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1. Einleitung
Wie Alexander in der Schilderung Justins seine Soldaten immer wieder halten
läßt, damit sie sich an den Anblick der Feindesscharen quasi gewöhnen,1
ganz so muß auch derjenige, der es unternimmt, das nahezu undurchschau-
bare Geflecht der spätantiken Alexandertexte wenigstens teilweise zu entwir-
ren, hie und da innehalten, um sich im Textgewebe nicht zu verheddern und
den Lauf seines jeweiligen Ariadnefadens im Blick zu behalten.
1
Siehe Iust. 11,9,7 identidem consistere aciem iubet, ut hac mora consuescant oculis turbam
hostium sustinere und 11,13,8 Alexander Macedonas monebat, ne multitudine hostium […] mo-
verentur.
2
Vgl. Vollmann, Benedikt K. 1992. „Rezension von Schnell (1989).“ In: PBB (Tübingen)
114: 339-344, hier 340, sowie zur Problematik solcher textes vivants Konstan (1998), bes.
126-128.
3
Dazu vor allem Merkelbach (1977) und die im Abschnitt ‘Grundlagenliteratur’ genannten
Titel. Einen guten kompakten Überblick bietet Stoneman (1996), eine deutsche Überset-
zung der Rezension a Pfister (1978): 1-76.
4
Vgl. Schmidt, Peter Lebrecht 1989. „Iulius Valerius Alexander Polemius.“ In: Herzog,
Reinhart und Schmidt, P.L. Handbuch der lateinischen Literatur der Antike. Band 5. Mün-
chen: Beck: 212-214 (§ 540.1). Eine neue Teubneriana ist 1993 von M. Rosellini herausge-
geben worden.
5
Text und Untersuchungen von Pfister (1913); ergänzend Pfister (1914) sowie Ross (1959)
und Pfister (1960).
6
Gute Überblicksdarstellungen bei Kratz (1991): XXI-XXIX und Ross (1988): 50-54, 61.
Dies ist bei der Collatio Alexandri et Dindimi, einem imaginären Briefwechsel
zwischen Alexander dem Großen und Dindimus, dem König der Brahmanen,
nicht der Fall. Das Werk besteht aus fünf Briefen, wobei Alexander die Korre-
spondenz eröffnet und beschließt. Dindimus preist auf Alexanders Aus-
kunftsbegehren hin das asketische Lebensideal der Brahmanen und tadelt die
ausschweifende Lebensweise und die Vielgötterei Alexanders, der wiederum
seine eigene Lebenseinstellung verteidigt und diejenige der Brahmanen ver-
spottet.
7
In ihrem historischen und literarischen Kontext untersucht – nebst Übersetzung – von
Gunderson, Lloyd L. 1980. Alexander’s letter to Aristotle about India. Meisenheim: Hain
(Beiträge zur klass. Phil. 110); rezensiert von A. Cizek, Gnomon 54 (1982): 809-811. Siehe
auch Voorbij (1996).
8
Dieses als Übersetzung von Palladius’ per‹ t«n t∞w ÉInd¤aw §yn«n ka‹ t«n Bragmãnvn (Aus-
gaben: Derrett [1960b] und Berghoff, Wilhelm 1967. Palladius de gentibus Indiae et bragma-
nibus. Meisenheim: Hain [rezensiert von G.Chr. Hansen, Gnomon 41 (1969): 344-347];
übersetzt u.a. von Pfister [1978]: 112-129) vielfach dem hl. Ambrosius zugeschriebene
Werk wurde zuletzt hrsg. von Pritchard (1993b). Der erste Teil (Ps.-Call. III 7-10 = I D)
dieses ‘Komposittextes’ – wohl nur dieser stammt von Palladius – wird auch als Commo-
nitorium Palladii bezeichnet, der dritte Teil (Ps.-Call. III 13-16 = II 12-57 D) auch als ‘Dan-
damis-Gespräch’. Bisweilen läuft aber auch die gesamte Schrift unter der Bezeichnung
Commonitorium (etwa bei Cracco Ruggini [1965]). Vgl. Derrett (1960a, 1960b und 1962a)
– bei ihm jedoch nur eine Zweiteilung – und Brunel (1978) sowie Pfister (1921) zu Einzel-
heiten von Textgeschichte und -zusammenhängen.
9
Dazu Schmidt, Peter Lebrecht 1989. „Alexandri Magni Macedonis Epitoma rerum gesta-
rum (Metzer Alexander-Epitome).“ In: Herzog/Schmidt (wie Anm. 4): 215f. (§ 541.1)
und jetzt v.a. Baynham, Elizabeth J. 1995. „An introduction to the Metz epitome: Its tra-
ditions and value.“ In: Antichthon 29: 60-77. Ein neuer Kommentar wird von A.B. Bos-
worth und E.J. Baynham angekündigt.
10
Vgl. Schmidt, Peter Lebrecht 1989. „De morte testamentoque Alexandri Magni liber
(Alexanders letzte Tage).“ In: Herzog/Schmidt (wie Anm. 4): 217 (§ 541.2) und bes.
Heckel, Waldemar 1988. The last days and testament of Alexander the Great. A prosopogra-
phic study. Wiesbaden: Steiner (Historia Einzelschriften 56).
11
Siehe den Überblicksartikel von Fuhrmann, Manfred 1989. “Itinerarium Alexandri.” In:
Herzog/Schmidt (wie Anm. 4): 214f. (§ 540.2) sowie den grundlegenden Forschungsbe-
richt (“Itinerarium Alexandri: rassegna critica degli studi e prospettive di indagine.” In:
BStudLat 17 [1987]: 77-120) und die neue kritische Edition mit Übersetzung, Einleitung
und ausführlichem Kommentar (Itinerarium Alexandri. Florenz: Olschki, 2000) von Raffa-
ella Tabacco. – Eine englische Übersetzung mit prägnanter einleitender Fußnote von W.
Heckel bietet Davies, Iolo 1998. “Alexander’s itinerary.” In: AHB 12: 29-54 (auch unter
<http://ivory.trentu.ca/www/cl/ahb/ahb12/ahb-12-1-2d.html> [14.01.2001]).
