
geschrieben?
4. Um welche Textsorte handelt es sich? Welche Rückschlüsse lässt das zu?
5. Was ist über die Wirkung dieses Textes bekannt?
6. Woher hat die Autorin ihre Kenntnisse? Wie verlässlich sind ihre Informationen?
Es macht einen erheblichen Unterschied, ob es sich um einen für die Öffentlichkeit
bestimmten Zeitungsartikel oder um ein privates Tagebuch handelt, ob die Autorin
einen Sachverhalt für ein Handbuch zusammenfassen oder ob sie ihn in einer Rede
einer breiten Zuhörerschaft vorstellen will.
B. Text
Die Textanalyse klärt folgende Fragen:
1. Welches Thema wird in vorliegendem Text behandelt?
2. Wo liegt der Kern des Problems? Auf welchen speziellen Aspekt geht die
Autorin ein?
3. Wird auf einen historischen, aktuellen gesellschaftlichen oder sonstwie ausserhalb
des Textes liegenden Sachverhalt Bezug genommen?
4. Welche – allenfalls falsche – Argumentation braucht die Autorin ( siehe auch
S. 89 bis 94)?
5. Welche appellativen und manipulativen Mittel setzt der Autor ein ( siehe auch
S. 54 und 96)?
Viel Stoff zu Was tun, um sich – Legen Sie sich eine Strategie zurecht: Beginnen Sie mit den einfachen Texten, das
erarbeiten viele Informationen sind jene zu Dingen, über die Sie viel Vorwissen haben. Denken Sie daran: Je mehr
aus verschiedenen Vorwissen Sie haben, desto leichter lernt es sich.
Büchern anzu- – Arbeiten Sie mit Exzerpten und Abstracts (siehe S. 114). Beide Mittel erleichtern
eignen? die Erarbeitung und die Ablage – und damit die Übersicht.
Schwieriger Was tun, wenn ein – Titel, Inhaltsverzeichnis, Vorwort, Klappentext lesen.
(oder langer) Text zwar wichtig, – Allenfalls: zuerst ein Abstract dieses Textes lesen (z.B. im Internet oder in einem
Text aber schwierig ist? Handbuch).
– Struktur beachten (Zwischentitel).
– Schlagen Sie prinzipiell alle unbekannten Wörter nach.
– SQ3R-Methode anwenden (siehe S. 110 f.).
Material Was tun, wenn – Gewichten Sie die Inhalte der einzelnen Mäppchen: Welche beantworten die
zusammen- Ihr Portfolio Fragen? Welche geben interessante Hintergrundinformationen? Welche reagie-
stellen gefüllt ist und Sie ren auf Probleme im Zusammenhang mit dem Thema? Welche sind überflüssig?
zum Schreiben usw.
übergehen – Erstellen Sie Visualisierungen oder Mind-Maps ( siehe auch S. 115).
sollten? – Suchen Sie allenfalls zusätzliche Illustrationen.
Material / Was tun, wenn – Eine Zeitachse erstellen: Ordnen Sie die Informationen chronologisch.
Informationen Sie in der Fülle – Ein Alphabet erstellen: Ordnen Sie die Informationen alphabetisch.
ordnen des Materials zu – Karteikarten beschriften: Karteikarten lassen sich leicht umstellen.
ertrinken drohen? – Ein erstes Inhaltsverzeichnis erstellen.
– Alternative Inhaltsverzeichnisse erstellen.
– Stellen Sie Lücken fest. Stopfen Sie sie gezielt.
7.3 Checklisten 161
Thesenbildung
Als These bezeichnet man einen als Behauptung aufgestellten Satz, der als Aus-
gangspunkt für die weitere Argumentation oder Interpretation dient. Demgegenüber
wird als Hypothese eine Vermutung bezeichnet, die durch Überprüfung verifiziert
oder falsifiziert werden muss, damit sie zu einer These wird.
Beurteilung
A. ist zwar kurz, korrekt, nachvollziehbar, bringt aber keine neuen Erkenntnisse,
ist weder aussagekräftig noch provokativ. Sie taugt als These wenig.
B. verfügt über einen Textbezug, weist auf einen neuen Aspekt hin (Heimtücke)
und bietet eine Basis für eine vertiefende Auseinandersetzung.
