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Der Begriff Gender. Unterschied zwischen Sex und Gender. Wie ist das „biologische
Geschlecht“ definiert...

SEX *biologisches Geschlecht* GENDER *soziales Geschlecht*


Physiologische und anatomische Gesellschaftlich bestimmte Rollen
Unterschiede zwischen Mann und Frau
Angeborene Geschlechtsmerkmale Soziale Unterschiede werden erlernt
Meist, nicht immer eindeutig Intra- und interkulturelle Unterschiede
Nur schwer veränderbar Veränderbar
Essentiell für Reproduktion Kaum Zusammenhang zwischen
Reproduktion

Der Genderbegriff wurde 1955 in die entwicklungspsychologische Terminologie eingeführt,


und ist eine Abkoppelung des sozialen Geschlechts vom biologischen Geschlecht
Geschichte des Genderbegriffs: seit den 70er im angloamerikanischen Sprachraum weit
verbreitet, seit 90er auch im deutschen Raum gebräuchlich
Definition von Ann Oakley „ Sex ist ein biologischer Begriff, Gender ein psychologischer
bzw. kultureller Begriff. Allgemein wird angenommen, dass ein weibliches biologisches
Geschlecht (sex), automatisch auch zu weiblichem sozialem Geschlecht (gender) führt. Dies
ist nicht so (...)“

Welche Möglichkeiten zur wissenschaftlichen Betätigung hatten Frauen in der frühen


Neuzeit?
• Ausbildung wird von den Klöstern an neu entstandene Universitäten verlegt;
• Klosterausbildung stand beiden Geschlechtern offen, Universitäten standen nur Männern
offen
• Weibliche Professoren stellen extreme Ausnahme dar z.B.Bettisia Gozzadini, Novella
Andrea
• Naturwissenschaften nehmen bedeutenden Aufschwung
• Anatomie beruft sich einerseits auf antike Autoren wie Aristoteles oder Galen, andererseits
werden nun Sektionen durchgeführt
Möglichkeiten für Frauen:
Universitäten, Wissenschaftliche Akademien, Frauen als Privatgelehrte, Wissenschaften als
„Handwerk“
Prinzipiell war Frauen der Zugang zu Universitäten untersagt, Ausnahmen stellen einige
italienische Universitäten dar (Padua, Bologna)
Novella d’Andrea unterrichtete Recht im 14. Jahrhundert in Bologna

Gab es naturwissenschaftliche Frauen in der Antike?


• Theano: Witwe des Pythagoras, führte nach seinem Tod seine Schule auf Sizilien weiter;
verfasst Studien zum menschlichen Körper
• Diotima (5. Jhd.v.Chr.): Von Platon als Priesterin und Lehrerin des Sokrates beschrieben
• Agalaonike (4./3.Jhd.v.Chr.): 1.Astronomin der Wissenschaftsgeschichte, beschrieb
Periodizität der Mondfinsternissen
Frauen waren in der Antike meist auf den privaten Bereich beschränkt (Phänomen der
Oberschicht); in Athen war die Situation besonders schlecht; es gab keine Ausbildung für
Mädchen, keine politischen Ämter für Frauen
Ausnahmen: Hetären z.B.: Aspasia (Geliebte des Perikles)
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Ursachen für androzentrische Sichtweisen in der Evolutionstheorie? Was ist


Androzentrismus?
Androzentrismus bedeutet: Männerzentriertheit, nicht geschlechtsneutral, Begriffe werden auf
männliche Erlebniswelt bezogen, Frauen werden nicht berücksichtigt

Androzentrische Sichtweisen in der Evolutionstheorie:


Darwins Evo.theorie setzt sich aus 6 Elementen zusammen, 4 davon sind geschlechtsneutral:
*Evolution als solche
*Gemeinsame Abstammung aller Organismen
*Vervielfachung der Arten
*Der Gradualismus
Nicht geschlechtsneutral sind:
*Natürliche Selektion
*Sexuelle Selektion