Die Collatio Alexandri et Dindimi – eine annotierte Arbeitsbibliographie 53
2. Grundlagenliteratur
12
Lexikonartikel sind wegen ihres Überblickcharakters i.d.R. nicht in die Bibliographie
aufgenommen. Im übrigen ist Verf. dankbar über jedwede Hinweise, Ergänzungen oder
Berichtigungen zum folgenden Literaturverzeichnis und dessen Anmerkungen!
13
Vgl. die Rezensionen von Fr. Pfister, Gnomon 32 (1960): 360-365 und J. Storost, Anglia 75
(1957): 234-244.
54 Marc Steinmann
Da Küblers (1888) Edition auf lediglich drei Handschriften beruht, forderte be-
reits Makowsky (1919) eine Neuausgabe und teilte die Lesarten weiterer vier
Die Collatio Alexandri et Dindimi – eine annotierte Arbeitsbibliographie 55
Da allerdings oftmals kein incipit angegeben wird, sind aufgrund der oben
skizzierten Überlieferungssituation sämtliche Angaben zu Collatio-Hss. mög-
lichst durch Autopsie zu überprüfen: So bieten z.B. die von Kristeller vielver-
sprechend mit „Letters of Alexander and Dindimus“ betitelten Stücke einer
Krakauer Hs. gerade nicht den Text der Collatio I,21 und auch unter die hier
14
Thorndike, Lynn und Kibre, Pearl 1963. A catalogue of incipits of mediaeval scientific writings
in Latin. Cambridge (Mass.): Mediaeval Acad. of Am.: 1431.
15
Rubio Fernandes, Lisardo 1984. Catalogo de los manuscritos clasicos latinos existentes en
España. Madrid: Univ. Complutense: 136: „Epistola Alexandri regis macedonum ad Din-
dimum regem bragmanorum“ (fol. 89r – wohl nur der erste Brief).
16
Kristeller, Paul Oskar 1963-1992. Iter Italicum … 6 Bde. Leiden: Brill und London: War-
burg Institute: IV 122a: „Letters of Dindimus and Alexander“ (fol. 1v – Exzerpte), „Re-
plies of Alexander and Dindimus“ (fol. 3r – Exzerpte). Hier handelt es sich um die Epi-
stula Bragmanorum; vgl. Fußnote 19 sowie den online-Katalog der Hss. der British Library
unter <http://molcat.bl.uk/msscat/desc0000.asp> [14.01.2001], Stichwort ‘bragman*’.
17
Kristeller (wie Anm. 16): IV 636a: „Dindimus rex, letter to Alexander (inc. Desideran-
tem)“.
18
Kristeller (wie Anm. 16): VI 397a: „Descriptio gentis nomine Bragmanorum“ (fol. 445 r-
460 v – hier könnte es sich auch um den 2. Collatiobrief oder um Teile aus Ps.-Ambosius
handeln).
19
Kristeller (wie Anm. 16): III 543a: „Epistola Braxmanorum ad Alexandrum, and Epistola
Didimi [sic] ad Alexandrum“ (fol. 232v). Siehe dazu Hahn (1980): 217 sowie Verf. „Eine
Depesche der nackten Weisen an Alexander: Prolegomena zur Textgeschichte der Collatio
Alexandri et Dindimi.“ (erscheint).
20
Kristeller (wie Anm. 16): III 654a: „Epistola missa Alexandro per regem Brachmanorum
de vita ipsorum Bragmanorum“ (ohne Paginierung – wohl auch dies die Epistula Bragma-
norum).
21
Kristeller (wie Anm. 16): IV 404a; ebenso Bojarski et al. (1966). – Der bei Kristeller (wie
Anm. 16): II 128a für die Hs. London, BL Arundel 138 (saec. XV), mit „Dindimus, letter
to Alexander, fragm.“ beschriebene Text auf fol. 126 r-126v trägt nach Pfister, Friedrich
1912. „Zur Geschichte zweier Handschriften der Valerius-Epitome.“ In: WKlPh 29: 332-
335, hier 335, den Titel „Dindimi Pragmanorum Didascali ad Alexandrum Magnum
56 Marc Steinmann
mitgeteilten Ergänzungen könnte sich der eine oder andere falsch klassifi-
zierte Text verirrt haben.
Von Collatio II gibt es u.a. eine englische Übersetzung von Stoneman (1994 a).
Collatio III liegt u.a. in einer annotierten Übersetzung der J1-Fassung von Prit-
chard (1992) auf Englisch vor, ebenfalls – jedoch ohne Anmerkungen – von
Kratz (1991). Eine annotierte deutsche Übersetzung der Fassungen J1, J2 und J3
stammt von Kirsch (1984).
Epistola de vita Pragmanorum“. – Auf fol. 105-116 der Hs. Ravenna, Bibl. Classense 271
(saec. XV), soll nach Ross (1956): 131 der Text der Epistola stehen, nach Kristeller (wie
Anm. 16): II 81b gibt die Hs. jedoch „Alexander Magnus, letters to Dindimus, and
replies“, und zwar auf fol. 104v-115r. – Die Hs. London, BL Harl. 5054 (saec. XV), bietet
den Text der Collatio nach Ross (1956): 130 auf fol. 168-178, nach Kristeller (wie Anm.
16): IV 128a auf fol. 168-181.
22
Vgl. Hansen (1965a) und Morelli (1920), anders Becker (1889). Similiensammlungen bei
Morelli (1920), Liénard (1936), André (1983), ausführlicher bei Steinmann (2000).
23
Vgl. – neben verstreuten Einzelbemerkungen – vor allem Pfister (1976c) und Cary (1954),
zu den Brahmanen allgemein Hahn (1978).
Die Collatio Alexandri et Dindimi – eine annotierte Arbeitsbibliographie 57
scher oder utopischer24 Literatur. Des weiteren wird etwa Collatio II als direkte
Vorlage des Ritmo Cassinese reklamiert.25
Doch resümierend gilt mutatis mutandis für die Collatio, was Stoneman (1994 c):
504 über die Schrift des Palladius sagt: „Not many scholars have studied this
text, but nonetheless there are as many characterizations of its philosophic
position as there are scholarly studies.“
7. Annotierte Bibliographie
André, Jacques 1983. „Échos poétiques d’un brahmane.“ In: REL 60: 43-49.