7.3 Checklisten 162
Gestaltendes Sprechen
Die Vorleserin, der Rezitator verfügt über ein ganzes Arsenal an Möglichkeiten,
einen Text einem Publikum so vorzutragen, dass dieses mitgerissen wird.
Die Wirkung des Vorgetragenen hängt stark von der Aussprache, der Betonung,
dem Sprechtempo, der Lautstärke, dem Rhythmus und vielem mehr ab. Es gilt, sich
vom schülerhaften Wort-für-Wort-Lesen und -Sprechen zu befreien und den Sinn
des Gelesenen zu entfalten, Schwerpunkte hervortreten zu lassen und Wichtiges
von weniger Wichtigem zu unterscheiden.
Konkret geht es darum, Aussprache (Artikulation, Phonetik), Stimmmittel und
Körpersprache miteinander zu kombinieren: Modulation (Variationen in Betonung,
Klang und Stimme), Tempo, Lautstärke, Rhythmus, Mimik, Gestik.
Anregung
Geben Sie folgendem Stabreim mittels Intonation, Rhythmus, Tempo, Tonhöhe und
Modulation einen Sinn:
Wenn hinter Fliegen Fliegen fliegen, fliegen Fliegen Fliegen nach.
7.3 Checklisten 163
1. Vortragsgeschwindigkeit anpassen
Rückmeldung
Ein wichtiger Aspekt gemeinsamen Lernens ist eine Nachbearbeitung. Dazu gehört
neben der Selbstbeurteilung auch eine Fremdbeurteilung durch das Publikum. Münd-
liche Rückmeldungen kommen nach Präsentationen in der Klasse oder Gruppe, nach
Diskussionen und für schriftliche Texte zum Einsatz. Informationen zur schriftlichen
Rückmeldung finden Sie im Band Deutsch am Gymnasium 2: «Einfach schreiben».
Komma
Das Komma trennt Sätze
Satz Ein Satz besteht aus einem finiten Verb. Oder: Jedes finite Verb
ergibt einen Satz. Das Komma kommt vor die Konjunktion oder das
Relativpronomen zu stehen.
Bemerkung zu + Infinitiv wird wie ein Satz behandelt, wenn vor dem zu noch
mindestens 1 Wort steht.
Beispiel Sie wussten wieder einmal nicht, wo die Kommas zu stehen kommen.
Bemerkung 1 Kommen und / oder hinter das Komma zu stehen, das Einschübe
und Nachträge abtrennt, steht das Komma trotz und / oder.
Beispiel Rufen Sie ihn, und zwar sofort. Holen Sie ihn, zum Teufel!
Beispiel Papst Johannes Paul II, der Kanton Bern, Bundesrat Huber
Beispiel Meine beiden Kätzchen, die beide noch klein sind, fressen
ungeheuer viel.
Bemerkung 4 Adverbiale sind keine Einschübe.
Beispiel Der Zug hält zwischen Aarau und Olten dreimal.
Rhetorische Figuren
Klangfiguren spielen mit den Lauten
verwandt mit
Figur Erklärung Beispiele Wirkung
Gegenteil von
Emphase Betonung eines Wortes – Er ist auch nur ein betonend, hervor- – Ausruf
Mensch! hebend, auffordernd – Hyperbel
– Sei ein Mann! – Interjektion
Rhetorische Frage Scheinfrage, die keine – Finden Sie nicht provokativ, Hyperbel
Antwort erwartet auch? auffordernd
– Wer kennt das nicht?
Ironie Gegenteil dessen, was – Das ist aber eine schöne überraschend, indirekt, Litotes
gemeint ist Bescherung. kommunikativ
– Heute siehst du aber
wieder gut aus.
Litotes Verneinung des – Das ist nicht schlecht. auflockernd, indirekt, Ironie
Gegenteils – Keine uninteressante eindringlich betonend
Frage.
