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Form

Der Grundriss ist offen:


1 Eingang
Die Jury lobte dieses „freie
2 Aula Raumfeld“.
3 Speisesaal Grundriss und Längsschnitt

und Gefäß
4 Internatshäuser im Maßstab 1 :500
6
5 Bibliothek
5
8 9 6 Sporthalle
7 Lehrerhäuser
8 Barnim-Gymnasium
Bernau
Text Michael Kasiske 4 9 Oberstufenzentrum
Bernau
Lageplan im Maßstab
1:2500

3
2

2019 feiert das Bauhaus 1


100-jähriges Jubiläum.
Anlass, um das Bauhaus
Denkmal Bundesschule 7

Bernau bei Berlin um ein


Besucherzentrum zu er-
weitern. Steimle Architek-
1
ten setzten sich durch.
Nach dem Bauhaus in Dessau ist im vergangenen gen Boxen und den freien Formen einen geeigne- Die beiden Anerkennungen sind formal ähnlich:
Sommer auch die ehemalige Gewerkschafts- ten Entwurf. Die Preise kann man als zeitgenös- Bei dem Entwurf von Richter Musikowski Archi-
schule von Hannes Meyer in Bernau bei Berlin von sische Interpretationen von Gropius und Meyer tekten hebt das Preisgericht die ausgewogene
der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden. deuten. und flexibel bespielbare Anordnung der geschlos-
Der Bau, 1928 von dem frisch berufenen Bau- Der mit dem 1. Preis ausgezeichnete Pavillon senen und offenen Räume hervor; die markanten
haus-Direktor zusammen mit Hans Wittwer und von Steimle Architekten aus Stuttgart überzeug- Oberlichter scheinen jedoch eher als Einzelob-
den schuleigenen Werkstätten entwickelt, zeigt te das Preisgericht durch „die funktional flexib- jekte statt Pläne und Fotos in Szene setzen zu
die weniger heroische Ausprägung der berühm- len Nutzungsmöglichkeiten und den abstrakten wollen. Im Beitrag von Dittel Architekten stechen
ten Kunstschule, die im nächsten Jahr ihre 100- Duktus des Gestaltungsansatzes.“ Asymmet- hingegen überraschende Ausstellungspräsen-
jährige Gründung feiert. risch gestellte Schotten sorgen für eine eindeu- tationen heraus.
Meyer, der als Walter Gropius’ Nachfolger dort tige Öffnung des Raumes zum Baudenkmal. Andere Arbeiten sind zu verspielt, wie ein Vor-
eine Bauabteilung einrichtete, legte seinen Fo- Durch Verlagern der Sanitär- und Nebenräume schlag verdrehter, mit Pultdächern versehener
kus auf Funktionalität, Volksökonomie und auch ins Untergeschoss können die übrigen Funktio- Körper, oder stellen durch edle Materialien die
materielle Dauerhaftigkeit, an der es der „Weißen nen so platziert werden, dass dank der geschoss- Gewerkschaftsschule in den Schatten. Den zu-
Moderne“ gebricht. Für die kurzen Aufenthalte hohen, vollständigen Verglasung eine visuelle künftigen Besuchern bleibt zu wünschen, dass 1. Preis Steimle Architekten
rücken das Besucherzen­
der Gewerkschaftler an der Schule war eine ein- Durchlässigkeit weitgehend ermöglicht wird. der erste Preisträger seinen Entwurf trotz straf-
trum leicht vom Parkplatz
fache organisatorische und soziale Orientierung Äußerlich fällt die breite Dachschürze ins Auge, fer Rahmenbedingungen realisieren kann. Das ab. Die Flächen drumherum
vonnöten. „Die Bauanlage,“ so Meyer, „ist ledig- deren charakteristische Einschnitte ihm die Budget beträgt 830.000 Euro, die Bauzeit nur sollen frei bepflanzt wer-
lich eine plastische Übersetzung dieser sozialpä- Schwere nimmt. Gehalten wird die Konstruktion rund ein Jahr. den.
Das Bauhaus Denkmal Bun-
dagogischen Funktionen.“ durch in ihrer Materialstärke äußerst reduzierte desschule Bernau befin­-
Im Jubiläumsjahr 2019 soll für die in einem Zugstützen, so dass die klare Form zwischen Nichtoffener Realisierungswettbewerb det sich circa vier Kilometer
Kiefernwald gelegene Bauhausstätte ein neuer den Kiefern zu schweben scheint. 1. Preis (5000 Euro) Steimle Architekten, Stuttgart nordwestlich der Stadtmitte.
Abbildungen: Architekten
Empfangsbau bereit stehen, der aber auch als Der 2. Preis von Arnke Hänsch Mattmüller aus 2. Preis (3000 Euro) Arnke Hänsch Mattmüller, Berlin
Anlaufpunkt des Ortsteils Waldfrieden dient. Dem Berlin ist hingegen ein bescheidener Holzbau, Anerkennung (1000 Euro) Dittel Architekten, Stuttgart
funktionalen Spagat folgt ein gestalterischer, der – ganz im Sinn von Meyer – weniger Form als Anerkennung (1000 Euro) Richter Musikowski, Berlin
nämlich sich als „hochwertiges städtebaulich- Gefäß der Funktionen sein möchte. Der Grund- Fachpreisrichter
architektonisches Bauwerk“ dem Weltkulturerbe riss wird bestimmt von vier gleich den benachbar- Barbara Holzer, Zürich (Vorsitz); Angela Mensing-de Jong,
unterzuordnen. ten Lehrerhäusern gestaffelten Kuben, die durch Dresden; Winfried Brenne, Berlin; Wolfgang Schuster,
Potsdam; Silvia Schellenberg-Taut, Leipzig; Philipp Jamme,
Dank der Förderung des Neubaus im Bundes- eine ebenfalls Meyer zitierende, gerade Glas-
Potsdam; Johann Bierkandt, Mannheim
programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ front zusammengefasst und ausschließ­­lich zum
Ausloberin
konnte die Stadt Bernau einen nicht offenen Baudenkmal ausgerichtet werden. Über Shed-
Stadt Bernau bei Berlin
Wettbewerb ausloben, an dem 15 Büros – sechs dächer werden die ansonsten geschlos­s enen,
Wettbewerbsbetreuung
gesetzt, neun gelost – teilnahmen. Das Preisge- tiefen Räume belichtet, deren variable Nutzung
Gruppe Planwerk, Berlin
richt fand unter den überwiegend quaderförmi- vom Preisgericht gewürdigt wird.

16 Wettbewerbe Entscheidungen Bauwelt 9.2018 Bauwelt 9.2018 Wettbewerbe Entscheidungen 17


2

2. Preis Arnke Hänsch


Mattmüller beziehen sich
mit der gestaffelten Rei-

A
hung von Kuben formal auf
die Lehrerhäuser.
Grundriss im Maßstab
1:500, Abbildungen: Archi-
tekten

Anerkennung Dittel Archi-

A
tekten legen einen sehr
ruhigen Entwurf vor. Der
Jury fehlt „eine prägnante
architektonische Haltung“.
Abbildung: Architekten

Anerkennung Richter
Musikowski bilden mit einer
zwei Meter starken Dach-
scheibe, die von einzelnen
Volumen getragen wird,
die Grundstruktur ihres Ent-
wurfs. Für die Jury „über-
ambitioniert“.
Abbildung: Architekten

18 Wettbewerbe Entscheidungen Bauwelt 9.2018

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