[Die Anfang des 4. Jh. entstandene Collatio sei ein mittelmäßiges Pro-
dukt rhetorischer Schulübungen (46, 49); die überwiegend aus Vergil
und Lukrez stammenden Parallelstellen (45f. [einige störende Druck-
fehler!]) seien lediglich Zierat. Nach einem Vergleich von zwei kleinen
Auszügen aus Collatio I und II zieht A. den Schluß, daß es sich um zwei
unabhängige Übersetzungen desselben griechischen Originales han-
deln müsse (47f.); die Briefe drei bis fünf in Collatio I seien der Zusatz
eines späteren Rhetors (48).]
André, Jacques und Filliozat, Jean (edd.) 1986. L’ Inde vue de Rome. Textes lati-
nes de l’ Antiquité relatifs à l’ Inde. Paris: Les Belles Lettres. [Enthält Aus-
züge (171,10-175,4 K sowie 178,9-18 K und 183,5-19 K) aus Küblers Text
mit französischer Übersetzung (164-169) und fünf Anmerkungen
(388f.). Der Text wird auf „début du IVe s.“ datiert (164 und 388, Anm.
314), der Autor „est certainement chrétien“ (389, Anm. 318). „Il est peu
probable que la rédaction de cette correspondance supposée se soit in-
spirée de realia“ (389, Anm. 316).]
Ausfeld, Adolf 1907. Der griechische Alexanderroman. Nach des Verfassers Tode
hrsg. von Wilhem Kroll. Leipzig: Teubner. [Siehe oben, Abschnitt 2.]
Axelson, Bertil 1935/36. „Zum Alexanderroman des Iulius Valerius. Textkri-
tische Beiträge.“ In: Ders. 1987. Kleine Schriften zur lateinischen Philologie.
24
Siehe etwa die Arbeiten von Derrett (1962b), Göller (1989) und Kirsch (1975).
25
Diese These hat zuerst (?) Cesare Segre aufgestellt und in mehreren Arbeiten (darunter
Segre, Cesare 1957. „La fonte diretta del ‘Ritmo Cassinese’.“ In: Giornale storico della
letteratura Italiana 134: 473-481 sowie ders. 1966. „Per l’interpretazione del ‘Ritmo Cassi-
nese’.“ In: Cavaliere, Alfredo [ed.]. Studi in onore di Italo Siciliano. Florenz: Olschki: 1081-
1093. Vgl. auch eine Sammelrezension von Luciana Cocito, Riv. di storia e lett. religiosa 8
[1972]: 193f.) zu erhärten versucht. Trotz anfänglichen Widerspruchs (etwa Cocito,
Luciana 1958. „Di due supposte fonti del ‘Ritmo Cassinese’.“ In: Giornale Italiano di filo-
logia 11: 261-263 und bes. Spitzer, Leo 1959. „The text and artistic value of the Ritmo
Cassinese.“ In: Ders. Romanische Literaturstudien 1936-1956. Tübingen: Niemeyer: 425-463
[um einen Anhang (457-463) aktualisierter Wiederabdruck aus Studi medievali n.s. 18
(1952): 23-54], hier 462f.) scheint sie heute jedoch überwiegend akzeptiert zu sein.
58 Marc Steinmann
war als der im Bambergensis überlieferte Text“ (891); vgl. Pfister (1976
c): 63f.]
Berg, Beverly 1970 [gedruckt 1975]. „Dandamis. An early christian portrait of
Indian asceticism.“ In: C&M 31: 269-305. [Geringfügig bearbeitete Ver-
sion von Berg (1973 a): 60-126.]
Berg, Beverly 1973 a. Tales of Alexander and the East. Wonders and wise men. Diss.
phil. Stanford. [Umfangreiche Dissertation – die bis auf den Collatio-Teil
auch in Einzelaufsätzen vorliegt – zu den Briefen und Brahmanentexten
mit folgenden Schwerpunkten: ‘marvel letters’ (12-42), ‘letter of Palla-
dius’ (43-59), ‘the Brahman tract (Palladius)’ (60-126), ‘Collatio’ (127-
138). Nach einer allgemeinen Einführung – Alexanderhistoriker, Erd-
randvölker, philosophische Motive, zunehmende Mirabilisierung des
Stoffes (1-11) – unterstützt B. Ausfelds und Pfisters These eines alexan-
drinischen ‘Kerns’ des Alexanderromans insofern, als es zwar eine
„early Alexandrian novel“ gegeben habe. Diese habe Ps.-Callisthenes
jedoch nur als eine Quelle unter vielen in das erste Buch des Romans
eingearbeitet (12-20 = 381-387). Nach Aufzählung der verschiedenen
Bestandteile des zweiten und dritten Buches gibt B. eine Paraphrase der
Epistola Alexandri, deren Inhalt „arouse from the popular oral legends“
(26), macht dabei unter anderem auf Curtianische Parallelen aufmerk-
sam (23f.) und untersucht die Unterschiede zwischen der lateinischen
Version und den Fassungen in den verschiedenen Rezensionen des
Alexanderromans (24-36). Hinsichtlich Palladius, dessen Autorschaft
für per‹ t«n … Bragmãnvn nicht in Frage gestellt wird, nimmt B. an, daß
er „is sending his letter as a sequel to the Lausiac History, therefore
sometime after 420“ (45 = 7). Für seine Informationen über die Brahma-
nen habe er den Reisebericht eines thebanischen scholasticus ausge-
schrieben, dessen teilweise widersprüchliche Angaben B. im folgenden
beleuchtet (49-55 = 10-16). Den Großteil ihrer Untersuchungen widmet
B. dann dem zweiten Teil des Palladiustextes, der „goes back ultimately
to two main works, both dating to the second century A.D.“ (114 = 302),
nämlich ‘Dandamis über die Brahmanen’ (= II 2-11 D) und ‘Dandamis-
Gespräch’ (= II 13-57 D). Der erste Teil sei ursprünglich ein gnostischer
Text gewesen – B. zieht als Beleg hierfür unter anderem Hippolyts Er-
wähnung der Logostheologie (Haer. 1,24) heran (75f. = 277f.) –, dessen
Spuren sich noch in Alexanders Äußerungen entdecken lassen; in den
Redeteilen der Brahmanen, die als Mönche avant la lettre in positivem
Licht erscheinen sollten, habe Palladius sie getilgt (77f. = 278f.). Nach
einer Untersuchung und abschließenden Verneinung der Frage, ob Ar-
rian einen Teil von per‹ t«n … Bragmãnvn verfaßt habe (79-87 = 280-85),
widmet sich B. der Dandamisrede, deren asketische Aussagen sie mit
Porphyrius’ de abstinentia und dem Genfer Papyrus kontrastiert (95-100
60 Marc Steinmann
Bojarski, Jacek et al. 1966. „Spotkanie sie dwu filozofii.“ In: Meander 21: 237-
250. [Polnische Übersetzung der Küblerschen Ausgabe (240-250) mit
kurzer, sehr allgemein gehaltener Einleitung. Die erwähnte Hs. Krakau,
Bibl. Jagiel. 126 (saec. XVIin.), fol. 43v-45r, hat nicht den Text der Collatio
I, sondern den der Collatio III in der J3-Fassung.]