Metonymie Das Gemeinte wird – Goethe lesen statt: Ein auflockernd, Periphrase
durch einen ver- Werk von Goethe lesen anschaulich
wandten Begriff – Ein Glas trinken
bezeichnet
verwandt mit
Figur Erklärung Beispiele Wirkung
Gegenteil von
Akkumulation Anhäufung von zwei «Habe nun, ach! Philosophie, eindringlich – Asyndeton
oder mehr Begriffen (der Juristerei und Medizin, überredend – Polysyndeton
letzte wird meist mit und leider auch Theologie – Synonymie
«und» aufgezählt) durchaus studiert!» (Goethe)
Anapher Wiederholung von «Wale – wie sie leben, wie sie eindringlich – Epipher
Worten und Wort- lieben, wie sie leiden.» (GEO) – Anadiplose
gruppen am Satzanfang
Anadiplose letztes Wort des ersten «Ich habe kein bisschen eindringlich – Anapher
Satzes ist das erste des Fantasie. Fantasie ist für – Epipher
folgenden mich ein totales Fremdwort.»
– Kyklos
(Martin Walser)
Chiasmus symmetrische Überkreuz- – «Eng ist die Welt und das anschaulich, – Parallelismus
stellung von semantisch Gehirn ist weit.» (Schiller) unterhaltend – Wortspiel
und / oder syntaktisch – «Die Kunst ist lang, und – Inversion
einander entsprechenden kurz ist unser Leben.»
Satzgliedern (Goethe)
Ellipse Auslassung von Wörtern – Ohne Wenn und Aber überraschend, Parenthese
– Je schneller, desto besser auflockernd
Epipher Wiederholung von «Wohl dem, der gelernt hat, eindringlich – Anapher
Worten und Wort- zu ertragen, was er nicht – Anadiplose
gruppen am Satzende ändern kann, preiszugeben
– Kyklos
mit Würde, was er nicht retten
kann.» (Schiller)
Inversion Umstellung des normalen – Zum Schlusse kommen wir. spannend, – Parallelismus
Satzbaus – Endlich ist der Sommer da. überraschend – Chiasmus
Klimax (meist dreigliedrige) Ich bitte Sie, ich beschwöre eindringlich, – Kyklos
Steigerung Sie, ich flehe Sie an. spannend – Synonymie
Parallelismus gleicher Aufbau der Sätze «Das Schiffchen (1a) fliegt anschaulich, Chiasmus
in aufeinander folgenden (1b), der Webstuhl (2a) kracht eindringlich
Sätzen (2b).» (Heinrich Heine)
– Asyndeton – Akkumulation
– Chiasmus – Alliteration
– Hyperbel – Anapher
– Metapher – Anadiplose
– Metonymie – Antithese
– Neologismus – Emphase
– Oxymoron – Epipher
– Periphrase – Kyklos
– Pleonasmus – Parallelismus
– Synonym – Polysyndeton
– Vergleich – Synonymie
– Anrede – Akkumulation
– Apostrophe – Asyndeton
– Ausruf – Klimax
– Emphase – Polysyndeton
– Hyperbel – Synonymie
– Ironie
– Paradoxon
– Rhetorische Frage
– Stilbruch
Bibliografie
– Beck, Klaus: Kommunikationswissenschaft.
Konstanz (UTB Basics) 2007.
– Brundin, Gudrun: Kleine deutsche Sprachgeschichte.
München (UTB) 2004.
– Crystal, David: Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache.
Frankfurt (Campus) 1995.
– Ernst, Peter: Germanistische Sprachwissenschaft.
Wien (UTB Basics) 2004.
– Fix, Martin: Texte schreiben. Schreibprozesse im Deutschunterricht.
Paderborn (Schöningh UTB), 2. Aufl. 2008.
– Gigl, Claus: Abiturwissen Deutsch. Erörterung.
Stuttgart (Klett) 2005.
– Gigl, Claus: Abiturwissen Deutsch. Referat, Präsentation, Rhetorik.
Stuttgart (Klett) 2006.
– Gora, Stephan: Schule der Rhetorik. Ein Lese- und Arbeitsbuch.
Leipzig (Klett) 2001.
– Hajnal, Ivo / Item, Franco: Schreiben und Redigieren – auf den Punkt ge-
bracht! Das Schreibtraining für Kommunikationsprofis.
Frauenfeld, Stuttgart, Wien (Huber) 2000.
– Hohenadl, Christa: Kommunikationstraining: richtig hören, verstehen, reden.
Stuttgart (Klett) 1997 (4. Aufl. 2005).
– Lindauer, Thomas / Sturm, Afra / Schmellentin, Claudia: Die Neuregelung der
deutschen Rechtschreibung.