Natürliche Selektion:
Darwin benutzt eine „männerorientierte“ Sprache, Leitmotive sind: Kampf,
Auseinandersetzung, Konflikt, Konkurrenz, Sieg
Sprache spiegelt die Situation während der industriellen Revolution wider

Sexuelle Selektion:
Darwin „es ist sicher, dass bei fast allen Tieren ein Kampf zwischen den Männchen um den
Besitz der Weibchen besteht. Es können daher die Weibchen unter der Voraussetzung, dass
ihre geistigen Fähigkeiten für die Ausübung einer solchen Wahl reichen, eines von mehren
Männchen wählen“

Androzentrische Sichtweisen bleiben auch im 20. Jahrhundert erhalten, weiterhin sind die
meisten Evolutionsbiologen Männer. Theorien aus dem 19. Jhd. werden übernommen, ohne
sie an die veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse anzupassen

Die Sammlerinnenhypothese (Autorinnen, Inhalt, zeitl. Bzw. gesellschaftl. Kontext)


Jagdhypothese, warum ist sie androzentrisch?
Unterschied zwischen Jagdhypothese und Sammlerinnenhypothese
Welche Theorie wurde in der Hominisation als androzentrisch bezeichentr? Wieso kann
man die Jagdhypothese als besonders androzentrisch bezeichnen?

JAGDHYPOTHESE (nach Washburne, Lee und DeVore)


• 99% unserer Evolution folgten wir einer aneignenden Form der Substistenz
• basiert auf der Annahme: Gemeinsame Jagd der Männer vs. Einsames Kinderaufziehen der
Frauen
• Gemeinsame Jagd als Voraussetzung für Schlüsselereignisse der Homindenevolution:
Bipedie, Sprachenerwerb
• Frauen hatten keinen Anteil an diesen Schlüsselereignissen
Evolution findet nur durch den Mann statt; gemeinsame Jagd erfordert Kooperation, soziales
Verhalten, Sprachentwicklung und induziert Erfindung von Jagdgeräten und Werkzeugen
Frauen nutzen nur „technisch minderwertige“ Werkzeuge

SAMMERLINNEN HYPOTHESE
Gegentheorie zur Jagdhypothese
• Basierend auf gesellschaftspolitischen Veränderungen in den späten 1960er und 70er Jahren
kommt es zu einer Trendwende
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• Feministische Anthropologie
• Frauen als Sammlerinnen sind der Motor der Evolution (Zihlmann und Tanner) durch
Kinderaufzucht etc.
• Nicht Jagd ist die Grundvoraussetzung für Ernährung der Gruppe sonder Sammeltätigkeit
der Frauen
• Sammeln erfordert: Komplexe kognitive Leistungen (Unterscheidung von genießbaren und
giftigen Pflanzen), soziale Leistungen (Kooperation, Kommunikation)

Kritik an Jagdhypothese:
Kritik an der Annahme, dass fleischliche Nahrung entscheidend für Hominisation gewesen
wäre, Kritik an Evolutionsimpuls Jagd, Sammeltätigkeit der Frau wird in den Vordergrund
gestellt,
Mutter-Kind-Beziehung entscheidend für:
Spracherwerb, Bipedie (Tragen des Kindes), Bildung von Sozialgruppen,
Werkzeugtauglichkeit

In welchem Bereich der Biologie sind viele Frauen vertreten? Ursachen? Warum
werden weibliche Forscherinnen mit der Primatologie assoziiert?
Primatologinnen (Beispiele)
Dian Fossey: keine universitäre Ausbildung, Arbeit mit Berggorillas in Ruanda, Kongo
Birute Galdikas: Promotion in Anthropologie, Arbeit mit Orang Utans in Indonesien

Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen Forschungsthemen und Geschlecht:


Beispiele: Ethologie, Lebensabschnittsforschung, Rolle der Frau, Rolle der Mutter,
Reproduktion

Primatologinnen im National Geographic:


Weibliche Affen werden primär als Mütter dargestellt; Primatologinnen werden primär als
Mütter dargestellt (entweder mit menschlichen Kindern, oder mit Affenbabys)
Primatologinnen werden als Bindeglied oder Mediatorin zwischen Mensch und Natur
dargestellt (Grund für Leakey weibliche Primatologinnen auch ohne Ausbildung einzuheuern)
Frauen gelten eher als ein „Teil der Natur“; Primatologinnen als Werbeträger

Wer war Margaret Cavendish?