Bosworth, A. Brian 1996. Alexander and the East. The tragedy of triumph. Oxford:
Clarendon Press. [Stellt gut die interpretatio Graeca Indiens durch die Ge-
schichtsschreiber dar (83-97, zu den Brahmanen bes. 92ff.).]
Bosworth, A. Brian 1998. „Calanus and the brahman opposition.“ In: Will,
Wolfgang (ed.). Alexander der Große. Eine Welteroberung und ihr Hinter-
grund. Vorträge des […] Alexanderkolloquiums 1996. Bonn: Habelt
(Antiquitas 1, 46): 173-203. [Eingehende Studie zur Figur des Calanus:
Die ambivalente Darstellung seiner Person und Taten – er war als
Brahmane nahezu zwei Jahre im Gefolge Alexanders – in den uns er-
haltenen Zeugnissen liege im ‘politischen’ Standpunkt des jeweiligen
Autors begründet. Diese These wird minutiös, aber konzis begründet,
ausgehend von den Schilderungen über Calanus’ Flammentod. Der ne-
gativen Darstellung in Megasthenes’ Indica, verfaßt „certainly before […]
the last decade of the fourth century“ (189), stehe Onesikritos’ wohl
kurze Zeit später entstandene Schilderung mit „clear apologetic pur-
pose“ (ebd.) sozusagen als Antwort gegenüber. Zudem sei Calanus als
eher unorthodoxer Brahmane auch in seiner eigenen Kaste nicht unum-
stritten gewesen (ausführliche Belege passim): „The Brahman commu-
nity of northern India was deeply divided on such matters as the pro-
priety of suicide, the morality of wine drinking and the necessity to per-
sue the ascetic life exclusively in India“ (202). Allen Berichten über die
Brahmanen liegen jedoch authentische Informationen zugrunde, aller-
dings „expressed in Greek terms, borrowed from fourth-century philo-
sophy“ (194) und bisweilen tendenziös verfärbt. En passant referiert B.
noch die ‘Entstehung’ des Namens Calanus und mehrere andere Ein-
zelheiten.]
Breloer, Bernhard und Bömer, Franz 1939. Fontes historiae religionum Indicarum.
Bonn: Röhrscheid (Fontes historiae religionum … 7). [Chronologische
Anordnung der Zeugnisse mit nützlichem index rerum. Die Collatio wird
nur in der Einleitung berührt: „Collationes Alexandri Magni cum Din-
dimo (Dandami) saec. fort. VI/VII, certe ante saec. VIII […] conscriptas
Palladiique q.d. partes II et III […] neglegendas putavimus“ (4). – Ad-
denda und Corrigenda, leider aber nicht zur Collatio, gibt Pfister in sei-
ner Rezension, BPhW 61 (1941): 93-99.]
Brunel, Philippe 1978. „Le de moribus brachmanorum: histoire du texte et pro-
blèmes d’attribution.“ In: Centre Jean Palerne. Memoires I: 27-43. [B. unter-
sucht ausführlich die Zusammenhänge von De moribus Bragmanorum,
62 Marc Steinmann
P.Genev.inv. 271 und per‹ t«n … Bragmãnvn. Letztere Schrift sei nach
408-412 entstanden und könne deshalb nicht von Ambrosius übersetzt
worden sein. Die Aufnahme der lat. Fassung ins Ambrosianische Werk
hänge entweder zusammen mit Ambrosius’ Epistula ad Simplicianum, in
der von den Brahmanen und bes. Calanus die Rede ist, oder aber ein
Mönch – evtl. sogar aus Ambrosius’ Umfeld – habe sein eigenes Werk
unter Ambrosius’ Namen in Umlauf gebracht.]
Cary, George A. 1954. „A note on the mediaeval history of the Collatio Alex-
andri cum Dindimo.“ In: C&M 15: 124-129. [Die Collatio, „composed
about the fifth or sixth century A.D. […] is closely connected with, and
probably suggested by, two other Latin pamphlets on the Brahmans, the
Commonitorium Palladii and Dindimus de Bragmanibus“ (124). Da die
Brahmanen des öfteren von den Kirchenvätern als Vorbild gepriesen
worden waren, rezepierten die christlichen Leser die Collatio nicht, wie
ursprünglich intendiert, als Angriff auf Dindimus, sondern als einen
gegen Alexander: „the delicate mockery was lost to that edified mind
which saw in the Collatio another proof of the admirable asceticism of
the Brahmans“ (126). Diese Interpretation wird dann im folgenden in
einigen mittelalterlichen Schriften aufgezeigt.]
Cary, George A. 1956. The medieval Alexander. Edited by David J.A. Ross. Cam-
bridge: University Press (Nachdrucke). [Im ‘Quellenteil’ (9-76) Kurzcha-
rakterisierungen nebst Inhaltsangaben und Bibliographien nahezu
sämtlicher Alexandertexte. Die Collatio „was intended as an attack,
either upon the ascetic philosophy preached by the Cynics or, possibly,
upon the early Christian accusers of Alexander“ (13). Im analytischen
Teil (77-274) wird die Konzeption des Alexanderbildes in verschiede-
nen Textgattungen bzw. geistigen Traditionen untersucht. Der Collatio-
Abschnitt (92-94) findet sich in erweiterter Form bei Cary (1954). Siehe
auch oben, Abschnitt 2.]