Bern, Generalsekretariat EDK. Aktualisierte und erweiterte Aufl. 2006.
– Naef, Regula D.: Rationeller Lernen lernen.
Weinheim und Basel (Beltz), 6. Aufl. 1974.
– Schneider, Wolf: Deutsch fürs Leben. Was die Schule zu lehren vergass.
Reinbek bei Hamburg (Rowohlt) 1994.
– Schuh, Horst / Watzke, Wolfgang: Erfolgreich reden und argumentieren.
München (Hueber) 1983.
– Schweizer Presse.
Zürich 2001.
– Watzlawick, Paul / Beavin, Janet H. / Jackson, Don D.: Menschliche Kommuni-
kation. Formen, Störungen, Paradoxien.
Bern (Huber), 4. Aufl. 1974 (Original 1967).
– Will, Hermann: Mini-Handbuch Vortrag und Präsentation.
Weinheim und Basel (Beltz), 2. Aufl. 1997.
– Zimmer, Dieter E.: Wie viele Wörter hat der Mensch? Das innere Lexikon. In:
ders.: Die Elektrifizierung der Sprache.
Zürich 1990, S. 53 – 74.
Glossar 171
Glossar
A dialogisch
Im Dialog, also im Gespräch untereinander entstehend.
Akronym
Aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildetes
Kurzwort. Beispiel: SBB für Schweizerische Bundesbah- digital
nen. Mit «digital» werden in der Linguistik nicht etwa die elek-
tronischen Medien wie SMS oder Computer bezeichnet.
analog Digital («zeigend») meint eine nach Regeln (vgl. «Kon-
Als analoge Äusserungen bezeichnet die Linguistik nicht- vention») festgelegte Zeichensprache, z.B. die Schrift, die
sprachliche Äusserungen, beispielsweise Gestik oder Mathematik oder Musiknoten. Digitale Zeichen haben
Seufzlaute wie «ach!» oder «mmmh». Das analoge Zei- mit dem Dargestellten eine symbolische Beziehung. Vgl.
chen hat mit dem Dargestellten eine Ähnlichkeitsbezie- auch «Symbol». Gegenteil: analog.
hung («analog» = ähnlich), z.B. Lächeln = Freude.
Anglizismus E
Im Deutschen verwendeter englischsprachiger Ausdruck. Euphemismus
Häufig ein Ausdruck, der im britischen Englische oder Beschönigende, mildernde Umschreibung eines Sachver-
amerikanischen Englisch gar nicht existiert, z.B. Shop- haltes.
ping Center.
Artikulation F
Deutliche Aussprache; Bildung der Laute mit Hilfe der
finites Verb
Sprechwerkzeuge. Auch: Gliederung des Gesprochenen.
Ein in Person, Tempus, Genus und Numerus gesetztes
Verb. Gegenteil: Infinitiv.
Aspekt
Gesichtspunkt, Standpunkt, Betrachtungsweise.
Flexion
Beugung der Nomen und Adjektive nach Zahl, Fall und
Person bzw. der Verben nach Person, Tempus, Genus und
B Numerus.
Begriff
Wort, das eine Vorstellung bzw. die Gesamtheit wesent-
licher Merkmale einer Idee oder Wahrnehmung umfasst. G
Der Begriff ist nicht die Vorstellung oder die Idee selber,
generative Grammatik
sondern die Bezeichnung dafür. Deswegen können die
Sie wird aus dem Gehörten erzeugt ( = generiert) deskrip-
Inhalte von Begriffen von Mensch zu Mensch variieren.
tive Grammatik.
Der Begriff «Baum» löst nicht bei allen Menschen diesel-
be Vorstellung aus. Das trifft umso mehr auf abstrakte
Gestik
Begriffe wie «Freiheit» oder «Gerechtigkeit» zu.
Äusserungen mittels Armen, Händen, Kopf, allenfalls
Schultern und Beinen.
Bildlegende
Erklärung einer Abbildung.
Glossar
Verzeichnis der Fachausdrücke innerhalb eines Buches
oder eines Faches.
C
Code Graphem
Als Code bezeichnet man eine Zeichenfolge, die in einer Kleinste bedeutungstragende geschriebene Einheit. Bei-
Sprechergemeinschaft konventionell angewendet wird. spiel: Baum ist ungleich Saum ist ungleich Traum usw.