1623 – 1673
Tochter eines niedrigen Adeligen aus Colchester; erhielt keine gründliche Ausbildung
Heiratete Herzog von Newcastle; publizierte naturphilosophische Werke, behandelte Themen
wie Materie und Bewegung, Existenz des luftleeren Raumes, Magnetismus, Leben und
Zeugung
„Wir Frauen sind an Schulen und Universitäten nicht geduldet“

Wer war Sonja Kovalevskaya?


1850 – 1891
Russische Mathematikerin, erste Frau, die außerhalb Italiens eine Professur erhielt.
Studierte in Heidelberg mit Sondergenehmigung, promovierte in Göttingen, wurde
Privatdozentin Stockholm;
1884 wurde sie ordentliche Professorin für Mathematik an der Universität Stockholm
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Wer war Joliot-Curie?


1897 – 1956
setzte die wissenschaftliche Arbeit ihrer Arbeit fort; ausgezeichnete Ausbildung
naturwissenschaftlicher Fächer; studierte Mathematik und Physik
assistierte ihrer Mutter, heiratete Assistenten ihrer Mutter;
1935 Nobelpreis in Physik; 2 Kinder, werden auch Physiker
stoppte Veröffentlichungen damit ihre Daten nicht für den Bau der Atombombe genutzt
werden konnten, starb an Leukämie

Wer war Lise Meitner?


1878 - 1968
mit 23 Jahren Externistenmatura, Physikstudium an der Uni Wien; promovierte 1905 als 2.
Frau im Fach Physik; wurde dann auch außerordentliche Professorin für Physik, verlor aber
1933 durch die Nazis ihre Lehrbefugnis
sie emigrierte nach Schweden, arbeitete lange mit Otto Hahn an der Kernspaltung zusammen
1946 erhielt Otto Hahn den Nobelpreis

Hildegard von Bingen’s sex ratio!


Hildegard v.B. befasste sich mit Fragen der Geschlechterbiologie; sie versucht die
Geschlechtsunterschiede anhand des biblischen Schöpfungsberichtes zu erklären und zu
erklären und zu relativieren. Sie betrachtet Männer und Frauen als sich ergänzend.
„Mann und Frau sind auf solche Weise miteinander vermischt, dass einer das Werk des
anderen ist.“
Erklärung der Sex Ratio:
„Wenn der Mann einen starken Samen hat, und der Mann und die Frau einander lieben, wird
es ein kluger und tüchtiger Sohn.“
Starker Samen + Mann liebt Frau, Frau ihn aber nicht liebt  weniger tüchtiger Sohn
Same schwach + Mann und Frau lieben sich tüchtiges Mädchen
Same schwach + Keine Liebe  weniger tüchtiges Mädchen
Same stark + Keine Liebe  bitterer Sohn
Same schwach + Keine Liebe  bittere Tochter

Geschlecht des Kindes hängt von der Stärke des väterlichen Samens ab, der Charakter von der
ehelichen Liebe der Eltern.
Ehebruch hat drastische Folgen: Unangemessene Blutvermischung führt zu unglücklichen
befleckten Kindern, deren Vernunft beeinträchtigt ist.

Was ist die Präformationstheorie?


Antoni van Leeuwenhoek (1632 – 1723) entdeckte Samenzellen; er glaubte Samentierchen im
Mikroskop entdeckt zu haben;
Annahme: „Animacula“ wären fertige kleine Lebewesen, die von der Frau ausgebrütet
werden (Präformation)

Präformationstheorie: Existenz vollentwickelter Organismen in der Ei- oder Samenzelle


• Ovisten: künftige Generationen in der weiblichen Eizelle präexistent und werden vom
männlichen Samen lediglich belebt
• Spermatisten: kleine Homunkuli in männlichen Samenzellen
Gegentheorie: wichtigster Vertreter Buffon, betont Beteiligung beider Eltern an der Zeugung
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Aristotelische Theorie zu Geschlechtsunterschieden?