Cizek, Alexander 1982. „La recontre des deux ‘sages’: Salomon le ‘pacifique’
et Alexandre le grand dans la légende hellenistique et médiévale.“ In:
Université de Provence (ed.). Images et signes de l’orient dans l’occident mé-
diéval. Aix-en-Provence: CUER MA (Senefiance 11): 77-99. [C. stellt die
Entwicklung des Salomon- und Alexanderbildes im hellenistisch-römi-
schen, jüdisch-arabischen und christlichen Bereich dar, vor allem unter
dem Aspekt des „roi sage et thaumaturge“. Eine „possible interférence
textuelle“ zwischen der Collatio und dem Conflictus verborum inter regem
Salomonem et rusticum Marcolfum (ed. A. Benary, Heidelberg 1914) wird
angedeutet (87f. und Anm. 51 [97f.]).]
Cizek, Alexandru 1986. „Zur literarischen und rhetorischen Bestimmung der
Schrift Collatio Alexandri Magni, regis Macedonum, et Dindimi, regis Brag-
manorum, de philosophia per litteras facta.“ In: Rhetorica 4: 111-136. [Dieser
Die Collatio Alexandri et Dindimi – eine annotierte Arbeitsbibliographie 63
bedeutendste neuere Aufsatz speziell zur Collatio wurde Verf. leider erst
nach Fertigstellung des Manuskriptes von Steinmann (2000) bekannt,
stimmt jedoch in vielen Punkten mit seinen Ansichten überein. C. un-
tersucht eingehend die rhetorischen Bestandteile und Grundlagen der
Collatio I und schließt u.a., daß es sich bei der uns vorliegenden Fassung
in Briefform um ein Produkt des 4./5. Jh. handele, das in mehreren
Schritten aus einer kynischen Diatribe – im letzten Stadium sicherlich
in der Rhetorenschule – entwickelt worden sei. Diese Umwandlung al-
lerdings, die zur „Entstehung der Collatio geführt hat, ist im gegenwär-
tigen Forschungsstand nur in ihren mutmaßlichen Grundzügen nach-
zuvollziehen“ (128). Fest stehe immerhin, daß ein offenbar christlicher
Bearbeiter den Angriff gegen Tieropferungen (vgl. Collatio 2,16 Anfang)
„opportun aufgegriffen und […] ausgesponnen“ (125, Anm. 34) und al-
so die von C. als Füllsel bezeichneten §§ 16 Mitte bis 21 der ersten Ant-
wort Dindimus’ eingefügt habe (124f.). C. meint, daß „außerhalb dieses
Teils, den ich für einen späteren, möglicherweise im 4. Jh. entstandenen
Zusatz halte, […] die Indizien des Christentums recht dürftig“ seien
(124, Anm. 33) und verweist i.d.R. auf das Gedankengut von Kynismus,
Stoa und Pythagoreismus.]
Cizek, Alexandru 1994. Imitatio et tractatio. Die literarisch-rhetorischen Grundla-
gen der Nachahmung in Antike und Mittelalter. Tübingen: Niemeyer
(Habil.-Schrift Münster, 1987). [In diesem profunden Werk besteht die
einzige Äußerung zur Collatio leider darin, daß es sich um eine „Verket-
tung von Doppelchrien“ handele (255).]
Cizek, Alexandru 1997. „Die tria genera narrationum und die Alexanderstoffe.
Ein Beitrag zur Poetik des antik-mittelalterlichen Alexanderromans.“
In: Picone, Michelangelo und Zimmermann, Bernhard (edd.). Der antike
Roman und seine mittelalterliche Rezeption. Basel: Birkhäuser: 273-306.
[Nach einer Darstellung der Genera fabula, historia und argumentum in
Antike und MA untersucht C. vor diesem Hintergrund die Alexander-
texte. Daß vielfach Collatio, Epistola und Valeriusepitome gemeinsam
tradiert werden (vgl. Ross [1956], Hahn [1980], Voorbij [1984], modifi-
zierend: Voorbij [1996]), hänge mit deren Zuordnung zu einem dieser
Genera zusammen; ansonsten werden diese Schriften jeweils mit ande-
ren Texten desselben Genus tradiert (299-304). Die Collatio sei als rheto-
risch-philosophisches argumentum zu verstehen, wobei Alexander und
Dindimus rein typisierte Erscheinungen sind, die gegensätzliche The-
sen vertreten (301f.).]
Cracco Ruggini, Lellia 1965. „Sulla cristianizzazione della cultura pagana: il
mito greco e latino di Alessandro dall’età antonina al medioevo.“ In:
Athenaeum n.s. 43: 3-80. [Umfassende grundlegende Abhandlung mit
abundanten Literaturangaben, die das Alexanderbild im 4. und 5. Jh.
64 Marc Steinmann
zur Collatio sei sicherlich Alcuin (318 mit Anm. 33), nicht der Stadtprä-
fekt der Jahre 389-91, Rufius Albinus (317 mit Anm. 31 – contra Liénard
[1941]).].
Cracco Ruggini, Lellia 1993. „Conoscenze e utopie: i popoli dell’ Africa e dell’
Oriente.“ In: Momigliano, Arnaldo und Schiavone, Aldo (edd.). Storia di
Roma. Band 3, Teil 1. Turin: Einaudi: 443-486. [Gewohnt profunde Ar-
beit von Cr. R. Die philosophischen griechischen Schriften über Alexan-
der fanden im 4./5. Jh. „poi traduttori e lettori […], subendo una facile
cristianizzazione attraverso pochi ritocchi (pensiamo anche alla Collatio
Alexandri et Dindimi)“ (485).]
vgl. auch Ruggini
Dekkers, Eligius und Gaar, Aemilius 1995. Clavis Patrum Latinorum. Editio ter-
tia aucta et emendata. Steenbrugge: Brepols (19511). [Die Collatio wird
„saec. V-VI“ (61) datiert.]
Derrett, J. Duncan M. 1960 a. „The history of ‘Palladius on the races of India
and the Brahmans’.“ In: C&M 21: 64-99. [Die Hauptergebnisse dieser
Arbeit liegen zusammengefaßt bei Derrett (1962 a): 21-23 vor. Hier wird
darüber hinausgehend eine Geschichte der Editionen (64-69) gegeben
und die Autorschaft Arrians für den zweiten Teil des Palladiustextes als
„obvious“ (72) erklärt. Der Palladiustraktat, „destined to have a great
rôle in monasteries, eastern and western“ (78), sei in der ältesten uns
erhaltenen Fassung (Versio Ornatior) nicht „earlier than c. 410“ (80). Die
Collatio, für die ein „Greek original“ supponiert wird (80, Anm. 75), ba-
siere letztlich auf Dandamis’ Versprechen, „to correspond with Alex-
ander“ (82) und sei ein „counter-attack upon asceticism“ (83). Nach ei-
ner Auflistung der Palladius-Hss. inklusive Stemma (84-88) folgen
ausführliche Textvergleiche (89-99).]