Dabei gibt es neben der Schrift und den Lauten der
Sprechsprache auch vielerlei andere Codes («Codices»):
Noten, Zahlen, Verkehrsschilder usw. H
Hypotaxe
Satzkonstruktion mit abhängigen Nebensätzen. Gegen-
D teil: Parataxe.
deskriptiver Grammatik
Ist die in Lehrbüchern dargelegte Beschreibung (Deskrip-
tion) der Sprache.
Glossar 172
I Mimik
Äusserungen mittels Gesichtszügen, z.B. Lächeln, mit den
intendiert / Intention Augen starren usw.
Absichtlich, geplant, vorsätzlich. Absicht, Vorsatz.
Modulation
Interaktion Variation in Betonung, Klang und Stimme in der gespro-
Aufeinander bezogenes Handeln zweier oder mehrerer chenen Sprache.
Personen. Sprachliche Kommunikation ist die wichtigste
Form zwischenmenschlicher Interaktion.
Interpunktion
N
Satzzeichen-Setzung. Nominalstil
Schreibstil, der sich durch die Häufung von Substantiven
Intonation (Nomen) auszeichnet. Besonders häufig in der Amtsspra-
Betonung der gesprochenen Sprache. Jedes Wort hat ge- che oder in der Wirtschaftskorrespondenz anzutreffen:
nau eine betonte Silbe. In einem Satz gibt es eine Satzbe- «Unter Bezugnahme auf obige Abmachung mit Bitte um
tonung und allenfalls eine Nebenbetonung. Kenntnis zuhanden Ihrer Abteilung teilen wir mit, dass
baldmöglichst die Abrechnung in Angriff genommen wer-
den muss.»
Kennzeichen des Nominalstils sind Substantivierungen
K von Verben («Weigerung» von weigern), Komposita
kognitive Fähigkeit («Schulhausneubaufremdfinanzierung»), Funktionsverb-
Fähigkeit, die Aussenwelt über Verstandestätigkeit wahr- gefüge («in Erwägung ziehen» statt «erwägen»), Häufung
zunehmen und selbstständig in ein Beziehungsnetz zu von Präpositionen («kraft des Gesetzes», «von Haus
knüpfen. Die Fähigkeit zu lernen und eigenständig Be- aus»), abhängige (Genitiv-)Attribute («Stellvertreter des
griffe zu bilden. Ministers»). Der schwerfällige Nominalstil ist zu vermei-
den. Vorzuziehen ist der Verbalstil.
Komparation
Steigerungsformen des Adjektivs: Positiv, Komparativ,
Superlativ. P
Parataxe
Konvention
Satzkonstruktion aus Hauptsätzen. Gegenteil: Hypotaxe.
Regeln, die innerhalb einer Gesellschaft stillschweigend
gelten.
Phonem
Kleinste bedeutungstragende lautliche Einheit. Die Aus-
sprache von Bahn zu Bann unterscheidet sich dadurch,
L dass a einmal kurz und einmal lang ausgesprochen wird.
Linguistik Es handelt sich deshalb um unterschiedliche Phoneme.
Wissenschaft der menschlichen Sprache; Sprachwissen-
schaft. Piktogramm
Zeichen, das eine Information durch vereinfachte grafi-
sche Darstellung vermittelt. Piktogramme sind Ikonen
M (siehe «Zeichen»), sie zeichnen sich durch Ähnlichkeit
Medium / Medien mit der Information aus. Die Silhouette einer Frau auf
Als Medium bezeichnet man sämtliche Möglichkeiten, der Tür zur Damentoilette ist ein Piktogramm. Dieses
Gedanken von einem Sender zu einem Empfänger zu Piktogramm verweist allerdings auf das Vorhandensein
«transportieren». Das Medium der gesprochenen Sprache einer Damentoilette und wird damit zu einem Symbol,
ist die Luft bzw. die Schallwellen, ein Medium der ge- denn zwischen grafischer Darstellung (Frau) und Sach-
schriebenen Sprache ist z.B. Papier (Brief, Zeitung usw.). verhalt (Toilette) gibt es keine Ähnlichkeitsbeziehung
Daneben gibt es akustische Medien (Schallplatten, CD), (siehe «Symbol»).
elektromagnetische Medien (Telefon) und elektronische
Medien (TV, Radio, Internet u.a.). Als Massenmedien be- Produzent / in
zeichnet man Medien, die von einem oder wenigen Sen- Die Urheberin resp. der Urheber einer sprachlichen Äus-
dern viele Empfänger auf einmal erreichen (Zeitung, Ra- serung.
dio, TV, Werbung).