Aristoteles hatte ein dualistisches Weltbild:
Weiblich: Passiv, Materie, Unvollkommenheit, möglich
Männlich: Aktiv, Form, Vollkommenheit, wirklich
Seien Aussagen: Die weibliche Unvollkommenheit ist das Resultat fehlender Wärme; die
Wärme dient dazu den Stoff „gar zu kochen“, und so seiner Entwicklung zu dienen;
Die Frau ist kälter als der Mann= Zentrale Prämisse der aristotelischen Naturkunde
Sie: weniger Wärme  kleiner und schwächer als Mann
Er: größere Wärme  größer, sehniger und langlebiger
Der Mann hat ein größeres Gehirn, die Frau ist neidischer, nachtragender, streitsüchtiger
Der Mann gibt dem Fötus die Form, die Frau liefert nur die Materie

Yentl-Syndrom von Healy? Was wollte er damit aussagen?


Betrifft die kardiovaskulären Erkrankungen. Diese gelten als „Männerkrankheiten“
schlechthin, aber bei Frauen ist Herztod die häufigste Todesursache
Studien werden fast ausschließlich an weißen Männern durchgeführt, die Behandlung und
Medikation ist auch auf sie abgestimmt
Healy (1991) „Frauen müssen erst beweisen so herzkrank wie ein Mann zu sein, um die selbe
Behandlung zu erhalten“ Yentl-Syndrom
Herzkrankheiten gelten als Männerkrankheiten.... warum?
• Assoziation mit beruflichem Stress (Managertod) aus den 50er und 60er Jahren
• Frauenleben werden als „stressfrei“ bezeichnet
• Herzerkrankungen setzen bei Männern früher ein, da Frauen „hormonellen Schutz“
aufweisen, Risiko steigt bei Frauen ab Menopause drastisch an
• Diagnose und Behandlungskriterien orientieren sich ausschließlich am Modell Mann

Prinzipien der genderspezifischen Medizin?


• Relativ neue Betrachtungsweise: Gendermainstreaming wurde im Aktionsplan 2000 für alle
EU Staaten verpflichtend vorgeschrieben
• Basiert auf dokumentierten Unterschieden in den Erfahrungen von Männern und Frauen
hinsichtlich Gesundheit, Krankheit, Behandlung, medizinische Versorgung
• Vorwurf Konzepte von Krankheit und Behandlung von Krankheiten sind „männerorientiert“
• Unterschiede in der Lebenserwartung und in der Krankheitsbelastung

Männer und Frauen unterschieden sich:


• Im Gesundheitsbewusstsein (unterschiedlicher Gesundheitsbegriff)
• Im Gesundheitsverhalten (Lebensweise, Vorsorgeuntersuchungen)
• Krankheitsbewältigung
• Diagnose, Behandlung, Medikation,

Geschlechtsaspekte in der Biomedizin werden zu wenig berücksichtigt, Aspekt „Gender“ wird


in der medizinischen Forschung kaum berücksichtigt
Es existieren viel weniger Studien an Frauen, Mann gilt als einziges Modell für
Theorienbildung
Frauen später krank eingestuft als Männer
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Worum ging es in den Arbeiten von Kimura? (1992)


• Feinbau des Gehirns wird bereits früh von Sexualhormonen beeinflusst
• Sexualhormone spielen bereits intrauterin eine entscheidende Rolle bei der somatischen
Geschlechstdifferenzierung
• Sexualhormone wirken intrauterin auch auf Gehirndifferenzierung
• Entscheidende Gehirnstruktur ist der Hypothalamus
• Tierversuche (Ratten) belegen, dass der Nucleus Praeopticus unter Androgeneinfluss größer
ist

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