Derrett, J. Duncan M. 1960 b. „Palladius: De vita bragmanorum narratio, alias
Palladii de gentibus Indiae et bragmanibus commonitorii necnon Arri-
ani opusculi versio ornatior.“ In: C&M 21: 100-135. [Nach einer praefatio
folgt die Edition des Textes (108-135). D. hält Ambrosius als Übersetzer
von De moribus bragmanorum evtl. für möglich, zumindest sei „the sub-
ject matter of the treatise […] a good indication why the text was inclu-
ded in collections of his works“ (101).]
Derrett, J. Duncan M. 1962 a. „The Theban scholasticus and Malabar in c. 355-
60.“ In: JAOS 82: 21-31. [Im ersten Teil (21-23) dieses Aufsatzes gibt D.
eine prägnante Zusammenfassung seiner bereits an anderem Orte
(Derrett [1960a]) entwickelten Thesen: per‹ t«n … Bragmãnvn, dessen
Autor nicht Palladius sein könne, bestehe aus zwei Teilen, deren erster
(Ps.-Call. III 7-10) hauptsächlich den Bericht eines thebanischen schola-
sticus verwerte. Dem zweiten Teile (Ps.-Call. III 11-16) liege eine „youth-
ful composition of Arrian“ (22) zugrunde, die zunächst rhetorisiert und
66 Marc Steinmann
Friedman, John Block 1982. The monstrous races in medieval art and thought.
Cambridge (Mass.): Harvard UP. [F. behandelt im Kapitel ‘Monstrous
men as noble savages’ die Stilisierung Indiens und der Brahmanen
(163-171, 249-251). Abb. von Alexander und Dindimus (33) sowie
Brahmanen in einer Höhle (13).]
Göller, Karl Heinz 1989. „Alexander und Dindimus: West-östlicher Disput
über Mensch und Welt.“ In: Erzgräber, Willi (ed.). Kontinuität und Trans-
formation der Antike im Mittelalter. Sigmaringen: Thorbecke: 105-119.
[Nach einer summarischen Stoffgeschichte untersucht G. ausgewählte
Themenkreise der mittelenglischen Alliterative romance of Alexander and
Dindimus und zieht hierfür die verschiedenen Fassungen der Collatio
heran: ‘Menschen- und Herrscherbild’ (111f.), ‘Natur des Menschen’
(112-115), ‘Gelehrsamkeit und Bildung’ (115f.) und ‘Geld und Gold’
(117f.). Abschließend kündigt G. eine ausführliche Arbeit an, die die
These enthalten werde, daß Thomas Morus’ Utopia, die „erstaunliche
Parallelen“ aufweist, „auch als Synthese der beiden schroff gegenein-
andergestellten Thesen von Alexander und Dindimus gelesen werden
kann“ (119).]
Hahn, Thomas 1978. „The Indian tradition in western medieval intellectual
history.“ In: Viator 9: 213-234. [Kenntnisreicher Überblick über die Be-
urteilung der Brahmanen von den frühen Kirchenschriftstellern bis zu
John Gower mit kurzen Textbelegen und guten Literaturangaben. Kurz-
charakterisierung der Collatio (219f.).]
Hahn, Thomas 1980. „Notes on Ross’s check-list of Alexander texts.“ In:
Scriptorium 34: 275-278. [Korrekturen und Ergänzungen zu Ross (1956).]
Hansen, Günther Christian 1965 a. „Alexander und die Brahmanen.“ In: Klio
43/45: 351-380. [Grundlegender Aufsatz, der die verschiedenen Texte
zum Thema beleuchtet. Ausgehend vom Kynikerpapyrus P.Genev.inv.
271 (Paraphrase [352-354], Anm. zum Text [354-355]), der „die Berichte
des Onesikritos und des Megasthenes […] in recht oberflächlicher Ma-
nier […] zusammengearbeitet und mit populärphilosophischem Mate-
rial angereichert“ (361) habe, wird die gesamte historisch-philosophi-
sche Brahmanentradition aufgerollt. Arrian könne aufgrund der „Häu-
fung schriftstellerischer Sünden“ (365) nichts mit per‹ t«n … Bragmãnvn
zu tun haben, dessen zweiten Teil (= II D) H. als christliche Bearbeitung
des Papyrus ansieht und eingehender untersucht (361-372 [367-370:
Textüberlieferung und -kritik]). Die Collatio schließlich sei mitnichten
ein bloßer rhetorischer lusus ingenii, sondern trete vielmehr einer welt-
feindlichen Askese entgegen. H. stellt einige Parallelen zu Palladius
sowie zum Alexanderroman zusammen, denn „die ganze Erfindung
der Collatio setzt deutlich P[alladios] voraus“ (373). Daß die Collatio ein
lateinisches Originalwerk sein könne, wird beiläufig – unter Berufung
68 Marc Steinmann
Kirsch, Wolfgang 1984. Historie von Alexander dem Großen. Aus dem Mittellatei-
nischen. Übersetzung, Nachwort und Anmerkungen von Kirsch. Leipzig:
Reclam. Vierte [überarb.] Auflage (19751). [Übersetzung der Collatio III
(89-101); Anmerkungen (166-168).]
Klotz, Alfred 1920. „Rezension von Makowsky (1919).“ In: BPhW 40: 1153-
1155. [K. ist der Ansicht, daß Collatio I und II keine unabhängigen Fas-
sungen desselben griechischen Originals sind, sondern „daß beide auf
eine lateinische Bearbeitung zurückgehen“ (1153f.). Die Klauseln legen
eine Datierung ins späte 4. Jh. nahe und seien an einigen Stellen für die
Textkritik bedeutsam. Makowskys Vermutung, daß „das griechische
Original von einem christlichen Rhetor, etwa aus der Schule von Gaza,
herrühre“ (1155), ist für K. haltlos.]