Glossar 173
Q T
Querverweis Terminus
Verweis von einer Stelle eines Buches auf eine andere, wo Festgelegte Bezeichnung; Fachbegriff. Die Fachbegriffe
das Thema oder der Begriff ebenfalls bzw. vertiefter ab- eines Faches zusammen nennt man Terminologie. Siehe
gehandelt wird. S. 26.
textimmanent
R Aus dem Text heraus ersichtlich; eine dem Text innewoh-
nende Eigenschaft.
Redundanz
Das Vorhandensein von überflüssigen, für die Informati-
on nicht nötigen Elementen. Eine massvolle Redundanz
hilft indessen dem Verständnis. Gesprochene Sprache ist V
redundanter (verfügt über mehr Redundanz) als geschrie- verbal / nonverbal
bene Sprache. Die verbalen Sprachäusserungen sind die von einem Pro-
duzenten mit Intention formulierten Wörter und Sätze.
Rezeption Als nonverbale Äusserungen bezeichnet man die körper-
Verstehensprozess beim Empfänger einer gesprochenen sprachlichen Elemente wie Gestik, Mimik, Lautstärke
Äusserung oder beim Leser eines Textes. usw. Geschriebene Sprache ist nur verbal. Siehe dazu
auch «analog» und «digital».
Rezipient / in
Die Empfängerin resp. der Empfänger einer sprachlichen Verbalstil
Äusserung. Als Verbalstil bezeichnet man Formulierungen, die das
Verb ins Zentrum setzen. «Zu seinen Sachen kam er wie
Rhetorik die Weiber zu schönen Kindern: Sie denken nicht daran
Die Kunst des freien Sprechens vor Publikum. Auch die und wissen nicht wie» (Goethe). «Jetzt werden Seehelden
Kunst des Überzeugens. aus Korsaren, aus Raubschiffen zieht sich eine Marine
zusammen, und eine Republik steigt aus Morästen em-
por» (Schiller). Der Verbalstil zeichnet sich durch die
S Abwesenheit all der Merkmale des «Nominalstils» aus; er
verfügt stattdessen über Rhythmus und Schwung. Der
Symbol Verbalstil ist anzustreben.
Ein Symbol ist ein Zeichen, das mit dem Dargestellten
keinerlei Ähnlichkeit hat. Es wird «zufällig» (arbiträr)
einem Inhalt zugeordnet und gilt mittels Konvention, d.h.
Übereinkunft in einer Sprachgemeinschaft. Beispiele sind Z
die Verkehrssignale. Sprachliche Zeichen sind fast aus- Zeichen
schliesslich symbolisch. Siehe dazu auch «Zeichen» und Ein Zeichen steht stellvertretend für das Bezeichnete
«digital». («aliquid stat pro aliquo»). Dabei kann unterschieden
werden zwischen dem Ikon (Piktogramm), das eine Ähn-
synthetischer Sprachbau lichkeitsbeziehung von Zeichen zum Bezeichneten auf-
Ein synthetischer Sprachbau ist in der Sprachtypologie weist (z.B. die Skizze eines Fahrrades), dem Index, der
nach Wilhelm von Humboldt und August Wilhelm Schle- eine Kausalitätsbeziehung von Zeichen zum Bezeichneten
gel ein Sprachbau, in dem die grammatische Funktion aufweist (z.B. zeigen die 40 Grad auf dem Fieberthermo-
eines Wortes durch Flexion kenntlich gemacht wird. Da- meter hohes Fieber an, dieses wiederum zeigt Krankheit
durch werden neue Wörter «synthetisiert». Sprachen, in an), und dem Symbol, das zwischen Zeichen und Bezeich-
welchen dieses Konzept vorherrscht, nennt man synthe- netem keinerlei Ähnlichkeit aufweist, sondern durch Kon-
tische Sprachen; z.B. heisst «zu meiner Mutter» auf Un- vention bestimmt ist (z.B. das Fahrverbotsschild). Sprach-
garisch in einem Wort «anyukámhoz» oder kürzer «any- liche Zeichen sind fast immer Symbole.
