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Kunstspeicher
Teper
Der internationale Kunstmarkt ist weitgehend die Mission hin, sich auf Kunst von afrikanischen
europäisch, weiß und männlich. Laut ArtFacts. Künstlern (wohnhaft oder per Herkunft) zu be-
Net sind unter den 100 weltweit erfolgreichsten schränken, die nach 2000 entstanden ist. Jochen
lebenden Künstlern 55 Europäer (10% der Welt- Zeitz, der 1963 in Mannheim geborene ehema
bevölkerung) und 28 US-Amerikaner (4,4% der lige Vorstandsvorsitzende der Puma AG hat mit-
Weltbevölkerung). Nur 21 Frauen befinden sich hilfe des Südafrikaners Mark Coetzee, der nun
unter den Top 100 und Afrika (17% der Weltbevöl- als Direktor und Chefkurator des MOCAA agiert,
kerung) ist mit gerade mal zwei Personen ver- die weltweit größte Sammlung afrikanischer Ge-
treten, dafür aber mit einer perfekt ausgegliche- genwartskunst zusammengetragen.
nen Gender-Ratio. Ernüchternd allerdings, dass Die Dauerleihgabe dieser Sammlung schafft
es sich hierbei um die seit 40 Jahren in Amster- die Basis der Exponate, ergänzt durch Themen-
dam lebende weiße Kapstädterin Marlene Du- und Sonderausstellungen, Filmprogramme und
mas und den weißen Johannesburger William Performances, sowie der obligatorischen Muse-
Kentridge handelt. umspädagogik. Letzteres ist von großer Bedeu-
Mit dem Zeitz MOCAA in der V&A Waterfront tung, da in Südafrika bis 1994 der schwarzen
(benannt nach Queen Victoria und ihrem Sohn Bevölkerung Museumsbesuche untersagt wur-
Alfred) in Kapstadt besitzt Afrika nun ein bedeu- den und noch immer große Schwellenängste be-
tendes Museum für zeitgenössische Kunst, das stehen. Der Museumsumbau wurde von der V&A
sich gerne mit den großen Häusern der Welt ver- Waterfront Gesellschaft bezahlt, die auch wei-
gleicht und messen lassen möchte. Der Name terhin die Besitzerin der Immobilie ist und für den
Museum of Contemporary Art Africa weist auf Unterhalt aufkommt.
Projektarchitekten
Mat Cash, Stepan Martinovsky
2 2
4
Mitarbeiter Entwurf
Simona Auteri, Ruggero Bruno 3 3
Chialastri, Yao Jen Chuang,
Francis Field, Sarah Gill, Xuan
zhi Huang, Changyeob Lee,
Julian Liang, Débora Mateo, Ste- 1. OG 4. OG 6. OG
fan Ritter, Luke Snow, Ondrej
Tichý, Meera Yadave, Lucie
Beauvert, Einar Blixhavn, Erich
Breuer, Alex Flood, Hayley
Henry, Hannah Parker, Luke
Plumbley, Matthew Prat
Bauleitung
Van der Merwe Miszewski
Architects, Rick Brown Asso- 1 2 2
ciates, Jacobs Parker
3
Tragwerksplanung
Arup/Sutherland
3 2
UG 2. OG 5. OG
Mit und gegen den Genius Loci Die etwa 100 Galerieräume sind – gegen den Ge- blicke gibt – wo Architektur zu erleben ist. Gran-
nius Loci – fast durchgängig orthogonal den dios wird es noch einmal, wenn man in das Un-
Die Sensation des MOCAA aber ist das lichte At- Zylindern eingestellt worden und durchweg ohne tergeschoss hinabsteigt, hier ist die Authenti-
rium, das Heatherwick aus den 42 Betonzylin- Tageslicht. Die Verbindungen zwischen den zität des Gebäudes erhalten. Betonzylinder
dern herausgeschält hat. Die biomorphe Form, Räumen und die Zugänge zu den Erschließungen und Kreissegmente dominieren die Räume, Me-
die sich aus der geometrisch im Grundriss so sind versehen mit massiven Schwingtüren mit tallrohre, Schütten und Klappen wurden kon-
eindeutigen Summe der Zylinder ergibt, erinnert klobigen Beschlägen. Die Estrichböden sind mit serviert.
an die Rauminterventionen von Gordon Matta- Keller- bzw. Garagenlack versiegelt und die Das Zeitz MOCAA ist ein aufmerksamkeitser-
Clark. Dieser spektakuläre Eingriff erzeugt wahr- Technik ist komplett sichtbar unter den Beton- regendes Gebäude: Ein einmaliger Bestand
haftig einen Bilbao-Effekt und ist in diesem Fall decken geführt. Wegeleitsysteme und Flucht- wurde einer neuen Nutzung zugeführt, die Emo
durchaus gerechtfertigt: Das Publikum der V&A wegschilder sind allgegenwärtig und plakativ an- tionen anspricht und wohl auch genügend Be
Waterfront, mit 24 Millionen Besuchern jähr- geordnet, so dass sie, zusammen mit den zu sucherzahlen generieren wird. Es wäre aber weit
lich Afrikas größte Touristen- und Shoppingattrak- großmaßstäblichen Bildbeschreibungen, in Kon- gefehlt, von einem großartigen Museum zu spre-
tion, ist wohl eher wenig kunstaffin – um es für kurrenz zur Kunst treten. Für ein sensibles Auge chen, denn die Großartigkeit beschränkt sich
einen Besuch des Museums zu interessieren, und den Kunstliebhaber ist es geradezu ein Af- auf all das, was nicht das Museum selbst ist. Sieht
braucht es mehr als die Kunst an sich. Das ein- front, in welche Banalität die Räume abgleiten. man dieses als eine Behausung für Kunst, dann
zigartige Foyer kann es mit jeder Hotel-Lobby Hingegen freut man sich immer wieder, die Auf muss man die Räume betrachten, in denen die
des jüngst verstorbenen John Portman aufneh- züge, Treppen und Stege zu erreichen, wo origi- Kunst gezeigt wird. Eine außergewöhnliche Fas-
men, inklusive offen geführter zylindrischer Auf- närer Sichtbeton und statisch notwendiger sade oder ein spektakuläres Atrium machen bei-
zugskapseln und gläserner Abschlüsse der Be- neuer Beton spannende Dialoge bieten, wo es leibe noch kein gutes Museum aus.
tonzylinder. Tageslicht und interessante Durch- und Aus-