Konstan, David 1998. „The Alexander Romance: The cunning of the open text.“
In: Lexis 16: 123-138. [Anders als etwa Apuleius, der in den Metamorpho-
sen verschiedene Quellen zu einer kohärenten Erzählung geformt hat,
weist der Alexanderroman „different forms or styles of narration“ (125)
in einer „segmentary composition, which may accrue or lose elements
without damage to its structure“ (126), auf. Infolge dieser für open texts
charakteristischen Kompositionsweise, „incompatible with authorial
control“ (127), erfolge ihre Überlieferung i.d.R. anonym oder unter
Pseudonym. Diese seine Hauptthese illustriert K. neben dem Alexan-
derroman an der Historia Apollonii und dem Äsoproman. Im Alexan-
derroman gehe es nicht primär um Moral, Tugenden oder einen eigent-
lichen plot, sondern um „Alexander’s canny wit“, sein „verbal jiu jitsu“
(129), wie K. an Beispielen ausführt (128ff.). Abschließend wird eine in-
teressante Parallele zum Neuen Testament gezogen, das bis zu seiner
endgültigen Fixierung ebenfalls als open text existiert habe und neben
einer biographischen Erzählung Briefsammlungen enthält (138).]
Kraemer, August 1937. „Rezension von Axelson (1935/36).“ In: BPhW 57:
632-638. [Stellungnahme zu zwei Konjekturen Axelsons (634): 174,15
(recte: 16) K (= 265,2 P / 34,3 St) und 177,20 K (= 267,5 P / 42,2 St).]
Kratz, Dennis M. 1991. The romances of Alexander. New York/London: Garland
(Garland Library of Medieval Literature B 64). [Englische Übersetzung
der Historia de preliis J1 (1-82), der Zusätze der J2- und J3-Rezensionen
(83-106), der Epistola (107-126), des Iter ad Paradisum (127-134) und des
Leotextes (135-188). In der Einleitung wird ein guter Überblick über den
griechischen Alexanderroman (XI-XVI) und die lateinischen Texte
(XVII-XXXVI) gegeben.]
Kübler, Bernhard (ed.) 1888. Juli Valeri Alexandri Polemi res gestae Alexandri
Macedonis translatae ex Aesopo Graeco. Accedunt collatio Alexandri cum Din-
dimo […] et epistola Alexandri ad Aristotelem […]. Recensuit Kübler. Leip-
zig: Teubner. [Text der Collatio auf Seiten 169-189. Wiederabdruck (mit
70 Marc Steinmann
sententias […] cum Stoicorum […] mixtas“ (35). Etliche Stellen deuten
schließlich auf einen christlichen Verfasser hin, so daß der Autor der ur-
sprünglichen Collatio „fuisse Christianum, qui lingua Graeca usus est
[…] Fortasse e schola Gazensi ortus est, quae saeculis VI/VII maxime
floruit“ (36). In einem Anhang (37-44) bringt M. noch Kollationen von
vier Hss., die zwar ‘nur’ von Küblers (1888) Edition abweichende Les-
arten anführen, aber für die Textkritk der Collatio auch heute noch von
Wert sind.]
Malaspina, Elena 1981/82. „Mitizzazione e demitizzazione dei sapienti indi-
ani nel mondo greco-romano.“ In: RomBarb 6: 189-234. [Profunde Studie
mit abundanten Literaturangaben, die die Nachrichten über indische
Weise bis zur Spätantike aufarbeitet. U.a. Auflistung der typischen To-
poi-Klassen zu Klima und Bevölkerung Indiens (204-209).]
Martin, Victor 1959. „Un recueil de diatribes cyniques. Pap. Genev. inv. 271.“
In: MH 16: 77-115. [Editio princeps des sog. Kynikerpapyrus aus dem 2.
Jh., der in acht Kolumnen (83-95) von je ca. 5 cm Breite und 52-57 Zeilen
Länge eine Vorstufe von Teilen des Palladiustextes (Ps.-Call. III 14-16 =
II 22-56 D) enthält. Die Kolumnen 9-15 (96-111) enthalten den siebten
Brief Ps.-Heraklits. „La similitude des thèmes dans les deux ouvrages
est évidente. […] Les sophistications d’une civilisation corrompue sont
condamnées et doivent être éliminées par un retour radical à la nature,
notamment sous la forme du végétarisme, du nudisme et de l’imitation
des animaux“ (81). Die Einleitung (77-82) ist allgemein gehalten, ein in-
dex verborum (111-115) schließt die Ausgabe ab. – Ergänzungen bei Wil-
lis/Maresch (1988).]
Martini, Georg Heinrich 1770. „Animadversiones criticae in praecedentes epi-
stolas.“ In: PL 101: 1375D-1383/4B. [An den Wiederabdruck der Regens-
burger Ausgabe (PL 101: 1366-1375) ist dieser Brief des Gymnasialdi-
rektors M. an Froben angehängt, worin er mit einer für heutiges Ver-
ständnis rührenden Naivität ausführlich nachweist, daß Alexander
und Dindimus nicht die wahren Verfasser der Collatio-Briefe sein kön-
nen: Erstens werde die Collatio von keinem antiken Alexanderautor er-
wähnt (1377), zweitens seien weder Alexander noch Dindimus des La-
teinischen mächtig gewesen und falls doch, passe der Sprachstil kei-
nesfalls in die Zeit um 325 v.Chr. (1378). Zudem finden sich in der Col-
latio zahlreiche ‘Anachronismen’ und typisch römische Wesenszüge,
aus denen erhelle, „quam rerum ignarus quamque stupidus fuerit
homo, qui epistolas […] commentus, Alexandro Dindymoque […] attri-
buere potuit“ (1382). Einige offensichtliche Bibelzitate legen
„impostorem aliquem recentiorem“ (ebd.) als Autor nahe, „qui nec
castus est, nec elegans nec aequabilis, sed modo humilis et frigidus,
modo poetico similis et turgidus, qui artificium aliquod sophisticum
Die Collatio Alexandri et Dindimi – eine annotierte Arbeitsbibliographie 73
the ideas found in that work“, und ihre Entstehungszeit sei „probably
late fourth or early fifth century“ (256). Ferner lege der Partizipialge-
brauch des Autors es nahe, daß „a Greek original did exist“ (257). Pr.s
Text fußt „generally, but not ultra sensum“ (260) auf den Hss. Paris, BN
lat. 6365, und Aberystwyth, NLW 11611C (vgl. Pritchard [1993a]), die
laut P. eine Familie der breiten Überlieferung bilden.]