ámhoz»; «ich bin gewesen» heisst «voltam». Weitere
Sprachklassen sind isolierender und analytischer Sprach-
bau.
Sachregister 174
Sachregister
4 Seiten einer Botschaft 43 «Door-in-the-face»-Technik 95
5 Gebote 138 Du-Orientierung 69
Durchschuss 118 f.
A
A=TBB 88 f. E
aktiver, passiver Wortschatz 23 «ebd.» 150
Aktivierender Einstieg 68 Eigennamen 26
Akzeptabilität 129 Einigungsgespräch 100
Allgemeine Aussage, Allgemeinplatz 94 Einleitung 104
Althochdeutsch 13, 14 Einzug 155
analog 44, 71 elaboriertes Sprechen 10
Analogie 90 Empfänger 47
Anfang 68 Erarbeitung von Fachliteratur 147, 159 f.
Anmerkung 150 erörtern 101 ff.
Anreiz 142 Exzerpt 114
Appell, appellieren 43
Apposition 165
Aquarium 58 F
Arbeitsjournal 145 «f.», «ff.» 150
Arbeitsplan 145 Facharbeit 144 ff.
Arbitrarität 8 Fachliteratur 108
Argument 88 ff. Fachwortschatz 26
Aufmerksamkeit 67 Faktenargument 90
Aufriss 118 f. falsifizieren 161
Ausdrucksvermögen 60 Fehlschluss 91
Ausführlichkeit 128 fette Schrift 152
Auslautverhärtung 17 Feuilleton 120
Aussprache 17 Flattersatz 154
Axiome der Kommunikation 39 ff. Flipchart 85
«Foot-in-the-door»-Technik 95
Formulierung 135 f., 138 f., 140 ff.
B freies Sprechen 82
Begründung 88 f. Fremdwort 24
Behauptung 88 f. Fünfsatz 78 f.
Betonung 18, 162 Funktionen der Kommunikation 50
Beurteilungskriterien für Texte 136 Fussnote 150
Beweis 90
Beziehung 41, 43, 71
Bibliografie 151 G
Bildlegende 118 f. generative Grammatik 21
Blocksatz 154 Germanisch 12
Boulevard 122 ff. Gesprächsblocker 54 f.
Gesprächsfähigkeit 61
Gesprächsverhalten 97
C Gestaltendes Sprechen 162
Cluster 146 Gestik 72
Code 47, 127 Gliederung einer Rede 78
Gliederungsschema 156
Grafik 157 f.
D
dass-Sätze 138
Debatte 58 H
Deduktion 93 Handbuch 108
Defizithypothese 10 Hochdeutsch 13
Denotation 49 höflich sein 99
deskriptive Grammatik 21 Hypothese 161
diagonales Lesen 109, 112
Diagramm 157 f.
Dialekt 9, 15 I
Differenzhypothese 10 Ich-Orientierung 98, 164
digital 44, 71 Idiolekt 9
direktes Zitat 150 Impressum 119
Diskussion 57 indirektes Argument 90
Diskussionsform 58 indirektes Zitat 150
Sachregister 175
J
Jargon 11 N
journalistische Pflicht 121 Nachrichtenagentur 117
Jugendsprache 11 Nachrichtenmodell 47
Jugend debattiert 59 ff. Nachrichtenwert-Theorie 29
Neuhochdeutsch 14
Niederdeutsch / Oberdeutsch 13
K nonverbal 40, 44, 71
Kanal 47 normatives Argument 90
Kapitälchen 154 Notiz 113
Klangfigur 166
Kohärenz 128
Kohäsion 128 O
Komma 165 Oralität 126
Kommunikationsfähigkeit 52 Organonmodell 46
Kommunikationssituation 48, 127, 129 orientierendes Lesen 147
kommunikative Basis 48 Overhead-Folie 84
Kompetenz 9
Komplementarität 45
Konfliktlösung 97 ff. P
Konnotation 49 Passivsätze 138
konstativ 27 Pauschalität 94
konstruktive Rückmeldung 164 Pendlerzeitung 122
Kontext 159 Performanz 9
Konvention 8 performativ 27
Konversationsmaxime 38 Phatik 41 f.
Konzeption 148 Phonetik 16
Konzeptkarte 115 Plagiat 149
Kooperationsprinzip 38 Planungsfähigkeit 133
Körpersprache 71 f., 162 f. Podiumsgespräch 58
Korrespondent / in 117 Political Correctness 30
Kursivschrift 154 Portfolio 145, 160
Kurzzitierung 149 Powerpoint 85
Prämisse 92 f.
Präsentation 64
L Präzision 142
Laufweite 153 Pressemitteilung / Pressekonferenz 117
Lautschrift 16 Problemerörterung 106
Lautverschiebung 12 f. Problemorientierung 132
Lead 118 f. Produzent 127
Lehnwort 24 Publikumsorientierung 67 ff., 77
Lesbarkeit 153
Leserfreundlichkeit 141
Lesetechnik 109 ff. Q
Literalität 126 Qualität, Maxime der 38
literarische Erörterung 106 Quantität, Maxime der 38
Literatursuche 147 Quellenanalyse 159
Literaturverzeichnis 151 Quellenverzeichnis 151
Logik 141 Querlesen 109
M R
Mainstreaming 117 Rechtschreibreform 32 ff.
Manipulation 54 f., 96 Redaktor / in 120
Sachregister 176
Rede 64
Redewendung 25 U
Referat 64 Überarbeitung 137
Relation, Maxime der 38 Überlauf 118 f.
Reporter / in 117 Überreden 95 f.
Ressort 120 Überzeugen 77, 95
restringiertes Sprechen 10 Überzeugungskraft 61
revidieren 161 Umgangssprache 9
Rezipient 127 und-Anschlüsse 138
rhetorische Figur 166 ff. unterstreichen 154
Rückmeldung 164 Unwort des Jahres 26
Urteil 89
S
Sachkenntnis 60 V
Sachtext 108 Varietät 10
Sapir-Whorf-Hypothese 28 verbal 40, 44, 71
Satzfigur 168 verifizieren 161
Scheinautorität 91 Versalien 152
Schlagzeile 118 f. Verständlichkeit 138 ff.
Schlussfolgerung 93 Vertiefungsarbeit 144 ff.
Schlussteil 105 Verweis 150
Schreibkommunikation 127 VIR-Strategie 100
Schreibkompetenz 131 ff. Visualisierung 83, 115
Schreibprozess 131 ff. Vokalansatz 17
Schrift 152 Vorspann 118 f.
Schriftlichkeit 126
Schriftwahl 155
Schwa-Laut 17
Selbstoffenbarung 43
W
Selbstständige Arbeit 144 ff. Wandtafel 84
Sender 47 f. Weltwissen 48 f.
Serifen 152 wenn-Sätze 138
situationsbezogenen Textualität 129 Wirkung 71, 162
«sollen» 94, 97 wissenschaftliches Arbeiten 148
Soziolekt 10, 11 Wort des Jahres 26
sperren 153 f. Wortfigur 167
Spitzmarke 118 f. Wortschatz 22
Spracherwerb 21
Sprachgeschichte 12 ff.
Sprachwandel 26 Z
Sprechakte 27 Zeichen 8, 173
Sprechtempo 72, 162 f. Zeilenabstand 153
SQ3R 110 f. Zielsatz 73 f.
Standardaufbau einer Rede 66 Zitat 149 f.
Standardsprache 9, 10 Zitierkonvention 149
stimmhaft / stimmlos 16 Zuhörerorientierung 65
Stoffsammlung 103 Zuhörerpsychologie 67
Störung 47
substantivierte Verben / Adjektive 138
Symmetrie 45
T
Tatsache 89
Terminologie 26
Textanalyse 159
Texterörterung 106
Textlinguistik 128
Textmerkmale 128
Textsortenwissen 134
Textualität 128
Textwissen 134
Themengewinnung 146 Ins Sachregister nicht aufgenommen wurden die rhetorischen
These 88 f., 161 Figuren. Sie finden sie auf den Seiten 166 – 169. Ebenfalls nicht
Titel 105 aufgenommen wurden die Begriffe im Glossar.