Reinmuth, Oscar William 1941. „A new text of the correspondence of Alexan-
der with Dindimus and Aristotle.“ In: TAPhA 72: XLI. [R. kündigt eine
neue kritische Edition mit „important new readings“ von Collatio und
Epistola nach der Hs. Huntington 627 an, die in der Einleitung u.a. „the
general question concerning the transmission of the Latin text“ enthal-
ten solle. Die Ausgabe ist offensichtlich nie erschienen. Zum Verbleib
von R.s Manuskript konnten weder die Huntington Library noch R.s
ehemalige Universitäten positive Auskünfte erteilen.]
Ross, David John Athole 1956. „A check-list of mss. of three Alexander texts.“
In: Scriptorium 10: 127-132. [Erste umfangreichere detaillierte Auflistung
derjenigen Hss., die die Collatio I, die Epistola und die Epitoma enthal-
ten.]
Ross, David John Athole 1959. „A new manuscript of Archipriest Leo of
Naples: Nativitas et victoria Alexandri Magni.“ In: C&M 20: 98-158. [Fund
einer zweiten Hs., die Teile des Leo-Textes (vgl. Pfister [1913]) enthält;
Einleitung und Edition.]
Ross, David John Athole 1971. Illustrated medieval Alexander-books in Germany
and the Netherlands. A study in comparative iconography. Cambridge: Mo-
dern Hum. Research Ass. [Nach einer Einleitung zu den Texten und ih-
ren Quellen folgt eine Beschreibung der illuminierten Hss. und ihrer
Abhängigkeitsverhältnisse. Zur Collatio vgl. v.a. die Abb. 57, 198, 199,
229, 230, 258, 259, 398.]
Ross, David John Athole 1988. Alexander historiatus. A guide to medieval illustra-
ted Alexander literature. Frankfurt: Athenäum. 2. [überarbeitete und er-
gänzte] Auflage (1. Aufl. London: The Warburg Institute, 1963). [Trotz
des auf den ersten Blick einschränkenden Untertitels umfassende
grundlegende Studie, die Magoun (1929) bzw. den ersten Teil von Cary
(1956) ersetzt. Kurzcharakterisierungen und Inhaltsangaben nebst bi-
bliographischen Angaben im Anhang zu (nahezu) sämtlichen Alexan-
dertexten sowie Stemmata zu den Abhängigkeitsverhältnissen. Zur Col-
latio heißt es: „Much of the spirit and some of the matter of Palladius on
the Brahmans was used in a work which has survived only in three diffe-
rent forms in Latin, although a Greek version probably underlies them.
It was presumably a rhetorical exercise of late Imperial times and repre-
sents a reaction of some kind against the Cynic spirit of the Commonito-
rium Palladii, as in it Greek civilization, as represented by Alexander, is
Die Collatio Alexandri et Dindimi – eine annotierte Arbeitsbibliographie 79
ander und die Brahmanen wird auch die Collatio, „a kind of early Alle-
gro and Penseroso“ (247) gestreift, „which is preserved in Latin only“
(ebd.). Sie „cannot be dated“ und „might seem an excellent expression
of the dilemma of a Christianity which honoured both the monastic life
and the career of a crusader“ (ebd.).]
Voorbij, Johannes Benedict 1984. „Additions to Ross’s check-list of Alexander
texts.“ In: Scriptorium 38: 116-120. [Korrekturen und Ergänzungen zu
Ross (1956) und Hahn (1980).]
Voorbij, Johannes Benedict 1996. „Medieval dossiers and modern stemmas.
An exploration of manuscripts of the Epistola Alexandri ad Aristote-
lem.“ In: van Reenen, Pieter und van Mulken, Margot (edd.). Studies in
stemmatology. Amsterdam/Philadelphia: Benjamins: 209-232. [V. unter-
sucht die Bedeutung mittelalterlicher Textsammlungen (dossiers) für
die Überlieferung und das Erstellen von Stemmata exemplarisch an der
Epistola. Dabei ergibt sich u.a., daß die Collatio i.d.R. entweder zusam-
men mit anderen Briefwechseln, mit den Epistulae Pauli ad Senecam, mit
verschiedenen Schriften der Kirchenväter oder mit der Epistola und an-
deren Beschreibungen des Ostens überliefert ist (222).]
Walter, Fritz 1930. „Zu Varro, Seneca, Julius Valerius.“ In: BPhW 50: 827-830.
[Konjektur (829) zu Collatio 174,8f. K (= 264,34 P / 32,11f. St).]
Willis, William H. und Maresch, Klaus 1988. „The encounter of Alexander
with the brahmans: new fragments of the cynic diatribe P.Genev.inv.
271.“ In: ZPE 74: 59-83. [Synoptische Edition (zusammen mit entspr.
Abschnitten aus Palladius und Ps.-Ambrosius) von Papyrusbruch-
stücken, die dem bisher bekannten Teil (vgl. Martin [1959]) vorangehen
(74-77), mit anschließender Übersetzung (82f.) und Noten zur Textkon-
stitution (78-82). Durch diesen Neufund „the possibility of Arrian’s
authorship of the treatise [sc. Palladios II D] or of a part of it seems now
to be definitely excluded“ (62).]
Wilmart, André 1933. „Les textes latins de la lettre de Palladius sur les mœurs
des Brahmanes.“ In: RBen 45: 29-42. [W. gibt nach einleitenden allge-
meinen Untersuchungen eine synoptische Edition von Palladius und
drei Fassungen von Ps.-Ambrosius (34-40), nämlich in der Hss.-Fas-
sung, der Bamberger Version und der ‘edizione Sistina’. W. vermutet,
die sixtinische Fassung sei „probablement composée par un huma-
niste“ (41).]
Wittkower, Rudolf (1984). „Die Wunder des Ostens. Ein Beitrag zur Ge-
schichte der Ungeheuer.“ In: Ders. Allegorie und der Wandel der Symbole
in Antike und Renaissance. Aus dem Englischen von B. Schwarz. Köln:
DuMont: 87-150, 364-384 (zuerst als: „Marvels of the East. A study in
the history of monsters.“ In: JWI 5 [1942]: 159-97). [Fundamentale Ab-
handlung, die den geistesgeschichtlichen Hintergrund und die Tradi-
84 Marc Steinmann